Ver­fah­rens­in­for­ma­ti­on

Hö­he der Ver­gü­tung von Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen


Die Klä­ger, die in Dres­den bzw. Leip­zig als Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen tä­tig sind, be­an­spru­chen von den je­wei­li­gen Trä­gern der öf­fent­li­chen Ju­gend­hil­fe ei­ne hö­he­re Ver­gü­tung. Die Ver­gü­tung setzt sich un­ter an­de­rem aus der Er­stat­tung an­ge­mes­se­ner Kos­ten, die der Ta­ges­pfle­ge­per­son für den Sach­auf­wand ent­ste­hen, und ei­nem Be­trag zur An­er­ken­nung der För­der­leis­tung zu­sam­men (§ 23 Abs. 2 des Ach­ten Buchs des So­zi­al­ge­setz­buchs - SGB VIII). Sie wird in bei­den Fäl­len durch die je­wei­li­gen Stadt­rä­te fest­ge­setzt. Die Klä­ger ha­ben im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren zum ei­nen mit un­ter­schied­li­chen Ar­gu­men­ten be­män­gelt, dass die Art und Wei­se der Fest­set­zung des An­er­ken­nungs­be­tra­ges un­ter Rück­griff auf den ein­schlä­gi­gen Ta­rif­ver­trag nicht zu ei­ner leis­tungs­ge­rech­ten Ver­gü­tung füh­re. Zum an­de­ren sei­en die Sach­kos­ten nicht zu­tref­fend er­mit­telt wor­den. Wäh­rend die Klä­ger vor den Ver­wal­tungs­ge­rich­ten noch teil­wei­se ob­siegt ha­ben, sind sie im Be­ru­fungs­ver­fah­ren vor dem Ober­ver­wal­tungs­ge­richt er­folg­los ge­blie­ben. Die­ses hat sich ins­be­son­de­re dar­auf ge­stützt, dass den Ju­gend­hil­fe­trä­gern auch hin­sicht­lich der Fest­set­zung der Sach­kos­ten ein ge­richt­lich nur be­grenzt über­prüf­ba­rer Be­ur­tei­lungs­spiel­raum zu­ste­he, des­sen Gren­zen nicht über­schrit­ten wor­den sei­en. Mit ih­rer Re­vi­si­on zum Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt, wel­che das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt im je­wei­li­gen Fall we­gen grund­sätz­li­cher Be­deu­tung der Rechts­sa­che zu­ge­las­sen hat, ver­fol­gen die Klä­ger ihr Be­geh­ren wei­ter.


Pres­se­mit­tei­lung Nr. 71/2022 vom 24.11.2022

Kein Be­ur­tei­lungs­spiel­raum der Ver­wal­tung bei der Fest­le­gung der Sach­kos­ten­er­stat­tung für Kin­der­ta­ges­pfle­ge­per­so­nen

Dem Trä­ger der öf­fent­li­chen Ju­gend­hil­fe steht bei der Fest­le­gung des Er­stat­tungs­be­tra­ges für den Sach­auf­wand, der Kin­der­ta­ges­pfle­ge­per­so­nen bei ih­rer Tä­tig­keit ent­steht, kein ge­richt­lich nur ein­ge­schränkt über­prüf­ba­rer Be­ur­tei­lungs­spiel­raum zu. Das hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt in Leip­zig heu­te ent­schie­den.


Klä­ger wa­ren zwei Kin­der­ta­ges­pfle­ge­per­so­nen aus Dres­den bzw. Leip­zig, die die Hö­he der ih­nen je­weils zu­ge­bil­lig­ten lau­fen­den Geld­leis­tun­gen nach § 23 des Ach­ten Buchs So­zi­al­ge­setz­buch (SGB VIII) be­an­stan­de­ten. Die­se Geld­leis­tun­gen set­zen sich haupt­säch­lich aus ei­nem An­er­ken­nungs­be­trag für die För­der­leis­tung und ei­nem Er­stat­tungs­be­trag für die ent­ste­hen­den Sach­kos­ten zu­sam­men. Sie wer­den von bei­den Städ­ten als Pau­schal­be­trä­ge ge­zahlt, die von den Stadt­rä­ten fest­ge­setzt wer­den. Die ge­gen die Hö­he des Be­tra­ges ge­rich­te­ten Kla­gen hat­ten in den Vor­in­stan­zen im We­sent­li­chen kei­nen Er­folg. Im Fall des Klä­gers aus Dres­den hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt die be­klag­te Lan­des­haupt­stadt zur Neu­ent­schei­dung über die Hö­he der Sach­kos­ten­er­stat­tung un­ter Be­ach­tung der Rechts­auf­fas­sung des Ge­richts ver­pflich­tet und die Re­vi­si­on zu­rück­ge­wie­sen, so­weit sie den An­er­ken­nungs­be­trag be­traf. Im Fall der Leip­zi­ger Klä­ge­rin hat­te die Re­vi­si­on ins­ge­samt kei­nen Er­folg.


Nach der bun­des­recht­li­chen Re­ge­lung (§ 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII) sind ei­ner Kin­der­ta­ges­pfle­ge­per­son die an­ge­mes­se­nen Kos­ten zu er­stat­ten, die ihr für den Sach­auf­wand ent­ste­hen. Das sind die bei der Kin­der­ta­ges­pfle­ge, wel­che die Er­zie­hung, Bil­dung und För­de­rung des Kin­des um­fasst, üb­li­cher­wei­se an­fal­len­den Kos­ten für ei­nen in der Kin­der­ta­ges­pfle­ge ty­pi­schen Stan­dard, die der Hö­he nach markt­üb­lich sind und von den Kin­der­ta­ges­pfle­ge­per­so­nen end­gül­tig wirt­schaft­lich ge­tra­gen wer­den. Das Bun­des­recht schreibt zur Er­mitt­lung der an­ge­mes­se­nen Kos­ten kei­ne be­stimm­te Me­tho­dik vor. Die an­ge­wand­te Me­tho­de muss aber ge­eig­net sein, die Kos­ten rea­li­täts­ge­recht und orts­be­zo­gen zu er­fas­sen. We­gen des er­for­der­li­chen Orts­be­zugs kommt der im Steu­er­recht an­zu­wen­den­den Be­triebs­kos­ten­pau­scha­le in Hö­he von 300 € pro Kind und Mo­nat kei­ne ma­ß­geb­li­che Be­deu­tung zu. Un­ter Be­ach­tung des­sen ist der Ju­gend­hil­fe­trä­ger oder die nach Lan­des­recht zu­stän­di­ge Stel­le grund­sätz­lich ver­pflich­tet, die in die­sem Sin­ne üb­li­chen Kos­ten zu er­mit­teln. So­weit ei­ne prä­zi­se Er­mitt­lung die­ser Kos­ten an­ge­sichts der Viel­falt der Ver­hält­nis­se prak­tisch nicht mög­lich ist, ist er zu ver­ein­fa­chen­den Sach­ver­halts­be­trach­tun­gen und Ty­pi­sie­run­gen be­rech­tigt. Ei­ne sol­che Ty­pi­sie­rungs­be­fug­nis ist aber nicht gleich­zu­set­zen mit ei­nem Be­ur­tei­lungs­spiel­raum, der die Ver­wal­tung zu ei­ner grund­sätz­lich ab­schlie­ßen­den Ent­schei­dung über das Vor­lie­gen der ge­setz­li­chen Tat­be­stands­merk­ma­le er­mäch­tigt und ge­richt­lich nur ein­ge­schränkt über­prüft wer­den kann. Ein Be­ur­tei­lungs­spiel­raum ist als Ein­schrän­kung des durch das Grund­ge­setz ge­währ­leis­te­ten Rechts­schut­zes recht­fer­ti­gungs­be­dürf­tig und kann nur an­ge­nom­men wer­den, wenn er sich hin­rei­chend deut­lich dem Ge­setz ent­neh­men lässt. Dies ist hier ent­ge­gen der bis­her über­wie­gend ver­tre­te­nen Mei­nung nicht der Fall. Da­her un­ter­liegt die Fest­le­gung der Sach­kos­ten­er­stat­tung der vol­len ge­richt­li­chen Über­prü­fung, die sich in sach­ge­rech­ter Wei­se grund­sätz­lich auf die Prü­fung ge­rüg­ter oder au­gen­schein­li­cher Män­gel kon­zen­trie­ren kann.


Ins­be­son­de­re ist es da­nach grund­sätz­lich nicht zu be­an­stan­den, wenn bei der Er­mitt­lung der an­ge­mes­se­nen Sach­kos­ten ty­pi­sche Stan­dards an­hand von Wer­ten be­stimmt wer­den, die vom Ju­gend­hil­fe­trä­ger in Kon­kre­ti­sie­rung ge­setz­li­cher An­for­de­run­gen (z.B. für die Er­tei­lung ei­ner Er­laub­nis) fest­ge­legt wer­den, wie dies et­wa hin­sicht­lich der Räum­lich­kei­ten, in de­nen Kin­der­ta­ges­pfle­ge statt­fin­det, der Fall ist. In glei­cher Wei­se ist es grund­sätz­lich be­den­ken­frei, wenn die Hö­he der Raum­kos­ten an­hand von Durch­schnitts­wer­ten aus Miet- bzw. Ne­ben­kos­ten­spie­geln er­mit­telt wird. Der Se­nat hält es eben­falls für grund­sätz­lich zu­läs­sig, wenn Stan­dards des Aus­stat­tungs­be­darfs bei Kin­der­ta­ges­pfle­ge­per­so­nen un­ter Rück­griff auf die­je­ni­gen in Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen der Trä­ger der öf­fent­li­chen Ju­gend­hil­fe er­mit­telt wer­den. Dies gilt im An­satz auch in Be­zug auf die Er­mitt­lung der hier­für an­zu­set­zen­den üb­li­chen Kos­ten. Die in die­sem Sin­ne an­ge­mes­se­nen Kos­ten dür­fen nach der ge­setz­li­chen Re­ge­lung (§ 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII) auch für al­le Kin­der­ta­ges­pfle­ge­per­so­nen im je­wei­li­gen ört­li­chen Be­reich ein­heit­lich als Pau­schal­be­trag der Er­stat­tung fest­ge­legt wer­den.


Un­ter Be­rück­sich­ti­gung des­sen war es in bei­den Fäl­len nicht - wie von den Klä­gern ge­rügt - zu be­an­stan­den, dass die be­klag­ten Städ­te als Sach­kos­ten nicht die Kos­ten be­rück­sich­tigt ha­ben, die für die Rei­ni­gung der Räum­lich­kei­ten durch Dienst­leis­ter an­fal­len wür­den. Denn in bei­den Fäl­len hat das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt für den Se­nat bin­dend fest­ge­stellt, dass die Rei­ni­gung üb­li­cher­wei­se in Ei­gen­leis­tung durch die Kin­der­ta­ges­pfle­ge­per­so­nen durch­ge­führt wird. Da­her muss­ten Fremd­leis­tun­gen in der Pau­scha­le auch nicht be­rück­sich­tigt wer­den. Im Fall des Klä­gers aus Dres­den war die Be­klag­te al­ler­dings den­noch zur er­neu­ten Ent­schei­dung über die Sach­kos­ten­er­stat­tung zu ver­pflich­ten, weil be­reits das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt für den Se­nat bin­dend ei­ne un­zu­rei­chen­de Er­mitt­lung der zu er­stat­ten­den Strom­kos­ten fest­ge­stellt hat­te. Da in­so­weit kein Be­ur­tei­lungs­spiel­raum be­steht, kann ein sol­cher Feh­ler auch nicht, wie das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ge­meint hat, al­lein we­gen ei­ner ge­rin­gen Hö­he als un­er­heb­lich an­ge­se­hen wer­den.


Nicht be­an­stan­det hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt in bei­den Fäl­len da­ge­gen die Fest­le­gung des An­er­ken­nungs­be­tra­ges für die För­der­leis­tung. Dies­be­züg­lich hat der Se­nat be­reits im Jahr 2018 ent­schie­den, dass den Trä­gern der öf­fent­li­chen Ju­gend­hil­fe ein Be­ur­tei­lungs­spiel­raum zu­steht, der hier nicht über­schrit­ten wor­den ist.


BVer­wG 5 C 1.21 - Ur­teil vom 24. No­vem­ber 2022

Vor­in­stan­zen:

OVG Baut­zen, OVG 3 A 1146/18 - Ur­teil vom 17. März 2021 -

VG Dres­den, VG 1 K 788/17 - Ur­teil vom 20. Ju­ni 2018 -

BVer­wG 5 C 3.21 - Ur­teil vom 24. No­vem­ber 2022

Vor­in­stan­zen:

OVG Baut­zen, OVG 3 A 288/20 - Ur­teil vom 17. März 2021 -

VG Leip­zig, VG 5 K 3339/17 - Ur­teil vom 06. Fe­bru­ar 2020 -


Ur­teil vom 24.11.2022 -
BVer­wG 5 C 1.21ECLI:DE:BVer­wG:2022:241122U5C1.21.0

Hö­he der lau­fen­den Geld­leis­tun­gen in der Kin­der­ta­ges­pfle­ge

Leit­sät­ze:

1. Die Er­stat­tung der an­ge­mes­se­nen Kos­ten für den Sach­auf­wand nach § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII kann in pau­scha­lier­ter Form er­fol­gen. Ein kon­troll­frei­er Be­ur­tei­lungs­spiel­raum steht den Trä­gern der öf­fent­li­chen Ju­gend­hil­fe bei ih­rer Fest­le­gung nicht zu.

2. Er­stat­tungs­fä­hi­ge Sach­kos­ten sind Kos­ten der­je­ni­gen Sach­mit­tel, die zur Er­fül­lung des För­der­auf­trags nach § 22 SGB VIII ge­eig­net sind und von der Ta­ges­pfle­ge­per­son wirt­schaft­lich ge­tra­gen wer­den.

3. An­ge­mes­sen sind die Kos­ten des Sach­auf­wands, wenn sie ge­mes­sen an den ört­li­chen Ver­hält­nis­sen üb­li­cher­wei­se für ei­nen in der Kin­der­ta­ges­pfle­ge ty­pi­schen Stan­dard an­fal­len und auch der Hö­he nach markt­üb­lich sind. Die Me­tho­de zu ih­rer Er­mitt­lung muss ge­eig­net sein, die ent­spre­chen­den Be­dar­fe und ih­re Kos­ten rea­li­täts­ge­recht und orts­be­zo­gen zu er­fas­sen; sie darf sich ver­ein­fa­chen­der Sach­ver­halts­be­trach­tun­gen und Ty­pi­sie­run­gen be­die­nen.

  • Rechts­quel­len
  • Zi­tier­vor­schlag

Ur­teil

BVer­wG 5 C 1.21

  • VG Dres­den - 20.06.2018 - AZ: VG 1 K 788/17
  • OVG Baut­zen - 17.03.2021 - AZ: OVG 3 A 1146/18

In der Ver­wal­tungs­streit­sa­che hat der 5. Se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 24. No­vem­ber 2022
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Stör­mer,
die Rich­te­rin­nen am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Sten­gel­hofen-Weiß und Dr. Harms so­wie die Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Holt­brüg­ge und Preis­ner
für Recht er­kannt:

  1. Auf die Re­vi­si­on des Klä­gers wer­den das Ur­teil des Säch­si­schen Ober­ver­wal­tungs­ge­richts vom 17. März 2021 und das Ur­teil des Ver­wal­tungs­ge­richts Dres­den vom 20. Ju­ni 2018 ge­än­dert.
  2. Die Be­klag­te wird un­ter teil­wei­ser Auf­he­bung ih­res Wi­der­spruchs­be­schei­des vom 9. Fe­bru­ar 2018 ver­pflich­tet, über den An­spruch des Klä­gers auf ei­ne lau­fen­de Geld­leis­tung nach § 23 SGB VIII für die Ta­ges­pfle­ge des Kin­des J. hin­sicht­lich der Kos­ten für die Sach­auf­wen­dun­gen un­ter Be­ach­tung der Rechts­auf­fas­sung des Ge­richts neu zu ent­schei­den.
  3. Im Üb­ri­gen wird die Re­vi­si­on zu­rück­ge­wie­sen.
  4. Von den Kos­ten des Ver­fah­rens in al­len Rechts­zü­gen tra­gen der Klä­ger 9/10 und die Be­klag­te 1/10. Ge­richts­kos­ten wer­den nicht er­ho­ben.

Grün­de

I

1 Die Be­tei­lig­ten strei­ten über die Hö­he des leis­tungs­ge­rech­ten Be­trags zur An­er­ken­nung der För­de­rungs­leis­tung und der Sach­auf­wands­kos­ten im Rah­men der Kin­der­ta­ges­pfle­ge nach § 23 SGB VIII.

2 Der Klä­ger, der als Ta­ges­pfle­ge­per­son im Ge­biet der Be­klag­ten ar­bei­tet, ver­ein­bar­te im Sep­tem­ber 2013 mit den El­tern des Klein­kin­des J. des­sen Be­treu­ung an fünf Wo­chen­ta­gen für je­weils zehn Stun­den. Für die­se Be­treu­ung be­wil­lig­te die Be­klag­te dem Klä­ger für den Zeit­raum von No­vem­ber 2013 bis De­zem­ber 2015 ei­ne lau­fen­de Geld­leis­tung in Hö­he von mo­nat­lich 552,32 € und mit ei­nem wei­te­ren Be­scheid für den Zeit­raum von Ju­li 2014 bis De­zem­ber 2015 ei­ne lau­fen­de Geld­leis­tung in Hö­he von mo­nat­lich 570,32 €. Mit der Kün­di­gung der Be­treu­ung im Au­gust 2014 wur­de die För­de­rung der Kin­der­ta­ges­pfle­ge für die­ses Kind ein­ge­stellt. Auf den Wi­der­spruch des Klä­gers setz­te die Be­klag­te vor­läu­fig ei­nen Nach­zah­lungs­be­trag von ins­ge­samt 22 394,33 € für den Zeit­raum vom 1. März 2013 bis zum 31. De­zem­ber 2015 für die För­de­rung des be­sag­ten Kin­des und an­de­rer von ihm be­treu­ter Kin­der fest.

3 In der Zwi­schen­zeit hat­te die Be­klag­te im No­vem­ber 2016 ei­nem Gut­ach­ter un­ter Ver­mitt­lung des Deut­schen Ver­eins für öf­fent­li­che und pri­va­te Für­sor­ge e. V. ei­nen Auf­trag für die Er­ar­bei­tung ei­ner Kal­ku­la­ti­ons­grund­la­ge für die Be­mes­sung der lau­fen­den Geld­leis­tung er­teilt. Auf die­ser Grund­la­ge be­schloss der Stadt­rat der Be­klag­ten am 14. De­zem­ber 2017 die Richt­li­nie zur För­de­rung von Kin­dern in Kin­der­ta­ges­pfle­ge in der Lan­des­haupt­stadt Dres­den (Richt­li­nie Kin­der­ta­ges­pfle­ge), die am 1. Ja­nu­ar 2018 in Kraft trat. In der Fol­ge hob die Be­klag­te mit ei­nem ab­schlie­ßen­den Wi­der­spruchs­be­scheid vom 9. Fe­bru­ar 2018 ih­re an den Klä­ger ge­rich­te­ten Be­wil­li­gungs­be­schei­de auf, wand­te die Richt­li­nie rück­wir­kend an und er­höh­te ent­spre­chend die an den Klä­ger zu ge­wäh­ren­den mo­nat­li­chen Be­trä­ge für die be­an­trag­ten Leis­tungs­zeit­räu­me, in­dem sie fol­gen­de lau­fen­den mo­nat­li­chen Leis­tun­gen an den Klä­ger fest­setz­te: 612,12 € für die Zeit von No­vem­ber bis De­zem­ber 2013; 639,12 € für die Zeit von Ja­nu­ar bis De­zem­ber 2014; 651,12 € für die Zeit von Ja­nu­ar bis März 2015 und 740,35 € für die Zeit von April bis Au­gust 2015. Da­bei nahm die Be­klag­te in An­wen­dung der Grund­sät­ze der Richt­li­nie für No­vem­ber 2013 bis März 2015 in Be­zug auf den An­er­ken­nungs­be­trag ei­ne Ein­stu­fung in die Be­trags­grup­pe 1 der Richt­li­nie und für April bis Au­gust 2015 in die Be­trags­grup­pe 2 vor. In Be­zug auf die Sach­kos­ten wen­de­te die Be­klag­te die Sach­kos­ten­pau­scha­le II (an­ge­mie­te­te Räu­me oh­ne Dop­pel­nut­zung) der Richt­li­nie an.

4 Mit der Be­grün­dung, der An­er­ken­nungs­be­trag sei eben­so wie die Sach­kos­ten­er­stat­tung zu nied­rig be­mes­sen, er­hob der Klä­ger Kla­ge auf ei­ne Neu­fest­set­zung der Geld­leis­tun­gen. Die Be­tei­lig­ten er­klär­ten das Ver­fah­ren über­ein­stim­mend für er­le­digt, so­weit in des­sen Ver­lauf mit dem ab­schlie­ßen­den Wi­der­spruchs­be­scheid ge­gen­über den Aus­gangs­be­schei­den hö­he­re lau­fen­de Geld­leis­tun­gen ge­währt wur­den. Im Üb­ri­gen wies das Ver­wal­tungs­ge­richt die Kla­ge ab. Die Be­klag­te ha­be sich bei der Fest­le­gung des An­er­ken­nungs­be­trags im Rah­men des ihr zu­ste­hen­den Be­ur­tei­lungs­spiel­raums ge­hal­ten. Eben­so sei die Sach­kos­ten­pau­scha­le von Rechts we­gen nicht zu be­an­stan­den. Im Rah­men der Be­mes­sung der Sach­kos­ten ver­fü­ge die Be­klag­te über ei­nen Ein­schät­zungs­spiel­raum so­wie das Recht zur Pau­scha­lie­rung. Dies deu­te be­reits der Wort­laut des § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII (Er­stat­tung "an­ge­mes­se­ner" Kos­ten) an. Das Recht zur Pau­scha­lie­rung er­ge­be sich mit hin­rei­chen­der Deut­lich­keit aus der sys­te­ma­ti­schen Ge­gen­über­stel­lung von § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII und § 23 Abs. 2 Nr. 3 und 4 SGB VIII. Die Be­klag­te sei des­halb be­fugt, im Rah­men ih­rer Ein­schät­zungs­prä­ro­ga­ti­ve zu be­ur­tei­len, wel­che Sach­kos­ten bei Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen ty­pi­scher­wei­se not­wen­dig an­fal­len. Die Auf­wen­dun­gen für die­se Kos­ten­po­si­tio­nen dür­fe sie an­schlie­ßend mit­tels pau­scha­lier­ter Durch­schnitts­wer­te be­stim­men. Vor­lie­gend ha­be die Be­klag­te auf­bau­end auf dem Gut­ach­ten in nach­voll­zieh­ba­rer und sach­ge­rech­ter Wei­se die not­wen­di­gen Kos­ten­po­si­tio­nen be­stimmt und auf Grund­la­ge ei­ner schlüs­si­gen Kos­ten­er­mitt­lung die Sach­kos­ten­pau­scha­len fest­ge­legt.

