Verfahrensinformation

Ersatzzahlungen für Landschaftseingriffe durch Windenergieanlagen


Die Kläger wenden sich gegen die Anordnung von Ersatzzahlungen für Eingriffe in das Landschaftsbild im Zuge der Errichtung von Windenergieanlagen, die das Landesamt für Umwelt Brandenburg unter Berufung auf den Kompensationserlass Windenergie 2018 festgesetzt hat. Nach dem Erlass könnten Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes durch Windenergieanlagen (nur) durch einen Rückbau von mastartigen Beeinträchtigungen oder Hochbauten mit einer Mindesthöhe von 25 m oder durch den Rückbau von vorhandenen Windkraftanlagen kompensiert werden.


Vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg blieben die Klagen ohne Erfolg. Die Kläger machen geltend, dass anstelle von Ersatzzahlungen eine Realkompensation des Eingriffs in das Landschaftsbild auch durch andere Maßnahmen als den Rückbau von turmartigen baulichen Anlagen, etwa durch Pflanzung von Hecken und Baumreihen oder durch Rückbau von Gebäuden mit geringerer Höhe, in Betracht komme.


Pressemitteilung Nr. 44/2024 vom 12.09.2024

Über Ersatzmaßnahmen für Eingriffe in das Landschaftsbild durch Windenergieanlagen muss neu verhandelt werden

Das Bundesnaturschutzgesetz erlaubt es, Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes durch Windenergieanlagen nicht nur durch die Beseitigung vertikaler Strukturen zu ersetzen. Das hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig heute entschieden.


Die Klägerinnen betreiben insgesamt fünf Windenergieanlagen in Brandenburg und wenden sich gegen Ersatzzahlungen für Eingriffe in das Landschaftsbild. Die von ihnen vorgesehenen landschaftspflegerischen Begleitmaßnahmen - namentlich der Abriss leerstehender Stallgebäude und die Anlage neuer Gehölz- bzw. Heckenpflanzungen - hat das beklagte Landesamt für Umwelt unter Berufung auf die Erlasslage in Brandenburg nicht als Ersatzmaßnahmen anerkannt. Hiernach können Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes durch Windenergieanlagen (nur) durch einen Rückbau von mastartigen Beeinträchtigungen oder Hochbauten (Mindesthöhe 25 Meter) ersetzt werden.


Vor dem Oberverwaltungsgericht blieben die Klagen erfolglos. Allenfalls solche Maßnahmen, die im Sinne einer Äquivalenz an den jeweiligen Eingriff heranreichten, kämen für eine Vollkompensation der Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes durch eine Ersatzmaßnahme in Betracht. Das treffe letztlich im Wesentlichen allein auf einen Rückbau von Bauwerken zu, die wie eine Windenergieanlage im Raum wirksam seien. Auch eine Anerkennung der Maßnahmen als Teilkompensation hat das Oberverwaltungsgericht abgelehnt.


Auf die Revisionen der Klägerinnen hin hat das Bundesverwaltungsgericht die Urteile des Oberverwaltungsgerichts aufgehoben und die Sachen zur anderweitigen Verhandlung und Entscheidung an dieses zurückverwiesen. Der vom Oberverwaltungsgericht zugrunde gelegte rechtliche Maßstab geht über die Anforderungen des Bundesnaturschutzgesetzes und die hierzu ergangene Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts hinaus. Hiernach genügt für den Ersatz von Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes in seiner Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie seines Erholungswerts eine gleichwertige Herstellung der betroffenen Funktionen. Anders als bei Ausgleichsmaßnahmen ist eine gleichartige Herstellung nicht erforderlich. Dem werden bei Windenergieanlagen nicht von vornherein nur Ersatzmaßnahmen gerecht, die auf die Beseitigung vertikaler Strukturen zielen. Auch Maßnahmen, die auf anderem Wege Vielfalt, Eigenart und Schönheit oder Erholungswert einer Landschaft in dem betroffenen Naturraum steigern, kommen zur Kompensation in Betracht.


BVerwG 7 C 3.23 - Urteil vom 12. September 2024

Vorinstanz:

OVG Berlin-Brandenburg, OVG 3a A 47/23 - Urteil vom 31. März 2023 -

BVerwG 7 C 4.23 - Urteil vom 12. September 2024

Vorinstanz:

OVG Berlin-Brandenburg, OVG 3a A 37/23 - Urteil vom 31. März 2023 -