Ver­fah­rens­in­for­ma­ti­on

Die Klä­ge­rin, ein Phar­ma-Un­ter­neh­men, be­gehrt die Fest­stel­lung, dass der Trans­port von Klär­schlamm von ei­ner ih­rer be­trieb­li­chen An­la­gen zu ei­ner kom­mu­na­len Klär­an­la­ge, in der der Klär­schlamm wei­ter be­han­delt wird, nicht den Re­ge­lun­gen des Kreis­lauf­wirt­schafts­ge­set­zes un­ter­fällt.


Die Fest­stel­lungs­kla­ge blieb vor dem Ver­wal­tungs­ge­richt oh­ne Er­folg. Auf die Be­ru­fung der Klä­ge­rin stell­te der Ver­wal­tungs­ge­richts­hof fest, dass für die Be­för­de­rung von Klär­schlamm von des­sen Auf­nah­me durch ein Saug- und Pumpfahr­zeug am Stand­ort der Zen­tra­len Ab­was­ser­be­hand­lungs­an­la­ge der Klä­ge­rin bis zur Über­ga­be­stel­le an der kom­mu­na­len Klär­an­la­ge nicht die aus den Vor­schrif­ten der §§ 53 - 55 des Kreis­lauf­wirt­schafts­ge­set­zes - KrWG - fol­gen­den Rechts­pflich­ten gel­ten. Das Ab­sau­gen ei­nes Teils der in ei­ner Ab­was­ser­be­hand­lungs­an­la­ge an­fal­len­den Stof­fe mit­tels ei­nes Saug- und Pumpfahr­zeugs zum Zweck des Trans­ports der Stof­fe zu ei­ner wei­te­ren Ab­was­ser­be­hand­lung bzw. zur Trock­nung in ei­ner Klär­an­la­ge füh­re nicht da­zu, dass die ge­nann­ten Stof­fe wie­der dem An­wen­dungs­be­reich des Kreis­lauf­wirt­schafts­ge­set­zes un­ter­fie­len, weil mit der Ent­nah­me der Stof­fe die mit der Be­hand­lung be­gon­ne­ne Ab­was­ser­be­sei­ti­gung noch nicht ab­ge­schlos­sen sei. Un­ab­hän­gig da­von han­de­le es sich bei dem Saug- und Pumpfahr­zeug um ei­ne (wei­te­re) Ab­was­ser­an­la­ge im Sin­ne von § 2 Abs. 2 Nr. 9 KrWG.


Hier­ge­gen rich­tet sich die vom Ver­wal­tungs­ge­richts­hof we­gen grund­sätz­li­cher Be­deu­tung der Rechts­sa­che zu­ge­las­se­ne Re­vi­si­on des Be­klag­ten. Er rügt, das Ur­teil des Be­ru­fungs­ge­richts ver­sto­ße ge­gen Bun­des­recht und uni­ons­recht­li­che Vor­ga­ben.


Ver­fah­rens­in­for­ma­ti­on

Die Klä­ge­rin, ein Phar­ma-Un­ter­neh­men, be­gehrt die Fest­stel­lung, dass der Trans­port von Klär­schlamm von ei­ner ih­rer be­trieb­li­chen An­la­gen zu ei­ner kom­mu­na­len Klär­an­la­ge, in der der Klär­schlamm wei­ter be­han­delt wird, nicht den Re­ge­lun­gen des Kreis­lauf­wirt­schafts­ge­set­zes un­ter­fällt.


