Ver­fah­rens­in­for­ma­ti­on

Die Kla­gen ei­ner Um­welt­ver­ei­ni­gung und ei­nes Land­wir­tes rich­ten sich ge­gen den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss für den Neu­bau der Au­to­bahn A 20 von der A 28 bei Wes­ter­ste­de bis zur A 29 bei Ja­der­berg vom 16. April 2018. Hier­bei han­delt es sich um den ers­ten der in ins­ge­samt sie­ben Ab­schnit­te un­ter­teil­ten sog. „Küs­ten­au­to­bahn“. Die Klä­ger rü­gen u.a. ei­ne Ver­let­zung ver­fah­rens- und um­welt­recht­li­cher Vor­schrif­ten so­wie ei­ne un­zu­rei­chen­de Be­rück­sich­ti­gung der Ge­fähr­dung der wirt­schaft­li­chen Exis­tenz der kla­gen­den Land­wir­te. Die zu­nächst im Sep­tem­ber 2019 ter­mi­nier­te Ver­hand­lung hat­te das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt auf An­trag der be­klag­ten Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de zur Durch­füh­rung ei­nes er­gän­zen­den Ver­fah­rens auf­ge­ho­ben. Ge­gen den dar­auf er­gan­ge­nen Plan­fest­stel­lungs­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schluss vom 3. Fe­bru­ar 2021 er­he­ben die Klä­ger wei­te­re Ein­wän­de.


Pres­se­mit­tei­lung Nr. 45/2022 vom 07.07.2022

Vor­erst kein Bau der A 20 zwi­schen Wes­ter­ste­de und Ja­der­berg

Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt in Leip­zig hat heu­te auf die Kla­ge ei­nes Um­welt­ver­ban­des den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss der Nie­der­säch­si­schen Lan­des­be­hör­de für Stra­ßen­bau und Ver­kehr vom 16. April 2018 in der Ge­stalt des Än­de­rungs- und Er­gän­zungs­be­schlus­ses vom 3. Fe­bru­ar 2021 für den Neu­bau des 1. Ab­schnitts der Bundes­autobahn A 20 von der A 28 bei Wes­ter­ste­de bis zur A 29 bei Ja­der­berg für rechts­wid­rig und nicht voll­zieh­bar er­klärt. Der­zeit kann nicht mit der er­for­der­li­chen Si­cher­heit fest­ge­stellt wer­den, dass das Vor­ha­ben zu kei­ner Be­ein­träch­ti­gung des na­he­ge­le­ge­nen FFH-Ge­biets "Garn­holt" führt. Dar­über hin­aus­ge­hen­de Ein­wän­de des Klä­gers hat das Ge­richt zu­rück­ge­wie­sen. Die wei­te­re Kla­ge ei­nes Land­wirts hat­te kei­nen Er­folg.


Der plan­fest­ge­stell­te Ab­schnitt, der – an­ders als mög­li­cher­wei­se an­de­re Ab­schnit­te der A 20 – kei­ne Moo­re be­trifft, ist Teil der in ins­ge­samt sie­ben Ab­schnit­te un­ter­teil­ten sog. „Küs­ten­au­to­bahn“ zwi­schen Wes­ter­ste­de und Ham­burg. Die A 20, die bis­her von der deutsch-pol­ni­schen Gren­ze bis öst­lich von Bad Se­ge­berg ver­läuft, soll nach ih­rer Ge­samt­fer­tig­stel­lung zu­sam­men mit der A 28 ei­ne Ost-West-Ach­se von der deutsch-nie­der­län­di­schen bis zur deutsch-pol­ni­schen Gren­ze bil­den. Sie ist Be­stand­teil des trans­eu­ro­päi­schen Ver­kehrs­net­zes und im gel­ten­den Bun­des­ver­kehrs­we­ge­plan als Vor­ha­ben des "Vor­dring­li­chen Be­darfs" ein­ge­stuft.


Die­se ge­setz­li­che Be­darfs­fest­stel­lung ist für das Ge­richt ver­bind­lich. Die ge­richt­li­che Prü­fung ist in­so­weit auf ei­ne Evi­denz­kon­trol­le be­schränkt. Der Klä­ger hat nicht dar­ge­legt, dass die an­ge­streb­ten Pla­nungs­zie­le in ei­nem Ma­ße nicht oder nicht mehr er­reicht wer­den kön­nen, dass hier­aus ei­ne Ver­fas­sungs­wid­rig­keit der Be­darfs­fest­stel­lung folgt. Feh­ler sind dem Vor­ha­ben­trä­ger und der Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de je­doch bei der Prü­fung un­ter­lau­fen, ob die vor­ha­ben­be­ding­te Zu­nah­me der Stick­stoff­be­las­tung, die durch den ge­plan­ten Ab­schnitt der A 20 im Be­reich der A 28 zu er­war­ten ist, die Schwel­le von 0,3 kg pro Hekt­ar und Jahr über­schrei­tet und so zu ei­ner Be­ein­träch­ti­gung des Schutz­ge­biets "Garn­holt" führt. Schon der zu­nächst er­mit­tel­te Wert von 0,326 kg pro Hekt­ar und Jahr ver­blieb nur mit­tels der An­ord­nung ei­ner Ge­schwin­dig­keits­be­schrän­kung von 120 km/h auf ei­ner der bei­den Rich­tungs­fahr­bah­nen der A 28 so­wie auf­grund der fach­lich vor­ge­ge­be­nen ma­the­ma­ti­schen Run­dung auf ei­ne Stel­le hin­ter dem Kom­ma un­ter­halb des ge­nann­ten Schwel­len­wer­tes. Nach­dem im Lau­fe des ge­richt­li­chen Ver­fah­rens ein Ein­ga­be­feh­ler fest­ge­stellt und kor­ri­giert wor­den war, stieg die­ser Wert auf 0,346 kg pro Hekt­ar und Jahr an. Auch die­se Neu-Be­rech­nung ist aber nach Auf­fas­sung des Se­nats je­den­falls in­so­weit feh­ler­haft, als sie die Ver­rin­ge­rung von Stick­stoff­ein­trä­gen durch den ge­plan­ten Weg­fall ei­nes Rast­plat­zes der A 28 in Hö­he des Schutz­ge­bie­tes über­schätzt. Da be­reits ein An­stieg um le­dig­lich 4 g pro Hekt­ar und Jahr zu ei­nem Über­schrei­ten des Schwel­len­wer­tes führt, kann ei­ne Be­ein­träch­ti­gung des Ge­bie­tes da­her nicht mehr mit der er­for­der­li­chen Si­cher­heit aus­ge­schlos­sen wer­den. Auf wei­te­re Kri­tik­punk­te, et­wa die Fra­ge der kor­rek­ten De­po­si­ti­ons­ge­schwin­dig­keit, kommt es an­ge­sichts des­sen nicht mehr ent­schei­dungs­er­heb­lich an.


Wei­ter­ge­hen­de Ein­wän­de des kla­gen­den Um­welt­ver­ban­des hat­ten hin­ge­gen kei­nen Er­folg. Sie ge­nü­gen teil­wei­se be­reits nicht den ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen an ei­ne Kla­ge­be­grün­dung. Dar­über hin­aus be­geg­net die Durch­füh­rung ar­ten­schutz­recht­li­cher Aus­gleichs­maß­nah­men mit­tels ei­ner land­schaft­li­chen Um­ge­stal­tung des ehe­ma­li­gen Stand­ort­übungs­plat­zes Fried­richs­feld kei­nen Be­den­ken. Zwar han­delt es sich hier­bei un­strei­tig um ei­ne öko­lo­gisch hoch­wer­ti­ge Flä­che; sie weist aber nach der Maß­nah­me die für ei­ne In­an­spruch­nah­me sol­cher Flä­chen er­for­der­li­che Ver­bes­se­rung auf. Für die be­trof­fe­nen Vo­gel­ar­ten ist auch der räum­lich-funk­tio­na­le Zu­sam­men­hang ge­wahrt.


Das Kli­ma­schutz­ge­setz war im ma­ß­geb­li­chen Zeit­punkt des Er­las­ses des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses noch nicht in Kraft ge­tre­ten und muss­te da­her nicht be­rück­sich­tigt wer­den. Auf den spä­te­ren Er­lass des Än­de­rungs- und Er­gän­zungs­be­schlus­ses kommt es nicht an, da die­ser im We­sent­li­chen die Stra­ßen­ent­wäs­se­rung be­trifft. Bei ei­ner sol­chen par­ti­el­len Än­de­rung bleibt der Zeit­punkt der ur­sprüng­li­chen Plan­fest­stel­lung wei­ter­hin ma­ß­geb­lich. Dies ent­spricht der lang­jäh­ri­gen Recht­spre­chung der Pla­nungs­se­na­te des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts. Da­für, dass sich we­gen der be­son­de­ren Be­deu­tung und der Dring­lich­keit des Kli­ma­schut­zes aus­nahms­wei­se et­was an­de­res er­gibt, fehlt es an An­halts­punk­ten. Art. 20a GG, der den Staat zum Schutz der na­tür­li­chen Le­bens­grund­la­gen ver­pflich­tet, ent­hält nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts ei­nen Re­ge­lungs­auf­trag an den Ge­setz­ge­ber. Vor­ga­ben für ein­zel­ne Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren las­sen sich dar­aus eben­so we­nig her­lei­ten wie aus dem Über­ein­kom­men von Pa­ris vom 12. De­zem­ber 2015, wel­ches die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ver­pflich­tet, zur Be­gren­zung der glo­ba­len Kli­ma­er­wär­mung bei­zu­tra­gen.


Die wei­te­re Kla­ge ei­nes ent­eig­nungs­be­trof­fe­nen Land­wirts hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt ab­ge­wie­sen. Zwar geht der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss zu Un­recht da­von aus, die Über­eig­nung oder lang­fris­ti­ge Ver­pach­tung land­wirt­schaft­li­cher Flä­chen, die vom Klä­ger be­reits auf der Grund­la­ge kurz­fris­ti­ger Pacht­ver­trä­ge be­wirt­schaf­tet wer­den, kön­ne als Aus­gleich von Flä­chen­ver­lus­ten an­ge­rech­net wer­den. Je­doch hat der Be­klag­te dem Klä­ger wäh­rend des ge­richt­li­chen Ver­fah­rens wei­te­re Flä­chen ver­bind­lich zu­ge­sagt. Ei­ne Exis­tenz­ge­fähr­dung wird hier­durch aus­ge­schlos­sen.


BVer­wG 9 A 1.21 - Ur­teil vom 07. Ju­li 2022

BVer­wG 9 A 5.21 - Ur­teil vom 07. Ju­li 2022


Ur­teil vom 07.07.2022 -
BVer­wG 9 A 1.21ECLI:DE:BVer­wG:2022:070722U9A1.21.0

Neu­bau der A 20 von der A 28 bei Wes­ter­ste­de bis zur A 29 bei Ja­der­berg.

Leit­sät­ze:

1. Die Bin­dungs­wir­kung der ge­setz­li­chen Be­darfs­fest­stel­lung ge­mäß § 1 Abs. 2 Satz 2 FStrAbG ver­stö­ßt nicht ge­gen Art. 11 UVP-RL.

2. Es ist mit Art. 12 Abs. 1 Buchst. a FFH-RL ver­ein­bar, Maß­nah­men, die auf den Schutz von Tie­ren vor Tö­tun­gen oder Ver­let­zun­gen ge­rich­tet sind, ge­mäß § 44 Abs. 5 Satz 2 Nr. 2 BNatSchG vom Ver­bot des Nach­stel­lens und Fan­gens wild le­ben­der Tie­re aus­zu­neh­men. Vor­aus­set­zung hier­für ist, dass die Maß­nah­men ent­spre­chend den fach­li­chen Stan­dards und Sorg­falts­pflich­ten durch qua­li­fi­zier­tes Per­so­nal durch­ge­führt wer­den. Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss muss hier­für die im Ein­zel­fall er­for­der­li­chen Vor­keh­run­gen tref­fen.

3. Die Grund­sät­ze zur ein­griffs­recht­lich nur ein­ge­schränk­ten Zu­läs­sig­keit der In­an­spruch­nah­me öko­lo­gisch hoch­wer­ti­ger Flä­chen für Aus­gleichs- und Er­satz­maß­nah­men gel­ten un­ab­hän­gig da­von, ob die Maß­nah­men da­ne­ben auch ei­ne ar­ten­schutz­recht­li­che Kom­pen­sa­ti­on be­zwe­cken.

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Ur­teil

BVer­wG 9 A 1.21

In der Ver­wal­tungs­streit­sa­che hat der 9. Se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 31. Mai 2022
durch die Vor­sit­zen­de Rich­te­rin am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Prof. Dr. Bick, die Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Stein­küh­ler, Dr. Mar­ti­ni und
Dr. Die­te­rich so­wie die Rich­te­rin am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Sie­veking
am 7. Ju­li 2022 für Recht er­kannt:

  1. Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss des Be­klag­ten vom 16. April 2018 für den Neu­bau der A 20 von Wes­ter­ste­de bis Droch­ter­sen, Ab­schnitt 1 von der A 28 bei Wes­ter­ste­de bis zur A 29 bei Ja­der­berg, in der Fas­sung des 1. Än­de­rungs­be­schlus­ses vom 14. Sep­tem­ber 2018 und des Plan­fest­stel­lungs­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schlus­ses vom 3. Fe­bru­ar 2021 ist rechts­wid­rig und nicht voll­zieh­bar.
  2. Im Üb­ri­gen wird die Kla­ge ab­ge­wie­sen.
  3. Der Be­klag­te und die Bei­ge­la­de­ne tra­gen die Ge­richts­kos­ten und die au­ßer­ge­richt­li­chen Kos­ten des Klä­gers je zur Hälf­te; ih­re au­ßer­ge­richt­li­chen Kos­ten tra­gen der Be­klag­te und die Bei­ge­la­de­ne selbst.

Grün­de

I

1 Der Klä­ger, ein an­er­kann­ter Ver­ein nach § 3 Um­wRG, wen­det sich ge­gen den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss des Be­klag­ten vom 16. April 2018 für den Neu­bau des ers­ten Ab­schnitts der A 20 von der A 28 bei Wes­ter­ste­de bis zur A 29 bei Ja­der­berg in der Fas­sung des 1. Än­de­rungs­be­schlus­ses vom 14. Sep­tem­ber 2018 so­wie des Plan­fest­stel­lungs­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schlus­ses vom 3. Fe­bru­ar 2021.

2 Das plan­fest­ge­stell­te Vor­ha­ben ist Teil der in ins­ge­samt sie­ben Ab­schnit­te ge­glie­der­ten so­ge­nann­ten "Küs­ten­au­to­bahn" A 20, die im Wes­ten bei Wes­ter­ste­de an die A 28 an­bin­det und im Os­ten an den ach­ten Ab­schnitt des dort als "Nord-West-Um­fah­rung Ham­burg" be­zeich­ne­ten wei­te­ren Ver­laufs der A 20 an­knüpft. Die A 20 ist im Be­darfs­plan für die Bun­des­fern­stra­ßen zum Fern­stra­ßen­aus­bau­ge­setz in der Fas­sung vom 23. De­zem­ber 2016 (BGBl. I S. 3354) dem vor­dring­li­chen Be­darf zu­ge­ord­net und ge­mäß der Ver­ord­nung Nr. 1315/2013 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 11. De­zem­ber 2013 über Leit­li­ni­en der Uni­on für den Auf­bau ei­nes trans­eu­ro­päi­schen Ver­kehrs­net­zes - TEN-V - Be­stand­teil des TEN-Ge­samt­net­zes. Die plan­fest­ge­stell­te 13 km lan­ge Stre­cke be­ginnt an der vor­han­de­nen Au­to­bahn A 28 Leer - Ol­den­burg und en­det öst­lich des ge­plan­ten Au­to­bahn­kreu­zes mit der A 29. Die Tras­se ver­läuft zu­nächst auf et­wa 2 km durch ein Wald­stück ("Garn­hol­ter Bü­sche") und so­dann durch ei­ne of­fe­ne Fel­der- und Wie­sen­land­schaft. West-nord­west­lich des ge­plan­ten Au­to­bahn­drei­ecks mit der A 28 grenzt das FFH-Ge­biet "Garn­holt" an die Tras­se und an ei­ne Rast­an­la­ge der A 28. Nörd­lich des plan­fest­ge­stell­ten Ab­schnitts be­fin­det sich der ehe­ma­li­ge Stand­ort­übungs­platz Fried­richs­feld, auf dem Aus­gleichs­maß­nah­men für das Vor­ha­ben durch­ge­führt wer­den sol­len.

3 Die Vor­ha­ben­trä­ge­rin be­an­trag­te im De­zem­ber 2014 die Plan­fest­stel­lung. Nach Aus­le­gung der Un­ter­la­gen er­gänz­te sie die­se u. a. um ei­nen was­ser­rah­men­recht­li­chen Fach­bei­trag und nahm ein­zel­ne Än­de­run­gen vor. Nach ei­ner er­neu­ten Aus­le­gung der Plan­un­ter­la­gen und de­ren Er­ör­te­rung er­ließ der Be­klag­te am 16. April 2018 den an­ge­foch­te­nen Plan­fest­stel­lungs­be­schluss. Die­ser sieht u. a. vor, auf dem Ge­län­de des Stand­ort­übungs­plat­zes Fried­richs­feld ei­nen Le­bens­raum für Wie­sen­brü­ter zu schaf­fen, in­dem Tei­le ei­nes (Sumpf-)Wal­des be­sei­tigt und dort an an­de­rer Stel­le wie­der auf­ge­fors­tet wer­den. Dar­über hin­aus wird an der A 28 in Hö­he des FFH-Ge­biets der Rast­platz zu­rück­ge­baut und auf der Rich­tungs­fahr­bahn Ol­den­burg aus Grün­den der Ver­kehrs­si­cher­heit ei­ne Be­gren­zung der Ge­schwin­dig­keit auf 120 km/h ab der Ver­kehrs­frei­ga­be des plan­fest­ge­stell­ten Ab­schnitts an­ge­ord­net.

4 Mit sei­ner am 15. Ju­ni 2018 er­ho­be­nen Kla­ge rügt der Klä­ger die Ver­let­zung for­mel­len und ma­te­ri­el­len Rechts. Er macht u. a. gel­tend, die Er­hal­tungs­zie­le des FFH-Ge­biets wür­den durch zu ho­he Stick­stoff­ein­trä­ge be­ein­träch­tigt. Das vor­ge­se­he­ne Um­set­zen von Fle­der­mäu­sen und Am­phi­bi­en ver­sto­ße ge­gen das ar­ten­schutz­recht­li­che Fang­ver­bot. Die auf dem Stand­ort­übungs­platz auf hoch­wer­ti­gen, nicht mehr auf­wer­tungs­fä­hi­gen Flä­chen vor­ge­se­he­nen Kom­pen­sa­ti­ons­maß­nah­men sei­en un­zu­läs­sig und fach­lich nicht ge­eig­net; die da­mit ver­bun­de­nen Ein­grif­fe wür­den zu­dem ih­rer­seits nicht hin­rei­chend aus­ge­gli­chen. Für den plan­fest­ge­stell­ten Ab­schnitt be­stehe kein Ver­kehrs­be­darf. Aus­wir­kun­gen auf den Kli­ma­wan­del sei­en nicht be­rück­sich­tigt wor­den. In was­ser­recht­li­cher Hin­sicht sei­en u. a. die Ver­fah­ren zur Re­gen­was­ser­be­hand­lung nicht hin­rei­chend be­stimmt ge­re­gelt.

5 Auf An­trag des Be­klag­ten hat der Se­nat das Ver­fah­ren mit Be­schluss vom 24. Ju­li 2019 (Az. BVer­wG 9 A 8.18 ) zur Durch­füh­rung ei­nes er­gän­zen­den Ver­wal­tungs­ver­fah­rens aus­ge­setzt, mit dem der Be­klag­te ei­nen von ihm er­kann­ten Ver­fah­rens­feh­ler be­züg­lich der Stra­ßen­ent­wäs­se­rung be­he­ben woll­te. Der dar­auf er­gan­ge­ne Plan­fest­stel­lungs­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schluss vom 3. Fe­bru­ar 2021 re­gelt ne­ben dem Ein­bau von Re­ten­ti­ons­bo­den­fil­ter­an­la­gen u. a. ei­ne spä­te­re Ent­sie­ge­lung von Flä­chen auf dem Stand­ort­übungs­platz. Auf der Grund­la­ge ei­ner ak­tua­li­sier­ten Stick­stoff­de­po­si­ti­ons­be­rech­nung, der zu­fol­ge das Ab­schnei­de­kri­te­ri­um von 0,3 kg/ha/a wei­ter­hin nicht über­schrit­ten wird, und der ent­spre­chend an­ge­pass­ten Ver­träg­lich­keits­prü­fung wird dar­über hin­aus die Ge­schwin­dig­keits­be­schrän­kung auf der Rich­tungs­fahr­bahn Ol­den­burg ab der Ver­kehrs­frei­ga­be des plan­fest­ge­stell­ten Ab­schnitts auch aus ha­bi­tat­schutz­recht­li­chen Grün­den an­ge­ord­net und die Höchst­ge­schwin­dig­keit auf bei­den Rich­tungs­fahr­bah­nen ab der Ver­kehrs­frei­ga­be des ge­sam­ten wei­te­ren Ver­laufs der A 20 bis Bad Se­ge­berg aus Grün­den der Ver­kehrs­si­cher­heit auf 120 km/h be­schränkt.

6 Der Klä­ger hat in sei­ner er­gän­zen­den Kla­ge­be­grün­dung sein Vor­brin­gen u. a. bzgl. der Be­rech­nung der Stick­stoff­be­las­tung so­wie der Be­rück­sich­ti­gung des glo­ba­len Kli­mas ver­tieft und er­wei­tert.

7 Der Klä­ger be­an­tragt,
den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss des Be­klag­ten vom 16. April 2018 für den Neu­bau der A 20 von Wes­ter­ste­de bis Droch­ter­sen, Ab­schnitt 1 von der A 28 bei Wes­ter­ste­de bis zur A 29 bei Ja­der­berg, in der Fas­sung des 1. Än­de­rungs­be­schlus­ses vom 14. Sep­tem­ber 2018 und des Plan­fest­stel­lungs­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schlus­ses vom 3. Fe­bru­ar 2021 und die was­ser­recht­li­che Er­laub­nis auf­zu­he­ben, hilfs­wei­se für rechts­wid­rig und nicht voll­zieh­bar zu er­klä­ren.

8 Der Be­klag­te und die Bei­ge­la­de­ne be­an­tra­gen,
die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

9 Sie ver­tei­di­gen den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss und tre­ten dem Vor­brin­gen des Klä­gers im Ein­zel­nen ent­ge­gen.

II

10 Die Kla­ge ist teil­wei­se be­grün­det. Das Vor­brin­gen des Klä­gers führt, so­weit es in­ner­halb der Kla­ge­be­grün­dungs­frist er­ho­ben wur­de (A.), auf kei­ne for­mel­le (B.), je­doch auf ei­ne teil­wei­se ma­te­ri­el­le Rechts­wid­rig­keit (C.) des an­ge­foch­te­nen Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses.

11 A. Der ge­richt­li­chen Über­prü­fung sind (nur) die­je­ni­gen Ein­wän­de zu­grun­de zu le­gen, die un­ter Be­ach­tung der Frist des § 6 Um­wRG i. d. F. der Be­kannt­ma­chung vom 23. Au­gust 2017 (BGBl. I S. 3290) sub­stan­ti­iert vor­ge­bracht wur­den (zur im Zeit­punkt der Kla­ge­er­he­bung vor­ran­gi­gen An­wend­bar­keit des § 6 Um­wRG ge­gen­über fach­ge­setz­li­chen Kla­ge­be­grün­dungs­fris­ten vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 27. No­vem­ber 2018 - 9 A 8.17 - BVer­w­GE 163, 380 Rn. 14).

12 I. Ge­mäß § 6 Um­wRG i. V. m. § 67 Abs. 4 Vw­GO hat der Klä­ger in­ner­halb der Be­grün­dungs­frist fun­diert die zur Be­grün­dung der Kla­ge die­nen­den Tat­sa­chen zu be­nen­nen und den Pro­zess­stoff der­ge­stalt sub­stan­ti­iert dar­zu­le­gen, dass für das Ge­richt und die üb­ri­gen Be­tei­lig­ten klar und un­ver­wech­sel­bar fest­steht, un­ter wel­chen tat­säch­li­chen Ge­sichts­punk­ten ei­ne be­hörd­li­che Ent­schei­dung an­ge­grif­fen wird. Be­weis­mit­tel für ei­nen spä­te­ren förm­li­chen Be­weis­an­trag sind in­ner­halb der Kla­ge­be­grün­dungs­frist be­reits an­zu­ge­ben. Da­mit ein­her geht die Pflicht des Klä­ger­be­voll­mäch­tig­ten zur Sich­tung und recht­li­chen Ein­ord­nung der Tat­sa­chen, auf wel­che die Kla­ge ge­stützt wer­den soll. Ei­ne nur stich­wort­ar­ti­ge Be­nen­nung oder Zu­sam­men­fas­sung von Kri­tik­punk­ten bei­ge­füg­ter Gut­ach­ten oder de­ren blo­ße wört­li­che Wie­der­ga­be er­füllt die­se An­for­de­run­gen nicht. Der Klä­ger muss sich zu­dem mit dem an­ge­foch­te­nen Plan­fest­stel­lungs­be­schluss aus­ein­an­der­set­zen; ei­ne le­dig­lich pau­scha­le Be­zug­nah­me auf im Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren er­ho­be­ne Ein­wän­de oder de­ren Wie­der­ho­lung oh­ne Wür­di­gung des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses ge­nügt eben­so we­nig wie ein blo­ßes Be­strei­ten tat­säch­li­cher Fest­stel­lun­gen der Pla­nung. Auch muss das Kla­ge­vor­brin­gen aus sich her­aus oh­ne Wei­te­res ver­ständ­lich sein. Denn es ist nicht Auf­ga­be des Ge­richts, aus den ein­ge­reich­ten Schrift­sät­zen im We­ge der Aus­le­gung den Sach­vor­trag so­wie et­wai­ge kon­klu­dent ge­stell­te An­trä­ge zu er­mit­teln oder zu kon­kre­ti­sie­ren (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 3. No­vem­ber 2020 - 9 A 7.19 - BVer­w­GE 170, 138 Rn. 14 ff. m. w. N.).

13 II. Die von dem Klä­ger hier­ge­gen vor­ge­brach­ten Ein­wän­de hat der Se­nat mit aus­führ­li­cher Be­grün­dung be­reits in sei­nem Ur­teil vom 3. No­vem­ber 2020 - 9 A 7.19 - (BVer­w­GE 163, 380 Rn. 18 ff.) zu­rück­ge­wie­sen und ei­ne Vor­la­ge an den Ge­richts­hof der Eu­ro­päi­schen Uni­on ab­ge­lehnt. Der Se­nat sieht kei­nen An­lass, von sei­ner ge­fes­tig­ten Recht­spre­chung ab­zu­wei­chen.

14 1. Die Kri­tik des Klä­gers, es sei ei­nem Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten nicht mög­lich, den an­ge­foch­te­nen Plan­fest­stel­lungs­be­schluss in­ner­halb der Be­grün­dungs­frist un­ter Zu­hil­fe­nah­me gut­ach­ter­li­chen Sach­ver­stands um­fas­send zu prü­fen und Ein­wän­de sub­stan­ti­iert zu for­mu­lie­ren, lässt die aus der Kom­ple­xi­tät von In­fra­struk­tur­gro­ß­vor­ha­ben auch für da­ge­gen ge­rich­te­te Kla­ge­ver­fah­ren fol­gen­den be­son­de­ren Um­stän­de un­be­rück­sich­tigt, de­nen der Ge­setz­ge­ber zur Auf­recht­erhal­tung ei­nes ef­fek­ti­ven Rechts­schut­zes Rech­nung tra­gen muss­te. Die Kri­tik wird zu­dem durch die ge­gen­tei­li­gen Er­fah­run­gen des Se­nats in an­de­ren Ver­fah­ren wi­der­legt. Sie blen­det des Wei­te­ren aus, dass zum ei­nen die recht­zei­ti­ge Fi­xie­rung des Pro­zess­stoffs er­for­der­lich ist, um in re­gel­mä­ßig so­wohl in tat­säch­li­cher als auch in recht­li­cher Hin­sicht hoch­kom­ple­xen und um­fang­rei­chen pla­nungs­recht­li­chen Strei­tig­kei­ten ein ord­nungs­ge­mä­ßes ge­richt­li­ches Ver­fah­ren über­haupt zu er­mög­li­chen, und dass zum an­de­ren die um­fas­sen­de Öf­fent­lich­keits­be­tei­li­gung ga­ran­tiert, dass Ein­wen­dungs­be­rech­tig­te das Pla­nungs- und Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren über ei­nen mehr­jäh­ri­gen Zeit­raum be­glei­ten und sich mit des­sen Fra­gen früh­zei­tig ver­traut ma­chen kön­nen (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 3. No­vem­ber 2020 - 9 A 7.19 - BVer­w­GE 163, 380 Rn. 25, 27).

15 2. Es ent­spricht des Wei­te­ren der stän­di­gen Recht­spre­chung, dass ei­ne pau­scha­le Be­zug­nah­me auf bei­ge­füg­te Stel­lung­nah­men Drit­ter mit dem Zweck des Ver­tre­tungs­zwangs, ei­ne ge­ord­ne­te und kon­zen­trier­te Ver­fah­rens­füh­rung der Be­tei­lig­ten zu ge­währ­leis­ten (vgl. BVerfG, Be­schluss vom 3. De­zem­ber 1986 - 1 BvR 872/82 - BVerf­GE 74, 78 <93>), nicht zu ver­ein­ba­ren ist. Dies gilt auch für die Aus­füh­run­gen von Sach­ver­stän­di­gen. Par­tei­gut­ach­ten die­nen der Sub­stan­ti­ie­rung des Kla­ge­vor­brin­gens, er­set­zen die­ses je­doch nicht. Sie ver­hal­ten sich zu tat­säch­li­chen Sach­ver­hal­ten, de­nen erst da­durch Be­deu­tung für das ge­richt­li­che Ver­fah­ren zu­kommt, dass aus ih­nen recht­li­che Schluss­fol­ge­run­gen zu zie­hen sind. Des­halb so­wie auf­grund des re­gel­mä­ßig er­heb­li­chen Um­fangs und der auch qua­li­ta­tiv gro­ßen Band­brei­te der Gut­ach­ten muss der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te ei­ne ei­ge­ne Prü­fung, Sich­tung und Durch­drin­gung der Aus­füh­run­gen vor­neh­men (vgl. BVer­wG, Be­schlüs­se vom 6. Sep­tem­ber 1965 - 6 C 57.63 - BVer­w­GE 22, 38 <39> und vom 11. De­zem­ber 2012 - 8 B 58.12 - Buch­holz 310 § 54 Vw­GO Nr. 74 Rn. 16). De­ren blo­ße Be­teue­rung ge­nügt hier­für eben­so we­nig wie der ein­fa­che Ver­weis auf bei­ge­füg­te Stel­lung­nah­men, de­ren stich­wort­ar­ti­ge Zu­sam­men­fas­sung oder wört­li­che Wie­der­ga­be. Die stren­gen An­for­de­run­gen des Ver­tre­tungs­zwangs (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 26. Ju­ni 1961 - 6 C 5.59 - Ver­wRspr 14, 292 <in­so­weit in Buch­holz 231 § 32 DBG Nr. 2 nicht ab­ge­druckt>; Be­schluss vom 6. Sep­tem­ber 1965 - 6 C 57.63 - BVer­w­GE 22, 38 <39>) wer­den im Üb­ri­gen nicht da­durch ver­rin­gert, dass da­ne­ben auch ei­ne Kla­ge­be­grün­dungs­frist gilt. Bei­de An­for­de­run­gen be­stehen viel­mehr ne­ben­ein­an­der.

16 3. Die klä­ge­ri­sche Kri­tik läuft letzt­lich dar­auf hin­aus, die Pro­zess­ord­nung müs­se es oh­ne zeit­li­che Be­gren­zung in das Be­lie­ben des Klä­gers stel­len, in wel­chem Um­fang und un­ter Ein­satz wel­cher Res­sour­cen er ei­nen Plan­fest­stel­lungs­be­schluss an­greift. Da­nach soll es letzt­lich auch ei­nem Ein­zel­an­walt, der erst im Kla­ge­ver­fah­ren oder kurz da­vor man­da­tiert wur­de, mög­lich sein, ei­nen Plan­fest­stel­lungs­be­schluss un­ter al­len denk­ba­ren tat­säch­li­chen und recht­li­chen Ge­sichts­punk­ten ei­ner ge­richt­li­chen Über­prü­fung zu­zu­füh­ren.

17 Dies wür­de je­doch da­zu füh­ren, dass Kla­ge­ver­fah­ren ge­gen gro­ße In­fra­struk­tur­vor­ha­ben nicht mehr hand­hab­bar wä­ren. Nur wenn der Streit­stoff früh­zei­tig fest­steht, kön­nen sich die Be­tei­lig­ten und das Ge­richt aus­rei­chend hier­mit be­fas­sen und ist ge­währ­leis­tet, dass ei­ne zeit­na­he Ent­schei­dung nicht durch fort­lau­fend neu­en Vor­trag ver­hin­dert wird (BVer­wG, Ur­teil vom 3. No­vem­ber 2020 - 9 A 7.19 - BVer­w­GE 170, 138 Rn. 25). Auch dann, wenn der Pro­zess­stoff zu Be­ginn des Ver­fah­rens der­ge­stalt fi­xiert wird, dass sich das Ge­richt und die Be­tei­lig­ten nach­fol­gend hier­auf kon­zen­trie­ren kön­nen, bin­det er die­se über Mo­na­te, zu­mal er bis zur münd­li­chen Ver­hand­lung fort­lau­fend wech­sel­sei­tig ver­voll­stän­digt und ver­tieft wird. Ge­ra­de das vor­lie­gen­de Ver­fah­ren, in wel­chem Streit­punk­te noch in der münd­li­chen Ver­hand­lung der­ge­stalt er­gänzt wur­den, dass sie erst da­nach ab­schlie­ßend ge­klärt wer­den konn­ten, ver­deut­licht, wel­che zeit­li­che Di­men­si­on Kla­gen ge­gen In­fra­struk­tur­gro­ß­vor­ha­ben selbst bei Be­ach­tung der aus § 6 Um­wRG und § 67 Abs. 4 Vw­GO fol­gen­den An­for­de­run­gen noch ha­ben. Ein Ver­zicht auf ei­ne zeit­li­che und den An­for­de­run­gen ei­nes An­walts­pro­zes­ses ge­nü­gen­de Fi­xie­rung des Pro­zess­stoffs, mit­hin auf ei­ne kon­zen­trier­te Ver­fah­rens­füh­rung, fin­det da­her im Ge­bot ei­nes ef­fek­ti­ven, d. h. (auch) zeit­na­hen Rechts­schut­zes des Art. 19 Abs. 4 GG kei­ne Grund­la­ge (den Zu­sam­men­hang zwi­schen An­walts­zwang und ef­fek­ti­vem Rechts­schutz be­to­nend auch Schen­ke, in: BK, Art. 19 Abs. 4 Rn. 294). Es kann des­halb da­hin­ge­stellt blei­ben, in­wie­weit die Rechts­schutz­ga­ran­tie des Art. 19 Abs. 4 GG über­haupt auf Um­welt­ver­bän­de An­wen­dung fin­det (vgl. BVerfG, Kam­mer­be­schluss vom 12. Ju­li 2018 - 1 BvR 1401/18 - NVwZ 2018, 1466 Rn. 3; BVer­wG, Be­schlüs­se vom 12. Ja­nu­ar 2018 - 9 A 12.17 - DVBl 2018, 585 Rn. 11 und vom 24. März 2021 - 4 VR 2.20 - Buch­holz 451.17 § 43e En­WG Nr. 5 Rn. 33).

18 Et­was An­de­res folgt auch nicht aus Art. 47 Abs. 2 GRCh, der von ei­nem Ge­richt aus­drück­lich for­dert, ei­ne Sa­che in­ner­halb an­ge­mes­se­ner Frist zu ver­han­deln (und zu ent­schei­den). Dar­über hin­aus ver­langt - ent­ge­gen der An­sicht des Klä­gers - auch der Ge­richts­hof der Eu­ro­päi­schen Uni­on, dass sich das we­sent­li­che tat­säch­li­che und recht­li­che Vor­brin­gen zu­sam­men­hän­gend und ver­ständ­lich aus der Kla­ge­schrift selbst er­gibt, und lässt pau­scha­le Be­zug­nah­men auf bei­ge­füg­te An­la­gen nicht ge­nü­gen (vgl. Eu­GH, Ur­teil vom 19. März 2015 - C-286/13 P [ECLI:​EU:​C:​2015:​184] - ju­ris Rn. 50 m. w. N.; s. a. Ge­ne­ral­an­wäl­tin Ko­kott, Schluss­an­trä­ge vom 11. De­zem­ber 2014 - C-286/13 [ECLI:​EU:​C:​2014:​2437] - ju­ris Rn. 89).

19 Vor die­sem Hin­ter­grund be­steht für die vom Klä­ger an­ge­reg­ten Vor­la­gen an den Ge­richts­hof der Eu­ro­päi­schen Uni­on und das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt kein Raum.

20 B. Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss lei­det an kei­nem der gel­tend ge­mach­ten for­mel­len Feh­ler.

21 I. Die Öf­fent­lich­keits­be­tei­li­gung im ur­sprüng­li­chen Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren war recht­mä­ßig.

