Vir­tu­el­ler Rund­gang

Mit­hil­fe un­se­res vir­tu­el­len Rund­gangs kön­nen Sie das Ge­bäu­de - vom hei­mi­schen Rech­ner oder mit Ih­rem Smart­pho­ne vor Ort - er­kun­den. Die Ge­bäu­de­tei­le, die der Öf­fent­lich­keit all­ge­mein zu­gäng­lich sind, wer­den auf die­sem Rund­gang durch Sta­tio­nen er­gänzt, die Sie nicht oder nur im Rah­men ei­ner of­fi­zi­el­len Füh­rung be­sich­ti­gen kön­nen.

Frei zu­gäng­li­che Tei­le des Ge­bäu­des

Kup­pel und Bron­ze­skulp­tur

Über dem Quer­rie­gel er­hebt sich ein qua­dra­ti­scher Turm­bau, der in die ins­ge­samt 68,50 m ho­he Au­ßen­kup­pel über­geht. Die Kup­pel wird von ei­ner La­ter­ne mit der 5,50 m ho­hen Bron­ze­skulp­tur „Die Wahr­heit“ ge­krönt. An den vier Ecken des Un­ter­baus der Kup­pel ste­hen Ad­ler mit aus­ge­brei­te­ten Flü­geln. Auf ih­nen sit­zen weib­li­che Fi­gu­ren. In der ei­nen Hand hal­ten sie ei­ne Fa­ckel, in der an­de­ren ein Buch. Sie sym­bo­li­sie­ren, dass vom Reichs­ge­richt aus höchst­rich­ter­li­che Ent­schei­dun­gen als die „Wahr­heit“ in al­le Tei­le des Deut­schen Reichs ge­tra­gen wer­den.

Haupt­por­tal

Der sechs­säu­li­ge Por­ti­kus mit Drei­ecks­gie­bel prägt die nach Os­ten ge­wand­te Haupt­fas­sa­de. In der Mit­te thront Jus­ti­tia, die Göt­tin der Ge­rech­tig­keit. Links von ihr be­fin­det sich ei­ne bild­haf­te Dar­stel­lung der be­frei­en­den Tä­tig­keit der Jus­tiz. Die rech­te Fi­gu­ren­grup­pe zeigt die stra­fen­de Funk­ti­on der Recht­spre­chung. Links und rechts der Säu­len ste­hen die so­ge­nann­ten Kai­ser­tür­me. In den heu­te lee­ren Ni­schen be­fan­den sich ur­sprüng­lich Sta­tu­en der Kai­ser Wil­helm I. und Wil­helm II. Die um­fas­sen­de Re­stau­rie­rung, bei der das Ge­bäu­de wei­test­ge­hend in sei­nen ur­sprüng­li­chen Zu­stand ver­setzt wur­de (1998 bis 2002), ver­zich­te­te auf ih­re Wie­der­errich­tung. Auch ei­ne Wie­der­her­stel­lung der ur­sprüng­li­chen Ver­zie­rung der Fens­ter­gie­bel mit Reichs­kro­nen und Reichs­äp­feln, die zu DDR-Zei­ten un­ter an­de­rem in Wap­pen (auch west-)deut­scher Städ­te um­ge­ar­bei­tet wur­den, un­ter­blieb.

Nord­fas­sa­de

Der an der Wäch­ter­stra­ße ge­le­ge­ne Nord­flü­gel des Ge­bäu­des be­her­bergt auch heu­te noch die Bi­blio­thek des Ge­richts. Die Skulp­tu­ren von sechs Rechts­ge­lehr­ten bli­cken von oben her­ab: Ei­ke von Rep­gow, Jo­hann Frei­herr von Schwar­zen­berg, Jo­hann Ja­cob Mo­ser, Karl Gott­lieb Sua­rez, Paul Jo­hann An­selm von Feu­er­bach und Fried­rich Karl von Sa­vi­gny.

West­fas­sa­de

Im Mit­tel­bau des west­li­chen Ge­bäu­de­teils be­fin­den sich die Ge­richts­sä­le. Die Fas­sa­den­mo­ti­ve sym­bo­li­sie­ren da­her die recht­spre­chen­de Tä­tig­keit des Ge­richts: Ad­ler be­zwin­gen Schlan­gen, die an vie­len Stel­len des Ge­bäu­des als Zei­chen des Bö­sen und der Lü­ge zu se­hen sind. Ge­fes­sel­te Lö­wen­köp­fe zei­gen, dass sich auch der Mäch­tigs­te dem Recht beu­gen muss.