5 Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat die hier­ge­gen ge­rich­te­te Be­ru­fung des Klä­gers mit dem an­ge­foch­te­nen Ur­teil zu­rück­ge­wie­sen und sich hier­bei im We­sent­li­chen auf die Er­wä­gun­gen des Ver­wal­tungs­ge­richts be­zo­gen. Die vom Klä­ger an­ge­führ­ten zu­sätz­li­chen Ge­sichts­punk­te ge­gen die Fest­set­zung des An­er­ken­nungs­be­trags führ­ten nicht zum Er­folg. Dies gel­te so­wohl für die Rü­ge, dass die Ori­en­tie­rung des An­er­ken­nungs­be­trags an den Ent­gelt­grup­pen S2, S3 und S4 TVöD-SuE we­gen der län­ge­ren Jah­res­ar­beits­zeit der Ta­ges­pfle­ge­per­son zu ei­ner un­an­ge­mes­sen nied­ri­gen Leis­tung füh­re, als auch für die Auf­fas­sung des Klä­gers, dass die al­lei­ni­ge Be­treu­ung von bis zu fünf Kin­dern als schwie­ri­ge fach­li­che Tä­tig­keit ei­ne Ein­grup­pie­rung in die Ent­gelt­grup­pe S4 TVöD-SuE zur Fol­ge ha­ben müs­se. Des Wei­te­ren er­gä­ben die Rü­gen des Klä­gers nicht, dass die Be­klag­te bei der Be­rech­nung der Ein­zel­po­si­tio­nen im Rah­men der Fest­set­zung der Sach­kos­ten den ihr da­bei zu­kom­men­den Be­ur­tei­lungs­spiel­raum über­schrit­ten ha­be. Ins­be­son­de­re sei an­ge­sichts der Tat­sa­che, dass nur ein ge­rin­ger Bruch­teil der Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen bei der Rei­ni­gung der Grup­pen­räu­me auf ei­nen Rei­ni­gungs­dienst zu­rück­grei­fe, der An­satz des Min­dest­lohns für die Rei­ni­gungs­zei­ten nicht zu be­an­stan­den, da da­von aus­ge­gan­gen wer­de, dass der weit über­wie­gen­de Teil der Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen von die­sem Pos­ten pro­fi­tie­re, oh­ne dass dem tat­säch­lich ent­stan­de­ne Kos­ten ge­gen­über­stün­den. Zwar lei­de die Be­rech­nung der Strom­kos­ten an ei­nem me­tho­di­schen Feh­ler. Ei­ne Ver­gleichs­be­rech­nung ha­be aber er­ge­ben, dass sich die Sach­kos­ten­pau­scha­le bei rich­ti­ger Be­rech­nung nur um 1,5 % oder 1,50 € er­hö­hen wür­de. Des­halb ha­be man von ei­ner Kor­rek­tur für die Ver­gan­gen­heit ab­ge­se­hen. Letzt­lich sei die Sach­kos­ten­pau­scha­le bei Hin­zu­zie­hung der an­ge­setz­ten Fort­bil­dungs­kos­ten und der Er­stat­tung für ei­ne Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung so­gar hö­her als der steu­er­lich als Be­triebs­aus­ga­be an­ge­setz­te Pau­schal­be­trag von 300 € pro Kind und Mo­nat.

6 Mit der vom Ober­ver­wal­tungs­ge­richt zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on ver­folgt der Klä­ger sein Kla­ge­be­geh­ren wei­ter. Er rügt ins­be­son­de­re, dass die vom Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ab­ge­lehn­te An­wen­dung der Ta­rif­be­stim­mung für die Ein­grup­pie­rung in die Grup­pe S4 des TVöD-SuE nicht nach­voll­zieh­bar sei. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts las­se sich nicht aus dem Ge­setz ab­lei­ten, dass der Trä­ger der Ju­gend­hil­fe bei der Fest­le­gung der Pau­scha­le für Sach­kos­ten­er­stat­tung ei­nen Be­ur­tei­lungs­spiel­raum ha­be. Es sei da­bei zu­dem zu Un­recht an­ge­nom­men wor­den, dass der An­satz des Min­dest­lohns für die Rei­ni­gungs­zei­ten im Rah­men der Be­rech­nung der Sach­auf­wands­kos­ten an­ge­mes­sen sei. Schlie­ß­lich ent­hal­te das an­ge­foch­te­ne Ur­teil ei­ne feh­ler­haf­te Be­rech­nung. Denn selbst wenn man die Sach­kos­ten­er­stat­tung für Kin­der­ta­ges­pfle­ge in ei­ge­nen Räu­men und die in an­ge­mie­te­ten Räu­men zu­sam­men­rech­ne, er­gä­ben sie zu­sam­men mit den Pau­scha­len für Fort­bil­dung und Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung kei­nes­wegs 300 € mo­nat­lich.

7 Die Be­klag­te ver­tei­digt das an­ge­grif­fe­ne Ur­teil.

8 Die Ver­tre­te­rin des Bun­des­in­ter­es­ses be­tei­ligt sich an dem Ver­fah­ren und un­ter­stützt im We­sent­li­chen die Rechts­auf­fas­sung der Be­klag­ten.

II

9 Die Re­vi­si­on des Klä­gers ist nur in dem sich aus dem Te­nor er­ge­ben­den Um­fang be­grün­det. Sie hat kei­nen Er­folg, so­weit der Klä­ger die Hö­he der ihm für die Be­treu­ung des Kin­des J. be­wil­lig­ten lau­fen­den Geld­leis­tun­gen nach § 23 des Ach­ten Bu­ches So­zi­al­ge­setz­buch - Kin­der- und Ju­gend­hil­fe i. d. F. der Be­kannt­ma­chung vom 11. Sep­tem­ber 2012 (BGBl. I S. 2022) - SGB VIII - un­ter dem Ge­sichts­punkt des An­er­ken­nungs­be­tra­ges be­an­stan­det, weil die streit­ge­gen­ständ­li­chen Be­schei­de in Ge­stalt des ab­schlie­ßen­den Wi­der­spruchs­be­schei­des in­so­weit recht­mä­ßig sind. So­weit er dem­ge­gen­über ei­ne Neu­be­schei­dung der Geld­leis­tun­gen hin­sicht­lich der Sach­kos­ten­er­stat­tung ver­langt, ist sein Be­geh­ren nach Ma­ß­ga­be der nach­ste­hen­den Er­wä­gun­gen be­grün­det, weil die streit­ge­gen­ständ­li­chen Be­schei­de in Ge­stalt des ab­schlie­ßen­den Wi­der­spruchs­be­schei­des dies­be­züg­lich teil­wei­se rechts­wid­rig sind und der Klä­ger da­durch in sei­nen Rech­ten ver­letzt ist (§ 113 Abs. 5 Vw­GO).

10 Ge­gen­stand des Ver­fah­rens sind die durch den end­gül­ti­gen Wi­der­spruchs­be­scheid der Be­klag­ten vom 9. Fe­bru­ar 2018 neu fest­ge­setz­ten Geld­leis­tun­gen nach § 23 SGB VIII für den Zeit­raum No­vem­ber 2013 bis Au­gust 2015 für die Be­treu­ung des Kin­des J. Der Klä­ger macht in­so­weit al­lein ei­nen Neu­be­schei­dungs­an­spruch (§ 113 Abs. 5 Satz 2 Vw­GO) ge­gen­über der Be­klag­ten gel­tend, was auch dann pro­zes­su­al zu­läs­sig ist, wenn kein Er­mes­sens- oder Be­ur­tei­lungs­spiel­raum in Re­de steht (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 18. Ju­li 2013 - 5 C 8.12 - BVer­w­GE 147, 216 Rn. 13 m. w. N.).

11 Die­ses Neu­be­schei­dungs­be­geh­ren fin­det sei­ne Rechts­grund­la­ge in § 23 Abs. 1 und 2 Nr. 1 und 2 i. V. m. § 24 Abs. 1 und 2 SGB VIII. Da­nach um­fasst die För­de­rung in Kin­der­ta­ges­pfle­ge nach Ma­ß­ga­be von § 24 SGB VIII - so­weit hier von In­ter­es­se - die Ge­wäh­rung ei­ner lau­fen­den Geld­leis­tung an die Ta­ges­pfle­ge­per­son (§ 23 Abs. 1 SGB VIII), wel­che ei­nen Be­trag zur An­er­ken­nung der För­de­rungs­leis­tung der Ta­ges­pfle­ge­per­son nach Ma­ß­ga­be des § 23 Abs. 2a SGB VIII (§ 23 Abs. 2 Nr. 2 SGB VIII) so­wie die Er­stat­tung an­ge­mes­se­ner Kos­ten, die der Ta­ges­pfle­ge­per­son für den Sach­auf­wand ent­ste­hen (§ 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII), ein­schlie­ßt.

12 Die An­spruchs­be­rech­ti­gung des Klä­gers und das Be­stehen des An­spruchs dem Grun­de nach sind zwi­schen den Be­tei­lig­ten zu Recht nicht strei­tig. Ihr Streit, für des­sen recht­li­che Be­ur­tei­lung die vom Ober­ver­wal­tungs­ge­richt er­ör­ter­te Fra­ge, ob es sich bei den Geld­leis­tun­gen nach § 23 Abs. 2 SGB VIII um So­zi­al­leis­tun­gen im Sin­ne von § 11 Satz 1 SGB I han­delt, auch nach über­ein­stim­men­der An­sicht der Be­tei­lig­ten oh­ne er­kenn­ba­re Ent­schei­dungs­er­heb­lich­keit ist, kon­zen­triert sich auf die Hö­he des An­er­ken­nungs­be­tra­ges und der Sach­kos­ten. De­ren Fest­le­gung ob­liegt ge­mäß § 23 Abs. 2a Satz 1 SGB VIII den Trä­gern der öf­fent­li­chen Ju­gend­hil­fe, so­weit das Lan­des­recht nicht et­was an­de­res be­stimmt. Das säch­si­sche Lan­des­recht sieht in § 14 Abs. 6 Satz 2 Sächs­Ki­taG vor, dass die lau­fen­de Geld­leis­tung von der Ge­mein­de in Ab­stim­mung mit dem ört­li­chen Trä­ger der öf­fent­li­chen Ju­gend­hil­fe fest­ge­legt wird. Ei­ne sol­che Fest­le­gung hat die Be­klag­te in abs­trakt-ge­ne­rel­ler Wei­se mit der von ihr er­las­se­nen Richt­li­nie ge­trof­fen, die nach ih­rer Nr. 7 auf die noch nicht be­stands­kräf­tig ab­ge­schlos­se­nen Ver­fah­ren hin­sicht­lich des Zeit­raums nach dem 1. Ja­nu­ar 2016 An­wen­dung fin­den soll, aber nach den Fest­stel­lun­gen des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts von der Be­klag­ten zu­guns­ten des Klä­gers auch für den hier in Re­de ste­hen­den Zeit­raum an­ge­wen­det wor­den ist.

13 Das da­nach zu be­ur­tei­len­de Neu­be­schei­dungs­be­geh­ren des Klä­gers bleibt hin­sicht­lich des An­er­ken­nungs­be­tra­ges nach § 23 Abs. 2 Nr. 2 SGB VIII er­folg­los (1.). Das an­ge­foch­te­ne Ur­teil ver­letzt je­doch Bun­des­recht (§ 137 Abs. 1 Nr. 1 Vw­GO), so­weit es an­nimmt, der Be­klag­ten ste­he auch bei der Fest­le­gung der Sach­kos­ten­er­stat­tung nach § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII ein Be­ur­tei­lungs­spiel­raum zu (2.). Es er­weist sich im Er­geb­nis auch nicht aus an­de­ren Grün­den als voll­stän­dig rich­tig (§ 144 Abs. 4 Vw­GO). Dies führt nach § 144 Abs. 3 Satz 1 Nr. 1 Vw­GO zur Ver­pflich­tung der Be­klag­ten zur Neu­be­schei­dung über den gel­tend ge­mach­ten An­spruch (3.).

14 1. § 23 Abs. 2 Nr. 2 SGB VIII be­stimmt, dass die lau­fen­de Geld­leis­tung im Sin­ne des § 23 Abs. 1 SGB VIII ei­nen Be­trag zur An­er­ken­nung der För­de­rungs­leis­tung der Ta­ges­pfle­ge­per­son nach Ma­ß­ga­be von § 23 Abs. 2a SGB VIII um­fasst. Da­nach ist der Be­trag zur An­er­ken­nung der För­de­rungs­leis­tung der Ta­ges­pfle­ge­per­son leis­tungs­ge­recht aus­zu­ge­stal­ten, wo­bei der zeit­li­che Um­fang der Leis­tung und die An­zahl so­wie der För­der­be­darf der be­treu­ten Kin­der zu be­rück­sich­ti­gen sind (§ 23 Abs. 2a Satz 2 und 3 SGB VIII). Die auf die­ser Grund­la­ge durch die Be­klag­te vor­ge­nom­me­ne Fest­set­zung des An­er­ken­nungs­be­tra­ges ist nicht zu be­an­stan­den.

15 Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat sei­ner Ent­schei­dung zu­tref­fend die Auf­fas­sung zu­grun­de ge­legt, dass der Be­griff des "Be­tra­ges zur An­er­ken­nung ih­rer För­de­rungs­leis­tung" im Sin­ne von § 23 Abs. 2 Nr. 2 SGB VIII ein un­be­stimm­ter Rechts­be­griff ist, bei des­sen An­wen­dung und leis­tungs­ge­rech­ter Aus­ge­stal­tung die Trä­ger der öf­fent­li­chen Ju­gend­hil­fe (oder die sonst zu­stän­di­gen Stel­len) über ei­nen Be­ur­tei­lungs­spiel­raum ver­fü­gen. Dem­zu­fol­ge be­sit­zen die Trä­ger der öf­fent­li­chen Ju­gend­hil­fe ei­ne ei­ge­ne Wer­tungs­mög­lich­keit im Sin­ne ei­ner Letzt­ent­schei­dungs­kom­pe­tenz und ha­ben ab­schlie­ßend zu ent­schei­den, wie sie den An­er­ken­nungs­be­trag be­rech­nen und wel­che Hö­he er hat. Die ge­richt­li­che Kon­trol­le der Hö­he des An­er­ken­nungs­be­tra­ges ist da­bei auf das auch sonst in Fäl­len ei­nes Be­ur­tei­lungs- oder Ein­schät­zungs­spiel­raums an­er­kann­te Prüf­pro­gramm be­schränkt. Die Ver­wal­tungs­ge­rich­te ha­ben da­her zu prü­fen, ob die Trä­ger der öf­fent­li­chen Ju­gend­hil­fe bei der Be­stim­mung der Leis­tungs­hö­he ge­gen Ver­fah­rens­vor­schrif­ten ver­sto­ßen ha­ben, von ei­nem un­voll­stän­di­gen oder un­rich­ti­gen Sach­ver­halt aus­ge­gan­gen sind, die an­zu­wen­den­den Be­grif­fe oder den ge­setz­li­chen Rah­men, in dem sie sich frei be­we­gen kön­nen, ver­kannt, all­ge­mein gül­ti­ge Wert­maß­stä­be nicht be­ach­tet oder sach­frem­de und da­mit will­kür­li­che Er­wä­gun­gen an­ge­stellt ha­ben. Sie ha­ben hin­ge­gen nicht zu kon­trol­lie­ren, ob nicht auch die Fest­set­zung ei­nes Be­tra­ges in an­de­rer Hö­he mög­lich und von dem Be­ur­tei­lungs­spiel­raum ge­deckt wä­re. Weist die Ent­schei­dung der Trä­ger der öf­fent­li­chen Ju­gend­hil­fe kei­nen der auf­ge­führ­ten Rechts­feh­ler auf, ist der von ih­nen fest­ge­leg­te Be­trag viel­mehr hin­zu­neh­men (BVer­wG, Ur­teil vom 25. Ja­nu­ar 2018 - 5 C 18.16 - Buch­holz 436.511 § 23 SGB VIII Nr. 3 Rn. 10 ff.). So liegt es hier.

16 a) Ge­gen­stand der ge­richt­li­chen Kon­trol­le ist das vor­lie­gend in der von der Be­klag­ten an­ge­wen­de­ten Richt­li­nie zum Aus­druck kom­men­de Ver­ständ­nis des § 23 Abs. 2 Nr. 2 SGB VIII und des­sen An­wen­dung im Ein­zel­fall un­ter Be­ach­tung der aus dem Be­ur­tei­lungs­spiel­raum fol­gen­den Ein­schrän­kun­gen. Hin­sicht­lich des wei­te­ren Um­fangs der ge­richt­li­chen Prü­fung ist von Be­deu­tung, dass der Fest­le­gung der Geld­leis­tun­gen kal­ku­la­to­ri­sche An­nah­men zu­grun­de lie­gen, die ei­ne Ähn­lich­keit zu den Kal­ku­la­tio­nen auf­wei­sen, die im Zu­sam­men­hang mit dem Er­lass von Ab­ga­ben­sat­zun­gen auf­ge­stellt wer­den. Von da­her ist es in al­ler Re­gel nicht zu be­an­stan­den, wenn auch die Kal­ku­la­ti­on des Be­tra­ges zur An­er­ken­nung der För­de­rungs­leis­tung im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren in sach­ge­rech­ter Wei­se nur in­so­weit über­prüft wird, als sub­stan­ti­ier­te Ein­wän­de da­ge­gen er­ho­ben wor­den sind (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 17. April 2002 - 9 CN 1.01 - BVer­w­GE 116, 188 <197>). Un­be­scha­det des­sen er­streckt sich die Prü­fung aber gleich­wohl in je­dem Fall dar­auf, ob die Fest­le­gung in grund­le­gen­der Hin­sicht an au­gen­schein­li­chen Män­geln lei­det.

17 b) Der Klä­ger rügt mit der Re­vi­si­on die Kal­ku­la­ti­on hin­sicht­lich des An­er­ken­nungs­be­tra­ges nur noch in­so­weit, als sei­ner An­sicht nach be­züg­lich der Be­trags­grup­pe 1 der Richt­li­nie, in die er im streit­ge­gen­ständ­li­chen Zeit­raum ein­ge­ord­net war, als Aus­gangs­punkt der Staf­fe­lung an­statt ei­ner An­knüp­fung an die Ent­gelt­grup­pe S2 TVöD-SuE (Er­fah­rungs­stu­fe 3) viel­mehr ei­ne An­leh­nung an die Ent­gelt­grup­pe S4 TVöD-SuE ge­recht­fer­tigt sei, da Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen nicht nur in Rand­zei­ten, son­dern ganz­tä­tig al­lein­ver­ant­wort­lich bis zu fünf Kin­der zu be­treu­en hät­ten. Die­se Rü­ge greift nicht durch.

18 Die von der Be­klag­ten an­ge­wen­de­te Richt­li­nie ori­en­tiert sich hin­sicht­lich des An­er­ken­nungs­be­trags am für öf­fent­li­che Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen gel­ten­den Ta­rif­recht, wo­bei in­so­weit der for­ma­len Qua­li­fi­ka­ti­on der Ta­ges­pfle­ge­per­son und ei­ner ver­gleich­ba­ren Tä­tig­keit in ei­ner Kin­der­ta­ges­ein­rich­tung ma­ß­geb­li­ches Ge­wicht zu­kom­men sol­len (Nr. 4.7.1.(1)). Sie sieht dies­be­züg­lich vor, dass Kin­der­ta­ges­pfle­ge­per­so­nen oh­ne den Sta­tus ei­ner päd­ago­gi­schen Fach­kraft im ers­ten Er­laub­nis­zeit­raum bei neun­stün­di­ger Be­treu­ung ei­nen an die Ent­gelt­grup­pe S 2 TVöD-SuE (Er­fah­rungs­stu­fe 3) an­ge­lehn­ten An­er­ken­nungs­be­trag in Hö­he von mo­nat­lich 551 € pro Kind er­hal­ten. Nach fünf­jäh­ri­ger Tä­tig­keit und Fach­be­ra­tung so­wie Fort­bil­dun­gen er­folgt ei­ne Ein­grup­pie­rung in Be­trags­grup­pe 2 in Hö­he von mo­nat­lich 650 € pro Kind (an­ge­lehnt an die Ent­gelt­grup­pen S 3/S 4 TVöD-SuE/Er­fah­rungs­stu­fe 3). Dies gilt glei­cher­ma­ßen für den Wech­sel in die nächs­te Be­trags­grup­pe 3 im drit­ten Er­laub­nis­zeit­raum (672 € pro Kind) und den Wech­sel in die Be­trags­grup­pe 4 (695 € pro Kind), wo­bei sich die Be­trä­ge aus der Ori­en­tie­rung an der Er­fah­rungs­stu­fe 4 bzw. 5 er­ge­ben. Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen mit Be­rufs­ab­schluss nach § 1 Abs. 1 Sächs­Qua­li­VO kön­nen un­ter be­stimm­ten Be­din­gun­gen (Be­trags­grup­pen 5 bis 7) ei­nen An­er­ken­nungs­be­trag er­hal­ten, der von der Ent­gelt­grup­pe S 8a TVöD-SuE (Er­fah­rungs­stu­fen 3 bis 5) aus­geht (zwi­schen 717 € und 784 € pro Kind und Mo­nat).

19 Dies lässt we­der ei­ne Ver­ken­nung der an­zu­wen­den­den Be­grif­fe oder des ge­setz­li­chen Rah­mens des § 23 Abs. 2 Nr. 2 i. V. m. Abs. 2a Satz 2 und 3 SGB VIII er­ken­nen noch ist er­sicht­lich, dass die an­ge­wen­de­te Richt­li­nie ver­fah­rens­feh­ler­haft zu­stan­de ge­kom­men sein könn­te. Die von der Richt­li­nie be­nann­ten abs­trak­ten Kri­te­ri­en für die leis­tungs­ge­rech­te Aus­ge­stal­tung des An­er­ken­nungs­be­tra­ges stel­len in nicht zu be­an­stan­den­der Wei­se auf den zeit­li­chen Um­fang der Leis­tung, die An­zahl und ge­ge­be­nen­falls ei­nen be­son­de­ren För­der­be­darf der Kin­der so­wie die Qua­li­fi­ka­ti­on der Pfle­ge­per­so­nen ab (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 25. Ja­nu­ar 2018 - 5 C 18.16 - Buch­holz 436.511 § 23 SGB VIII Nr. 3 Rn. 23 ff.). Zu­dem ist an­ge­sichts der ab­so­lu­ten Hö­he der in den ein­zel­nen Be­trags­grup­pen ge­währ­ten Be­trä­ge nicht er­sicht­lich, dass die Be­klag­te die mit­tel­fris­ti­ge Ziel­set­zung ei­ner an­ge­mes­sen ver­gü­te­ten Voll­zeit­tä­tig­keit aus dem Blick ver­lo­ren ha­ben könn­te (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 25. Ja­nu­ar 2018 - 5 C 18.16 - Buch­holz 436.511 § 23 SGB VIII Nr. 3 Rn. 18).