22 1. Die Be­kannt­ma­chung des Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­rens am 2. Ju­ni 2015 ver­stieß nicht we­gen ei­ner un­zu­rei­chen­den Be­zeich­nung der aus­ge­leg­ten Un­ter­la­gen ge­gen § 74 Abs. 2 Nr. 2 UVPG i. V. m. § 9 Abs. 1a Nr. 5 UVPG in der bis zum 15. Mai 2017 gel­ten­den Fas­sung vom 24. Fe­bru­ar 2010 - UVPG a. F. Die Vor­schrift er­for­dert kei­ne voll­stän­di­ge Auf­lis­tung al­ler vom Vor­ha­ben­trä­ger vor­ge­leg­ten Un­ter­la­gen, son­dern lässt ei­nen aus­sa­ge­kräf­ti­gen Über­blick ge­nü­gen (vgl. BVer­wG, Ur­tei­le vom 28. April 2016 - 9 A 9.15 - BVer­w­GE 155, 91 Rn. 21 und vom 30. No­vem­ber 2020 - 9 A 5.20 - BVer­w­GE 170, 378 Rn. 20). Der in der vor­ge­nann­ten Be­kannt­ma­chung ent­hal­te­ne Hin­weis auf die Aus­le­gung der land­schafts­pfle­ge­ri­schen Be­gleit­pla­nung so­wie von im­mis­si­ons-, bo­den-, was­ser- und ver­kehrs­tech­ni­schen Un­ter­su­chun­gen bil­det das Spek­trum mög­li­cher um­welt­re­le­van­ter Be­ein­träch­ti­gun­gen und de­ren Un­ter­su­chung ab. Die er­for­der­li­che An­stoß­funk­ti­on ist da­mit noch ge­wahrt. Ei­ner dar­über hin­aus­ge­hen­den de­tail­lier­ten Be­schrei­bung der Ein­zel­hei­ten des Vor­ha­bens be­durf­te es da­her nicht.

23 2. Die feh­len­de Aus­le­gung ein­zel­ner Un­ter­la­gen führt auf kei­ne Rechts­wid­rig­keit des an­ge­foch­te­nen Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses.

24 Das Chlo­rid­gut­ach­ten aus dem Jahr 2015 muss­te nicht aus­ge­legt wer­den. Die Aus­le­gung nach § 9 Abs. 1b UVPG a. F. und § 17a FStrG i. V. m. § 73 Abs. 1 Satz 2, Abs. 3 Satz 1 VwVfG muss nicht al­le Un­ter­la­gen um­fas­sen, die mög­li­cher­wei­se zur voll­stän­di­gen Be­ur­tei­lung der Recht­mä­ßig­keit der Pla­nung er­for­der­lich sind. Sie kann sich viel­mehr auf die Un­ter­la­gen be­schrän­ken, de­ren der Ein­zel­ne be­darf, um als Laie den Grad sei­ner Be­ein­träch­ti­gung ab­schät­zen und sich das In­ter­es­se, Ein­wen­dun­gen zu er­he­ben, be­wusst ma­chen zu kön­nen. Ob da­zu auch Gut­ach­ten ge­hö­ren, be­ur­teilt sich nach den Ge­ge­ben­hei­ten des Ein­zel­fal­les. Je­den­falls dann, wenn sie aus­ge­leg­te Plan­un­ter­la­gen le­dig­lich er­gän­zen, müs­sen sie nicht mit aus­ge­legt wer­den (stRspr, vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 2. Ju­li 2020 - 9 A 19.19 - BVer­w­GE 169, 94 Rn. 18). Da der we­sent­li­che In­halt des Chlo­rid­gut­ach­tens im aus­ge­leg­ten was­ser­recht­li­chen Fach­bei­trag wie­der­ge­ge­ben wird, be­durf­te es da­nach nicht des­sen ge­son­der­ter Aus­le­gung. Der Klä­ger geht fehl in der An­nah­me, ge­gen­über Um­welt­ver­bän­den be­stehe ei­ne um­fas­sen­de­re Aus­le­gungs­pflicht; das Ge­setz dif­fe­ren­ziert in­so­weit nicht zwi­schen In­di­vi­du­al­be­trof­fe­nen und Ver­ei­ni­gun­gen.

25 Dar­über hin­aus be­stand we­der nach § 73 Abs. 8 VwVfG noch nach § 9 Abs. 1 Satz 4 UVPG a. F. ei­ne Pflicht zu ei­ner er­neu­ten Öf­fent­lich­keits­be­tei­li­gung we­gen der nach­träg­li­chen Än­de­rung der FFH-Ver­träg­lich­keits­prü­fung, der Be­rech­nung der Stick­stoff­de­po­si­ti­on so­wie der luft­schad­stoff­tech­ni­schen Un­ter­su­chung im Jahr 2017. Die ge­nann­ten Do­ku­men­te ak­tua­li­sie­ren le­dig­lich be­reits aus­ge­leg­te Un­ter­la­gen und be­stä­ti­gen de­ren Er­geb­nis. Sie be­rüh­ren da­her we­der erst­mals oder stär­ker als bis­her den Auf­ga­ben­be­reich des Klä­gers noch wird dar­in ei­ne nach Ge­gen­stand, Sys­te­ma­tik und Er­mitt­lungs­tie­fe neue oder über die bis­he­ri­gen Un­ter­su­chun­gen we­sent­lich hin­aus­ge­hen­de Prü­fung der Um­welt­be­trof­fen­hei­ten vor­ge­nom­men (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 3. No­vem­ber 2020 - 9 A 12.19 - ju­ris Rn. 76 <in­so­weit in BVer­w­GE 170, 33 nicht ab­ge­druckt>).

26 Es be­durf­te des Wei­te­ren kei­ner Aus­le­gung der im Raum­ord­nungs­ver­fah­ren durch­ge­führ­ten Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung. In der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts ist ge­klärt, dass die ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Un­ter­la­gen über die Um­welt­aus­wir­kun­gen des Vor­ha­bens i. S. d. § 6 Abs. 1 Satz 1 UVPG a. F. nicht in ei­ner be­stimm­ten Form vor­ge­legt und ins­be­son­de­re nicht in ei­nem ge­son­der­ten Do­ku­ment er­fasst wer­den müs­sen; es be­steht da­her auch kei­ne Pflicht, ei­ne in ei­nem vor­ge­la­ger­ten Ver­wal­tungs­ver­fah­ren an­ge­fer­tig­te Um­welt­ver­träg­lich­keits­stu­die zum Ge­gen­stand der Öf­fent­lich­keits­be­tei­li­gung zu ma­chen (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 27. Ok­to­ber 2000 - 4 A 18.99 - BVer­w­GE 112, 140 <144>). Der aus­ge­leg­te Er­läu­te­rungs­be­richt geht aus­führ­lich auf den Va­ri­an­ten­ver­gleich ein­schlie­ß­lich der Aus­wahl­kri­te­ri­en im Raum­ord­nungs-/Li­ni­en­be­stim­mungs­ver­fah­ren ein. Eben­falls aus­ge­legt wur­den die Do­ku­men­ta­ti­on der Tras­sen­ent­schei­dung West 2/West 3 so­wie die Un­ter­su­chung über die Aus­bau­mög­lich­kei­ten im west­li­chen Stre­cken­ab­schnitt als Al­ter­na­ti­ve zur ge­plan­ten A 20 (Null Plus-Va­ri­an­te). Da­mit ist den An­for­de­run­gen des § 6 Abs. 1 Satz 1 UVPG a. F. ge­nügt.

27 Schlie­ß­lich rügt der Klä­ger zu Un­recht die feh­len­de Aus­le­gung der Roh­da­ten ar­ten­schutz­recht­li­cher Er­fas­sun­gen als Ver­fah­rens­feh­ler (vgl. er­gän­zen­de Kla­ge­be­grün­dung vom 18. Mai 2021, S. 57). Die Me­tho­den der fau­nis­ti­schen Kar­tie­rung sind im aus­ge­leg­ten flo­ris­ti­schen und fau­nis­ti­schen Gut­ach­ten be­schrie­ben (Un­ter­la­ge 19.2.1 S. 7 ff.). Die er­for­der­li­che An­stoß­wir­kung war da­mit er­zielt. So­weit sich der Klä­ger für sei­ne ge­gen­tei­li­ge An­sicht auf Pas­sa­gen in Ur­tei­len des OVG Lü­ne­burg, Ur­teil vom 22. April 2016 - 7 KS 27/15 - (ju­ris Rn. 298) so­wie des OVG Müns­ter, Ur­teil vom 29. März 2017 - 11 D 70/09.​AK - (ju­ris Rn. 454 ff.) be­ruft, ver­kennt er, dass die­se nicht die Aus­le­gung und so­mit die for­mel­le, son­dern - wie auch das Ur­teil des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts vom 9. No­vem­ber 2017 - 3 A 4.15 - (BVer­w­GE 160, 263 Rn. 46) – un­ter dem Ge­sichts­punkt der ord­nungs­ge­mä­ßen Be­stand­s­er­fas­sung die ma­te­ri­el­le Recht­mä­ßig­keit der Plan­fest­stel­lung be­tref­fen. Im Üb­ri­gen ver­nei­nen bei­de Ent­schei­dun­gen ei­ne Pflicht zur Vor­la­ge so­ge­nann­ter Roh­da­ten und las­sen me­tho­di­sche An­ga­ben zur Be­stand­s­er­fas­sung ein­schlie­ß­lich der Häu­fig­keit, der Jah­res­zeit und der Ört­lich­keit als Do­ku­men­ta­ti­on ei­ner sach­ge­rech­ten Be­ar­bei­tung ge­nü­gen.

28 3. Die Rü­ge des Klä­gers, die kur­ze Be­tei­li­gungs­frist im Be­kannt­ma­chungs­text vom 2. Ju­ni 2015 ver­bun­den mit dem Ein­wen­dungs­aus­schluss ver­sto­ße ge­gen eu­ro­pa­recht­li­che Vor­ga­ben, ist un­be­grün­det. Die Prä­klu­si­ons­re­ge­lung des § 73 Abs. 4 VwVfG ent­fal­tet vor­lie­gend kei­ne ma­te­ri­el­le Aus­schluss­wir­kung; der Hin­weis auf die im Ver­wal­tungs­ver­fah­ren fort­gel­ten­de for­mel­le Prä­klu­si­on ist uni­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den. Die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de ist bei der Ent­schei­dung über ein Vor­ha­ben, für das ei­ne Pflicht zur Durch­füh­rung ei­ner Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung be­stehen kann, un­ge­ach­tet § 73 Abs. 4 Satz 3 bis 6 VwVfG ge­hal­ten, ab­wä­gungs­be­acht­li­che Ge­sichts­punk­te auch dann zu be­rück­sich­ti­gen, wenn sie ihr erst nach Ab­lauf der Ein­wen­dungs­frist be­kannt wer­den. Denn die vor­ge­nann­te Prä­klu­si­ons­re­ge­lung darf in ei­nem nach­fol­gen­den Rechts­be­helfs­ver­fah­ren ge­gen ei­ne sol­che Ent­schei­dung nicht an­ge­wen­det wer­den (vgl. Eu­GH, Ur­teil vom 15. Ok­to­ber 2015 - C-137/14 [ECLI:​EU:​C:​2015:​683] - Rn. 75 ff.) und ent­fal­tet folg­lich kei­ne ma­te­ri­el­le Aus­schluss­wir­kung (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 11. Ok­to­ber 2017 - 9 A 14.16 - BVer­w­GE 160, 78 Rn. 14). Dem ent­spre­chend hat die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de vor­lie­gend auch für das Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren prä­klu­dier­te Ein­wen­dun­gen bei ih­rer Ent­schei­dungs­fin­dung be­rück­sich­tigt (vgl. PFB S. 29).

29 4. Der räum­li­che Um­griff der Aus­le­gung in den Jah­ren 2015 und 2017 be­geg­net kei­nen recht­li­chen Be­den­ken.

30 Ge­mäß § 73 Abs. 2 VwVfG ist der Plan in den Ge­mein­den aus­zu­le­gen, in de­nen sich das Vor­ha­ben vor­aus­sicht­lich aus­wir­ken wird. Der Be­stim­mung des Aus­le­gungs­or­tes zu­grun­de zu le­gen sind sol­che Aus­wir­kun­gen, die ei­ne pla­ne­ri­sche Kon­flikt­be­wäl­ti­gung ge­ra­de im an­ste­hen­den Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren er­for­der­lich ma­chen. Dies kön­nen bei li­ni­en­för­mi­gen Vor­ha­ben wie dem Aus­bau ei­nes Ver­kehrs­we­ges auch hier­auf zu­rück­zu­füh­ren­de Stei­ge­run­gen des Ver­kehrs auf nach­fol­gen­den Stre­cken­ab­schnit­ten sein. Ei­ne sol­che Fest­stel­lung ist beim eng­ma­schi­gen Stra­ßen­netz mit sei­nen sich viel­fäl­tig auf­spal­ten­den Ver­kehrs­strö­men in­des auf ei­nen en­ge­ren Be­reich be­schränkt. Bei ei­nem in meh­re­re Pla­nungs­ab­schnit­te un­ter­teil­ten Ge­samt­vor­ha­ben gilt dar­über hin­aus der Grund­satz der ab­schnitts­be­zo­ge­nen Aus­le­gung mit der Fol­ge, dass die­se grund­sätz­lich auf den un­mit­tel­ba­ren Ein­wir­kungs­be­reich des Vor­ha­bens be­schränkt wer­den kann, so­fern nicht das Ge­samt­vor­ha­ben mit dem nun­mehr ge­plan­ten Ab­schnitt en­det oder un­ge­ach­tet ei­ner vor­ge­se­he­nen An­schluss­pla­nung der Ver­weis auf die Mög­lich­keit der dor­ti­gen Kon­flikt­be­wäl­ti­gung we­gen der zeit­li­chen Ver­hält­nis­se un­zu­rei­chend ist (vgl. BVer­wG, Ur­tei­le vom 21. No­vem­ber 2013 - 7 A 28.12 - Buch­holz 442.09 § 18 AEG Nr. 71 Rn. 20 ff., vom 28. April 2016 - 9 A 9.15 - ju­ris Rn. 15 <in­so­weit in BVer­w­GE 155, 91 nicht ab­ge­druckt> und vom 10. No­vem­ber 2016 - 9 A 18.15 - Buch­holz 451.91 Eu­ropUm­weltR Nr. 68 Rn. 16). Da­nach be­durf­te es kei­ner Aus­le­gung in den vom Klä­ger be­nann­ten Or­ten. Die Kla­ge­be­grün­dung setzt sich we­der mit der vor­ge­nann­ten Recht­spre­chung aus­ein­an­der noch be­nennt sie für die ein­zel­nen Or­te Aus­wir­kun­gen, die ei­ne Aus­le­gung auch dort er­for­der­lich ge­macht hät­ten, son­dern ver­weist le­dig­lich pau­schal auf ei­ne nicht nur ge­ring­fü­gi­ge Lärm­er­hö­hung durch ei­ne Ver­kehrs­zu­nah­me.

31 II. Die Kri­tik des Klä­gers an der vor Er­lass des Plan­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schlus­ses vom 3. Fe­bru­ar 2021 durch­ge­führ­ten Öf­fent­lich­keits­be­tei­li­gung ist gleich­falls un­be­grün­det.

32 1. Ei­ner Aus­le­gung in der Ge­mein­de Ja­de be­durf­te es nicht. Der Be­klag­te weist zu Recht dar­auf hin, dass die blo­ße Be­le­gen­heit der Ge­mein­de im Ein­zugs­ge­biet des Grund­was­ser­kör­pers "Lo­cker­ge­stein Ja­de links" kei­ne ab­wä­gungs­er­heb­li­che Be­trof­fen­heit aus­löst, wel­che ge­mäß § 73 Abs. 2 VwVfG ei­ne Aus­le­gung er­for­dert.

33 2. Dar­über hin­aus muss­te der hy­dro­geo­lo­gi­sche Fach­bei­trag nicht er­neut aus­ge­legt wer­den. Die­ser war be­reits Ge­gen­stand der ur­sprüng­li­chen Aus­le­gung, konn­te wei­ter­hin on­line ab­ge­ru­fen wer­den und war für das Ver­ständ­nis des im Plan­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­ver­fah­ren über­ar­bei­te­ten was­ser­recht­li­chen Fach­bei­trags nicht er­for­der­lich. Ent­spre­chen­des gilt be­züg­lich der Än­de­rung der Maß­nah­me 12 A für die Maß­nah­men­blät­ter 201 VCEF und 202 VCEF, zu­mal de­ren we­sent­li­cher In­halt in den Maß­nah­men­blät­tern in der Fas­sung der 2. Plan­än­de­rung (Un­ter­la­ge 09.4 D) wie­der­ge­ge­ben wird.

34 Schlie­ß­lich muss­te der Be­klag­te auch nicht die im was­ser­recht­li­chen Fach­bei­trag zi­tier­te "Im­mis­si­ons­be­zo­ge­ne Be­wer­tung der Ein­lei­tung von Stra­ßen­ab­flüs­sen" (2018) des Bü­ros ifs zum Ge­gen­stand der Öf­fent­lich­keits­be­tei­li­gung ma­chen. Der Klä­ger be­ruft sich in­so­weit zu Un­recht auf Ent­schei­dun­gen des Ge­richts­hofs der Eu­ro­päi­schen Uni­on, Ur­teil vom 28. Mai 2020 - C-535/18 - (DVBl 2020, 1135 Rn. 76, 80 ff.) und des Se­nats (BVer­wG, Ur­tei­le vom 30. No­vem­ber 2020 - 9 A 5.20 - BVer­w­GE 170, 378 Rn. 35 und vom 24. Fe­bru­ar 2021 - 9 A 8.20 - Buch­holz 451.91 Eu­ropUm­weltR Nr. 80 Rn. 23). Da­nach muss die Öf­fent­lich­keit an­hand der ihr zu­gäng­lich ge­mach­ten Un­ter­la­gen ei­nen Über­blick über die (was­ser­recht­li­chen) Aus­wir­kun­gen des Vor­ha­bens er­hal­ten kön­nen. Gut­ach­ten, die le­dig­lich De­tail­fra­gen be­tref­fen oder auf die in an­de­ren, ih­rer­seits aus­ge­leg­ten Gut­ach­ten Be­zug ge­nom­men wird, sind hin­ge­gen nicht aus­zu­le­gen, es sei denn, oh­ne ih­re Kennt­nis wä­ren Aus­wir­kun­gen nicht hin­rei­chend er­kenn­bar (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 15. Fe­bru­ar 2018 - 9 C 1.17 - BVer­w­GE 161, 180 Rn. 31). Dass die aus­ge­leg­ten Un­ter­la­gen die­sen An­for­de­run­gen oh­ne Kennt­nis der vor­ge­nann­ten Be­wer­tung nicht ge­nüg­ten, ist nicht er­sicht­lich und wird auch vom Klä­ger nicht dar­ge­legt. Dar­über hin­aus han­delt es sich bei der ver­miss­ten Un­ter­la­ge um kein vor­ha­ben­be­zo­ge­nes Gut­ach­ten, son­dern um ei­ne hier­von un­ab­hän­gi­ge Stel­lung­nah­me da­zu, ob die da­ma­li­ge Pra­xis der Stra­ßen­ent­wäs­se­rung mit der Eu­ro­päi­schen Was­ser­rah­men­richt­li­nie ver­ein­bar war. Ei­ne vor­ha­ben­be­zo­ge­ne im­mis­si­ons­be­zo­ge­ne Be­wer­tung der Ein­lei­tung von Stra­ßen­ab­flüs­sen ist dem was­ser­recht­li­chen Fach­bei­trag als An­la­ge bei­ge­fügt und war Ge­gen­stand der Aus­le­gung.

35 3. So­weit der Klä­ger dar­über hin­aus Ein­zel­hei­ten der Ein­sicht­nah­me so­wie den Um­stand rügt, in der Be­kannt­ma­chung sei le­dig­lich um ei­ne te­le­fo­ni­sche Ver­ein­ba­rung ge­be­ten und die­se nicht als ver­pflich­tend be­zeich­net wor­den, lie­gen dar­in kei­ne Er­schwer­nis­se, wel­che ge­eig­net sind, die Öf­fent­lich­keits­be­tei­li­gung zu be­ein­flus­sen (vgl. zur Not­wen­dig­keit ei­ner te­le­fo­ni­schen Ter­min­ver­ein­ba­rung BVer­wG, Ur­teil vom 29. Ja­nu­ar 2009 - 4 C 16.07 - BVer­w­GE 133, 98 Rn. 35; Be­schluss vom 27. Mai 2013 - 4 BN 28.13 - ZfBR 2013, 580 Rn. 7). Die­se ori­en­tiert sich am Bild des mün­di­gen Bür­gers, der ge­ge­be­nen­falls vor Ort dar­auf hin­wir­ken kann, dass et­wai­ge Be­ein­träch­ti­gun­gen be­ho­ben wer­den (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 10. No­vem­ber 2016 - 9 A 18.15 - ju­ris Rn. 18 <in­so­weit in BVer­w­GE 156, 215 nicht ab­ge­druckt>). Die be­an­stan­de­te Not­wen­dig­keit des Her­un­ter­la­dens von Ein­zel­da­tei­en lässt von vorn­her­ein kei­ne un­zu­mut­ba­re Er­schwer­nis der Öf­fent­lich­keits­be­tei­li­gung er­ken­nen.

36 III. Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss ist schlie­ß­lich nicht we­gen ei­nes Wi­der­spruchs zum Ge­se­hen­ver­merk des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Ver­kehr, Bau und Stadt­ent­wick­lung (BMVBS) vom 11. Sep­tem­ber 2014 for­mell rechts­wid­rig.

37 In dem Ver­merk wer­den Kom­pen­sa­ti­ons­maß­nah­men auf dem Stand­ort­übungs­platz Fried­richs­feld ab­ge­lehnt, die ih­rer­seits mit neu­en er­heb­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen auf vor­han­de­ne wert­vol­le Le­bens­räu­me und Ar­ten ver­bun­den sind und in­fol­ge­des­sen ei­nen wei­te­ren Kom­pen­sa­ti­ons­be­darf so­wie ei­nen un­ver­hält­nis­mä­ßig ho­hen Her­stel­lungs­auf­wand her­vor­ru­fen. Der Ein­wand des Klä­gers, die nun­mehr dort vor­ge­se­he­nen Maß­nah­men wi­der­sprä­chen die­ser Ma­ß­ga­be, führt nicht auf ei­ne Rechts­wid­rig­keit des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses.

38 Al­ler­dings liegt der Er­tei­lung des Ver­merks ent­ge­gen den Aus­füh­run­gen des Be­klag­ten nicht nur ei­ne haus­halts­recht­li­che Prü­fung zu­grun­de. Viel­mehr er­streckt sich die Be­ur­tei­lung und Be­wer­tung des Mi­nis­te­ri­ums auch auf die Über­ein­stim­mung mit den ver­kehrs­po­li­ti­schen und sons­ti­gen Ziel­set­zun­gen des Bun­des so­wie den pla­ne­ri­schen Vor­ga­ben und auf die Be­ach­tung ge­setz­li­cher Vor­schrif­ten. Falls da­nach aus Sicht des BMVBS Än­de­run­gen er­for­der­lich sind, wer­den die­se im Rah­men sei­ner Auf­sicht als Ma­ß­ga­ben oder Vor­be­halt zu dem Ge­se­hen­ver­merk for­mu­liert (vgl. Nr. 1.2, 2.2.2 der Richt­li­ni­en zum Pla­nungs­pro­zess und für die ein­heit­li­che Ge­stal­tung von Ent­wurfs­un­ter­la­gen im Stra­ßen­bau <RE 2012>; Wit­ting, in: Mül­ler/Schulz, FStrG, 2. Aufl. 2013, Vor § 1 Rn. 32). So­weit sich bei der Wei­ter­ent­wick­lung des Ent­wurfs we­sent­li­che Ab­wei­chun­gen ge­gen­über den Fest­le­gun­gen des Ge­se­hen­ver­merks er­ge­ben, ist die er­neu­te Zu­stim­mung des BMVBS ein­zu­ho­len (vgl. Nr. 2.1.5 RE 2012). Han­delt es sich da­nach bei dem Ver­merk zwar ei­ner­seits um ei­ne bun­des­haus­halts­recht­lich er­for­der­li­che Zu­stim­mung (VGH Mann­heim, Ur­teil vom 28. Ok­to­ber 1999 - 5 S 2149/97 - NVwZ 2000, 1304 <1305 f.>) so­wie an­de­rer­seits um ei­ne über haus­halts­recht­li­che Fra­gen hin­aus­ge­hen­de Kon­trol­le, so er­streckt Letz­te­re sich gleich­wohl nur auf die grund­sätz­li­che tech­ni­sche Mach­bar­keit und recht­li­che Durch­führ­bar­keit (Nr. 1.2 RE 2012) und über­lässt die Pla­nung - ein­schlie­ß­lich ih­rer recht­li­chen Be­wer­tung - im Ein­zel­nen der Län­der­ver­wal­tung (Nr. 2.2.2 RE 2012). Es han­delt sich da­nach um le­dig­lich in­ter­ne Vor­ga­ben oh­ne Au­ßen­wir­kung, de­ren recht­li­che Stel­lung noch hin­ter der­je­ni­gen der Li­ni­en­be­stim­mung zu­rück­bleibt (vgl. Wit­ting, in: Mül­ler/Schulz, FStrG, 2. Aufl. 2013, Vor § 1 Rn. 32).

39 Dar­über hin­aus hat das Mi­nis­te­ri­um mit Schrei­ben vom 22. Fe­bru­ar 2019 den Ge­se­hen­ver­merk auf die Kos­ten­fort­schrei­bung vom 15. März 2018 er­teilt, in der die Maß­nah­men auf dem Fried­richs­feld be­rück­sich­tigt und ein­ge­rech­net wa­ren, so­wie mit wei­te­rem Schrei­ben vom 3. Fe­bru­ar 2022 klar­ge­stellt, dass es die­sen da­mit zu­ge­stimmt hat.

40 C. Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss ist in­so­weit ma­te­ri­ell rechts­wid­rig, als er ei­ne Be­ein­träch­ti­gung des FFH-Ge­biets "Garn­holt" nicht mit der er­for­der­li­chen Ge­wiss­heit aus­schlie­ßt. Die wei­te­ren vom Klä­ger er­ho­be­nen ma­te­ri­ell-recht­li­chen Ein­wän­de sind hin­ge­gen un­be­grün­det.

41 I. Die Plan­recht­fer­ti­gung ist für das im Be­darfs­plan für die Bun­des­fern­stra­ßen zum Fern­stra­ßen­aus­bau­ge­setz in der Fas­sung vom 23. De­zem­ber 2016 (BGBl. I S. 3354) - FStrAbG - dem vor­dring­li­chen Be­darf zu­ge­ord­ne­te Vor­ha­ben ge­ge­ben.

42 1. Die nach § 1 Abs. 2 Satz 2 FStrAbG für die Plan­fest­stel­lung und das ge­richt­li­che Ver­fah­ren ver­bind­li­che Fest­stel­lung des Ge­setz­ge­bers, dass ein Ver­kehrs­be­darf be­steht, schlie­ßt das Vor­brin­gen, für den plan­fest­ge­stell­ten Au­to­bahn­ab­schnitt be­stehe kein Ver­kehrs­be­darf, grund­sätz­lich aus (stRspr, vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 3. No­vem­ber 2020 - 9 A 12.19 - BVer­w­GE 170, 33 Rn. 114).

43 Die Be­darfs­fest­stel­lung gilt ent­ge­gen der An­nah­me des Klä­gers nicht nur für die A 20 ins­ge­samt, son­dern auch für de­ren ein­zel­ne Ab­schnit­te; ei­ner recht­li­chen Ver­klam­me­rung mit wei­te­ren Ab­schnit­ten be­darf es da­her nicht. An­halts­punk­te, dass die Fest­stel­lung des Be­darfs ver­fas­sungs­wid­rig sein könn­te, be­stehen nicht. Das wä­re nur der Fall, wenn sie evi­dent un­sach­lich wä­re, weil es für das Vor­ha­ben im Hin­blick auf die be­stehen­de oder künf­tig zu er­war­ten­de Ver­kehrs­be­las­tung oder auf die ver­kehr­li­che Er­schlie­ßung ei­nes zu ent­wi­ckeln­den Raums an jeg­li­cher Not­wen­dig­keit fehl­te. Die Be­darfs­fest­stel­lung kann dar­über hin­aus auch dann ver­fas­sungs­wid­rig wer­den, wenn sich die Ver­hält­nis­se seit der Be­darfs­ent­schei­dung des Ge­setz­ge­bers so grund­le­gend ge­wan­delt ha­ben, dass das an­ge­streb­te Pla­nungs­ziel un­ter kei­nen Um­stän­den auch nur an­nä­hernd er­reicht wer­den kann (stRspr, vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 3. No­vem­ber 2020 - 9 A 12.19 - BVer­w­GE 170, 33 Rn. 114).

44 In­so­weit zielt die Bin­dungs­wir­kung der ge­setz­li­chen Be­darfs­fest­stel­lung auch dar­auf ab, das stra­ßen­recht­li­che Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren und ei­nen an­schlie­ßen­den Ver­wal­tungs­pro­zess von ei­nem Gut­ach­ter­streit über die "rich­ti­ge­re" Ver­kehrs­pro­gno­se zu ent­las­ten. Die­ser Zweck schlie­ßt es aus, den Ab­wä­gungs­vor­gang, den der Ge­setz­ge­ber auf die­ser Stu­fe voll­zo­gen hat, un­ter dem Blick­win­kel fach­lich zu über­prü­fen, ob ei­ne an­de­re Ver­kehrs­pro­gno­se vor­zugs­wür­dig sein könn­te. Ent­schei­dend ist al­lein, ob das Er­geb­nis der Norm­set­zung den an­zu­le­gen­den ver­fas­sungs­recht­li­chen Maß­stä­ben ge­nügt (stRspr, vgl. BVer­wG, Ur­tei­le vom 28. April 2016 - 9 A 9.15 - Buch­holz 407.4 § 17 FStrG Nr. 241 Rn. 55 und vom 3. No­vem­ber 2020 - 9 A 7.19 - Buch­holz 442.09 § 18 AEG Nr. 95 Rn. 111 <in­so­weit in BVer­w­GE 170, 138 nicht ab­ge­druckt>). Dies ist, wie der Se­nat wie­der­holt fest­ge­stellt hat, hin­sicht­lich der A 20 der Fall (vgl. BVer­wG, Ur­tei­le vom 6. No­vem­ber 2013 - 9 A 14.12 - BVer­w­GE 148, 373 Rn. 26, vom 28. April 2016 - 9 A 9.15 - BVer­w­GE 155, 91 Rn. 54 und vom 10. No­vem­ber 2016 - 9 A 18.15 - BVer­w­GE 156, 215 Rn. 48). Dem­entspre­chend hat der Klä­ger in der münd­li­chen Ver­hand­lung klar­ge­stellt, dass sich die Kri­tik an der Ver­kehrs­pro­gno­se auf die aus sei­ner Sicht er­for­der­li­che ge­biets­schutz­recht­li­che Ab­wei­chungs­prü­fung be­zieht.

45 Dar­über hin­aus hat der Klä­ger we­der die Ver­fas­sungs­wid­rig­keit der Be­darfs­fest­stel­lung dar­ge­legt noch sind An­halts­punk­te hier­für er­sicht­lich. Er kri­ti­siert im We­sent­li­chen die Ord­nungs­ge­mä­ßheit und Nach­voll­zieh­bar­keit der Be­darfs­pro­gno­se, oh­ne dass er­sicht­lich ist, dass die an­ge­streb­ten Pla­nungs­zie­le - die Schaf­fung ei­ner durch­gän­gi­gen Ver­bin­dung u. a. zwi­schen Skan­di­na­vi­en und den Be­ne­lux-Staa­ten, ei­ne Ent­las­tung der A 1 so­wie der Ab­bau von Eng­päs­sen in den Bal­lungs­zen­tren Bre­men/Bre­mer­ha­ven und Ham­burg - in ei­nem Ma­ße nicht (mehr) er­reicht wer­den kön­nen, dass hier­aus die Ver­fas­sungs­wid­rig­keit folgt.

46 2. Zu Un­recht rügt der Klä­ger un­ter Ver­weis auf das Ur­teil des Ge­richts­hofs der Eu­ro­päi­schen Uni­on vom 16. Fe­bru­ar 2012 - C-182/10 [ECLI:​EU:​C:​2012:​82] - (NVwZ 2012, 617 Rn. 29 ff.), die Bin­dungs­wir­kung des Be­darfs­plans sei mit den uni­ons­recht­li­chen Vor­ga­ben hin­sicht­lich der Über­prü­fungs­be­fug­nis von Um­welt­ver­ei­ni­gun­gen ge­mäß Art. 11 der Richt­li­nie 2011/92/EU des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 13. De­zem­ber 2011 über die Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung bei be­stimm­ten öf­fent­li­chen und pri­va­ten Pro­jek­ten (im Fol­gen­den: UVP-RL) nicht ver­ein­bar. Das ge­nann­te Ur­teil lässt kei­ne da­hin­ge­hen­den Rück­schlüs­se zu; es be­trifft in der vom Klä­ger in Be­zug ge­nom­me­nen Pas­sa­ge die Fra­ge, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen die Richt­li­nie ge­mäß de­ren Art. 1 Abs. 5 nicht für Pro­jek­te gilt, die im Ein­zel­nen durch ei­nen be­son­de­ren ein­zel­staat­li­chen Ge­setz­ge­bungs­akt ge­neh­migt wer­den.

47 Auch sonst be­stehen kei­ne Be­den­ken hin­sicht­lich der Ver­ein­bar­keit von § 1 Abs. 2 Satz 2 FStrAbG mit Art. 11 UVP-RL. Die Bin­dungs­wir­kung der ge­setz­li­chen Be­darfs­fest­stel­lung schlie­ßt ei­ne ge­richt­li­che Kon­trol­le nicht gänz­lich aus. So ist das Ge­setz von den Ge­rich­ten dar­auf­hin zu über­prü­fen, ob die Fest­stel­lung des Be­darfs evi­dent un­sach­lich ist. Bei der ge­samt­staat­li­chen Bun­des­ver­kehrs­we­ge­pla­nung han­delt es sich im Üb­ri­gen um ei­ne ver­kehrs­po­li­ti­sche Leit­ent­schei­dung auf ei­ner der in­di­vi­du­el­len Be­trof­fen­heit weit vor­ge­la­ger­ten Ebe­ne. Die­se fin­det durch die Auf­nah­me der A 20 in das TEN-Ge­samt­netz mit der Ver­ord­nung (EU) Nr. 1315/2013 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 11. De­zem­ber 2013 über Leit­li­ni­en der Uni­on für den Auf­bau ei­nes trans­eu­ro­päi­schen Ver­kehrs­net­zes und zur Auf­he­bung des Be­schlus­ses Nr. 661/2010/EU (ABl. L 348 vom 20. De­zem­ber 2013, S. 1) auch eu­ro­pa­recht­lich ih­re An­er­ken­nung (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 11. Ja­nu­ar 2001 - 4 A 12.99 - NVwZ 2001, 1160 <1161>). Bei der­art über­grei­fen­den, von vie­len po­li­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Fak­to­ren be­stimm­ten und auf lan­ge Frist aus­ge­rich­te­ten Ent­schei­dun­gen mit not­wen­dig ho­hem pro­gnos­ti­schem Ge­halt stö­ßt die ge­richt­li­che Kon­trol­le un­ab­hän­gig von der Rechts­form der Ent­schei­dung an ih­re Funk­ti­ons­gren­zen (BVerfG, Kam­mer­be­schluss vom 8. Ju­ni 1998 - 1 BvR 650/97 - NVwZ 1998, 1060 <1061>). Dar­über hin­aus lässt die ge­setz­li­che Be­darfs­fest­stel­lung die Gel­tung der wei­te­ren (um­welt-)recht­li­chen Vor­schrif­ten ein­schlie­ß­lich der UVP-Pflicht und des sons­ti­gen Uni­ons­rechts un­be­rührt und ent­bin­det die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de nicht von der Prü­fung und Ab­wä­gung ent­ge­gen­ste­hen­der Be­lan­ge (vgl. BVer­wG, Ur­tei­le vom 26. März 1998 - 4 A 7.97 - Buch­holz 407.4 § 17 FStrG Nr. 137 S. 244 und vom 11. Ju­li 2019 - 9 A 13.18 - BVer­w­GE 166, 132 Rn. 57 ff.). Dem­entspre­chend hat die Eu­ro­päi­sche Kom­mis­si­on ih­re zu­nächst mit Schrei­ben vom 4. Fe­bru­ar 1992 ge­äu­ßer­ten Be­den­ken an der ge­setz­li­chen Be­darfs­fest­stel­lung in ih­rer ab­schlie­ßen­den Stel­lung­nah­me vom 4. Ju­li 1994 nicht auf­recht­erhal­ten, nach­dem die Bun­des­re­gie­rung in ih­rer Mit­tei­lung vom 16. Ju­ni 1992 dar­auf hin­ge­wie­sen hat­te, dass der Be­darfs­plan nur den Ver­kehrs­be­darf re­gelt, nicht aber das Vor­ha­ben selbst ver­bind­lich fest­stellt.

48 II. Das plan­fest­ge­stell­te Vor­ha­ben ver­stö­ßt teil­wei­se ge­gen Vor­ga­ben des Ge­biets­schut­zes.

49 1. So­weit der Klä­ger ei­ne feh­ler­haf­te Ab­gren­zung des FFH-Ge­biets "Garn­holt" rügt, be­schränkt sich sein Vor­trag in­ner­halb der Kla­ge­be­grün­dungs­frist auf ei­ne kur­ze Zu­sam­men­fas­sung des Gut­ach­tens des Sach­ver­stän­di­gen Dr. S. vom 21. Au­gust 2018, auf wel­ches der Klä­ger im Üb­ri­gen ver­weist. Dies ge­nügt, wie vor­ste­hend dar­ge­legt, den An­for­de­run­gen an die Kla­ge­be­grün­dung nicht.

