Pres­se­mit­tei­lung Nr. 67/2023 vom 14.09.2023

Ers­ter Ab­schnitt der Ost­see-An­bin­dungs-Lei­tung darf wei­ter ge­baut wer­den

Den An­trag ei­ner Um­welt­ver­ei­ni­gung, die auf­schie­ben­de Wir­kung ih­rer Kla­ge ge­gen den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss des Berg­am­tes Stral­sund vom 21. Au­gust 2023 für die Er­rich­tung und den Be­trieb der Gas­ver­sor­gungs­lei­tung "Ost­see-An­bin­dungs-Lei­tung (OAL) See­ab­schnitt Lub­min bis KP 26" an­zu­ord­nen, hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt in Leip­zig ab­ge­lehnt.


Das Vor­ha­ben be­trifft den ers­ten see­sei­ti­gen Ab­schnitt der LNG-An­bin­dungs­lei­tung zwi­schen dem Ha­fen von Mu­kran und Lub­min. Mit die­ser sol­len zwei im Ha­fen von Mu­kran ge­plan­te schwim­men­de Spei­cher- und Re­gasi­fi­zie­rungs­ein­hei­ten (Floa­ting Sto­ra­ge and Re­gasi­fi­ca­ti­on Units - FSRUs) an das be­stehen­de Gas­fern­lei­tungs­netz an­ge­bun­den wer­den.


Bei der im Eil­ver­fah­ren ge­bo­te­nen sum­ma­ri­schen Prü­fung ih­rer Er­folgs­aus­sich­ten, er­weist sich die Kla­ge der­zeit als vor­aus­sicht­lich un­be­grün­det. Nach die­sem Prü­fungs­maß­stab geht der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss zu Recht mit Blick auf die kom­men­den Heiz­pe­ri­oden ein­schlie­ß­lich der im Win­ter­halb­jahr 2023/2024 von ei­nem Fort­be­stand der Gas­ver­sor­gungs­kri­se aus. Nach ak­tu­el­ler Ein­schät­zung der Bun­des­netz­agen­tur be­grün­det die not­wen­di­ge Sta­bi­li­sie­rung der Ver­sor­gungs­si­cher­heit den zu­sätz­li­chen Be­darf an LNG-Ein­spei­se­mög­lich­kei­ten. Dies ver­moch­te die von dem An­trag­stel­ler vor­ge­leg­te gut­ach­ter­li­che Stel­lung­nah­me nicht zu er­schüt­tern. Ei­ne Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung war des­halb nicht er­for­der­lich. Auch von ei­ner er­neu­ten Öf­fent­lich­keits­be­tei­li­gung nach Plan­än­de­rung durf­te die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de ab­se­hen, weil die Än­de­run­gen das Ge­samt­kon­zept der Pla­nung nicht be­rührt und die Iden­ti­tät des Vor­ha­bens ge­wahrt ha­ben. Der plan­fest­ge­stell­te Ab­schnitt ent­spricht im We­sent­li­chen hin­sicht­lich der be­ab­sich­tig­ten Ver­le­gungs­art und der Be­triebs­wei­se der Pla­nung, wie sie im aus­ge­leg­ten ur­sprüng­li­chen Plan­ent­wurf vor­ge­se­hen war. Die Aus­füh­run­gen des An­trag­stel­lers ver­moch­ten durch­grei­fen­de Zwei­fel an der Ver­ein­bar­keit des Vor­ha­bens mit ein­schlä­gi­gen Vor­schrif­ten zur An­la­gen­si­cher­heit so­wie zum Na­tur- und Ar­ten­schutz­recht der­zeit nicht zu be­grün­den. Auch die Ab­schnitts­bil­dung ist da­nach vor­aus­sicht­lich nicht zu be­an­stan­den. Dass dem Vor­ha­ben im Fol­ge­ab­schnitt oder der Zu­las­sung der FSRUs im Ha­fen von Mu­kran  un­über­wind­ba­re Hin­der­nis­se ent­ge­gen­ste­hen, hat der An­trag­stel­ler nicht dar­ge­legt. Schlie­ß­lich hat der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss vor­aus­sicht­lich die Be­lan­ge des Kli­ma­schut­zes hin­rei­chend ge­wür­digt.


BVer­wG 7 VR 4.23 - Be­schluss vom 12. Sep­tem­ber 2023


Be­schluss vom 12.09.2023 -
BVer­wG 7 VR 4.23ECLI:DE:BVer­wG:2023:120923B7VR4.23.0

Be­schluss

BVer­wG 7 VR 4.23

In der Ver­wal­tungs­streit­sa­che hat der 7. Se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts
am 12. Sep­tem­ber 2023
durch den Prä­si­den­ten des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts Prof. Dr. Korb­ma­cher, den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Wö­ckel und
die Rich­te­rin am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Bähr
be­schlos­sen:

  1. Die An­trä­ge, die auf­schie­ben­de Wir­kung der Kla­ge ge­gen den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss des Berg­am­tes Stral­sund für die Er­rich­tung und den Be­trieb der Gas­ver­sor­gungs­lei­tung "Ost­see-An­bin­dungs-Lei­tung (OAL) See­ab­schnitt Lub­min bis KP 26" vom 21. Au­gust 2023 an­zu­ord­nen, hilfs­wei­se, die auf­schie­ben­de Wir­kung der Kla­ge bis zur Ent­schei­dung über den Aus­set­zungs­an­trag vor­läu­fig an­zu­ord­nen, wer­den ab­ge­lehnt.
  2. Die Kos­ten des Ver­fah­rens ein­schlie­ß­lich der au­ßer­ge­richt­li­chen Kos­ten der Bei­ge­la­de­nen trägt der An­trag­stel­ler.
  3. Der Streit­wert wird auf 10 000 € fest­ge­setzt.

Grün­de

I

1 Der An­trag­stel­ler, ei­ne nach § 3 Um­wRG an­er­kann­te Um­welt­ver­ei­ni­gung, be­gehrt die An­ord­nung der auf­schie­ben­den Wir­kung sei­ner Kla­ge ge­gen den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss des Berg­am­tes Stral­sund für die Er­rich­tung und den Be­trieb der Gas­ver­sor­gungs­lei­tung "Ost­see-An­bin­dungs-Lei­tung (OAL) See­ab­schnitt Lub­min bis KP 26" vom 21. Au­gust 2023.

2 Die Bei­ge­la­de­ne ist Vor­ha­ben­trä­ge­rin ei­ner LNG-An­bin­dungs­lei­tung zwi­schen dem Ha­fen von Mu­kran und Lub­min. Mit die­ser sol­len zwei im Ha­fen von Mu­kran ge­plan­te schwim­men­de Spei­cher- und Re­gasi­fi­zie­rungs­ein­hei­ten (Floa­ting Sto­ra­ge and Re­gasi­fi­ca­ti­on Units - FSRU) an das be­stehen­de Gas­fern­lei­tungs­netz an­ge­bun­den wer­den. Das Ge­samt­vor­ha­ben OAL glie­dert sich in vier Ab­schnit­te. Der zwei­te Ab­schnitt - OAL See­ab­schnitt Lub­min bis Ki­lo­me­ter­punkt 26 - ist Ge­gen­stand des an­ge­grif­fe­nen Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses. Be­ab­sich­tigt ist, die OAL bis En­de 2023 fer­tig­zu­stel­len.

3 Der An­trag­stel­ler, der mit sei­ner Kla­ge (BVer­wG 7 A 9.23 ) die Auf­he­bung, hilfs­wei­se die Fest­stel­lung der Rechts­wid­rig­keit und Nicht­voll­zieh­bar­keit des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses be­gehrt, be­an­stan­det, dass ei­ne Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung und nach Plan­än­de­rung ei­ne er­neu­te Öf­fent­lich­keits­be­tei­li­gung un­ter­blie­ben sei­en. Auch lie­ge kei­ne Plan­recht­fer­ti­gung vor. Die Ab­schnitts­bil­dung ver­sto­ße ge­gen das Ge­bot um­fas­sen­der Plan­be­wäl­ti­gung. Die tech­ni­sche Si­cher­heit sei bei Er­rich­tung und Be­trieb des Vor­ha­bens nicht ge­währ­leis­tet. Zu­dem ste­he das Vor­ha­ben mit den An­for­de­run­gen des Ha­bi­tat­schutz- und des be­son­de­ren Ar­ten­schutz­rechts so­wie den ge­setz­li­chen Kli­ma­schutz­zie­len nicht im Ein­klang.

II

4 Der Se­nat kann auf der Grund­la­ge der bis­he­ri­gen An­trags­be­grün­dung ent­schei­den. Der An­trag­stel­ler hat be­reits mit Ein­gang bei Ge­richt sei­nen An­trag aus­führ­lich be­grün­det und er hat­te nach der Er­wi­de­rung durch die Bei­ge­la­de­ne und den An­trags­geg­ner Ge­le­gen­heit, sein Vor­brin­gen zu er­gän­zen. Hier­von hat er Ge­brauch ge­macht. Ein wei­te­res Zu­war­ten mit ei­ner Ent­schei­dung nach § 80 Abs. 5 Vw­GO war nicht ge­bo­ten, auch wenn dem An­trag­stel­ler noch kei­ne Ein­sicht­nah­me in sämt­li­che bei dem Vor­ha­ben­trä­ger und im Rah­men des Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­rens an­ge­fal­le­nen Ver­wal­tungs­vor­gän­ge mög­lich war. Der An­trag­stel­ler war auf­grund der voll­stän­dig vor­ge­leg­ten und ihm elek­tro­nisch über­mit­tel­ten plan­fest­ge­stell­ten Un­ter­la­gen ein­schlie­ß­lich der we­sent­li­chen Gut­ach­ten zu ei­ner ein­ge­hen­den An­trags­be­grün­dung in der La­ge. Es ist we­der von ihm dar­ge­tan noch sonst er­sicht­lich, wel­chen wei­te­ren für den Er­folg des Rechts­schutz­an­tra­ges we­sent­li­chen Er­kennt­nis­se er sich nur über die Ak­ten­ein­sicht­nah­me ver­schaf­fen kann. Nach Ein­gang der wei­te­ren Ver­wal­tungs­vor­gän­ge und Über­mitt­lung an den An­trag­stel­ler kann die­ser ei­nen An­trag nach § 80 Abs. 7 Vw­GO stel­len, so­weit er sich zu ein­zel­nen Um­stän­den erst auf der Grund­la­ge der voll­stän­di­gen Ver­wal­tungs­vor­gän­ge äu­ßern kön­nen soll­te. Vor die­sem Hin­ter­grund und an­ge­sichts des in § 3 des Ge­set­zes zur Be­schleu­ni­gung des Ein­sat­zes ver­flüs­sig­ten Erd­ga­ses (LNG-Be­schleu­ni­gungs­ge­setz - LNGG) vom 24. Mai 2022 (BGBl. I S. 802), zu­letzt ge­än­dert durch Ge­setz vom 12. Ju­li 2023 (BGBl. I Nr. 184), nor­mier­ten über­ra­gen­den In­ter­es­ses an der schnellst­mög­li­chen Durch­füh­rung der in § 2 Abs. 2 LNGG be­zeich­ne­ten Vor­ha­ben kommt ein wei­te­res Ab­war­ten oder ei­ne Ent­schei­dung im We­ge der Zwi­schen­ver­fü­gung nicht in Be­tracht. So­weit der An­trag­stel­ler in die­sem Zu­sam­men­hang auf die Mo­nats­frist zur Be­grün­dung ei­nes An­trags auf An­ord­nung der auf­schie­ben­den Wir­kung in § 43e Abs. 1 Satz 2 des Ge­set­zes über die Elek­tri­zi­täts- und Gas­ver­sor­gung (En­er­gie­wirt­schafts­ge­setz - En­WG) vom 7. Ju­li 2005 (BGBl. I S. 1970, 3621), zu­letzt ge­än­dert durch Ge­setz vom 26. Ju­li 2023 (BGBl. I Nr. 202), hin­weist, über­sieht er, dass die­se Re­ge­lung kei­ne Min­dest­frist zu sei­nen Guns­ten nor­miert, vor de­ren Ab­lauf kei­ne Ent­schei­dung er­ge­hen darf, son­dern dass es sich da­bei um ei­ne der Ver­fah­rens­be­schleu­ni­gung die­nen­de Aus­schluss­frist für neu­es Vor­brin­gen han­delt.