Die Fest­stel­lungs­kla­ge blieb vor dem Ver­wal­tungs­ge­richt oh­ne Er­folg. Auf die Be­ru­fung der Klä­ge­rin stell­te der Ver­wal­tungs­ge­richts­hof fest, dass für die Be­för­de­rung von Klär­schlamm von des­sen Auf­nah­me durch ein Saug- und Pumpfahr­zeug am Stand­ort der Zen­tra­len Ab­was­ser­be­hand­lungs­an­la­ge der Klä­ge­rin bis zur Über­ga­be­stel­le an der kom­mu­na­len Klär­an­la­ge nicht die aus den Vor­schrif­ten der §§ 53 - 55 des Kreis­lauf­wirt­schafts­ge­set­zes - KrWG - fol­gen­den Rechts­pflich­ten gel­ten. Das Ab­sau­gen ei­nes Teils der in ei­ner Ab­was­ser­be­hand­lungs­an­la­ge an­fal­len­den Stof­fe mit­tels ei­nes Saug- und Pumpfahr­zeugs zum Zweck des Trans­ports der Stof­fe zu ei­ner wei­te­ren Ab­was­ser­be­hand­lung bzw. zur Trock­nung in ei­ner Klär­an­la­ge füh­re nicht da­zu, dass die ge­nann­ten Stof­fe wie­der dem An­wen­dungs­be­reich des Kreis­lauf­wirt­schafts­ge­set­zes un­ter­fie­len, weil mit der Ent­nah­me der Stof­fe die mit der Be­hand­lung be­gon­ne­ne Ab­was­ser­be­sei­ti­gung noch nicht ab­ge­schlos­sen sei. Un­ab­hän­gig da­von han­de­le es sich bei dem Saug- und Pumpfahr­zeug um ei­ne (wei­te­re) Ab­was­ser­an­la­ge im Sin­ne von § 2 Abs. 2 Nr. 9 KrWG.


Hier­ge­gen rich­tet sich die vom Ver­wal­tungs­ge­richts­hof we­gen grund­sätz­li­cher Be­deu­tung der Rechts­sa­che zu­ge­las­se­ne Re­vi­si­on des Be­klag­ten. Er rügt, das Ur­teil des Be­ru­fungs­ge­richts ver­sto­ße ge­gen Bun­des­recht und uni­ons­recht­li­che Vor­ga­ben.


Pres­se­mit­tei­lung Nr. 40/2022 vom 23.06.2022

Der Trans­port von Klär­schlamm auf der Stra­ße un­ter­liegt dem Kreis­lauf­wirt­schafts­ge­setz

Die Be­för­de­rung von Klär­schlamm durch ein Saug- und Pumpfahr­zeug von ei­ner be­trieb­li­chen Ab­was­ser­be­hand­lungs­an­la­ge zu ei­ner kom­mu­na­len Klär­an­la­ge un­ter­fällt dem Kreis­lauf­wirt­schafts­ge­setz (KrWG). Das hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt in Leip­zig heu­te ent­schie­den.


Die auf die Fest­stel­lung ge­rich­te­te Kla­ge ei­nes Phar­ma-Un­ter­neh­mens, dass das KrWG auf den Trans­port von Klär­schlamm auf der Stra­ße kei­ne An­wen­dung fin­det, blieb vor dem Ver­wal­tungs­ge­richt oh­ne Er­folg. Die hier­ge­gen ge­rich­te­te Be­ru­fung der Klä­ge­rin war vor dem Ver­wal­tungs­ge­richts­hof er­folg­reich.


Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt hat die Ent­schei­dung des Ver­wal­tungs­ge­richts­hofs ge­än­dert und die Be­ru­fung der Klä­ge­rin zu­rück­ge­wie­sen. Die Klä­ge­rin hat kei­nen An­spruch auf die be­gehr­te Fest­stel­lung. Nach der Ab­fall­rah­men­richt­li­nie sind Ab­wäs­ser aus dem An­wen­dungs­be­reich die­ser Richt­li­nie nur aus­ge­schlos­sen, so­weit sie be­reits von an­de­ren ge­mein­schaft­li­chen Rechts­vor­schrif­ten ab­ge­deckt sind. Sol­che ge­mein­schafts­recht­li­chen Vor­schrif­ten exis­tie­ren für den Trans­port von Klär­schlamm auf der Stra­ße nicht.


BVer­wG 7 C 3.21 - Ur­teil vom 23. Ju­ni 2022

Vor­in­stan­zen:

VGH Mann­heim, VGH 10 S 2566/19 - Ur­teil vom 20. April 2021 -

VG Sig­ma­rin­gen, VG 5 K 1924/18 - Ur­teil vom 10. April 2019 -


Ur­teil vom 23.06.2022 -
BVer­wG 7 C 3.21ECLI:DE:BVer­wG:2022:230622U7C3.21.0

Leit­sät­ze:

1. Der stra­ßen­ge­bun­de­ne Trans­port von Ab­was­ser un­ter­liegt dem Kreis­lauf­wirt­schafts­ge­setz auch dann, wenn vor und nach die­ser Be­för­de­rung ei­ne Ab­was­ser­be­sei­ti­gung statt­fin­det und in­so­weit das Was­ser­haus­halts­ge­setz gilt.