50 Die zur Ge­biets­ab­gren­zung ge­stell­ten Be­weis­an­trä­ge Nr. 1 bis 3 wa­ren da­nach man­gels Ent­schei­dungs­er­heb­lich­keit ab­zu­leh­nen. Ei­ner Be­weis­er­he­bung dar­über, dass die Gren­zen des FFH-Ge­biets "Garn­holt" Flä­chen der LRT 9160 und 91E0* durch­schnei­den (Be­weis­an­trag Nr. 1), be­darf es zu­dem des­halb nicht, weil dies als wahr un­ter­stellt wer­den kann. So­weit der Klä­ger un­ter Be­weis stellt (Be­weis­an­trag Nr. 2), dass fach­lich kein Grund er­sicht­lich ist, au­ßer­halb des FFH-Ge­biets ge­le­ge­ne Le­bens­raum­ty­pen (LRT) glei­cher Qua­li­tät nicht in die Ge­biets­mel­dung ein­zu­be­zie­hen, be­trifft der An­trag im Üb­ri­gen kei­ne auf­klä­rungs­fä­hi­ge Tat­sa­chen­be­haup­tung, son­dern zielt dar­auf ab, die Be­ur­tei­lung der für die Ge­biets­mel­dung zu­stän­di­gen Stel­le durch die Ein­schät­zung ei­nes Gut­ach­ters zu er­set­zen; dies ist ei­nem Be­weis nicht zu­gäng­lich (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 12. Ju­ni 2019 - 9 A 2.18 - Buch­holz 451.91 Eu­ropUm­weltR Nr. 75 Rn. 62 <in­so­weit in BVer­w­GE 166, 1 nicht ab­ge­druckt>).

51 Auf­grund der un­zu­rei­chen­den Sub­stan­ti­ie­rung des Kla­ge­vor­brin­gens und der dar­aus fol­gen­den feh­len­den Ent­schei­dungs­er­heb­lich­keit war das Ver­fah­ren zu­dem nicht aus­zu­set­zen, um dem Ge­richts­hof der Eu­ro­päi­schen Uni­on ein­zel­ne Fra­gen zur Ge­biets­ab­gren­zung vor­zu­le­gen (Vor­la­ge­fra­gen 10 bis 12).

52 2. Un­ter Zu­grun­de­le­gung der bis­her durch­ge­führ­ten Be­rech­nun­gen be­stehen be­grün­de­te Zwei­fel an der Ge­biets­ver­träg­lich­keit des Vor­ha­bens.

53 Ge­mäß § 34 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 BNatSchG ist ein Pro­jekt vor sei­ner Zu­las­sung auf sei­ne Ver­träg­lich­keit mit den Er­hal­tungs­zie­len ei­nes Na­tu­ra 2000-Ge­biets zu über­prü­fen; es darf nur zu­ge­las­sen wer­den, wenn es nicht zu er­heb­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen ei­nes sol­chen Ge­biets in sei­nen für die Er­hal­tungs­zie­le oder den Schutz­zweck ma­ß­geb­li­chen Be­stand­tei­len füh­ren kann. Ma­ß­geb­li­ches Be­ur­tei­lungs­kri­te­ri­um ist der güns­ti­ge Er­hal­tungs­zu­stand der ge­schütz­ten Le­bens­räu­me und Ar­ten im Sin­ne der Le­gal­de­fi­ni­tio­nen des Art. 1 Buchst. e und i der Richt­li­nie 92/43/EWG des Ra­tes vom 21. Mai 1992 zur Er­hal­tung der na­tür­li­chen Le­bens­räu­me so­wie der wild­le­ben­den Tie­re und Pflan­zen (ABl. L 206 S. 7 - FFH-Richt­li­nie <FFH-RL>); die­ser muss trotz Durch­füh­rung des Vor­ha­bens sta­bil blei­ben, ein be­stehen­der schlech­ter Er­hal­tungs­zu­stand darf je­den­falls nicht wei­ter ver­schlech­tert wer­den. Die Ver­träg­lich­keits­prü­fung ist in­des nicht auf ein - wis­sen­schaft­lich nicht nach­weis­ba­res – "Null­ri­si­ko" aus­zu­rich­ten. Ein Pro­jekt ist viel­mehr dann zu­läs­sig, wenn nach Ab­schluss der Ver­träg­lich­keits­prü­fung un­ter Be­rück­sich­ti­gung der bes­ten ein­schlä­gi­gen wis­sen­schaft­li­chen Er­kennt­nis­se, d. h. nach Aus­schöp­fung al­ler wis­sen­schaft­li­chen Mit­tel und Quel­len kein ver­nünf­ti­ger Zwei­fel ver­bleibt, dass er­heb­li­che Be­ein­träch­ti­gun­gen ver­mie­den wer­den. Die Prü­fung darf nicht lü­cken­haft sein und muss voll­stän­di­ge, prä­zi­se und end­gül­ti­ge Fest­stel­lun­gen ent­hal­ten. So­weit sich Un­si­cher­hei­ten über Wir­kungs­zu­sam­men­hän­ge auch bei Aus­schöp­fung der ein­schlä­gi­gen Er­kennt­nis­mit­tel nicht aus­räu­men las­sen, ist es zu­läs­sig, mit Pro­gno­se­wahr­schein­lich­kei­ten und Schät­zun­gen zu ar­bei­ten, die kennt­lich ge­macht und be­grün­det wer­den müs­sen. Zu­guns­ten des Pro­jekts dür­fen die vom Vor­ha­ben­trä­ger ge­plan­ten oder von der Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de an­ge­ord­ne­ten Schutz- und Kom­pen­sa­ti­ons­maß­nah­men be­rück­sich­tigt wer­den, so­fern sie si­cher­stel­len, dass er­heb­li­che Be­ein­träch­ti­gun­gen ver­hin­dert wer­den (BVer­wG, Ur­teil vom 3. No­vem­ber 2020 - 9 A 12.19 - BVer­w­GE 170, 33 Rn. 364 m. w. N.).

54 Dies zu­grun­de ge­legt, steht nicht mit der er­for­der­li­chen Si­cher­heit fest, dass das plan­fest­ge­stell­te Vor­ha­ben auf­grund der hier­durch be­ding­ten Ver­kehrs­zu­nah­me auf der be­stehen­den Au­to­bahn A 28 zu kei­ner Be­ein­träch­ti­gung des dar­an an­gren­zen­den FFH-Ge­biets "Garn­holt" führt. Zwar sind die Ein­wän­de des Klä­gers hin­sicht­lich der Be­rück­sich­ti­gung cha­rak­te­ris­ti­scher Ar­ten (a), der An­wen­dung des Stick­stoffleit­fa­dens (b) und der ver­meint­lich feh­len­den Kon­gru­enz zwi­schen der er­war­te­ten Ver­kehrs­stei­ge­rung und der Er­hö­hung der Stick­stoff­ein­trä­ge (c) un­be­grün­det. Je­doch be­ruht die Stick­stoff­be­rech­nung teil­wei­se auf un­zu­tref­fen­den An­nah­men, so­dass be­acht­li­che Zwei­fel an der Ver­mei­dung er­heb­li­cher Be­ein­träch­ti­gun­gen ver­blei­ben (d).

55 a) Oh­ne Er­folg rügt der Klä­ger, Be­ein­träch­ti­gun­gen cha­rak­te­ris­ti­scher Vo­gel­ar­ten durch Lärm auf ei­ner Flä­che von 7,4 ha so­wie cha­rak­te­ris­ti­scher In­sek­ten­ar­ten durch Lichtim­mis­sio­nen sei­en nicht un­ter­sucht und be­rück­sich­tigt wor­den. Das Vor­brin­gen be­schränkt sich in­ner­halb der Be­grün­dungs­frist auf zwei Sät­ze so­wie ei­nen pau­scha­len Ver­weis auf ein Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen Dr. S. und ge­nügt da­mit nicht den An­for­de­run­gen an die Kla­ge­be­grün­dung. Dar­über hin­aus setzt sich auch das ge­nann­te Gut­ach­ten be­züg­lich der Aus­wir­kun­gen der Ver­kehrs­zu­nah­me auf die Ha­bi­tat­eig­nung nicht sub­stan­ti­iert mit den Er­geb­nis­sen der FFH-Ver­träg­lich­keits­prü­fung aus­ein­an­der. Die Be­weis­an­trä­ge Nr. 4 und 7 zu ver­meint­li­chen Aus­wir­kun­gen auf cha­rak­te­ris­ti­sche Ar­ten wa­ren da­her man­gels Ent­schei­dungs­er­heb­lich­keit ab­zu­leh­nen.

56 b) Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss ist nicht schon des­halb feh­ler­haft, weil sich die FFH-Ver­träg­lich­keits­prü­fung zu den vor­ha­ben­be­ding­ten Stick­stoff­ein­trä­gen auf den For­schungs­be­richt von Bal­la u. a. (Un­ter­su­chung und Be­wer­tung von stra­ßen­ver­kehrs­be­ding­ten Nähr­stoff­ein­trä­gen in emp­find­li­che Bio­to­pe, Be­richt zum FE-Vor­ha­ben 84.0102/2009 der Bun­des­an­stalt für Stra­ßen­we­sen, Bd. 1099 der Rei­he "For­schung Stra­ßen­bau und Stra­ßen­ver­kehrs­tech­nik", Hrsg. BMVBS, No­vem­ber 2013) und den dar­aus ent­wi­ckel­ten Stick­stoffleit­fa­den Stra­ße (FGSV, Hin­wei­se zur Prü­fung von Stick­stoff­ein­trä­gen in der FFH-Ver­träg­lich­keits­prü­fung für Stra­ßen - H PSE, 2019) stützt und dem Kon­zept der so­ge­nann­ten Cri­ti­cal Loads un­ter An­wen­dung des vor­ha­ben­be­zo­ge­nen Ab­schnei­de­kri­te­ri­ums von 0,3 kg N/(ha*a) folgt, wel­ches die Gren­ze der un­be­denk­li­chen Im­mis­sio­nen mar­kiert (vgl. BVer­wG, Ur­tei­le vom 12. Ju­ni 2019 - 9 A 2.18 - BVer­w­GE 166, 1 Rn. 63 ff. und vom 3. No­vem­ber 2020 - 9 A 12.19 - ju­ris Rn. 422 <in­so­weit in BVer­w­GE 170, 33 nicht ab­ge­druckt>).

57 Der Stick­stoffleit­fa­den, der sich selbst als Fach­kon­ven­ti­on be­zeich­net, stellt ei­ne Zu­sam­men­fas­sung ak­tu­el­ler wis­sen­schaft­li­cher Er­geb­nis­se dar und spie­gelt auch hin­sicht­lich des Ab­schnei­de­kri­te­ri­ums den ak­tu­ell bes­ten Kennt­nis­stand wi­der (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 12. Ju­ni 2019 - 9 A 2.18 - BVer­w­GE 166, 1 Rn. 64, 69). Dem­entspre­chend stellt der Ent­wurf der TA Luft eben­falls auf das Ab­schnei­de­kri­te­ri­um ab (vgl. BR-Drs. 767/20 S. 425, 470) und ist die­ses nicht auf ei­nen Wert von bei­spiels­wei­se 0,05 kg N/(ha*a) ab­zu­sen­ken (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 15. Mai 2019 - 7 C 27.17 - BVer­w­GE 165, 340 Rn. 30 ff.). Der Klä­ger macht nicht gel­tend, dass sich zwi­schen­zeit­lich in der Fach­welt ein an­de­rer Er­kennt­nis­stand durch­ge­setzt hat (vgl. hier­zu BVer­wG, Ur­teil vom 16. März 2006 - 4 A 1075.04 - BVer­w­GE 125, 116 Rn. 308), son­dern stützt sich le­dig­lich auf die ab­wei­chen­de An­sicht sei­ner bei­den Gut­ach­ter. Dies­be­züg­lich legt er auch kei­ne neu­en Er­kennt­nis­se dar, son­dern be­ruft sich im We­sent­li­chen auf Ar­gu­men­te, die Teil des Ab­stim­mungs­pro­zes­ses zum Stick­stoffleit­fa­den wa­ren, sich dort aber nicht durch­ge­setzt und folg­lich im Leit­fa­den nicht nie­der­ge­schla­gen ha­ben. In­so­fern ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass die­ser die prak­ti­sche Hand­hab­bar­keit ge­währ­leis­ten soll. Dies be­geg­net gleich­falls kei­nen recht­li­chen Be­den­ken.

58 Den Be­weis­an­trä­gen Nr. 28 bis 34 so­wie 36 bis 46 war da­nach nicht nach­zu­ge­hen. Sie be­zie­hen sich auf die (ver­meint­li­che) Un­zu­läng­lich­keit des vor­ge­nann­ten For­schungs­be­richts und des Stick­stoffleit­fa­dens, nicht je­doch auf de­ren kon­kre­te An­wen­dung im vor­lie­gen­den Fall oder auf den Nach­weis ei­ner in Fach­krei­sen und Wis­sen­schaft all­ge­mein an­er­kann­ten ab­wei­chen­den Wer­tung. Ih­nen kommt da­her kei­ne Ent­schei­dungs­er­heb­lich­keit zu.

59 Der An­re­gung, dem Ge­richts­hof der Eu­ro­päi­schen Uni­on be­züg­lich des Stick­stoffleit­fa­dens meh­re­re Fra­gen vor­zu­le­gen (Vor­la­ge­fra­gen 4 bis 9), folgt der Se­nat nicht. Die vom Klä­ger for­mu­lier­ten Fra­gen zie­len dar­auf ab, ob der Leit­fa­den die bes­ten wis­sen­schaft­li­chen Er­kennt­nis­se wi­der­spie­gelt; dies ist in­des ei­ne Tat­sa­chen­fra­ge, die das Tat­ge­richt be­ant­wor­ten muss (vgl. Eu­GH, Ur­teil vom 7. No­vem­ber 2018 - C-293/17 u. a. [ECLI:​EU:​C:​2018:​882] - NuR 2018, 852 Rn. 104).

60 c) Zu Un­recht rügt der Klä­ger die Stick­stoff­be­rech­nung mit der Be­grün­dung als nicht plau­si­bel, die pro­gnos­ti­zier­te Zu­nah­me der NOX-Be­las­tung um 6 bis 13 % blei­be deut­lich hin­ter der er­war­te­ten Ver­kehrs­zu­nah­me von 25 bis 30 % zu­rück. Der Klä­ger be­rech­net die pro­zen­tua­le Stei­ge­rung der NOX-Be­las­tung an­hand der Dif­fe­renz von 32 bis 34 μg/m³ im Pro­gno­sen­ull­fall und 34 bis 36 μg/m³ im Plan­fall oh­ne Tem­po­li­mit; die Stei­ge­rung um 2 bis 4 μg/m³ ent­spricht 6 bis 13 % des Aus­gangs­wer­tes von 32 μg/m³. Hier­bei ver­kennt der Klä­ger je­doch, dass die vor­ge­nann­ten NOX-Wer­te auch die Hin­ter­grund­be­las­tung von 27 μg/m³ be­inhal­ten (vgl. Un­ter­la­ge 22.5D S. 22), der ver­kehrs­be­ding­te An­teil mit­hin bei 5 bis 7 μg/m³ liegt; ei­ne Zu­nah­me um 2 μg/m³ be­deu­tet dem­nach ei­ne Stei­ge­rung von 29 bis 40 %, um 4 μg/m³ so­gar von 57 bis 80 %. Ein An­stieg der Be­las­tung um min­des­tens 29 % steht da­her nicht im Wi­der­spruch zu dem­je­ni­gen der Ver­kehrs­zah­len.

61 d) Die vor­ge­leg­te Stick­stoff­be­rech­nung schlie­ßt gleich­wohl ei­ne Be­ein­träch­ti­gung des FFH-Ge­biets "Garn­holt" durch den vor­ha­ben­be­zo­ge­nen Mehr­ver­kehr auf der Au­to­bahn A 28 nicht in dem ge­bo­te­nen Ma­ße aus. Al­ler­dings folgt dies nicht schon dar­aus, dass dem Bü­ro Loh­mey­er bei der dem Plan­fest­stel­lungs­be­schluss zu­grun­de­lie­gen­den Stick­stoff­be­rech­nung Ein­ga­be­feh­ler un­ter­lau­fen sind (aa). Auch durf­te die Ge­schwin­dig­keits­be­gren­zung auf der Rich­tungs­fahr­bahn Ol­den­burg be­rück­sich­tigt wer­den (bb). So­wohl die Aus­gangs- als auch die im Nach­gang der münd­li­chen Ver­hand­lung durch­ge­führ­te voll­stän­di­ge Neu­be­rech­nung be­ru­hen je­doch in ei­nem we­sent­li­chen Punkt auf ei­ner un­zu­tref­fen­den An­nah­me, wes­halb ihr Er­geb­nis nicht hin­rei­chend be­last­bar ist (cc). Da es so­mit - so­fern der Be­klag­te und die Bei­ge­la­de­ne an dem Vor­ha­ben fest­hal­ten - ei­ner er­neu­ten Stick­stoff­be­rech­nung be­darf, kann die Be­rech­ti­gung wei­te­rer vom Klä­ger er­ho­be­ner Ein­wän­de da­hin­ge­stellt blei­ben (dd).

62 aa) Die un­strei­ti­gen Ein­ga­be­feh­ler der dem Plan­fest­stel­lungs­be­schluss zu­grun­de­lie­gen­den Be­rech­nung der Stick­stoff­zu­satz­be­las­tung füh­ren al­lein noch nicht zur Rechts­wid­rig­keit des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses.

63 Die Be­rech­nung kam zu­nächst zu dem Er­geb­nis, dass die Zu­satz­be­las­tung mit Stick­stoff im Plan­fall mit Tem­po­li­mit in­ner­halb des Schutz­ge­biets bis zu 0,326 kg N/(haa) be­trägt. Im Zu­ge der vom Se­nat im Rah­men des Schrift­satz­nach­las­ses in­iti­ier­ten ge­mein­sa­men Nach­be­rech­nung ha­ben die Sach­ver­stän­di­gen bei­der Sei­ten je­doch über­ein­stim­mend fest­ge­stellt, dass in den Ein­gangs­da­tei­en des Bü­ros Loh­mey­er die Kar­te der land­nut­zungs­ab­hän­gi­gen De­po­si­ti­ons­ge­schwin­dig­kei­ten um 180 Grad ver­dreht und dass ein­zel­ne Git­ter­zel­len im Schutz­ge­biet für Am­mo­ni­ak mit un­zu­tref­fen­den De­po­si­ti­ons­ge­schwin­dig­kei­ten kon­fi­gu­riert wor­den wa­ren. Ei­ne voll­stän­di­ge Neu­be­rech­nung des Bü­ros Loh­mey­er vom 17. Ju­ni 2022, die der Sach­ver­stän­di­ge des Klä­gers al­ler­dings nach ei­ge­nen An­ga­ben aus zeit­li­chen Grün­den nicht mehr über­prü­fen konn­te, er­gab ei­ne ma­xi­ma­le Zu­satz­be­las­tung von 0,346 kg N/(haa) in­ner­halb des FFH-Ge­biets.

64 Da die Er­geb­nis­se ei­ner Mo­del­lie­rung vor­ha­ben­be­ding­ter Zu­satz­be­las­tun­gen durch Stick­stoff­ein­trä­ge ge­mäß dem Stick­stoffleit­fa­den (S. 98 un­ter Ver­weis auf Abs. 2.9 der TA Luft und die DIN 1333) grund­sätz­lich nur mit ei­ner De­zi­mal­stel­le, d. h. ei­ner Ge­nau­ig­keit von 0,1 kg N/(haa) an­zu­ge­ben sind, ist der vor­ge­nann­te Wert auf 0,3 kg N/(haa) zu run­den und über­steigt da­nach das Ab­schnei­de­kri­te­ri­um nicht. So­weit der Klä­ger gel­tend macht, die Zu­satz­be­las­tung müs­se mit zwei De­zi­mal­stel­len be­rech­net wer­den, fin­det dies in den ge­nann­ten fach­li­chen Vor­ga­ben kei­ne Grund­la­ge (vgl. zur Run­dungs­re­ge­lung schon BVer­wG, Ur­teil vom 12. Ju­ni 2019 - 9 A 2.18 - Buch­holz 451.91 Eu­ropUm­weltR Nr. 75 Rn. 104 <in­so­weit in BVer­w­GE 166, 1 nicht ab­ge­druckt>).

65 Eben­falls un­be­grün­det ist der Ein­wand, der Ver­gleich zwi­schen Pro­gno­sen­ull­fall und Plan­fall kom­me nur des­halb auf ei­nen Wert von un­ter 0,3 kg N/(ha*a), weil er un­zu­läs­si­ger­wei­se den So­ckel ei­ner vor­han­de­nen ver­kehrs­be­ding­ten Be­las­tung ein­be­rech­ne. Ge­mäß dem Stick­stoffleit­fa­den (S. 7) wer­den zu­sätz­li­che Ver­kehrs­be­las­tun­gen aus der Dif­fe­renz zwi­schen Plan­fall und Pro­gno­sen­ull­fall er­mit­telt und sind nur die­je­ni­gen Emis­sio­nen als vor­ha­ben­be­ding­te Zu­satz­be­las­tung ein­zu­stu­fen, die sich aus dem An­stieg der Ver­kehrs­stär­ke oder Ver­kehrs­ver­la­ge­run­gen in Rich­tung ei­nes FFH-Ge­biets er­ge­ben, die durch ein Aus­bau­vor­ha­ben selbst be­wirkt wer­den; un­ab­hän­gig hier­von pro­gnos­ti­zier­te Ver­kehrs­stei­ge­run­gen sind nicht als vor­ha­ben­be­ding­te Zu­satz­be­las­tung zu wer­ten. Zwar han­delt es sich bei dem plan­fest­ge­stell­ten Ab­schnitt um ei­nen Neu- und kei­nen Aus­bau; da es vor­lie­gend um die hier­durch be­wirk­te Ver­kehrs­zu­nah­me auf der vor­han­de­nen A 28 geht, fin­den je­doch die vor­ge­nann­ten Grund­sät­ze An­wen­dung.

66 bb) Der Be­klag­te durf­te bei der Be­rech­nung der Stick­stoff­ein­trä­ge die ver­füg­te Ge­schwin­dig­keits­be­gren­zung auf der Rich­tungs­fahr­bahn Ol­den­burg der A 28 als Maß­nah­me zur Ver­min­de­rung der Zu­satz­be­las­tung be­rück­sich­ti­gen.

67 (1) In der Recht­spre­chung des Se­nats ist ge­klärt, dass ei­ne Maß­nah­me auch dann als Scha­dens­be­gren­zungs­maß­nah­me im Sin­ne des Art. 6 Abs. 3 FFH-RL be­rück­sich­tigt wer­den kann, wenn sie nicht an der emit­tie­ren­den Quel­le, son­dern am Im­mis­si­ons­ort an­setzt, sie mit­hin nicht den Stick­stoff­aus­stoß des Vor­ha­bens selbst, son­dern den aus an­de­ren Quel­len re­sul­tie­ren­den Stick­stoff­ein­trag auf die ge­schütz­ten Le­bens­raum­ty­pen ver­rin­gert. Da­nach be­geg­net es erst recht kei­nen Be­den­ken, wenn die Stick­stoff­be­las­tung zwar nicht im Ver­lauf der plan­fest­ge­stell­ten Tras­se, wohl aber dort be­grenzt wird, wo in un­mit­tel­ba­rer räum­li­cher Nä­he zum Schutz­ge­biet vor­ha­ben­be­dingt mit ei­ner Zu­nah­me des Ver­kehrs und da­mit von schäd­li­chen Emis­sio­nen zu rech­nen ist. Dass hier­von auch der vor­ha­ben­un­ab­hän­gi­ge Ver­kehr auf der A 28 er­fasst wird, ent­spricht der bi­lan­zie­ren­den Be­trach­tungs­wei­se des Stick­stoffleit­fa­dens und be­geg­net kei­nen Be­den­ken (vgl. zum Vor­ste­hen­den ins­ge­samt BVer­wG, Ur­teil vom 12. Ju­ni 2019 - 9 A 2.18 - BVer­w­GE 166, 1 Rn. 87 ff.).

68 Der Se­nat hat be­reits im Ur­teil vom 12. Ju­ni 2019 - 9 A 2.18 - (BVer­w­GE 166, 1 Rn. 89 f.) mit aus­führ­li­cher Be­grün­dung dar­ge­legt, dass auch der Ge­richts­hof der Eu­ro­päi­schen Uni­on bei der Be­rück­sich­ti­gung ei­ner Maß­nah­me nach Art. 6 Abs. 3 FFH-RL nicht an der Quel­le der Be­ein­träch­ti­gun­gen und Emis­sio­nen, son­dern an den Aus­wir­kun­gen auf die Schutz­gü­ter des FFH-Ge­biets an­setzt. Seit­her gibt es we­der neue­re Er­kennt­nis­se oder Recht­spre­chung noch setzt sich der Klä­ger mit der vor­ge­nann­ten Ent­schei­dung aus­ein­an­der. Der An­re­gung, dem Ge­richts­hof der Eu­ro­päi­schen Uni­on die Fra­ge der Ver­ein­bar­keit der be­schrie­be­nen Vor­ge­hens­wei­se mit Uni­ons­recht vor­zu­le­gen (Vor­la­ge­fra­gen 1 und 2), folgt der Se­nat da­her nicht.

69 (2) Eben­falls un­be­grün­det ist der wei­te­re Ein­wand, die Ge­schwin­dig­keits­be­gren­zung ha­be we­gen der die Cri­ti­cal Loads über­stei­gen­den Hin­ter­grund­be­las­tung so­wie­so auf­grund von Art. 6 Abs. 2 FFH-RL an­ge­ord­net wer­den müs­sen und kön­ne des­halb nicht be­rück­sich­tigt wer­den.

70 Der Be­klag­te hat - fach­gut­ach­ter­lich un­ter­stützt - zur Über­zeu­gung des Se­nats dar­ge­legt, dass die ak­tu­ell auf das FFH-Ge­biet ein­wir­ken­den Stick­stoff­de­po­si­tio­nen nicht nur aus dem Be­trieb der A 28 re­sul­tie­ren, son­dern sich ins­be­son­de­re aus der la­ten­ten Hin­ter­grund­be­las­tung und dif­fu­sen wei­te­ren Quel­len im Um­feld des Ge­biets spei­sen. Dar­über hin­aus ist der Er­hal­tungs­zu­stand der LRT im Ge­biet zum über­wie­gen­den und flä­chen­mä­ßig grö­ß­ten Teil mit "A" (her­vor­ra­gend) und sind die LRT 9160 und 9190 nur klein­flä­chig in von der Au­to­bahn ent­fernt ge­le­ge­nen Tei­len des Ge­biets mit "C" (mit­tel bis schlecht) ein­ge­stuft. Hin­sicht­lich der al­lein vor­sorg­lich im Rah­men der FFH-Ver­träg­lich­keits­prü­fung als LRT 9190 be­wer­te­ten Flä­che im Nord­wes­ten des FFH-Ge­biets hat der Be­klag­te über­zeu­gend aus­ge­führt, dass de­ren Ent­wick­lungs­zu­stand der­zeit nicht über "C" hin­aus­kom­me, weil der dor­ti­ge Wald al­lein we­gen sei­nes ge­rin­gen Al­ters die An­for­de­run­gen an ei­ne Be­wer­tung mit "B" oder "A" nicht er­fül­len kön­ne. Die klä­ge­ri­sche Be­haup­tung, auch künf­tig sei ein bes­se­rer Zu­stand we­gen des Stick­stoff­ein­trags nicht mög­lich, bleibt spe­ku­la­tiv und wi­der­spricht dem Er­hal­tungs­zu­stand "A" der an­de­ren LRT in Au­to­bahn­nä­he. Im Üb­ri­gen schei­det ei­ne Be­wer­tung der Ge­schwin­dig­keits­be­gren­zung als so­ge­nann­te So­wie­so­maß­nah­me zum Schutz der vor­ge­nann­ten Flä­che be­reits des­halb aus, weil de­ren Ein­stu­fung als LRT 9190 nicht Ge­gen­stand der Ge­biets­mel­dung war.

71 So­weit der Klä­ger dem Ur­teil des Ge­richts­hofs der Eu­ro­päi­schen Uni­on vom 14. Ja­nu­ar 2016 - C-399/14 [ECLI:​EU:​C:​2016:​10] - (DVBl 2016, 566) ei­ne Pflicht zur Durch­füh­rung ei­ner nach­träg­li­chen FFH-Ver­träg­lich­keits­prü­fung be­züg­lich der A 28 ent­nimmt, ver­kennt er, dass die vor­ge­nann­te Ent­schei­dung die Er­tei­lung der Ge­neh­mi­gung für ein Pro­jekt be­traf, wel­ches in ei­nem Ge­biet lag, das erst nach der Ge­neh­mi­gung, aber vor Be­ginn der Aus­füh­rung des Pro­jekts in die Lis­te der Ge­bie­te von ge­mein­schaft­li­cher Be­deu­tung auf­ge­nom­men wur­de. Die Ent­schei­dung weist da­mit kei­nen Be­zug zu den hier in­mit­ten ste­hen­den Fra­gen auf.

72 (3) Der Ein­wand, Cri­ti­cal Loads sei­en we­gen der Nicht­be­rück­sich­ti­gung von Flech­ten als cha­rak­te­ris­ti­sche Ar­ten feh­ler­haft be­rech­net wor­den, be­grün­det un­ge­ach­tet der Fra­ge sei­ner hin­rei­chen­den Sub­stan­ti­ie­rung be­reits des­halb kei­ne Rechts­wid­rig­keit des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses, weil die­ser nicht auf ei­ne feh­len­de Über­schrei­tung der Ba­ga­tell­schwel­le der Cri­ti­cal Loads, son­dern auf die Wah­rung des Ab­schnei­de­kri­te­ri­ums ge­stützt ist.

73 Auf­grund des­sen wa­ren die An­trä­ge, Be­weis über die Über­schrei­tung der Ba­ga­tell­schwel­le von 3 % der Cri­ti­cal Loads zu er­he­ben (Be­weis­an­trä­ge Nr. 5 und 6), man­gels Ent­schei­dungs­er­heb­lich­keit ab­zu­leh­nen. Der un­ter Be­weis ge­stell­te Ein­wand, der vor­ge­nann­te Wert sei be­reits durch um­lie­gen­de (Mast-)Be­trie­be aus­ge­schöpft, wur­de im Üb­ri­gen in der Kla­ge­be­grün­dung we­der er­ho­ben noch sub­stan­ti­iert dar­ge­legt.

74 cc) Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss ist je­doch des­halb rechts­wid­rig, weil die Stick­stoff­be­rech­nung und da­mit die Ver­träg­lich­keits­prü­fung das Aus­maß der Stick­stoff­re­duk­ti­on durch den Rück­bau der Rast­an­la­ge an der A 28 in Hö­he des FFH-Ge­biets "Garn­holt" über­schätzt, so­dass be­acht­li­che Zwei­fel an der Ver­mei­dung er­heb­li­cher Be­ein­träch­ti­gun­gen ver­blei­ben.

75 (1) Aus­weis­lich der ge­mein­sa­men Er­klä­rung der Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Geo­gr. N. und Dipl.-Phy­si­ker Dr. vom 20. Ju­ni 2022 er­klärt sich der ver­gleichs­wei­se nied­ri­ge Am­mo­ni­ak-Bei­trag in der Ge­samt­stick­stoff­de­po­si­ti­on teil­wei­se mit dem Weg­fall des Rast­plat­zes im Plan­fall, durch den ein Teil der vor­ha­ben­be­ding­ten Am­mo­ni­ak-Zu­satz­be­las­tung kom­pen­siert wird. Der Mo­del­lie­rung zu­grun­de liegt die An­nah­me ei­ner der­zei­ti­gen Nut­zung des Rast­plat­zes durch 800 Kfz/24 h (Un­ter­la­ge 22.5D S. 19). Es be­stehen er­heb­li­che Zwei­fel an der Be­last­bar­keit die­ser Zahl, wel­che der Be­klag­te nicht aus­ge­räumt hat.

76 So wur­de in der Be­rech­nung der Stick­stoff­de­po­si­ti­on in der ur­sprüng­li­chen Fas­sung vom 28. April 2015 noch von ei­ner Ver­kehrs­stär­ke von 724 Kfz/24 h aus­ge­gan­gen. Im Deck­blatt vom 20. März 2020 hin­ge­gen wird die­se mit 800 Kfz/24 h an­ge­ge­ben. Man­gels kon­kret er­mit­tel­ter Ver­kehrs­be­le­gungs­da­ten wer­den als Grund­la­ge bei­der Wer­te Be­ob­ach­tun­gen des Vor­ha­ben­trä­gers und die An­zahl der Stell­plät­ze be­nannt, oh­ne je­doch die nicht un­er­heb­li­che Dif­fe­renz der Zah­len zu er­läu­tern. Erst im Nach­gang zur münd­li­chen Ver­hand­lung hat der Be­klag­te auf die Park­platz­lärm­stu­die des Baye­ri­schen Lan­des­amts für Um­welt (6. Aufl. 2007) ver­wie­sen, aus der sich ei­ne Ver­kehrs­stär­ke von 800 Kfz/24 h er­ge­be. In­des be­ruht die Stu­die auf Zäh­lun­gen an Tank- und Rast­an­la­gen nach heu­te üb­li­cher Bau­wei­se, wo­hin­ge­gen es sich vor­lie­gend um ei­nen un­be­wirt­schaf­te­ten Rast­platz oh­ne WC han­delt. Wenn­gleich die Er­he­bun­gen der baye­ri­schen Stu­die im Be­reich der Rast- und nicht der Tank­an­la­gen durch­ge­führt wur­den, liegt auch de­ren At­trak­ti­vi­tät auf­grund des Vor­han­den­seins von Toi­let­ten und Ver­kaufs­räu­men deut­lich über der­je­ni­gen ei­nes Rast­plat­zes, der über kei­ner­lei In­fra­struk­tur ver­fügt. Folg­lich sind die der Be­rech­nung der Stick­stoff­de­po­si­ti­on zu­grun­de ge­leg­ten Be­le­gungs­zah­len des Rast­plat­zes über­höht und wur­de das Aus­maß der Re­du­zie­rung der Stick­stoff­be­las­tung durch des­sen Rück­bau über­schätzt. Nur mit ei­ner deut­lich ge­rin­ge­ren als der an­ge­nom­me­nen Nut­zung lässt sich im Üb­ri­gen er­klä­ren, dass der Rast­platz oh­ne Wei­te­res auf­ge­ge­ben wer­den kann.

77 Hin­zu kommt, dass die Park­platz­lärm­stu­die selbst dar­auf hin­weist, dass die in ih­rem Rah­men er­mit­tel­ten Fahr­zeug­be­we­gun­gen deut­lich über den­je­ni­gen der Richt­li­ni­en für den Lärm­schutz an Stra­ßen (RLS-90) der For­schungs­ge­sell­schaft für Stra­ßen- und Ver­kehrs­we­sen lie­gen, je­doch emp­fiehlt, der schall­tech­ni­schen Be­rech­nung von Tank- und Rast­an­la­gen die hö­he­ren Er­geb­nis­se zu­grun­de zu le­gen. Die­se Emp­feh­lung ist im Rah­men des Lärm­schut­zes wie auch dann, wenn es um die Be­rech­nung zu­sätz­li­cher Schad­stoff­be­las­tun­gen geht, aus Grün­den der Vor­sor­ge un­be­denk­lich. Sie kann je­doch - weil es dort die ge­gen­tei­li­ge Wir­kung hat - kei­ne Gel­tung be­an­spru­chen, wenn es dar­um geht, das Aus­maß ei­ner mög­li­chen Re­du­zie­rung von Stick­stof­fim­mis­sio­nen zu er­mit­teln.

78 (2) Die vor­ste­hend be­schrie­be­nen Zwei­fel an der Be­last­bar­keit der zu­grun­de ge­leg­ten Da­ten ist ent­ge­gen der An­sicht des Be­klag­ten nicht des­halb un­er­heb­lich, weil es im We­sent­li­chen nur zu ei­ner Ver­schie­bung von Emis­sio­nen von der Au­to­bahn auf den Rast­platz kom­me und des­halb selbst bei An­nah­me ei­ner ge­rin­ge­ren Zahl von Rast­platz­nut­zern das Ab­schnei­de­kri­te­ri­um ge­wahrt wer­de. Trä­fe der Ein­wand zu, d. h. wür­de es kei­nen we­sent­li­chen Un­ter­schied ma­chen, ob der Ver­kehr auf der Au­to­bahn­tras­se oder dem Rast­platz ver­läuft, hät­te der Rück­bau des Rast­plat­zes ins­ge­samt, d. h. un­ab­hän­gig von der Zahl der Nut­zer, nicht oder zu­min­dest nur in ge­rin­gem Maß als re­du­zie­ren­der Fak­tor bei der Stick­stoff­be­las­tung be­rück­sich­tigt wer­den kön­nen. Aus­weis­lich der ge­mein­sa­men Er­klä­rung der Sach­ver­stän­di­gen vom 20. Ju­ni 2022 kam ihm je­doch ma­ß­geb­li­che Be­deu­tung für die Be­rech­nung der Am­mo­ni­ak­belas­tung zu. Der Ein­wand lässt un­be­rück­sich­tigt, dass Be­schleu­ni­gungs­vor­gän­ge, die für Rast­plät­ze ty­pisch sind, be­son­ders schad­stoff­las­tig sind und über den Be­las­tun­gen ei­nes zwar schnel­le­ren, aber gleich­mä­ßi­gen Ver­kehrs­flus­ses lie­gen (vgl. die Zu­sam­men­stel­lung ver­schie­de­ner Stu­di­en in der Do­ku­men­ta­ti­on des Wis­sen­schaft­li­chen Diens­tes des Deut­schen Bun­des­tags, Fahr­zeug-Emis­sio­nen bei 30 km/h und 50 km/h, 2. Au­gust 2019, WD 8 - 3000 - 102/19). Auch die Sach­ver­stän­di­gen der Be­tei­lig­ten wei­sen in ih­rer ge­mein­sa­men Stel­lung­nah­me dem­entspre­chend dar­auf hin, auf dem Rast­platz wer­de im Pro­gno­sen­ull­fall auf­grund der vom nor­ma­len Au­to­bahn­ver­kehr ab­wei­chen­den Ver­kehrs­si­tua­ti­on ein re­la­tiv ge­se­hen deut­lich hö­he­rer Am­mo­ni­ak-Bei­trag emit­tiert.