20 Des Wei­te­ren ist nicht er­kenn­bar, dass die kon­kre­te Fest­set­zung des An­er­ken­nungs­be­tra­ges auf will­kür­li­chen be­zie­hungs­wei­se sach­frem­den Er­wä­gun­gen be­ruht. In­so­weit ist ma­ß­geb­lich zu be­rück­sich­ti­gen, dass sich die Be­klag­te bei der Fest­le­gung des An­er­ken­nungs­be­tra­ges tat­säch­lich weit­ge­hend am Ta­rif­recht ori­en­tiert hat, auch so­weit sie bei des­sen Staf­fe­lung für Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen oh­ne Be­rufs­ab­schluss ge­mäß § 1 Abs. 1 Sächs­Qua­li­VO im ers­ten Er­laub­nis­zeit­raum ei­nen An­er­ken­nungs­be­trag an­ge­lehnt an die Ent­gelt­grup­pe S2 TVöD-SuE ge­währt. Denn un­ter die­se Ent­gelt­grup­pe fal­len in Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen Be­schäf­tig­te oh­ne staat­li­chen Ab­schluss, wel­che die Tä­tig­keit von Kin­der­pfle­gern mit staat­li­cher An­er­ken­nung aus­üben und da­her ei­ne taug­li­che Ori­en­tie­rungs­grup­pe für (an- bzw. un­ge­lern­te) Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen dar­stel­len, weil für die Ent­gelt­grup­pe S3 TVöD-SuE in der Re­gel be­reits ei­ne zwei­jäh­ri­ge Aus­bil­dung (zur staat­lich an­er­kann­ten Kin­der­pfle­ger/in) er­for­der­lich ist. Es ist nicht zu be­an­stan­den, wenn die Be­klag­te da­mit von ei­nem Re­gel­fall aus­geht und an­nimmt, dass Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen üb­li­cher­wei­se kei­ne be­ruf­li­che Aus­bil­dung auf­wei­sen, wie sie in Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen tä­ti­ge Per­so­nen be­sit­zen, zu­mal die Richt­li­nie die nach § 23 Abs. 3 Satz 2 SGB VIII er­for­der­li­che Grund­qua­li­fi­ka­ti­on auch durch den Ver­weis auf die ta­rif­li­che Er­fah­rungs­stu­fe 3 ab­bil­det. So­weit da­mit auch Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen er­fasst wer­den, die aus­nahms­wei­se ei­ne Qua­li­fi­ka­ti­on als staat­lich an­er­kann­te Kin­der­pfle­ger be­sit­zen, be­steht kei­ne Ver­pflich­tung der für die Fest­le­gung zu­stän­di­gen Stel­le, den An­er­ken­nungs­be­trag nach § 23 Abs. 2 Nr. 2 SGB VIII so aus­zu­ge­stal­ten, dass er dem Ta­rif­recht voll­stän­dig ent­spricht (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 25. Ja­nu­ar 2018 - 5 C 18.16 - Buch­holz 436.511 § 23 SGB VIII Nr. 3 Rn. 35). Da­mit steht auch nicht in Wi­der­streit, dass sich der An­er­ken­nungs­be­trag für Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen, die aty­pi­scher­wei­se so­gar als päd­ago­gi­sche Fach­kraft aus­ge­bil­det sind, un­ter be­stimm­ten Be­din­gun­gen an der Ent­gelt­grup­pe S8a TVöD-SuE ori­en­tiert. Denn da­mit trägt die Be­klag­te le­dig­lich ei­ner be­son­de­ren in­di­vi­du­el­len Qua­li­fi­ka­ti­on im Ein­zel­fall Rech­nung. Die An­leh­nung der Ein­gangs­ein­stu­fung der nicht als päd­ago­gi­sche Fach­kräf­te aus­ge­bil­de­ten Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen an die Ent­gelt­grup­pe S2 TVöD-SuE wird im Üb­ri­gen da­durch ab­ge­mil­dert, dass de­ren fort­schrei­ten­de Er­fah­rung auf dem Ge­biet der Kin­der­ta­ges­pfle­ge in­fol­ge von Be­rufs­aus­übung und Fort­bil­dun­gen als gleich­wer­tig mit ei­ner Aus­bil­dung in der Kin­der­pfle­ge an­ge­se­hen und durch die (spä­te­re) An­wen­dung der Ent­gelt­grup­pe S3/S4 TVöD-SuE und der Er­fah­rungs­stu­fen 4 und 5 ab­ge­bil­det wird.

21 Au­ßer­dem durf­te die Be­klag­te grund­sätz­lich da­von aus­ge­hen, dass die ver­schie­de­nen Tä­tig­keits­be­rei­che in der Kin­der­ta­ges­pfle­ge mit den­je­ni­gen in Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen ver­gleich­bar sind, auch wenn sie nicht hin­sicht­lich al­ler Be­schäf­tig­ten über­ein­stim­men mö­gen (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 25. Ja­nu­ar 2018 - 5 C 18.16 - Buch­holz 436.511 § 23 SGB VIII Nr. 3 Rn. 35). So­weit der Klä­ger un­ter Be­ru­fung auf die ta­rif­ver­trag­li­che Be­schrei­bung der Tä­tig­keits­merk­ma­le ei­ne Ori­en­tie­rung an der Ent­gelt­grup­pe S4 TVöD-SuE für ge­bo­ten hält, weil er ei­ne Grup­pe al­lein be­treue, lässt auch dies kei­nen Schluss auf ein sach­frem­des Vor­ge­hen der Be­klag­ten zu. Zwar sind schwie­ri­ge fach­li­che Tä­tig­kei­ten, die ei­ne Ein­grup­pie­rung in die Ent­gelt­grup­pe S4 TVöD-SuE recht­fer­ti­gen kön­nen, nicht nur dann an­zu­neh­men, wenn - wie das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt mög­li­cher­wei­se an­ge­nom­men hat - Tä­tig­kei­ten mit be­son­ders be­treu­ungs­be­dürf­ti­gen Per­so­nen­grup­pen in Re­de ste­hen. Viel­mehr kommt es dar­auf an, dass die Ar­beits­auf­ga­be auf­grund der ge­stei­ger­ten An­for­de­run­gen von der Nor­ma­li­tät nicht nur un­er­heb­lich ab­weicht, d. h. sich et­wa im Hin­blick auf das ge­for­der­te fach­li­che Kön­nen oder die kör­per­li­che oder geis­ti­ge Be­las­tung ge­gen­über dem üb­li­chen Maß her­aus­hebt (vgl. BAG, Ur­teil vom 12. Ju­ni 1996 - 4 AZR 26/95 - AP Nr. 216 zu §§ 22, 23 BAT 1975 = ju­ris Rn. 41). So­weit die ta­rif­ver­trag­li­chen Pro­to­koll­er­klä­run­gen zur Ent­gelt­ord­nung (Nr. 2 b) dies auch für die al­lein­ver­ant­wort­li­che Be­treu­ung von Grup­pen et­wa in Rand­zei­ten an­neh­men, ist dies auf Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen nicht über­trag­bar, weil die in Kin­der­ta­ges­stät­ten be­treu­ten Grup­pen re­gel­mä­ßig grö­ßer sind als die Grup­pen in der Kin­der­ta­ges­pfle­ge. Der Ein­wand des Klä­gers lässt da­her kei­ne An­halts­punk­te da­für er­ken­nen, dass die Be­klag­te mit der Aus­rich­tung der Staf­fe­lung an der Ent­gelt­grup­pe S2 TVöD-SuE auch nur den Ori­en­tie­rungs­rah­men des Ta­rif­rechts ver­fehlt oder gar will­kür­lich ge­han­delt ha­ben könn­te. So­fern im Üb­ri­gen im Ein­zel­fall ein er­höh­ter päd­ago­gi­scher För­der­be­darf be­steht, trägt die Be­klag­te dem nach Nr. 4.7.1 (4) der an­ge­wen­de­ten Richt­li­nie Rech­nung.

22 2. Nach § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII um­fasst die lau­fen­de Geld­leis­tung nach § 23 Abs. 1 SGB VIII au­ßer­dem die Er­stat­tung an­ge­mes­se­ner Kos­ten, die der Ta­ges­pfle­ge­per­son für den Sach­auf­wand ent­ste­hen. Die der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung zu­grun­de­lie­gen­de An­nah­me, der da­nach an­zu­set­zen­de Sach­auf­wand kön­ne in Form von Pau­scha­len in die Geld­leis­tung ein­flie­ßen, ist nicht zu be­an­stan­den (a). Dem­ge­gen­über ver­stö­ßt die An­nah­me des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts, bei der Fest­set­zung der Er­stat­tung für den Sach­auf­wand ste­he der zu­stän­di­gen Stel­le ein Be­ur­tei­lungs­spiel­raum zu, ge­gen Bun­des­recht (b).

23 a) Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat zu Recht nicht be­an­stan­det, dass die Be­klag­te die Sach­kos­ten­er­stat­tung in Form ei­nes Pau­schal­be­tra­ges fest­ge­setzt hat. Zwar lässt der Wort­laut des § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII ins­be­son­de­re mit der Ver­wen­dung des Sin­gu­lars ("der Ta­ges­pfle­ge­per­son") auch ei­ne Aus­le­gung zu, die ei­ne in­di­vi­du­el­le Ab­rech­nung auf der Grund­la­ge der bei der kon­kre­ten Ta­ges­pfle­ge­per­son tat­säch­lich an­ge­fal­le­nen (Ein­zel-)Kos­ten ver­langt. Er zwingt aber nicht zu ei­ner sol­chen In­ter­pre­ta­ti­on, ge­gen die ge­set­zes­sys­te­ma­ti­sche Ge­sichts­punk­te so­wie der Sinn und Zweck der Vor­schrift spre­chen.

24 In sys­te­ma­ti­scher Hin­sicht weist zu­nächst der Ver­gleich mit § 23 Abs. 2 Nr. 3 und 4 SGB VIII in die­se Rich­tung. Nach die­sen Vor­schrif­ten hängt die Er­stat­tung von Auf­wen­dun­gen für Ver­si­che­run­gen und die Al­ters­si­che­rung von ei­nem Nach­weis ab, al­so von ih­rem ein­zel­fall­be­zo­ge­nen Ent­ste­hen und sei­ner Be­leg­bar­keit durch die Ta­ges­pfle­ge­per­son, was in­so­weit ei­ne Pau­scha­lie­rung aus­schlie­ßt. Wenn § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII dem­ge­gen­über ei­ne sol­che Ein­schrän­kung nicht ent­hält, er­laubt dies den Schluss, dass die Er­stat­tung der Sach­kos­ten zu­min­dest auch in Form ei­nes Pau­schal­be­tra­ges un­ab­hän­gig von ei­ner tat­säch­li­chen Kos­ten­be­las­tung im Ein­zel­fall er­fol­gen kann (vgl. zur Pau­scha­lie­rung beim An­er­ken­nungs­be­trag auch BVer­wG, Ur­teil vom 25. Ja­nu­ar 2018 - 5 C 18.16 - Buch­holz 436.511 § 23 SGB VIII Nr. 3 Rn. 34). Von Be­deu­tung ist in die­sem Zu­sam­men­hang auch, dass nach § 23 Abs. 2a Satz 1 SGB VIII die Hö­he der lau­fen­den Geld­leis­tun­gen "fest­ge­legt" wird. In­dem das Ge­setz kei­ne Wort­wahl ver­wen­det, die ty­pi­scher­wei­se auf ei­ne ein­zel­fall­be­zo­ge­ne Ent­schei­dung (et­wa "be­wil­ligt" oder "ge­währt") hin­deu­tet, weist es zu­gleich auf die Mög­lich­keit ei­ner Pau­scha­lie­rung und Ty­pi­sie­rung von Kos­ten­be­stand­tei­len der lau­fen­den Geld­leis­tung hin. Dem steht bei über­grei­fen­der Be­trach­tung nicht ent­ge­gen, dass § 23 SGB VIII - an­ders als § 39 Abs. 4 Satz 3 SGB VIII für die lau­fen­den Leis­tun­gen zum Kin­des­un­ter­halt nach § 39 Abs. 2 SGB VIII - nicht aus­drück­lich von ei­ner Leis­tungs­ge­wäh­rung in pau­scha­lier­ter Form spricht. Denn dar­aus folgt nur, dass ei­ne sol­che im Fall des § 39 Abs. 4 Satz 3 SGB VIII nor­ma­tiv als Re­gel­fall an­ge­ord­net ist, wäh­rend sie im Fall des § 23 SGB VIII nur nicht aus­ge­schlos­sen wird.

25 Der all­ge­mei­ne Sinn und Zweck des § 23 SGB VIII be­steht dar­in, die Ta­ges­be­treu­ung auch hin­sicht­lich de­ren At­trak­ti­vi­tät für Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen zu stei­gern (vgl. BT-Drs. 15/3676 S. 33). Die­sem Ziel wür­de ei­ne Ver­pflich­tung zu ei­ner nach­weis­ge­bun­de­nen In­di­vi­du­al­ab­rech­nung sämt­li­cher Sach­kos­ten nicht ge­recht, weil sie al­le Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen zu ei­ner dies­be­züg­li­chen um­fang­rei­chen Nach­weis­füh­rung zwin­gen wür­de. Der sich an­schlie­ßen­de Ver­wal­tungs­auf­wand bei der Prü­fung wür­de zu­dem ei­ne zeit­na­he Aus­zah­lung der Er­stat­tungs­be­trä­ge er­schwe­ren.

26 b) Bun­des­recht ver­letzt dem­ge­gen­über die Auf­fas­sung des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts, wel­ches sich die dies­be­züg­li­che Be­grün­dung des Ver­wal­tungs­ge­richts zu ei­gen ge­macht hat, dass den zu­stän­di­gen Stel­len bei der Fest­le­gung der den Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen nach § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII zu er­stat­ten­den Sach­kos­ten ein Be­ur­tei­lungs­spiel­raum zu­ste­he. Die Vor­schrift ver­wen­det zwar, in­dem sie als Be­stand­teil der lau­fen­den Geld­leis­tun­gen le­dig­lich die "an­ge­mes­se­nen" Kos­ten des Sach­auf­wands an­sieht, ei­nen un­be­stimm­ten Rechts­be­griff. Bei des­sen An­wen­dung ha­ben die zu­stän­di­gen Stel­len aber auch bei der Fest­le­gung der Hö­he der zu er­stat­ten­den Sach­kos­ten in Form ei­nes Pau­schal­be­tra­ges - an­ders als grund­sätz­lich im Fall des An­er­ken­nungs­be­tra­ges - kei­ne der ge­richt­li­chen Über­prü­fung un­zu­gäng­li­che Letzt­ent­schei­dungs­kom­pe­tenz, wie sie die Sach­kos­ten be­rech­nen und in wel­cher Hö­he die­se zu er­stat­ten sind. Dies er­schlie­ßt sich aus Fol­gen­dem:

27 Aus der Ga­ran­tie ef­fek­ti­ven Rechts­schut­zes nach Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG folgt grund­sätz­lich die Pflicht der Ge­rich­te, Ver­wal­tungs­ak­te in recht­li­cher und tat­säch­li­cher Hin­sicht voll­stän­dig nach­zu­prü­fen. Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG schlie­ßt zwar die aus­nahms­wei­se Ein­räu­mung ei­nes kon­troll­frei­en Be­ur­tei­lungs­spiel­raums der Ver­wal­tung durch den Ge­setz­ge­ber nicht aus. Ein sol­cher Aus­nah­me­fall setzt aber vor­aus, dass der je­wei­li­gen Rechts­vor­schrift die Ent­schei­dung des Ge­setz­ge­bers zu ent­neh­men ist, der Ver­wal­tung das ab­schlie­ßen­de Ur­teil über das Vor­lie­gen der durch ei­nen un­be­stimm­ten Ge­set­zes­be­griff ge­kenn­zeich­ne­ten tat­be­stand­li­chen Vor­aus­set­zun­gen zu über­tra­gen. Dem­entspre­chend muss sich ein Be­ur­tei­lungs­spiel­raum aus­drück­lich aus dem Ge­setz ab­le­sen las­sen oder durch Aus­le­gung - ins­be­son­de­re ent­spre­chend dem Sinn und Zweck der je­wei­li­gen Vor­schrift und un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ei­gen­art der ein­schlä­gi­gen Ver­wal­tungs­ma­te­rie - hin­rei­chend deut­lich zu er­mit­teln sein. Die da­mit ver­bun­de­ne Frei­stel­lung von ge­richt­li­cher Kon­trol­le be­darf stets ei­nes hin­rei­chend ge­wich­ti­gen, am Grund­satz ei­nes wirk­sa­men Rechts­schut­zes aus­ge­rich­te­ten Sach­grun­des (stRspr, vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 25. Ja­nu­ar 2018 - 5 C 18.16 - Buch­holz 436.511 § 23 SGB VIII Nr. 3 Rn. 11 m. w. N.). Das Vor­lie­gen ei­nes der­ar­ti­gen Aus­nah­me­falls, der vor Art. 19 Abs. 4 GG Be­stand hät­te, lässt sich für die Fest­le­gung der Sach­kos­ten­er­stat­tung nach § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII nicht be­ja­hen (im Er­geb­nis eben­so Struck/Schweig­ler, in: Wies­ner/Wap­ler, SGB VIII, 6. Aufl. 2022, § 23 Rn. 45).

28 aa) Dem Wort­laut des § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII las­sen sich kei­ne An­halts­punk­te für die An­nah­me ei­nes der ge­richt­li­chen Kon­trol­le ent­zo­ge­nen Be­ur­tei­lungs­spiel­raums der Ver­wal­tung ent­neh­men. Ein sol­cher er­gibt sich na­ment­lich nicht dar­aus, dass der Ge­setz­ge­ber den un­be­stimm­ten Rechts­be­griff der "an­ge­mes­se­nen Kos­ten" ver­wen­det hat. Viel­mehr ist die An­wen­dung des Kri­te­ri­ums der "An­ge­mes­sen­heit" in Rechts­nor­men in al­ler Re­gel in vol­lem Um­fang ge­richt­lich über­prüf­bar (vgl. nur BVer­wG, Ur­tei­le vom 26. Ok­to­ber 1989 - 5 C 30.86 - Buch­holz 436.0 § 84 BSHG Nr. 1, vom 2. Sep­tem­ber 1993 - 5 C 18.90 - BVer­w­GE 94, 122, vom 21. De­zem­ber 2001 - 5 C 27.00 - BVer­w­GE 115, 331 und vom 28. Mai 2003 - 5 C 8.02 - BVer­w­GE 118, 211). Weil da­von aus­zu­ge­hen ist, dass dem Ge­setz­ge­ber die­se lang­jäh­ri­ge ge­fes­tig­te Ent­schei­dungs­pra­xis be­kannt ge­we­sen ist, kann nicht an­ge­nom­men wer­den, dass er al­lein die Ver­wen­dung die­ses Be­griffs als hin­rei­chend für die Ein­räu­mung ei­nes Be­ur­tei­lungs­spiel­raums an­ge­se­hen hat. Ge­gen ei­ne sol­che An­nah­me spricht au­ßer­dem, dass der Ge­set­zes­wort­laut die Er­stat­tung von Sach­kos­ten dar­an knüpft, dass sie der Ta­ges­pfle­ge­per­son "ent­ste­hen". Ob ein sol­ches Ent­ste­hen an­ge­nom­men wer­den kann, ist aber an­ders als im Fall der in § 23 Abs. 2a Satz 2 und 3 SGB VIII ver­wen­de­ten Be­grif­fe "aus­ge­stal­ten" und "be­rück­sich­ti­gen" (vgl. da­zu BVer­wG, Ur­teil vom 25. Ja­nu­ar 2018 - 5 C 18.16 - Buch­holz 436.511 § 23 SGB VIII Nr. 3 Rn. 14 f.) ei­ne Fra­ge - auch im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren - fest­stell­ba­rer Tat­sa­chen und nicht Aus­druck der Ein­räu­mung ei­ner Ge­stal­tungs­frei­heit zu­guns­ten der fest­le­gen­den Stel­le.

29 bb) Auch der Sinn und Zweck des § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII spricht ge­gen die An­nah­me ei­nes Be­ur­tei­lungs­spiel­raums. Die­ser be­steht aus­ge­hend vom all­ge­mei­nen Zweck des § 23 SGB VIII, die Ta­ges­be­treu­ung hin­sicht­lich de­ren At­trak­ti­vi­tät für Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen zu stei­gern, er­kenn­bar dar­in zu ver­hin­dern, dass die Ta­ges­pfle­ge­per­son die ent­stan­de­nen ma­ß­geb­li­chen Sach­kos­ten aus ei­ge­nen Mit­teln bzw. ei­ge­nem Ver­mö­gen oder zu­las­ten des An­er­ken­nungs­be­tra­ges nach § 23 Abs. 2 Nr. 2 SGB VIII de­cken muss. Die­sem Ziel ent­spricht es, wenn die Sach­kos­ten­er­mitt­lung nicht nur rea­li­täts­be­zo­gen er­folgt, son­dern dies auch im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren über­prüft wer­den kann.

30 cc) An­halts­punk­te für ei­nen Be­ur­tei­lungs­spiel­raum las­sen sich auch nicht, wie vom Ober­ver­wal­tungs­ge­richt und an­de­ren Ober­ge­rich­ten (vgl. OVG Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 26. April 2016 - OVG 6 A 4.15 - ju­ris Rn. 23; OVG Schles­wig, Ur­teil vom 16. Ja­nu­ar 2020 - 3 KN 2/17 - ju­ris Rn. 73) an­ge­nom­men wird, aus ei­nem sys­te­ma­ti­schen Um­kehr­schluss zu § 23 Abs. 2 Nr. 3 und 4 SGB VIII mit der Be­grün­dung her­lei­ten, dass dort je­weils die Er­stat­tung "nach­ge­wie­se­ner Auf­wen­dun­gen" in be­stimm­ter Hö­he vor­ge­se­hen ist, wäh­rend § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII nicht die Er­stat­tung ei­nes "nach­ge­wie­se­nen" Sach­auf­wands, son­dern le­dig­lich "an­ge­mes­se­ner" Kos­ten an­ord­net. Da­mit lässt sich zwar - wie be­reits dar­ge­legt - ei­ne Pau­scha­lie­rungs­be­fug­nis der zu­stän­di­gen Stel­le bei der Fest­le­gung der Sach­kos­ten­er­stat­tung be­grün­den. Ei­ne sol­che Pau­scha­lie­rungs­be­fug­nis ist aber als sol­che nicht gleich­zu­set­zen mit der Ein­räu­mung ei­nes Be­ur­tei­lungs­spiel­raums (vgl. BVer­wG, Be­schluss vom 7. April 1995 - 5 B 36.94 - Buch­holz 436.0 § 85 BSHG Nr. 13 S. 2; Se­er, in: Kahl/Wald­hoff/Wal­ter, BK-GG, Stand De­zem­ber 2022, Art. 108 Rn. 189 un­ter Ver­weis auf BVerfG, Be­schluss vom 31. Mai 1988 - 1 BvR 520/83 - BVerf­GE 78, 214 = ju­ris Rn. 43). Er­mäch­tigt das Ge­setz die Ver­wal­tung zu ei­gen­stän­di­gen Ty­pi­sie­run­gen und Pau­scha­lie­run­gen, blei­ben die nor­ma­ti­ven Ma­ß­ga­ben, nach de­nen ei­ne sol­che er­fol­gen soll, viel­mehr auch dann grund­sätz­lich un­ein­ge­schränkt im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren über­prüf­bar, wenn es sich da­bei - wie hier - um un­be­stimm­te Rechts­be­grif­fe han­delt (vgl. Werns­mann, DStR-Beih 2011, 72 <74>).