2. Ab­wäs­ser un­ter­fal­len nur dann nicht dem Ab­fall­recht, wenn sie von an­de­ren Uni­ons­rechts­vor­schrif­ten als der Ab­fall­rah­men­richt­li­nie ab­ge­deckt sind, die ge­naue Be­stim­mun­gen über de­ren Be­wirt­schaf­tung - hier den Trans­port - ent­hal­ten und ein zu­min­dest gleich­wer­ti­ges Schutz­ni­veau ge­währ­leis­ten (vgl. Eu­GH, Ur­teil vom 14. Ok­to­ber 2020 - C-629/19, Sap­pi Aus­tria - Rn. 34)

  • Rechts­quel­len
  • Zi­tier­vor­schlag

Ur­teil

BVer­wG 7 C 3.21

  • VG Sig­ma­rin­gen - 10.04.2019 - AZ: 5 K 1924/18
  • VGH Mann­heim - 20.04.2021 - AZ: 10 S 2566/19

In der Ver­wal­tungs­streit­sa­che hat der 7. Se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 23. Ju­ni 2022
durch
den Vi­ze­prä­si­den­ten des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts Prof. Dr. Korb­ma­cher,
die Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Schem­mer, Dr. Gün­ther,
Dr. Löf­fel­bein und
die Rich­te­rin am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Bähr
für Recht er­kannt:

  1. Auf die Re­vi­si­on des Be­klag­ten wird das Ur­teil des Ver­wal­tungs­ge­richts­hofs Ba­den-Würt­tem­berg vom 20. April 2021 ge­än­dert.
  2. Die Be­ru­fung der Klä­ge­rin ge­gen das Ur­teil des Ver­wal­tungs­ge­richts Sig­ma­rin­gen vom 10. April 2019 wird zu­rück­ge­wie­sen.
  3. Die Klä­ge­rin trägt die Kos­ten des Ver­fah­rens.

Grün­de

I

1 Die Klä­ge­rin be­gehrt die Fest­stel­lung, dass der Trans­port von Klär­schlamm in ei­nem Saug- und Pumpfahr­zeug von ih­rer be­trieb­li­chen Ab­was­ser­be­hand­lungs­an­la­ge zu ei­ner kom­mu­na­len Klär­an­la­ge nicht den Re­ge­lun­gen des Kreis­lauf­wirt­schafts­ge­set­zes un­ter­fällt.

2 Sie be­treibt ein Phar­ma-Un­ter­neh­men und un­ter­hält in B. ei­nen An­la­gen­stand­ort, der ei­ne Pro­duk­ti­ons­an­la­ge für die Her­stel­lung von bio­phar­ma­zeu­ti­schen Wirk­stof­fen so­wie ei­ne Zen­tra­le Ab­was­ser­be­hand­lungs­an­la­ge (ZA­BA) um­fasst. In der ZA­BA er­folgt ei­ne me­cha­ni­sche Ab­tren­nung von Fest­stof­fen, so­dann ei­ne Ein­di­ckung mit gravi­me­tri­schen Ver­fah­ren durch ei­ne Ein­lei­tung in ein Be­cken zum wei­te­ren Ab­set­zen von Fest­stof­fen, schlie­ß­lich das Ab­schöp­fen des flüs­si­gen Teils und des­sen er­neu­te Ver­wen­dung als Pro­duk­ti­ons­was­ser. Der üb­rig blei­ben­de Rest weist ei­nen An­teil Tro­cken­sub­stanz von ma­xi­mal 5 bis 6 Pro­zent auf. In der von der Be­triebs­stät­te der Klä­ge­rin ca. fünf Ki­lo­me­ter ent­fern­ten kom­mu­na­len Klär­an­la­ge wird die­ser Stoff zu­sam­men mit an­de­rem Schlamm wei­ter­be­han­delt, nach­dem er von ei­nem Saug- und Pumpfahr­zeug auf­ge­nom­men und über öf­fent­li­che Stra­ßen dort­hin trans­por­tiert wor­den ist.