79 (3) Liegt da­nach der Be­rech­nung der Stick­stoff­be­las­tung ei­ne Über­schät­zung des Re­duk­ti­ons­po­ten­ti­als durch den Rück­bau des Rast­plat­zes an der A 28 zu­grun­de, so ver­blei­ben be­acht­li­che Zwei­fel an der Ver­mei­dung er­heb­li­cher Ge­biets­be­ein­träch­ti­gun­gen un­ge­ach­tet des­sen, dass die ge­naue der­zei­ti­ge Nut­zung des Rast­plat­zes und da­mit die Aus­wir­kun­gen sei­ner Be­sei­ti­gung auf die Stick­stoff­be­las­tung bis­lang nicht er­mit­telt sind. Maß­stab der ge­richt­li­chen Über­prü­fung ist nicht, ob ei­ne Ge­biets­be­ein­träch­ti­gung er­wie­sen, son­dern ob hin­rei­chend ge­wiss ist, dass die Gren­ze der Ge­biets­ver­träg­lich­keit nicht über­schrit­ten wird. In­so­weit kenn­zeich­net den vor­lie­gen­den Fall, dass das Ab­schnei­de­kri­te­ri­um von 0,3 kg N/(haa) selbst nach den bis­he­ri­gen, das Re­duk­ti­ons­po­ten­ti­al des Rast­plat­zes über­schät­zen­den Be­rech­nun­gen nur we­gen der Be­gren­zung auf ei­ne De­zi­mal­stel­le und auch dann nur äu­ßerst knapp nicht über­schrit­ten wird. Aus­weis­lich der letz­ten Be­rech­nung be­läuft sich die vor­ha­ben­be­ding­te Zu­satz­be­las­tung auf 0,346 kg N/(haa). Schon bei ei­ner Er­hö­hung um le­dig­lich 4 g wä­re der sich dann er­ge­ben­de Wert von 0,35 auf 0,4 kg N/(haa) zu run­den und folg­lich das Ab­schnei­de­kri­te­ri­um über­schrit­ten. Vor­keh­run­gen für die­sen Fall trifft der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss nicht. So­weit der Be­klag­te gel­tend macht, bei ei­ner Be­gren­zung der Ge­schwin­dig­keit auch auf der Fahrt­rich­tung Leer re­du­zie­re sich die vor­ha­ben­be­ding­te Zu­satz­be­las­tung auf 0,165 kg N/(haa), ist ei­ne da­hin­ge­hen­de Än­de­rung des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses nicht er­folgt.

80 (4) Der Se­nat kann sei­ner Ent­schei­dung die Über­schät­zung der Rast­platz­nut­zung oh­ne ei­ne Wie­der­eröff­nung der münd­li­chen Ver­hand­lung zu­grun­de le­gen.

81 (a) Der Klä­ger ist mit der Gel­tend­ma­chung der Ein­wän­de ge­gen die Be­rech­nung der Stick­stoff­de­po­si­ti­on hin­sicht­lich der Kom­pen­sa­ti­on vor­ha­ben­be­ding­ter Mehr­be­las­tun­gen durch den Weg­fall des Rast­plat­zes nicht nach § 6 Satz 2 Um­wRG, § 87b Abs. 3 Vw­GO prä­klu­diert. Er hat be­reits mit der Kla­ge­be­grün­dung vom 24. Au­gust 2018 (S. 29) die Be­rech­nung der vor­ha­ben­be­ding­ten Zu­nah­me des Stick­stoff­ein­trags als nicht nach­voll­zieh­bar und un­plau­si­bel ge­rügt. Nach­dem der Be­klag­te im Zu­ge des er­gän­zen­den Ver­fah­rens ei­ne Ak­tua­li­sie­rung der Stick­stoff­be­rech­nung und der FFH-Ver­träg­lich­keits­prü­fung auf der Grund­la­ge ak­tu­el­ler Ein­gangs­da­ten und ei­nes neue­ren Stands der Be­rech­nungs­me­tho­dik ver­an­lasst hat­te (vgl. Un­ter­la­ge 19.4-D S. 43), hat der Klä­ger sei­ne Ein­wän­de nach Er­lass des Plan­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schlus­ses er­gänzt und ver­tieft und un­ter dem 28. April 2021 in­ner­halb der nach § 87b Abs. 1 Satz 1 Vw­GO ge­setz­ten Frist feh­len­de An­ga­ben zur Am­mo­ni­ak-De­po­si­ti­on ge­rügt so­wie - al­ler­dings er­folg­los - die Vor­la­ge der Ein­ga­be­da­ten ge­for­dert, um die­se nach­rech­nen bzw. nach­voll­zie­hen zu kön­nen. In die­sem Zu­sam­men­hang hat er Um­stän­de gel­tend ge­macht, wel­che nach sei­ner An­sicht die Plau­si­bi­li­tät der Be­rech­nung der Stick­stoff­de­po­si­ti­on in Fra­ge stel­len. Die­ses Vor­brin­gen hat er in der münd­li­chen Ver­hand­lung durch ei­ne Kon­troll­be­rech­nung kon­kre­ti­siert, die zu dem Er­geb­nis führ­te, dass sich die von dem Be­klag­ten und der Bei­ge­la­de­nen er­rech­ne­te Ge­samt­be­las­tung be­reits al­lein aus den NOX-Wer­ten er­gibt, wor­aus der Klä­ger im Um­kehr­schluss ge­fol­gert hat, dass die da­ne­ben ma­ß­geb­li­chen Am­mo­ni­ak­wer­te nicht be­rück­sich­tigt wor­den sein kön­nen. Da es sich hier­bei um die Kon­kre­ti­sie­rung ei­nes frist­ge­recht er­ho­be­nen Ein­wands und nicht um des­sen erst­ma­li­ge Gel­tend­ma­chung han­del­te, kann dem Klä­ger nicht ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den, dass sich die für die Be­rech­nung er­for­der­li­chen Da­ten be­reits aus den vor­han­de­nen und dem Klä­ger be­kann­ten Un­ter­la­gen er­ga­ben.

82 Hat der Klä­ger so­mit in­ner­halb der Be­grün­dungs­frist kon­kre­te Ein­wän­de ge­gen die Stick­stoff­be­rech­nung er­ho­ben und den Vor­wurf feh­len­der Plau­si­bi­li­tät mit­tels meh­re­rer ein­zel­ner Kri­tik­punk­te sub­stan­ti­iert, so ge­reicht es ihm vor­lie­gend an­ge­sichts der Be­son­der­hei­ten des Falls nicht zum Nach­teil, dass sich die Am­mo­ni­ak­berech­nung letzt­lich nicht auf­grund die­ser, son­dern we­gen an­de­rer Punk­te als feh­ler­haft er­weist. In­so­weit ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass sich die Be­deu­tung des Rück­baus des Rast­plat­zes als Kom­pen­sa­ti­on zu­min­dest ei­nes Teils vor­ha­ben­be­ding­ter Mehr­be­las­tun­gen aus kei­ner der Fas­sun­gen der Stick­stoff­be­rech­nung oder der FFH-Ver­träg­lich­keits­prü­fun­gen er­gibt. Dar­in wird der Weg­fall le­dig­lich kurz un­ter der Über­schrift "La­ge­da­ten" (Loh­mey­er, Stick­stoff­de­po­si­ti­on <März 2020>, Un­ter­la­ge 22.5D S. 14 so­wie <Au­gust 2017> S. 10) bzw. "Ein­gangs­da­ten" (Loh­mey­er, Stick­stoff­de­po­si­ti­on <No­vem­ber 2012> S. 6) er­wähnt, nicht aber bei der an­sons­ten sehr aus­führ­li­chen Dar­stel­lung der Be­rech­nungs­fak­to­ren und -me­tho­den. Der Ein­wand des Be­klag­ten, es sei auch oh­ne wei­te­re Er­läu­te­run­gen selbst für Lai­en of­fen­kun­dig, dass die bis­her auf dem Rast­platz ent­ste­hen­den Emis­sio­nen für die Be­rech­nung im Plan­fall in Ab­zug ge­bracht wür­den, über­zeugt nicht. Der Se­nat hat in der münd­li­chen Ver­hand­lung auf wie­der­hol­te Nach­fra­ge, wie die Dif­fe­renz zwi­schen der zu­nächst plau­si­blen Kon­troll­rech­nung des Sach­ver­stän­di­gen des Klä­gers und den Be­rech­nun­gen des Bü­ros Loh­mey­er zu er­klä­ren sei, we­der von dem Be­klag­ten noch von der Bei­ge­la­de­nen ei­ne ein­deu­ti­ge, be­last­ba­re Aus­kunft er­hal­ten. De­ren Sach­ver­stän­di­ger hat le­dig­lich ein­mal die Ver­mu­tung ge­äu­ßert, der ver­gleichs­wei­se nied­ri­ge Am­mo­ni­ak­bei­trag kön­ne sich durch den Weg­fall des Rast­plat­zes er­klä­ren. Hin­zu kommt, dass dem Klä­ger in­ner­halb der Be­grün­dungs­frist - und auch da­nach - trotz aus­drück­li­cher Bit­te die Ein­ga­be­da­ten nicht zu­gäng­lich ge­macht wur­den.

83 (b) Der Se­nat konn­te die Feh­ler­haf­tig­keit der Be­rech­nung dar­über hin­aus be­rück­sich­ti­gen, ob­wohl der Klä­ger den Ein­wand ei­nes über­höh­ten An­sat­zes der auf die bis­he­ri­ge Nut­zung des Rast­plat­zes ent­fal­len­den Emis­sio­nen erst­mals mit nach­ge­las­se­nem Schrift­satz vom 22. Ju­ni 2022 er­ho­ben hat. Ge­mäß § 173 Vw­GO i. V. m. § 283 ZPO hat das Ge­richt Vor­brin­gen in nach­ge­las­se­nen Schrift­sät­zen zu be­rück­sich­ti­gen, das sich im Rah­men des ge­währ­ten Nach­schub­rechts hält. Den Be­tei­lig­ten wur­de in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 31. Mai 2022 ein Schrift­satz­nach­lass ge­währt, um das Er­geb­nis der ge­mein­sa­men Über­prü­fung der Stick­stoff­be­rech­nung in Be­zug auf den Am­mo­ni­ak­ein­trag dar­zu­le­gen. Für des­sen Be­rech­nung war, wie die Sach­ver­stän­di­gen bei­der Sei­ten in ih­rer ge­mein­sa­men Er­klä­rung vom 20. Ju­ni 2022 aus­ge­führt ha­ben, u. a. der Weg­fall des Rast­plat­zes ma­ß­geb­lich. Der Ein­wand, des­sen Be­deu­tung sei über­schätzt wor­den, ist da­her von dem ge­währ­ten Nach­lass um­fasst.

84 (c) Der Se­nat konn­te schlie­ß­lich ent­schei­den, oh­ne die münd­li­che Ver­hand­lung ge­mäß § 104 Abs. 3 Satz 2 Vw­GO wie­der zu er­öff­nen. Die Be­tei­lig­ten ha­ben zu dem vor­ge­nann­ten Ein­wand um­fas­send Stel­lung ge­nom­men. Der Sach­ver­halt war zu­dem hin­sicht­lich der Zah­len ge­klärt, die der Be­rech­nung der Stick­stoff­de­po­si­ti­on be­züg­lich des Kom­pen­sa­ti­ons­po­ten­ti­als durch den Weg­fall des Rast­plat­zes zu­grun­de la­gen, ein­schlie­ß­lich ih­rer Her­lei­tung aus der Park­platz­lärm­stu­die des Baye­ri­schen Lan­des­amts für Um­welt. Der Rechts­streit be­durf­te da­her kei­ner wei­te­ren Sach­ver­halts­er­mitt­lung oder Er­ör­te­rung, son­dern war ent­schei­dungs­reif.

85 Ei­ne Wie­der­eröff­nung war auch nicht ge­bo­ten, um dem Be­klag­ten Ge­le­gen­heit zu ge­ben, den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss um ei­ne Ge­schwin­dig­keits­be­gren­zung auf der Rich­tungs­fahr­bahn Leer zu er­gän­zen. Mit der Hin­nah­me ei­ner denk­bar knap­pen, al­lein auf ma­the­ma­ti­schen Run­dungs­re­geln be­ru­hen­den Wah­rung des Ab­schnei­de­kri­te­ri­ums sind der Be­klag­te und die Bei­ge­la­de­ne das Ri­si­ko ein­ge­gan­gen, dass schon kleins­te Feh­ler bei der Stick­stoff­be­rech­nung zum Er­folg der Kla­ge füh­ren, ob­wohl aus ih­rer Sicht die Mög­lich­keit be­stan­den hät­te, den Vor­ga­ben des Ge­biets­schut­zes aus­rei­chend und recht­zei­tig Rech­nung zu tra­gen. An­ge­sichts des­sen so­wie des Um­stands, dass ab dem Zeit­punkt der In­be­trieb­nah­me der A 20 im ge­sam­ten wei­te­ren Ver­lauf bis Bad Se­ge­berg oh­ne­hin aus Grün­den der Ver­kehrs­si­cher­heit ei­ne Ge­schwin­dig­keits­be­gren­zung auf bei­den Rich­tungs­fahr­bah­nen der A 28 vor­ge­se­hen ist (vgl. Plan­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schluss S. 8 Nr. 1.​1.​5.​4), wä­re die frü­he­re An­ord­nung ei­nes Tem­po­li­mits auf der Rich­tungs­fahr­bahn Leer ent­ge­gen der An­sicht des Be­klag­ten kei­ne "Maß­nah­me ins Blaue hin­ein" ge­we­sen, son­dern hät­te glei­cher­ma­ßen dem um­welt­recht­li­chen Vor­sor­ge­ge­dan­ken wie auch pro­zes­sua­len Er­wä­gun­gen Rech­nung ge­tra­gen.

86 Es wi­der­sprä­che der ge­bo­te­nen rich­ter­li­chen Neu­tra­li­tät, der­art grenz­wer­ti­ge Pla­nun­gen da­durch ab­zu­si­chern, dass Vor­ha­ben­trä­ger und Plan­fest­stel­lungs­be­hör­den auch in die­sem Fall dar­auf ver­trau­en könn­ten, not­falls noch so recht­zei­tig durch das Ge­richt "ge­warnt" zu wer­den, dass sie den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss zur Ab­wen­dung ei­ner sich an­dern­falls ab­zeich­nen­den Pro­zess­nie­der­la­ge - gleich­sam "in letz­ter Mi­nu­te" – ent­spre­chend rich­ter­li­cher Vor­ga­ben an­pas­sen kön­nen. Auch in­so­weit fun­gie­ren die Ver­wal­tungs­ge­rich­te nicht als "Re­pa­ra­tur­be­trieb" der Ver­wal­tung (vgl. zu den Gren­zen der ge­richt­li­chen Mit­wir­kung bei der Feh­ler­hei­lung BVer­wG, Be­schluss vom 10. Ok­to­ber 2017 - 9 A 16.16 - Buch­holz 310 § 54 Vw­GO Nr. 83 Rn. 9).

87 Zu­gleich ist es an­ge­sichts der Viel­zahl von Feh­lern der Stick­stoff­be­rech­nung so­wie der wei­te­ren auf­ge­wor­fe­nen Fra­gen der Be­rech­nung der Stick­stoff­de­po­si­ti­on, zu de­nen teil­wei­se so­gar di­ver­gie­ren­de, zu­min­dest aber nicht ein­deu­ti­ge, da kurz­fris­tig ein­ge­hol­te Stel­lung­nah­men von Mit­au­to­ren des Stick­stoffleit­fa­dens vor­lie­gen, an­ge­zeigt, die­se nicht le­dig­lich im Hin­blick auf die Um­ge­hung ein­zel­ner pro­zes­sua­ler Ri­si­ken ei­ner Neu­be­wer­tung zu un­ter­zie­hen. Erst da­nach lässt sich auf ver­läss­li­cher Grund­la­ge be­ur­tei­len, ob ein beid­sei­ti­ges Tem­po­li­mit ver­nünf­ti­ge Zwei­fel an der Ge­biets­ver­träg­lich­keit des Vor­ha­bens aus­schlie­ßt.

88 dd) Ist folg­lich ei­ne er­neu­te Be­rech­nung der Stick­stoff­de­po­si­tio­nen er­for­der­lich, so be­darf es kei­ner Ent­schei­dung dar­über, ob bzw. wie in den vor­lie­gen­den Mo­del­lie­run­gen dem so­ge­nann­ten Wald­rand­ef­fekt hät­te Rech­nung ge­tra­gen wer­den müs­sen und wel­che De­po­si­ti­ons­ge­schwin­dig­kei­ten in An­satz zu brin­gen sind.

89 Zu­gleich war dem Ge­richts­hof der Eu­ro­päi­schen Uni­on die Fra­ge, ob die ha­bi­tat­schutz­recht­li­che Do­ku­men­ta­ti­ons­pflicht die Vor­la­ge der Ein­ga­be­da­ten ei­ner Im­mis­si­ons­pro­gno­se er­for­dert (Vor­la­ge­fra­ge 3), schon des­halb nicht vor­zu­le­gen, weil dem Klä­ger die­se Da­ten zwi­schen­zeit­lich vor­lie­gen und es hier­auf da­her für die Ent­schei­dung des Rechts­streits nicht an­kommt.

90 III. Der Klä­ger kann sich nicht mit Er­folg auf ei­nen Ver­stoß ge­gen Re­ge­lun­gen des Ar­ten­schut­zes be­ru­fen.

91 Sein Vor­brin­gen er­schöpft sich dies­be­züg­lich in wei­ten Tei­len in Kurz­zu­sam­men­fas­sun­gen von bei­ge­füg­ten Gut­ach­ten so­wie Ver­wei­sun­gen hier­auf und ver­zich­tet zu­dem weit­ge­hend auf ei­ne Sub­sum­ti­on un­ter recht­li­che Vor­ga­ben oder die bis­he­ri­ge Recht­spre­chung so­wie auf ei­ne Aus­ein­an­der­set­zung mit den Plan­fest­stel­lungs­un­ter­la­gen. Es ge­nügt in­so­weit, auch oh­ne dass hier­auf im Fol­gen­den ge­son­dert ein­ge­gan­gen wird, nicht den An­for­de­run­gen ge­mäß § 6 Satz 1 Um­wRG, § 67 Abs. 4 Vw­GO. Dar­über hin­aus be­schrän­ken sich die nach­fol­gen­den Aus­füh­run­gen auf die we­sent­li­chen tat­säch­li­chen Um­stän­de und recht­li­chen Er­wä­gun­gen, wel­che der Se­nat sei­ner Ent­schei­dung zu­grun­de ge­legt hat (vgl. hier­zu BVerfG, Be­schluss vom 2. Ju­li 2018 - 1 BvR 682/12 - NVwZ 2018, 1561 Rn. 19; BVer­wG, Be­schluss vom 5. Fe­bru­ar 1999 - 9 B 797.98 - Buch­holz 310 § 108 Abs. 2 Vw­GO Nr. 4 S. 3).

92 Dies vor­an­ge­stellt, füh­ren die Ein­wän­de des Klä­gers zur Be­stand­s­er­he­bung (1.) so­wie den ein­zel­nen Ver­bots­tat­be­stän­den (2. bis 4.) auf kei­ne Rechts­wid­rig­keit des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses. So­weit die recht­li­che Be­wer­tung ei­ne Un­ver­meid­bar­keit der Be­ein­träch­ti­gung i. S. d. § 15 Abs. 1 BNatSchG vor­aus­setzt, ist die­se Be­din­gung vor­lie­gend er­füllt; in­so­weit wird auf die un­ter C. V. fol­gen­den Aus­füh­run­gen ver­wie­sen.

93 1. Die ge­gen die ar­ten­schutz­recht­li­che Be­stand­s­er­fas­sung er­ho­be­nen Ein­wän­de sind un­be­grün­det.

94 a) Die na­tur­schutz­fach­li­che Prü­fung be­ruht auf hin­rei­chend ak­tu­el­len Da­ten. Die klä­ge­ri­sche Kri­tik ist un­be­grün­det.

95 Die der Pla­nung zu­grun­de­lie­gen­den Kar­tie­run­gen wur­den zwi­schen Ok­to­ber 2009 und De­zem­ber 2010 durch­ge­führt und für ein­zel­ne Ar­ten­grup­pen bis ins Jahr 2011 fort­ge­setzt bzw. ver­tieft. Zum Vor­kom­men von Rep­ti­li­en, Am­phi­bi­en, Tag- und Nacht­fal­tern, Heu­schre­cken und Kä­fern er­folg­te 2011 ei­ne Po­ten­ti­al­ab­schät­zung mit­tels ei­ner Be­ge­hung so­wie der Aus­wer­tung vor­han­de­ner Da­ten; 2013 wur­den dies­be­züg­lich zu­sätz­li­che Er­he­bun­gen durch­ge­führt. Im Jahr 2012 wur­den die Er­geb­nis­se der Kar­tie­rung der Brut­vö­gel über­prüft und er­gän­zen­de Un­ter­su­chun­gen zum Auf­tre­ten von Fle­der­mäu­sen, Am­phi­bi­en, Fi­schen, Rund­mäu­lern und Li­bel­len durch­ge­führt. In den Jah­ren 2015 und 2016 fand so­dann zur Über­prü­fung der Bio­top­struk­tur und -ty­pen ei­ne Plau­si­bi­li­täts­prü­fung statt (vgl. Un­ter­la­ge 19.2.4) und wur­de die Be­wer­tung zur Avi­f­au­na ak­tua­li­siert (Un­ter­la­ge 19.​3.​1.​1).

96 Der Ein­wand des Klä­gers, es dürf­ten kei­ne Da­ten ver­wen­det wer­den, die acht Jah­re alt oder noch äl­ter sei­en, ist un­be­grün­det. Es gibt kei­ne ge­setz­li­chen Vor­ga­ben zur Ak­tua­li­tät na­tur­schutz­fach­li­cher Be­stands­auf­nah­men. Die­se hängt von den Um­stän­den des Ein­zel­falls ab, na­ment­lich da­von, ob zwi­schen­zeit­lich so gra­vie­ren­de Än­de­run­gen auf­ge­tre­ten sind, dass die ge­won­ne­nen Er­kennt­nis­se nicht mehr die tat­säch­li­chen Ge­ge­ben­hei­ten wie­der­ge­ben (vgl. BVer­wG, Be­schluss vom 14. April 2011 - 4 B 77.09 - ju­ris Rn. 66; Ur­teil vom 4. Ju­ni 2020 - 7 A 1.18 - Buch­holz 406.403 § 34 BNatSchG 2010 Nr. 18 Rn. 38). Als Leit­li­nie für die Pra­xis mag es im An­satz sinn­voll sein, die Taug­lich­keit der Da­ten­grund­la­ge an ei­ner zeit­li­chen - in der Re­gel fünf­jäh­ri­gen - Gren­ze aus­zu­rich­ten. Ei­ne sol­che Gren­ze kann aber nur ei­nen all­ge­mei­nen An­halt bie­ten; sie än­dert nichts dar­an, dass die Ak­tua­li­tät der Da­ten­grund­la­ge nach Ma­ß­ga­be prak­ti­scher Ver­nunft un­ter Be­rück­sich­ti­gung der je­wei­li­gen Ein­zel­fall­um­stän­de zu be­ur­tei­len ist (vgl. BVer­wG, Ur­tei­le vom 9. Fe­bru­ar 2017 - 7 A 2.15 - BVer­w­GE 158, 1 Rn. 149 f. und vom 3. No­vem­ber 2020 - 9 A 7.19 - BVer­w­GE 170, 138 Rn. 319; aus­führ­lich hier­zu Traut­ner/May­er, NuR 2021, 315). Vor­ha­ben­trä­ger und Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de müs­sen da­her zu­nächst prü­fen, ob die Er­kennt­nis­se trotz des Zeit­ab­laufs im Zeit­punkt der Plan­fest­stel­lung noch aus­sa­ge­kräf­tig sind; erst von den Er­geb­nis­sen die­ser Über­prü­fung hängt ab, ob und in wel­chem Um­fang neu kar­tiert wer­den muss (vgl. BVer­wG, Ur­tei­le vom 10. No­vem­ber 2016 - 9 A 18.15 - Buch­holz 451.91 Eu­ropUm­weltR Nr. 68 <in­so­weit in BVer­w­GE 156, 215 nicht ab­ge­druckt> Rn. 45, vom 29. Ju­ni 2017 - 3 A 1.16 - Buch­holz 442.09 § 18 AEG Nr. 77 Rn. 124 und vom 9. No­vem­ber 2017 - 3 A 4.15 - BVer­w­GE 160, 263 Rn. 44). Dem hat der Be­klag­te hier Rech­nung ge­tra­gen und in den Jah­ren 2015 und 2016 die Plau­si­bi­li­tät der Er­mitt­lun­gen mit dem Er­geb­nis un­ter­sucht, dass ei­ne Ak­tua­li­sie­rung der Be­stands­da­ten nicht er­for­der­lich ist. Die Un­te­re Na­tur­schutz­be­hör­de hat dem zu­ge­stimmt.

97 Mit der Plau­si­bi­li­täts­prü­fung und ih­rer aus­führ­li­chen Be­grün­dung so­wie der Ak­tua­li­sie­rung der Be­wer­tung der Avi­f­au­na hat sich der Klä­ger in­ner­halb der Kla­ge­be­grün­dungs­frist nicht aus­ein­an­der­ge­setzt. So­weit er im Rah­men sei­ner er­gän­zen­den Kla­ge­be­grün­dung vom 18. Mai 2021 nach Er­lass des Plan­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schlus­ses un­ter Ver­weis auf ein Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen Dr. S. gel­tend macht, auf ei­ner Stich­pro­ben­flä­che im Wald­ge­biet "Garn­holt" sei­en im Jahr 2019 er­heb­lich mehr Re­vie­re kar­tiert wor­den als im Plan­fest­stel­lungs­be­schluss be­rück­sich­tigt, ist das Vor­brin­gen un­ge­ach­tet der Fra­ge sei­ner hin­rei­chen­den Sub­stan­ti­ie­rung ver­spä­tet. Denn der Plan­fest­stel­lungs­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schluss ent­hält mit Aus­nah­me von Maß­nah­men, wel­che an Brut­ver­su­che ei­nes See­ad­lers an­knüp­fen, kei­ne neu­en oder ab­wei­chen­den ar­ten­schutz­recht­li­chen Fest­stel­lun­gen oder Be­wer­tun­gen, so dass in­so­weit die Kla­ge­be­grün­dungs­frist nicht er­neut in Gang ge­setzt wor­den ist. Hin­zu kommt, dass nach Er­lass des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses durch­ge­führ­te Er­he­bun­gen in ei­nem Na­tur­raum in der Re­gel nicht ge­eig­net sind, ei­ne der Pla­nung zu­grun­de­lie­gen­de frü­he­re, nach Me­tho­dik und Um­fang ord­nungs­ge­mä­ße ar­ten­schutz­recht­li­che Be­stands­auf­nah­me in Fra­ge zu stel­len (BVer­wG, Ur­teil vom 12. Au­gust 2009 - 9 A 64.07 - BVer­w­GE 134, 308 Rn. 50 und - zum Bio­top­schutz - Ur­teil vom 3. No­vem­ber 2020 - 9 A 9.19 - BVer­w­GE 170, 210 Rn. 175). Im Üb­ri­gen weist der Be­klag­te zu­tref­fend dar­auf hin, dass die un­ter­schied­li­chen An­ga­ben des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses und des Sach­ver­stän­di­gen des Klä­gers nicht auf ei­ne un­zu­rei­chen­de Er­fas­sung oder nach­träg­li­che Än­de­run­gen schlie­ßen las­sen, son­dern dar­auf be­ru­hen, dass Dr. S. al­le vor­kom­men­den Brut­re­vie­re dar­ge­stellt hat, die fau­nis­ti­sche Be­stand­s­er­fas­sung hin­ge­gen nur die­je­ni­gen pla­nungs­re­le­van­ter und ein­zel­scharf zu be­trach­ten­der Ar­ten.

98 b) So­weit der Klä­ger Ein­wän­de ge­gen die der ar­ten­schutz­recht­li­chen Er­fas­sung zu­grun­de­lie­gen­de Gil­den­bil­dung er­hebt, ver­weist er im We­sent­li­chen le­dig­lich auf die Stel­lung­nah­me sei­nes Sach­ver­stän­di­gen und setzt sich auch nicht mit der vor­ge­nann­ten Ak­tua­li­sie­rung der Be­wer­tung der Avi­f­au­na aus­ein­an­der. Im Üb­ri­gen ist es grund­sätz­lich zu­läs­sig, wenn die Be­hör­de ei­ne na­tur­schutz­fach­lich be­grün­de­te Aus­wahl zwi­schen den­je­ni­gen ge­schütz­ten (pla­nungs­re­le­van­ten) Ar­ten, die bei der Ar­ten­schutz­prü­fung im Sin­ne ei­ner Art-für-Art-Be­trach­tung ein­zeln zu be­ar­bei­ten sind, und nicht ge­fähr­de­ten, son­dern all­ge­mein ver­brei­te­ten Vo­gel­ar­ten (sog. Al­ler­welts­ar­ten) mit güns­ti­gem Er­hal­tungs­zu­stand und gro­ßer An­pas­sungs­fä­hig­keit vor­nimmt, be­züg­lich de­rer im Re­gel­fall da­von aus­ge­gan­gen wer­den kann, dass nicht ge­gen die Ver­bo­te des § 44 BNatSchG ver­sto­ßen wird und bei de­nen die raum­be­zo­ge­ne Prü­fung durch ei­ne Gil­den­bil­dung er­setzt wer­den kann (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 3. No­vem­ber 2020 - 9 A 12.19 - ju­ris Rn. 517 <in­so­weit in BVer­w­GE 170, 33 nicht ab­ge­druckt>; Be­schluss vom 15. Ju­li 2020 - 9 B 5.20 - NVwZ 2021, 254 Rn. 16 ff.). Dem steht das Ur­teil des Ge­richts­hofs der Eu­ro­päi­schen Uni­on vom 4. März 2021 - C-473/19 u. a. [ECLI:​EU:​C:​2021:​166] - (NuR 2021, 186) nicht ent­ge­gen; dar­in ging es um pau­scha­le Le­ga­l­aus­nah­men, die be­stimm­te Vo­gel­grup­pen von vorn­her­ein von ei­ner Ar­ten­schutz­prü­fung aus­neh­men, und da­mit um ei­ne an­de­re Fall­kon­stel­la­ti­on (vgl. BVer­wG, Be­schluss vom 15. Ju­li 2020 - 9 B 5.20 - NVwZ 2021, 254 Rn. 19).

99 2. Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss ver­letzt nicht § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG. Ins­be­son­de­re ver­stö­ßt die Um­set­zung von Moor­frö­schen und Fle­der­mäu­sen zur Ver­mei­dung von de­ren bau­zeit­li­cher Ge­fähr­dung nicht ge­gen das Ver­bot, wild­le­ben­de Tie­re be­son­ders ge­schütz­ter Ar­ten zu fan­gen.

100 a) Ge­mäß der Maß­nah­me 17.11 VCEF soll das Ein­wan­dern von Moor­frö­schen in das Bau­feld durch Fang­zäu­ne ver­mie­den und sol­len die ge­sam­mel­ten Tie­re an ih­re tra­di­tio­nel­len Laich­ge­wäs­ser um­ge­setzt wer­den. Die Maß­nah­me 17.23 VCEF be­stimmt, vor der Bau­feld­frei­räu­mung Bäu­me auf Fle­der­maus­be­satz zu prü­fen und ge­fun­de­ne Tie­re fach­ge­recht um­zu­set­zen. Da­mit han­delt es sich um er­for­der­li­che und un­ver­meid­ba­re Maß­nah­men, die auf den Schutz der Tie­re vor Tö­tung oder Ver­let­zung ge­rich­tet sind. Sie ver­sto­ßen da­her ge­mäß § 44 Abs. 5 Satz 2 Nr. 2 BNatSchG nicht ge­gen das Fang­ver­bot.

101 b) Die vor­ge­nann­te Re­ge­lung ist mit Art. 12 Abs. 1 Buchst. a FFH-RL ver­ein­bar. Da­nach ver­bie­ten die Mit­glied­staa­ten al­le ab­sicht­li­chen For­men des Fangs oder der Tö­tung von aus der Na­tur ent­nom­me­nen Ex­em­pla­ren ge­schütz­ter Ar­ten. Be­reits die Zu­sam­men­fas­sung des Fangs und der Tö­tung in ei­nem Ver­bots­tat­be­stand zeigt, dass auch dem Fang nur ei­ne end­gül­ti­ge Ent­nah­me aus dem Na­tur­haus­halt un­ter­fällt. So­weit es Art. 16 Abs. 1 FFH-RL den Mit­glied­staa­ten er­mög­licht, von den Ver­bo­ten des Art. 12 FFH-RL ab­zu­wei­chen, steht dies un­ter dem Vor­be­halt, dass die Po­pu­la­ti­on der be­tref­fen­den Art in ih­rem na­tür­li­chen Ver­brei­tungs­ge­biet trotz der Aus­nah­me­re­ge­lung in ei­nem na­tür­li­chen Er­hal­tungs­zu­stand ver­bleibt. Dies legt eben­falls na­he, dass als Fang nur die end­gül­ti­ge Ent­nah­me aus dem Na­tur­haus­halt ge­meint ist. Auch der Sinn und Zweck der Re­ge­lung strei­ten da­für, ei­ne Maß­nah­me, die dem Schutz der Tie­re gilt, nicht un­ter ein Ver­bot zu stel­len. Dar­über hin­aus un­ter­bin­det das Uni­ons­recht nur ein ab­sichts­vol­les Han­deln und setzt in­so­weit vor­aus, dass der Han­deln­de den Fang oder die Tö­tung will oder zu­min­dest in Kauf nimmt (vgl. Eu­GH, Ur­teil vom 18. Mai 2006 - C-221/04 [ECLI:​EU:​C:​2006:​329] - NuR 2007, 261 Rn. 71); der Wil­le, Tie­re zu schüt­zen, schlie­ßt die­se Ab­sicht aus (vgl. OVG Lü­ne­burg, Ur­teil vom 31. Ju­li 2018 - 7 KS 17/16 - ju­ris Rn. 265; BT-Drs. 18/11939 S. 18). Dem­entspre­chend hat auch die Eu­ro­päi­sche Kom­mis­si­on in ih­rem Schrei­ben an das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Um­welt vom 18. No­vem­ber 2013 mit­ge­teilt, dass das über­ge­ord­ne­te Ziel ei­ner Maß­nah­me ma­ß­geb­lich ist und dass Ver­fol­gen und Fan­gen so­wie un­ver­meid­ba­re Be­ein­träch­ti­gun­gen im Rah­men ge­eig­ne­ter CEF-Maß­nah­men des­halb kei­nen vor­sätz­li­chen Ver­stoß ge­gen Art. 12 FFH-RL dar­stel­len, da sie dar­auf ab­zie­len, Schä­den an der Funk­ti­on, Qua­li­tät oder In­te­gri­tät der Stand­or­te ei­ner Art so weit wie mög­lich zu ver­mei­den, und nur vor­über­ge­hen­der Na­tur sind.

102 Be­stehen da­nach - zu­mal nach der Klar­stel­lung durch die Kom­mis­si­on - kei­ne Zwei­fel an der Ver­ein­bar­keit von § 44 Abs. 5 Satz 2 Nr. 2 BNatSchG mit Uni­ons­recht, hält der Se­nat an sei­ner im Ur­teil vom 14. Ju­li 2011 - 9 A 12.10 - (BVer­w­GE 140, 149 Rn. 130) ge­äu­ßer­ten An­sicht, die Fra­ge kön­ne nur im Rah­men ei­ner Vor­la­ge an den Ge­richts­hof der Eu­ro­päi­schen Uni­on ge­klärt wer­den, nicht fest.

103 c) Der Ein­wand des Klä­gers, die Rah­men­be­din­gun­gen der Schutz­maß­nah­men i. S. d § 44 Abs. 5 Satz 2 Nr. 2 BNatSchG sei­en im Ge­setz nicht hin­rei­chend fest­ge­legt, um ih­re Aus­nah­me vom Ver­bot des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG zu recht­fer­ti­gen, ist un­be­grün­det. Die Pri­vi­le­gie­rung er­streckt sich nur auf das Fan­gen und Nach­stel­len so­wie die Ent­nah­me, Be­schä­di­gung und Zer­stö­rung der Ent­wick­lungs­for­men; die üb­ri­gen Ver­bots­tat­be­stän­de des § 44 Abs. 1 bis 3 BNatSchG blei­ben hier­von un­be­rührt. Dar­über hin­aus muss die Maß­nah­me er­for­der­lich und müs­sen die Be­ein­träch­ti­gun­gen un­ver­meid­bar sein. Dies setzt u. a. vor­aus, dass die Maß­nah­me ent­spre­chend den fach­li­chen Stan­dards und Sorg­falts­pflich­ten durch qua­li­fi­zier­tes Per­so­nal durch­ge­führt wird (vgl. BT-Drs. 18/11939 S. 18). An­ge­sichts der streng ar­ten­be­zo­ge­nen Prü­fung der Maß­nah­men und ih­rer Ab­hän­gig­keit von den Um­stän­den des Ein­zel­falls schei­det ei­ne wei­ter­ge­hen­de Fest­le­gung auf der abs­trakt-ge­ne­rel­len Ebe­ne des Ge­set­zes aus. All­ge­mei­ne Vor­ga­ben zu fach­li­chen Stan­dards kön­nen ge­ge­be­nen­falls in Leit­fä­den for­mu­liert wer­den (vgl. zur Um­sied­lung bei­spiels­wei­se Lütt­mann et al., Me­tho­den­hand­buch zur Ar­ten­schutz­prü­fung in NRW, 2021, S. 55 ff.). Letzt­lich muss die Durch­füh­rung der Schutz­maß­nah­men auf der Ebe­ne der Plan­fest­stel­lung im Ein­zel­fall ge­prüft und kon­kret an­hand der Kri­te­ri­en der Er­for­der­lich­keit und Un­ver­meid­bar­keit aus­ge­stal­tet wer­den.