Süd­fas­sa­de

Im süd­li­chen, zur Beet­ho­ven­stra­ße ge­le­ge­nen Teil des Ge­bäu­des be­fand sich die Woh­nung des Reichs­ge­richts­prä­si­den­ten ein­schlie­ß­lich des da­zu ge­hö­ren­den Fest­saals. Die Fas­sa­de zeigt dem­entspre­chend kei­ne Dar­stel­lun­gen der Jus­tiz, son­dern fest­li­che, ein­la­den­de Mo­ti­ve, die von der Fi­gu­ren­grup­pe der „Gast­freund­schaft“ ge­krönt wer­den.

Kup­pel­hal­le

Die Kup­pel­hal­le ist der Mit­tel­punkt des Ge­bäu­des. Von ihr aus kön­nen al­le öf­fent­li­chen Be­rei­che be­tre­ten wer­den. Die kunst­voll ge­ar­bei­te­ten schmie­de­ei­ser­nen To­re in den Ecken der Hal­le grenz­ten frü­her den öf­fent­li­chen vom nicht­öf­fent­li­chen Teil des Ge­bäu­des ab. Heut­zu­ta­ge sind hier­für mo­der­ne Schlie­ß­an­la­gen ein­ge­baut.

Die Hal­le ist 33,50 m lang, 23 m breit und un­ter der Kup­pel 23,60 m hoch. Der Grund­riss ist ei­nem rö­mi­schen Kreuz nach­emp­fun­den, der Raumein­druck er­in­nert an ei­ne Ba­si­li­ka. Der in den Bo­den ein­ge­las­se­ne Schluss­stein mar­kiert die Ein­wei­hung des Ge­bäu­des am 26. Ok­to­ber 1895. Seit dem Ein­zug des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts er­in­nert am ge­gen­über­lie­gen­den En­de der Hal­le ei­ne Büs­te an Ru­dolf von Gneist (1816 bis 1895). Der preu­ßi­sche Ju­rist und Po­li­ti­ker for­der­te als ei­ner der Ers­ten ei­ne un­ab­hän­gi­ge und ei­gen­stän­di­ge Ver­wal­tungs­ge­richts­bar­keit.

Für den Licht­ein­fall sor­gen vier gro­ße, mit Glas­ma­le­rei ver­se­he­ne Halb­kreis­fens­ter. Sie stel­len sym­bol­haft die Ge­bie­te des da­ma­li­gen Reichs dar, über die sich die Recht­spre­chung des Reichs­ge­richts er­streck­te: Han­del und Schiff­fahrt mit den Stadt­wap­pen von Ham­burg und Lü­beck im Nor­den, Land­wirt­schaft mit Kö­nigs­berg und Ma­ri­en­burg im Os­ten, Kunst und Kunst­ge­wer­be mit Nürn­berg und Augs­burg im Sü­den so­wie die In­dus­tria­li­sie­rung mit den Städ­ten Köln und Straßburg im Wes­ten.

Reichs­ge­richts­mu­se­um

Am hin­te­ren En­de der Hal­le be­fin­det sich auf der lin­ken Sei­te der Ein­gang zum Reichs­ge­richts­mu­se­um.

Trep­pen­auf­gang

Auf der lin­ken Sei­te der Hal­le führt das Haupt­trep­pen­haus zur Em­po­re hin­auf. An des­sen öst­li­cher Wand sym­bo­li­siert ei­ne Fi­gu­ren­grup­pe („Ver­damm­nis“) die Ver­ur­tei­lung ei­nes Straf­tä­ters. Die ge­gen­über­lie­gen­de Sei­te zeigt ei­nen An­ge­klag­ten, der frei ge­spro­chen wur­de („Er­lö­sung“). Die­se wie auch die meis­ten Skulp­tu­ren des Ge­bäu­des wur­den, nach Ent­wür­fen des Ar­chi­tek­ten Hoff­mann, von dem Bild­hau­er Ot­to Les­sing (1846 bis 1912) ge­schaf­fen.