3 Das Ver­wal­tungs­ge­richt hat die Fest­stel­lungs­kla­ge ab­ge­wie­sen. Auf die Be­ru­fung der Klä­ge­rin hat der Ver­wal­tungs­ge­richts­hof das Ur­teil des Ver­wal­tungs­ge­richts ge­än­dert und fest­ge­stellt, dass für die Be­för­de­rung der Stof­fe durch ein Saug- und Pumpfahr­zeug nicht die aus den Vor­schrif­ten der §§ 53 bis 55 KrWG fol­gen­den Rechts­pflich­ten gel­ten. Mit der Ent­nah­me der Stof­fe sei die mit der Be­hand­lung in der ZA­BA be­gon­ne­ne Ab­was­ser­be­sei­ti­gung noch nicht ab­ge­schlos­sen. Un­ab­hän­gig hier­von han­de­le es sich bei dem Saug- und Pumpfahr­zeug um ei­ne Ab­was­ser­an­la­ge im Sin­ne von § 2 Abs. 2 Nr. 9 KrWG.

4 Zur Be­grün­dung sei­ner vom Ver­wal­tungs­ge­richts­hof zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on macht der Be­klag­te gel­tend, der nicht lei­tungs­ge­bun­de­ne Trans­port von Ab­was­ser, Roh- und Klär­schlamm müs­se, man­gels ver­gleich­ba­rer Re­ge­lun­gen im Was­ser­recht, den stren­ge­ren Re­ge­lun­gen des Ab­fall­rechts un­ter­lie­gen. § 2 Abs. 2 Nr. 9 KrWG sei in­so­weit uni­ons­rechts­kon­form aus­zu­le­gen.

5 Der Be­klag­te be­an­tragt,
das Ur­teil des Ver­wal­tungs­ge­richts­hofs Ba­den-Würt­tem­berg vom 20. April 2021 zu än­dern und die Be­ru­fung der Klä­ge­rin ge­gen das Ur­teil des Ver­wal­tungs­ge­richts Sig­ma­rin­gen vom 10. April 2019 zu­rück­zu­wei­sen.

6 Die Klä­ge­rin be­an­tragt,
die Re­vi­si­on zu­rück­zu­wei­sen.

7 Sie ver­tei­digt das an­ge­foch­te­ne Ur­teil.

8 Die Ver­tre­te­rin des Bun­des­in­ter­es­ses beim Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt ist der Auf­fas­sung, das Be­ru­fungs­ur­teil sei mit uni­ons­recht­li­chen Vor­ga­ben nicht ver­ein­bar.

II

9 Die zu­läs­si­ge Re­vi­si­on des Be­klag­ten ist be­grün­det. Das Ur­teil des Be­ru­fungs­ge­richts ver­stö­ßt ge­gen Bun­des­recht (§ 137 Abs. 1 Nr. 1 Vw­GO) und stellt sich auch nicht aus an­de­ren Grün­den als rich­tig dar (§ 144 Abs. 4 Vw­GO).

10 1. Der Ver­wal­tungs­ge­richts­hof ver­neint un­ter Ver­stoß ge­gen § 2 Abs. 2 Nr. 9 KrWG die Gel­tung der Vor­schrif­ten des Kreis­lauf­wirt­schafts­ge­set­zes für den stra­ßen­ge­bun­de­nen Trans­port von Rest­stof­fen aus ei­ner pri­va­ten zu ei­ner kom­mu­na­len Ab­was­ser­an­la­ge. Nach die­ser Be­stim­mung gel­ten die Vor­schrif­ten des Kreis­lauf­wirt­schafts­ge­set­zes nicht für Stof­fe, so­bald sie in Ge­wäs­ser oder Ab­was­ser­an­la­gen ein­ge­lei­tet oder ein­ge­bracht wer­den.