5 Der An­trag ist zu­läs­sig (1.), aber un­be­grün­det (2.).

6 1. a) Die erst­in­stanz­li­che Zu­stän­dig­keit des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts er­gibt sich aus § 12 Satz 1 LNGG i. V. m. § 50 Abs. 1 Nr. 6 Vw­GO. Ge­mäß § 12 Satz 1 LNGG ent­schei­det das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt im ers­ten und letz­ten Rechts­zug über sämt­li­che Strei­tig­kei­ten über Vor­ha­ben nach § 2 die­ses Ge­set­zes. Bei der Er­rich­tung und dem Be­trieb der "Ost­see-An­bin­dungs-Lei­tung (OAL) See­ab­schnitt Lub­min bis KP 26" han­delt es sich um ein Vor­ha­ben nach § 2 Abs. 1 Nr. 3, Abs. 2 LNGG i. V. m. Nr. 4.2 der An­la­ge zum LNGG. Die Lei­tung dient zur An­bin­dung der bei­den ge­plan­ten FSRUs im Ha­fen von Mu­kran (zwei An­la­gen nach § 2 Abs. 1 Nr. 1 LNGG i. V. m. Nr. 4.1 der An­la­ge zum LNGG) an das Gas­fern­lei­tungs­netz in Lub­min.

7 b) Ge­mäß § 43e Abs. 1 Satz 1 En­WG, der in sei­nem An­wen­dungs­be­reich dem vom Ge­setz­ge­ber als le­dig­lich er­gän­zen­de Be­stim­mung ver­stan­de­nen § 11 Abs. 1 Satz 1 LNGG vor­geht (vgl. BT-Drs. 20/1742 S. 37), ha­ben Wi­der­spruch und An­fech­tungs­kla­ge u. a. ge­gen ei­nen Plan­fest­stel­lungs­be­schluss für Er­rich­tung und Be­trieb ei­ner LNG-An­bin­dungs­lei­tung nach § 43 Abs. 1 Satz 1 Nr. 6 En­WG kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung. Da­ge­gen ist hier der von dem An­trag­stel­ler ge­stell­te An­trag auf An­ord­nung der auf­schie­ben­den Wir­kung ge­mäß § 80a Abs. 1 Nr. 2, Abs. 3 i. V. m. § 80 Abs. 5 Satz 1, Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 Vw­GO statt­haft. Die Frist ge­mäß § 43e Abs. 1 Satz 2 En­WG, wo­nach der An­trag auf An­ord­nung der auf­schie­ben­den Wir­kung in­ner­halb ei­nes Mo­nats nach der Zu­stel­lung der Zu­las­sungs­ent­schei­dung zu stel­len und zu be­grün­den ist, hat der An­trag­stel­ler ge­wahrt.

8 c) Als ei­ne nach § 3 Um­wRG an­er­kann­te Um­welt­ver­ei­ni­gung ist der An­trag­stel­ler ge­mäß § 2 Abs. 1 Um­wRG an­trags­be­fugt.

9 Ge­gen­stand des an­ge­grif­fe­nen Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses sind die Er­rich­tung und der Be­trieb ei­ner LNG-An­bin­dungs­lei­tung und da­mit ein un­ter An­wen­dung um­welt­be­zo­ge­ner Rechts­vor­schrif­ten er­ge­hen­der Ver­wal­tungs­akt zur Zu­las­sung ei­nes Vor­ha­bens im Sin­ne des § 1 Abs. 1 Satz 1 Nr. 5 Um­wRG; das dem Ge­set­zes­wort­laut nach be­stehen­de Ex­klu­si­vi­täts­ver­hält­nis zwi­schen § 1 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 und 5 Um­wRG steht ei­nem Rück­griff auf Num­mer 5 nicht ent­ge­gen, wenn - wie hier - ei­ne nach dem Ge­setz über die Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung an sich be­stehen­de UVP-Pflicht oder UVP-Vor­prü­fungs­pflicht ge­mäß § 4 Abs. 1 LNGG aus­ge­schlos­sen ist (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 22. Ju­ni 2023 - 7 A 9.22 - Rn. 14 ff.).

10 2. Die Ent­schei­dung über die An­ord­nung der auf­schie­ben­den Wir­kung der Kla­ge steht im Er­mes­sen des Ge­richts der Haupt­sa­che (§ 80 Abs. 5 Satz 1 Vw­GO). Die in die­sem Rah­men vor­zu­neh­men­de Ab­wä­gung zwi­schen dem Voll­zie­hungs­in­ter­es­se des An­trags­geg­ners so­wie der Bei­ge­la­de­nen und dem Sus­pen­siv­in­ter­es­se des An­trag­stel­lers geht zu des­sen Las­ten aus. Dies be­ruht vor al­lem dar­auf, dass sich die Kla­ge bei sum­ma­ri­scher Prü­fung ih­rer Er­folgs­aus­sich­ten als vor­aus­sicht­lich un­be­grün­det er­weist.

11 a) Ein Ver­stoß ge­gen zwin­gen­des Recht ist nicht dar­ge­legt.

12 aa) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des An­trag­stel­lers war vor Er­lass des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses kei­ne Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung durch­zu­füh­ren. § 4 Abs. 1 LNGG be­stimmt, dass ab­wei­chend von § 1 Abs. 4 UVPG die für die Zu­las­sungs­ent­schei­dung zu­stän­di­ge Be­hör­de bei Vor­ha­ben nach § 2 Abs. 1 Nr. 1, 3, 4 und 5 LNGG das Ge­setz über die Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung nach Ma­ß­ga­be der Ab­sät­ze 2 bis 5 des § 4 LNGG nicht an­zu­wen­den hat, wenn ei­ne be­schleu­nig­te Zu­las­sung des kon­kre­ten Vor­ha­bens ge­eig­net ist, ei­nen re­le­van­ten Bei­trag zu leis­ten, um ei­ne Kri­se der Gas­ver­sor­gung zu be­wäl­ti­gen oder ab­zu­wen­den (1). Da­bei sind nach Ab­satz 4 der Vor­schrift der Öf­fent­lich­keit vor Er­tei­lung der Zu­las­sung ver­schie­de­ne In­for­ma­tio­nen zu­gäng­lich zu ma­chen und nach Ab­satz 5 der Vor­schrift die Eu­ro­päi­sche Kom­mis­si­on zu un­ter­rich­ten (2). Die­se Aus­nah­me­re­ge­lung ver­stö­ßt nicht ge­gen hö­her­ran­gi­ges Recht (3).

13 (1) Un­ter den in § 4 Abs. 1 LNGG ge­nann­ten Vor­aus­set­zun­gen gilt es nach Ein­schät­zung des Ge­setz­ge­bers auch ei­ne in Mo­na­ten oder Wo­chen ge­mes­se­ne Ver­fah­rens­ver­zö­ge­rung und dar­aus po­ten­ti­ell re­sul­tie­ren­de Gas­ver­sor­gungs­lü­cken un­be­dingt zu ver­mei­den (vgl. hier­zu und im Fol­gen­den BT-Drs. 20/1742 S. 18). Von ei­nem re­le­van­ten Bei­trag zur Be­wäl­ti­gung oder Ab­wen­dung ei­ner Gas­ver­sor­gungs­kri­se ist re­gel­mä­ßig aus­zu­ge­hen, wenn über die kon­kre­te An­la­ge mehr als nur ge­ring­fü­gig LNG ein­ge­speist wer­den kann und soll und ei­ne Gas­man­gel­la­ge vor­liegt oder droht. Für ei­ne Gas­man­gel­la­ge ist ei­ne Gas­warn­stu­fe nach dem Not­fall­plan Gas nach der Ver­ord­nung (EU) 2017/1938 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 25. Ok­to­ber 2017 über Maß­nah­men zur Ge­währ­leis­tung der si­che­ren Gas­ver­sor­gung und zur Auf­he­bung der Ver­ord­nung (EU) Nr. 994/2010 (ABl. L 280 S. 1), zu­letzt ge­än­dert durch Ver­ord­nung (EU) 2022/1032 vom 29. Ju­ni 2022 (ABl. L 173 S. 17, ber. L 245 S. 70), ein In­diz. Ei­ne Gas­man­gel­la­ge ent­fällt, wenn die Ver­sor­gung zwi­schen­zeit­lich durch an­de­re neu hin­zu­ge­kom­me­ne si­che­re Be­zugs­quel­len dau­er­haft ge­si­chert ist. Von ei­nem men­gen­mä­ßig re­le­van­ten Bei­trag kann re­gel­mä­ßig aus­ge­gan­gen wer­den, wenn das Vor­ha­ben ei­ne jähr­li­che Re­gasi­fi­zie­rungs­ka­pa­zi­tät von zu­min­dest 5 Mrd. m3 er­reicht oder über­schrei­tet. An­bin­dungs­lei­tun­gen nach § 2 Abs. 1 Nr. 3 LNGG leis­ten re­gel­mä­ßig ei­nen re­le­van­ten Bei­trag da­zu, ei­ne Kri­se der Gas­ver­sor­gung ab­zu­wen­den, wenn sie zur An­bin­dung ei­ner An­la­ge, für die die Be­hör­de nach ih­rer Ein­schät­zung von ei­nem sol­chen Bei­trag aus­geht, an das Fern­lei­tungs­netz be­nö­tigt wer­den.

14 Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss geht in dem für die Be­ur­tei­lung sei­ner Recht­mä­ßig­keit ma­ß­geb­li­chen Zeit­punkt sei­nes Er­las­ses zu Recht von ei­ner Kri­se der Gas­ver­sor­gung aus. Das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz (BMWK) hat am 30. März 2022 die Früh­warn­stu­fe und am 23. Ju­ni 2022 die wei­ter­hin gel­ten­de Alarm­stu­fe des Not­fall­plans Gas aus­ge­ru­fen. Nach dem von dem da­ma­li­gen Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und En­er­gie auf der Grund­la­ge von Art. 8 der Ver­ord­nung (EU) 2017/1938 vom 25. Ok­to­ber 2017 be­schlos­se­nen Not­fall­plan Gas recht­fer­ti­gen un­ter an­de­rem gra­vie­ren­de Re­du­zie­run­gen von Gas­strö­men an wich­ti­gen phy­si­schen Ein­spei­se­punk­ten und der Aus­fall von wich­ti­gen Auf­kom­mens­quel­len, die Aus­ru­fung der Alarm­stu­fe. So­wohl im Zeit­punkt der An­ord­nung der Alarm­stu­fe als auch im Zeit­punkt des Er­las­ses des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses la­gen bei­de Vor­aus­set­zun­gen vor.