31 Eben­falls nicht wei­ter­füh­rend ist das Ar­gu­ment, für die Aus­fül­lung des Be­griffs der "an­ge­mes­se­nen Kos­ten" sei zu be­rück­sich­ti­gen, dass dem Trä­ger der Ju­gend­hil­fe auch hin­sicht­lich der Fest­set­zung der Sach­kos­ten­er­stat­tung durch § 23 Abs. 2a Satz 1 SGB VIII ein Be­ur­tei­lungs­spiel­raum ein­ge­räumt wer­den müs­se, weil es sich da­bei um ei­ne nor­ma­ti­ve Er­mäch­ti­gung an den Trä­ger der Ju­gend­hil­fe han­de­le, die für die Be­stim­mung der Hö­he der lau­fen­den Geld­leis­tung er­for­der­li­chen Be­ur­tei­lun­gen letzt­ver­bind­lich aus ei­ge­ner - durch die Nä­he zum Fall ge­präg­te - Sach­kun­de zu tref­fen (so OVG Müns­ter, Be­schluss vom 29. Sep­tem­ber 2021 - 12 A 4179/18 - ju­ris Rn. 35 m. w. N.). Ei­ne aus­drück­li­che ge­setz­li­che Norm­set­zungs­be­fug­nis, aus der ein ge­richt­lich ge­ge­be­nen­falls nur ein­ge­schränkt über­prüf­ba­res nor­ma­ti­ves Er­mes­sen re­sul­tie­ren wür­de (vgl. da­zu BVer­wG, Be­schluss vom 21. Sep­tem­ber 2022 - 5 P 4.21 - Rn. 17), ent­hält § 23 Abs. 2a Satz 1 SGB VIII er­sicht­lich nicht. Auch so­weit der Norm über die in ihr er­kenn­bar nor­mier­te Zu­stän­dig­keits­zu­wei­sung so­wie ih­re Be­deu­tung für die Be­grün­dung ei­ner Pau­scha­lie­rungs­be­fug­nis hin­aus zu ent­neh­men ist, dass nach Ma­ß­ga­be des Lan­des­rechts da­bei auch ein Han­deln in abs­trakt-ge­ne­rel­len Rechts­for­men bis hin zum Er­lass von Rechts­nor­men (et­wa in Form von Sat­zun­gen) in Be­tracht kommt (BVer­wG, Ur­teil vom 24. No­vem­ber 2022 - 5 C 9.21 - Rn. 10; vgl. fer­ner Beck­mann, in: Mün­der/Mey­sen/Tren­c­zek, Frank­fur­ter Kom­men­tar SGB VIII, 9. Aufl. 2022, § 23 Rn. 39; Gru­be, in: Hauck/Noftz, SGB VIII, 1. Er­gän­zungs­lie­fe­rung 2023, § 23 Rn. 24), ver­schie­ben sich da­durch die sich aus dem Bun­des­recht er­ge­ben­den ma­te­ri­ell-recht­li­chen Maß­stä­be der Fest­le­gung nicht (vgl. da­zu BVer­wG, Ur­teil vom 24. No­vem­ber 2022 - 5 C 9.21 - Rn. 32 ff.).

32 dd) Schlie­ß­lich las­sen sich auch den Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en kei­ne An­halts­punk­te für ei­ne Ab­sicht des Ge­setz­ge­bers ent­neh­men, der Ver­wal­tung ei­nen ei­gen­ver­ant­wort­li­chen Spiel­raum bei der Fest­le­gung der Sach­kos­ten­er­stat­tung zu­zu­bil­li­gen. Zwar soll nach dem Wil­len des Ge­setz­ge­bers der Ver­wal­tung bei der Fest­set­zung des Be­tra­ges, mit dem die För­der­leis­tung der Ta­ges­pfle­ge­per­son ent­gol­ten wird, ein ei­ge­ner Ge­stal­tungs­spiel­raum be­las­sen wer­den be­zie­hungs­wei­se die Ge­stal­tungs­frei­heit der Län­der und Ju­gend­hil­fe­trä­ger er­hal­ten blei­ben (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 25. Ja­nu­ar 2018 - 5 C 18.16 - Buch­holz 436.511 § 23 SGB VIII Nr. 3 Rn. 17 un­ter Ver­weis auf BT-Drs. 16/9299 S. 14 f.). Die­se Er­wä­gun­gen be­zie­hen sich al­ler­dings aus­drück­lich nur auf die Fest­le­gung des An­er­ken­nungs­be­tra­ges und las­sen sich auf die­je­ni­ge der Sach­kos­ten­er­stat­tung nicht über­tra­gen. Der Ge­setz­ge­ber nimmt in­so­weit zwar zur Be­grün­dung der Not­wen­dig­keit der nor­ma­ti­ven Aus­ge­stal­tung des An­er­ken­nungs­be­trags auch auf die ge­än­der­te ein­kom­men­steu­er­recht­li­che Be­hand­lung der Ein­künf­te aus der Kin­der­ta­ges­pfle­ge durch die Fi­nanz­ver­wal­tung Be­zug und ver­weist in die­sem Zu­sam­men­hang eben­falls auf den Be­triebs­kos­ten­ab­zug im Rah­men der Steu­er­erhe­bung (BT-Drs. 16/9299 S. 14). Die­se Pas­sa­gen, die die Pra­xis der Fi­nanz­ver­wal­tung auch zum Sach­auf­wand le­dig­lich re­fe­rie­ren, las­sen je­doch nicht an­satz­wei­se den Schluss zu, der Ge­setz­ge­ber ha­be den für die Fest­le­gung der lau­fen­den Geld­leis­tun­gen zu­stän­di­gen Stel­len hin­sicht­lich der Sach­kos­ten­er­stat­tung ei­nen Ge­stal­tungs­spiel­raum zu­bil­li­gen wol­len.

33 3. Die Ent­schei­dung des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts er­weist sich nicht in vol­lem Um­fang als im Er­geb­nis rich­tig (im Sin­ne von § 144 Abs. 4 Vw­GO). § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII las­sen sich nor­ma­ti­ve Vor­ga­ben für die pau­scha­lie­ren­de Er­mitt­lung der zu er­stat­ten­den Sach­kos­ten ent­neh­men (a). Die­sen Vor­ga­ben ge­nügt die Fest­le­gung der Sach­kos­ten durch die Be­klag­te auf der Grund­la­ge der Fest­stel­lun­gen des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts je­doch nicht voll­stän­dig (b). Dies führt zum Teil­erfolg der Re­vi­si­on (c).

34 a) § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII be­stimmt, dass die lau­fen­den Geld­leis­tun­gen die Er­stat­tung an­ge­mes­se­ner Kos­ten um­fas­sen, die der Ta­ges­pfle­ge­per­son für den Sach­auf­wand ent­ste­hen. Die Er­stat­tungs­fä­hig­keit setzt al­so ei­ner­seits vor­aus, dass es sich dem nor­ma­ti­ven Be­griff nach um re­le­van­te Sach­kos­ten han­delt, die als Auf­wand der Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen an­zu­se­hen sind. Die­se müs­sen zu­dem in­halt­lich als an­ge­mes­sen an­zu­se­hen sein.

35 aa) Die den Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen zu er­stat­ten­den Kos­ten des Sach­auf­wands tei­len als Be­stand­teil der lau­fen­den Geld­leis­tun­gen de­ren in § 23 Abs. 1 SGB VIII nor­mier­ten funk­tio­na­len Be­zug zu der För­de­rung der Kin­der­ta­ges­pfle­ge und be­zie­hen sich da­her auf den hier­durch ent­ste­hen­den Auf­wand. Die­ser wird in­halt­lich be­stimmt durch den in § 22 Abs. 3 SGB VIII nor­mier­ten För­der­auf­trag der Kin­der­ta­ges­pfle­ge, der Er­zie­hung, Bil­dung und Be­treu­ung des Kin­des um­fasst und sich auf die so­zia­le, emo­tio­na­le, kör­per­li­che und geis­ti­ge Ent­wick­lung des Kin­des be­zieht. Er­stat­tungs­fä­hi­ge Sach­kos­ten sind dem­zu­fol­ge Kos­ten der­je­ni­gen Sach­mit­tel, die ei­nen Be­zug zur Er­fül­lung des För­der­auf­trags nach § 22 SGB VIII ha­ben, weil sie hier­für ge­eig­net sind und der Ta­ges­pfle­ge­per­son im Sin­ne von § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII ent­ste­hen. Letz­te­res ist dann der Fall, wenn die Ta­ges­pfle­ge­per­son an­de­ren­falls die wirt­schaft­li­che Last für die auf­ge­wen­de­ten und an­ge­mes­se­nen Sach­mit­tel zu tra­gen hät­te; sie soll die­se we­der aus ei­ge­nen Mit­teln bzw. ei­ge­nem Ver­mö­gen noch zu­las­ten des An­er­ken­nungs­be­tra­ges nach § 23 Abs. 2 Nr. 2 SGB VIII de­cken müs­sen.

36 bb) In­halt­lich an­ge­mes­sen sind Kos­ten des Sach­auf­wands, wenn sie ge­mes­sen an den ört­li­chen Ver­hält­nis­sen üb­li­cher­wei­se für ei­nen in der Kin­der­ta­ges­pfle­ge ty­pi­schen Stan­dard an­fal­len und auch der Hö­he nach markt­üb­lich sind. Dies er­gibt ei­ne Aus­le­gung des § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII nach Wort­laut, Sys­te­ma­tik und Sinn und Zweck der Norm.

37 Mit Blick auf den Auf­bau der Vor­schrift lässt sich be­reits aus der Wort­stel­lung ent­neh­men, dass sich das An­ge­mes­sen­heits­er­for­der­nis als ge­wis­ser­ma­ßen vor die Klam­mer ge­zo­ge­ner Be­griff so­wohl auf die je­wei­li­ge Sach­auf­wen­dung als auch auf die An­ge­mes­sen­heit der be­trags­mä­ßi­gen Er­stat­tungs­hö­he be­zieht. Vor­aus­set­zung der Er­stat­tungs­fä­hig­keit des Sach­auf­wands für die Kin­der­ta­ges­pfle­ge ist al­so sei­ne An­ge­mes­sen­heit dem Grun­de wie auch der Kos­ten­hö­he nach. Den Ge­set­zes­mo­ti­ven lässt sich zu­dem ent­neh­men, dass das An­ge­mes­sen­heits­er­for­der­nis ei­ne orts­be­zo­ge­ne, d. h. auf den Zu­stän­dig­keits­be­reich der die Geld­leis­tun­gen fest­le­gen­den Stel­le ori­en­tier­te Be­trach­tung be­inhal­tet. Dies er­gibt sich na­ment­lich dar­aus, dass der Ge­setz­ge­ber des­halb von ei­ner ei­ge­nen (bun­des­ein­heit­li­chen) Fest­set­zung der lau­fen­den Geld­leis­tun­gen in pau­scha­lier­ter Form - auch hin­sicht­lich ih­res Sach­kos­ten­an­teils - ab­ge­se­hen hat, weil er es für er­for­der­lich ge­hal­ten hat, dass die Geld­leis­tun­gen un­ter­schied­li­chen ört­li­chen Ge­ge­ben­hei­ten Rech­nung tra­gen (vgl. BT-Drs. 15/3676, S. 33).

38 Hin­sicht­lich der An­for­de­run­gen an die Er­mitt­lung des dem Grun­de nach an­ge­mes­se­nen Sach­auf­wands ist der sys­te­ma­ti­sche Zu­sam­men­hang zu dem in § 22 Abs. 3 SGB VIII for­mu­lier­ten För­der­auf­trag in den Blick zu neh­men. Zu fra­gen ist, wel­cher Sach­auf­wand hin­sicht­lich Um­fang und Qua­li­tät zur Er­fül­lung die­ser ge­setz­lich ge­for­der­ten Auf­ga­ben er­for­der­lich und in­so­fern im Sin­ne ei­nes Be­darfs üb­lich ist. Ab­zu­stel­len ist dem­ge­mäß auf den Be­darf an Sach­mit­teln, wel­cher ei­ne sach­ge­rech­te Er­fül­lung des ge­setz­li­chen Stan­dards er­mög­licht. Be­züg­lich der Er­mitt­lung des der Kos­ten­hö­he nach an­ge­mes­se­nen Sach­auf­wands er­ge­ben sich An­for­de­run­gen zu­nächst aus dem Sinn und Zweck der Re­ge­lung, die ge­währ­leis­ten will, dass die Ta­ges­pfle­ge­per­son den zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben er­for­der­li­chen Sach­auf­wand we­der aus ei­ge­nen Mit­teln bzw. ei­ge­nem Ver­mö­gen, noch zu­las­ten des An­er­ken­nungs­be­tra­ges nach § 23 Abs. 2 Nr. 2 SGB VIII zu be­strei­ten hat. Be­zo­gen hier­auf muss der Er­stat­tungs­be­trag nicht nur aus­kömm­lich, son­dern auch in­so­weit in rea­li­täts­ge­rech­ter Wei­se, al­so un­ter An­wen­dung ei­nes "Wirk­lich­keits­maß­stabs", als üb­li­cher­wei­se an­fal­len­der Auf­wand er­mit­telt wor­den sein (vgl. Ri­xen, in: Schle­gel/Vo­elz­ke, ju­ris-PK SGB VIII, Stand 1. Au­gust 2022, § 23 Rn. 24). Hin­sicht­lich der (Markt-)Üb­lich­keit in die­sem Sin­ne er­ge­ben sich wei­te­re An­for­de­run­gen aus dem Orts­be­zug der Hö­he der Geld­leis­tun­gen, d. h. ab­zu­stel­len ist dar­auf, was im Zu­stän­dig­keits­be­reich der fest­le­gen­den Stel­le in­so­weit (orts-)üb­lich ist.

39 cc) Jen­seits die­ser all­ge­mei­nen Maß­stä­be ent­hält das Bun­des­recht al­ler­dings kei­ne Vor­ga­ben dar­über, wie die an­ge­mes­se­nen Sach­kos­ten von der zu­stän­di­gen Stel­le zu er­mit­teln sind. Ei­ne be­stimm­te Er­mitt­lungs­me­tho­de schreibt das Ge­setz nicht vor. Die ge­wähl­te Me­tho­de muss aber im Ein­zel­fall ge­eig­net sein, die ent­spre­chen­den Be­dar­fe und ih­re Kos­ten rea­li­täts­ge­recht und orts­be­zo­gen zu er­fas­sen.

40 We­gen des not­wen­di­gen Orts­be­zugs der Hö­he der Geld­leis­tun­gen darf die zu­stän­di­ge Stel­le ih­rer Ent­schei­dung ins­be­son­de­re nicht un­be­se­hen den von der Fi­nanz­ver­wal­tung oh­ne wei­te­re Prü­fung als Be­triebs­kos­ten­pau­scha­le an­er­kann­ten Be­trag in Hö­he von 300 € pro Kind und Mo­nat (Rund­schrei­ben des BMF vom 11. No­vem­ber 2016 - BStBl. I 2016, S. 1236 - bzw. vom 17. De­zem­ber 2007 - BStBl. I 2008, S. 17 -) zu­grun­de le­gen. Dem lässt sich auch nicht ent­ge­gen­hal­ten, dass in der Ge­set­zes­be­grün­dung auf die im Be­steue­rungs­ver­fah­ren an­ge­setz­te Be­triebs­kos­ten­pau­scha­le ver­wie­sen wird. Denn da­bei han­delt es sich zum ei­nen - wie be­reits oben dar­ge­legt - um ei­ne rein re­fe­rie­ren­de Be­schrei­bung der Pra­xis der Fi­nanz­ver­wal­tung (vgl. BT-Drs. 16/9299, S. 14), die sich zu­dem auf steu­er­li­chen Zwe­cken die­nen­de Prak­ti­ka­bi­li­täts­er­wä­gun­gen (Ver­ein­fa­chungs­grün­de) stützt. Zum an­de­ren er­folg­te die Be­zug­nah­me zur Ab­schät­zung der fi­nan­zi­el­len Las­ten des Aus­baus der Be­treu­ungs­an­ge­bo­te (vgl. BT-Drs. 16/9299, S. 22), für die an­de­re An­knüp­fungs­punk­te als die Be­triebs­kos­ten­pau­scha­le of­fen­sicht­lich nicht zur Ver­fü­gung stan­den. Den Ma­te­ria­li­en ist je­doch nicht zu ent­neh­men, dass der Ge­setz­ge­ber da­mit in ir­gend­ei­ner Art ei­ne Vor­fest­le­gung über die Hö­he des an­ge­mes­se­nen Sach­auf­wands hat tref­fen wol­len. Des­we­gen kann zum ei­nen nicht dar­auf ge­schlos­sen wer­den, ei­ne Fest­le­gung der zu er­stat­ten­den Sach­kos­ten, wel­che die Hö­he der steu­er­li­chen Be­triebs­kos­ten­pau­scha­le er­reicht oder über­schrei­tet, sei stets un­be­denk­lich. Zum an­de­ren ver­bie­tet sich die An­nah­me, al­lein die Un­ter­schrei­tung die­ser Pau­scha­le füh­re von Rechts we­gen zur Un­zu­läng­lich­keit ei­ner Sach­kos­ten­pau­scha­le (i. S. v. § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII). Ma­ß­geb­lich ist viel­mehr, ob der an­ge­mes­se­ne Sach­auf­wand un­ter Be­rück­sich­ti­gung der ge­setz­li­chen Maß­stä­be zu­tref­fend er­mit­telt wor­den ist.

41 So­weit der für die Fest­le­gung zu­stän­di­gen Stel­le ei­ne prä­zi­se Er­mitt­lung der an­ge­mes­se­nen Be­dar­fe und Kos­ten an­ge­sichts der Viel­falt der zu be­rück­sich­ti­gen­den Ver­hält­nis­se prak­tisch nicht mög­lich ist, ist sie zu ver­ein­fa­chen­den Sach­ver­halts­be­trach­tun­gen und Ty­pi­sie­run­gen be­rech­tigt (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 1. Ok­to­ber 1992 - 5 C 28.89 - Buch­holz 436.0 § 88 BSHG Nr. 28 S. 30 und Be­schluss vom 7. April 1995 - 5 B 36.94 - Buch­holz 436.0 § 85 BSHG Nr. 13 S. 2). Sie darf et­wa ty­pi­sche Stan­dards an­hand von Wer­ten be­stim­men, die vom Ju­gend­hil­fe­trä­ger in Kon­kre­ti­sie­rung ge­setz­li­cher An­for­de­run­gen (z. B. nach § 43 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 SGB VIII) fest­ge­legt wer­den. Grund­sätz­lich zu­läs­sig ist es auch, wenn Stan­dards des Aus­stat­tungs­be­darfs bei Kin­der­ta­ges­pfle­ge­per­so­nen un­ter Rück­griff auf die­je­ni­gen in Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen der Trä­ger der öf­fent­li­chen Ju­gend­hil­fe er­mit­telt wer­den, weil da­mit grund­sätz­lich der Um­fang und die Qua­li­tät des Auf­wands zur Er­fül­lung der ge­setz­lich ge­for­der­ten Auf­ga­ben rea­li­täts­ge­recht und auch orts­be­zo­gen be­schrie­ben wer­den kön­nen. Dies gilt im An­satz auch in Be­zug auf die Er­mitt­lung der hier­für an­zu­set­zen­den üb­li­chen Kos­ten, so­fern ei­ne hin­rei­chen­de Ver­gleich­bar­keit der Sa­che nach ge­ge­ben ist (vgl. VG Leip­zig, Ur­teil vom 21. April 2016 - 5 K 634/15 - ju­ris Rn. 88). In glei­cher Wei­se ist es grund­sätz­lich be­den­ken­frei, wenn die Hö­he von Raum­kos­ten an­hand von Durch­schnitts­wer­ten aus Miet- bzw. Ne­ben­kos­ten­spie­geln er­mit­telt wird. Eben­so darf sich die zu­stän­di­ge Stel­le em­pi­ri­scher Be­trach­tun­gen be­die­nen, um so­wohl Be­dar­fe und de­ren Stan­dards wie auch Kos­ten­hö­hen zu er­mit­teln.

42 Die auf die­se Wei­se er­mit­tel­ten an­ge­mes­se­nen Kos­ten dür­fen auf­grund der in § 23 Abs. 2 Nr. 1, Abs. 2a Satz 1 SGB VIII ent­hal­te­nen Be­fug­nis auch für al­le Kin­der­ta­ges­pfle­ge­per­so­nen im je­wei­li­gen ört­li­chen Be­reich ein­heit­lich als Teil ei­nes Pau­schal­be­trags er­stat­tet wer­den. Es kommt in die­sem Fall im Rah­men der Fest­le­gung der an­ge­mes­se­nen Geld­leis­tung auch nicht dar­auf an, ob ein als an­ge­mes­sen an­zu­se­hen­der Sach­auf­wand je­der ein­zel­nen Ta­ges­pfle­ge­per­son tat­säch­lich über­haupt oder der Hö­he nach ent­stan­den ist, oder ob ei­ne Ta­ges­pfle­ge­per­son ei­nen hö­he­ren Sach­auf­wand gel­tend macht.

43 b) Bei An­wen­dung die­ser Maß­stä­be er­weist sich die Ent­schei­dung des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts auf der Grund­la­ge der von die­sem fest­ge­stell­ten Tat­sa­chen zwar weit­ge­hend, aber nicht voll­stän­dig als rich­tig.

44 aa) Da auch der Fest­le­gung der Sach­kos­ten­er­stat­tung kal­ku­la­to­ri­sche An­nah­men zu­grun­de lie­gen, ist es in al­ler Re­gel nicht zu be­an­stan­den, wenn auch ih­re Kal­ku­la­ti­on - wie im Fall des An­er­ken­nungs­be­tra­ges - im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren in sach­ge­rech­ter Wei­se nur in­so­weit über­prüft wird, als sub­stan­ti­ier­te Ein­wän­de da­ge­gen er­ho­ben wor­den sind. Un­be­scha­det des­sen er­streckt sich die Prü­fung aber gleich­wohl in je­dem Fall dar­auf, ob die Fest­le­gung in grund­le­gen­der Hin­sicht an au­gen­schein­li­chen Män­geln lei­det.

45 Die Be­klag­te kal­ku­liert nach Nr. 4.7.2 der an­ge­wen­de­ten Richt­li­nie die an­ge­mes­se­nen Sach­kos­ten an­hand ei­nes Kal­ku­la­ti­ons­sche­mas, nach dem Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen im Fall der Be­treu­ung im ei­ge­nen Wohn­raum pro Kin­der­ta­ges­pfle­ge­platz ei­nen Pau­schal­satz von 112,33 € (Sach­kos­ten­pau­scha­le I) und im Fall der Be­treu­ung in an­ge­mie­te­ten Räu­men von 135,12 € (Sach­kos­ten­pau­scha­le II) er­hal­ten. Der letzt­ge­nann­te Satz hat der Fest­set­zung im Fall des Klä­gers zu­grun­de ge­le­gen.