11 In der Recht­spre­chung des Se­nats ist ge­klärt, dass die Kon­junk­ti­on "so­bald" le­dig­lich den Zeit­punkt des Über­gangs vom Ab­fall- zum Was­ser­recht re­gelt. Dies steht ei­ner Wie­der­eröff­nung des An­wen­dungs­be­reichs des Ab­fall­rechts nicht ent­ge­gen. Aus dem sys­te­ma­ti­schen Zu­sam­men­hang mit § 54 Abs. 2 Satz 1 WHG er­gibt sich mit der ge­bo­te­nen Klar­heit, dass das Re­ge­lungs­re­gime des Was­ser­rechts en­det und das Ab­fall­recht wie­der an­wend­bar wird, wenn die Ab­was­ser­be­sei­ti­gung ab­ge­schlos­sen ist (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 8. Ju­li 2020 - 7 C 19.18 - BVer­w­GE 169, 119 Rn. 18). Ein am Merk­mal "so­bald" haf­ten­des und aus­schlie­ß­lich auf den Be­ginn der Un­an­wend­bar­keit des Ab­fall­rechts be­zo­ge­nes Ver­ständ­nis vom Re­ge­lungs­ge­halt des § 2 Abs. 2 Nr. 9 KrWG wird dem Sinn und Zweck der Vor­schrift nicht ge­recht. Sie zielt auf die Ab­gren­zung der An­wen­dungs­be­rei­che des Ab­fall­rechts und des Was­ser­rechts. Der Sinn der Re­ge­lung ist, sol­che Vor­gän­ge dem Re­ge­lungs­be­reich des Ab­fall­rechts zu ent­zie­hen, die be­reits von den Be­stim­mun­gen des Was­ser­haus­halts­ge­set­zes er­fasst wer­den. Nach der Ge­set­zes­be­grün­dung be­zweckt die Aus­schluss­re­ge­lung des § 2 Abs. 2 Nr. 9 KrWG die An­wen­dung von Was­ser­recht, wenn Stof­fe in Ge­wäs­ser oder Ab­was­ser­an­la­gen ein­ge­lei­tet oder ein­ge­bracht wer­den, weil die­ses spe­zi­ell auf der­ar­ti­ge Fall­kon­stel­la­tio­nen und den Schutz des Um­welt­me­di­ums Was­ser aus­ge­rich­tet ist (vgl. BT-Drs. 17/6052 S. 70). Dies setzt ei­nen funk­tio­na­len Zu­sam­men­hang der Maß­nah­me mit dem Ab­was­ser­be­sei­ti­gungs­pro­zess vor­aus. Die­ser Pro­zess um­fasst je­den Vor­gang, der da­zu dient, die Schäd­lich­keit des Ab­was­sers zu ver­min­dern oder zu be­sei­ti­gen, na­ment­lich die Schad­stoff­fracht im Ab­was­ser zu re­du­zie­ren (BVer­wG, Ur­teil vom 8. Ju­li 2020 - 7 C 19.18 - BVer­w­GE 169, 119 Rn. 18; Czy­chow­ski/Rein­hardt, WHG, 12. Aufl. 2019, § 54 Rn. 23, 26; Gan­s­ke, in: Land­mann/Roh­mer, Um­welt­recht, Stand De­zem­ber 2021, § 54 WHG Rn. 40).

12 a) Die­se Maß­stä­be ver­kennt der Ver­wal­tungs­ge­richts­hof, wenn er an­nimmt, die Ab­was­ser­be­sei­ti­gung sei mit der Ent­nah­me der Stof­fe aus der ZA­BA der Klä­ge­rin noch nicht ab­ge­schlos­sen.

13 Zwar geht das Be­ru­fungs­ge­richt zu­tref­fend da­von aus, dass wäh­rend der Be­hand­lung des Ab­was­sers, al­so des durch ge­werb­li­chen Ge­brauch in sei­nen Ei­gen­schaf­ten ver­än­der­ten Was­sers (vgl. § 54 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 WHG), in der ZA­BA das Was­ser­haus­halts­ge­setz gilt. Die Ab­was­ser­be­sei­ti­gung en­det je­doch mit der Ent­nah­me der Stof­fe durch ein Saug- und Pumpfahr­zeug aus der ZA­BA und be­ginnt erst wie­der - nach die­ser Zä­sur - mit dem Ein­brin­gen der Stof­fe in die kom­mu­na­le Klär­an­la­ge. Wäh­rend der Zwi­schen­pha­se des Trans­ports der Stof­fe auf der Stra­ße von der ZA­BA zur kom­mu­na­len Klär­an­la­ge ist der Ab­was­ser­be­sei­ti­gungs­pro­zess un­ter­bro­chen. Dies gilt un­ab­hän­gig da­von, ob es sich bei den ent­nom­me­nen Stof­fen um Ab­was­ser, Roh- oder Klär­schlamm han­delt. Wäh­rend des stra­ßen­ge­bun­de­nen Trans­ports im Saug- und Pumpfahr­zeug zur kom­mu­na­len Klär­an­la­ge fin­det kei­ne Ab­was­ser­be­sei­ti­gung statt.