15 So­weit der An­trag­stel­ler gel­tend macht, der Füll­stand der Gas­spei­cher ha­be im Au­gust 2023 be­reits bei knapp 90% ge­le­gen, führt dies zu kei­ner an­de­ren Ein­schät­zung. Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss be­grün­det die Not­wen­dig­keit des Baus des See­ab­schnitts Lub­min bis KP 26 der OAL vor al­lem mit der Vor­be­rei­tung auf die kom­men­den Heiz­pe­ri­oden ein­schlie­ß­lich der im Win­ter­halb­jahr 2023/2024. Be­tont wird, dass der Aus­bau der LNG-In­fra­struk­tur an an­de­rer Stel­le nicht da­zu führt, den Ein­tritt ei­ner Gas­man­gel­la­ge mit Si­cher­heit ab­zu­wen­den. Die an ver­schie­de­nen Stand­or­ten vor­ge­se­he­nen und auf­grund der lau­fen­den Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren be­reits kon­kret ab­seh­ba­ren An­lan­dun­gen mit­tels FSRU sind da­nach nicht ge­eig­net, die auf­grund des Aus­falls der Gas­lie­fe­run­gen aus Russ­land ent­ste­hen­de Lü­cke bei der De­ckung des deut­schen Gas­be­darfs auf­zu­fan­gen (PFB S. 62). Hier­an än­dert nichts, dass die Bun­des­netz­agen­tur in ih­rer ge­gen­wär­ti­gen La­ge­be­ur­tei­lung die Gas­ver­sor­gung in Deutsch­land als sta­bil und die Ver­sor­gungs­si­cher­heit als ge­währ­leis­tet be­zeich­net. Eben­so we­nig ist ma­ß­ge­bend, dass nach die­sem Be­richt der Spei­cher­füll­stand be­reits vor­fris­tig zum 1. Ju­ni 2023 ei­nen Wert von 75% er­reicht hat (www.​bun​desn​etza​gent​ur.​de/​DE/​Gas​vers​orgu​ng/​akt​uell​e_​gas​vers​orgu​ng/​start.​html). Die Vor­be­rei­tung auf den Win­ter 2023/2024 wird von der Bun­des­netz­agen­tur gleich­wohl als ei­ne blei­ben­de zen­tra­le Her­aus­for­de­rung be­zeich­net (La­ge­be­richt Gas­ver­sor­gung der Bun­des­netz­agen­tur vom 17. Au­gust 2023). Dies be­stä­ti­gen die Schrei­ben des Prä­si­den­ten der Bun­des­netz­agen­tur an das BMWK vom 11. Mai und 18. Au­gust 2023 (An­la­gen Bg 3 und 4). Da­nach be­grün­det die not­wen­di­ge Sta­bi­li­sie­rung der Ver­sor­gungs­si­cher­heit den zu­sätz­li­chen Be­darf an LNG-Ein­spei­se­mög­lich­kei­ten. Her­vor­ge­ho­ben wird, dass es oh­ne zu­sätz­li­che Im­port­ka­pa­zi­tä­ten an der Ost­see­küs­te un­ter un­güns­ti­gen Be­din­gun­gen (nied­ri­ge Tem­pe­ra­tu­ren, Rück­gang der Im­por­te aus west­li­chen Nach­bar­län­dern auf­grund ei­nes tem­pe­ra­tur­be­ding­ten Mehr­be­darfs, tem­pe­ra­tur­be­ding­ter Rück­gang der Ver­brauch­s­er­spar­nis, Ein­stel­lung rus­si­scher Gas­lie­fe­run­gen über die Ukrai­ne­rou­te) zu ei­ner kri­ti­schen Ver­sor­gungs­si­tua­ti­on kom­men kön­ne, auch weil ein eng­pass­frei­er Ab­trans­port des Ga­ses nach Süd­deutsch­land über Lub­min mög­lich sei, wäh­rend aus dem Nord­wes­ten Deutsch­lands kei­ne di­rek­te, eng­pass­freie Ver­bin­dung nach Sü­den exis­tie­re.

16 Auch die Be­grün­dung zum Ge­setz­ent­wurf zur Än­de­rung des LNG-Be­schleu­ni­gungs­ge­set­zes vom 12. Ju­li 2023 geht da­von aus, dass selbst bei im Som­mer 2023 voll­stän­dig ge­füll­ten Gas­spei­chern mit Blick auf mög­li­che be­vor­ste­hen­de Ex­trem­wet­ter­la­gen zur Si­cher­stel­lung der na­tio­na­len En­er­gie­ver­sor­gung für das dar­auf­fol­gen­de Jahr die Ein­spei­sung von LNG er­for­der­lich und hier­für der Aus­bau der Im­port­in­fra­struk­tur un­ver­zicht­bar ist (BT-Drs. 20/7279 S. 1). Der Ge­setz­ge­ber stellt zu­dem dar­auf ab, dass mit der Ein­spei­sung von vier FSRUs an der Nord­see­küs­te das nach­ge­la­ger­te Gas­netz in Nord­west-Deutsch­land und die von dort be­stehen­de Trans­port­ach­se nach Sü­den und Os­ten aus­ge­las­tet und der Auf­bau zu­sätz­li­cher Ka­pa­zi­tä­ten an der Nord­see­küs­te nicht mög­lich sei. Da­ge­gen ver­fü­ge das Gas­fern­lei­tungs­netz in Lub­min über ho­he Ka­pa­zi­täts­re­ser­ven und kön­ne so zur Sta­bi­li­sie­rung der En­er­gie­ver­sor­gung bei­tra­gen (BT-Drs. 20/7279 S. 18 f.). Dies wird durch die von dem An­trag­stel­ler vor­ge­leg­te gut­ach­ter­li­che Stel­lung­nah­me vom 6. Sep­tem­ber 2023 (von H./P. et al.), wo­nach die vor­han­de­nen Spei­cher­vo­lu­mi­na in Deutsch­land und in ganz Eu­ro­pa so­wie die im Sys­tem be­find­li­chen Men­gen an Erd­gas aus­reich­ten, um auch bei ei­nem sehr kal­ten Win­ter so­wohl Deutsch­land als auch Ost­eu­ro­pa aus­kömm­lich zu ver­sor­gen, nicht er­schüt­tert. Die gut­ach­ter­li­che Stel­lung­nah­me räumt ein, dass von den vier vor­han­de­nen Ost-West-Ver­bin­dun­gen des deut­schen Gas­net­zes nur ei­ne, und zwar die mit Ab­stand am wei­tes­ten west­lich en­den­de NE­TRA-Lei­tung (End­punkt in Salz­we­del-Stei­nitz, Sach­sen-An­halt), Gas in West-Ost-Rich­tung lie­fern kann, wäh­rend die an­de­ren Pipe­lines zur Durch­lei­tung rus­si­schen Ga­ses in Ost-West-Rich­tung be­trie­ben wor­den sind. Ih­re Be­haup­tung, es ge­be gleich­wohl kei­nen struk­tu­rel­len Netz­eng­pass, weil die in Ost-West-Rich­tung be­trie­be­nen Pipe­lines mit ge­rin­gen In­ves­ti­tio­nen in Um­kehr­flüs­se in die an­de­re Rich­tung be­trie­ben wer­den könn­ten, be­legt die Stel­lung­nah­me we­der hin­sicht­lich des tech­ni­schen und fi­nan­zi­el­len Auf­wan­des noch hin­sicht­lich der zeit­li­chen Rea­li­sier­bar­keit ei­ner sol­chen Um­keh­rung der Gas­flüs­se. Schlie­ß­lich kann die na­tio­na­le En­er­gie­po­li­tik auch nicht voll­kom­men un­ab­hän­gig von der La­ge der En­er­gie­ver­sor­gung der eu­ro­päi­schen Part­ner- und Nach­bar­län­der be­trach­tet wer­den (vgl. BT-Drs. 20/1742 S. 16).

17 Zur Eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Vor­ha­bens, ei­nen re­le­van­ten Bei­trag zur Ab­wen­dung der Gas­ver­sor­gungs­kri­se zu leis­ten, stellt der An­trags­geg­ner im Plan­fest­stel­lungs­be­schluss fest, dass die zur An­bin­dung ge­plan­ten FSRUs im Ha­fen von Mu­kran ei­ne jähr­li­che Re­gasi­fi­zie­rungs­ka­pa­zi­tät von ins­ge­samt 10 bis 15 Mrd. m3 auf­wei­sen sol­len (PFB S. 63 un­ter Hin­weis auf An­trags­un­ter­la­ge, 1. Plan­än­de­rung, Un­terl. 1, Kap. 2.3.1, S. 17). Dass, wie der An­trag­stel­ler vor­trägt, die von der Deut­schen Re­gas der­zeit im Ha­fen von Lub­min be­trie­be­ne FSRU Nep­tu­ne, die an den Stand­ort Mu­kran ver­legt wer­den soll, im ers­ten Halb­jahr 2023 le­dig­lich ei­ne Men­ge an LNG im­por­tiert ha­be, die nur rund 0,70 Mrd. m3 im Jahr ent­spre­che, ist für die Be­ur­tei­lung un­er­heb­lich. Ent­schei­dend ist nach § 4 Abs. 1 LNGG die Eig­nung des Vor­ha­bens, ei­nen re­le­van­ten Bei­trag zu leis­ten, und da­mit die tat­säch­li­che Ka­pa­zi­tät, al­so die tech­nisch mög­li­che Re­gasi­fi­zie­rungs­men­ge (vgl. auch BT-Drs. 20/1742 S. 18: "jähr­li­che Re­gasi­fi­zie­rungs­ka­pa­zi­tät").

18 (2) Die Ver­fah­rens­an­for­de­run­gen ge­mäß § 4 Abs. 4 Satz 1 Nr. 1 bis 3 LNGG mit de­nen der Weg­fall der ei­gent­li­chen Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung teil­wei­se kom­pen­siert wird, um ein Min­dest­maß an Trans­pa­renz auch in der Aus­nah­me­kon­stel­la­ti­on si­cher­zu­stel­len, die ei­nen Ver­zicht auf Vor­ga­ben der UVP-Richt­li­nie er­laubt (vgl. BT-Drs. 20/1742 S. 19), sind ein­ge­hal­ten wor­den. Auch die Un­ter­rich­tung der Eu­ro­päi­schen Kom­mis­si­on durch das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Um­welt, Na­tur­schutz, nu­klea­re Si­cher­heit und Ver­brau­cher­schutz ge­mäß § 4 Abs. 5 LNGG ist er­folgt (PFB S. 65).

19 (3) Der Weg­fall der Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung steht ent­ge­gen der Auf­fas­sung des An­trag­stel­lers mit Uni­ons­recht, na­ment­lich der Richt­li­nie 2011/92/EU des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 13. De­zem­ber 2011 über die Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung bei be­stimm­ten öf­fent­li­chen und pri­va­ten Pro­jek­ten (UVP-RL) im Ein­klang (BVer­wG, Ur­teil vom 22. Ju­ni 2023 - 7 A 9.22 - Rn. 23 ff.).

20 bb) Der An­trags­geg­ner hat den An­trag­stel­ler in hin­rei­chen­der Wei­se am Ver­wal­tungs­ver­fah­ren be­tei­ligt. Es be­durf­te auf­grund der am 16. Ju­ni 2023 be­an­trag­ten Plan­än­de­rung kei­nes neu­en Aus­le­gungs­ver­fah­rens.

21 Nach § 8 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Buchst. d LNGG i. V. m. § 73 Abs. 8 VwVfG ist, wenn ein aus­ge­leg­ter Plan ge­än­dert wer­den soll und da­durch der Auf­ga­ben­be­reich ei­ner Be­hör­de oder ei­ner an­er­kann­ten Ver­ei­ni­gung oder Be­lan­ge Drit­ter erst­ma­lig oder stär­ker als bis­her be­rührt wer­den, die­sen die Än­de­rung mit­zu­tei­len und ih­nen Ge­le­gen­heit zu Stel­lung­nah­men und Ein­wen­dun­gen bin­nen ei­ner Wo­che zu ge­ben.