104 Dem trägt die vor­lie­gen­de Pla­nung da­durch Rech­nung, dass die Um­set­zung der Moor­frö­sche nur durch ge­eig­ne­tes Fach­per­so­nal durch­ge­führt wer­den darf und die Maß­nah­men­um­set­zung im Rah­men ei­ner Um­welt­bau­über­wa­chung er­folgt. Die La­ge der Laich­ge­wäs­ser, in wel­che die Um­set­zung er­folgt, ist eben­so vor­ge­ge­ben wie die Ein­zel­hei­ten der Ein­rich­tung und Kon­trol­le der Fang­zaun­an­la­ge, u. a. im Rah­men ei­ner Um­welt­bau­be­glei­tung. Die Fle­der­maus­be­satz­prü­fun­gen, das Ver­schlie­ßen von Quar­tie­ren und das Um­set­zen von Tie­ren dür­fen nur von art- und sach­kun­di­gen Fach­leu­ten un­ter recht­zei­ti­ger Ein­bin­dung der Un­te­ren Na­tur­schutz­be­hör­de er­fol­gen. Es sind kei­ne An­halts­punk­te da­für er­sicht­lich, dass die Maß­nah­men nicht er­for­der­lich oder dass die da­mit ver­bun­de­nen Be­ein­träch­ti­gun­gen ver­meid­bar wä­ren. Auch der Klä­ger hat kei­ne da­hin­ge­hen­den Ein­wän­de er­ho­ben.

105 d) Der An­trag des Klä­gers, Be­weis dar­über zu er­he­ben, dass es für ein­zel­ne, in dem Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen Dr. S. ge­nann­te Ar­ten aus den dort ge­nann­ten Grün­den zu ei­ner si­gni­fi­kan­ten Er­hö­hung des Tö­tungs­ri­si­kos kom­men wür­de (Be­weis­an­trag Nr. 8), war ab­zu­leh­nen. Ihm liegt kein sub­stan­ti­ier­ter Kla­ge­vor­trag zu­grun­de. Die Kla­ge­be­grün­dung be­nennt we­der die be­trof­fe­nen Ar­ten noch legt sie dar, wor­in ein ar­ten­schutz­recht­li­cher Feh­ler lie­gen soll. Ei­ne Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Plan­fest­stel­lungs­be­schluss, ins­be­son­de­re den um­fang­rei­chen Bau­zei­ten­be­schrän­kun­gen zur Ver­mei­dung u. a. von Tö­tun­gen, er­folgt eben­falls nicht.

106 Der wei­te­re An­trag, Be­weis dar­über zu er­he­ben, dass es zur Ver­wirk­li­chung der im Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen Dr. S. ge­nann­ten Ver­bots­tat­be­stän­de des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG kommt (Be­weis­an­trag Nr. 9), hat dem­entspre­chend eben­falls kei­nen Er­folg. Der Be­weis­an­trag be­trifft im Üb­ri­gen kei­ne ein­zel­ne na­tur­schutz­fach­lich auf­klä­rungs­fä­hi­ge Tat­sa­chen­be­haup­tung, son­dern zielt dar­auf ab, die recht­li­che Prü­fung ei­nes Ver­bots­tat­be­stands durch ei­nen Sach­ver­stän­di­gen vor­zu­neh­men; dies ist ei­nem Be­weis nicht zu­gäng­lich (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 12. Ju­ni 2019 - 9 A 2.18 - Buch­holz 451.91 Eu­ropUm­weltR Nr. 75 Rn. 62 <in­so­weit in BVer­w­GE 166, 1 nicht ab­ge­druckt>).

107 Es be­darf des Wei­te­ren kei­ner Be­weis­er­he­bung, dass der zur Be­sei­ti­gung vor­ge­se­he­ne Sumpf­wald auf dem ehe­ma­li­gen Stand­ort­übungs­platz Fried­richs­feld Le­bens­raum für ein­zeln be­nann­te wild­le­ben­de Tie­re ist, die an die­sen be­son­de­ren Le­bens­raum an­ge­passt und von ihm ab­hän­gig sind, und dass die­ser für die Tier- und Pflan­zen­ar­ten nach sei­ner Um­wand­lung ver­lo­ren geht oder nur noch in sehr ein­ge­schränk­tem Maß zur Ver­fü­gung steht (Be­weis­an­trag Nr. 14). Auch hier­zu ent­hält die Kla­ge­be­grün­dung kei­nen sub­stan­ti­ier­ten Vor­trag; sie legt we­der dar, wie wel­cher Ver­bots­tat­be­stand er­füllt wird, noch geht sie auf die CEF-Maß­nah­men zum Schutz von Tier- und Pflan­zen­ar­ten ein oder setzt sich mit dem ge­son­der­ten Ar­ten­schutz­bei­trag Fried­richs­feld aus­ein­an­der (Un­ter­la­ge 19.3.3). Das Vor­kom­men der ge­nann­ten Tier- und Pflan­zen­ar­ten, die al­ler­dings kei­nes­falls al­le ei­nen be­son­de­ren Be­zug zum Sumpf­wald ha­ben, ist dar­über hin­aus eben­so un­strei­tig wie der Ver­lust von 16,2 ha Sumpf­wald ein­schlie­ß­lich sei­ner Bio­top- und Ha­bi­tat­funk­ti­on.

108 Da­zu, dass die Um­wand­lung des Sumpf­wal­des für ein­zeln be­nann­te Ar­ten zur Ver­wirk­li­chung ar­ten­schutz­recht­li­cher Ver­bots­tat­be­stän­de - u. a. des § 44 Abs. 1 Nr. 1, aber auch des § 44 Abs. 1 Nr. 3 und 4 BNatSchG - füh­ren wür­de (Be­weis­an­trag Nr. 15), war man­gels ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen Kla­ge­be­grün­dung eben­falls kein Be­weis zu er­he­ben. Dar­über hin­aus ist die recht­li­che Prü­fung ein­zel­ner Ver­bots­tat­be­stän­de - wie be­reits dar­ge­legt - kei­nem Sach­ver­stän­di­gen­be­weis zu­gäng­lich.

109 3. Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss ver­stö­ßt nicht ge­gen das Stö­rungs­ver­bot ge­mäß § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG.

110 a) So­weit der Klä­ger ei­ne Gleich­set­zung des Le­bens­raum­schut­zes ge­mäß § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG und des Stö­rungs­tat­be­stands des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG kri­ti­siert, ver­kennt er, dass der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss den recht­li­chen An­satz des Ar­ten­schutz­bei­trags (Un­ter­la­ge 19.3.1) nicht über­nimmt, son­dern auf ei­ner ei­gen­stän­di­gen Prü­fung und Wer­tung be­ruht.

111 Ge­mäß § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG sind er­heb­li­che Stö­run­gen der dort ge­nann­ten Ar­ten wäh­rend be­stimm­ter, für die Art­erhal­tung be­son­ders be­deut­sa­mer Zeit­räu­me ver­bo­ten, wo­bei ei­ne Stö­rung dann er­heb­lich ist, wenn sich durch sie der Er­hal­tungs­zu­stand der lo­ka­len Po­pu­la­ti­on ei­ner Art ver­schlech­tert. Der Stö­rungs­tat­be­stand kann vor al­lem durch bau- und be­triebs­be­ding­te Be­ein­träch­ti­gun­gen der ge­schütz­ten Tier­ar­ten in Ge­stalt von akus­ti­schen und op­ti­schen Stör­wir­kun­gen, aber auch durch Trenn­wir­kun­gen er­füllt wer­den, die von der vor­ge­se­he­nen Tras­se aus­ge­hen (BVer­wG, Ur­teil vom 28. März 2013 - 9 A 22.11 - BVer­w­GE 146, 145 Rn. 118 m. w. N.). In­so­weit sind - ab­hän­gig vom Aus­maß der vor­ge­nann­ten Ein­wir­kun­gen - Über­schnei­dun­gen mit dem Tat­be­stand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG mög­lich, der u. a. die Zer­stö­rung von Fort­pflan­zungs- oder Ru­he­stät­ten der wild le­ben­den Tie­re der be­son­ders ge­schütz­ten Ar­ten ver­bie­tet (vgl. LA­NA, Hin­wei­se zu zen­tra­len un­be­stimm­ten Rechts­be­grif­fen des Bun­des­na­tur­schutz­ge­set­zes, 2009, S. 5; BfN, Be­son­de­rer Ar­ten­schutz bei Ein­grif­fen, https://​www.​bfn.​de/​bes​onde​rer-​art​ensc​hutz-​bei-​ein​grif​fen#​anchor-​4113). Ma­ß­geb­lich für die Ab­gren­zung ist, ob die mit Stö­run­gen ver­bun­de­nen Ver­drän­gungs­wir­kun­gen nur tem­po­rä­rer Art sind und sich des­halb nicht nach­hal­tig auf die Ha­bi­tat­be­din­gun­gen der be­trof­fe­nen Ar­ten aus­wir­ken (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 18. März 2009 - 9 A 39.07 - BVer­w­GE 133, 239 Rn. 86) oder ob Fort­pflan­zungs- oder Ru­he­stät­ten dau­er­haft ver­lo­ren ge­hen.

112 Der Ar­ten­schutz­bei­trag be­han­delt vor­ha­ben­be­ding­te Be­ein­träch­ti­gun­gen der Avi­f­au­na teils als Stö­rung i. S. d. § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG, teils als Be­schä­di­gung i. S. d. § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG. Der Be­klag­te hat die­se recht­li­che Ein­ord­nung nicht un­be­se­hen über­nom­men, son­dern die Sach­ver­stän­di­ge Dr. M. um ei­ne Über­prü­fung ge­be­ten. Dies führ­te zu ei­ner dif­fe­ren­zier­te­ren Be­trach­tung, wo­nach das Be­schä­di­gungs­ver­bot (nur) bei ei­ner dau­er­haf­ten Über­bau­ung von Re­vie­ren be­trof­fen ist, der Ein­tritt bei­der Ver­bots­tat­be­stän­de aber da­durch ver­hin­dert wird, dass die vor­ge­se­he­nen CEF-Maß­nah­men­kom­ple­xe 12 ACEF und 13 ACEF zu­gleich als Scha­dens­ver­mei­dungs­maß­nah­men die lo­ka­len Po­pu­la­tio­nen der von Stö­run­gen be­trof­fe­nen Ar­ten so sta­bi­li­sie­ren, dass kei­ne er­heb­li­che Stö­rung ein­tritt. Da in der Recht­spre­chung des Se­nats an­er­kannt ist, dass Aus­gleichs­maß­nah­men auch im Rah­men der Prü­fung des Stö­rungs­tat­be­stands zu be­rück­sich­ti­gen sind, so­weit sie ver­hin­dern, dass Stö­run­gen Po­pu­la­ti­ons­wirk­sam­keit er­rei­chen (vgl. BVer­wG, Ur­tei­le vom 12. März 2008 - 9 A 3.06 - BVer­w­GE 130, 299 Rn. 258 f., vom 18. März 2009 - 9 A 39.07 - BVer­w­GE 133, 239 Rn. 86, vom 12. Au­gust 2009 - 9 A 64.07 - BVer­w­GE 134, 308 Rn. 90 und vom 14. April 2010 - 9 A 5.08 - BVer­w­GE 136, 291 Rn. 128), be­stehen hier­ge­gen kei­ne grund­sätz­li­chen recht­li­chen Be­den­ken. Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss über­nimmt die Be­wer­tung der Sach­ver­stän­di­gen, in­dem er (nur) dau­er­haf­te Stö­run­gen im Tras­sen­be­reich, d. h. im über­bau­ten Be­reich, als Be­schä­di­gung be­han­delt und be­züg­lich der als Stö­rung zu wer­ten­den Be­ein­träch­ti­gun­gen dar­auf ver­weist, dass die Maß­nah­men­kom­ple­xe 12 ACEF und 13 ACEF in­so­weit die Funk­ti­on von Ver­mei­dungs­maß­nah­men ha­ben (vgl. PFB S. 244).

113 Der Klä­ger setzt sich mit der vor­ste­hend be­schrie­be­nen Wer­tung nicht aus­ein­an­der. Un­strei­tig ist, dass ei­ne Über­bau­ung ei­ne Zer­stö­rung des Re­viers und nicht le­dig­lich ei­ne Stö­rung der dort le­ben­den Ar­ten dar­stellt. Ob dar­über hin­aus wei­te­re Be­ein­träch­ti­gun­gen als Be­schä­di­gung oder Zer­stö­rung i. S. d. § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG hät­ten be­wer­tet wer­den müs­sen, kann da­hin­ge­stellt blei­ben, da der Klä­ger - um­ge­kehrt - al­lein rügt, dem Stö­rungs­ver­bot un­ter­fal­len­de Tat­be­stän­de sei­en zu Un­recht als Zer­stö­rung von Fort­pflan­zungs- und Ru­he­stät­ten be­wer­tet wor­den.

114 b) Die plan­fest­ge­stell­ten Maß­nah­men­pa­ke­te 12 ACEF und 13 ACEF ver­hin­dern ei­ne Ver­schlech­te­rung des Er­hal­tungs­zu­stands der lo­ka­len Po­pu­la­tio­nen der be­trof­fe­nen Ar­ten (§ 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG) und si­chern zu­gleich den Fort­be­stand der öko­lo­gi­schen Funk­ti­on der be­trof­fe­nen Fort­pflan­zungs- und Ru­he­stät­ten (§ 44 Abs. 5 Satz 2 Nr. 3 BNatSchG). Das hier­ge­gen ge­rich­te­te Vor­brin­gen des Klä­gers be­schränkt sich im We­sent­li­chen auf Ver­wei­se auf das ar­ten­schutz­recht­li­che Gut­ach­ten von Dr. S., des­sen Aus­füh­run­gen der Be­klag­te im Üb­ri­gen sach­ver­stän­dig un­ter­stützt im Ein­zel­nen ent­ge­gen­ge­tre­ten ist. Da­nach be­stehen kei­ne Be­den­ken hin­sicht­lich der Eig­nung der Maß­nah­men. Ins­be­son­de­re sind auf dem ehe­ma­li­gen Stand­ort­übungs­platz Fried­richs­feld, auf wel­chem die Maß­nah­men ver­wirk­licht wer­den, die stren­gen An­for­de­run­gen ei­nes räum­lich-funk­tio­na­len Zu­sam­men­hangs (vgl. BVer­wG, Be­schluss vom 15. Ju­li 2020 - 9 B 5.20 - NVwZ 2021, 254 Rn. 21) ge­wahrt.

115 aa) Die Vor­aus­set­zun­gen der Pri­vi­le­gie­rung un­ver­meid­ba­rer Be­ein­träch­ti­gun­gen be­züg­lich des Be­schä­di­gungs- und Zer­stö­rungs­ver­bots über­schnei­den sich mit den­je­ni­gen des Tat­be­stands des Stö­rungs­ver­bots; in­so­fern ver­hin­dert die Maß­nah­me den Ein­tritt bei­der Ver­bots­tat­be­stän­de. Wenn da­nach ma­ß­geb­lich ist, ob sich durch ei­ne Stö­rung der Er­hal­tungs­zu­stand der lo­ka­len Po­pu­la­ti­on ver­schlech­tert, so um­fasst Letz­te­re die­je­ni­gen (Teil-)Ha­bi­ta­te und Ak­ti­vi­täts­be­rei­che der In­di­vi­du­en ei­ner Art, die in ei­nem für die Le­bens(-raum)an­sprü­che der Art aus­rei­chen­den räum­lich-funk­tio­na­len Zu­sam­men­hang ste­hen (vgl. BT-Drs. 16/5100 S. 11), und wählt da­mit den sel­ben Be­zugs­punkt wie § 44 Abs. 5 Satz 2 Nr. 3 BNatSchG. Ma­ß­geb­lich sind in­so­weit die art­spe­zi­fi­schen Ver­net­zungs­di­stan­zen, d. h. et­wai­ge wei­te­re Teil­po­pu­la­tio­nen oder Er­satz­le­bens­räu­me müs­sen sich in­ner­halb des Ak­ti­ons­ra­di­us der in ih­rem bis­he­ri­gen Ha­bi­tat be­trof­fe­nen Ar­ten be­fin­den (vgl. OVG Ko­blenz, Ur­teil vom 6. No­vem­ber 2019 - 8 C 10240/18 - ju­ris Rn. 267; Lau, in: Frenz/Müg­gen­borg, BNatSchG, 3. Aufl. 2021, § 44 Rn. 79 m. w. N.). Die blo­ße Er­reich­bar­keit ge­nügt da­her nicht. Viel­mehr muss der­ge­stalt ein Zu­sam­men­hang zwi­schen den In­di­vi­du­en des Ein­griff­ge­biets und den­je­ni­gen des Um­sied­lungs­ge­biets be­stehen, dass zwi­schen ih­nen bio­öko­lo­gi­sche Wech­sel­be­zie­hun­gen im Sin­ne ei­nes tren­nungs- und stö­rungs­frei­en öko­lo­gi­schen Aus­tauschs be­stehen bzw. – so­fern ein Er­satz­ha­bi­tat erst ge­schaf­fen wird - be­stehen kön­nen (vgl. BVer­wG, Ur­tei­le vom 23. Au­gust 1996 - 4 A 29.95 - Buch­holz 407.4 § 19 FStrG Nr. 8 S. 10 und vom 6. No­vem­ber 2013 - 9 A 14.12 - Buch­holz 407.4 § 17 FStrG Nr. 233 Rn. 122 <in­so­weit in BVer­w­GE 148, 373 nicht ab­ge­druckt>; Ge­richts­be­scheid vom 10. Sep­tem­ber 1998 - 4 A 35.97 - Buch­holz 406.401 § 8 BNatSchG Nr. 25 S. 28).

116 Ma­ß­geb­lich hier­für sind die Ver­hal­tens­wei­sen und Ha­bi­tat­an­sprü­che der ein­zel­nen Ar­ten. Mit dem Maß­nah­men­pa­ket 12 ACEF wird für die von dem Vor­ha­ben be­trof­fe­nen Wie­sen­vo­gel­ar­ten in bis zu 12 km Ent­fer­nung auf dem ehe­ma­li­gen Stand­ort­übungs­platz ei­ne Flä­che ex­ten­siv ge­nutz­ten Grün­lands mit dem Kie­bitz als Leit­art ge­schaf­fen. Da­mit liegt die Maß­nah­men­flä­che in­ner­halb des Ak­ti­ons­ra­di­us der be­trof­fe­nen Ar­ten, ins­be­son­de­re des Kie­bit­zes, be­züg­lich des­sen Her­an­zie­hung als Leit­art der Klä­ger kei­ne Ein­wän­de er­ho­ben hat. Der Kie­bitz ist in be­grenz­tem Um­fang ge­le­ge­orts- und brut­platz­treu; et­wa 70 % der Kie­bitz­fun­de be­ring­ter Tie­re wäh­rend der Brut­zeit fie­len in Stu­di­en in ei­nen Um­kreis von 20 km um den Ort der Her­kunft. Da­her kön­nen die Vor­kom­men im Um­kreis von bis zu 20 km zu ei­ner lo­ka­len In­di­vi­du­en­ge­mein­schaft zu­sam­men­ge­fasst wer­den (vgl. den End­be­richt des ent­spre­chen­den For­schungs- und Ent­wick­lungs­vor­ha­bens Run­ge et al., Rah­men­be­din­gun­gen für die Wirk­sam­keit von Maß­nah­men des Ar­ten­schut­zes bei In­fra­struk­tur­vor­ha­ben, 2010, S. A 120, A 122). Die vor­lie­gend in­mit­ten ste­hen­de Di­stanz bleibt deut­lich hin­ter den vor­ge­nann­ten Er­kennt­nis­sen, auf die der Klä­ger nicht ein­geht, zu­rück und wahrt da­her die An­for­de­run­gen an die räum­li­che Nä­he der Maß­nah­men. Auf die in der münd­li­chen Ver­hand­lung an­ge­spro­che­ne Fra­ge ei­ner so­ge­nann­ten Kas­ka­den­be­sied­lung kommt es da­nach nicht an.

117 Dar­über, dass die im Rah­men der Maß­nah­me 12 ACEF Fried­richs­feld ge­plan­te Her­stel­lung von Brut­ha­bi­ta­ten für Wie­sen­vö­gel die An­for­de­run­gen des räum­li­chen Zu­sam­men­hangs nach § 44 Abs. 5 Satz 2 Nr. 3 BNatSchG nicht er­füllt, weil ei­ne Ent­fer­nung von 9 bis 12 km zu den Ein­griffs­flä­chen zu groß ist und da­her nicht da­mit ge­rech­net wer­den kann, dass die Tie­re auf die neue Flä­che um­sie­deln (Be­weis­an­trag Nr. 18), war da­nach kein Be­weis zu er­he­ben. Nach stän­di­ger Recht­spre­chung kann sich ein Ge­richt in Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren grund­sätz­lich auch auf be­reits vor­lie­gen­de gut­ach­ter­li­che Stel­lung­nah­men ein­schlie­ß­lich der Er­kennt­nis­se aus For­schungs­vor­ha­ben stüt­zen, falls sich de­ren feh­len­de Eig­nung nicht auf­drängt. Gut­ach­ten und fach­tech­ni­sche Stel­lung­nah­men sind dann un­ge­eig­net, wenn sie gro­be, of­fen er­kenn­ba­re Män­gel oder un­lös­ba­re Wi­der­sprü­che auf­wei­sen, wenn sie von un­zu­tref­fen­den sach­li­chen Vor­aus­set­zun­gen aus­ge­hen oder wenn Zwei­fel an der Sach­kun­de oder der Un­par­tei­lich­keit des Gut­ach­ters be­stehen (vgl. BVer­wG, Be­schluss vom 8. März 2018 - 9 B 25.17 - DVBl 2018, 1179 Rn. 32 m. w. N.). Der­ar­ti­ge Män­gel sind we­der er­sicht­lich noch vom Klä­ger auf­ge­zeigt; auch sonst hat er kei­ne Tat­sa­chen vor­ge­tra­gen, wel­che die An­nah­men der Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de er­schüt­tern.

118 bb) Die Ein­wän­de des Klä­gers hin­sicht­lich der Eig­nung bzw. des Er­folgs der Maß­nah­men 12 ACEF sind - un­ge­ach­tet der Fra­ge ih­rer hin­rei­chen­den Sub­stan­ti­ie­rung - un­be­grün­det.

119 Zu Un­recht un­ter­stellt der Klä­ger, der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss ge­he da­von aus, auch die zwi­schen dem Vor­ha­ben und dem Fried­richs­feld lie­gen­de Flä­che sol­le, ob­wohl un­ge­eig­net, als an­gren­zen­der Le­bens­raum zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den. Der Plan­fest­stel­lung liegt viel­mehr, wie auch die münd­li­che Ver­hand­lung be­stä­tigt hat, die An­nah­me zu­grun­de, dass der auf dem ehe­ma­li­gen Stand­ort­übungs­platz ge­plan­te Of­fen­land­be­reich mit 133 ha für die Schaf­fung ei­nes Er­satz­le­bens­raums für Brut­vö­gel des Of­fen­lan­des und der halb­of­fe­nen Ge­hölz­struk­tu­ren - für die von dem Vor­ha­ben be­trof­fe­nen ge­hölz­be­woh­nen­den Vo­gel­ar­ten greift die Maß­nah­me 13 ACEF im Wald­ge­biet Rech­ter Brok - aus­rei­chend ist.

120 Eben­falls un­be­grün­det ist die Kri­tik, zwi­schen der Aus­gangs- und der Ziel­flä­che be­fin­de sich ei­ne Bio­to­p­aus­stat­tung, die von den Tie­ren nicht ger­ne an­ge­nom­men wer­de mit der Fol­ge, dass ei­ne Be­sied­lung des Stand­ort­übungs­plat­zes ver­hin­dert wür­de. Wald­be­stän­de fin­den sich erst im Ab­stand von et­wa 2 km zu der Maß­nah­men­flä­che. Im Üb­ri­gen ist die Land­schaft zwi­schen die­ser und der ge­plan­ten Tras­se durch Äcker und Grün­land ge­prägt; An­halts­punk­te für ei­ne Bar­rie­re sind da­her nicht er­sicht­lich. Hier­ge­gen spricht im Üb­ri­gen auch die in der münd­li­chen Ver­hand­lung dar­ge­leg­te zwi­schen­zeit­li­che Be­sied­lung der be­reits her­ge­stell­ten Flä­chen auf dem Fried­richs­feld durch Kie­bit­ze.

121 Die münd­li­che Ver­hand­lung hat dar­über hin­aus ge­zeigt, dass die Flä­che auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung ei­nes zu er­war­ten­den Ab­stands der Vö­gel zu den am nörd­li­chen, öst­li­chen und west­li­chen Rand des Of­fen­lan­des ge­le­ge­nen Wald­flä­chen hin­rei­chend groß ist. Die da­hin­ge­hen­den Ein­wän­de des Klä­gers und sei­nes Sach­ver­stän­di­gen Dr. S. hat der Gut­ach­ter des Be­klag­ten und der Bei­ge­la­de­nen, Dipl.-Ing. K., zur Über­zeu­gung des Ge­richts ent­kräf­tet. So­weit der Klä­ger ei­nen "Mei­de­be­reich" auch in süd­li­cher Rich­tung be­haup­tet, ist an­ge­sichts der sich dort an­schlie­ßen­den Acker­land- und Grün­flä­chen zu­dem nicht er­kenn­bar, wor­auf die­ser be­ru­hen soll­te.

122 Eben­falls un­be­grün­det ist die Kri­tik des Klä­gers, ei­ne aus­rei­chen­de Ver­näs­sung des Of­fen­land­be­reichs sei nicht mög­lich. Der dies­be­züg­li­che Vor­trag er­schöpft sich in der Kla­ge­be­grün­dung im We­sent­li­chen in ei­nem Ver­weis auf ei­ne bei­ge­füg­te Stel­lung­nah­me des BUND Am­mer­land und ge­nügt da­mit nicht den Be­grün­dungs­an­for­de­run­gen nach § 6 Um­wRG. Das Aus­weich­ha­bi­tat ent­steht zu­dem auf ei­ner Flä­che, die bis­lang mit Sumpf­wald be­stan­den war. Aus­weis­lich der Un­ter­la­ge 19.6.2, Blatt 5, ist die­se Flä­che durch Bio­top­ty­pen mit Bin­dung an feuch­te bzw. nas­se Stand­ort­ver­hält­nis­se so­wie durch grund­feuch­te bis grund­nas­se Stand­or­te ge­prägt. Vor­ge­se­hen ist zu­dem der Rück­bau bis­lang vor­han­de­ner Ent­wäs­se­rungs­ein­rich­tun­gen. Die in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor­ge­leg­ten Licht­bil­der ha­ben dar­über hin­aus die da­nach zu er­war­ten­de aus­rei­chen­de Ver­näs­sung der Flä­che be­stä­tigt.

123 Der Er­folg der Maß­nah­men wird nicht da­durch ge­fähr­det, dass mit dem Plan­fest­stel­lungs­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schluss der Zeit­punkt der Ent­sie­ge­lung von Flä­chen auf dem Fried­richs­feld (Maß­nah­me 12.2 A) da­hin­ge­hend ge­än­dert wur­de, dass sie nicht schon vor Be­ginn, son­dern erst im Zu­ge der Stra­ßen­bau­ar­bei­ten aus­zu­füh­ren ist. Da die Maß­nah­me - an­ders als die üb­ri­gen Maß­nah­men des Pa­kets 12 ACEF - nicht der Her­stel­lung avi­f­au­nis­ti­scher Funk­ti­ons­räu­me als Aus­gleich für de­ren Be­ein­träch­ti­gung, son­dern dem Aus­gleich ver­sie­ge­lungs­be­ding­ter Be­ein­träch­ti­gun­gen der Schutz­gü­ter Bo­den und Was­ser dient, muss­te sie nicht be­reits zum Zeit­punkt des ar­ten­schutz­recht­li­chen Ein­griffs wirk­sam sein. Die Ent­sie­ge­lungs­flä­chen ma­chen zu­dem ins­ge­samt nur we­ni­ger als 8 % des vor­ge­se­he­nen Of­fen­land­be­reichs für Wie­sen­brü­ter aus. Das hier­für trotz der Be­schrän­kung der Bau­zei­ten (Maß­nah­men 203.1 VCEF, 202.4 VCEF) zur Ver­fü­gung ste­hen­de Zeit­fens­ter ist aus­rei­chend, zu­mal der Ver­tre­ter der Bei­ge­la­de­nen in der münd­li­chen Ver­hand­lung un­wi­der­spro­chen dar­ge­legt hat, dass ge­ge­be­nen­falls be­nö­tig­te La­ger­flä­chen auf dem Ge­län­de vor­han­den sind.

124 cc) Schlie­ß­lich sieht die Maß­nah­me 12.1 ACEF ne­ben ei­ner Her­stel­lungs­kon­trol­le im Rah­men der Um­welt­bau­be­glei­tung um­fang­rei­che und län­ger­fris­ti­ge Funk­ti­ons- und Er­folgs­kon­trol­len vor. So er­folgt im zwei­ten Jahr nach der Her­stel­lung ei­ne Funk­ti­ons­kon­trol­le zur Über­prü­fung, ob die Ent­wick­lung der Grün­land­be­stän­de feuch­ter Stand­or­te im Süd­os­ten der Maß­nah­men­flä­che ein­ge­lei­tet ist und die Maß­nah­men zur Was­ser­hal­tung funk­tio­nie­ren; ge­ge­be­nen­falls sind bau­li­che Nach­bes­se­run­gen durch­zu­füh­ren und zwei Jah­re spä­ter er­neut zu kon­trol­lie­ren. Für die Of­fen­land­flä­che wird dar­über hin­aus ein jähr­li­ches Brut­vo­gel­mo­ni­to­ring über ei­nen Zeit­raum von fünf Jah­ren nach der Flä­chen­her­stel­lung vor­ge­se­hen um fest­zu­stel­len, ob das neu ge­schaf­fe­ne Of­fen­land als Wie­sen­brut­vo­gel­le­bens­raum an­ge­nom­men und sich die Ent­wick­lung ei­ner sta­bi­len Le­bens­ge­mein­schaft ein­stel­len wird. Par­al­lel hier­zu wird das Flä­chen­ma­nage­ment (ex­ten­si­ve Be­wirt­schaf­tung, Stö­rungs­frei­heit, Was­ser­hal­tung) ge­mein­sam u. a. mit der zu­stän­di­gen Na­tur­schutz­be­hör­de be­ur­teilt und an­hand der Mo­ni­to­rin­g­er­geb­nis­se op­ti­miert. Soll­te sich nach fünf Jah­ren kein si­gni­fi­kan­ter An­sied­lungs­nach­weis der Ziel­ar­ten ein­stel­len, ist die zu­stän­di­ge Na­tur­schutz­be­hör­de ein­zu­bin­den, um wei­te­re Um­set­zungs­stra­te­gi­en und Mo­di­fi­ka­tio­nen für die Of­fen­lan­d­ar­ten fest­zu­le­gen. Nach der er­folg­rei­chen Ein­rich­tung der Maß­nah­me und Fest­le­gung des Ma­nage­ments er­folgt zu­dem ei­ne fort­lau­fen­de Auf­la­gen­kon­trol­le im Rah­men der Flä­chen­be­treu­ung. Da­mit legt der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss ein hin­rei­chen­des Ri­si­ko­ma­nage­ment fest, wel­ches den Er­folg der Maß­nah­me zu­sätz­lich ab­si­chert.

125 dd) So­weit der Klä­ger mit Schrift­satz vom 2. Mai 2022 wei­te­re Ein­wän­de er­ho­ben hat, sind die­se ver­fris­tet. Dies gilt auch hin­sicht­lich der Kri­tik, der Be­klag­te ha­be prü­fen müs­sen, ob ein Le­bens­raum für Of­fen­land­brü­ter nicht an an­de­rer Stel­le - et­wa durch die Ex­ten­si­vie­rung von Grün­land­flä­chen in der We­ser­marsch - hät­te ge­schaf­fen wer­den kön­nen. In­ner­halb der Kla­ge­be­grün­dungs­frist hat der Klä­ger le­dig­lich gel­tend ge­macht, das Fried­richs­feld wer­de von den Vö­geln nicht an­ge­nom­men wer­den, die­se wür­den statt­des­sen in die We­ser­marsch aus­wei­chen. Letz­te­re stellt im Üb­ri­gen ei­nen von der Geest, wo der Ein­griff er­folgt, ge­son­der­ten Land­schafts­raum dar. Dort vor­han­de­ne oder an­zu­sie­deln­de In­di­vi­du­en bil­den da­her ei­ne ge­son­der­te Po­pu­la­ti­on ge­gen­über den vom Vor­ha­ben be­trof­fe­nen Vö­geln. Dort durch­ge­führ­te Maß­nah­men wä­ren da­her we­der im Rah­men des § 44 Abs. 1 Nr. 2 noch des § 44 Abs. 5 Satz 2 Nr. 3 BNatSchG be­acht­lich (zum Ab­gren­zungs­kri­te­ri­um na­tur­räum­li­cher Land­schafts­ein­hei­ten vgl. LA­NA, Hin­wei­se zu zen­tra­len un­be­stimm­ten Rechts­be­grif­fen des Bun­des­na­tur­schutz­ge­set­zes, 2009, S. 5; BfN, Be­son­de­rer Ar­ten­schutz bei Ein­grif­fen, https://​www.​bfn.​de/​bes​onde​rer-​art​ensc​hutz-​bei-​ein​grif​fen#​anchor-​4113; Run­ge et al., Rah­men­be­din­gun­gen für die Wirk­sam­keit von Maß­nah­men des Ar­ten­schut­zes bei In­fra­struk­tur­vor­ha­ben, 2010, S. 81).

126 c) Die An­nah­me, dass bei ubi­qui­tä­ren Ar­ten in der Re­gel von kei­ner Ver­schlech­te­rung des Er­hal­tungs­zu­stands aus­ge­gan­gen wer­den kann, ent­spricht fach­li­chen Stel­lung­nah­men (vgl. Traut­ner/Joos, NuL 2008, 265 <270 f.>; LA­NA, Hin­wei­se zu zen­tra­len un­be­stimm­ten Rechts­be­grif­fen des Bun­des­na­tur­schutz­ge­set­zes, 2010, S. 6; s. a. Ber­no­tat/Dierschke, Über­ge­ord­ne­te Kri­te­ri­en zur Be­wer­tung der Mor­ta­li­tät wild­le­ben­der Tie­re im Rah­men von Pro­jek­ten und Ein­grif­fen, 3. Fas­sung, Stand 20. Sep­tem­ber 2016, S. 7) und wird in der Recht­spre­chung grund­sätz­lich ge­bil­ligt (vgl. BVer­wG, Ur­tei­le vom 12. März 2008 - 9 A 3.06 - BVer­w­GE 130, 299 Rn. 258 und vom 14. April 2010 - 9 A 5.08 - BVer­w­GE 136, 291 Rn. 128; OVG Lü­ne­burg, Ur­teil vom 31. Ju­li 2018 - 7 KS 17/16 - ju­ris Rn. 286). Da­nach sind die Ver­bots­tat­be­stän­de (nur) im Aus­nah­me­fall im Ein­zel­nen zu prü­fen, et­wa bei Ar­ten, die ge­mäß der Ro­ten Lis­te im ent­spre­chen­den Na­tur­raum be­droht sind, oder bei be­deu­ten­den lo­ka­len Po­pu­la­tio­nen mit nen­nens­wer­ten Be­stän­den im Be­reich des Plans oder Vor­ha­bens (vgl. BVer­wG, Be­schluss vom 8. März 2018 - 9 B 25.17 - DVBl 2018, 1179 Rn. 26). Der­ar­ti­ge Um­stän­de sind hin­sicht­lich der vor­lie­gend als Gil­den be­trach­te­ten Vo­gel­ar­ten we­der er­sicht­lich noch vom Klä­ger gel­tend ge­macht.

127 d) Der An­trag, Be­weis dar­über zu er­he­ben, dass die öst­lich der bei­den Ein­griffs­flä­chen, für die die Maß­nah­me 12 ACEF Fried­richs­feld ei­nen Aus­gleich her­stel­len soll, lie­gen­den Grün­land­be­rei­che in der We­ser­marsch bes­ser ge­eig­net sind als der nörd­lich bzw. nord­west­lich ge­le­ge­ne Stand­ort­übungs­platz Fried­richs­feld und da­her die Wahr­schein­lich­keit, dass die Brut­vö­gel die Flä­chen in Fried­richs­feld an­neh­men, ge­ring ist (Be­weis­an­trag Nr. 19), hat kei­nen Er­folg. Wört­lich ver­stan­den, führt der un­ter Be­weis ge­stell­te Sach­ver­halt zur Eig­nung der Flä­chen in der We­ser­marsch auf kei­ne Feh­ler­haf­tig­keit des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses, da - so man ihn als wahr un­ter­stellt und mit dem Klä­ger die Fra­ge un­ter­schied­li­cher Land­schafts­räu­me au­ßer Be­tracht lässt - auch dann ge­währ­leis­tet wä­re, dass sich der Er­hal­tungs­zu­stand der lo­ka­len Po­pu­la­ti­on nicht ver­schlech­tert. So­weit da­mit un­ter Be­weis ge­stellt wer­den soll, dass es der Be­klag­te ver­säumt ha­be, für die Aus­gleichs­maß­nah­men ei­nen Al­ter­na­tiv­stand­ort zu su­chen, liegt dem An­trag hin­ge­gen - wie vor­ste­hend aus­ge­führt - in­ner­halb der Kla­ge­be­grün­dungs­frist kein sub­stan­ti­ier­ter Vor­trag zu­grun­de und fehlt es da­her auch in­so­weit an der Ent­schei­dungs­er­heb­lich­keit.