Ga­le­rie

Die Ga­le­rie zeigt ei­ne Viel­zahl von Re­li­efs, wel­che die Auf­ga­ben und Wir­kun­gen der Recht­spre­chung sym­bo­li­sie­ren. Fa­ckeln der Wahr­heit ver­trei­ben Dra­chen bzw. Schlan­gen als Zei­chen der Lü­ge und des Bö­sen. Ei­ne Tau­be mit Öl­zweig ver­kün­det den (Rechts-)Frie­den. Pal­las­köp­fe und Eu­len ste­hen für Weis­heit. Von der Ga­le­rie aus sind auch die vier halb­kreis­för­mi­gen Re­li­efs zu bei­den Sei­ten des nörd­li­chen und des süd­li­chen far­bi­gen Fens­ters am bes­ten zu er­ken­nen. Sie zei­gen die Tä­tig­keit der (Straf-)Jus­tiz: ne­ben dem süd­li­chen Fens­ter die „Un­ter­su­chung“ und die „Voll­stre­ckung“, ne­ben dem nörd­li­chen Fens­ter das „Ur­teil“ und die „Gna­de“. In den Ecken der Hän­ge­kup­pel wer­den die rich­ter­li­chen Tu­gen­den Weis­heit, Klar­heit, Ent­schlos­sen­heit und Mil­de dar­ge­stellt. Auf der Ga­le­rie sind dar­über hin­aus in Vi­tri­nen wech­seln­de Aus­stel­lun­gen aus den his­to­ri­schen Bi­blio­theks­be­stän­den zu se­hen.

Gro­ßer Sit­zungs­saal

Der Gro­ße Sit­zungs­saal ge­hört zu den be­ein­dru­ckends­ten Räu­men des Ge­richts. Er ist 23 m lang, 12 m breit und 9,80 m hoch. Mit Aus­nah­me der Be­stuh­lung und der Rich­ter­bank, be­fin­det sich der Saal in sei­nem ur­sprüng­li­chen Zu­stand. Sei­ne Aus­ge­stal­tung ver­deut­licht den An­spruch, Recht für das gan­ze Reich zu spre­chen. Die De­cken- und Wand­ver­tä­fe­lung aus Ei­chen­holz zeigt die Wap­pen al­ler Glied­staa­ten des Reichs, mit den­je­ni­gen der Kö­nig­rei­che Preu­ßen, Sach­sen, Bay­ern und Würt­tem­berg im Mit­tel­feld der De­cke. In den far­bi­gen Fens­tern sind die Wap­pen von 25 Städ­ten zu se­hen, in de­nen sich sei­ner­zeit Ober­lan­des­ge­rich­te be­fan­den. Die ge­gen­über­lie­gen­de Wand zeigt Por­traits der Kai­ser Wil­helm I. und Fried­rich III. Im Gro­ßen Sit­zungs­saal fand un­ter an­de­rem der Pro­zess zum Reichs­tags­brand statt. Heu­te wird der Raum nicht nur für Ge­richts­ver­hand­lun­gen, son­dern we­gen sei­ner her­vor­ra­gen­den Akus­tik auch für öf­fent­li­che Kon­zer­te des Ver­eins Kunst und Jus­tiz e.V. ge­nutzt.

Wei­te­re Ge­bäu­de­tei­le

His­to­ri­sche Sit­zungs­sä­le

Ein ehe­ma­li­ger Zi­vil­se­nats­saal so­wie zwei frü­he­re Straf­se­nats­sä­le sind in ih­rer ur­sprüng­li­chen Form mit Ei­chen­de­cke, reich ver­zier­ten Holz­tü­ren und Wand­pa­nee­len er­hal­ten. Ein Tür­blatt im Zi­vil­se­nats­saal, auf dem zwei Häh­ne um ei­ne Flie­ge strei­ten, zeigt au­gen­zwin­kernd, im wel­chem (Miss-)Ver­hält­nis Streit­lust und Streit­ge­gen­stand ge­le­gent­lich ste­hen. In ei­nem der Straf­se­nats­sä­le hin­ge­gen zeigt ei­ne Tür ei­nen Dra­chen­tö­ter, und um­lau­fen­de Ket­ten ver­deut­li­chen, wel­che Stra­fe auf den ver­ur­teil­ten Tä­ter war­tet. Die Sä­le wer­den wei­ter­hin für Ge­richts­ver­hand­lun­gen ge­nutzt und kön­nen da­her tou­ris­tisch nur im Rah­men von Füh­run­gen be­sich­tigt wer­den.