22 So ist der An­trags­geg­ner im Streit­fall ver­fah­ren. Ein Vor­ge­hen nach die­ser Norm ist je­doch nur zu­läs­sig, wenn die Än­de­run­gen das Ge­samt­kon­zept der Pla­nung nicht be­rüh­ren und die Iden­ti­tät des Vor­ha­bens wah­ren. Sie dür­fen nicht zu ei­nem Vor­ha­ben füh­ren, das nach Ge­gen­stand, Art, Grö­ße und Be­triebs­wei­se im We­sent­li­chen an­ders­ar­tig ist (BVer­wG, Ur­tei­le vom 27. Ok­to­ber 2000 - 4 A 18.99 - BVer­w­GE 112, 140 <145 f.> und vom 23. No­vem­ber 2022 - 7 A 9.21 - NVwZ 2023, 1090 Rn. 27). Hier­an ge­mes­sen ist die Ver­fah­rens­wei­se des An­trags­geg­ners nicht zu be­an­stan­den. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des An­trag­stel­lers liegt ei­ne Iden­ti­täts­än­de­rung des Vor­ha­bens nicht be­reits des­halb vor, weil es durch die Plan­än­de­run­gen zu ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schnitts­bil­dung und da­mit ein­her­ge­hend ei­ner Um­ge­hung der UVP-Pflicht ge­kom­men wä­re. Wie be­reits aus­ge­führt (Rn. 12 ff.), ist das Vor­ha­ben nach § 4 Abs. 1 LNGG nicht UVP-pflich­tig, so dass sich die Fra­ge, ob mit der Ab­schnitts­bil­dung ei­ne Um­ge­hung der UVP-Pflicht und der Es­poo-Kon­ven­ti­on ver­bun­den war, nicht stellt.

23 Es han­delt sich auch nicht aus an­de­ren Grün­den um ein in sei­ner Iden­ti­tät ge­än­der­tes Vor­ha­ben. Ei­ne sol­che Än­de­rung er­gibt sich nicht dar­aus, dass die ur­sprüng­li­che Pla­nung der An­bin­dung ei­ner see­sei­ti­gen LNG-Im­port­an­la­ge auf­ge­ge­ben wur­de und statt­des­sen ei­ne An­bin­dung zwei­er im Ha­fen von Mu­kran fest­ver­täu­ter FSRUs er­fol­gen soll. Bei Fra­ge der Iden­ti­täts­än­de­rung ist nicht in ers­ter Li­nie das un­ter Um­stän­den aus vie­len Ab­schnit­ten be­stehen­de Ge­samt­vor­ha­ben in den Blick zu neh­men, son­dern auf den aus­ge­leg­ten und auf­grund die­ser Aus­le­gung ge­än­der­ten Ab­schnitt ab­zu­stel­len. Die­ser bil­det das Vor­ha­ben, das zu be­trach­ten und bei ei­ner we­sent­li­chen Än­de­rung er­neut of­fen­zu­le­gen ist. Än­de­run­gen des Kon­zepts des Ge­samt­vor­ha­bens spie­len hier­bei nur in­so­weit ei­ne Rol­le, als sie sich auf den zu be­trach­ten­den Ab­schnitt iden­ti­täts­än­dernd aus­wir­ken. Dies ist hier nicht der Fall. Der jetzt plan­fest­ge­stell­te Ab­schnitt der Gas­lei­tung von KP 26 bis Lub­min ent­spricht bis auf ge­ring­fü­gi­ge Än­de­run­gen zwi­schen KP 1.5 und KP 3.9 nach sei­ner La­ge, der Grö­ße und Be­schaf­fen­heit der zu ver­le­gen­den Röh­ren, der be­ab­sich­tig­ten Ver­le­gungs­art und schlie­ß­lich auch der Be­triebs­wei­se voll­stän­dig der Pla­nung, wie sie im aus­ge­leg­ten ur­sprüng­li­chen Plan­ent­wurf vor­ge­se­hen war. Ins­be­son­de­re trifft es nicht zu, dass sich die tech­ni­sche Aus­füh­rung we­sent­lich ge­än­dert hät­te, da die Pipe­line in den sei­ner­zeit aus­ge­leg­ten Un­ter­la­gen in we­sent­li­chen Tei­len auf­lie­gend ver­legt wer­den soll­te. Für den hier zu be­trach­ten­den Ab­schnitt war auch in der ur­sprüng­li­chen Pla­nung ei­ne Ver­le­gung durch Ein­gra­ben der Lei­tung vor­ge­se­hen (s. An­la­ge ASt 8 S. 15).

24 cc) Das Vor­ha­ben ist pla­ne­risch ge­recht­fer­tigt. Es kann des­halb of­fen blei­ben, ob das Er­for­der­nis der Plan­recht­fer­ti­gung zu den um­welt­be­zo­ge­nen Rechts­vor­schrif­ten ge­hört, de­ren Ver­let­zung zur Be­gründet­heit des Rechts­be­helfs ei­ner an­er­kann­ten Um­welt­ver­ei­ni­gung nach § 2 Abs. 1 Um­wRG füh­ren kann.

25 Die Plan­recht­fer­ti­gung folgt hier aus § 3 Satz 2 LNGG. Die­se Vor­schrift stellt für die Vor­ha­ben im An­wen­dungs­be­reich des Ge­set­zes die en­er­gie­wirt­schaft­li­che Not­wen­dig­keit und den Be­darf zur Ge­währ­leis­tung der Ver­sor­gung der All­ge­mein­heit mit Gas fest. Nach der Be­grün­dung zum Ge­setz­ent­wurf han­delt es sich hier­bei um die ge­setz­li­che Plan­recht­fer­ti­gung (BT-Drs. 20/1742 S. 17). Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss nimmt zu­tref­fend hier­auf Be­zug (PFB S. 66 f.).

26 Die ge­setz­li­che Be­darfs­fest­stel­lung ist für die Plan­fest­stel­lung und das ge­richt­li­che Ver­fah­ren grund­sätz­lich ver­bind­lich und vom Ge­richt nur dar­auf zu über­prü­fen, ob der Ge­setz­ge­ber den ihm in­so­weit zu­kom­men­den wei­ten Ge­stal­tungs- und Pro­gno­se­spiel­raum über­schrit­ten hat, weil die Be­darfs­fest­stel­lung evi­dent un­sach­lich ist, es al­so für das Vor­ha­ben of­fen­sicht­lich kei­ner­lei Be­darf gibt, der die An­nah­me des Ge­setz­ge­bers recht­fer­ti­gen könn­te (vgl. nur BVer­wG, Ur­teil vom 4. Mai 2022 - 9 A 7.21 - BVer­w­GE 175, 312 Rn. 17). Der Ge­setz­ge­ber be­misst den von der Be­darfs­fest­stel­lung nach § 3 Satz 2 LNGG um­fass­ten Vor­ha­ben ei­ne en­er­gie­wirt­schaft­li­che Not­wen­dig­keit bei, weil sie in be­son­de­rem Ma­ße zur Ge­währ­leis­tung von Ver­sor­gungs­si­cher­heit so­wie zur Schaf­fung ei­ner zu­kunfts­of­fe­nen di­ver­si­fi­zier­ten Gas­ver­sor­gung bei­tra­gen könn­ten und ih­re Rea­li­sie­rung dring­lich sei (vgl. BT-Drs. 20/1742 S. 17). An­halts­punk­te da­für, dass die­se Ein­schät­zung für die hier in Re­de ste­hen­de LNG-An­bin­dungs­lei­tung, die durch das Ge­setz zur Än­de­rung des LNG-Be­schleu­ni­gungs­ge­set­zes vom 12. Ju­li 2023 un­ter Nr. 4.2 in die An­la­ge zu § 2 LNGG auf­ge­nom­men wur­de, sind nicht er­sicht­lich.

27 dd) Die Aus­füh­run­gen des An­trag­stel­lers ver­mö­gen durch­grei­fen­de Zwei­fel an der Ver­ein­bar­keit des Vor­ha­bens mit ein­schlä­gi­gen Vor­schrif­ten zur An­la­gen­si­cher­heit nicht zu be­grün­den.

28 En­er­gie­an­la­gen sind nach § 49 Abs. 1 En­WG so zu er­rich­ten und zu be­trei­ben, dass die tech­ni­sche Si­cher­heit ge­währ­leis­tet ist. Da­bei sind vor­be­halt­lich sons­ti­ger Rechts­vor­schrif­ten die all­ge­mein an­er­kann­ten Re­geln der Tech­nik zu be­ach­ten. Gas­hoch­druck­lei­tun­gen müs­sen nach § 3 Abs. 1 Satz 1 der Ver­ord­nung über Gas­hoch­druck­lei­tun­gen (Gas­hoch­druck­lei­tungs­ver­ord­nung - GasH­DrLtgV) vom 18. Mai 2011 (BGBl. I S. 928), zu­letzt ge­än­dert durch Art. 24 des Ge­set­zes zur Be­schleu­ni­gung des En­er­gie­lei­tungs­aus­baus vom 13. Mai 2019 (BGBl. I S. 706), so be­schaf­fen sein, dass sie den zu er­war­ten­den Be­an­spru­chun­gen si­cher stand­hal­ten und dicht blei­ben. Nach § 3 Abs. 2 Satz 1 GasH­DrLtgV sind sie in ei­nem Schutz­strei­fen zu ver­le­gen. Gas­hoch­druck­lei­tun­gen sind ge­gen äu­ße­re Ein­wir­kun­gen zu schüt­zen. Bei un­ter­ir­di­scher Ver­le­gung muss die Hö­he der Erd­de­ckung den ört­li­chen Ver­hält­nis­sen an­ge­passt wer­den. Ins­be­son­de­re muss ge­si­chert sein, dass die Lei­tun­gen durch die im Schutz­strei­fen zu­läs­si­ge Nut­zung nicht ge­fähr­det wer­den. Die Erd­de­ckung muss dau­ernd er­hal­ten blei­ben (§ 3 Abs. 3 GasH­DrLtgV). Ein Ver­stoß des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses ge­gen die­se Vor­schrif­ten wird von dem An­trag­stel­ler le­dig­lich be­haup­tet, aber nicht sub­stan­ti­iert dar­ge­legt. Auch sonst gibt es da­für kei­ne hin­rei­chen­den An­halts­punk­te.