128 Eben­falls war kein Be­weis über den Ein­wand zu er­he­ben, die am ehe­ma­li­gen Stand­ort­übungs­platz Fried­richs­feld im Rah­men des Maß­nah­men­kom­ple­xes 12 ACEF vor­ge­se­he­ne Flä­che sei für die Schaf­fung ei­nes Brut­ha­bi­tats für Wie­sen­vö­gel des­halb nicht ge­eig­net, weil die Flä­che nicht hin­rei­chend ver­nässt wer­den kön­ne und weil die auf die­ser Flä­che vor­ge­se­he­nen Blän­ken auf­grund des Un­ter­grunds im­mer wie­der tro­cken­fal­len wür­den (Be­weis­an­trag Nr. 20). Un­ge­ach­tet der un­zu­rei­chen­den Sub­stan­ti­ie­rung des zu­grun­de­lie­gen­den klä­ge­ri­schen Vor­trags han­delt es sich an­ge­sichts der vor­ste­hend be­schrie­be­nen tat­säch­li­chen Ge­ge­ben­hei­ten, mit de­nen sich die Kla­ge­be­grün­dung nicht aus­ein­an­der­setzt, um Be­haup­tun­gen ins Blaue hin­ein, wel­che die An­nah­men des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses und die ihm zu­grun­de­lie­gen­den gut­ach­ter­li­chen Stel­lung­nah­men nicht er­schüt­tern.

129 Schlie­ß­lich war auch der An­trag ab­zu­leh­nen, Be­weis dar­über zu er­he­ben, dass es zu den im Gut­ach­ten Dr. S. ge­nann­ten Ver­bots­tat­be­stän­den des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG kommt (Be­weis­an­trag Nr. 10). Auch in­so­weit fehlt es an ei­nem hin­rei­chend sub­stan­ti­ier­ten Vor­trag und zielt der An­trag nicht auf ei­ne Tat­sa­chen­be­haup­tung, son­dern dar­auf ab, die recht­li­che Prü­fung ei­nes Ver­bots­tat­be­stands durch ei­nen Sach­ver­stän­di­gen vor­zu­neh­men.

130 4. Das Vor­ha­ben führt zu kei­ner un­zu­läs­si­gen Be­ein­träch­ti­gung von Le­bens­stät­ten i. S. v. § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG. Ob in­so­weit zu­min­dest der Vor­trag, Le­bens­stät­ten­zer­stö­run­gen könn­ten für Fle­der­mäu­se nicht durch ei­ne In­stal­la­ti­on von Kas­ten­re­vie­ren aus­ge­gli­chen wer­den, hin­rei­chend sub­stan­ti­iert ist, kann da­hin­ge­stellt blei­ben. Der Ein­wand ist je­den­falls un­be­grün­det, da nach der Maß­nah­me 17.23 VCEF die Käs­ten in Über­ein­stim­mung mit ent­spre­chen­den fach­li­chen Emp­feh­lun­gen (vgl. Run­ge et al., Rah­men­be­din­gun­gen für die Wirk­sam­keit von Maß­nah­men des Ar­ten­schut­zes bei In­fra­struk­tur­vor­ha­ben, 2010, S. 52) nur auf­ge­hängt wer­den, um als "Über­brü­ckungs­maß­nah­me" ei­nen vor­über­ge­hen­den Er­satz­le­bens­raum zu schaf­fen, bis sich die Fle­der­mäu­se, so­fern er­for­der­lich, neue na­tür­li­che Stät­ten ge­sucht ha­ben (vgl. Un­ter­la­ge 9.4 S. 235 f.).

131 Der An­trag, Be­weis dar­über zu er­he­ben, dass es durch die Er­rich­tung und/oder In­be­trieb­nah­me des Vor­ha­bens zu ein­zel­nen, im Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen Dr. S. ge­nann­ten Ver­bots­tat­be­stän­den nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG kom­men wird (Be­weis­an­trag Nr. 11), war ab­zu­leh­nen. Ihm liegt we­der ein hin­rei­chend sub­stan­ti­ier­ter Vor­trag des Klä­gers zu­grun­de noch be­trifft er ei­ne na­tur­schutz­fach­lich auf­klä­rungs­fä­hi­ge Tat­sa­chen­be­haup­tung, son­dern zielt wie­der­um auf die - ei­nem Be­weis nicht zu­gäng­li­che - recht­li­che Prü­fung ei­nes Ver­bots­tat­be­stands durch ei­nen Sach­ver­stän­di­gen ab.

132 IV. Der Ein­wand des Klä­gers, der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss ver­sto­ße ge­gen bio­top­schutz­recht­li­che Vor­schrif­ten, ist un­be­grün­det.

133 Der Klä­ger rügt, die auf dem Fried­richs­feld vor­ge­se­he­nen Maß­nah­men sei­en un­zu­läs­sig, weil hier­durch Bio­to­pe zer­stört wür­den. Hier­von geht in­des auch der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss aus. Er ent­hält da­her be­züg­lich der auf dem ehe­ma­li­gen Stand­ort­übungs­platz durch­ge­führ­ten Maß­nah­men Be­frei­un­gen nach § 67 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 BNatSchG (vgl. PFB S. 7), und zwar von den Ver­bo­ten nach § 30 Abs. 2 BNatSchG für die Be­schä­di­gung/Zer­stö­rung ge­setz­lich ge­schütz­ter Bio­to­pe (Ver­lust von 16,2 ha Sumpf­wald) und von den Ver­bo­ten des § 29 Abs. 2 BNatSchG für die Um­wand­lung von ge­schütz­tem Öd­land und sons­ti­ger na­tur­na­her Flä­chen in Sumpf­wald durch Auf­fors­ten und na­tür­li­che Suk­zes­si­on. Die Be­frei­un­gen wer­den ge­mäß § 67 Abs. 3 BNatSchG mit der Ver­pflich­tung ver­bun­den, dass durch die in der Un­ter­la­ge 9.4 do­ku­men­tier­ten Aus­gleichs- und Er­satz­maß­nah­men ein an­ge­mes­se­ner und zu­mut­ba­rer Aus­gleich oder Er­satz er­folgt. Da­bei ste­hen bei­de Ein­grif­fe in ei­nem wech­sel­sei­ti­gen Ver­hält­nis der­ge­stalt zu­ein­an­der, dass der ei­ne Ein­griff zu­gleich die Kom­pen­sa­ti­ons­maß­nah­me für den an­de­ren ist und um­ge­kehrt (vgl. PFB S. 97 f.).

134 Auf die Vor­aus­set­zun­gen für die Er­tei­lung der Be­frei­un­gen ist der Klä­ger in­ner­halb der Kla­ge­be­grün­dungs­frist nicht ein­ge­gan­gen. Sei­ne Kri­tik be­schränkt sich dar­auf, knapp und un­ter Ver­weis auf ei­ne Stel­lung­nah­me des BUND Am­mer­land die Mög­lich­keit ei­ner Ent­wick­lung von Sumpf­wald we­gen un­zu­rei­chen­der Näs­se und we­gen ei­ner in­va­si­ven Baum­art in Zwei­fel zu zie­hen. Mit den Ein­zel­hei­ten der Maß­nah­me 12.4 A zur Ent­wick­lung na­tur­na­her Sumpf­wald­be­stän­de setzt sich die Kla­ge­be­grün­dung nicht an­satz­wei­se aus­ein­an­der. So wird in dem Maß­nah­men­blatt aus­ge­führt, die Ent­wick­lung na­tur­na­her Sumpf­wäl­der sei in Be­rei­chen mit (stau)feuch­ten Stand­ort­ver­hält­nis­sen durch die fort­schrei­ten­de Eta­blie­rung von Schwarz­erlen und Wei­den­ar­ten im Be­stand be­reits ein­ge­lei­tet, so­dass auf die­sen Flä­chen (ca. 8,9 ha) auf Auf­fors­tungs­maß­nah­men zu­guns­ten ei­ner na­tür­li­chen Suk­zes­si­on ver­zich­tet wer­den kön­ne. Aus­weis­lich der Dar­stel­lung der Hy­dro­lo­gie und der vor­han­de­nen Bio­top­ty­pen (Un­ter­la­ge 19.6.2 Blatt 5) soll der Sumpf­wald ganz über­wie­gend an Stel­len ent­ste­hen, an de­nen schon jetzt "Bio­top­ty­pen mit Bin­dung an feuch­te bzw. nas­se Stand­ort­ver­hält­nis­se" so­wie "grund­fri­sche Stand­or­te" ein­ge­zeich­net sind.

135 Der Ein­wand des Klä­gers, die Be­frei­un­gen hät­ten nicht an­ge­grif­fen wer­den müs­sen, da de­ren Vor­aus­set­zun­gen in­fol­ge des Vor­han­den­seins von Al­ter­na­tiv­flä­chen für die auf dem Fried­richs­feld vor­ge­se­he­nen Aus­gleichs­maß­nah­men ent­fie­len, recht­fer­tigt schon des­halb kei­ne ab­wei­chen­de Be­wer­tung, weil der Klä­ger dies­be­züg­lich - wie be­reits dar­ge­legt - in­ner­halb der Kla­ge­be­grün­dungs­frist kei­ne sub­stan­ti­ier­ten Rü­gen er­ho­ben hat.

136 V. Das Vor­ha­ben ge­nügt der na­tur­schutz­recht­li­chen Ein­griffs­re­ge­lung. Die­se steht ins­be­son­de­re nicht der Durch­füh­rung der Aus­gleichs­maß­nah­men auf dem Ge­län­de des ehe­ma­li­gen Stand­ort­übungs­plat­zes ent­ge­gen.

137 1. Nicht ver­meid­ba­re er­heb­li­che Be­ein­träch­ti­gun­gen von Na­tur und Land­schaft sind, so­weit dies mög­lich ist, ge­mäß § 13 Satz 2 BNatSchG durch Aus­gleichs- oder Er­satz­maß­nah­men zu kom­pen­sie­ren. Er­setzt ist ei­ne Be­ein­träch­ti­gung, wenn und so­bald die be­ein­träch­tig­ten Funk­tio­nen des Na­tur­haus­halts in dem be­trof­fe­nen Na­tur­raum in gleich­wer­ti­ger Wei­se her­ge­stellt sind und das Land­schafts­bild land­schafts­ge­recht neu ge­stal­tet ist (§ 15 Abs. 2 Satz 3 BNatSchG). Für Aus­gleichs- oder Er­satz­maß­nah­men kom­men da­her nur Flä­chen in Be­tracht, die auf­wer­tungs­be­dürf­tig und -fä­hig sind, d. h. die in ei­nen Zu­stand ver­setzt wer­den kön­nen, der sich im Ver­gleich mit dem Frü­he­ren als öko­lo­gisch hö­her­wer­tig ein­stu­fen lässt. Ent­schei­dend ist die öko­lo­gi­sche Ge­samt­bi­lanz aus der Ver­schlech­te­rung durch die Bau­maß­nah­me ei­ner­seits und der öko­lo­gi­schen Auf­wer­tung der Kom­pen­sa­ti­ons­flä­che an­de­rer­seits (BVer­wG, Ur­teil vom 10. No­vem­ber 2016 - 9 A 18.15 - Buch­holz 451.91 Eu­ropUm­weltR Nr. 68 Rn. 52 m. w. N. <in­so­weit in BVer­w­GE 156, 215 nicht ab­ge­druckt>).

138 So­weit die In­an­spruch­nah­me öko­lo­gisch hoch­wer­ti­ger Flä­chen in­mit­ten steht, kom­men die­se, wenn sie be­reits jetzt die Funk­tio­nen er­fül­len, de­ren Be­ein­träch­ti­gung kom­pen­siert wer­den soll, für Aus­gleichs- oder Er­satz­maß­nah­men grund­sätz­lich nicht in Be­tracht (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 23. Au­gust 1996 - 4 A 29.95 - Buch­holz 407.4 § 19 FStrG Nr. 8 S. 14; Gu­ckel­ber­ger, in: Frenz/Müg­gen­borg, BNatSchG, 2. Aufl. 2016, § 15 Rn. 64), so­fern nicht ihr öko­lo­gi­scher Wert noch in ei­nem Ma­ße ge­stei­gert wer­den kann, der das Aus­maß des vor­ha­ben­be­ding­ten Ein­griffs aus­gleicht. Der Vor­ha­ben­trä­ger ist da­bei al­ler­dings nicht dar­auf be­schränkt, Land­schafts­räu­me li­ne­ar der­ge­stalt fort­zu­ent­wi­ckeln, dass vor­han­de­ne Struk­tu­ren le­dig­lich auf­ge­wer­tet, aus­ge­baut und ver­bes­sert wer­den. Da­her steht der Eig­nung ei­ner Flä­che nicht grund­sätz­lich ent­ge­gen, dass dar­auf vor­ge­se­he­ne Maß­nah­men ih­rer­seits ei­nen Ein­griff in Na­tur und Land­schaft dar­stel­len. We­gen ei­nes na­tur­schutz­nä­he­ren End­ziels kann die Be­hör­de Maß­nah­men er­grei­fen, die zu­nächst ei­ne Be­ein­träch­ti­gung des be­stehen­den na­tur­haf­ten Zu­stands dar­stel­len. Er­weist sich die Maß­nah­me in der na­tur­schutz­fach­li­chen Ge­samt­bi­lanz als güns­tig, stellt sie al­so ins­be­son­de­re ei­ne we­sent­li­che Ver­bes­se­rung des be­stehen­den Zu­stan­des dar, be­darf der mit der Maß­nah­me zu­nächst be­wirk­te Ein­griff kei­ner wei­te­ren Kom­pen­sa­ti­on durch Aus­gleichs- und Er­satz­maß­nah­men, son­dern geht re­gel­mä­ßig in die öko­lo­gi­sche Ge­samt­bi­lanz ein (BVer­wG, Be­schluss vom 19. Sep­tem­ber 2014 - 7 B 7.14 - ZUR 2015, 85 Rn. 18). Weist die­se in­des kei­ne Ver­bes­se­rung der in An­spruch ge­nom­me­nen Flä­che aus, hat die Aus­gleichs­maß­nah­me und da­mit der mit ihr ver­bun­de­ne Ein­griff re­gel­mä­ßig zu un­ter­blei­ben, es sei denn, die­ser Ein­griff wird sei­ner­seits kom­pen­siert (BVer­wG, Be­schluss vom 28. Ja­nu­ar 2009 - 7 B 45.08 - Buch­holz 406.400 § 18 BNatSchG 2002 Nr. 1 Rn. 20 f.; Gel­ler­mann, in: Land­mann/Roh­mer, § 15 BNatSchG Rn. 12). Zu­dem dür­fen Flä­chen, die be­reits öko­lo­gisch hoch­wer­tig sind und des­halb ein ver­gleichs­wei­se ge­rin­ges Ver­bes­se­rungs­po­ten­ti­al auf­wei­sen, re­gel­mä­ßig nur nach vor­he­ri­ger Prü­fung, ob nicht auf ei­ne Al­ter­na­tiv­flä­che mit ge­rin­ger öko­lo­gi­scher Wer­tig­keit zu­rück­ge­grif­fen wer­den kann, für Aus­gleichs- und Er­satz­maß­nah­men in An­spruch ge­nom­men wer­den (vgl. BVer­wG, Be­schluss vom 28. Ja­nu­ar 2009 - 7 B 45.08 - Buch­holz 406.400 § 18 BNatSchG 2002 Nr. 1 Rn. 13 f.; Ur­teil vom 10. No­vem­ber 2016 - 9 A 18.15 - Buch­holz 451.91 Eu­ropUm­weltR Nr. 68 Rn. 60 <in­so­weit in BVer­w­GE 156, 215 nicht ab­ge­druckt>; OVG Schles­wig, Ur­teil vom 24. Ju­ni 2008 - 4 LB 15/06 - NuR 2009, 210 <211 f.>).

139 Die­se ein­griffs­recht­li­chen Grund­sät­ze gel­ten un­ab­hän­gig da­von, ob ei­ne Maß­nah­me zu­gleich - wie vor­lie­gend - ne­ben der ein­griffs­recht­li­chen auch ei­ne ar­ten­schutz­recht­li­che Kom­pen­sa­ti­on be­zweckt. Die An­nah­me ei­ner Hier­ar­chie der­ge­stalt, dass für ei­ne Maß­nah­me, die ar­ten­schutz­recht­lich der Wah­rung öko­lo­gi­scher Funk­tio­nen im räum­li­chen Zu­sam­men­hang dient, auch dann hoch­wer­ti­ge Flä­chen oh­ne Wei­te­res in An­spruch ge­nom­men wer­den kön­nen, wenn dar­in zu­gleich ei­ne er­heb­li­che Be­ein­träch­ti­gung von Na­tur und Land­schaft liegt, fin­det, da die ar­ten-, bio­top- und na­tur­schutz­recht­li­chen Ein­griffs- und Aus­gleichs­re­ge­lun­gen grund­sätz­lich gleich­be­rech­tigt ne­ben­ein­an­der ste­hen, im Ge­setz kei­ne Stüt­ze. Wo die­se ein­an­der be­din­gen bzw. be­ein­flus­sen, ist dies - wie et­wa in § 44 Abs. 5 Satz 1 BNatSchG - aus­drück­lich ge­re­gelt.

140 2. Die Durch­füh­rung der Maß­nah­men auf dem Fried­richs­feld ge­nügt die­sen An­for­de­run­gen. Es han­delt sich um ei­ne öko­lo­gisch hoch­wer­ti­ge Flä­che, de­ren Zu­stand sich durch die Durch­füh­rung der Kom­pen­sa­ti­ons­maß­nah­me 12 ACEF zu­nächst ver­schlech­tert (a). Die­ser Ein­griff wird je­doch der­ge­stalt aus­ge­gli­chen, dass die öko­lo­gi­sche Ge­samt­bi­lanz ins­ge­samt ei­ne Ver­bes­se­rung auf­weist (b). Ihm steht schlie­ß­lich nicht ent­ge­gen, dass sich an­stel­le der aus­ge­wähl­ten ei­ne an­de­re Flä­che als Al­ter­na­ti­ve auf­ge­drängt hät­te (c).

141 a) Der ehe­ma­li­ge Stand­ort­übungs­platz stellt der­zeit in Tei­len ei­nen öko­lo­gisch hoch­wer­ti­gen Bio­top­kom­plex aus Wald so­wie of­fe­nen und halb­of­fe­nen Stand­or­ten dar. Die­ser um­fasst ne­ben groß­flä­chi­gen Sumpf­wald­be­stän­den u. a. ma­ge­re Grün­land­flä­chen und wert­vol­le Or­chi­de­en­be­stän­de. Von der Haupt­flä­che des Stand­ort­übungs­plat­zes ent­fal­len 1,8 v. H. auf Bio­top­ty­pen von be­son­de­rer und wei­te­re 46 v. H. auf Bio­top­ty­pen von be­son­de­rer bis all­ge­mei­ner Be­deu­tung; im Be­reich des ehe­ma­li­gen Mu­ni­ti­ons­de­pots west­lich des Haupt­be­reichs be­lau­fen sich die ent­spre­chen­den An­tei­le auf 0,34 v. H. und 38 v. H. Gleich­wohl be­stimmt wei­ter­hin die ehe­ma­li­ge Nut­zung des Stand­ort­übungs­plat­zes und des west­lich ge­le­ge­nen Mu­ni­ti­ons­de­pots die Be­rei­che, so­dass sich auch groß­flä­chig ver­sie­gel­te Flä­chen und Be­bau­ung fin­den. Zu­dem be­stehen ei­ne star­ke Ten­denz der Ver­bu­schung so­wie ein gro­ßer Druck durch ei­ne zu­neh­men­de Frei­zeit­nut­zung (vgl. Un­ter­la­gen 9.4 S. 82 und 19.6 .1 S. 31 ff.).

142 Mit der Her­stel­lung ei­nes ins­ge­samt 133 ha gro­ßen Of­fen­land­be­reichs für Wie­sen­brü­ter (Maß­nah­me 12.1 ACEF) wer­den vor­ha­ben­be­ding­te Re­vier­ver­lus­te aus­ge­gli­chen, je­doch zu­gleich groß­flä­chig Ge­höl­ze - ins­be­son­de­re 16,2 ha ge­setz­lich ge­schütz­ter Sumpf­wald - ge­ro­det. Da­mit han­delt es sich, wo­von auch der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss aus­geht, nicht um le­dig­lich vor­über­ge­hen­de Ein­grif­fe auf dem Weg zu ei­nem na­tur­schutz­nä­he­ren End­ziel, son­dern um er­heb­li­che, ih­rer­seits kom­pen­sa­ti­ons­be­dürf­ti­ge Be­ein­träch­ti­gun­gen.

143 b) Die­se wer­den in­des in­ner­halb des Plan­ge­biets durch die Ent­wick­lung von Sumpf­wald und wei­te­re Auf­fors­tungs­maß­nah­men kom­pen­siert (vgl. Maß­nah­men 12.3 ACEF, 12.4 A und 200 EFORST).

144 Die vor­ge­se­he­nen Maß­nah­men er­rei­chen da­bei ins­ge­samt ei­ne öko­lo­gi­sche Wer­tig­keit, die nicht nur den vor­ha­ben­be­ding­ten, son­dern auch den Ein­griff auf dem Stand­ort­übungs­platz aus­gleicht und da­mit über die­je­ni­ge des der­zei­ti­gen Be­stan­des hin­aus­geht. Ins­be­son­de­re wird durch die An­pflan­zung von Sumpf­wald­be­stän­den und durch wei­te­re Auf­fors­tun­gen (vgl. Maß­nah­men 12.3 ACEF, 12.4 A, 12.5 A und 200 EFORST) hin­rei­chen­der Er­satz für die Ro­dung von Ge­höl­zen zur Her­stel­lung des Of­fen­land­be­reichs ge­schaf­fen. Ent­schei­dend hier­für ist die Ge­samt­bi­lanz nach dem der Pla­nung zu­grun­de ge­leg­ten Bio­top­be­wer­tungs­ver­fah­ren. Die Gut­ach­ter des Be­klag­ten und der Bei­ge­la­de­nen, Prof. Dr. K. und Dipl.-Ing. K., ha­ben hier­zu zur Über­zeu­gung des Se­nats in der münd­li­chen Ver­hand­lung ei­ne Er­hö­hung der Bio­top­wert­punk­te spä­tes­tens nach 25 Jah­ren von der­zeit rund 8 Mio. auf 12 Mio. und da­mit ei­ne deut­li­che Ver­bes­se­rung der öko­lo­gi­schen Ge­samt­bi­lanz dar­ge­legt. In­so­weit hat der Sach­ver­stän­di­ge Prof. Dr. Ka. dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es für die Auf­wer­tung nicht al­lein dar­auf an­kommt, dass der Sumpf­wald zeit­nah wie­der auf­ge­fors­tet wird, son­dern dass schon ei­nem jun­gen Sumpf­wald, ins­be­son­de­re auch we­gen der Ver­näs­sung, be­reits in­ner­halb deut­lich kür­ze­rer Zeit ei­ne ho­he Wer­tig­keit zu­kommt und er le­dig­lich zur Wie­der­her­stel­lung der bis­he­ri­gen Funk­tio­nen län­ge­re Zeit be­nö­tigt. Die Ent­wick­lungs­zei­ten sind zu­dem be­reits im Bio­top­be­wer­tungs­ver­fah­ren be­rück­sich­tigt (vgl. bei­spiels­wei­se An­la­ge 5 der BKompV, lit. B). Hin­zu kommt, dass mit dem Rück­bau von Ent­wäs­se­rungs­ein­rich­tun­gen ei­ne Ver­näs­sung auch des Of­fen­land­be­reichs er­folgt, mit­hin auf der ge­sam­ten Flä­che ein kli­ma­tisch po­si­ti­ver Ef­fekt er­zielt wird, und dass durch die Re­duk­ti­on der Frei­zeit­nut­zung des Fried­richs­felds, wel­che bis­lang auf dem Ge­biet las­te­te und dem Na­tur­schutz ab­träg­lich war, die öko­lo­gi­sche Funk­ti­on ver­bes­sert wird. Zu­dem wird ei­ner zu­neh­men­den Ver­bu­schung ent­ge­gen­ge­wirkt.

145 Der Ver­ein­bar­keit mit den ein­griffs­recht­li­chen An­for­de­run­gen steht da­bei nicht ent­ge­gen, dass der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss die Auf­fors­tung nicht als Aus­gleichs-, son­dern als Er­satz­maß­nah­me be­wer­tet. Denn seit der Neu­fas­sung des § 15 Abs. 2 Satz 1 BNatSchG 2010 ste­hen Aus­gleichs- und Er­satz­maß­nah­men gleich­ran­gig ne­ben­ein­an­der (vgl. BVer­wG, Be­schluss vom 19. Sep­tem­ber 2014 - 7 B 7.14 - ZUR 2015, 85 Rn. 18).

146 c) Wie aus­ge­führt, hat der Klä­ger in­ner­halb der Kla­ge­be­grün­dungs­frist nicht dar­ge­legt, dass auf ei­ne Al­ter­na­tiv­flä­che mit ge­rin­ge­rer Wer­tig­keit hät­te zu­rück­ge­grif­fen wer­den kön­nen, und lie­gen die von ihm ver­spä­tet be­nann­ten Al­ter­na­tiv­flä­chen in grö­ße­rer Ent­fer­nung in­ner­halb ei­nes an­de­ren Na­tur­raums. Ge­richt­li­cher Über­prü­fungs­maß­stab ist im Üb­ri­gen, ob sich ein an­de­rer Stand­ort auf­ge­drängt hät­te. Hier­für hat auch die münd­li­che Ver­hand­lung kei­ne An­halts­punk­te er­ge­ben. Da­nach strei­tet für die Wahl des ehe­ma­li­gen Stand­ort­übungs­plat­zes viel­mehr ne­ben des­sen Auf­wer­tungs­fä­hig­keit, dass es sich um ei­ne gro­ße, zu­sam­men­hän­gen­de und des­halb bes­ser zu kon­trol­lie­ren­de Flä­che han­delt.

147 3. Der ein­griffs­recht­li­chen Be­wer­tung liegt schlie­ß­lich kei­ne feh­ler­haf­te Be­rech­nung von Ent­sie­ge­lungs­flä­chen zu­grun­de. Der Ver­tre­ter der Bei­ge­la­de­nen hat die da­hin­ge­hen­den Ein­wän­de des Klä­gers in der münd­li­chen Ver­hand­lung zur Über­zeu­gung des Se­nats ent­kräf­tet.

148 VI. Oh­ne Er­folg rügt der Klä­ger, auch nach der An­ord­nung des Ein­baus von Bo­den­re­ten­ti­ons­fil­ter­an­la­gen und der Über­ar­bei­tung des was­ser­recht­li­chen Fach­bei­trags im Zu­ge des Plan­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­ver­fah­rens wi­der­spre­che das Vor­ha­ben was­ser­recht­li­chen Be­stim­mun­gen.

149 So­weit er zur Be­grün­dung auf ein bei­ge­füg­tes Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen Dr. So. ver­weist, wer­den des­sen Er­geb­nis­se le­dig­lich punk­tu­ell er­wähnt bzw. zu­sam­men­ge­fasst, oh­ne dass ei­ne recht­li­che oder tat­säch­li­che Ein­ord­nung er­folgt oder das Vor­brin­gen aus sich her­aus ver­ständ­lich ist. Dar­über hin­aus rügt der Klä­ger, Pa­ra­me­ter sei­en nicht un­ter­sucht wor­den und Ein­stu­fun­gen für meh­re­re Qua­li­täts­kom­po­nen­ten fehl­ten, oh­ne die­se auch nur zu be­nen­nen. Dies ge­nügt den An­for­de­run­gen an die Kla­ge­be­grün­dung nicht.

150 Auch im Üb­ri­gen führt das Vor­brin­gen des Klä­gers auf kei­ne Rechts­wid­rig­keit des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses in der Fas­sung des Plan­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schlus­ses. So ver­kennt sein Ein­wand, das Vor­ha­ben ge­nü­ge nicht den An­for­de­run­gen der Richt­li­ni­en für bau­tech­ni­sche Maß­nah­men in Was­ser­schutz­ge­bie­ten (RiSt­Wag), dass im Zeit­punkt der Plan­fest­stel­lung we­der das ge­plan­te Was­ser­schutz­ge­biet Wes­ter­ste­de aus­ge­wie­sen noch ein Ver­fah­ren zu sei­ner Fest­set­zung ein­ge­lei­tet war, und geht nicht dar­auf ein, dass der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss in der Ne­ben­be­stim­mung 1.​1.​5.​3 Nr. 7 be­reits Vor­ga­ben für den Fall ei­ner künf­ti­gen Aus­wei­sung des Was­ser­schutz­ge­biets ent­hält. Die eher pau­scha­len Zwei­fel an der Rei­ni­gungs­leis­tung mit­tels Ver­si­cke­rung las­sen un­be­rück­sich­tigt, dass dies den Emp­feh­lun­gen des DWA-Ar­beits­blatts A 178 ent­spricht und an­ste­hen­de Ober­bö­den und Tor­fe zur Ver­bes­se­rung der Ver­si­cke­rungs­leis­tung durch Sand er­setzt wer­den. So­weit der Klä­ger dar­über hin­aus­ge­hend ein Über­schrei­ten der Jah­res­durch­schnitt-Um­welt­qua­li­täts­norm bei Cad­mi­um, Blei und Fluoran­then rügt, er­folg­te die­ser Vor­trag - eben­so wie sei­ne Ein­wän­de hin­sicht­lich ver­meint­li­cher Aus­wir­kun­gen auf das Grund­was­ser - erst nach Ab­lauf der Kla­ge­be­grün­dungs­frist. Sei­ne Kri­tik an un­ter­schied­li­chen An­ga­ben be­züg­lich der zu ent­wäs­sern­den Stra­ßen­flä­chen hat der Be­klag­te mit der Er­läu­te­rung ent­kräf­tet, dass die zu be­rück­sich­ti­gen­den Flä­chen­an­tei­le ab­hän­gig vom Kon­text der je­wei­li­gen Un­ter­su­chung sind.

151 VII. Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss lei­det an kei­nem er­heb­li­chen Ab­wä­gungs­man­gel.

152 Ge­mäß § 17 Abs. 1 Satz 4 FStrG sind bei der Plan­fest­stel­lung die von dem Vor­ha­ben be­rühr­ten öf­fent­li­chen und pri­va­ten Be­lan­ge ein­schlie­ß­lich der Um­welt­ver­träg­lich­keit im Rah­men der Ab­wä­gung zu be­rück­sich­ti­gen. Das Ab­wä­gungs­ge­bot ver­langt, dass - ers­tens - ei­ne Ab­wä­gung über­haupt statt­fin­det, – zwei­tens - in die Ab­wä­gung an Be­lan­gen ein­ge­stellt wird, was nach La­ge der Din­ge in sie ein­ge­stellt wer­den muss, und - drit­tens - we­der die Be­deu­tung der öf­fent­li­chen und pri­va­ten Be­lan­ge ver­kannt noch der Aus­gleich zwi­schen ih­nen in ei­ner Wei­se vor­ge­nom­men wird, die zur ob­jek­ti­ven Ge­wich­tig­keit ein­zel­ner Be­lan­ge au­ßer Ver­hält­nis steht. In­ner­halb des so ge­zo­ge­nen Rah­mens wird das Ab­wä­gungs­ge­bot nicht ver­letzt, wenn sich die zur Pla­nung er­mäch­tig­te Stel­le in der Kol­li­si­on zwi­schen ver­schie­de­nen Be­lan­gen für die Be­vor­zu­gung des ei­nen und da­mit not­wen­dig für die Zu­rück­stel­lung ei­nes an­de­ren ent­schei­det (stRspr, vgl. BVer­wG, Ur­tei­le vom 14. März 2018 - 4 A 5.17 - BVer­w­GE 161, 263 Rn. 73 und vom 3. No­vem­ber 2020 - 9 A 12.19 - BVer­w­GE 170, 33 Rn. 656).

153 Hier­von aus­ge­hend lie­gen Ab­wä­gungs­feh­ler we­der hin­sicht­lich der Ab­schnitts­bil­dung (1.), noch in Be­zug auf den Kli­ma­schutz (2.), Fein­staub-Ex­po­si­tio­nen (3.) oder die Ge­fahr der Aus­brei­tung von Seu­chen (4.) vor. So­weit der Klä­ger zu­nächst Ein­wän­de auch hin­sicht­lich der Be­wer­tung des Ver­kehrs er­ho­ben hat, hat er in der münd­li­chen Ver­hand­lung klar­ge­stellt, dass sie sich nur auf die aus sei­ner Sicht er­for­der­li­che ha­bi­tat­schutz­recht­li­che Ab­wei­chungs­prü­fung be­zie­hen.

154 1. Der Klä­ger macht oh­ne Er­folg die Feh­ler­haf­tig­keit der Ab­schnitts­bil­dung gel­tend.

155 a) Sein Ein­wand, der iso­liert für den plan­fest­ge­stell­ten Ab­schnitt pro­gnos­ti­zier­te Ver­kehr von 12 700 bis 13 600 Kfz/24h recht­fer­ti­ge nicht den Bau ei­ner Au­to­bahn, die ge­mäß den Richt­li­ni­en für die An­la­ge von Au­to­bah­nen (RAA) ei­ne Ver­kehrs­stär­ke von min­des­tens 18 000 Kfz/24h vor­aus­set­ze, führt auf kei­nen Feh­ler der Plan­fest­stel­lung. Au­to­bahn­pro­jek­te dür­fen - und kön­nen – (nur) ab­schnitts­wei­se rea­li­siert wer­den. Dem wi­der­sprä­che es, müss­te für je­den Ab­schnitt schon nach iso­lier­ter Be­trach­tung der Ver­kehrs­be­darf für ei­ne Au­to­bahn nach­ge­wie­sen wer­den. Der Ab­schnitt muss da­her für den Fall, dass sich das Ge­samt­kon­zept der Pla­nung im Nach­hin­ein als nicht rea­li­sier­bar er­weist, zwar ei­ne ei­gen­stän­di­ge, nicht je­doch in vol­lem Um­fang die ihm in der Ge­samt­pla­nung zu­ge­dach­te Ver­kehrs­funk­ti­on ha­ben (vgl. BVer­wG, Ur­tei­le vom 21. März 1996 - 4 C 19.94 - BVer­w­GE 100, 370 <387 f.>, vom 23. Fe­bru­ar 2005 - 4 A 5.04 - BVer­w­GE 123, 23 <25 f.> und vom 26. Ok­to­ber 2005 - 9 A 33.04 - ju­ris Rn. 33). Es be­darf vor­lie­gend da­her auch kei­ner recht­li­chen Ver­knüp­fung der Ab­schnit­te der­ge­stalt, dass sie erst nach ei­ner be­stands­kräf­ti­gen Plan­fest­stel­lung al­ler Ab­schnit­te um­ge­setzt wer­den dür­fen.

156 b) Die Ab­wä­gung ist dar­über hin­aus nicht we­gen ei­ner feh­ler­haf­ten Prü­fung der Rea­li­sier­bar­keit der Fol­ge­ab­schnit­te rechts­wid­rig.

157 Für sämt­li­che nie­der­säch­si­schen Ab­schnit­te der A 20 lie­gen Un­ter­la­gen für die Pla­nung mit un­ter­schied­li­chen Be­ar­bei­tungs­stän­den vor. Für al­le Ab­schnit­te exis­tie­ren Aus­sa­gen zur Ge­biets­ver­träg­lich­keit, die zum Teil für be­stimm­te Fra­ge­stel­lun­gen wie bei­spiels­wei­se Stick­stoff­ein­trä­ge durch ak­tu­el­le An­ga­ben er­gänzt wur­den. Für ei­nen Teil der Ab­schnit­te gibt es dar­über hin­aus be­reits ar­ten­schutz­recht­li­che Fach­gut­ach­ten. Un­ter an­de­rem auf der Grund­la­ge der vor­ge­nann­ten Un­ter­la­gen hat die Vor­ha­ben­trä­ge­rin ei­ne 180-sei­ti­ge Vor­aus­schau zur ab­schnitts­wei­sen Plan­fest­stel­lung der A 20 er­stellt, die zu dem Er­geb­nis kommt, dass de­ren Rea­li­sie­rung kei­ne un­über­wind­ba­ren Hin­der­nis­se ent­ge­gen­ste­hen (Un­ter­la­ge 22.8).

158 Die Kri­tik des Klä­gers, die Prü­fung un­über­wind­ba­rer Hin­der­nis­se hät­te in ei­ner für ei­ne ab­schlie­ßen­de Be­ur­tei­lung er­for­der­li­chen Tie­fe er­fol­gen und be­rück­sich­ti­gen müs­sen, dass die A 20 im wei­te­ren Ver­lauf meh­re­re - teils falsch ab­ge­grenz­te - Na­tu­ra 2000-Ge­bie­te be­ein­träch­ti­ge, ist un­be­grün­det. Die Zu­läs­sig­keit ei­ner pla­nungs­recht­li­chen Ab­schnitts­bil­dung ist in der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts grund­sätz­lich an­er­kannt. Dem liegt die Er­wä­gung zu­grun­de, dass an­ge­sichts viel­fäl­ti­ger Schwie­rig­kei­ten, die mit ei­ner de­tail­lier­ten Stre­cken­pla­nung ver­bun­den sind, die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de ein pla­ne­ri­sches Ge­samt­kon­zept häu­fig nur in Teil­ab­schnit­ten ver­wirk­li­chen kann. Dem­entspre­chend sind nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts die ver­fah­rens- und ma­te­ri­ell­recht­li­chen An­for­de­run­gen an die fern­stra­ßen­recht­li­che Plan­fest­stel­lung ein­heit­lich auf den­sel­ben Ab­schnitt als Vor­ha­ben im fern­stra­ßen­recht­li­chen Sin­ne zu be­zie­hen. Ei­ne Teil­pla­nung kann al­ler­dings nicht so weit ver­selb­stän­digt wer­den, dass durch die Ge­samt­pla­nung ge­schaf­fe­ne Pro­ble­me un­be­wäl­tigt blei­ben. Ih­re Fol­gen für die wei­te­re Pla­nung dür­fen da­her nicht gänz­lich aus­ge­blen­det blei­ben.