46 Den dies­be­züg­li­chen kal­ku­la­to­ri­schen An­nah­men setzt der Klä­ger nur noch zwei Rü­gen ent­ge­gen.

47 (1) Er rügt zu­nächst, das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt sei fälsch­li­cher­wei­se da­von aus­ge­gan­gen, dass die von der Be­klag­ten ge­währ­te Sach­kos­ten­er­stat­tung so­gar hö­her sei als die von der Fi­nanz­ver­wal­tung an­ge­setz­te Be­triebs­kos­ten­pau­scha­le, weil es bei­de Pau­schal­sät­ze zu­sam­men­ge­rech­net und auch nicht die mo­nat­li­chen, son­dern den Ge­samt­be­trag der jähr­li­chen Fort­bil­dungs- und Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rungs­k­o­s­t­en (100 € bzw. 119 €) hin­zu­ge­setzt ha­be. Tat­säch­lich wer­de die steu­er­li­che Pau­scha­le um fast 50 % un­ter­schrit­ten. Der ge­rüg­te Feh­ler ist dem Ober­ver­wal­tungs­ge­richt zwar au­gen­schein­lich tat­säch­lich un­ter­lau­fen. Er ist aber un­er­heb­lich, weil es nach den obi­gen Dar­le­gun­gen nicht dar­auf an­kommt, ob und in wel­cher Hö­he ei­ne fest­ge­leg­te Sach­kos­ten­pau­scha­le un­ter­halb der von der Fi­nanz­ver­wal­tung an­ge­wen­de­ten Be­triebs­aus­ga­ben­pau­scha­le liegt, so­lan­ge sie im Üb­ri­gen zu­tref­fend kal­ku­liert ist.

48 (2) Zum an­de­ren rügt der Klä­ger, das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ha­be die Ver­gü­tung der Rei­ni­gungs­zei­ten mit dem Min­dest­lohn zu Un­recht für an­ge­mes­sen ge­hal­ten. Er be­geh­re ei­ne hö­he­re Sach­kos­ten­er­stat­tung, da­mit er die Rei­ni­gung der für die Ta­ges­pfle­ge ge­nutz­ten Räum­lich­kei­ten an ei­nen Rei­ni­gungs­dienst ver­ge­ben kön­ne. Auch die­se Rü­ge greift nicht durch.

49 Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ist da­von aus­ge­gan­gen, die Be­klag­te ha­be bei der Kal­ku­la­ti­on dar­auf ab­ge­stellt, dass nur ein ge­rin­ger Bruch­teil der Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen bei der Rei­ni­gung der zur Ta­ges­pfle­ge ge­nutz­ten (Grup­pen-)Räu­me auf ei­nen Rei­ni­gungs­dienst zu­rück­grei­fe. Auf der Grund­la­ge die­ser nicht mit Ver­fah­rens­rü­gen an­ge­grif­fe­nen und des­halb für den Se­nat bin­den­den Tat­sa­chen­fest­stel­lung der Vor­in­stanz (§ 137 Abs. 2 Vw­GO) ist der An­satz nur des Min­dest­lohns für die Rei­ni­gungs­tä­tig­keit nicht zu be­an­stan­den. Denn da­nach ent­ste­hen je­den­falls im Zu­stän­dig­keits­be­reich der Be­klag­ten Fremd­leis­tungs­kos­ten üb­li­cher­wei­se nicht, weil die Rei­ni­gung wei­test­ge­hend in Ei­gen­leis­tung durch die Kin­der­ta­ges­pfle­ge­per­so­nen durch­ge­führt wird und auch tat­säch­lich durch­ge­führt wer­den kann. Da­her muss­ten je­den­falls Fremd­leis­tun­gen in der Pau­scha­le auch nicht be­rück­sich­tigt wer­den.

50 bb) Im Üb­ri­gen lie­gen au­gen­schein­li­che Män­gel - bis auf ei­ne Aus­nah­me - nicht vor.

51 (1) Die von der Be­klag­ten ver­wen­de­te Kos­ten­kal­ku­la­ti­on geht in rea­li­täts­ge­rech­ter Wei­se da­von aus, dass sich die Flä­chen­be­dar­fe der für die Kin­der­ta­ges­pfle­ge ge­nutz­ten Räu­me und da­mit die an­zu­set­zen­den Kos­ten in re­le­van­ter Wei­se da­nach un­ter­schei­den, ob die Räum­lich­kei­ten aus­schlie­ß­lich für die­sen Zweck oder (auch) durch die Ta­ges­pfle­ge­per­son pri­vat ge­nutzt wer­den (Dop­pel­nut­zung). So­dann wer­den die hin­sicht­lich der Räu­me ma­ß­geb­li­chen Kos­ten­sät­ze an­hand von ty­pi­sier­ten Durch­schnitts­mie­ten un­ter Rück­griff auf den Miet­spie­gel er­mit­telt. Ähn­li­ches gilt für die An­sät­ze der Ne­ben­kos­ten, wo­bei hin­sicht­lich der Strom­kos­ten auf durch­schnitt­li­che Ver­brauchs­wer­te nach dem Strom­spie­gel und im Üb­ri­gen auf die Strom­prei­se im Zu­stän­dig­keits­be­reich der Be­klag­ten ab­ge­stellt wur­de. So­weit hier­mit auf ei­ne wei­ter­ge­hen­de Sach­ver­halts­er­mitt­lung be­zo­gen auf die tat­säch­li­chen Ver­hält­nis­se der Grup­pe der Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen ver­zich­tet wird, ist dies nach­voll­zieh­bar, weil an­ge­sichts der klei­nen Ver­gleichs­grup­pe und der wech­seln­den Ver­hält­nis­se et­wa ei­ne em­pi­ri­sche Be­trach­tung kaum ein rea­lis­ti­sches Bild des "Nor­mal­falls" hät­te lie­fern kön­nen. Die Be­darfs­grö­ßen und Kos­ten des Hy­gie­ne­be­darfs setzt die Be­klag­te an­hand von Er­fah­rungs- und Schätz­wer­ten an; Be­zugs­punkt ist da­mit er­kenn­bar der tat­säch­li­che "Nor­mal­fall". Dies gilt auch für Spiel- und ver­gleich­ba­re Ver­brauchs­ma­te­ria­li­en so­wie die Aus­stat­tung hin­sicht­lich de­rer von Er­fah­rungs­wer­ten und Ver­glei­chen mit Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen aus­ge­gan­gen wird, wo­bei die Aus­stat­tungs­kos­ten - oh­ne dass dies zu be­an­stan­den wä­re - nur mit dem Ab­schrei­bungs­be­trag an­ge­setzt wer­den. Schön­heits­re­pa­ra­tu­ren wer­den - auf fünf Jah­re um­ge­rech­net - an­hand von er­mit­tel­ten Hand­wer­ker­prei­sen be­rück­sich­tigt. Ver­wal­tungs­kos­ten wer­den aus­ge­hend von Ver­gleichs­kos­ten in Kin­der­ta­ges­stät­ten an­ge­setzt, wo­bei sie we­gen der ge­rin­ge­ren Zahl der Kin­der er­höht wer­den.

52 (2) Be­rück­sich­tigt wer­den muss al­ler­dings, dass das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt selbst hin­sicht­lich der nä­he­ren Be­rech­nung der Strom­kos­ten ei­nen Kal­ku­la­ti­ons­feh­ler der Be­klag­ten fest­ge­stellt hat, der zu ei­nem zu nied­ri­gen An­satz in Hö­he von et­wa 1,50 € pro Mo­nat und Kind führt. Die dies­be­züg­li­chen Aus­füh­run­gen des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts sind als Tat­sa­chen­fest­stel­lun­gen für den Se­nat bin­dend. Die Be­klag­te hat die­sen Feh­ler in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat im Üb­ri­gen auch ein­ge­räumt und er­klärt, dass sie die Be­rech­nung der Strom­kos­ten in­zwi­schen ent­spre­chend an­ge­passt ha­be. Da­mit steht aber auch fest, dass der von der Be­klag­ten an­ge­nom­me­ne Sach­kos­ten­satz in­so­weit den An­spruch des Klä­gers aus § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII im streit­ge­gen­ständ­li­chen Zeit­raum auf ei­ne orts­be­zo­ge­ne und den Nor­mal­fall tref­fen­de und da­mit an­ge­mes­se­ne Sach­kos­ten­er­stat­tung ver­fehlt.

53 c) Hin­sicht­lich die­ses Kal­ku­la­ti­ons­feh­lers ist das Neu­be­schei­dungs­be­geh­ren des Klä­gers dem­ge­mäß be­grün­det. Der Feh­ler ist nicht, wie das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ge­meint hat, des­halb un­er­heb­lich, weil hier­durch die ge­sam­te mo­nat­li­che Sach­kos­ten­er­stat­tung nur um et­wa 1,50 € er­höht wür­de. Das Ge­setz selbst sieht kei­ne Feh­ler­to­le­ranz­schwel­le vor, un­ter­halb de­rer ein Ver­feh­len der ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen hin­sicht­lich der Sach­kos­ten­er­mitt­lung un­er­heb­lich wä­re. Ei­ne sol­che ge­setz­li­che Re­ge­lung ist auch nicht mit Blick auf ein et­wai­ges nor­ma­ti­ves Er­mes­sen ent­behr­lich. Denn be­züg­lich der Er­mitt­lung des Sach­auf­wands ist der Be­klag­ten we­der ei­ne Norm­set­zungs­kom­pe­tenz ein­ge­räumt, noch geht es um die blo­ße Be­an­stan­dung ei­ner Pro­gno­se­ab­wei­chung. Et­was an­de­res könn­te vor die­sem Hin­ter­grund oh­ne Ver­stoß ge­gen Art. 19 Abs. 4 GG nur dann zum Nach­teil des Be­trof­fe­nen gel­ten, wenn der Be­hör­de ein Be­ur­tei­lungs­spiel­raum zu­stün­de (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 27. No­vem­ber 2019 - 9 CN 1.18 - BVer­w­GE 167, 117 Rn. 23 ff.). Das ist aber ge­ra­de nicht der Fall.

54 4. Die Kos­ten­ent­schei­dung er­gibt sich aus § 155 Abs. 1 Satz 1 Vw­GO. Die Nicht­er­he­bung von Ge­richts­kos­ten folgt aus § 188 Satz 2 Halbs. 1 Vw­GO, an des­sen An­wen­dung auf Strei­tig­kei­ten der vor­lie­gen­den Art der Se­nat - man­gels Ein­grei­fens der Aus­nah­me­re­ge­lung des § 188 Satz 2 Halbs. 2 Vw­GO - fest­hält.

Ur­teil vom 24.11.2022 -
BVer­wG 5 C 3.21ECLI:DE:BVer­wG:2022:241122U5C3.21.0

  • Zi­tier­vor­schlag

Ur­teil

BVer­wG 5 C 3.21

  • VG Leip­zig - 06.02.2020 - AZ: 5 K 3339/17
  • OVG Baut­zen - 17.03.2021 - AZ: 3 A 288/20

In der Ver­wal­tungs­streit­sa­che hat der 5. Se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 24. No­vem­ber 2022
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Stör­mer,
die Rich­te­rin­nen am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Sten­gel­hofen-Weiß und Dr. Harms so­wie die Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Holt­brüg­ge und Preis­ner
für Recht er­kannt:

  1. Die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin ge­gen das Ur­teil des Säch­si­schen Ober­ver­wal­tungs­ge­richts vom 17. März 2021 wird zu­rück­ge­wie­sen.
  2. Die Klä­ge­rin trägt die Kos­ten des Re­vi­si­ons­ver­fah­rens. Ge­richts­kos­ten wer­den nicht er­ho­ben.

Grün­de

I

1 Die Be­tei­lig­ten strei­ten über die Hö­he des leis­tungs­ge­rech­ten Be­trags zur An­er­ken­nung der För­de­rungs­leis­tung und der Sach­auf­wands­kos­ten im Rah­men der Kin­der­ta­ges­pfle­ge nach § 23 SGB VIII.

2 Der Klä­ge­rin ist seit En­de 2012 als Ta­ges­pfle­ge­per­son im Be­reich der Be­klag­ten tä­tig. Die Hö­he der mo­nat­li­chen lau­fen­den Geld­leis­tun­gen nach § 23 SGB VIII, die den Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen von der Be­klag­ten zu leis­ten sind, wird ent­spre­chend der tat­säch­li­chen wö­chent­li­chen Be­treu­ungs­zeit auf der Grund­la­ge ei­nes Stadt­rats­be­schlus­ses be­stimmt. Nach ei­ner Ver­pflich­tung der Be­klag­ten zur Neu­be­rech­nung der Ver­gü­tung von Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen durch das Ver­wal­tungs­ge­richt Leip­zig leg­te die­se durch Rats­be­schluss vom 25. Fe­bru­ar 2015 mit Wir­kung zum 1. März 2015 die lau­fen­de Geld­leis­tung bei ei­ner täg­li­chen Be­treu­ungs­zeit von neun Stun­den auf ins­ge­samt 626,10 € pro Mo­nat und Kind fest; der Be­trag um­fasst die Sach­kos­ten bei ei­ner Be­treu­ung im ei­ge­nen Haus­halt in Hö­he von pau­schal 112,78 € so­wie ei­nen An­er­ken­nungs­be­trag von 513,32 €. Mit Be­schluss vom 13. De­zem­ber 2017 leg­te der Stadt­rat der Be­klag­ten nach ei­ner wei­te­ren ge­richt­li­chen Ver­pflich­tung rück­wir­kend zum 1. Ja­nu­ar 2017 auch den Sach­auf­wand pro Mo­nat und Kind für die Be­treu­ung in an­ge­mie­te­ten Räu­men, hier auf 188,34 €, neu fest. Die Klä­ge­rin be­an­trag­te mit Schrei­ben vom 11. De­zem­ber 2017 bei der Be­klag­ten ei­ne Neu­be­stim­mung ih­rer Ver­gü­tung für die Ta­ges­pfle­ge rück­wir­kend zum 1. Ja­nu­ar 2014; sie ging da­bei von an­ge­mes­se­nen Sach­kos­ten in Hö­he von 410,82 € pro Mo­nat und Kind aus.

3 Na­he­zu zeit­gleich er­hob die Klä­ge­rin Leis­tungs­kla­ge mit dem An­trag, die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, die Geld­leis­tung für Kin­der­ta­ges­pfle­ge für den Zeit­raum vom 1. Ja­nu­ar 2014 bis zum 9. Ju­li 2019 un­ter Be­ach­tung der Rechts­auf­fas­sung des Ge­richts neu fest­zu­set­zen. Das Ver­wal­tungs­ge­richt hat die Be­klag­te ver­pflich­tet, für die Klä­ge­rin die lau­fen­de Geld­leis­tung nach § 23 Abs. 2 Nr. 2 SGB VIII (An­er­ken­nungs­be­trag) un­ter Be­ach­tung der Rechts­auf­fas­sung des Ge­richts für die Zeit vom 1. Ja­nu­ar 2014 bis 28. Fe­bru­ar 2015 und die lau­fen­de Geld­leis­tung nach § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII (Sach­leis­tun­gen) un­ter Be­ach­tung der Rechts­auf­fas­sung des Ge­richts für die Zeit vom 1. März 2015 bis zum 31. De­zem­ber 2016 neu fest­zu­set­zen. Im Üb­ri­gen hat es die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Statt­haf­te Kla­ge­art sei die all­ge­mei­ne Leis­tungs­kla­ge, weil die Be­klag­te die Hö­he der lau­fen­den Geld­leis­tung nicht ge­gen­über der ein­zel­nen Ta­ges­pfle­ge­per­son durch Ver­wal­tungs­akt fest­le­ge. Der sich aus dem Stadt­rats­be­schluss fest­ge­leg­te Be­trag wer­de von pri­va­ten Trä­gern aus­ge­zahlt und die­sen er­stat­tet. So­weit die Klä­ge­rin die Ver­ur­tei­lung der Be­klag­ten zur Neu­fest­set­zung des An­er­ken­nungs­be­tra­ges für die Zeit vom 1. Ja­nu­ar 2014 bis 28. Fe­bru­ar 2015 be­geh­re, sei die Kla­ge be­grün­det, für den dar­über hin­aus gel­tend ge­mach­ten Zeit­raum bis 9. Ju­li 2019 je­doch un­be­grün­det. Die seit dem 1. März 2015 gel­ten­de und rück­wir­kend zum 1. Ja­nu­ar 2014 an­ge­wand­te Fest­le­gung des An­er­ken­nungs­be­tra­ges für die För­der­leis­tung ent­spre­che den Vor­ga­ben des Ge­richts, so­dass die Kla­ge auf Er­hö­hung des ge­zahl­ten An­er­ken­nungs­be­tra­ges für die För­der­leis­tun­gen ab die­sem Zeit­punkt kei­nen Er­folg ha­be. So­weit die Klä­ge­rin für den Zeit­raum vom 1. März 2015 bis zum 31. De­zem­ber 2016 ei­ne Neu­fest­le­gung des Sach­auf­wan­des un­ter Be­ach­tung der Rechts­auf­fas­sung des Ge­richts be­geh­re, ha­be ih­re Kla­ge Er­folg, für die Zeit­räu­me vom 1. Ja­nu­ar 2014 bis 28. Fe­bru­ar 2015 und vom 1. Ja­nu­ar 2017 bis 9. Ju­li 2019 sei sie hin­ge­gen als un­be­grün­det ab­zu­wei­sen. Der An­for­de­rung des § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII, dass der Ta­ges­pfle­ge­per­son an­ge­mes­se­ne Kos­ten, die ihr für den Sach­auf­wand ent­ste­hen, zu er­stat­ten sind, sei die Be­klag­te mit dem Stadt­rats­be­schluss vom 13. De­zem­ber 2017 rück­wir­kend zum 1. Ja­nu­ar 2017 aus­rei­chend nach­ge­kom­men.

4 Im Ver­fah­ren vor dem Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat die Klä­ge­rin - ab­wei­chend vom vor­in­stanz­li­chen Ver­fah­ren - be­an­tragt, die Be­klag­te zu ver­pflich­ten, den An­er­ken­nungs­be­trag ge­mäß § 23 Abs. 2 Nr. 2 SGB VIII für den Zeit­raum vom 1. Ja­nu­ar 2014 bis zum 9. Ju­li 2019 so­wie die Sach­leis­tun­gen ge­mäß § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII für den Zeit­raum vom 1. März 2015 bis zum 9. Ju­li 2019 un­ter Be­ach­tung der Rechts­auf­fas­sung des Ge­richts neu fest­zu­set­zen. Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat die Be­ru­fung der Klä­ge­rin zu­rück­ge­wie­sen. Das Ver­wal­tungs­ge­richt ha­be - so­weit es der Kla­ge nicht statt­ge­ge­ben ha­be - die auf ei­ne dar­über hin­aus­ge­hen­de Ge­wäh­rung ei­ner hö­he­ren Geld­leis­tung ge­rich­te­te Kla­ge zu Recht ab­ge­wie­sen. Bei der lau­fen­den Geld­leis­tung han­de­le es sich nicht um ei­ne So­zi­al­leis­tung i. S. v. § 11 Satz 1 SGB I. Bei der Fest­set­zung des An­er­ken­nungs­be­trags ste­he dem Trä­ger der öf­fent­li­chen Ju­gend­hil­fe ein Be­ur­tei­lungs­spiel­raum zu. Den dies­be­züg­li­chen Vor­ga­ben des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts wer­de die von der Be­klag­ten vor­ge­nom­me­ne Fest­set­zung des An­er­ken­nungs­be­trags durch ih­ren Rats­be­schluss vom 25. Fe­bru­ar 2015 ge­recht. Auch die Fest­set­zung der ge­mäß § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII der Ta­ges­pfle­ge­per­son für den Sach­auf­wand ent­ste­hen­den Kos­ten sei nicht zu be­an­stan­den, da sie zu ei­ner an­ge­mes­se­nen Sach­auf­wands­er­stat­tung füh­re. Wie bei der Fest­set­zung des An­er­ken­nungs­be­trags ste­he dem Trä­ger der öf­fent­li­chen Ju­gend­hil­fe an­ge­sichts der "An­ge­mes­sen­heit" der Sach­kos­ten­er­stat­tung ein Be­ur­tei­lungs­spiel­raum zu. Dar­über hin­aus sei es ge­recht­fer­tigt, nicht die tat­säch­lich ent­stan­de­nen Sach­kos­ten an­zu­set­zen, son­dern ei­ne pau­scha­lie­ren­de Sicht­wei­se ein­zu­neh­men. Die Rü­gen der Klä­ge­rin er­gä­ben nicht, dass die Be­klag­te bei der Be­rech­nung der Ein­zel­po­si­tio­nen den ihr da­bei zu­kom­men­den Be­ur­tei­lungs­spiel­raum über­schrit­ten ha­be. Auch in­so­weit sei­en die da­bei zu be­ach­ten­den Grund­sät­ze nicht ver­letzt wor­den. Sie führ­ten nicht da­zu, dass die Sach­kos­ten ins­be­son­de­re auch im Ver­gleich zu der steu­er­lich an­er­kann­ten so­ge­nann­ten Be­triebs­aus­ga­ben­pau­scha­le von 300 € un­an­ge­mes­sen nied­rig sei­en. Dies gel­te so­wohl in Be­zug auf den Um­stand, dass al­le be­rück­sich­ti­gungs­fä­hi­gen Ein­zel­po­si­tio­nen her­an­ge­zo­gen wor­den sei­en, als auch dar­auf, dass die­se Po­si­tio­nen im Rah­men ei­ner zu­läs­si­gen Pau­scha­lie­rung nach­voll­zieh­bar und an­ge­mes­sen be­rech­net wor­den sei­en. Auch hier­zu wer­de we­gen der nä­he­ren Ein­zel­hei­ten auf die zu­tref­fen­den Aus­füh­run­gen des Ver­wal­tungs­ge­richts und die Ent­schei­dungs­grün­de in dem Par­al­lel­ver­fah­ren ver­wie­sen.

5 Mit der vom Ober­ver­wal­tungs­ge­richt zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on ver­folgt die Klä­ge­rin ihr Kla­ge­be­geh­ren wei­ter. Sie rügt ins­be­son­de­re, dass die vom Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ab­ge­lehn­te An­wen­dung der Ta­rif­be­stim­mung für die Ein­grup­pie­rung in die Grup­pe S4 des TVöD-SuE nicht nach­voll­zieh­bar sei. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts las­se sich nicht aus dem Ge­setz ab­lei­ten, dass der Trä­ger der Ju­gend­hil­fe bei der Fest­le­gung der Pau­scha­le für die Sach­kos­ten­er­stat­tung ei­nen Be­ur­tei­lungs­spiel­raum ha­be. Es sei da­bei zu­dem zu Un­recht an­ge­nom­men wor­den, dass der An­satz des Min­dest­lohns für die Rei­ni­gungs­zei­ten im Rah­men der Be­rech­nung der Sach­auf­wands­kos­ten an­ge­mes­sen sei.

6 Die Be­klag­te ver­tei­digt das an­ge­grif­fe­ne Ur­teil.

7 Die Ver­tre­te­rin des Bun­des­in­ter­es­ses be­tei­ligt sich an dem Ver­fah­ren und un­ter­stützt im We­sent­li­chen die Rechts­auf­fas­sung der Be­klag­ten.