29 Nach der Ne­ben­be­stim­mung Ziff. A.3.1.18 des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses ist die Rohr­lei­tung im Be­reich der Kreu­zung von Fahr­was­sern und Schiff­fahrts­we­gen min­des­tens 2,55 m, im Be­reich des Land­tief­was­sers par­al­lel zur Bod­den­rand­schwel­le min­des­tens 0,50 m und in den üb­ri­gen Be­rei­chen min­des­tens 1,00 m ein­zu­gra­ben und mit fes­ten San­den bzw. ge­eig­ne­ten Ma­te­ria­li­en zu über­de­cken. Die ord­nungs­ge­mä­ße Über­de­ckung der Lei­tung ist nach Ne­ben­be­stim­mung Ziff. A.3.1.45 dau­er­haft zu ge­währ­leis­ten und nach Ne­ben­be­stim­mung Ziff. A.3.1.46 durch re­gel­mä­ßi­ge Über­prü­fun­gen nach­zu­wei­sen. In der Be­grün­dung des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses hei­ßt es: Die Si­cher­heit des Schiffs­ver­kehrs sei durch das Lei­tungs­pro­jekt nicht be­ein­träch­tigt (PFB S. 204). Der Be­trieb und die Exis­tenz des plan­fest­ge­stell­ten See­ab­schnitts hät­ten als Un­ter­was­ser-Pipe­line kei­nen di­rek­ten Ein­fluss auf den Schiffs­ver­kehr. Mög­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen der Si­cher­heit und Leich­tig­keit des Schiffs­ver­kehrs in der Bau­pha­se kön­ne mit der un­ter Ziff. A.3.1 (Schiff­fahrt) ver­füg­ten Ne­ben­be­stim­mun­gen in aus­rei­chen­der Form ent­ge­gen­ge­wirkt wer­den (PFB S. 205). Bei­der­seits der Pipe­line be­stehe ein Schutz­strei­fen von 200 m, in­ner­halb dem das An­kern ver­bo­ten sein wer­de. Et­wai­ge zu­künf­ti­ge Bau­ak­ti­vi­tä­ten sei­en mit dem Vor­ha­ben­trä­ger ab­zu­stim­men (PFB S. 206). Fer­ner hält die Be­grün­dung des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses fest, dass der Vor­ha­ben­trä­ger in Be­zug auf die Ein­hal­tung der ma­ß­geb­li­chen Stan­dards nach § 3 GasH­DrLtgV so­wie dies­be­züg­li­cher tech­ni­scher Re­gel­wer­ke den Prüf­ver­merk ei­nes un­ab­hän­gi­gen Sach­ver­stän­di­gen vom 3. Ju­li 2023 vor­ge­legt ha­be. Mit dem "Pipe­line In­te­gri­ty Ma­nage­ment Sys­tem (PIMS) wer­de die Si­cher­heit und Zu­ver­läs­sig­keit der Pipe­line fort­lau­fend kon­trol­liert und si­cher­ge­stellt (PFB S. 207). Die welt­wei­te Er­fah­rung mit Off­shore-Pipe­lines zei­ge, dass ein durch ei­ne me­cha­ni­sche Be­schä­di­gung (z. B. durch An­ker­wurf oder ein sin­ken­des Schiff) ver­ur­sach­ter Pro­duk­t­aus­tritt nur äu­ßerst sel­ten zu er­war­ten sei. Den­noch wür­den vom Vor­ha­ben­trä­ger ent­spre­chen­de Not­fall­plä­ne ent­wi­ckelt (PFB S. 208).

30 Mit die­sen Er­wä­gun­gen setzt sich der An­trag­stel­ler nicht aus­ein­an­der. Viel­mehr be­schränkt sich die An­trags­schrift auf die wört­li­che Wie­der­ga­be von Pas­sa­gen aus gut­acht­li­chen Stel­lung­nah­men der Sach­ver­stän­di­gen K. so­wie die Er­klä­rung, der An­trag­stel­ler ma­che sich die­se Aus­füh­run­gen je­weils voll­um­fäng­lich zu ei­gen. Ei­ne der­ar­ti­ge pau­scha­le Be­zug­nah­me auf bei­ge­füg­te Stel­lung­nah­men Drit­ter ist mit dem Zweck des Ver­tre­tungs­zwangs ge­mäß § 67 Abs. 4 Satz 1 Vw­GO, ei­ne ge­ord­ne­te und kon­zen­trier­te Ver­fah­rens­füh­rung der Be­tei­lig­ten zu ge­währ­leis­ten (vgl. BVerfG, Be­schluss vom 3. De­zem­ber 1986 - 1 BvR 872/82 - BVerf­GE 74, 78 <93>), nicht zu ver­ein­ba­ren. Dies gilt auch für die Aus­füh­run­gen von Sach­ver­stän­di­gen.

31 Ab­ge­se­hen hier­von eig­nen sich die hier in Re­de ste­hen­den Aus­füh­run­gen in den gut­ach­ter­li­chen Stel­lung­nah­men nicht, ernst­li­che Zwei­fel an der Recht­mä­ßig­keit des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses im Hin­blick auf die tech­ni­sche Si­cher­heit zu be­grün­den. Die Stel­lung­nah­men vom 10. und 29. Ju­li 2023 be­zie­hen sich schon nicht auf den ver­fah­rens­ge­gen­ständ­li­chen Plan­fest­stel­lungs­be­schluss. Na­ment­lich die An­nah­me, die ge­plan­te Min­dest­über­de­ckungs­hö­he der Lei­tung be­tra­ge grund­sätz­lich nur 0,50 m, ent­spricht nicht der Plan­fest­stel­lung. Dar­über hin­aus ent­hal­ten sich die­se Stel­lung­nah­men eben­so wie die wei­te­re vom 15. Au­gust 2023 - mit Blick auf die Rol­le ei­nes Sach­ver­stän­di­gen kon­se­quen­ter­wei­se - je­der kon­kre­ten recht­li­chen Be­wer­tung der dia­gnos­ti­zier­ten De­fi­zi­te, die auch die An­trags­be­grün­dung nicht leis­tet. Zur Fra­ge, ob aus Gut­ach­ter­sicht Si­cher­heits­be­den­ken auch bei ei­ner re­gel­mä­ßi­gen Min­dest­über­de­ckungs­hö­he der Lei­tung von 1,00 m fort­be­stehen, ver­hält sich auch die Stel­lung­nah­me vom 15. Au­gust 2023 nicht. Des­halb ist nicht nach­voll­zieh­bar, wenn der An­trag­stel­ler in­so­weit aus­führt, die Sach­ver­stän­di­ge kom­me zu dem Er­geb­nis, dass auch die­se grö­ße­re Min­dest­über­de­ckungs­hö­he im Er­geb­nis nichts Grund­le­gen­des an den zu­vor ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen zur man­geln­den Si­cher­heit än­de­re.

32 Im Üb­ri­gen fehlt auch je­de Aus­ein­an­der­set­zung mit den ver­füg­ten Ne­ben­be­stim­mun­gen und den Dar­le­gun­gen in der Be­grün­dung des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses. Hier­an än­dern auch die Ein­las­sun­gen im Schrift­satz des An­trag­stel­lers vom 6. Sep­tem­ber 2023 nichts. So­weit er im Be­reich der Que­rung von Schiff­fahrts­we­gen un­ter Hin­weis auf die Auf­fas­sung für die Nord­see zu­stän­di­ger Be­hör­den (er­neut) ei­ne hö­he­re Min­dest­über­de­ckung for­dert, ver­weist die Bei­ge­la­de­ne nach­voll­zieh­bar nicht nur - wie der An­trag­stel­ler meint - auf an­de­re Strö­mungs­ver­hält­nis­se, son­dern auch auf die Un­ter­schied­lich­keit der Bo­den­mor­pho­lo­gie, spe­zi­fisch in der Nord­see auf­tre­ten­de Ge­zei­ten­strö­mun­gen (Eb­be und Flut), Wel­len­hö­hen, Bo­den­struk­tu­ren, Zu­flüs­se und Tie­fen­ver­hält­nis­se. Hin­sicht­lich der Min­dest­über­de­ckung von 0,50 m im Be­reich des Land­tief­fahr­was­sers wird auch aus den - fach­gut­ach­ter­lich un­ter­leg­ten - er­gän­zen­den Aus­füh­run­gen im Schrift­satz vom 6. Sep­tem­ber 2023 nicht deut­lich, dass in­so­weit ein Ver­stoß ge­gen Rechts­vor­schrif­ten - na­ment­lich et­wa § 3 Abs. 3 GasH­DrLtgV - vor­liegt. Aus dem Vor­trag zu et­wai­gen Grund­be­rüh­run­gen grö­ße­rer Schif­fe er­gibt sich (noch) kei­ne Glaub­haft­ma­chung ei­ner Ge­fähr­dung der Lei­tung. Vom An­trag­stel­ler für ri­si­ko­be­haf­tet er­ach­te­te An­ker­wür­fe sind in ei­nem Schutz­strei­fen von 200 m bei­der­seits der Lei­tung ver­bo­ten. Hin­sicht­lich der re­gel­mä­ßi­gen Min­dest­über­de­ckung von 1,00 m wird vom An­trag­stel­ler le­dig­lich dar­auf ver­wie­sen, es feh­le in­so­weit an Un­ter­su­chun­gen.

33 Auch Er­mitt­lungs­de­fi­zi­te zu küs­ten­mor­pho­lo­gi­schen Pro­zes­sen legt der An­trag­stel­ler nicht sub­stan­ti­iert dar. In Aus­ein­an­der­set­zung mit Ein­wen­dun­gen zur Fra­ge küs­ten­mor­pho­lo­gi­scher Pro­zes­se ver­weist der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss u. a. dar­auf, dass in Be­rei­chen, in de­nen die Pipe­line mit Über­de­ckung ver­legt wur­de, ei­ne Ver­mes­sung der Ober­flä­che (Fä­cher­lot­ver­mes­sung) durch­ge­führt wer­de. Die Ero­si­on des Mee­res­bo­dens so­wie die Se­di­ment­bil­dung könn­ten durch den Ver­gleich mit frü­he­ren Mess­ergeb­nis­sen über­wacht wer­den. Für die Er­mitt­lung der ak­tu­el­len Über­de­ckung des ein­ge­gra­be­nen Pipe­line­ab­schnitts wer­de ein Sub-Bot­tom-Pro­fi­ler ein­ge­setzt. Die re­gel­mä­ßig statt­fin­den­de Pipe­lin­e­in­spek­ti­on wer­de die ho­ri­zon­ta­le und ver­ti­ka­le La­ge der Pipe­line so­wie die Über­de­ckung über­prü­fen. Die Ge­fahr des Frei­spü­lens der Pipe­line be­stehe nach Über­zeu­gung der Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de nicht (PFB S. 285). An­trags­geg­ner und Bei­ge­la­de­ne ver­wei­sen dar­auf, dass für das Vor­ha­ben auf um­fas­sen­de Ana­ly­sen und lang­jäh­ri­ge Mess­da­ten aus den - zu ei­nem gro­ßen Teil par­al­lel ne­ben der ver­fah­rens­ge­gen­ständ­li­chen Tras­se ver­lau­fen­den - Pipe­lines Nord-Stream und Nord-Stream 2 ha­be zu­rück­ge­grif­fen wer­den kön­nen. Nach der Ver­le­gung der Nord-Stream-Pipe­line im Jahr 2010 sei­en all­jähr­lich See­bo­den­ver­mes­sun­gen zur La­ge­sta­bi­li­tät der Über­de­ckung durch­ge­führt wor­den. Die­se be­leg­ten, dass es seit nun­mehr 13 Jah­ren we­der zur Ero­si­on von Gra­ben­füll­ma­te­ri­al noch zu mess­ba­ren ba­thy­me­tri­schen Ver­än­de­run­gen der Bod­den­rand­schwel­le selbst ge­kom­men sei. Wäh­rend des Be­triebs wer­de zu­dem ein kon­ti­nu­ier­li­ches Mo­ni­to­ring-Kon­zept um­ge­setzt. Im Fal­le der Ver­rin­ge­rung der Über­de­ckung wer­de ge­eig­ne­ter Bo­den nach­ge­füllt. Der blo­ße Ver­weis des An­trag­stel­lers auf feh­len­de Be­le­ge, führt bei der im Eil­ver­fah­ren ge­bo­te­nen sum­ma­ri­schen Prü­fung nicht zur Er­schüt­te­rung die­ser nach­voll­zieh­ba­ren An­ga­ben.