159 Das läuft in­des nicht dar­auf hin­aus, be­reits im Rah­men der Plan­fest­stel­lung für ei­nen ein­zel­nen Ab­schnitt mit der­sel­ben Prü­fungs­in­ten­si­tät der Fra­ge nach den Aus­wir­kun­gen auf nach­fol­gen­de Plan­ab­schnit­te oder gar auf das Ge­samt­vor­ha­ben nach­zu­ge­hen. An­dern­falls wür­den die Vor­tei­le, die ei­ne Ab­schnitts­bil­dung im In­ter­es­se ei­ner prak­ti­ka­blen, ef­fek­tiv hand­hab­ba­ren und leich­ter über­schau­ba­ren Pla­nung recht­fer­ti­gen, wie­der zu­nich­te­ge­macht. Er­for­der­lich, aber auch aus­rei­chend ist viel­mehr ei­ne sum­ma­ri­sche Prü­fung, ob der Ver­wirk­li­chung des Ge­samt­vor­ha­bens von vorn­her­ein un­über­wind­li­che Hin­der­nis­se ent­ge­gen­ste­hen (BVer­wG, Ur­teil vom 10. No­vem­ber 2016 - 9 A 18.15 - Buch­holz 451.91 Eu­ropUm­weltR Nr. 68 Rn. 31 f. m. w. N. <in­so­weit in BVer­w­GE 156, 215 nicht ab­ge­druckt>). Die­se Pro­gno­se fällt nicht schon des­halb ne­ga­tiv aus, weil das Vor­ha­ben im wei­te­ren Ver­lauf vor­aus­sicht­lich nach­tei­li­ge Aus­wir­kun­gen auf ein FFH-Ge­biet ha­ben kann oder ha­ben wird; viel­mehr ist auch zu be­rück­sich­ti­gen, ob es mög­lich er­scheint, mit Hil­fe von Schutz­maß­nah­men die Ver­träg­lich­keit zu ge­währ­leis­ten oder auf­grund ei­ner Ab­wei­chungs­prü­fung zur Zu­läs­sig­keit des Vor­ha­bens zu ge­lan­gen (BVer­wG, Ur­teil vom 6. No­vem­ber 2013 - 9 A 14.12 - BVer­w­GE 148, 373 Rn. 151 m. w. N.). Hier­von aus­ge­hend hat der Se­nat be­reits fest­ge­stellt, dass dem Ge­samt­vor­ha­ben der A 20 nach dem Stand der Er­kennt­nis im je­wei­li­gen Ent­schei­dungs­zeit­punkt kei­ne un­über­wind­ba­ren Hin­der­nis­se ent­ge­gen­ste­hen (BVer­wG, Ur­tei­le vom 6. No­vem­ber 2013 - 9 A 14.12 - BVer­w­GE 148, 373 Rn. 151 und vom 28. April 2016 - 9 A 9.15 - BVer­w­GE 155, 91 Rn. 45).

160 Dies gilt auch, so­weit der Klä­ger gel­tend macht, zu­min­dest in ein­zel­nen der Fol­ge­ab­schnit­te müs­se der glo­ba­le Kli­ma­schutz be­rück­sich­tigt wer­den, da auf die­se die UVP-Richt­li­nie und das Ge­setz über die Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung - UVPG - in ih­rer ak­tu­el­len Fas­sung An­wen­dung fän­den. In­so­weit ver­kennt das Vor­brin­gen, dass Prü­fungs­maß­stab ei­nes plan­fest­ge­stell­ten Ab­schnitts le­dig­lich ist, ob Fol­ge­ab­schnit­ten un­über­wind­ba­re Hin­der­nis­se ent­ge­gen­ste­hen. Wei­te­re Ab­schnit­te sind da­her nicht schon jetzt ei­ner um­fäng­li­chen Prü­fung an­hand künf­ti­ger Fas­sun­gen des Ge­set­zes über die Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung zu un­ter­zie­hen, zu­mal der Klä­ger selbst dar­auf ver­weist, dass hier­für bis­lang noch kei­ne ge­fes­tig­ten Kri­te­ri­en vor­lie­gen. Dies führt im Üb­ri­gen eben­so we­nig wie ei­ne uni­ons­recht­lich vor­ge­ge­be­ne künf­ti­ge Be­rück­sich­ti­gung des glo­ba­len Kli­mas da­zu, dass kei­ne Au­to­bahn mehr ge­baut wer­den darf. Dem steht be­reits ent­ge­gen, dass das Uni­ons­recht selbst ge­mäß der TEN-V von der grund­sätz­li­chen Rea­li­sier­bar­keit von Au­to­bah­nen ein­schlie­ß­lich der A 20 aus­geht.

161 2. Be­lan­ge des glo­ba­len Kli­ma­schut­zes muss­ten vor­lie­gend nicht in die Ab­wä­gung ein­ge­stellt wer­den.

162 a) Ei­ne Be­rück­sich­ti­gungs­pflicht er­gibt sich hier nicht aus dem Ge­setz über die Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung. Für das streit­ge­gen­ständ­li­che Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren ist nach § 74 Abs. 2 Nr. 2 UVPG das Ge­setz noch in der bis zum 15. Mai 2017 gel­ten­den Fas­sung vom 24. Fe­bru­ar 2010 - UVPG (a. F.) - an­zu­wen­den, weil der An­trag auf Durch­füh­rung des Ver­fah­rens un­ter Vor­la­ge der Plan­fest­stel­lungs­un­ter­la­gen vor dem 16. Mai 2017 er­folgt ist. Nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des Se­nats er­for­dert die Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung nach al­tem Recht kei­ne Be­rück­sich­ti­gung glo­ba­ler Kli­ma­aus­wir­kun­gen (vgl. BVer­wG, Ur­tei­le vom 3. No­vem­ber 2020 - 9 A 7.19 - BVer­w­GE 170, 138 Rn. 77 und vom 4. Mai 2022 - 9 A 7.21 - ju­ris Rn. 65 m. w. N.). Dar­an än­dert auch das In­kraft­tre­ten des Bun­des-Kli­ma­schutz­ge­set­zes (KSG) am 18. De­zem­ber 2019 nichts, weil dies nicht zu ei­ner nach­träg­li­chen "Auf­la­dung" und Er­wei­te­rung des Be­griffs der Um­welt­aus­wir­kun­gen bei der Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung um den As­pekt des glo­ba­len Kli­mas ge­führt hat (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 4. Mai 2022 - 9 A 7.21 - ju­ris Rn. 66).

163 b) Auch auf § 13 Abs. 1 Satz 1 KSG, wo­nach die Trä­ger öf­fent­li­cher Auf­ga­ben bei ih­ren Pla­nun­gen und Ent­schei­dun­gen den Zweck des Kli­ma­schutz­ge­set­zes und die zu sei­ner Er­fül­lung fest­ge­leg­ten Zie­le zu be­rück­sich­ti­gen ha­ben, kann sich der Klä­ger hier nicht mit Er­folg be­ru­fen. Die­se Vor­schrift be­grün­det zwar ei­ne Ver­pflich­tung der Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de, den glo­ba­len Kli­ma­schutz und die Kli­ma­schutz­zie­le des Bun­des-Kli­ma­schutz­ge­set­zes als öf­fent­li­chen Be­lang in die Ge­samt­ab­wä­gung nach § 17 Abs. 1 Satz 4 FStrG ein­zu­stel­len (vgl. im Ein­zel­nen BVer­wG, Ur­teil vom 4. Mai 2022 - 9 A 7.21 - ju­ris Rn. 60 ff.), sie galt je­doch zum Zeit­punkt der um­fas­sen­den Ab­wä­gung der ma­ß­geb­li­chen Be­lan­ge im Plan­fest­stel­lungs­be­schluss vom 16. April 2018 noch nicht, weil das Bun­des-Kli­ma­schutz­ge­setz erst am 18. De­zem­ber 2019 in Kraft ge­tre­ten ist. Dar­auf, dass der Plan­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schluss erst da­nach - am 3. Fe­bru­ar 2021 - er­las­sen wur­de, kommt es hier nicht an. Ma­ß­geb­li­cher Be­ur­tei­lungs­zeit­punkt für die Recht­mä­ßig­keit ei­nes Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses ist grund­sätz­lich des­sen Er­lass. Auf den Zeit­punkt ei­nes Er­gän­zungs­be­schlus­ses ist nur in­so­weit ab­zu­stel­len, als die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de ih­re Ent­schei­dung im er­gän­zen­den Ver­fah­ren auf ver­än­der­te tat­säch­li­che oder recht­li­che Ver­hält­nis­se stützt und auf der Grund­la­ge ei­ner Ak­tua­li­sie­rung der Be­ur­tei­lungs­grund­la­gen ei­ne Neu­be­wer­tung vor­nimmt (vgl. BVer­wG, Ur­tei­le vom 14. April 2010 - 9 A 5.08 - BVer­w­GE 136, 291 Rn. 29 und vom 15. Ju­li 2016 - 9 C 3.16 - Buch­holz 406.403 § 34 BNatSchG 2010 Nr. 14 Rn. 42; Be­schluss vom 20. März 2018 - 9 B 43.16 - Buch­holz 406.403 § 34 BNatSchG 2010 Nr. 16 Rn. 23). Die Ge­samt­ab­wä­gung des vor­lie­gen­den Plan­fest­stel­lungs­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schlus­ses ist auf die dar­in ge­re­gel­ten punk­tu­el­len Än­de­run­gen be­schränkt; ei­ne Neu­be­wer­tung des Vor­ha­bens im Hin­blick auf kli­ma­schutz­recht­li­che As­pek­te wird aus­drück­lich ver­neint (PFB S. 97). Hier­aus ei­ne (ne­ga­ti­ve) Neu­be­wer­tung zu schluss­fol­gern, aus der dann wie­der­um die An­wend­bar­keit des Bun­des-Kli­ma­schutz­ge­set­zes folgt, kommt nicht in Be­tracht.

164 c) Aus dem Be­schluss des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts vom 24. März 2021 folgt eben­falls kei­ne Not­wen­dig­keit zur Prü­fung der Kli­ma­re­le­vanz des Vor­ha­bens. So­weit da­nach ge­mäß Art. 20a GG ei­ne ver­fas­sungs­recht­li­che Pflicht des Staa­tes zum Kli­ma­schutz be­steht, han­delt es sich um ei­nen Re­ge­lungs­auf­trag an den Ge­setz­ge­ber, dem die­ser mit Er­lass des Bun­des-Kli­ma­schutz­ge­set­zes grund­sätz­lich nach­ge­kom­men ist. Der vom Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt her­vor­ge­ho­be­ne Grund­rechts­schutz wirkt sich im Üb­ri­gen nicht der­ge­stalt aus, dass nur noch kli­ma­neu­tra­le oder -ver­träg­li­che Ein­grif­fe zu­läs­sig sind; viel­mehr geht es in­so­weit dar­um, kli­ma­re­le­van­te grund­recht­li­che Frei­hei­ten ei­ner­seits und de­ren durch Re­duk­ti­ons­las­ten be­ding­te Ein­schrän­kun­gen an­de­rer­seits ge­ne­ra­tio­nen­ge­recht zu ver­tei­len, so­dass nicht ei­ner Ge­ne­ra­ti­on zu­ge­stan­den wird, un­ter ver­gleichs­wei­ser mil­der Re­duk­ti­ons­last gro­ße Tei­le des CO2-Bud­gets zu ver­brau­chen und da­mit an­de­ren Ge­ne­ra­tio­nen ei­ne ra­di­ka­le Re­duk­ti­ons­last zu über­las­sen mit der Fol­ge, dass de­ren Le­ben schwer­wie­gen­den Frei­heits­ein­bu­ßen aus­ge­setzt wür­den (BVerfG, Be­schluss vom 24. März 2021 - 1 BvR 2656/18 u. a. - BVerf­GE 157, 30 Rn. 192).

165 d) Das Über­ein­kom­men von Pa­ris vom 12. De­zem­ber 2015, dem der Bun­des­tag mit Ge­setz vom 28. Sep­tem­ber 2016 zu­ge­stimmt hat (BGBl. II S. 1082) und das am 4. No­vem­ber 2016 in Kraft trat, ver­langt - wenn­gleich das Ab­kom­men be­reits bei Er­lass des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses am 16. April 2018 galt - eben­falls kei­ne Be­rück­sich­ti­gung des glo­ba­len Kli­ma­schut­zes im Rah­men der Ge­neh­mi­gung des an­ge­foch­te­nen Vor­ha­bens. Das Ab­kom­men ver­pflich­tet die Bun­des­re­gie­rung, be­stimm­te Kli­ma­zie­le ein­zu­hal­ten, nicht aber, dass je­des Vor­ha­ben ei­ne be­stimm­te Prü­fung durch­lau­fen muss. In Er­man­ge­lung ei­ner ge­setz­ge­be­ri­schen Kon­kre­ti­sie­rung war der Be­klag­te da­nach ins­be­son­de­re nicht ge­hal­ten zu prü­fen, ob die Kli­ma­zie­le des Über­ein­kom­mens auch mit dem plan­fest­ge­stell­ten Vor­ha­ben er­reich­bar blei­ben. Dies hängt - un­ge­ach­tet von Pro­gno­se- und Be­rech­nungs­schwie­rig­kei­ten bei der Er­mitt­lung der Emis­sio­nen ein­zel­ner Vor­ha­ben - u. a. da­von ab, wie­viel CO2 an an­de­rer Stel­le emit­tiert wer­den darf bzw. noch aus­ge­sto­ßen wer­den wird. Die sich hier­bei er­ge­ben­den kom­ple­xen Al­lo­ka­ti­ons- und Pro­gno­se­ver­fah­ren sind nicht vor­ha­ben­be­zo­gen durch Plan­fest­stel­lungs­be­hör­den oder Ge­rich­te, son­dern durch den Ge­setz­ge­ber im Rah­men ei­ner ganz­heit­li­chen Ver­kehrs- und Kli­ma­schutz­po­li­tik zu ent­schei­den (vgl. VG Aa­chen, Be­schluss vom 7. Ok­to­ber 2021 - 6 L 418/21 - ZfB 2022, 121 Rn. 87 ff.), wel­che zu­gleich kon­kre­te Vor­ga­ben, In­stru­men­ta­ri­en und Kri­te­ri­en für vor­ha­ben­be­zo­ge­ne Ein­zel­ent­schei­dun­gen re­gelt und so den Kli­ma­schutz auf die­ser Ebe­ne erst ope­ra­bel macht.

166 e) Aus § 1 Abs. 3 Nr. 4 BNatSchG, dem­zu­fol­ge zur dau­er­haf­ten Si­che­rung der Leis­tungs- und Funk­ti­ons­fä­hig­keit des Na­tur­haus­halts u. a. das Kli­ma durch Maß­nah­men des Na­tur­schut­zes und der Land­schafts­pfle­ge zu schüt­zen ist, folgt gleich­falls kei­ne Ab­wä­gungs­re­le­vanz des glo­ba­len Kli­mas. Zwar ist die Vor­schrift nicht auf das ört­li­che Kli­ma be­schränkt (vgl. BT-Drs. 14/6378 S. 35) und geht über ei­nen un­ver­bind­li­chen Pro­gramm­satz hin­aus; ihr kommt - wie § 1 BNatSchG ins­ge­samt - ei­ne Funk­ti­on als Aus­le­gungs­hil­fe bzw. Ab­wä­gungs­di­rek­ti­ve zu (vgl. Heß/Wulff, in: Land­mann/Roh­mer, Um­weltR, § 1 BNatSchG Rn. 4; Men­gel, in: Frenz/Müg­gen­borg, BNatSchG, 3. Aufl. 2021, § 1 Rn. 9 ff.). Al­ler­dings zielt die Vor­schrift schon ih­rem Wort­laut nach auf das na­tur­schutz­recht­li­che Re­ge­lungs­ge­fü­ge und folgt aus § 2 Abs. 3 BNatSchG, dass sie auch dort kei­nen Vor­rang ge­gen­über an­de­ren Be­lan­gen ein­nimmt. Ei­nen hier­von un­ab­hän­gi­gen, im Rah­men der plan­fest­stel­lungs­re­le­van­ten Ab­wä­gung ge­son­dert zu be­ach­ten­den ei­gen­stän­di­gen Be­lang be­grün­det sie da­her nicht.

167 f) So­weit der Klä­ger schlie­ß­lich gel­tend macht, das Kli­ma sei ent­ge­gen § 2 Abs. 1 Nie­der­säch­si­sches Raum­ord­nungs­ge­setz in der Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung des Raum­ord­nungs­ver­fah­rens nicht be­rück­sich­tigt wor­den, was zur Feh­ler­haf­tig­keit auch des Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­rens füh­re, ver­weist die Kla­ge­be­grün­dung le­dig­lich auf ei­ne bei­ge­füg­te Stel­lung­nah­me von Prof. W. Dies ge­nügt den Be­grün­dungs­an­for­de­run­gen nicht. An­halts­punk­te da­für, wie sich ein et­wai­ger Feh­ler im Raum­ord­nungs­ver­fah­ren auf die Recht­mä­ßig­keit des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses hät­te aus­wir­ken kön­nen, sind we­der er­sicht­lich noch vom Klä­ger dar­ge­legt.

168 3. Die Ab­wä­gung ist nicht des­halb feh­ler­haft, weil sie das na­tio­na­le Ziel ge­mäß § 5 Abs. 5 der 39. BImSchV zur Re­du­zie­rung der PM2,5-Ex­po­si­ti­on un­be­rück­sich­tigt lässt.

169 Der Klä­ger rügt, An­la­ge 12 der 39. BImSchV se­he bei ei­ner be­stehen­den Be­las­tung von 13 - 18 µg/m3 ei­ne Pflicht zur Re­duk­ti­on um 15 % vor. Aus­weis­lich der luft­schad­stoff­tech­ni­schen Un­ter­su­chung sei vor­lie­gend von ei­nem Vor­be­las­tungs­wert von 13 µg/m3 aus­zu­ge­hen. Statt ei­ner Re­du­zie­rung auf 11,05 µg/m3 wür­den vor­ha­ben­be­dingt in ei­nem Strei­fen von 200 m je­doch Wer­te zwi­schen 13,1 und 14,1 µg/m3 er­reicht. Dies be­rück­sich­ti­ge der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss nicht, so­dass er zu­gleich ab­wä­gungs­feh­ler­haft sei.

170 Das Vor­brin­gen zeigt kei­ne Feh­ler­haf­tig­keit des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses auf. § 5 Abs. 5 der 39. BImSchV be­schreibt ein na­tio­na­les Ziel, nicht je­doch im Rah­men der Vor­ha­ben­zu­las­sung zu be­wäl­ti­gen­de Vor­ga­ben. Die Ein­hal­tung der Grenz­wer­te der 39. BImSchV ist zu­dem nach stän­di­ger Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts kei­ne Recht­mä­ßig­keits­vor­aus­set­zung für die Plan­fest­stel­lung ei­nes Stra­ßen­bau­vor­ha­bens, weil Grenz­wert­über­schrei­tun­gen nach dem Sys­tem der Luft­rein­hal­te­pla­nung (vgl. § 47 BImSchG, § 27 der 39. BImSchV) un­ab­hän­gig von den Im­mis­si­ons­quel­len zu ver­mei­den sind (vgl. BVer­wG, Ur­tei­le vom 10. Ok­to­ber 2012 - 9 A 19.11 - Buch­holz 407.4 § 17 FStrG Nr. 228 Rn. 38 und vom 11. Ok­to­ber 2017 - 9 A 14.16 - BVer­w­GE 160, 78 Rn. 120). So­weit da­nach ein Vor­ha­ben gleich­wohl dann nicht zu­ge­las­sen wer­den darf, wenn ab­seh­bar ist, dass sei­ne Ver­wirk­li­chung die Mög­lich­keit aus­schlie­ßt, die Ein­hal­tung der Grenz­wer­te mit den Mit­teln der Luft­rein­hal­te­pla­nung in ei­ner mit der Funk­ti­on des Vor­ha­bens zu ver­ein­ba­ren­den Wei­se zu si­chern - et­wa weil die von ei­ner plan­fest­ge­stell­ten Stra­ße her­rüh­ren­den Im­mis­sio­nen be­reits für sich ge­nom­men die ma­ß­geb­li­chen Grenz­wer­te über­schrei­ten –, sind An­halts­punk­te hier­für we­der er­sicht­lich noch vom Klä­ger dar­ge­legt. Aus­weis­lich der Luft­schad­stoff­un­ter­su­chun­gen un­ter­schrei­ten im Pro­gno­se­jahr 2030 die Be­las­tun­gen mit Stick­stoff­di­oxid, den Fein­stau­bim­mis­sio­nen PM10 und PM2,5 so­wie Ben­zol im Un­ter­su­chungs­ge­biet ins­ge­samt - d. h. un­ter Be­rück­sich­ti­gung so­wohl der Hin­ter­grund- als auch der vor­ha­ben­be­ding­ten Be­las­tun­gen - deut­lich die Grenz­wer­te der 39. BImSchV. Dem ist der Klä­ger nicht ent­ge­gen­ge­tre­ten.

171 4. So­weit der Klä­ger schlie­ß­lich rügt, die Aus­brei­tung töd­li­cher Seu­chen - ins­be­son­de­re der Afri­ka­ni­schen Schwei­ne­pest - ent­lang von Au­to­bah­nen ha­be kei­ne Be­rück­sich­ti­gung ge­fun­den, hat der Be­klag­te zu­tref­fend dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die Mög­lich­keit ei­ner Über­tra­gung von Krank­heits­er­re­gern über die Luft im Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren ge­prüft wur­de, je­doch ins­be­son­de­re we­gen der je­weils nur kurz­fris­ti­gen Ex­po­si­ti­on als ge­ring ein­zu­schät­zen war.

172 D. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 154 Abs. 1 und 3, § 155 Abs. 1 Satz 3, § 159 Satz 1 Vw­GO i. V. m. § 100 Abs. 1 ZPO.

Ur­teil vom 07.07.2022 -
BVer­wG 9 A 5.21ECLI:DE:BVer­wG:2022:070722U9A5.21.0

Neu­bau der A 20 von der A 28 bei Wes­ter­ste­de bis zur A 29 bei Ja­der­berg

Leit­satz:

Auch dann, wenn Pacht­flä­chen mit ei­ner ge­rin­gen Rest­lauf­zeit bei der Be­rech­nung vor­ha­ben­be­ding­ter Flä­chen­ver­lus­te ei­nes Land­wirts un­be­rück­sich­tigt blei­ben müs­sen, kann ei­ne Exis­tenz­ge­fähr­dung nicht durch ei­ne Über­tra­gung des Ei­gen­tums an die­sen Flä­chen ab­ge­wen­det wer­den.

  • Rechts­quel­len
  • Zi­tier­vor­schlag

Ur­teil

BVer­wG 9 A 5.21

In der Ver­wal­tungs­streit­sa­che hat der 9. Se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 31. Mai 2022
durch die Vor­sit­zen­de Rich­te­rin am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Prof. Dr. Bick, die Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Stein­küh­ler, Dr. Mar­ti­ni und
Dr. Die­te­rich so­wie die Rich­te­rin am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Sie­veking
am 7. Ju­li 2022 für Recht er­kannt:

  1. Die Kla­ge wird ab­ge­wie­sen.
  2. Der Klä­ger trägt die Kos­ten des Ver­fah­rens ein­schlie­ß­lich der au­ßer­ge­richt­li­chen Kos­ten der Bei­ge­la­de­nen.

Grün­de

I

1 Der Klä­ger wen­det sich ge­gen den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss des Be­klag­ten vom 16. April 2018 für den Neu­bau des ers­ten Ab­schnitts der A 20 von der A 28 bei Wes­ter­ste­de bis zur A 29 bei Ja­der­berg in der Fas­sung des 1. Än­de­rungs­be­schlus­ses vom 14. Sep­tem­ber 2018 so­wie des Plan­fest­stel­lungs­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schlus­ses vom 3. Fe­bru­ar 2021.

2 Das plan­fest­ge­stell­te Vor­ha­ben ist Teil der in ins­ge­samt sie­ben Ab­schnit­te ge­glie­der­ten so­ge­nann­ten "Küs­ten­au­to­bahn" A 20, die im Wes­ten bei Wes­ter­ste­de an die A 28 an­bin­det und im Os­ten an den ach­ten Ab­schnitt des dort als "Nord-West-Um­fah­rung Ham­burg" be­zeich­ne­ten wei­te­ren Ver­laufs der A 20 an­knüpft. Die plan­fest­ge­stell­te 13 km lan­ge Stre­cke be­ginnt an der vor­han­de­nen Au­to­bahn A 28 Leer - Ol­den­burg und en­det öst­lich des ge­plan­ten Au­to­bahn­kreu­zes mit der A 29. Die Vor­ha­ben­trä­ge­rin be­an­trag­te im De­zem­ber 2014 die Plan­fest­stel­lung. Nach Aus­le­gung der Un­ter­la­gen er­gänz­te sie die­se u. a. um ei­nen was­ser­rah­men­recht­li­chen Fach­bei­trag und nahm ein­zel­ne Än­de­run­gen vor. Nach ei­ner er­neu­ten Aus­le­gung der Plan­un­ter­la­gen und de­ren Er­ör­te­rung er­ließ der Be­klag­te am 16. April 2018 den an­ge­foch­te­nen Plan­fest­stel­lungs­be­schluss.

3 Der Klä­ger ist Ei­gen­tü­mer ei­nes milch­pro­du­zie­ren­den land­wirt­schaft­li­chen Be­triebs; dar­über hin­aus wer­den Fär­sen und Bul­len ge­mäs­tet und fin­det Acker­bau für den Fut­ter­mit­tel­an­bau statt. Die Hof­stel­le be­fin­det sich süd­öst­lich des ge­plan­ten Au­to­bahn­kreu­zes der A 20 und der A 29 auf Hö­he des 2. Bau­ab­schnitts der A 20. Nach des­sen Pla­nungs­stand sol­len dort Grund­stücks­flä­chen des Klä­gers in An­spruch ge­nom­men und 30 m von des­sen Wohn­haus ent­fernt ein 5 m ho­her Wall mit ei­ner zu­sätz­li­chen Lärm­schutz­wand von 4 m er­rich­tet wer­den. Rund 300 m von der Hof­stel­le in Rich­tung des Au­to­bahn­kreu­zes ent­fernt be­fin­den sich ein Bo­xen­lauf­stall und ei­ne Ma­schi­nen­hal­le des Klä­gers. Ein Teil der um­lie­gen­den, in sei­nem Ei­gen­tum ste­hen­den oder von ihm ge­pach­te­ten Flä­chen wird für den Bau des plan­fest­ge­stell­ten Ab­schnitts der A 20 in An­spruch ge­nom­men. Auf der Grund­la­ge des Exis­tenz­ge­fähr­dungs­gut­ach­tens Dr. G. vom 27. Sep­tem­ber 2017 kommt der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss zu dem Er­geb­nis, dass die Exis­tenz­fä­hig­keit des klä­ge­ri­schen Be­triebs vor­ha­ben­be­dingt ge­fähr­det sei, je­doch durch die zur Ver­fü­gung ge­stell­ten Er­satz­flä­chen ge­si­chert wer­den kön­ne.

4 Mit sei­ner am 15. Ju­ni 2018 er­ho­be­nen Kla­ge rügt der Klä­ger die Ver­let­zung for­mel­len und ma­te­ri­el­len Rechts. Er macht u. a. ei­ne feh­len­de Zu­stän­dig­keit des Be­klag­ten so­wie Feh­ler bei der Durch­füh­rung der Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung gel­tend. Die Exis­tenz­ge­fähr­dung sei­nes Be­triebs wer­de nicht durch das vor­ge­se­he­ne Er­satz­land ab­ge­wen­det, weil es sich hier­bei im We­sent­li­chen um Flä­chen han­de­le, die er be­reits bis­her ge­pach­tet ha­be.

5 We­gen der Aus­set­zung des Par­al­lel­ver­fah­rens BVer­wG 9 A 8.18 wur­de aus Grün­den der Ver­fah­rens­kon­zen­tra­ti­on mit Ein­ver­ständ­nis der Be­tei­lig­ten das Ru­hen des Ver­fah­rens mit Be­schluss vom 11. Sep­tem­ber 2019 an­ge­ord­net. Nach Er­lass des Plan­fest­stel­lungs­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schlus­ses vom 3. Fe­bru­ar 2021 hat der Klä­ger sein Vor­brin­gen er­gänzt und ver­tieft.

6 Der Klä­ger be­an­tragt,
den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss des Be­klag­ten vom 16. April 2018 für den Neu­bau der A 20 von Wes­ter­ste­de bis Droch­ter­sen, Ab­schnitt 1 von der A 28 bei Wes­ter­ste­de bis zur A 29 bei Ja­der­berg, in der Fas­sung des 1. Än­de­rungs­be­schlus­ses vom 14. Sep­tem­ber 2018 und des Plan­fest­stel­lungs­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schlus­ses vom 3. Fe­bru­ar 2021 und die was­ser­recht­li­che Er­laub­nis auf­zu­he­ben,
hilfs­wei­se für rechts­wid­rig und nicht voll­zieh­bar zu er­klä­ren.

7 Der Be­klag­te und die Bei­ge­la­de­ne be­an­tra­gen,
die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

8 Sie ver­tei­di­gen den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss und tre­ten dem Vor­brin­gen des Klä­gers im Ein­zel­nen ent­ge­gen.

II

9 Die Kla­ge hat kei­nen Er­folg.

10 A. Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss lei­det we­der in sei­ner ur­sprüng­li­chen noch in der Fas­sung des Plan­fest­stel­lungs- und -än­de­rungs­be­schlus­ses an ei­nem der gel­tend ge­mach­ten for­mel­len Feh­ler.

11 I. Der Be­klag­te und nicht - wie vom Klä­ger gel­tend ge­macht - das Fern­stra­ßen-Bun­des­amt war für den Er­lass des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses so­wie des Plan­fest­stel­lungs- und -än­de­rungs­be­schlus­ses zu­stän­dig.

12 Ge­mäß Art. 143e Abs. 1 GG wer­den die Bun­des­au­to­bah­nen ab­wei­chend von Art. 90 Abs. 2 GG längs­tens bis zum 31. De­zem­ber 2020 in Auf­trags­ver­wal­tung durch die Län­der oder die nach Lan­des­recht zu­stän­di­gen Selbst­ver­wal­tungs­kör­per­schaf­ten ge­führt und re­gelt der Bund die Um­wand­lung der Auf­trags- in Bun­des­ver­wal­tung durch Bun­des­ge­setz. Das hier­zu als Art. 14 des Ge­set­zes zur Neu­re­ge­lung des bun­des­staat­li­chen Fi­nanz­aus­gleichs­sys­tems ab dem Jahr 2020 und zur Än­de­rung haus­halts­recht­li­cher Vor­schrif­ten vom 14. Au­gust 2017 (BGBl. I S. 3122) ver­ab­schie­de­te Ge­setz zur Er­rich­tung ei­nes Fern­stra­ßen-Bun­des­am­tes (Fern­stra­ßen-Bun­des­amt-Er­rich­tungs­ge­setz - FStrBAG) be­stimmt in § 1, dass das Fern­stra­ßen-Bun­des­amt zum 1. Ja­nu­ar 2021 er­rich­tet wird. Ge­mäß § 3 Abs. 2 FStrBAG fin­det § 2 Abs. 2 FStrBAG (Auf­ga­ben des Fern­stra­ßen-Bun­des­am­tes) kei­ne An­wen­dung auf vor dem 1. Ja­nu­ar 2021 ein­ge­lei­te­te Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren; die­se wer­den von den Län­dern fort­ge­führt. Folg­lich wa­ren die­se - wie der Ge­setz­ge­ber mit Art. 3 Abs. 1 Nr. 1 des Ge­set­zes vom 31. Mai 2021 (BGBl. I S. 1221) klar­ge­stellt hat (vgl. BT-Drs. 19/28511 S. 10) – auch für vor dem Stich­tag ein­ge­lei­te­te Planer­gän­zun­gen und er­gän­zen­de Ver­fah­ren und war so­mit der Be­klag­te auch für den Er­lass des Plan­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schlus­ses vom 3. Fe­bru­ar 2021 zu­stän­dig. Dem­entspre­chend be­durf­te es kei­ner Än­de­rung des Ru­brums im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren (s. a. § 3 Abs. 2 Satz 5 FStrBAG i. d. F. des Ge­set­zes vom 31. Mai 2021).

13 II. Die Öf­fent­lich­keits­be­tei­li­gung war recht­mä­ßig. Ei­ne Feh­ler­haf­tig­keit der Aus­le­gungs­be­kannt­ma­chung vom 2. Ju­ni 2015 hat der Klä­ger erst­mals mit Schrift­satz vom 24. No­vem­ber 2021 und da­mit nach Ab­lauf der Kla­ge­be­grün­dungs­frist des § 6 Um­wRG i. d. F. der Be­kannt­ma­chung vom 23. Au­gust 2017 (BGBl. I S. 3290) gel­tend ge­macht (zur im Zeit­punkt der Kla­ge­er­he­bung vor­ran­gi­gen An­wend­bar­keit des § 6 Um­wRG ge­gen­über fach­ge­setz­li­chen Kla­ge­be­grün­dungs­fris­ten vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 27. No­vem­ber 2018 - 9 A 8.17 - BVer­w­GE 163, 380 Rn. 14). Der Ein­wand, für den nach­träg­lich er­stell­ten was­ser­recht­li­chen Fach­bei­trag ha­be ei­ne er­neu­te Öf­fent­lich­keits­be­tei­li­gung durch­ge­führt wer­den müs­sen, ist un­be­grün­det. Der Fach­bei­trag wur­de im Ver­fah­ren der 1. Plan­än­de­rung im No­vem­ber und De­zem­ber 2016 und da­mit vor Er­lass des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses aus­ge­legt.

14 III. Die Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung ist nicht zu be­an­stan­den.

15 1. Sie lei­det nicht des­halb an ei­nem Feh­ler, weil dar­in die Wohn- und Ar­beits­si­tua­ti­on des Klä­gers nicht be­rück­sich­tigt wur­de. Prü­fungs­ge­gen­stand sind al­lein die Schutz­gü­ter nach § 2 Abs. 1 UVPG, zu de­nen be­trieb­li­che, wirt­schaft­li­che oder be­ruf­li­che Fol­gen nicht zäh­len. Et­wai­ge Aus­wir­kun­gen des plan­fest­ge­stell­ten Ab­schnitts auf das Schutz­gut Mensch wur­den 800 m beid­seits der Tras­se und da­mit über das öst­li­che En­de des Bau­ab­schnitts hin­aus auch für den Be­reich un­ter­sucht, in dem sich die Wohn- und Ar­beits­stät­ten des Klä­gers be­fin­den.

16 Be­ein­träch­ti­gun­gen durch die Er­rich­tung oder den Be­trieb des Fol­ge­ab­schnitts sind hin­ge­gen erst im Zu­ge der spä­te­ren Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung für die­sen Ab­schnitt zu un­ter­su­chen. Nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts sind die ver­fah­rens- und ma­te­ri­ell­recht­li­chen An­for­de­run­gen an die fern­stra­ßen­recht­li­che Plan­fest­stel­lung ein­heit­lich auf den­sel­ben Ab­schnitt als Vor­ha­ben im fern­stra­ßen­recht­li­chen Sin­ne zu be­zie­hen; auch der Vor­ha­ben­be­griff des § 2 Abs. 2 UVPG knüpft an den fach­pla­ne­ri­schen Vor­ha­ben­be­griff an. Die UVP-Richt­li­nie schränkt die nach na­tio­na­lem Recht be­stehen­de Mög­lich­keit, ein Ge­samt­pro­jekt in meh­re­ren Teil­ab­schnit­ten durch­zu­füh­ren, je­den­falls dann nicht ein, wenn die Pflicht zur Durch­füh­rung ei­ner Ver­träg­lich­keits­prü­fung für je­den die­ser Ab­schnit­te un­be­rührt bleibt (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 10. No­vem­ber 2016 - 9 A 18.15 - Buch­holz 451.91 Eu­ropUm­weltR Nr. 68 Rn. 31 ff. <in­so­weit in BVer­w­GE 156, 215 nicht ab­ge­druckt>). Dies ist vor­lie­gend der Fall, da für den 2. Bau­ab­schnitt ge­mäß § 17 Abs. 1 Satz 3 FStrG (jetzt § 17 Abs. 1 Satz 4 FStrG) i. V. m. § 6 Satz 1 so­wie An­la­ge 1 Nr. 14.3 UVPG ei­ne ei­ge­ne Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung durch­zu­füh­ren ist.

17 2. Der Um­stand, dass die vor­lie­gend plan­fest­ge­stell­te Sei­ten­ent­nah­me für den Fol­ge­ab­schnitt nach der­zei­ti­gem Pla­nungs­stand zum Aus­gleich der dor­ti­gen Bo­den­mas­sen­de­fi­zi­te ver­tieft wer­den wird, führt zu kei­ner ab­wei­chen­den Be­wer­tung. Ins­be­son­de­re war das Ab­bau­ge­wäs­ser nicht schon des­halb hin­sicht­lich bei­der Ab­bau­schrit­te ei­ner ge­mein­sa­men Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung zu un­ter­zie­hen, weil der an­ge­foch­te­ne Plan­fest­stel­lungs­be­schluss die wei­te­re Pla­nung des Fol­ge­ab­schnitts mit in den Blick nimmt.