II

8 Die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin ist un­be­grün­det. Die Klä­ge­rin hat kei­nen An­spruch auf ei­ne er­neu­te Ent­schei­dung über den ihr von der Be­klag­ten im Zeit­raum vom 1. Ja­nu­ar 2014 bis zum 9. Ju­li 2019 ge­leis­te­ten An­er­ken­nungs­be­trag ge­mäß § 23 Abs. 2 Nr. 2 des Ach­ten Bu­ches So­zi­al­ge­setz­buch - Kin­der- und Ju­gend­hil­fe i. d. F. der Be­kannt­ma­chung vom 11. Sep­tem­ber 2012 (BGBl. I S. 2022) - SGB VIII - so­wie über die ihr ge­währ­te Er­stat­tung von Kos­ten für den Sach­auf­wand nach § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII für den Zeit­raum vom 1. März 2015 bis zum 9. Ju­li 2019 (§ 113 Abs. 5 Vw­GO). Das an­ge­foch­te­ne Ur­teil des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts er­weist sich im Er­geb­nis als rich­tig (§ 144 Abs. 4 Vw­GO).

9 Ge­gen­stand des Re­vi­si­ons­ver­fah­rens sind al­lein die Geld­leis­tun­gen nach § 23 Abs. 2 SGB VIII in den ge­nann­ten Zeit­räu­men; im Üb­ri­gen ist die erst­in­stanz­li­che Ent­schei­dung be­reits rechts­kräf­tig ge­wor­den. Die Klä­ge­rin hat erst­mals vor dem Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ei­nen Neu­be­schei­dungs­an­spruch (§ 113 Abs. 5 Satz 2 Vw­GO) ge­gen­über der Be­klag­ten gel­tend ge­macht, wo­bei die Be­klag­te dem auch nicht mit Blick dar­auf ent­ge­gen­ge­tre­ten ist, dass sie bis­her in der Sa­che kei­ne Ver­wal­tungs­ak­te er­las­sen hat. Ei­ne Be­schrän­kung auf ei­nen Neu­be­schei­dungs­an­spruch ist im Üb­ri­gen auch dann pro­zes­su­al zu­läs­sig, wenn kein Er­mes­sens- oder Be­ur­tei­lungs­spiel­raum in Re­de steht (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 18. Ju­li 2013 - 5 C 8.12 - BVer­w­GE 147, 216 Rn. 13 m. w. N.).

10 Die­ses Neu­be­schei­dungs­be­geh­ren fin­det sei­ne Rechts­grund­la­ge in § 23 Abs. 1 und 2 Nr. 1 und 2 i. V. m. § 24 Abs. 1 und 2 SGB VIII. Da­nach um­fasst die För­de­rung in Kin­der­ta­ges­pfle­ge nach Ma­ß­ga­be von § 24 SGB VIII - so­weit hier von In­ter­es­se - die Ge­wäh­rung ei­ner lau­fen­den Geld­leis­tung an die Ta­ges­pfle­ge­per­son (§ 23 Abs. 1 SGB VIII), wel­che ei­nen Be­trag zur An­er­ken­nung der För­de­rungs­leis­tung der Ta­ges­pfle­ge­per­son nach Ma­ß­ga­be des § 23 Abs. 2a SGB VIII (§ 23 Abs. 2 Nr. 2 SGB VIII) so­wie die Er­stat­tung an­ge­mes­se­ner Kos­ten, die der Ta­ges­pfle­ge­per­son für den Sach­auf­wand ent­ste­hen (§ 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII), ein­schlie­ßt.

11 Die An­spruchs­be­rech­ti­gung der Klä­ge­rin und das Be­stehen des An­spruchs dem Grun­de nach sind zwi­schen den Be­tei­lig­ten zu Recht nicht strei­tig. Ihr Streit kon­zen­triert sich auf die Hö­he des An­er­ken­nungs­be­tra­ges und des Er­stat­tungs­be­tra­ges für die Sach­kos­ten. De­ren Fest­le­gung ob­liegt ge­mäß § 23 Abs. 2a Satz 1 SGB VIII den Trä­gern der öf­fent­li­chen Ju­gend­hil­fe, so­weit das Lan­des­recht nicht et­was an­de­res be­stimmt. Das säch­si­sche Lan­des­recht sieht in § 14 Abs. 6 Satz 2 Sächs­Ki­taG vor, dass die lau­fen­de Geld­leis­tung von der Ge­mein­de in Ab­stim­mung mit dem ört­li­chen Trä­ger der öf­fent­li­chen Ju­gend­hil­fe fest­ge­legt wird. Ei­ne sol­che Fest­le­gung hat die Be­klag­te in abs­trakt-ge­ne­rel­ler Wei­se mit den ge­nann­ten Rats­be­schlüs­sen vom 25. Fe­bru­ar 2015 hin­sicht­lich des An­er­ken­nungs­be­tra­ges und vom 13. De­zem­ber 2017 hin­sicht­lich der Sach­kos­ten­er­stat­tung ge­trof­fen, die der Sa­che nach die Ge­wäh­rung von Geld­leis­tun­gen nach § 23 SGB VIII in der Rechts­form ei­ner Richt­li­nie re­geln. An­er­ken­nungs­be­trag und Sach­kos­ten­er­stat­tung wer­den da­nach vom Zeit­punkt der erst­ma­li­gen Er­mitt­lung an in­fla­ti­ons­be­zo­gen dy­na­mi­siert.

12 Das da­nach zu be­ur­tei­len­de Neu­be­schei­dungs­be­geh­ren der Klä­ge­rin bleibt so­wohl hin­sicht­lich des An­er­ken­nungs­be­tra­ges nach § 23 Abs. 2 Nr. 2 SGB VIII (1.) als auch hin­sicht­lich der Sach­kos­ten­er­stat­tung er­folg­los. Das an­ge­foch­te­ne Ur­teil ver­letzt zwar Bun­des­recht (§ 137 Abs. 1 Nr. 1 Vw­GO), so­weit es an­nimmt, der Be­klag­ten ste­he auch bei der Fest­le­gung der Sach­kos­ten­er­stat­tung nach § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII ein Be­ur­tei­lungs­spiel­raum zu (2.). Es er­weist sich in­so­weit al­ler­dings im Er­geb­nis aus an­de­ren Grün­den als rich­tig (§ 144 Abs. 4 Vw­GO), was zur Zu­rück­wei­sung der Re­vi­si­on führt (3.).

13 1. § 23 Abs. 2 Nr. 2 SGB VIII be­stimmt, dass die lau­fen­de Geld­leis­tung im Sin­ne des § 23 Abs. 1 SGB VIII ei­nen Be­trag zur An­er­ken­nung der För­de­rungs­leis­tung der Ta­ges­pfle­ge­per­son nach Ma­ß­ga­be von § 23 Abs. 2a SGB VIII um­fasst. Da­nach ist der Be­trag zur An­er­ken­nung der För­de­rungs­leis­tung der Ta­ges­pfle­ge­per­son leis­tungs­ge­recht aus­zu­ge­stal­ten, wo­bei der zeit­li­che Um­fang der Leis­tung und die An­zahl so­wie der För­der­be­darf der be­treu­ten Kin­der zu be­rück­sich­ti­gen sind (§ 23 Abs. 2a Satz 2 und 3 SGB VIII). Die auf die­ser Grund­la­ge durch die Be­klag­te vor­ge­nom­me­ne Fest­set­zung des An­er­ken­nungs­be­tra­ges ist nicht zu be­an­stan­den.

14 Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat sei­ner Ent­schei­dung zu­tref­fend die Auf­fas­sung zu­grun­de ge­legt, dass der Be­griff des "Be­tra­ges zur An­er­ken­nung ih­rer För­de­rungs­leis­tung" im Sin­ne von § 23 Abs. 2 Nr. 2 SGB VIII ein un­be­stimm­ter Rechts­be­griff ist, bei des­sen An­wen­dung und leis­tungs­ge­rech­ter Aus­ge­stal­tung die Trä­ger der öf­fent­li­chen Ju­gend­hil­fe (oder die sonst zu­stän­di­gen Stel­len) über ei­nen Be­ur­tei­lungs­spiel­raum ver­fü­gen. Dem­zu­fol­ge be­sit­zen die Trä­ger der öf­fent­li­chen Ju­gend­hil­fe ei­ne ei­ge­ne Wer­tungs­mög­lich­keit im Sin­ne ei­ner Letzt­ent­schei­dungs­kom­pe­tenz und ha­ben ab­schlie­ßend zu ent­schei­den, wie sie den An­er­ken­nungs­be­trag be­rech­nen und wel­che Hö­he er hat. Die ge­richt­li­che Kon­trol­le der Hö­he des An­er­ken­nungs­be­tra­ges ist da­bei auf das auch sonst in Fäl­len ei­nes Be­ur­tei­lungs- oder Ein­schät­zungs­spiel­raums an­er­kann­te Prüf­pro­gramm be­schränkt. Die Ver­wal­tungs­ge­rich­te ha­ben da­her zu prü­fen, ob die Trä­ger der öf­fent­li­chen Ju­gend­hil­fe bei der Be­stim­mung der Leis­tungs­hö­he ge­gen Ver­fah­rens­vor­schrif­ten ver­sto­ßen ha­ben, von ei­nem un­voll­stän­di­gen oder un­rich­ti­gen Sach­ver­halt aus­ge­gan­gen sind, die an­zu­wen­den­den Be­grif­fe oder den ge­setz­li­chen Rah­men, in dem sie sich frei be­we­gen kön­nen, ver­kannt, all­ge­mein gül­ti­ge Wert­maß­stä­be nicht be­ach­tet oder sach­frem­de und da­mit will­kür­li­che Er­wä­gun­gen an­ge­stellt ha­ben. Sie ha­ben hin­ge­gen nicht zu kon­trol­lie­ren, ob nicht auch die Fest­set­zung ei­nes Be­tra­ges in an­de­rer Hö­he mög­lich und von dem Be­ur­tei­lungs­spiel­raum ge­deckt wä­re. Weist die Ent­schei­dung der Trä­ger der öf­fent­li­chen Ju­gend­hil­fe kei­nen der auf­ge­führ­ten Rechts­feh­ler auf, ist der von ih­nen fest­ge­leg­te Be­trag viel­mehr hin­zu­neh­men (BVer­wG, Ur­teil vom 25. Ja­nu­ar 2018 - 5 C 18.16 - Buch­holz 436.511 § 23 SGB VIII Nr. 3 Rn. 10 ff.). So liegt es hier.

15 a) Ge­gen­stand der ge­richt­li­chen Kon­trol­le ist das vor­lie­gend in der von der Be­klag­ten an­ge­wen­de­ten Richt­li­nie zum Aus­druck kom­men­de Ver­ständ­nis des § 23 Abs. 2 Nr. 2 SGB VIII und des­sen An­wen­dung im Ein­zel­fall un­ter Be­ach­tung der aus dem Be­ur­tei­lungs­spiel­raum fol­gen­den Ein­schrän­kun­gen. Hin­sicht­lich des wei­te­ren Um­fangs der ge­richt­li­chen Prü­fung ist von Be­deu­tung, dass der Fest­le­gung der Geld­leis­tun­gen kal­ku­la­to­ri­sche An­nah­men zu­grun­de lie­gen, die ei­ne Ähn­lich­keit zu den Kal­ku­la­tio­nen auf­wei­sen, die im Zu­sam­men­hang mit dem Er­lass von Ab­ga­ben­sat­zun­gen auf­ge­stellt wer­den. Von da­her ist es in al­ler Re­gel nicht zu be­an­stan­den, wenn auch die Kal­ku­la­ti­on des Be­tra­ges zur An­er­ken­nung der För­de­rungs­leis­tung im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren in sach­ge­rech­ter Wei­se nur in­so­weit über­prüft wird, als sub­stan­ti­ier­te Ein­wän­de da­ge­gen er­ho­ben wor­den sind (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 17. April 2002 - 9 CN 1.01 - BVer­w­GE 116, 188 <197>). Un­be­scha­det des­sen er­streckt sich die Prü­fung aber gleich­wohl in je­dem Fall dar­auf, ob die Fest­le­gung in grund­le­gen­der Hin­sicht an au­gen­schein­li­chen Män­geln lei­det.

16 b) Die Klä­ge­rin rügt mit der Re­vi­si­on die Kal­ku­la­ti­on hin­sicht­lich des An­er­ken­nungs­be­tra­ges nur noch in­so­weit, als ih­rer An­sicht nach an­statt der al­lein ma­ß­geb­li­chen An­knüp­fung an die Ent­gelt­grup­pe S3 TVöD-SuE (Er­fah­rungs­stu­fe 2) viel­mehr ei­ne An­leh­nung an die Ent­gelt­grup­pe S4 TVöD-SuE ge­recht­fer­tigt sei, da Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen nicht nur in Rand­zei­ten, son­dern ganz­tä­tig al­lein­ver­ant­wort­lich bis zu fünf Kin­der zu be­treu­en hät­ten. Die­se Rü­ge greift nicht durch.

17 Die von der Be­klag­ten an­ge­wen­de­te Richt­li­nie ori­en­tiert sich aus­weis­lich der Be­grün­dung der Rats­vor­la­ge hin­sicht­lich der Er­mitt­lung des Aus­gangs­werts des An­er­ken­nungs­be­trags am für öf­fent­li­che Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen gel­ten­den Ta­rif­recht. Sie be­grün­det die Wahl der Ent­gelt­grup­pe S3 TVöD-SuE (Er­fah­rungs­stu­fe 2) als An­knüp­fungs­punkt da­mit, dass die An­for­de­run­gen in der Kin­der­ta­ges­pfle­ge mit den ent­spre­chen­den ta­rif­li­chen An­for­de­run­gen ver­gleich­bar sei­en.

18 Dies lässt we­der ei­ne Ver­ken­nung der an­zu­wen­den­den Be­grif­fe oder des ge­setz­li­chen Rah­mens des § 23 Abs. 2 Nr. 2 i. V. m. Abs. 2a Satz 2 und 3 SGB VIII er­ken­nen noch ist er­sicht­lich, dass die an­ge­wen­de­te Richt­li­nie ver­fah­rens­feh­ler­haft zu­stan­de ge­kom­men sein könn­te. Die Richt­li­nie stellt in nicht zu be­an­stan­den­der Wei­se auf den zeit­li­chen Um­fang der Leis­tung, die An­zahl und ge­ge­be­nen­falls ei­nen be­son­de­ren För­der­be­darf der Kin­der so­wie die Qua­li­fi­ka­ti­on der Pfle­ge­per­so­nen ab (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 25. Ja­nu­ar 2018 - 5 C 18.16 - Buch­holz 436.511 § 23 SGB VIII Nr. 3 Rn. 23 ff.). Die Be­klag­te hat da­bei ins­be­son­de­re das Er­for­der­nis ei­ner leis­tungs­ge­rech­ten Aus­ge­stal­tung des An­er­ken­nungs­be­tra­ges (vgl. § 23 Abs. 2a Satz 2 SGB VIII) nicht da­durch ver­kannt, dass sie ei­ne Dif­fe­ren­zie­rung nach der be­ruf­li­chen Qua­li­fi­ka­ti­on der Kin­der­ta­ges­pfle­ge­per­son nicht vor­ge­nom­men, son­dern die För­de­rungs­leis­tung für al­le Kin­der­ta­ges­pfle­ge­per­so­nen - un­ab­hän­gig von ih­rer Aus­bil­dung bzw. be­ruf­li­chen Qua­li­fi­ka­ti­on - pau­schal mit ei­nem an die Ent­gelt­grup­pe S3 TVöD-SuE an­ge­lehn­ten Be­trag fest­ge­setzt hat. Denn das Er­for­der­nis der Be­rück­sich­ti­gung der Qua­li­fi­ka­ti­on der Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen ist an den Merk­ma­len des § 23 Abs. 3 SGB VIII aus­ge­rich­tet (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 25. Ja­nu­ar 2018 - 5 C 18.16 - Buch­holz 436.511 § 23 SGB VIII Nr. 3 Rn. 29) und zwingt nicht da­zu, et­wai­ge Be­rufs­ab­schlüs­se in die­sem Tä­tig­keits­feld bei der Fest­le­gung des An­er­ken­nungs­be­tra­ges dif­fe­ren­zie­rend zu be­ach­ten. Zu­dem ist an­ge­sichts der ab­so­lu­ten Hö­he des ur­sprüng­lich ge­währ­ten Stun­den­sat­zes (13,75 € bei fünf be­treu­ten Kin­dern) nicht er­sicht­lich, dass die Be­klag­te die mit­tel­fris­ti­ge Ziel­set­zung ei­ner an­ge­mes­sen ver­gü­te­ten Voll­zeit­tä­tig­keit aus dem Blick ver­lo­ren ha­ben könn­te (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 25. Ja­nu­ar 2018 - 5 C 18.16 - Buch­holz 436.511 § 23 SGB VIII Nr. 3 Rn. 18).

19 Des Wei­te­ren ist nicht er­kenn­bar, dass die kon­kre­te Fest­set­zung des An­er­ken­nungs­be­tra­ges auf will­kür­li­chen be­zie­hungs­wei­se sach­frem­den Er­wä­gun­gen be­ruht. In­so­weit ist ma­ß­geb­lich zu be­rück­sich­ti­gen, dass sich die Be­klag­te bei der Fest­le­gung des An­er­ken­nungs­be­tra­ges am Ta­rif­recht ori­en­tiert hat, auch so­weit sie Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen von Be­ginn ih­rer Tä­tig­keit an ei­nen ein­heit­li­chen An­er­ken­nungs­be­trag an­ge­lehnt an die Ent­gelt­grup­pe S3 TVöD-SuE ge­währt. Denn un­ter die­se Ent­gelt­grup­pe fal­len in Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen Be­schäf­tig­te mit ei­ner zwei­jäh­ri­gen Aus­bil­dung zur staat­lich an­er­kann­ten Kin­der­pfle­ger/in. Es wä­re je­doch zu­min­dest für die Be­mes­sung des An­er­ken­nungs­be­trags zu Tä­tig­keits­be­ginn der Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen nicht ein­mal zu be­an­stan­den, wenn die Be­klag­te von dem Re­gel­fall aus­gin­ge, dass Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen üb­li­cher­wei­se kei­ne be­ruf­li­che Qua­li­fi­ka­ti­on auf­wei­sen, wie sie in Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen tä­ti­ge Per­so­nen be­sit­zen. Da­her ist es auch nicht er­for­der­lich, et­wai­ge aus­nahms­wei­se vor­han­de­ne be­ruf­li­che Qua­li­fi­ka­tio­nen in­so­weit zu be­rück­sich­ti­gen (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 24. No­vem­ber 2022 - 5 C 1.21 - Rn. 20). Im Üb­ri­gen trägt die so­for­ti­ge Ein­stu­fung in die Ent­gelt­grup­pe S3 TVöD-SuE (Er­fah­rungs­stu­fe 2) in hin­rei­chen­der Wei­se so­wohl den nach § 23 Abs. 3 Satz 2 SGB VIII er­for­der­li­chen Kennt­nis­sen und Er­fah­run­gen un­ge­lern­ter Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen auf dem Ge­biet der Kin­der­ta­ges­pfle­ge wie auch den in­fol­ge von Be­rufs­aus­übung und spä­te­ren Fort­bil­dun­gen er­wor­be­nen Fä­hig­kei­ten Rech­nung, in­dem sie die­se als gleich­wer­tig mit ei­ner Aus­bil­dung in der Kin­der­pfle­ge be­han­delt.

20 Au­ßer­dem durf­te die Be­klag­te grund­sätz­lich da­von aus­ge­hen, dass die ver­schie­de­nen Tä­tig­keits­be­rei­che in der Kin­der­ta­ges­pfle­ge mit den­je­ni­gen in Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen ver­gleich­bar sind, auch wenn sie nicht hin­sicht­lich al­ler Be­schäf­tig­ten über­ein­stim­men mö­gen (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 25. Ja­nu­ar 2018 - 5 C 18.16 - Buch­holz 436.511 § 23 SGB VIII Nr. 3 Rn. 35). So­weit die Klä­ge­rin un­ter Be­ru­fung auf die ta­rif­ver­trag­li­che Be­schrei­bung der Tä­tig­keits­merk­ma­le ei­ne Ori­en­tie­rung an der Ent­gelt­grup­pe S4 TVöD-SuE für ge­bo­ten hält, weil sie ei­ne Grup­pe al­lein be­treue, lässt auch dies kei­nen Schluss auf ein sach­frem­des Vor­ge­hen der Be­klag­ten zu. Zwar sind schwie­ri­ge fach­li­che Tä­tig­kei­ten, die ei­ne Ein­grup­pie­rung in die Ent­gelt­grup­pe S4 TVöD-SuE recht­fer­ti­gen kön­nen, nicht nur dann an­zu­neh­men, wenn - wie das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt mög­li­cher­wei­se an­ge­nom­men hat - Tä­tig­kei­ten mit be­son­ders be­treu­ungs­be­dürf­ti­gen Per­so­nen­grup­pen in Re­de ste­hen. Viel­mehr kommt es dar­auf an, dass die Ar­beits­auf­ga­be auf­grund der ge­stei­ger­ten An­for­de­run­gen von der Nor­ma­li­tät nicht nur un­er­heb­lich ab­weicht, d. h. sich et­wa im Hin­blick auf das ge­for­der­te fach­li­che Kön­nen oder die kör­per­li­che oder geis­ti­ge Be­las­tung ge­gen­über dem üb­li­chen Maß her­aus­hebt (vgl. BAG, Ur­teil vom 12. Ju­ni 1996 - 4 AZR 26/95 - AP Nr. 216 zu §§ 22, 23 BAT 1975 = ju­ris Rn. 41). So­weit die ta­rif­ver­trag­li­chen Pro­to­koll­er­klä­run­gen zur Ent­gelt­ord­nung (Nr. 2 b) dies auch für die al­lein­ver­ant­wort­li­che Be­treu­ung von Grup­pen et­wa in Rand­zei­ten an­neh­men, ist dies auf Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen nicht über­trag­bar, weil die in Kin­der­ta­ges­stät­ten be­treu­ten Grup­pen re­gel­mä­ßig grö­ßer sind als die Grup­pen in der Kin­der­ta­ges­pfle­ge. Der Ein­wand der Klä­ge­rin lässt da­her kei­ne An­halts­punk­te da­für er­ken­nen, dass die Be­klag­te mit der Be­mes­sung des An­er­ken­nungs­be­tra­ges nach der Ent­gelt­grup­pe S3 TVöD-SuE auch nur den Ori­en­tie­rungs­rah­men des Ta­rif­rechts ver­fehlt oder gar will­kür­lich ge­han­delt ha­ben könn­te. So­fern im Üb­ri­gen im Ein­zel­fall ein er­höh­ter päd­ago­gi­scher För­der­be­darf be­steht, trägt die Be­klag­te dem nach Nr. 4 der Be­grün­dung der Rats­vor­la­ge Rech­nung.

21 2. Nach § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII um­fasst die lau­fen­de Geld­leis­tung nach § 23 Abs. 1 SGB VIII au­ßer­dem die Er­stat­tung an­ge­mes­se­ner Kos­ten, die der Ta­ges­pfle­ge­per­son für den Sach­auf­wand ent­ste­hen. Die der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung zu­grun­de­lie­gen­de An­nah­me, der da­nach an­zu­set­zen­de Sach­auf­wand kön­ne in Form von Pau­scha­len in die Geld­leis­tung ein­flie­ßen, ist nicht zu be­an­stan­den (a). Dem­ge­gen­über ver­stö­ßt die An­nah­me des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts, bei der Fest­set­zung der Er­stat­tung für den Sach­auf­wand ste­he der zu­stän­di­gen Stel­le ein Be­ur­tei­lungs­spiel­raum zu, ge­gen Bun­des­recht (b).