34 ee) Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss ist bei sum­ma­ri­scher Prü­fung mit Ge­biets- (1) und Ar­ten­schutz­recht (2) ver­ein­bar.

35 (1) (a) Die FFH-Ver­träg­lich­keits­vor­prü­fun­gen und die FFH-Ver­träg­lich­keits­prü­fun­gen sind ent­ge­gen der Auf­fas­sung des An­trag­stel­lers nicht des­halb zu be­an­stan­den, weil sie nicht auf ei­ner Ge­samt­be­trach­tung un­ter Ein­schluss der Aus­wir­kun­gen des nörd­li­chen Pla­nungs­ab­schnitts der OAL, der Er­rich­tung und des Be­triebs der bei­den FSRUs im Ha­fen von Mu­kran so­wie be­stimm­ter Bau­ar­bei­ten im und vor dem Ha­fen von Mu­kran (Her­stel­lung von Lie­ge­wan­nen für die schwim­men­den LNG-Ter­mi­nals, Aus­bag­ge­rung der äu­ße­ren Zu­fahrt zum Ha­fen) be­ru­hen. Bei ei­nem in meh­re­re Pla­nungs­ab­schnit­te un­ter­teil­ten Ge­samt­vor­ha­ben ist in der Re­gel da­von aus­zu­ge­hen, dass die (Fern-)Wir­kun­gen des Aus­baus auf den nach­fol­gen­den Pla­nungs­ab­schnitt mit den beim dor­ti­gen Aus­bau ent­ste­hen­den un­mit­tel­ba­ren Aus­wir­kun­gen ver­schmel­zen und erst in der dar­auf be­zo­ge­nen Plan­fest­stel­lung be­wäl­tigt wer­den müs­sen. Die Be­hör­de ist in die­sem (Re­gel-)Fall le­dig­lich ver­pflich­tet, sich bei der Plan­fest­stel­lung des Ab­schnitts nach Art ei­nes vor­läu­fi­gen po­si­ti­ven Ge­samt­ur­teils Re­chen­schaft dar­über ab­zu­le­gen, ob nach­tei­li­ge Wir­kun­gen auf ein FFH-Ge­biet, die der ab­schnitts­wei­se ge­plan­te Ver­kehrs­weg als sol­cher in sei­ner Ge­samt­heit her­vor­ruft, bei der Ver­wirk­li­chung wei­te­rer Ab­schnit­te vor­aus­sicht­lich be­wäl­tigt wer­den kön­nen (stRspr, vgl. nur BVer­wG, Ur­tei­le vom 3. No­vem­ber 2020 - 9 A 9.19 - BVer­w­GE 170, 210 Rn. 67 und vom 5. Ok­to­ber 2021 - 7 A 13.20 - BVer­w­GE 173, 296 Rn. 47). Das ist hier ge­sche­hen. Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss hat sich im Rah­men ei­ner Vor­aus­schau mit dem an­schlie­ßen­den zwei­ten See­ab­schnitt KP 26 bis Mu­kran be­schäf­tigt und ist nach Aus­wer­tung der dort er­stell­ten Na­tu­ra-2000-Ver­träg­lich­keits­un­ter­su­chun­gen zu dem Er­geb­nis ge­kom­men, dass kei­ne er­heb­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen zu er­war­ten sei­en und im Üb­ri­gen die Er­tei­lung von ha­bi­tat­schutz- und ar­ten­schutz­recht­li­chen Aus­nah­men in Be­tracht kom­me.

36 (b) Der Ein­wand des An­trag­stel­lers, die An­zahl der an­ge­nom­me­nen bau­be­ding­ten Schiffs­ver­keh­re wer­de si­gni­fi­kant un­ter­schätzt, so dass der Pla­nung nicht das rea­lis­ti­sche Maß der Aus­wir­kun­gen auf die be­trof­fe­nen Ge­bie­te durch Schall- und Schad­stof­fim­mis­sio­nen, Licht, Ge­wäs­ser­trü­bun­gen u. a. zu­grun­de ge­legt wor­den sei, ver­mag die Feh­ler­haf­tig­keit der Be­ur­tei­lung nach § 34 Abs. 1 BNatSchG nicht zu be­grün­den. So­weit sich die­se Kri­tik dar­auf stützt, dass nach dem ge­än­der­ten Ge­samt­kon­zept die Län­ge der Pipe­line nicht 37 km, son­dern 50 km be­trägt, stellt der An­trag­stel­ler nicht auf den streit­ge­gen­ständ­li­chen Ab­schnitt, son­dern auf bei­de see­sei­ti­gen Ab­schnit­te des Ge­samt­vor­ha­bens OAL ab. Er über­sieht zu­dem, dass sich bei ei­ner Ge­samt­be­trach­tung der Schiffs­be­we­gun­gen in bei­den Ab­schnit­ten die Bag­ger­ar­bei­ten und die da­mit ein­her­ge­hen­den Schiffs­be­we­gun­gen über ei­nen deut­lich grö­ße­ren Zeit­raum er­stre­cken und sich auf ei­nen deut­lich grö­ße­ren Ab­schnitt ver­tei­len. Aus­weis­lich des Bau­zei­ten­plans ist für die Bag­ger­ar­bei­ten in bei­den See­ab­schnit­ten statt der im Er­läu­te­rungs­be­richt zu­grun­de ge­leg­ten Bau­zeit von 80 Ta­gen ei­ne 120-tä­gi­ge Bau­pha­se vor­ge­se­hen.

37 Auch die wei­te­re Kri­tik, die an­ge­nom­me­nen Schiffs­ver­keh­re sei­en in ho­hem Maß un­rea­lis­tisch, über­zeugt nicht. Die von dem An­trag­stel­ler vor­ge­leg­te Aus­ar­bei­tung der Sach­ver­stän­di­gen K. (An­la­ge Ast. 24. S. 15) stellt die im Er­läu­te­rungs­be­richt für ei­ne 80-tä­gi­ge Bau­pha­se er­rech­ne­ten 3 042 vor­ha­ben­be­ding­ten Schiffs­be­we­gun­gen (Er­läu­te­rungs­be­richt S. 124) nicht grund­sätz­lich in Fra­ge, son­dern kri­ti­siert, dass für den Ver­gleich die­ser Schiffs­ver­keh­re zum Nor­mal­ni­veau in den Plan­un­ter­la­gen Zah­len aus dem Jahr 2020 und da­mit aus ei­nem Jahr mit Bau­tä­tig­keit für die Nord-Stream 2-Lei­tung zu­grun­de ge­legt wor­den sei­en. Ge­mes­sen am Zu­stand im Jahr 2014, dem letz­ten Jahr oh­ne si­gni­fi­kan­te Bau­tä­tig­keit, be­deu­te der vor­ha­ben­be­ding­te Schiffs­ver­kehr ei­nen An­stieg um mehr als 950%. Da­mit ist ein Feh­ler bei der Be­wer­tung der Vor­be­las­tung nicht dar­ge­tan. Bei der Be­stim­mung der Vor­be­las­tung ist grund­sätz­lich auf die ak­tu­el­le Be­las­tungs­si­tua­ti­on ab­zu­stel­len. Ab­wei­chun­gen hier­von sind dann ge­recht­fer­tigt, wenn sich die im Zeit­punkt der Plan­fest­stel­lung vor­ge­fun­de­ne Be­las­tung als nicht re­prä­sen­ta­tiv er­weist. Dies ist hier nicht der Fall. An­ge­sichts der viel­fäl­ti­gen Bau­tä­tig­kei­ten im Vor­ha­ben­ge­biet in der Ver­gan­gen­heit und der ge­plan­ten wei­te­ren Aus­bau­ten von Off­shore-Wind­parks in der Ost­see ist es nicht ge­bo­ten auf ein Jahr "oh­ne si­gni­fi­kan­te Bau­tä­tig­keit" ab­zu­stel­len.

38 Dass sich durch die be­auf­lag­te Min­dest­über­de­ckung von grund­sätz­lich 1,00 m statt - wie im Er­läu­te­rungs­be­richt an­ge­nom­men - 0,50 m grö­ße­re Aus­hub­vo­lu­mi­na und da­mit ver­bun­de­ne ver­mehr­te Schiffs­be­we­gun­gen, als vom Vor­ha­ben­trä­ger an­ge­ge­ben, er­ge­ben, ist schon nicht zwin­gend. Nach dem un­wi­der­spro­che­nen Vor­trag des An­trags­geg­ners sind in den Pla­nun­gen des Vor­ha­ben­trä­gers ver­ti­ka­le Bag­ger­to­le­ran­zen von 0,30 m be­reits be­rück­sich­tigt. Hier­von weicht die im Plan­fest­stel­lungs­be­schluss ver­füg­te Min­dest­über­de­ckung nicht we­sent­lich ab. Aber auch, wenn sich die Schiffs­ver­keh­re durch den ver­mehr­ten An­fall von Bag­ger­gut tat­säch­lich er­hö­hen, wer­den da­durch die Er­geb­nis­se der FFH-Prü­fung nicht grund­sätz­lich in Fra­ge ge­stellt. Im Plan­fest­stel­lungs­be­schluss wird an meh­re­ren Stel­len dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die ein­ge­setz­ten Bag­ger- und Ver­le­ge­schif­fe sta­tio­när sei­en oder sich mit ge­rin­gen Ge­schwin­dig­kei­ten von 1 bis 3 Kno­ten be­weg­ten und des­halb die Aus­wir­kun­gen auf die cha­rak­te­ris­ti­schen Ar­ten ge­ring sei­en (vgl. et­wa PFB S. 106). Hier­an än­dert ei­ne grö­ße­re Aus­hub­tie­fe nichts. Für die Er­heb­lich­keit der Fahr­ten der mit dem Aus­hub be­la­de­nen Schu­ten ist ma­ß­geb­lich, ob die Flucht- und Mei­de­di­stan­zen zu den Rast­vö­geln und den Vo­gel­schutz­ge­bie­ten ein­ge­hal­ten wer­den. Dass ein er­höh­tes Schiffs­auf­kom­men nicht auf den vor­ge­se­he­nen Trans­port­rou­ten und da­mit in aus­rei­chen­dem Ab­stand von den ras­ten­den Was­ser­vö­geln ab­ge­wi­ckelt wer­den könn­te, ist nicht dar­ge­tan und nicht er­kenn­bar. Ent­spre­chen­des gilt für die Be­ein­träch­ti­gung von Lie­ge­plät­zen der Ke­gel­rob­be und See­hun­de durch vor­bei­fah­ren­de Schif­fe und die Be­ein­träch­ti­gung der Schweins­wa­le durch Un­ter­was­ser­schall (s. u.).