18 Die Sei­ten­ent­nah­me wird im Rah­men des streit­ge­gen­ständ­li­chen Vor­ha­bens in ih­rer vol­len Grö­ße und bis zu ei­ner Tie­fe von 14 m her­ge­stellt. Kom­pen­siert wird der Ein­griff im We­sent­li­chen durch die na­tur­na­he Her­rich­tung des Ge­wäs­sers, die wei­test­ge­hend be­reits im Zu­ge des 1. Ab­schnitts er­folgt (vgl. Un­ter­la­ge 09.4 D S. 257-D). Für die Er­rich­tung des Fol­ge­ab­schnitts ist ei­ne wei­te­re Ver­tie­fung, nicht je­doch Ver­grö­ße­rung des Ab­bau­ge­wäs­sers vor­ge­se­hen. Nach Ab­schluss der Ver­tie­fung wer­den auch die rest­li­chen Flä­chen na­tur­nah her­ge­stellt. Die bis­lang in­ner­halb der Ab­bau­flä­che ver­lau­fen­de Bek­hau­ser Bä­ke wird an de­ren süd­öst­li­chen Rand ver­legt und na­tur­nah um­ge­stal­tet. Da­bei wur­de ihr Ab­stand zur Sei­ten­ent­nah­me im süd­li­chen Be­reich mit dem Plan­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schluss ver­grö­ßert, um ein Tro­cken­fal­len durch den Ab­bau im Fol­ge­ab­schnitt zu ver­hin­dern.

19 So­mit han­delt es sich hin­sicht­lich der bei­den Ab­bau­stu­fen um ge­trenn­te Ab­schnit­te, de­ren um­welt­re­le­van­te Aus­wir­kun­gen in ge­son­der­ten Ver­träg­lich­keits­prü­fun­gen zu un­ter­su­chen sind. Dar­in, dass die voll­stän­di­ge na­tur­na­he Her­rich­tung der Ab­bau­stät­te erst nach Ab­schluss des 2. Ab­bau­ab­schnitts er­folgt, liegt im Üb­ri­gen kei­ne Kon­flikt­ver­la­ge­rung in den Fol­ge­ab­schnitt; denn die da­hin­ge­hen­de An­ord­nung trifft schon der an­ge­foch­te­ne Plan­fest­stel­lungs­be­schluss (vgl. Un­ter­la­ge 19.8.1-D S. 17). Die Vor­ga­be ist im Üb­ri­gen da­hin­ge­hend aus­zu­le­gen, dass ei­ne Pflicht zur end­gül­ti­gen na­tur­na­hen Aus­ge­stal­tung nicht nur mit der Be­en­di­gung des Ab­baus für den Fol­ge­ab­schnitt, son­dern auch dann be­steht, wenn ei­ne Fort­füh­rung der Au­to­bahn im 2. Ab­schnitt auf­ge­ge­ben oder hier­für die Ent­nah­me­stel­le nicht in An­spruch ge­nom­men wird. Da die Bek­hau­ser Bä­ke oh­ne­hin be­reits für den 1. Ab­schnitt ver­legt wer­den muss, be­deu­tet auch die Wah­rung ei­nes grö­ße­ren statt des zu­nächst ge­plan­ten Ab­stands zur Ab­bau­flä­che kein Vor­zie­hen der Lö­sung ei­nes erst im Fol­ge­ab­schnitt an­ge­leg­ten Pro­blems. Der Be­klag­te hat hier­durch viel­mehr le­dig­lich vor­aus­schau­end den ab­seh­ba­ren Ent­wick­lun­gen Rech­nung ge­tra­gen. Schlie­ß­lich be­steht nicht die Ge­fahr ei­ner Um­ge­hung der Pflicht zur Durch­füh­rung ei­ner Ver­träg­lich­keits­prü­fung, da die Ver­tie­fung der Sei­ten­ent­nah­me ge­mäß § 1 Abs. 4 Nr. 4 FStrG Teil der Au­to­bahn ist und da­mit von der UVP-Pflicht für den Fol­ge­ab­schnitt um­fasst wird.

20 3. So­weit der Klä­ger ei­ne un­voll­stän­di­ge Dar­stel­lung, Prü­fung und Be­wer­tung ein­zel­ner Ober­flä­chen­was­ser­kör­per so­wie die feh­len­de Be­rück­sich­ti­gung ei­nes Bio­tops im Be­reich der Sei­ten­ent­nah­me kri­ti­siert, wur­de die Rü­ge erst­mals mit Schrift­satz vom 5. März 2021 und so­mit nach Ab­lauf der Kla­ge­be­grün­dungs­frist er­ho­ben. Der Plan­fest­stel­lungs­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schluss ent­hält kei­ne neu­en Re­ge­lun­gen, die sich auf die ge­nann­ten Ge­wäs­ser aus­wir­ken; die ur­sprüng­li­che Kla­ge­be­grün­dungs­frist ent­fällt da­her in­so­weit nicht. Im Üb­ri­gen be­rück­sich­tigt der ak­tua­li­sier­te Um­welt­fach­li­che Fach­bei­trag die Ge­wäs­ser (vgl. Un­ter­la­ge 19.8.1-D S. 43, 45, 55 und 59). Ge­schütz­te Bio­to­pe sind nur au­ßer­halb der Ab­bau­flä­che vor­han­den (vgl. Un­ter­la­ge 19.8.2 Blatt 7).

21 4. Vor Er­lass des Plan­fest­stel­lungs­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schlus­ses muss­te kei­ne er­neu­te Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung durch­ge­führt wer­den.

22 Ge­mäß § 9 Abs. 1 Satz 1 UVPG ist bei der Än­de­rung ei­nes UVP-pflich­ti­gen Vor­ha­bens ei­ne Ver­träg­lich­keits­prü­fung durch­zu­füh­ren, wenn al­lein die Än­de­rung die Grö­ßen- oder Leis­tungs­wer­te für ei­ne un­be­ding­te UVP-Pflicht ge­mäß § 6 UVPG er­reicht oder über­schrei­tet oder die all­ge­mei­ne Vor­prü­fung er­gibt, dass die Än­de­rung zu­sätz­li­che oder an­de­re er­heb­li­che nach­tei­li­ge Um­welt­aus­wir­kun­gen her­vor­ru­fen kann. Bei­des ver­neint der Plan­fest­stel­lungs­än­de­rungs- und -er­gän­zungs­be­schluss (S. 25 ff.). Hier­mit setzt sich der Klä­ger ent­ge­gen § 6 Satz 1 Um­wRG nicht sub­stan­ti­iert aus­ein­an­der (zu den An­for­de­run­gen an die Kla­ge­be­grün­dung nach der in­halts­glei­chen Vor­schrift des § 18e Abs. 5 Satz 1 AEG vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 3. No­vem­ber 2020 - 9 A 7.19 - BVer­w­GE 170, 138 Rn. 16 ff.).

23 Zu ei­ner UVP-Pflicht führt schlie­ß­lich auch nicht die Ver­la­ge­rung der Ver­le­gung der Bek­hau­ser Bä­ke vom süd­west­li­chen Rand der Sei­ten­ent­nah­me auf das Flur­stück oo. Zwar wird hier­durch ei­ne zu­sätz­li­che Flä­che von 1,04 ha in An­spruch ge­nom­men. Je­doch er­folgt die ab­ge­rück­te Ge­wäs­ser­an­bin­dung auf feuch­tem Moor­grün­land von nur mitt­le­rer Wer­tig­keit und wird die Bek­hau­ser Bä­ke von ei­nem struk­tur­ar­men Ge­wäs­ser mit ge­rin­ger bis schlech­ter Bio­topqua­li­tät zu ei­nem na­tur­na­hen Flie­ß­ge­wäs­ser u. a. mit an­gren­zen­dem Über­schwem­mungs­be­reich mit Au­wald­funk­ti­on ent­wi­ckelt. Es han­delt sich da­mit um ei­ne öko­lo­gi­sche Ge­wäs­ser­auf­wer­tung, die kei­ne nach­tei­li­gen Aus­wir­kun­gen her­vor­ruft, son­dern ei­ne Um­welt­ent­las­tung be­wirkt (vgl. Un­ter­la­ge 22.9 S. 3 f., 6, 12). So­weit der Klä­ger dem­ge­gen­über ei­nen Ver­lust von Kie­bitz­re­vie­ren gel­tend macht, sind die­se nicht erst durch die wei­te­re Ver­le­gung der Bek­hau­ser Bä­ke, son­dern be­reits durch den Bau der A 20 und die Sei­ten­ent­nah­me be­trof­fen. Dem trägt die Plan­fest­stel­lung durch vor­ge­zo­ge­ne Aus­gleichs­maß­nah­men Rech­nung (vgl. Un­ter­la­ge 19.8.1-D S. 39, 52).

24 B. Der Klä­ger kann sich nicht mit Er­folg auf ei­nen ma­te­ri­el­len Feh­ler des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses be­ru­fen.

25 I. Die Plan­recht­fer­ti­gung ist für das im Be­darfs­plan für die Bun­des­fern­stra­ßen zum Fern­stra­ßen­aus­bau­ge­setz in der Fas­sung vom 23. De­zem­ber 2016 (BGBl. I S. 3354) dem vor­dring­li­chen Be­darf zu­ge­ord­ne­te Vor­ha­ben ge­ge­ben. Ein­wän­de ge­gen die Plan­recht­fer­ti­gung we­gen ei­ner ver­meint­li­chen Uni­ons- und Ver­fas­sungs­rechts­wid­rig­keit des Be­darfs­plans hat der Klä­ger erst­mals mit Schrift­satz vom 24. No­vem­ber 2021 und da­mit nach Ab­lauf der Kla­ge­be­grün­dungs­frist gel­tend ge­macht.

26 II. Die Ab­schnitts­bil­dung ist recht­mä­ßig.

27 Die Zu­läs­sig­keit ei­ner pla­nungs­recht­li­chen Ab­schnitts­bil­dung ist in der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts grund­sätz­lich an­er­kannt. Dem liegt die Er­wä­gung zu­grun­de, dass ein pla­ne­ri­sches Ge­samt­kon­zept an­ge­sichts viel­fäl­ti­ger Schwie­rig­kei­ten, die mit ei­ner de­tail­lier­ten Stre­cken­pla­nung ver­bun­den sind, häu­fig nur in Teil­ab­schnit­ten ver­wirk­licht wer­den kann. Die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de ver­fügt in­so­weit über ein pla­ne­ri­sches Er­mes­sen, in das sie u. a. Ge­sichts­punk­te ei­ner zweck­mä­ßi­gen Ver­fah­rens­ge­stal­tung ein­be­zie­hen kann. Die­ses Er­mes­sen wird al­ler­dings durch das ma­te­ri­el­le Pla­nungs­recht, ins­be­son­de­re die Zie­le des je­wei­li­gen Fach­pla­nungs­ge­set­zes und das Ab­wä­gungs­ge­bot, be­grenzt. Die Aus­sa­ge­kraft der Ab­wä­gung darf durch ei­ne Auf­spal­tung des Vor­ha­bens nicht be­ein­träch­tigt wer­den. Ins­be­son­de­re kann ei­ne Teil­pla­nung nicht so weit ver­selb­stän­digt wer­den, dass durch die Ge­samt­pla­nung ge­schaf­fe­ne Pro­ble­me un­be­wäl­tigt blei­ben. Auch muss zwi­schen den Vor­tei­len, die in der als­bal­di­gen Ver­wirk­li­chung ei­nes Teil­be­reichs lie­gen, und even­tu­ell da­mit ver­bun­de­nen Nach­tei­len, wie et­wa hö­he­ren Kos­ten oder der Durch­füh­rung von sich spä­ter als über­flüs­sig her­aus­stel­len­den Bau­maß­nah­men, ei­ne sach­ge­rech­te Ab­wä­gung ge­trof­fen wer­den. Dar­über hin­aus muss der Teil­ab­schnitt bei stra­ßen­recht­li­chen Vor­ha­ben grund­sätz­lich ei­ne selb­stän­di­ge Ver­kehrs­funk­ti­on be­sit­zen und dür­fen der Ver­wirk­li­chung des Ge­samt­vor­ha­bens kei­ne un­über­wind­li­chen Hin­der­nis­se ent­ge­gen­ste­hen (stRspr, vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 3. No­vem­ber 2020 - 9 A 12.19 - BVer­w­GE 170, 33 Rn. 724).

28 Hier­von aus­ge­hend hat der Se­nat be­reits fest­ge­stellt, dass dem Ge­samt­vor­ha­ben der A 20 kei­ne un­über­wind­ba­ren Hin­der­nis­se ent­ge­gen­ste­hen (BVer­wG, Ur­tei­le vom 6. No­vem­ber 2013 - 9 A 14.12 - BVer­w­GE 148, 373 Rn. 151 und vom 28. April 2016 - 9 A 9.15 - BVer­w­GE 155, 91 Rn. 45). Der Ein­wand des Klä­gers, die Vor­aus­schau auf Fol­ge­ab­schnit­te be­rück­sich­ti­ge vor­lie­gend nur die na­tur­schutz­recht­li­che Pro­ble­ma­tik, nicht aber die Be­trof­fen­heit des klä­ge­ri­schen Be­triebs, recht­fer­tigt kei­ne ab­wei­chen­de Be­wer­tung. Lärm­be­ein­träch­ti­gun­gen oder ei­ne Exis­tenz­ge­fähr­dung stel­len kei­ne von vorn­her­ein un­über­wind­ba­ren Hin­der­nis­se dar, da sie durch Lärm­schutz­maß­nah­men bzw. Grund­stücks­tau­sche ver­hin­dert und not­falls im We­ge der Ab­wä­gung über­wun­den wer­den kön­nen.

29 Die Kri­tik, es feh­le an ei­ner über­re­gio­na­len Ver­kehrs­funk­ti­on, ist eben­falls un­be­grün­det. Au­to­bahn­pro­jek­te dür­fen - und kön­nen – (nur) ab­schnitts­wei­se rea­li­siert wer­den. Dem wi­der­sprä­che es, müss­te schon nach iso­lier­ter Be­trach­tung der Ver­kehrs­be­darf ei­ner Au­to­bahn für je­den Ab­schnitt nach­ge­wie­sen wer­den. Letz­te­rer muss da­her für den Fall, dass sich das Ge­samt­kon­zept der Pla­nung im Nach­hin­ein als nicht rea­li­sier­bar er­weist, zwar ei­ne ei­gen­stän­di­ge, nicht je­doch in vol­lem Um­fang die ihm in der Ge­samt­pla­nung zu­ge­dach­te Ver­kehrs­funk­ti­on ha­ben (vgl. BVer­wG, Ur­tei­le vom 21. März 1996 - 4 C 19.94 - BVer­w­GE 100, 370 <387 f.>, vom 23. Fe­bru­ar 2005 - 4 A 5.04 - BVer­w­GE 123, 23 <25 f.> und vom 26. Ok­to­ber 2005 - 9 A 33.04 - ju­ris Rn. 33). So­weit der Klä­ger die ei­gen­stän­di­ge Ver­kehrs­funk­ti­on des plan­fest­ge­stell­ten Ab­schnitts un­ter Hin­weis auf die Not­wen­dig­keit ei­ner Ge­samt-UVP für bei­de Ab­bau­ab­schnit­te der Sei­ten­ent­nah­me be­strei­tet, be­darf es die­ser - wie be­reits dar­ge­legt - nicht.

30 III. Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss ist nicht des­halb feh­ler­haft, weil der Be­klag­te ei­ne ernst­haf­te Ge­fähr­dung der be­trieb­li­chen Exis­tenz des Klä­gers ver­kannt hät­te.

31 Macht ein von der ent­eig­nungs­recht­li­chen Vor­wir­kung ei­nes stra­ßen­recht­li­chen Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses (§ 19 Abs. 1 und 2 FStrG) Be­trof­fe­ner gel­tend, durch das Vor­ha­ben wer­de sein Be­trieb in sei­ner Exis­tenz ge­fähr­det oder gar ver­nich­tet, ge­hört die­ser Ein­wand zu den Be­lan­gen, mit de­nen sich die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de im Rah­men der Ab­wä­gung der von dem Vor­ha­ben be­rühr­ten öf­fent­li­chen und pri­va­ten Be­lan­ge (§ 17 Satz 2 FStrG i. d. F. vom 28. Ju­ni 2007) grund­sätz­lich aus­ein­an­der­set­zen muss. Ist die Fra­ge der Exis­tenz­ge­fähr­dung oder -ver­nich­tung für das Ab­wä­gungs­er­geb­nis der kon­kre­ten Pla­nung aus­schlag­ge­bend, muss sie sich Klar­heit dar­über ver­schaf­fen, ob ge­eig­ne­tes Er­satz­land zur Ver­fü­gung steht, um die Ge­fähr­dung oder Ver­nich­tung des Be­triebs zu ver­mei­den. Ei­ne nä­he­re Aus­ein­an­der­set­zung mit die­sem Ein­wand ist le­dig­lich dann ent­behr­lich, wenn sie die be­haup­te­te Exis­tenz­ge­fähr­dung im We­ge der Wahr­un­ter­stel­lung ih­rer Ab­wä­gung (hy­po­the­tisch) zu­grun­de legt, was un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen zu­läs­sig ist. Zur Klä­rung der Fra­ge, ob ein land­wirt­schaft­li­cher Be­trieb in­fol­ge des plan­fest­zu­stel­len­den Vor­ha­bens in sei­ner Exis­tenz ge­fähr­det oder gar ver­nich­tet zu wer­den droht, ist re­gel­mä­ßig ei­ne Be­gut­ach­tung des Be­triebs durch ei­nen land­wirt­schaft­li­chen Sach­ver­stän­di­gen er­for­der­lich, es sei denn, der Ver­lust an Ei­gen­tums- oder Pacht­flä­chen bleibt in ei­ner Grö­ßen­ord­nung von bis zu fünf Pro­zent der Be­triebs­flä­che. Ein Ver­lust, der die­sen An­halts­wert nicht über­schrei­tet, ge­fähr­det ei­nen ge­sun­den land­wirt­schaft­li­chen (Voll­erwerbs-)Be­trieb in der Re­gel nicht. Zeich­net sich da­nach kei­ne Exis­tenz­ge­fähr­dung ab, kann sich die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de grund­sätz­lich da­mit be­gnü­gen, den Ei­gen­tü­mer auf das nach­fol­gen­de Ent­eig­nungs­ver­fah­ren zu ver­wei­sen (stRspr, vgl. BVer­wG, Ur­tei­le vom 9. No­vem­ber 2017 - 3 A 3.15 - Buch­holz 442.09 § 18 AEG Nr. 80 Rn. 27 und vom 12. Ju­ni 2019 - 9 A 2.18 - BVer­w­GE 166, 1 Rn. 25).

32 Dies vor­an­ge­stellt, hat der Be­klag­te ei­ne Exis­tenz­ge­fähr­dung des klä­ge­ri­schen Be­triebs je­den­falls un­ter Be­rück­sich­ti­gung wei­te­rer, ihm wäh­rend des Kla­ge­ver­fah­rens ver­bind­lich zu­ge­sag­ter Er­satz­flä­chen selbst dann zu Recht ver­neint, wenn der Be­wer­tung ne­ben Ei­gen­tums­flä­chen nicht nur lang-, son­dern auch kurz­fris­tig ge­pach­te­te Grund­stü­cke zu­grun­de ge­legt wer­den müss­ten.

33 1. Das Exis­tenz­ge­fähr­dungs­gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen Dr. G. – und ihm fol­gend der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss - be­rech­net die zum Be­wer­tungs­stich­tag 30. März 2017 vom Klä­ger land­wirt­schaft­lich ge­nutz­te Flä­che zu­tref­fend mit 108,59 ha, da­von 21,93 ha Ei­gen­tums- und 86,66 ha Pacht­flä­chen. Be­rück­sich­tigt sind hier­bei al­le vom Klä­ger be­wirt­schaf­te­ten Pacht­flä­chen un­ab­hän­gig von der ver­blei­ben­den Pacht­dau­er.

34 Zu Un­recht macht der Klä­ger gel­tend, auch das Grund­stück R., Flur a, Flur­stück aa ha­be ein­be­zo­gen wer­den müs­sen. Nach stän­di­ger Recht­spre­chung be­stimmt sich die Exis­tenz­ge­fähr­dung an­hand des Ver­lus­tes von Ei­gen­tums- und Pacht­flä­chen. Auch der ein­schlä­gi­ge Leit­fa­den stellt hier­auf ab (vgl. Haupt­ver­band der land­wirt­schaft­li­chen Buch­stel­len und Sach­ver­stän­di­gen e. V., Exis­tenz­ge­fähr­dung in der Land­wirt­schaft, 1. Aufl. 2012 - HLBS-Leit­fa­den - S. 64 ff., 76, 100). Der Klä­ger hat das Flur­stück aa nach ei­ge­nen An­ga­ben so­wohl ge­gen­über dem Sach­ver­stän­di­gen Dr. G. als auch in der Kla­ge­be­grün­dung nur bis zum Jahr 2016 be­wirt­schaf­tet und dar­um ge­be­ten, es ihm als Kom­pen­sa­ti­on für den vor­ha­ben­be­ding­ten Ver­lust an­de­rer Flä­chen zur Ver­fü­gung zu stel­len. Der Ei­gen­tü­mer des Grund­stücks hat eben­falls be­stä­tigt, dass kein Pacht­ver­trag be­stand. Da­mit war es un­ge­ach­tet der vom Klä­ger gel­tend ge­mach­ten Ab­re­den mit dem Ei­gen­tü­mer man­gels Vor­lie­gens ei­nes Pacht­ver­hält­nis­ses nicht ein­zu­be­zie­hen. Un­ab­hän­gig da­von än­der­te es nichts zu­guns­ten der Kla­ge, wenn das Flur­stück bei der Be­rech­nung des Ist-Zu­stands be­rück­sich­tigt wür­de. Da es nicht durch das Vor­ha­ben in An­spruch ge­nom­men wird, son­dern dem Klä­ger er­hal­ten blei­ben soll, führ­te dies le­dig­lich da­zu, dass sich der pro­zen­tua­le An­teil der ent­zo­ge­nen land­wirt­schaft­li­chen Flä­che ver­rin­ger­te, der für die Be­wer­tung der Exis­tenz­ge­fähr­dung von be­son­de­rem Ge­wicht ist. Zwar stün­de es dann nicht als Er­satz­flä­che zur Ver­fü­gung. Auch in­so­weit er­gibt sich in­des kein re­le­van­ter Un­ter­schied ge­gen­über der Be­rech­nung des Exis­tenz­ge­fähr­dungs­gut­ach­tens.

35 2. Es kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob bei der Be­rech­nung der vor­ha­ben­be­ding­ten Flä­chen­ver­lus­te des Klä­gers (a) Flur­stü­cke mit ei­ner nur noch ge­rin­gen Rest­lauf­zeit der Pacht­ver­trä­ge zu Recht nicht be­rück­sich­tigt bzw. nur an­tei­lig an­ge­rech­net wur­den (b). Denn durch das dem Klä­ger ver­bind­lich an­ge­bo­te­ne Er­satz­land wird die Exis­tenz­ge­fähr­dung sei­nes Be­triebs un­ab­hän­gig hier­von ab­ge­wen­det (c).

36 a) Den Vor­ga­ben des Vor­ha­ben­trä­gers fol­gend, hat der Sach­ver­stän­di­ge Ent­zugs­flä­chen mit bis zu drei Jah­ren Rest­pacht­dau­er nicht, bei ei­ner Rest­pacht­dau­er von drei bis vier Jah­ren mit 50 % und bei ei­ner Rest­pacht­dau­er von vier bis fünf Jah­ren mit 75 % be­rück­sich­tigt. Da­von aus­ge­hend, ver­liert der Klä­ger vor­ha­ben­be­dingt zwar tat­säch­lich 11,41 ha Pacht­flä­chen; an­ge­rech­net wer­den ihm hier­von je­doch nur 5,5 ha, da für die wei­te­ren 5,91 ha die Rest­pacht­dau­er zu ge­ring ist. Zu­sam­men mit eben­falls be­trof­fe­nen Ei­gen­tums­flä­chen ver­liert der Klä­ger da­nach zwar tat­säch­lich 16,68 ha, rech­ne­risch je­doch nur 10,77 ha, d. h. 9,9 % sei­ner be­wirt­schaf­te­ten Flä­chen. Un­ter Zu­grun­de­le­gung der ihm da­nach rech­ne­risch ver­blei­ben­den 97,82 ha land­wirt­schaft­li­cher Nutz­flä­che - tat­säch­lich ver­blei­ben dem Klä­ger nur 91,91 ha - kommt das Gut­ach­ten zu dem Er­geb­nis, dass der Be­trieb des Klä­gers in sei­ner Exis­tenz ge­fähr­det ist.

37 So­weit der Klä­ger mit Schrift­satz vom 24. No­vem­ber 2021 erst­mals den Ver­lust wei­te­rer Pacht­flä­chen so­wie ei­ne flä­chen­mä­ßig stär­ke­re Be­trof­fen­heit ein­zel­ner Flä­chen gel­tend macht, liegt das Vor­brin­gen au­ßer­halb der Kla­ge­be­grün­dungs­frist. Die Ein­wän­de sind dar­über hin­aus un­be­grün­det. Die Grund­stü­cke Flur b, Flur­stü­cke bb und cc so­wie Flur c, Flur­stück dd wer­den nicht durch den Bau in An­spruch ge­nom­men, son­dern sind als Er­satz­grund­stü­cke vor­ge­se­hen. Das Grund­stück Flur c, Flur­stück ee wur­de nicht be­rück­sich­tigt, weil der Pacht­ver­trag aus­weis­lich des Exis­tenz­ge­fähr­dungs­gut­ach­tens be­reits am 31. Ok­to­ber 2012 und da­mit vor dem Be­wer­tungs­stich­tag en­de­te. Die Be­rech­nung der be­trof­fe­nen Flä­che des Flur­stücks ff hat der Be­klag­te im Schrift­satz vom 29. Mai 2022 plau­si­bel dar­ge­legt.

38 b) Es be­darf vor­lie­gend kei­ner Ent­schei­dung, ob bei der Be­rech­nung der vor­ha­ben­be­ding­ten Ver­lus­te Pacht­flä­chen mit nur noch ge­rin­ger Rest­pacht­dau­er zu Recht nicht oder nur an­tei­lig be­rück­sich­tigt wur­den.

39 Die bis­he­ri­ge Recht­spre­chung stellt je­den­falls hin­sicht­lich der Fra­ge, ob der An­halts­wert von 5 % nicht über­schrit­ten und da­mit in der Re­gel von dem Fort­be­stand der Exis­tenz­fä­hig­keit aus­zu­ge­hen ist, auf den Ver­lust (nur) von Ei­gen­tums- und lang­fris­tig ge­si­cher­ten Pacht­flä­chen ab (vgl. BVer­wG, Ur­tei­le vom 14. April 2010 - 9 A 13.08 - BVer­w­GE 136, 332 Rn. 27, vom 6. April 2017 - 4 A 2.16 u. a. - DVBl 2017, 1039 Rn. 74 und vom 9. No­vem­ber 2017 - 3 A 3.15 - Buch­holz 442.09 § 18 AEG Nr. 80 Rn. 27; VGH Mün­chen, Be­schluss vom 14. Au­gust 2002 - 8 ZB 02.12 93 - ju­ris Rn. 8 ff.).

40 Al­ler­dings plä­diert der ein­schlä­gi­ge Leit­fa­den un­ter Hin­weis auf den Struk­tur­wan­del in der Land­wirt­schaft, der durch ei­ne ab­neh­men­de Ver­füg­bar­keit von Ei­gen­tums­flä­chen und da­mit ein­her­ge­hend ei­nen An­stieg des Pacht­flä­chen­an­teils ge­kenn­zeich­net ist, da­für, bei der Prü­fung der Exis­tenz­ge­fähr­dung ent­zo­ge­ne Pacht­flä­chen grund­sätz­lich un­ein­ge­schränkt zu be­rück­sich­ti­gen (vgl. HLBS-Leit­fa­den, S. 75 ff., 100; eben­falls Zwei­fel äu­ßernd OVG Lü­ne­burg, Ur­teil vom 27. Au­gust 2019 - 7 KS 24/17 - RdL 2020, 354 <359 f.>). Dem könn­te je­doch mög­li­cher­wei­se ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den, dass die Ver­knap­pung von Land nicht nur zu ei­ner Ver­rin­ge­rung des zum Ei­gen­tums­er­werb zur Ver­fü­gung ste­hen­den Lan­des und da­mit zu ei­ner wach­sen­den Be­deu­tung von Pacht­flä­chen, son­dern auch da­zu führt, dass Pacht­ver­trä­ge kurz­fris­ti­ger ge­schlos­sen wer­den, um Wert­stei­ge­run­gen bes­ser Rech­nung tra­gen zu kön­nen. So ver­weist auch das vor­lie­gen­de Exis­tenz­ge­fähr­dungs­gut­ach­ten (S. 30) dar­auf, dass die Pacht­zah­lun­gen bei der Ver­län­ge­rung vie­ler Pacht­ver­trä­ge des Klä­gers im Jahr 2017 deut­lich nach oben an­ge­passt wur­den. Die Kurz­fris­tig­keit von Pacht­ver­trä­gen be­grün­det da­her ne­ben dem Ri­si­ko, dass der Ver­päch­ter ei­ne wei­te­re Ver­pach­tung ab­lehnt, auch das­je­ni­ge, dass Pacht­ver­trä­ge mit Be­trie­ben ab­ge­schlos­sen wer­den, die ei­ne hö­he­re Pacht bie­ten, oder dass ei­ne Fort­set­zung der Pacht nur zu - die Er­trags­kraft eben­falls ein­schrän­ken­den – (deut­lich) un­güns­ti­ge­ren Kon­di­tio­nen mög­lich ist. Dies könn­te die Wer­tung recht­fer­ti­gen, dass sich hin­sicht­lich nur kurz­fris­tig ge­si­cher­ter Pacht­flä­chen durch das Vor­ha­ben le­dig­lich ein schon aus an­de­ren Grün­den be­stehen­des je­der­zei­ti­ges Ver­lust­ri­si­ko ver­wirk­licht und es da­mit zu kei­ner vor­ha­ben­be­ding­ten Exis­tenz­ge­fähr­dung kommt (s. a. VGH Mün­chen, Be­schluss vom 14. Au­gust 2002 - 8 ZB 02.12 93 - ju­ris Rn. 8 ff.).

41 Dies kann hier in­des eben­so da­hin­ge­stellt blei­ben wie die Fra­ge, ob sich die feh­len­de oder ein­ge­schränk­te Be­rück­sich­ti­gung von Pacht­ver­trä­gen mit kur­zer Rest­lauf­zeit vor­lie­gend dar­aus recht­fer­tigt, dass sich auch der HLBS-Leit­fa­den (S. 76) da­für aus­spricht, je­den­falls kei­ne Pacht­flä­chen ein­zu­be­zie­hen, de­ren Ver­län­ge­rung nicht zu er­war­ten ist, weil sie bei­spiels­wei­se im Ei­gen­tum der öf­fent­li­chen Hand oder des Vor­ha­ben­trä­gers ste­hen und ih­re Lauf­zeit kurz­fris­tig en­det oder be­en­det wer­den kann.

42 c) Denn der Be­klag­te hat dem Klä­ger ver­bind­lich Er­satz­land an­ge­bo­ten, durch wel­ches die Exis­tenz­ge­fähr­dung sei­nes Be­triebs ab­ge­wen­det wer­den kann.

43 aa) In­so­weit kön­nen al­ler­dings die Flä­chen, die das Exis­tenz­ge­fähr­dungs­gut­ach­ten be­nennt, nur teil­wei­se - im Um­fang von 5,6475 ha - be­rück­sich­tigt wer­den. Denn mit Aus­nah­me des 0,1475 ha gro­ßen Teil­stücks Flur c, Flur­stück gg so­wie des Flur­stücks hh von 5,5 ha han­delt es sich aus­nahms­los um Flä­chen, die der Klä­ger zum Be­wer­tungs­stich­tag - wenn­gleich mit kur­zer Rest­lauf­zeit - noch ge­pach­tet hat­te. In­so­weit geht das Gut­ach­ten wi­der­sprüch­lich mit den Flä­chen um und be­zieht die­se dop­pelt ein, in­dem es sie zu­nächst bei der Er­mitt­lung der nach Durch­füh­rung des Vor­ha­bens ver­blei­ben­den Flä­chen be­rück­sich­tigt, sie so­dann je­doch - als wä­ren sie doch nicht Teil die­ser Flä­chen - als Er­satz für vor­ha­ben­be­ding­te Flä­chen­ver­lus­te vor­sieht und da­mit letzt­lich er­neut an­rech­net. Der ein­zi­ge Un­ter­schied be­steht für den Klä­ger le­dig­lich dar­in, dass er bis­lang nur ge­pach­te­te Flä­chen nun­mehr zum Ei­gen­tum er­wer­ben kann. Dies än­dert aber nichts dar­an, dass ihm tat­säch­lich er­heb­lich we­ni­ger land­wirt­schaft­lich nutz­ba­re Flä­che zur Ver­fü­gung steht.

44 bb) Er­weist sich dem­nach die Ab­wä­gung des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses (S. 417) in­so­weit als falsch, als sie da­von aus­geht, durch die bei Er­lass der Ent­schei­dung vor­ge­se­he­ne Be­reit­stel­lung von Er­satz­land kön­ne ei­ne Exis­tenz­ge­fähr­dung ab­ge­wen­det wer­den, so hat der Be­klag­te die­sen Feh­ler durch die ver­bind­li­che Zu­sa­ge wei­te­rer Flä­chen wäh­rend des Ge­richts­ver­fah­rens ge­heilt. Dies ist zu­guns­ten des Vor­ha­bens zu be­rück­sich­ti­gen (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 11. Ok­to­ber 2017 - 9 A 14.16 - BVer­w­GE 160, 78 Rn. 20).

45 In­so­weit kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob die Ei­gen­tums­über­tra­gung des be­reits im We­ge ei­ner Ver­pach­tung als Er­satz­land vor­ge­se­he­nen Flur­stücks aa, Flur a der Ge­mar­kung ..., ge­eig­net ist, die Exis­tenz­ge­fähr­dung des klä­ge­ri­schen Be­triebs zu ver­rin­gern. Denn mit der Zu­sa­ge der Über­tra­gung des Ei­gen­tums an den Flur­stü­cken jj, kk (teil­wei­se) und ll der Ge­mar­kung ..., Flur a, ste­hen dem Klä­ger wei­te­re 7,2 ha zur Ver­fü­gung. So­fern kurz­fris­ti­ge Pacht­ver­trä­ge bei der Er­mitt­lung des Land­ent­zugs un­be­rück­sich­tigt blei­ben, re­du­ziert die­ser sich da­nach von 10,77 auf 1,57 ha und so­mit 1,5 % der bis­lang land­wirt­schaft­lich ge­nutz­ten Flä­che. Er ver­bleibt da­mit un­ter­halb des An­halts­wer­tes von 5 %.

46 So­weit der Klä­ger be­züg­lich der Flur­stü­cke jj und kk die schlech­te An­bin­dung so­wie ei­ne teil­wei­se Ver­näs­sung des Flur­stücks jj ge­rügt hat, hat der Ver­tre­ter der Bei­ge­la­de­nen, Herr L., in der münd­li­chen Ver­hand­lung zur Über­zeu­gung des Se­nats dar­ge­legt, dass dort zwar acker­bau­li­che Maß­nah­men er­for­der­lich, je­doch oh­ne Wei­te­res durch­führ­bar sind. Zu­dem hat die Ver­hand­lung er­ge­ben, dass der Klä­ger als Zu­we­gung ei­ne mit ei­ner Wild­un­ter­füh­rung kom­bi­nier­te Un­ter­füh­rung nut­zen kann. Dar­über hin­aus lie­gen die Flä­chen nä­her an sei­ner Hof­stel­le als an­de­re von ihm ge­pach­te­te Grund­stü­cke. So­weit der Klä­ger hin­sicht­lich der ihm eben­falls als Ei­gen­tum zu­ge­sag­ten Flur­stü­cke ll, mm und nn ein­ge­wandt hat, die­se wür­den durch die auf das da­zwi­schen­lie­gen­de Flur­stück oo ver­leg­te Bek­hau­ser Bä­ke von­ein­an­der ge­trennt, zu­dem dro­he we­gen der an­gren­zen­den Sei­ten­ent­nah­me ein Tro­cken­fal­len der Flä­che, sind die­se Ein­wän­de je­den­falls hin­sicht­lich des Flur­stücks ll un­be­grün­det. Um ein tem­po­rä­res Tro­cken­fal­len der Bä­ke durch den Sand­ab­bau zu ver­hin­dern, soll die­se auf dem Flur­stück oo ver­lau­fen. Das Flur­stück ll liegt süd­lich hier­von und da­mit noch wei­ter von der Ne­ben­ent­nah­me ent­fernt, so­dass dort eben­falls kei­ne Ge­fahr ei­nes Tro­cken­fal­lens be­steht.

47 Schlie­ß­lich hat der Be­klag­te mit Schrift­satz vom 21. April 2022 kon­kret dar­ge­legt, dass dem Klä­ger im Zu­ge von Tausch­ver­ein­ba­run­gen nach §§ 129 ff. FlurbG hof­nah ein ar­ron­dier­ter Acker­kom­plex von 6,9 ha im We­ge der lang­fris­ti­gen Ver­pach­tung zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den kann. Da­mit ist ei­ne Exis­tenz­ge­fähr­dung selbst dann aus­ge­schlos­sen, wenn vor­lie­gend ent­ge­gen der bis­he­ri­gen Recht­spre­chung und un­ge­ach­tet der dies­be­züg­li­chen Ein­schrän­kun­gen des HLBS-Leit­fa­dens auch Pacht­flä­chen mit kur­zer Rest­lauf­zeit bei der Be­rech­nung der Ent­zugs­flä­che zu be­rück­sich­ti­gen wä­ren.

48 C. Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 154 Abs. 2 und § 162 Abs. 3 Vw­GO.