22 a) Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat zu Recht nicht be­an­stan­det, dass die Be­klag­te die Sach­kos­ten­er­stat­tung in Form ei­nes Pau­schal­be­tra­ges fest­ge­legt hat. Zwar lässt der Wort­laut des § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII ins­be­son­de­re mit der Ver­wen­dung des Sin­gu­lars ("der Ta­ges­pfle­ge­per­son") auch ei­ne Aus­le­gung zu, die ei­ne in­di­vi­du­el­le Ab­rech­nung auf der Grund­la­ge der bei der kon­kre­ten Ta­ges­pfle­ge­per­son tat­säch­lich an­ge­fal­le­nen (Ein­zel-)Kos­ten ver­langt. Er zwingt aber nicht zu ei­ner sol­chen In­ter­pre­ta­ti­on, ge­gen die ge­set­zes­sys­te­ma­ti­sche Ge­sichts­punk­te so­wie der Sinn und Zweck der Vor­schrift spre­chen.

23 In sys­te­ma­ti­scher Hin­sicht weist zu­nächst der Ver­gleich mit § 23 Abs. 2 Nr. 3 und 4 SGB VIII in die­se Rich­tung. Nach die­sen Vor­schrif­ten hängt die Er­stat­tung von Auf­wen­dun­gen für Ver­si­che­run­gen und die Al­ters­si­che­rung von ei­nem Nach­weis ab, al­so von ih­rem ein­zel­fall­be­zo­ge­nen Ent­ste­hen und sei­ner Be­leg­bar­keit durch die Ta­ges­pfle­ge­per­son, was in­so­weit ei­ne Pau­scha­lie­rung aus­schlie­ßt. Wenn § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII dem­ge­gen­über ei­ne sol­che Ein­schrän­kung nicht ent­hält, er­laubt dies den Schluss, dass die Er­stat­tung der Sach­kos­ten zu­min­dest auch in Form ei­nes Pau­schal­be­tra­ges un­ab­hän­gig von ei­ner tat­säch­li­chen Kos­ten­be­las­tung im Ein­zel­fall er­fol­gen kann (vgl. zur Pau­scha­lie­rung beim An­er­ken­nungs­be­trag auch BVer­wG, Ur­teil vom 25. Ja­nu­ar 2018 - 5 C 18.16 - Buch­holz 436.511 § 23 SGB VIII Nr. 3 Rn. 34). Von Be­deu­tung ist in die­sem Zu­sam­men­hang auch, dass nach § 23 Abs. 2a Satz 1 SGB VIII die Hö­he der lau­fen­den Geld­leis­tun­gen "fest­ge­legt" wird. In­dem das Ge­setz kei­ne Wort­wahl ver­wen­det, die ty­pi­scher­wei­se auf ei­ne ein­zel­fall­be­zo­ge­ne Ent­schei­dung (et­wa "be­wil­ligt" oder "ge­währt") hin­deu­tet, weist es zu­gleich auf die Mög­lich­keit ei­ner Pau­scha­lie­rung und Ty­pi­sie­rung von Kos­ten­be­stand­tei­len der lau­fen­den Geld­leis­tung hin. Dem steht bei über­grei­fen­der Be­trach­tung nicht ent­ge­gen, dass § 23 SGB VIII - an­ders als § 39 Abs. 4 Satz 3 SGB VIII für die lau­fen­den Leis­tun­gen zum Kin­des­un­ter­halt nach § 39 Abs. 2 SGB VIII - nicht aus­drück­lich von ei­ner Leis­tungs­ge­wäh­rung in pau­scha­lier­ter Form spricht. Denn dar­aus folgt nur, dass ei­ne sol­che im Fall des § 39 Abs. 4 Satz 3 SGB VIII nor­ma­tiv als Re­gel­fall an­ge­ord­net ist, wäh­rend sie im Fall des § 23 SGB VIII nur nicht aus­ge­schlos­sen wird.

24 Der all­ge­mei­ne Sinn und Zweck des § 23 SGB VIII be­steht dar­in, die Ta­ges­be­treu­ung auch hin­sicht­lich de­ren At­trak­ti­vi­tät für Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen zu stei­gern (vgl. BT-Drs. 15/3676 S. 33). Die­sem Ziel wür­de ei­ne Ver­pflich­tung zu ei­ner nach­weis­ge­bun­de­nen In­di­vi­du­al­ab­rech­nung sämt­li­cher Sach­kos­ten nicht ge­recht, weil sie al­le Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen zu ei­ner dies­be­züg­li­chen um­fang­rei­chen Nach­weis­füh­rung zwin­gen wür­de. Der sich an­schlie­ßen­de Ver­wal­tungs­auf­wand bei der Prü­fung wür­de zu­dem ei­ne zeit­na­he Aus­zah­lung der Er­stat­tungs­be­trä­ge er­schwe­ren.

25 b) Bun­des­recht ver­letzt dem­ge­gen­über die Auf­fas­sung des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts, dass den zu­stän­di­gen Stel­len bei der Fest­le­gung der den Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen nach § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII zu er­stat­ten­den Sach­kos­ten ein Be­ur­tei­lungs­spiel­raum zu­ste­he. Die Vor­schrift ver­wen­det zwar, in­dem sie als Be­stand­teil der lau­fen­den Geld­leis­tun­gen le­dig­lich die "an­ge­mes­se­nen" Kos­ten des Sach­auf­wands an­sieht, ei­nen un­be­stimm­ten Rechts­be­griff. Bei des­sen An­wen­dung ha­ben die zu­stän­di­gen Stel­len aber auch bei der Fest­le­gung der Hö­he der zu er­stat­ten­den Sach­kos­ten in Form ei­nes Pau­schal­be­tra­ges - an­ders als grund­sätz­lich im Fall des An­er­ken­nungs­be­tra­ges - kei­ne der ge­richt­li­chen Über­prü­fung un­zu­gäng­li­che Letzt­ent­schei­dungs­kom­pe­tenz, wie sie die Sach­kos­ten be­rech­nen und in wel­cher Hö­he die­se zu er­stat­ten sind. Dies er­schlie­ßt sich aus Fol­gen­dem:

26 Aus der Ga­ran­tie ef­fek­ti­ven Rechts­schut­zes nach Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG folgt grund­sätz­lich die Pflicht der Ge­rich­te, Ver­wal­tungs­ak­te in recht­li­cher und tat­säch­li­cher Hin­sicht voll­stän­dig nach­zu­prü­fen. Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG schlie­ßt zwar die aus­nahms­wei­se Ein­räu­mung ei­nes kon­troll­frei­en Be­ur­tei­lungs­spiel­raums der Ver­wal­tung durch den Ge­setz­ge­ber nicht aus. Ein sol­cher Aus­nah­me­fall setzt aber vor­aus, dass der je­wei­li­gen Rechts­vor­schrift die Ent­schei­dung des Ge­setz­ge­bers zu ent­neh­men ist, der Ver­wal­tung das ab­schlie­ßen­de Ur­teil über das Vor­lie­gen der durch ei­nen un­be­stimm­ten Ge­set­zes­be­griff ge­kenn­zeich­ne­ten tat­be­stand­li­chen Vor­aus­set­zun­gen zu über­tra­gen. Dem­entspre­chend muss sich ein Be­ur­tei­lungs­spiel­raum aus­drück­lich aus dem Ge­setz ab­le­sen las­sen oder durch Aus­le­gung - ins­be­son­de­re ent­spre­chend dem Sinn und Zweck der je­wei­li­gen Vor­schrift und un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ei­gen­art der ein­schlä­gi­gen Ver­wal­tungs­ma­te­rie - hin­rei­chend deut­lich zu er­mit­teln sein. Die da­mit ver­bun­de­ne Frei­stel­lung von ge­richt­li­cher Kon­trol­le be­darf stets ei­nes hin­rei­chend ge­wich­ti­gen, am Grund­satz ei­nes wirk­sa­men Rechts­schut­zes aus­ge­rich­te­ten Sach­grun­des (stRspr, vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 25. Ja­nu­ar 2018 - 5 C 18.16 - Buch­holz 436.511 § 23 SGB VIII Nr. 3 Rn. 11 m. w. N.). Das Vor­lie­gen ei­nes der­ar­ti­gen Aus­nah­me­falls, der vor Art. 19 Abs. 4 GG Be­stand hät­te, lässt sich für die Fest­le­gung der Sach­kos­ten­er­stat­tung nach § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII nicht be­ja­hen (im Er­geb­nis eben­so Struck/Schweig­ler, in: Wies­ner/Wap­ler, SGB VIII, 6. Aufl. 2022, § 23 Rn. 45).

27 aa) Dem Wort­laut des § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII las­sen sich kei­ne An­halts­punk­te für die An­nah­me ei­nes der ge­richt­li­chen Kon­trol­le ent­zo­ge­nen Be­ur­tei­lungs­spiel­raums der Ver­wal­tung ent­neh­men. Ein sol­cher er­gibt sich na­ment­lich nicht dar­aus, dass der Ge­setz­ge­ber den un­be­stimm­ten Rechts­be­griff der "an­ge­mes­se­nen Kos­ten" ver­wen­det hat. Viel­mehr ist die An­wen­dung des Kri­te­ri­ums der "An­ge­mes­sen­heit" in Rechts­nor­men in al­ler Re­gel in vol­lem Um­fang ge­richt­lich über­prüf­bar (vgl. nur BVer­wG, Ur­tei­le vom 26. Ok­to­ber 1989 - 5 C 30.86 - Buch­holz 436.0 § 84 BSHG Nr. 1, vom 2. Sep­tem­ber 1993 - 5 C 18.90 - BVer­w­GE 94, 122, vom 21. De­zem­ber 2001 - 5 C 27.00 - BVer­w­GE 115, 331 und vom 28. Mai 2003 - 5 C 8.02 - BVer­w­GE 118, 211). Weil da­von aus­zu­ge­hen ist, dass dem Ge­setz­ge­ber die­se lang­jäh­ri­ge ge­fes­tig­te Ent­schei­dungs­pra­xis be­kannt ge­we­sen ist, kann nicht an­ge­nom­men wer­den, dass er al­lein die Ver­wen­dung die­ses Be­griffs als hin­rei­chend für die Ein­räu­mung ei­nes Be­ur­tei­lungs­spiel­raums an­ge­se­hen hat. Ge­gen ei­ne sol­che An­nah­me spricht au­ßer­dem, dass der Ge­set­zes­wort­laut die Er­stat­tung von Sach­kos­ten dar­an knüpft, dass sie der Ta­ges­pfle­ge­per­son "ent­ste­hen". Ob ein sol­ches Ent­ste­hen an­ge­nom­men wer­den kann, ist aber an­ders als im Fall der in § 23 Abs. 2a Satz 2 und 3 SGB VIII ver­wen­de­ten Be­grif­fe "aus­ge­stal­ten" und "be­rück­sich­ti­gen" (vgl. da­zu BVer­wG, Ur­teil vom 25. Ja­nu­ar 2018 - 5 C 18.16 - Buch­holz 436.511 § 23 SGB VIII Nr. 3 Rn. 14 f.) ei­ne Fra­ge - auch im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren - fest­stell­ba­rer Tat­sa­chen und nicht Aus­druck der Ein­räu­mung ei­ner Ge­stal­tungs­frei­heit zu­guns­ten der fest­le­gen­den Stel­le.

28 bb) Auch der Sinn und Zweck des § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII spricht ge­gen die An­nah­me ei­nes Be­ur­tei­lungs­spiel­raums. Die­ser be­steht aus­ge­hend vom all­ge­mei­nen Zweck des § 23 SGB VIII, die Ta­ges­be­treu­ung hin­sicht­lich de­ren At­trak­ti­vi­tät für Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen zu stei­gern, er­kenn­bar dar­in zu ver­hin­dern, dass die Ta­ges­pfle­ge­per­son die ent­stan­de­nen ma­ß­geb­li­chen Sach­kos­ten aus ei­ge­nen Mit­teln bzw. ei­ge­nem Ver­mö­gen oder zu­las­ten des An­er­ken­nungs­be­tra­ges nach § 23 Abs. 2 Nr. 2 SGB VIII de­cken muss. Die­sem Ziel ent­spricht es, wenn die Sach­kos­ten­er­mitt­lung nicht nur rea­li­täts­be­zo­gen er­folgt, son­dern dies auch im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren über­prüft wer­den kann.

29 cc) An­halts­punk­te für ei­nen Be­ur­tei­lungs­spiel­raum las­sen sich auch nicht, wie vom Ober­ver­wal­tungs­ge­richt und an­de­ren Ober­ge­rich­ten (vgl. OVG Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 26. April 2016 - OVG 6 A 4.15 - ju­ris Rn. 23; OVG Schles­wig, Ur­teil vom 16. Ja­nu­ar 2020 - 3 KN 2/17 - ju­ris Rn. 73) an­ge­nom­men wird, aus ei­nem sys­te­ma­ti­schen Um­kehr­schluss zu § 23 Abs. 2 Nr. 3 und 4 SGB VIII mit der Be­grün­dung her­lei­ten, dass dort je­weils die Er­stat­tung "nach­ge­wie­se­ner Auf­wen­dun­gen" in be­stimm­ter Hö­he vor­ge­se­hen ist, wäh­rend § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII nicht die Er­stat­tung ei­nes "nach­ge­wie­se­nen" Sach­auf­wands, son­dern le­dig­lich "an­ge­mes­se­ner" Kos­ten an­ord­net. Da­mit lässt sich zwar - wie be­reits dar­ge­legt - ei­ne Pau­scha­lie­rungs­be­fug­nis der zu­stän­di­gen Stel­le bei der Fest­le­gung der Sach­kos­ten­er­stat­tung be­grün­den. Ei­ne sol­che Pau­scha­lie­rungs­be­fug­nis ist aber als sol­che nicht gleich­zu­set­zen mit der Ein­räu­mung ei­nes Be­ur­tei­lungs­spiel­raums (vgl. BVer­wG, Be­schluss vom 7. April 1995 - 5 B 36.94 - Buch­holz 436.0 § 85 BSHG Nr. 13 S. 2; Se­er, in: Kahl/Wald­hoff/Wal­ter, BK-GG, Stand De­zem­ber 2022, Art. 108 Rn. 189 un­ter Ver­weis auf BVerfG, Be­schluss vom 31. Mai 1988 - 1 BvR 520/83 - BVerf­GE 78, 214 = ju­ris Rn. 43). Er­mäch­tigt das Ge­setz die Ver­wal­tung zu ei­gen­stän­di­gen Ty­pi­sie­run­gen und Pau­scha­lie­run­gen, blei­ben die nor­ma­ti­ven Ma­ß­ga­ben, nach de­nen ei­ne sol­che er­fol­gen soll, viel­mehr auch dann grund­sätz­lich un­ein­ge­schränkt im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren über­prüf­bar, wenn es sich da­bei - wie hier - um un­be­stimm­te Rechts­be­grif­fe han­delt (vgl. Werns­mann, DStR-Beih 2011, 72 <74>).

30 Eben­falls nicht wei­ter­füh­rend ist das Ar­gu­ment, für die Aus­fül­lung des Be­griffs der "an­ge­mes­se­nen Kos­ten" sei zu be­rück­sich­ti­gen, dass dem Trä­ger der Ju­gend­hil­fe auch hin­sicht­lich der Fest­set­zung der Sach­kos­ten­er­stat­tung durch § 23 Abs. 2a Satz 1 SGB VIII ein Be­ur­tei­lungs­spiel­raum ein­ge­räumt wer­den müs­se, weil es sich da­bei um ei­ne nor­ma­ti­ve Er­mäch­ti­gung an den Trä­ger der Ju­gend­hil­fe han­de­le, die für die Be­stim­mung der Hö­he der lau­fen­den Geld­leis­tung er­for­der­li­chen Be­ur­tei­lun­gen letzt­ver­bind­lich aus ei­ge­ner - durch die Nä­he zum Fall ge­präg­te - Sach­kun­de zu tref­fen (so OVG Müns­ter, Be­schluss vom 29. Sep­tem­ber 2021 - 12 A 4179/18 - ju­ris Rn. 35 m. w. N.). Ei­ne aus­drück­li­che ge­setz­li­che Norm­set­zungs­be­fug­nis, aus der ein ge­richt­lich ge­ge­be­nen­falls nur ein­ge­schränkt über­prüf­ba­res nor­ma­ti­ves Er­mes­sen re­sul­tie­ren wür­de (vgl. da­zu BVer­wG, Be­schluss vom 21. Sep­tem­ber 2022 - 5 P 4.21 - Rn. 17), ent­hält § 23 Abs. 2a Satz 1 SGB VIII er­sicht­lich nicht. Auch so­weit der Norm über die in ihr er­kenn­bar nor­mier­te Zu­stän­dig­keits­zu­wei­sung so­wie ih­re Be­deu­tung für die Be­grün­dung ei­ner Pau­scha­lie­rungs­be­fug­nis hin­aus zu ent­neh­men ist, dass nach Ma­ß­ga­be des Lan­des­rechts da­bei auch ein Han­deln in abs­trakt-ge­ne­rel­len Rechts­for­men bis hin zum Er­lass von Rechts­nor­men (et­wa in Form von Sat­zun­gen) in Be­tracht kommt (BVer­wG, Ur­teil vom 24. No­vem­ber 2022 - 5 C 9.21 - Rn. 10; vgl. fer­ner Beck­mann, in: Mün­der/Mey­sen/Tren­c­zek, Frank­fur­ter Kom­men­tar SGB VIII, 9. Aufl. 2022, § 23 Rn. 39; Gru­be, in: Hauck/Noftz, SGB VIII, 1. Er­gän­zungs­lie­fe­rung 2023, § 23 Rn. 24), ver­schie­ben sich da­durch die sich aus dem Bun­des­recht er­ge­ben­den ma­te­ri­ell-recht­li­chen Maß­stä­be der Fest­le­gung nicht (vgl. da­zu BVer­wG, Ur­teil vom 24. No­vem­ber 2022 - 5 C 9.21 - Rn. 32ff.)

31 dd) Schlie­ß­lich las­sen sich auch den Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en kei­ne An­halts­punk­te für ei­ne Ab­sicht des Ge­setz­ge­bers ent­neh­men, der Ver­wal­tung ei­nen ei­gen­ver­ant­wort­li­chen Spiel­raum bei der Fest­le­gung der Sach­kos­ten­er­stat­tung zu­zu­bil­li­gen. Zwar soll nach dem Wil­len des Ge­setz­ge­bers der Ver­wal­tung bei der Fest­set­zung des Be­tra­ges, mit dem die För­der­leis­tung der Ta­ges­pfle­ge­per­son ent­gol­ten wird, ein ei­ge­ner Ge­stal­tungs­spiel­raum be­las­sen wer­den be­zie­hungs­wei­se die Ge­stal­tungs­frei­heit der Län­der und Ju­gend­hil­fe­trä­ger er­hal­ten blei­ben (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 25. Ja­nu­ar 2018 - 5 C 18.16 - Buch­holz 436.511 § 23 SGB VIII Nr. 3 Rn. 17 un­ter Ver­weis auf BT-Drs. 16/9299 S. 14 f.). Die­se Er­wä­gun­gen be­zie­hen sich al­ler­dings aus­drück­lich nur auf die Fest­le­gung des An­er­ken­nungs­be­tra­ges und las­sen sich auf die­je­ni­ge der Sach­kos­ten­er­stat­tung nicht über­tra­gen. Der Ge­setz­ge­ber nimmt in­so­weit zwar zur Be­grün­dung der Not­wen­dig­keit der nor­ma­ti­ven Aus­ge­stal­tung des An­er­ken­nungs­be­trags auch auf die ge­än­der­te ein­kom­men­steu­er­recht­li­che Be­hand­lung der Ein­künf­te aus der Kin­der­ta­ges­pfle­ge durch die Fi­nanz­ver­wal­tung Be­zug und ver­weist in die­sem Zu­sam­men­hang eben­falls auf den Be­triebs­kos­ten­ab­zug im Rah­men der Steu­er­erhe­bung (BT-Drs. 16/9299 S. 14). Die­se Pas­sa­gen, die die Pra­xis der Fi­nanz­ver­wal­tung auch zum Sach­auf­wand le­dig­lich re­fe­rie­ren, las­sen je­doch nicht an­satz­wei­se den Schluss zu, der Ge­setz­ge­ber ha­be den für die Fest­le­gung der lau­fen­den Geld­leis­tun­gen zu­stän­di­gen Stel­len hin­sicht­lich der Sach­kos­ten­er­stat­tung ei­nen Ge­stal­tungs­spiel­raum zu­bil­li­gen wol­len.

32 3. Die Ent­schei­dung des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts er­weist sich al­ler­dings im Er­geb­nis als rich­tig (§ 144 Abs. 4 Vw­GO). § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII las­sen sich nor­ma­ti­ve Vor­ga­ben für die pau­scha­lie­ren­de Er­mitt­lung der zu er­stat­ten­den Sach­kos­ten ent­neh­men (a). Die­sen Vor­ga­ben ge­nügt die Fest­le­gung der Sach­kos­ten durch die Be­klag­te auf der Grund­la­ge der Fest­stel­lun­gen des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts (b).

33 a) § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII be­stimmt, dass die lau­fen­den Geld­leis­tun­gen die Er­stat­tung an­ge­mes­se­ner Kos­ten um­fas­sen, die der Ta­ges­pfle­ge­per­son für den Sach­auf­wand ent­ste­hen. Die Er­stat­tungs­fä­hig­keit setzt al­so ei­ner­seits vor­aus, dass es sich dem nor­ma­ti­ven Be­griff nach um re­le­van­te Sach­kos­ten han­delt, die als Auf­wand der Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen an­zu­se­hen sind. Die­se müs­sen zu­dem in­halt­lich als an­ge­mes­sen an­zu­se­hen sein.

34 aa) Die den Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen zu er­stat­ten­den Kos­ten des Sach­auf­wands tei­len als Be­stand­teil der lau­fen­den Geld­leis­tun­gen de­ren in § 23 Abs. 1 SGB VIII nor­mier­ten funk­tio­na­len Be­zug zu der För­de­rung der Kin­der­ta­ges­pfle­ge und be­zie­hen sich da­her auf den hier­durch ent­ste­hen­den Auf­wand. Die­ser wird in­halt­lich be­stimmt durch den in § 22 Abs. 3 SGB VIII nor­mier­ten För­der­auf­trag der Kin­der­ta­ges­pfle­ge, der Er­zie­hung, Bil­dung und Be­treu­ung des Kin­des um­fasst und sich auf die so­zia­le, emo­tio­na­le, kör­per­li­che und geis­ti­ge Ent­wick­lung des Kin­des be­zieht. Er­stat­tungs­fä­hi­ge Sach­kos­ten sind dem­zu­fol­ge Kos­ten der­je­ni­gen Sach­mit­tel, die ei­nen Be­zug zur Er­fül­lung des För­der­auf­trags nach § 22 SGB VIII ha­ben, weil sie hier­für ge­eig­net sind und der Ta­ges­pfle­ge­per­son im Sin­ne von § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII ent­ste­hen. Letz­te­res ist dann der Fall, wenn die Ta­ges­pfle­ge­per­son an­de­ren­falls die wirt­schaft­li­che Last für die auf­ge­wen­de­ten und an­ge­mes­se­nen Sach­mit­tel zu tra­gen hät­te; sie soll die­se we­der aus ei­ge­nen Mit­teln bzw. ei­ge­nem Ver­mö­gen noch zu­las­ten des An­er­ken­nungs­be­tra­ges nach § 23 Abs. 2 Nr. 2 SGB VIII de­cken müs­sen.