39 Schlie­ß­lich führt auch die Ver­zö­ge­rung des Bau­be­ginns nicht zwangs­wei­se zu ei­ner Er­hö­hung des bau­be­ding­ten Schiffs­ver­kehrs. Die Bei­ge­la­de­ne hat zwar am 21. Au­gust 2023 die Bau­ar­bei­ten mit ei­ner Ver­zö­ge­rung von drei Wo­chen - ur­sprüng­lich war ein Bau­be­ginn An­fang Au­gust ge­plant - be­gon­nen. Der die­se Ver­zö­ge­rung be­rück­sich­ti­gen­de Bau­zei­ten­plan (An­la­ge Bg. 2) ist aber nach­voll­zieh­bar. Dar­in sind nach An­ga­ben der Bei­ge­la­de­nen so­wohl das Bau­zei­ten­fens­ter vom 15. Mai bis 31. De­zem­ber für see­sei­ti­ge Ar­bei­ten im Greifs­wal­der Bod­den und in der Pom­mer­schen Bucht so­wie sai­so­na­le Wet­ter­pa­ra­me­ter, Aus­fall­zei­ten als auch tech­ni­sche Ein­schrän­kun­gen der Ar­beits­ge­rä­te für ein­zel­ne Ar­beits­pha­sen be­rück­sich­tigt. Für die Um­set­zung des Vor­ha­bens im Herbst und Win­ter kann die Bei­ge­la­de­ne auch auf Er­fah­run­gen beim Bau der Nord-Stream 2-Pipe­line zu­rück­grei­fen. Schlie­ß­lich fällt die Bau­aus­füh­rung auch nicht in die He­rings­laich­zeit vom 1. Ja­nu­ar bis 14. Mai. Nach der Ne­ben­be­stim­mung Ziff. A.3.7.2 zum Plan­fest­stel­lungs­be­schluss sind die see­sei­ti­gen Bau­tä­tig­kei­ten (inkl. der Nut­zung der Um­la­ge­rungs­flä­chen und des ma­ri­nen Zwi­schen­la­gers) im see­sei­ti­gen Be­reich der OAL Tras­se (bis KP 26) auf den Zeit­raum vom 15. Mai bis 31. De­zem­ber 2023 be­schränkt. Ei­ne see­sei­ti­ge Bau­tä­tig­keit über den 31. De­zem­ber 2023 hin­aus ist dem­nach von dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Plan­fest­stel­lungs­be­schluss nicht ge­deckt. In die­sem Zeit­raum ist nach dem Bau­zei­ten­plan auch die Rück­ver­fül­lung des Rohr­gra­bens, der die Wie­der­her­stel­lung des See­bo­dens um­fasst (FFH-Ver­träg­lich­keits­un­ter­su­chung, 4e S. 15 und Land­schafts­pfle­ge­ri­scher Be­gleit­plan, 4g S. 12 f.), vor­ge­se­hen.

40 (c) Der Ein­wand, der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss be­ru­he mit Blick auf die Be­ein­träch­ti­gung von Na­tu­ra 2000-Ge­bie­ten auf ei­ner ver­al­te­ten Da­ten­la­ge, greift nicht durch. Zu­nächst ist es un­zu­tref­fend, dass die Da­ten des Deut­schen Mee­res­mu­se­ums (DMM) nicht be­rück­sich­tigt wor­den sei­en. Ne­ben den Be­stand­s­er­fas­sun­gen durch das DMM wur­den Er­kennt­nis­se aus den zu den Vor­ha­ben Nord-Stream und Nord-Stream 2 durch­ge­führ­ten Mo­ni­to­rings, die die Jah­re 2017 bis 2021 be­tref­fen, den Na­tu­ra 2000-Ver­träg­lich­keits­prü­fungs­un­ter­la­g­en der Bei­ge­la­de­nen zu­grun­de ge­legt. Dies ist nicht zu be­stan­den. Da nor­ma­ti­ve Grund­la­gen feh­len, be­ur­teilt sich die Ak­tua­li­tät der Da­ten­grund­la­gen nach dem Maß­stab der prak­ti­schen Ver­nunft un­ter Be­rück­sich­ti­gung der je­wei­li­gen Um­stän­de des Ein­zel­falls (stRspr, vgl. nur BVer­wG, Ur­teil vom 7. Ju­li 2022 - 9 A 1.21 - BVer­w­GE 176, 94 Rn. 96).

41 (d) Ei­nen Feh­ler der Ver­träg­lich­keits­un­ter­su­chun­gen zeigt der An­trag­stel­ler auch in­so­weit nicht auf, als er gel­tend macht, der räum­li­che Um­griff des Ge­biets, in­ner­halb des­sen es bau­be­dingt zu Stö­run­gen von Tier­ar­ten kom­men kön­ne, sei zu klein be­mes­sen wor­den. In Be­zug u. a. auf das Vo­gel­schutz­ge­biet "West­li­che Pom­mer­sche Bucht" geht der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss (S. 81) da­von aus, dass an­ge­sichts ei­ner Ent­fer­nung des Ge­biets von der Tras­se von mehr als 1,4 km ei­ner­seits und Flucht- bzw. Mei­de­di­stan­zen der im Greifs­wal­der Bod­den ras­ten­den Was­ser­vö­gel zu fah­ren­den bzw. an­kern­den Schif­fen von in der Re­gel we­ni­ger als 500 m an­de­rer­seits of­fen­sicht­lich kei­ne er­heb­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen zu er­war­ten sei­en. Die­se Ein­schät­zung sieht sich durch den Ein­wand des An­trag­stel­lers, rich­ti­ger­wei­se sei von ei­nem Stör­ra­di­us von 7 km aus­zu­ge­hen, bei sum­ma­ri­scher Prü­fung nicht durch­grei­fend in Fra­ge ge­stellt. Die Stel­lung­nah­me des Bun­des­amts für Na­tur­schutz (BfN) vom 19. Ok­to­ber 2020, auf die der An­trag­stel­ler sich be­ruft, be­zieht sich auf die Bau­ar­bei­ten zur Ver­le­gung der Nord-Stream 2-Pipe­line. Ihr liegt zum ei­nen als Prä­mis­se zu­grun­de, die Schiffs­be­we­gun­gen der Ver­le­ge­flot­te näh­men ei­nen Be­reich von 5,5 km beid­seits der Tras­se in An­spruch. Zum an­de­ren geht das BfN im dor­ti­gen Kon­text in Be­zug auf Rast­vö­gel von ei­nem Stör­ra­di­us von 1,5 km um das Ope­ra­ti­ons­ge­biet der Schif­fe aus. Bei­de Prä­mis­sen un­ter­schei­den sich von dem hier im Plan­fest­stel­lungs­be­schluss zu­grun­de ge­leg­ten Sze­na­rio ei­nes Ab­stands von mehr als 1,4 km so­wie von Flucht- bzw. Mei­de­di­stan­zen von we­ni­ger als 500 m. Dar­auf geht der An­trag­stel­ler nicht ein. Eben­so we­nig zeigt er hin­sicht­lich des von der Tras­se durch­quer­ten Vo­gel­schutz­ge­biets "Greifs­wal­der Bod­den und süd­li­cher Stre­la­sund" auf, in­wie­weit die in­so­weit im Plan­fest­stel­lungs­be­schluss (S. 85 ff.) ge­won­ne­ne Ein­schät­zung, er­heb­li­che Be­ein­träch­ti­gun­gen durch bau­be­ding­te Schiffs­ver­keh­re könn­ten für al­le Rast­vö­gel aus­ge­schlos­sen wer­den, auf­grund ei­nes zu ge­ring be­mes­se­nen Stör­ra­di­us der Bau­ar­bei­ten im Er­geb­nis feh­ler­haft sein könn­te. Der An­trag­stel­ler legt schon nicht dar, von wel­chem Stör­ra­di­us der An­trags­geg­ner in­so­weit aus­ge­gan­gen ist. Ent­spre­chen­des gilt, so­weit der An­trag­stel­ler in die­sem Kon­text ei­ne Un­ter­schät­zung der Aus­wir­kun­gen des Vor­ha­bens auf die Le­bens­räu­me von Ke­gel­rob­ben und an­de­ren Mee­res­säu­gern in den FFH-Ge­bie­ten "Greifs­wal­der Bod­den, Tei­le des Stre­la­sun­des und Nord­spit­ze Use­dom" so­wie "Greifs­wal­der Bod­den­rand­schwel­le und Tei­le der Pom­mer­schen Bucht" rügt.

42 (e) Der Bal­ti­sche Stör ist kein ma­ß­geb­li­cher Be­stand­teil des FFH-Ge­biets "Greifs­wal­der Bod­den­rand­schwel­le und Tei­le der Pom­mer­schen Bucht". Vor­ha­ben­be­ding­te Aus­wir­kun­gen auf die­se Art müs­sen dem­nach in der FFH-Ver­träg­lich­keits­prü­fung nicht un­ter­sucht wer­den.

43 (2) Die Rü­gen des An­trag­stel­lers füh­ren nicht zu ei­ner Be­an­stan­dung der ar­ten­schutz­recht­li­chen Prü­fung.

44 (a) Die Be­wer­tung des Schweins­wals ist der­zeit nicht zu be­an­stan­den. Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss be­grün­det un­ter Be­rück­sich­ti­gung der ge­rin­gen Fre­quen­tie­rung der Pom­mer­schen Bucht und des Greifs­wal­der Bod­dens durch Schweins­wa­le so­wie de­ren Ver­mei­dungs­ver­hal­ten, die den Mo­ni­to­rings zu den Nord-Stream-Pipe­lines ent­nom­men wer­den, und der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts, die sich aus­führ­lich mit dem Stand der Tech­nik zur Hör­emp­find­lich­keit die­ser Tier­art aus­ein­an­der ge­setzt hat (BVer­wG, Ur­teil vom 3. No­vem­ber 2020 - 9 A 12.19 - ju­ris Rn. 449 ff.), dass Ver­stö­ße ge­gen ar­ten­schutz­recht­li­che Ver­bots­tat­be­stän­de nach Ma­ß­ga­be des § 44 Abs. 5 BNatSchG durch die im kon­kre­ten Fall zu er­war­ten­den Hy­dro­schal­l­emis­sio­nen aus­ge­schlos­sen sind (PFB S. 148 ff.). Da­mit set­zen sich we­der der An­trag­stel­ler noch die von ihm ein­ge­reich­ten Gut­ach­ten aus­ein­an­der. Sind da­mit auch Ver­stö­ße ge­gen das Stö­rungs­ver­bot ge­mäß § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG aus­ge­schlos­sen, ist auch ei­ne Be­ein­träch­ti­gung der Paa­rungs­zeit der Schweins­wa­le im ma­ß­geb­li­chen Ge­biet vor­aus­sicht­lich nicht ge­ge­ben.

45 (b) Die Ke­gel­rob­be ist nicht Ge­gen­stand der Prü­fung des be­son­de­ren Ar­ten­schutz­rechts. Sie ist we­der ei­ne Art im Sin­ne des An­hangs IV der FFH-Richt­li­nie noch nach An­hang A oder B der Ver­ord­nung (EG) Nr. 338/97. Viel­mehr ist sie le­dig­lich in An­hang II und V der FFH-RL ge­lis­tet und da­mit we­der be­son­ders noch streng ge­schütz­te Art nach § 7 Abs. 2 Nr. 13 bzw. Nr. 14 BNatSchG.

46 (c) Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss schlie­ßt den Ein­tritt von ar­ten­schutz­recht­li­chen Ver­bots­tat­be­stän­den im Hin­blick auf den Bal­ti­schen Stör aus. Die Art wer­de den Bau­tä­tig­kei­ten bzw. den Ver­le­ge- und Ser­vice­schif­fen ak­tiv aus­wei­chen und die pri­mär durch Bag­ger­ar­bei­ten und Schiffs­ver­kehr er­zeug­ten Schal­l­emis­sio­nen mei­den (vgl. auch Ar­ten­schutz­recht­li­cher Fach­bei­trag, Teil 2, 4a, S. 360). Al­lein ei­ne wört­li­che Wie­der­ga­be der all­ge­mei­nen, kei­nen Be­zug zu den Er­wä­gun­gen des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses auf­wei­sen­den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen G. (An­la­ge ASt 43, S. 1), auf die sich das Vor­brin­gen des An­trag­stel­lers in­so­weit be­schränkt, ver­mag die Recht­mä­ßig­keit der ar­ten­schutz­recht­li­chen Prü­fung nicht in Fra­ge zu stel­len.