Mo­dern ge­stal­te­te Sit­zungs­sä­le

Die üb­ri­gen Sit­zungs­sä­le sind mo­dern in hel­ler Ei­che aus­ge­stal­tet. Sie ent­hal­ten, wie auch die his­to­ri­schen Sit­zungs­sä­le und der Gro­ße Sit­zungs­saal, al­le tech­ni­schen Ein­rich­tun­gen, die ein mo­der­ner Ge­richts­be­trieb er­for­dert. We­gen ih­rer Nut­zung für Ge­richts­ver­hand­lun­gen kön­nen die­se Sä­le tou­ris­tisch nur im Rah­men von Füh­run­gen be­sich­tigt wer­den.

Mar­mor­trep­pen­haus

Die Woh­nung des Prä­si­den­ten des Reichs­ge­richts ver­füg­te über ei­nen ei­ge­nen Ein­gang. Von die­sem aus führ­te das so­ge­nann­te Mar­mor­trep­pen­haus in den Teil der Prä­si­den­ten­woh­nung, der für ge­sell­schaft­li­che An­läs­se ge­nutzt wur­de. Das Trep­pen­haus zeigt den An­spruch der Ar­chi­tek­ten, ein Ge­samt­kunst­werk zu schaf­fen und des­halb bei­spiels­wei­se auch De­cken­ge­län­der, Wand- und De­cken­schmuck so­wie Kan­de­la­ber selbst zu ent­wer­fen.

Spei­se­zim­mer der vor­ma­li­gen Prä­si­den­ten­woh­nung

Im ehe­ma­li­gen Spei­se­zim­mer der Prä­si­den­ten­woh­nung be­ein­druckt ins­be­son­de­re die reich ge­schnitz­te Ei­chen­holz­de­cke. Wie im his­to­ri­schen Zi­vil­ge­richts­saal, be­geg­ne­ten ur­sprüng­lich die Ar­chi­tek­ten dem Be­su­cher auch im Spei­se­zim­mer au­gen­zwin­kernd: Im Ran­ken­werk des Tür­rah­mens füt­ter­ten Vö­gel ih­re hung­ri­gen Jun­gen im Nest. Die­ses De­tail konn­te bei der Re­stau­rie­rung lei­der nicht wie­der­her­ge­stellt wer­den. Heu­te wird der Saal für Ta­gun­gen und Be­spre­chun­gen ge­nutzt.

Fest­saal

Der far­bi­ge, reich mit Bild-, Skulp­tu­ren- und Re­li­ef­schmuck aus­ge­stat­te­te ehe­ma­li­ge Fest­saal im Süd­flü­gel des Ge­bäu­des wirkt in sei­ner Pracht­ent­fal­tung sehr ba­rock. Er wur­de für of­fi­zi­el­le Tanz­ver­an­stal­tun­gen und pri­va­te Fest­lich­kei­ten des Reichs­ge­richts­prä­si­den­ten ge­nutzt. Zahl­rei­che Re­li­efs mit Dar­stel­lun­gen tan­zen­der und mu­si­zie­ren­der Per­so­nen wei­sen auf den fest­li­chen Cha­rak­ter des Saals hin. Ein De­cken­fres­ko in der Mit­te des Saals zeigt den „Ein­zug Apol­los mit den Mu­sen bei der Jus­tiz“. Ge­stal­te­ri­sches Vor­bild wa­ren äl­te­re Sä­le des Pa­ri­ser Lou­vre.

Bi­blio­thek

Die mo­dern ge­stal­te­te Bi­blio­thek er­streckt sich über zwei Eta­gen so­wie zwei Zwi­schen­ge­schos­se im nörd­li­chen Teil des Ge­bäu­des. Das zur Bi­blio­thek füh­ren­de his­to­ri­sche Trep­pen­haus zeigt in far­bi­gem Glas ei­nen rö­mi­schen Ge­lehr­ten und ei­nen Mönch. Sie sym­bo­li­sie­ren das rö­mi­sche und das ka­no­ni­sche Recht als zwei Haupt­quel­len des deut­schen Rechts.

Das neue Dach­ge­schoss

Um dem Raum­be­darf des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts Rech­nung zu tra­gen, wur­de in en­ger Ab­stim­mung mit dem säch­si­schen Denk­mal­schutz auf dem Dach des Ge­bäu­des ein 4. Ober­ge­schoss er­rich­tet.