35 bb) In­halt­lich an­ge­mes­sen sind Kos­ten des Sach­auf­wands, wenn sie ge­mes­sen an den ört­li­chen Ver­hält­nis­sen üb­li­cher­wei­se für ei­nen in der Kin­der­ta­ges­pfle­ge ty­pi­schen Stan­dard an­fal­len und auch der Hö­he nach markt­üb­lich sind. Dies er­gibt ei­ne Aus­le­gung des § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII nach Wort­laut, Sys­te­ma­tik und Sinn und Zweck der Norm.

36 Mit Blick auf den Auf­bau der Vor­schrift lässt sich be­reits aus der Wort­stel­lung ent­neh­men, dass sich das An­ge­mes­sen­heits­er­for­der­nis als ge­wis­ser­ma­ßen vor die Klam­mer ge­zo­ge­ner Be­griff so­wohl auf die je­wei­li­ge Sach­auf­wen­dung als auch auf die An­ge­mes­sen­heit der be­trags­mä­ßi­gen Er­stat­tungs­hö­he be­zieht. Vor­aus­set­zung der Er­stat­tungs­fä­hig­keit des Sach­auf­wands für die Kin­der­ta­ges­pfle­ge ist al­so sei­ne An­ge­mes­sen­heit dem Grun­de wie auch der Kos­ten­hö­he nach. Den Ge­set­zes­mo­ti­ven lässt sich zu­dem ent­neh­men, dass das An­ge­mes­sen­heits­er­for­der­nis ei­ne orts­be­zo­ge­ne, d. h. auf den Zu­stän­dig­keits­be­reich der die Geld­leis­tun­gen fest­le­gen­den Stel­le ori­en­tier­te Be­trach­tung be­inhal­tet. Dies er­gibt sich na­ment­lich dar­aus, dass der Ge­setz­ge­ber des­halb von ei­ner ei­ge­nen (bun­des­ein­heit­li­chen) Fest­set­zung der lau­fen­den Geld­leis­tun­gen in pau­scha­lier­ter Form - auch hin­sicht­lich ih­res Sach­kos­ten­an­teils - ab­ge­se­hen hat, weil er es für er­for­der­lich ge­hal­ten hat, dass die Geld­leis­tun­gen un­ter­schied­li­chen ört­li­chen Ge­ge­ben­hei­ten Rech­nung tra­gen (vgl. BT-Drs. 15/3676, S. 33).

37 Hin­sicht­lich der An­for­de­run­gen an die Er­mitt­lung des dem Grun­de nach an­ge­mes­se­nen Sach­auf­wands ist der sys­te­ma­ti­sche Zu­sam­men­hang zu dem in § 22 Abs. 3 SGB VIII for­mu­lier­ten För­der­auf­trag in den Blick zu neh­men. Zu fra­gen ist, wel­cher Sach­auf­wand hin­sicht­lich Um­fang und Qua­li­tät zur Er­fül­lung die­ser ge­setz­lich ge­for­der­ten Auf­ga­ben er­for­der­lich und in­so­fern im Sin­ne ei­nes Be­darfs üb­lich ist. Ab­zu­stel­len ist dem­ge­mäß auf den Be­darf an Sach­mit­teln, wel­cher ei­ne sach­ge­rech­te Er­fül­lung des ge­setz­li­chen Stan­dards er­mög­licht. Be­züg­lich der Er­mitt­lung des der Kos­ten­hö­he nach an­ge­mes­se­nen Sach­auf­wands er­ge­ben sich An­for­de­run­gen zu­nächst aus dem Sinn und Zweck der Re­ge­lung, die ge­währ­leis­ten will, dass die Ta­ges­pfle­ge­per­son den zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben er­for­der­li­chen Sach­auf­wand we­der aus ei­ge­nen Mit­teln bzw. ei­ge­nem Ver­mö­gen noch zu­las­ten des An­er­ken­nungs­be­tra­ges nach § 23 Abs. 2 Nr. 2 SGB VIII zu be­strei­ten hat. Be­zo­gen hier­auf muss der Er­stat­tungs­be­trag nicht nur aus­kömm­lich, son­dern auch in­so­weit in rea­li­täts­ge­rech­ter Wei­se, al­so un­ter An­wen­dung ei­nes "Wirk­lich­keits­maß­stabs", als üb­li­cher­wei­se an­fal­len­der Auf­wand er­mit­telt wor­den sein (vgl. Ri­xen, in: Schle­gel/Vo­elz­ke, ju­ris-PK SGB VIII, Stand 1. Au­gust 2022, § 23 Rn. 24). Hin­sicht­lich der (Markt-)Üb­lich­keit in die­sem Sin­ne er­ge­ben sich wei­te­re An­for­de­run­gen aus dem Orts­be­zug der Hö­he der Geld­leis­tun­gen, d. h. ab­zu­stel­len ist dar­auf, was im Zu­stän­dig­keits­be­reich der fest­le­gen­den Stel­le in­so­weit (orts-)üb­lich ist.

38 cc) Jen­seits die­ser all­ge­mei­nen Maß­stä­be ent­hält das Bun­des­recht al­ler­dings kei­ne Vor­ga­ben dar­über, wie die an­ge­mes­se­nen Sach­kos­ten von der zu­stän­di­gen Stel­le zu er­mit­teln sind. Ei­ne be­stimm­te Er­mitt­lungs­me­tho­de schreibt das Ge­setz nicht vor. Die ge­wähl­te Me­tho­de muss aber im Ein­zel­fall ge­eig­net sein, die ent­spre­chen­den Be­dar­fe und ih­re Kos­ten rea­li­täts­ge­recht und orts­be­zo­gen zu er­fas­sen.

39 We­gen des not­wen­di­gen Orts­be­zugs der Hö­he der Geld­leis­tun­gen darf die zu­stän­di­ge Stel­le ih­rer Ent­schei­dung ins­be­son­de­re nicht un­be­se­hen den von der Fi­nanz­ver­wal­tung oh­ne wei­te­re Prü­fung als Be­triebs­kos­ten­pau­scha­le an­er­kann­ten Be­trag in Hö­he von 300 € pro Kind und Mo­nat (Rund­schrei­ben des BMF vom 11. No­vem­ber 2016 - BStBl. I 2016, S. 1236 - bzw. vom 17. De­zem­ber 2007 - BStBl. I 2008, S. 17 -) zu­grun­de le­gen. Dem lässt sich auch nicht ent­ge­gen­hal­ten, dass in der Ge­set­zes­be­grün­dung auf die im Be­steue­rungs­ver­fah­ren an­ge­setz­te Be­triebs­kos­ten­pau­scha­le ver­wie­sen wird. Denn da­bei han­delt es sich zum ei­nen - wie be­reits oben dar­ge­legt - um ei­ne rein re­fe­rie­ren­de Be­schrei­bung der Pra­xis der Fi­nanz­ver­wal­tung (vgl. BT-Drs. 16/9299, S. 14), die sich zu­dem auf steu­er­li­chen Zwe­cken die­nen­de Prak­ti­ka­bi­li­täts­er­wä­gun­gen (Ver­ein­fa­chungs­grün­de) stützt. Zum an­de­ren er­folg­te die Be­zug­nah­me zur Ab­schät­zung der fi­nan­zi­el­len Las­ten des Aus­baus der Be­treu­ungs­an­ge­bo­te (vgl. BT-Drs. 16/9299, S. 22), für die an­de­re An­knüp­fungs­punk­te als die Be­triebs­kos­ten­pau­scha­le of­fen­sicht­lich nicht zur Ver­fü­gung stan­den. Den Ma­te­ria­li­en ist je­doch nicht zu ent­neh­men, dass der Ge­setz­ge­ber da­mit in ir­gend­ei­ner Art ei­ne Vor­fest­le­gung über die Hö­he des an­ge­mes­se­nen Sach­auf­wands hat tref­fen wol­len. Des­we­gen kann zum ei­nen nicht dar­auf ge­schlos­sen wer­den, ei­ne Fest­le­gung der zu er­stat­ten­den Sach­kos­ten, wel­che die Hö­he der steu­er­li­chen Be­triebs­kos­ten­pau­scha­le er­reicht oder über­schrei­tet, sei stets un­be­denk­lich. Zum an­de­ren ver­bie­tet sich die An­nah­me, al­lein die Un­ter­schrei­tung die­ser Pau­scha­le füh­re von Rechts we­gen zur Un­zu­läng­lich­keit ei­ner Sach­kos­ten­pau­scha­le (i. S. v. § 23 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII). Ma­ß­geb­lich ist viel­mehr, ob der an­ge­mes­se­ne Sach­auf­wand un­ter Be­rück­sich­ti­gung der ge­setz­li­chen Maß­stä­be zu­tref­fend er­mit­telt wor­den ist.

40 So­weit der für die Fest­le­gung zu­stän­di­gen Stel­le ei­ne prä­zi­se Er­mitt­lung der an­ge­mes­se­nen Be­dar­fe und Kos­ten an­ge­sichts der Viel­falt der zu be­rück­sich­ti­gen­den Ver­hält­nis­se prak­tisch nicht mög­lich ist, ist sie zu ver­ein­fa­chen­den Sach­ver­halts­be­trach­tun­gen und Ty­pi­sie­run­gen be­rech­tigt (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 1. Ok­to­ber 1992 - 5 C 28.89 - Buch­holz 436.0 § 88 BSHG Nr. 28 S. 30 und Be­schluss vom 7. April 1995 - 5 B 36.94 - Buch­holz 436.0 § 85 BSHG Nr. 13 S. 2). Sie darf et­wa ty­pi­sche Stan­dards an­hand von Wer­ten be­stim­men, die vom Ju­gend­hil­fe­trä­ger in Kon­kre­ti­sie­rung ge­setz­li­cher An­for­de­run­gen (z. B. nach § 43 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 SGB VIII) fest­ge­legt wer­den. Grund­sätz­lich zu­läs­sig ist es auch, wenn Stan­dards des Aus­stat­tungs­be­darfs bei Kin­der­ta­ges­pfle­ge­per­so­nen un­ter Rück­griff auf die­je­ni­gen in Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen der Trä­ger der öf­fent­li­chen Ju­gend­hil­fe er­mit­telt wer­den, weil da­mit grund­sätz­lich der Um­fang und die Qua­li­tät des Auf­wands zu Er­fül­lung der ge­setz­lich ge­for­der­ten Auf­ga­ben rea­li­täts­ge­recht und auch orts­be­zo­gen be­schrie­ben wer­den kön­nen. Dies gilt im An­satz auch in Be­zug auf die Er­mitt­lung der hier­für an­zu­set­zen­den üb­li­chen Kos­ten, so­fern ei­ne hin­rei­chen­de Ver­gleich­bar­keit der Sa­che nach ge­ge­ben ist (vgl. VG Leip­zig, Ur­teil vom 21. April 2016 - 5 K 634/15 - ju­ris Rn. 88). In glei­cher Wei­se ist es grund­sätz­lich be­den­ken­frei, wenn die Hö­he von Raum­kos­ten an­hand von Durch­schnitts­wer­ten aus Miet- bzw. Ne­ben­kos­ten­spie­geln er­mit­telt wird. Eben­so darf sich die zu­stän­di­ge Stel­le em­pi­ri­scher Be­trach­tun­gen be­die­nen, um so­wohl Be­dar­fe und de­ren Stan­dards wie auch Kos­ten­hö­hen zu er­mit­teln.

41 Die auf die­se Wei­se er­mit­tel­ten an­ge­mes­se­nen Kos­ten dür­fen auf­grund der in § 23 Abs. 2 Nr. 1, Abs. 2a Satz 1 SGB VIII ent­hal­te­nen Be­fug­nis auch für al­le Kin­der­ta­ges­pfle­ge­per­so­nen im je­wei­li­gen ört­li­chen Be­reich ein­heit­lich als Teil ei­nes Pau­schal­be­trags er­stat­tet wer­den. Es kommt in die­sem Fall im Rah­men der Fest­le­gung der an­ge­mes­se­nen Geld­leis­tung auch nicht dar­auf an, ob ein als an­ge­mes­sen an­zu­se­hen­der Sach­auf­wand je­der ein­zel­nen Ta­ges­pfle­ge­per­son tat­säch­lich über­haupt oder der Hö­he nach ent­stan­den ist, oder ob ei­ne Ta­ges­pfle­ge­per­son ei­nen hö­he­ren Sach­auf­wand gel­tend macht.

42 b) Bei An­wen­dung die­ser Maß­stä­be er­weist sich die Ent­schei­dung des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts auf der Grund­la­ge der von die­sem fest­ge­stell­ten Tat­sa­chen als rich­tig.

43 aa) Da auch der Fest­le­gung der Sach­kos­ten­er­stat­tung kal­ku­la­to­ri­sche An­nah­men zu­grun­de­lie­gen, ist es in al­ler Re­gel nicht zu be­an­stan­den, wenn auch ih­re Kal­ku­la­ti­on - wie im Fall des An­er­ken­nungs­be­tra­ges - im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren in sach­ge­rech­ter Wei­se nur in­so­weit über­prüft wird, als sub­stan­ti­ier­te Ein­wän­de da­ge­gen er­ho­ben wor­den sind. Un­be­scha­det des­sen er­streckt sich die Prü­fung aber gleich­wohl in je­dem Fall dar­auf, ob die Fest­le­gung in grund­le­gen­der Hin­sicht an au­gen­schein­li­chen Män­geln lei­det, was vor­lie­gend aber nicht der Fall ist.

44 Die Be­klag­te hat durch den Rats­be­schluss vom 13. De­zem­ber 2017 bei Be­treu­ung im ei­ge­nen Wohn­raum pro Kin­der­ta­ges­pfle­ge­platz ei­nen Pau­schal­satz von 167,15 € und bei Be­treu­ung in an­ge­mie­te­ten Räu­men von 188,84 € zu­grun­de­ge­legt, die in­fla­ti­ons­be­zo­gen dy­na­mi­siert wer­den; der letzt­ge­nann­te Satz hat der Fest­set­zung im Fall der Klä­ge­rin zu­grun­de­ge­le­gen.

45 Den dies­be­züg­li­chen kal­ku­la­to­ri­schen An­nah­men setzt die Klä­ge­rin nur noch die Rü­ge ent­ge­gen, das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ha­be die Ver­gü­tung der Rei­ni­gungs­zei­ten mit dem Min­dest­lohn zu Un­recht für an­ge­mes­sen ge­hal­ten. Sie be­geh­re ei­ne hö­he­re Sach­kos­ten­er­stat­tung, da­mit sie die Rei­ni­gung der für die Ta­ges­pfle­ge ge­nutz­ten Räum­lich­kei­ten an ei­nen Rei­ni­gungs­dienst ver­ge­ben kön­ne. Die­se Rü­ge greift nicht durch.

46 Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat auf die Fest­stel­lun­gen des Ver­wal­tungs­ge­richts Be­zug ge­nom­men, nach de­nen Rei­ni­gungs­leis­tun­gen im Ge­biet der Be­klag­ten ty­pi­scher­wei­se von den Ta­ges­pfle­ge­per­so­nen selbst er­bracht wer­den. Auf der Grund­la­ge die­ser nicht mit Ver­fah­rens­rü­gen an­ge­grif­fe­nen und da­her für den Se­nat bin­den­den Tat­sa­chen­fest­stel­lung der Vor­in­stanz (§ 137 Abs. 2 Vw­GO) ist der An­satz nur des Min­dest­lohns für die Rei­ni­gungs­tä­tig­keit nicht zu be­an­stan­den. Denn da­nach ent­ste­hen je­den­falls im Zu­stän­dig­keits­be­reich der Be­klag­ten Fremd­leis­tungs­kos­ten üb­li­cher­wei­se nicht, weil die Rei­ni­gung wei­test­ge­hend in Ei­gen­leis­tung durch die Kin­der­ta­ges­pfle­ge­per­so­nen durch­ge­führt wird und auch tat­säch­lich durch­ge­führt wer­den kann. Da­her muss­ten je­den­falls Fremd­leis­tun­gen in der Pau­scha­le auch nicht be­rück­sich­tigt wer­den.

47 bb) Für die recht­li­che Be­ur­tei­lung des Be­geh­rens der Klä­ge­rin ist im Üb­ri­gen die so­wohl vom Ver­wal­tungs­ge­richt wie auch vom Ober­ver­wal­tungs­ge­richt dis­ku­tier­te Fra­ge, ob es sich bei den Geld­leis­tun­gen nach § 23 SGB VIII um So­zi­al­leis­tun­gen im Sin­ne von § 11 Abs. 1 SGB I han­delt, nicht ent­schei­dungs­er­heb­lich.

48 Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat die recht­li­che Re­le­vanz die­ser Fra­ge für das vor­lie­gen­de Ver­fah­ren mit der Prü­fung be­grün­det, ob die recht­li­chen Be­zie­hun­gen zwi­schen dem frei­en Trä­ger, der von der Be­klag­ten in die Ab­wick­lung der Zah­lung ein­be­zo­gen wird, und der Klä­ge­rin un­ter das Ver­bot öf­fent­lich-recht­li­cher Ver­ein­ba­run­gen über So­zi­al­leis­tun­gen nach § 53 Abs. 2 SGB X fal­len. Das ist aber of­fen­kun­dig un­er­heb­lich, weil Pri­va­te un­ter­ein­an­der öf­fent­lich-recht­li­che Ver­trä­ge al­len­falls auf der Grund­la­ge ei­ner be­son­de­ren ge­setz­li­chen Er­mäch­ti­gung ab­schlie­ßen kön­nen (vgl. En­gel­mann, in: Schüt­ze, SGB X, 9. Aufl. 2020, § 53 Rn. 27), die hier nicht be­steht. Dass die Klä­ge­rin und die Be­klag­te ei­nen öf­fent­lich-recht­li­chen Ver­trag über die Hö­he der Geld­leis­tun­gen ab­ge­schlos­sen hät­ten, ist im Üb­ri­gen auch nicht fest­ge­stellt.

49 Die Fra­ge ist auch nicht für ei­ne et­wai­ge Ver­jäh­rung der An­sprü­che der Klä­ge­rin ent­schei­dungs­er­heb­lich. Denn selbst wenn die für die Ver­jäh­rung von So­zi­al­leis­tun­gen gel­ten­de Vor­schrift des § 45 Abs. 1 SGB I nicht auf die Ver­jäh­rung der Geld­leis­tun­gen nach § 23 SGB VIII an­zu­wen­den wä­re (vgl. aber zur weit­ge­hen­den ana­lo­gen An­wen­dung der Vor­schrift auf das Leis­tungs­er­brin­gungs­recht Groth, in: Schle­gel/Vo­elz­ke, ju­ris­PK-SGB I, Stand 21. De­zem­ber 2022, § 45 Rn. 22 m. w. N.), wä­ren die An­sprü­che der Klä­ge­rin je­den­falls nach den §§ 195, 199 Abs. 1 Nr. 1, § 204 Abs. 1 Nr. 1 BGB nicht ver­jährt. Dies gilt in­fol­ge der Hem­mungs­wir­kung der Kla­ge­er­he­bung im Jahr 2017 auch hin­sicht­lich ih­rer noch im Jahr 2014 ent­stan­de­nen An­sprü­che.

50 4. Die Kos­ten­ent­schei­dung er­gibt sich aus § 154 Abs. 2 Vw­GO. Die Nicht­er­he­bung von Ge­richts­kos­ten folgt aus § 188 Satz 2 Halbs. 1 Vw­GO.

Be­schluss vom 19.10.2023 -
BVer­wG 5 C 1.21ECLI:DE:BVer­wG:2023:191023B5C1.21.0

  • Zi­tier­vor­schlag

Be­schluss

BVer­wG 5 C 1.21

  • VG Dres­den - 20.06.2018 - AZ: 1 K 788/17
  • OVG Baut­zen - 17.03.2021 - AZ: 3 A 1146/18

In der Ver­wal­tungs­streit­sa­che hat der 5. Se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts
am 19. Ok­to­ber 2023
durch die Rich­te­rin am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Harms
als Ein­zel­rich­te­rin ge­mäß § 33 Abs. 8 Satz 1 Halbs. 1 RVG
be­schlos­sen:

  1. Auf An­trag der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten der Be­klag­ten wird der Wert des Ge­gen­stan­des der an­walt­li­chen Tä­tig­keit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren auf 1 896 € fest­ge­setzt.
  2. Das Ver­fah­ren über den An­trag ist ge­büh­ren­frei; Kos­ten wer­den nicht er­stat­tet.

Grün­de

1 1. Die Fest­set­zung des Wer­tes des Ge­gen­stan­des der an­walt­li­chen Tä­tig­keit, wel­che das Ge­richt auf An­trag der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten der Be­klag­ten vor­zu­neh­men hat, folgt für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren vor dem Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt aus § 33 Abs. 1, § 23 Abs. 3 Satz 2 RVG i. V. m. § 52 Abs. 3 Satz 1 GKG ana­log. Das für die Fest­set­zung ma­ß­geb­li­che wirt­schaft­li­che In­ter­es­se des Klä­gers am Aus­gang des Ver­fah­rens ist auf 1 896 € zu be­zif­fern. Der Be­trag setzt sich - je­weils be­zo­gen auf den streit­be­fan­ge­nen Zeit­raum von No­vem­ber 2013 bis Au­gust 2015 - aus fol­gen­den Teil­be­trä­gen zu­sam­men: (a) der Dif­fe­renz in Hö­he von 1 628 € zwi­schen ei­nem an der Ent­gelt­stu­fe S4 des TVöD-SuE ori­en­tier­ten, un­ge­fähr der Be­trags­grup­pe BG2 bzw. BG3 der Richt­li­nie Kin­der­ta­ges­pfle­ge der Be­klag­ten vom 14. De­zem­ber 2017 ent­spre­chen­den An­er­ken­nungs­be­trag, den der Klä­ger für an­ge­mes­sen hält, und dem für die Be­treu­ung des Kin­des H. von der Be­klag­ten ge­zahl­ten An­er­ken­nungs­be­trag der Be­trags­grup­pe BG1 bzw. BG2 (13 203 € - 11 575 €), (b) der Dif­fe­renz in Hö­he von rund 235 € zwi­schen den vom Klä­ger für an­ge­mes­sen ge­hal­te­nen an­tei­li­gen Kos­ten für ei­nen Rei­ni­gungs­dienst, die hier für den streit­ge­gen­ständ­li­chen Zeit­raum mit 14 €/Stun­de an­ge­nom­men wer­den, und den von der Be­klag­ten bei der Be­rech­nung der Sach­kos­ten zu­grun­de ge­leg­ten an­tei­li­gen Rei­ni­gungs­kos­ten zum Min­dest­lohn (546 € - 311 €) so­wie (c) ei­nem Be­trag von 33 € für die von der Be­klag­ten zu nied­rig kal­ku­lier­ten Strom­kos­ten (1,50 € x 22).

2 2. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 33 Abs. 9 RVG.