47 b) Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss lei­det nach sum­ma­ri­scher Prü­fung an kei­nen Män­geln der Ab­wä­gung.

48 aa) Die Ab­schnitts­bil­dung ist nicht zu be­an­stan­den.

49 Die Zu­läs­sig­keit ei­ner pla­nungs­recht­li­chen Ab­schnitts­bil­dung ist in der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts an­er­kannt. Die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de ver­fügt in­so­weit über ein pla­ne­ri­sches Er­mes­sen, in das sie u. a. Ge­sichts­punk­te ei­ner zweck­mä­ßi­gen Ver­fah­rens­ge­stal­tung ein­be­zie­hen kann. Die­ses Er­mes­sen wird al­ler­dings durch das ma­te­ri­el­le Pla­nungs­recht be­grenzt. Die Aus­sa­ge­kraft der Ab­wä­gung darf durch ei­ne Auf­spal­tung des Vor­ha­bens nicht be­ein­träch­tigt wer­den. Ins­be­son­de­re kann ei­ne Teil­pla­nung nicht so weit ver­selbst­stän­digt wer­den, dass durch die Ge­samt­pla­nung ge­schaf­fe­ne Pro­ble­me un­be­wäl­tigt blei­ben (stRspr, vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 3. No­vem­ber 2020 - 9 A 12.19 - BVer­w­GE 170, 33 Rn. 724). Die­sen An­for­de­run­gen wird die Ab­schnitts­bil­dung vor­lie­gend ge­recht.

50 Die Kri­tik des An­trag­stel­lers, die Ab­schnitts­bil­dung ha­be nicht zu ei­ner Re­du­zie­rung der pla­ne­ri­schen Kom­ple­xi­tät ge­führt, ist nicht be­rech­tigt. An­ge­sichts der durch die Auf­ga­be der ur­sprüng­li­chen Pla­nung - An­bin­dung der Lei­tung an ein im Pro­rer Wiek vor­ge­se­he­nes Off­shore Ter­mi­nal - be­ding­ten er­heb­li­chen Ver­län­ge­rung und Um­pla­nung der OAL bis zum Ha­fen von Mu­kran ha­ben sich im neu ge­bil­de­ten zwei­ten Pla­nungs­ab­schnitt neue und bis­lang nicht be­trach­te­te Fra­gen ge­stellt, die ei­ne Tren­nung der Pla­nung in ei­nen un­pro­ble­ma­ti­schen "al­ten" Teil und den neu­en Ab­schnitt oh­ne wei­te­res recht­fer­ti­gen. Dies be­trifft in ers­ter Li­nie die im Fol­ge­ab­schnitt vor­ge­se­he­ne Que­rung des ma­ri­nen Vor­rang­ge­bie­tes Küs­ten­schutz, die ei­ne Über­ar­bei­tung der bis­he­ri­gen Pla­nun­gen und ein Ziel­ab­wei­chungs­ver­fah­ren von den Zie­len der Raum­ord­nung er­for­der­lich ge­macht hat. Un­er­heb­lich ist in die­sem Zu­sam­men­hang, dass die Pla­nun­gen für bei­de Ab­schnit­te zeit­lich par­al­lel und in­halt­lich auf­ein­an­der ab­ge­stimmt vor­an­ge­trie­ben wor­den sind. Hier­durch wird die Zu­läs­sig­keit ei­ner Ab­schnitts­bil­dung nicht in Fra­ge ge­stellt. Die Pla­nung in Ab­schnit­ten muss nicht kon­se­ku­tiv er­fol­gen, son­dern es kann ge­ra­de das Ziel der Ab­schnitts­bil­dung sein, ei­ne zeit­lich und in­halt­lich par­al­le­le Pla­nung meh­re­rer Ab­schnit­te zu er­mög­li­chen und die Pla­nung und Ver­wirk­li­chung des Ge­samt­vor­ha­bens da­durch zu be­schleu­ni­gen. Dies gilt um­so mehr, wenn die Pla­nung - wie vor­lie­gend - un­ter ei­nem ho­hen zeit­li­chen Druck steht und es da­her "auf je­den Tag", den ein Ab­schnitt frü­her plan­fest­ge­stellt wer­den kann, an­kommt.

51 Die Ab­schnitts­bil­dung ist auch nicht des­halb feh­ler­haft, weil der Ver­wirk­li­chung des Vor­ha­bens im zwei­ten Ab­schnitt un­über­wind­li­che Hin­der­nis­se ent­ge­gen­stün­den. Der Vor­trag des An­trag­stel­lers zeigt sol­che nicht auf. Die Bei­ge­la­de­ne weist zu­tref­fend dar­auf hin, dass selbst wenn man von der Un­ver­ein­bar­keit mit den Nut­zun­gen des ma­ri­nen Vor­rang­ge­biets aus­gin­ge, ei­ne Ziel­ab­wei­chung zu­ge­las­sen wer­den kön­ne. Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss führt in­so­weit de­tail­liert aus (S. 74), dass ei­ne sol­che ge­plant und beim zu­stän­di­gen Mi­nis­te­ri­um be­an­tragt wor­den sei. Da­nach kön­ne der über­wie­gen­de Teil des Vor­rang­ge­bie­tes un­ein­ge­schränkt ge­nutzt wer­den. Auch die zu­sätz­lich vor­ge­nom­me­ne Vor­aus­schau auf die FSRU-Ter­mi­nals und den Ha­fen­aus­bau in Mu­kran hat kei­ne un­über­wind­ba­ren Hin­der­nis­se er­ge­ben. Der Ha­fen von Mu­kran ist ein lan­des­weit be­deut­sa­mer Ha­fen mit un­mit­tel­ba­rem Zu­gang zum of­fe­nen Meer. Der ge­plan­te Lie­ge­platz 12 ist grö­ßen­mä­ßig für die Er­rich­tung zwei­er FSRUs ge­eig­net (Abb. 2 im Er­läu­te­rungs­be­richt, S. 17) und es be­stehen aus­weis­lich ei­ner Stel­lung­nah­me des Staat­li­chen Amts für Land­wirt­schaft und Um­welt vom 18. Ju­li 2023 kei­ne un­über­wind­ba­ren Hin­der­nis­se für die Ge­neh­mi­gung ei­nes schwim­men­den LNG-Ter­mi­nals (PFB S. 76). Seit dem 10. Au­gust 2023 liegt zu­dem der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss für die Er­wei­te­rung der see­wär­ti­gen Zu­fahrt Ha­fen Mu­kran der Ge­ne­ral­di­rek­ti­on Was­ser­stra­ßen und Schiff­fahrt vor, so dass auch die Er­reich­bar­keit des Ha­fens für Schif­fe mit gro­ßem Tief­gang ge­si­chert er­scheint.

52 bb) Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss hat schlie­ß­lich die Be­lan­ge des Kli­ma­schut­zes hin­rei­chend ge­wür­digt.

53 Ge­mäß § 13 Abs. 1 Satz 1 des Bun­des-Kli­ma­schutz­ge­set­zes - KSG vom 12. De­zem­ber 2019 (BGBl. I S. 2513), zu­letzt ge­än­dert durch Ge­setz vom 18. Au­gust 2021 (BGBl. I S. 3905) ha­ben die Trä­ger öf­fent­li­cher Auf­ga­ben bei ih­ren Pla­nun­gen und Ent­schei­dun­gen den Zweck die­ses Ge­set­zes und die zu sei­ner Er­fül­lung fest­ge­leg­ten Zie­le zu be­rück­sich­ti­gen. Dies be­trifft den in § 1 KSG nie­der­ge­leg­ten Zweck des Ge­set­zes und ins­be­son­de­re die Aus­wir­kun­gen des Vor­ha­bens auf die na­tio­na­len Kli­ma­schutz­zie­le, die in § 3 Abs. 1 KSG nä­her de­fi­niert wer­den. Der Be­hör­de kommt in­so­weit ei­ne Pflicht zu, die zu er­war­ten­de Men­ge an Treib­haus­ga­sen, wel­che auf­grund des Pro­jekts emit­tiert wer­den, zu er­mit­teln; nur bei un­ver­hält­nis­mä­ßi­gem Er­mitt­lungs­auf­wand kommt ei­ne Schät­zung in Be­tracht (vgl. BVer­wG, Be­schluss vom 22. Ju­ni 2023 - 7 VR 3.23 - ju­ris Rn. 39; Fel­len­berg, in: Fel­len­berg/Gu­ckel­ber­ger, Kli­ma­schutz­recht, 1. Aufl. 2022, § 13 KSG Rn. 23 f.).

54 Vor die­sem Hin­ter­grund ist die Ab­wä­gungs­ent­schei­dung des An­trags­geg­ners vor­aus­sicht­lich nicht zu be­an­stan­den. Hier­bei wur­de in die Be­trach­tung ein­be­zo­gen, dass das Vor­ha­ben in der Bau­pha­se ei­ne emis­si­ons­er­hö­hen­de Wir­kung hat und da­mit kurz­fris­tig nicht zum Kli­ma­schutz bei­trägt, son­dern die­sem viel­mehr ent­ge­gen­wirkt. Ei­ne Quan­ti­fi­zie­rung der bau­be­ding­ten Emis­sio­nen wur­de aus­ge­hend von den Be­rech­nun­gen im Rah­men der Pla­nung des Nord-Stream 2-Pro­jek­tes vor­ge­nom­men. Da­nach legt der An­trags­geg­ner bau­be­ding­te Emis­sio­nen von schät­zungs­wei­se 24 000 t CO2 und 1 000 t CO2 bei der In­be­trieb­nah­me zu­grun­de und stellt die­se in die Ab­wä­gung ein (PFB S. 226). Dass die­se Quan­ti­fi­zie­rung feh­ler­haft ist, ist nicht sub­stan­ti­iert vor­ge­tra­gen. Der Er­läu­te­rungs­be­richt nimmt viel­mehr nach­voll­zieh­bar si­gni­fi­kant we­ni­ger Emis­sio­nen ge­gen­über der Nord-Stream 2-Pla­nung an, weil es sich vor­lie­gend je­den­falls nicht um zwei 1 200 km lan­ge Pipe­lines han­delt (An­la­ge ASt 4 S. 132). Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss geht schlie­ß­lich ver­tret­bar da­von aus, dass die­se bau­be­ding­ten Emis­sio­nen im Ver­hält­nis zu den zu­läs­si­gen Jah­res­emis­si­ons­men­gen des § 4 KSG i. V. m. An­la­ge 2 zu § 4 KSG kaum ins Ge­wicht fal­len. Die Wahr­schein­lich­keit be­triebs­be­ding­ter Me­than-Emis­sio­nen legt der An­trag­stel­ler nicht dar.

55 Schlie­ß­lich war es zu­läs­sig, zu be­ach­ten, dass das Vor­ha­ben ent­spre­chend der ge­setz­ge­be­ri­schen Vor­stel­lung (vgl. BT-Drs. 20/1742 S. 16) ge­eig­net ist, in Zu­kunft auch Was­ser­stoff zu trans­por­tie­ren, der nach ge­gen­wär­ti­gem Kennt­nis­stand ein wich­ti­ger Bau­stein der an­ge­streb­ten Kli­ma­neu­tra­li­tät sein wird.

56 Mit der Ab­leh­nung des Aus­set­zungs­an­trags er­le­digt sich der wei­te­re An­trag auf Er­lass ei­ner Zwi­schen­ver­fü­gung.

57 Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 154 Abs. 1, § 162 Abs. 3 Vw­GO. Die Fest­set­zung des Streit­werts folgt aus § 52 Abs. 1 i. V. m. § 53 Abs. 2 Nr. 2 GKG.