14 b) Ent­ge­gen der An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts han­delt es sich bei dem Saug- und Pumpfahr­zeug, mit dem die Stof­fe ent­nom­men und trans­por­tiert wer­den, auch nicht um ei­ne Ab­was­ser­an­la­ge im Sin­ne des § 2 Abs. 2 Nr. 9 KrWG. Der Be­griff der Ab­was­ser­an­la­ge setzt - wie sich be­reits aus den vor­ste­hen­den Aus­füh­run­gen er­gibt - ei­ne Ab­was­ser­be­sei­ti­gung vor­aus (vgl. auch § 60 Abs. 1 WHG). Das Fahr­zeug dient aus­schlie­ß­lich dem Ab­pum­pen und dem Trans­port des in der ZA­BA be­han­del­ten Was­sers. Ei­ne Be­hand­lung der ent­nom­me­nen Stof­fe fin­det in dem Wa­gen nicht statt.

15 Auch ein "Sam­meln" von Ab­was­ser im Sin­ne des § 54 Abs. 2 Satz 1 WHG liegt bei der Be­för­de­rung der Stof­fe zur kom­mu­na­len Ab­was­ser­an­la­ge durch das Saug- und Pumpfahr­zeug nicht vor. Als "Sam­meln" im Sin­ne die­ser Vor­schrift wird das Zu­sam­men­füh­ren von Ab­was­ser aus un­ter­schied­li­chen An­fall­or­ten durch Sam­mel­lei­tun­gen so­wie das Sam­meln von Ab­was­ser aus ge­schlos­se­nen Gru­ben mit Fä­ka­li­en­wa­gen und das Sam­meln von Schlamm aus Klein­klär­an­la­gen ver­stan­den (vgl. Gan­s­ke, in: Land­mann/Roh­mer, Um­welt­recht, Stand De­zem­ber 2021, § 54 WHG Rn. 38; Ni­si­pea­nu, in: Be­ren­des/Frenz/Müg­gen­borg, WHG, 2. Aufl. 2017, § 54 Rn. 32). Die­se Vor­aus­set­zun­gen sind hier nicht ge­ge­ben. Ein Sam­mel­vor­gang - be­zo­gen auf un­ter­schied­li­che Er­zeu­ger oder ver­schie­de­ne An­lauf­stel­len ei­nes Er­zeu­gers - steht nicht in Re­de. Statt­des­sen wer­den in der ZA­BA Stof­fe - mit Aus­schlie­ß­lich­keit für die Klä­ge­rin - nach ei­ner Ab­was­ser­be­hand­lung zur Ab­ho­lung be­reit­ge­stellt und an­schlie­ßend zur kom­mu­na­len Klär­an­la­ge ver­bracht.

16 Zwar ge­hört nach der Recht­spre­chung des 9. Se­nats des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts das Sam­meln des in Klein­klär­an­la­gen an­fal­len­den Schlamms durch Trans­port­fahr­zeu­ge zur Ab­was­ser­be­sei­ti­gung im Sin­ne des § 54 Abs. 2 Satz 2 WHG (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Fe­bru­ar 2017 - 9 B 30.16 - ju­ris Rn. 11). Die­se Vor­schrift ist hier aber nicht an­wend­bar, weil sie al­lein für Klein­klär­an­la­gen gilt und es sich bei der ZA­BA nicht um ei­ne sol­che han­delt. Zu­dem ist be­reits nach dem Wort­laut des Ge­set­zes vom Sam­meln von Schläm­men aus ty­pi­scher­wei­se meh­re­ren Klein­klär­an­la­gen bzw. un­ter­schied­li­chen An­lauf­stel­len aus­zu­ge­hen. Die Re­ge­lung des § 54 Abs. 2 Satz 2 WHG stellt klar, dass die Be­sei­ti­gung des in Klein­klär­an­la­gen an­fal­len­den Schlamms zur Ab­was­ser­be­sei­ti­gung ge­hört und dass sol­che Schläm­me der Be­sei­ti­gungs­pflicht in kom­mu­na­len Ab­was­ser­be­hand­lungs­an­la­gen un­ter­wor­fen wer­den kön­nen (BVer­wG, Be­schluss vom 7. Fe­bru­ar 2017 a. a. O., un­ter Hin­weis u. a. auf BT-Drs. 16/13306 S. 12 f.).

17 Nach al­lem liegt ein "Sam­meln" der Stof­fe aus der be­trieb­li­chen Ab­was­ser­be­hand­lungs­an­la­ge der Klä­ge­rin und mit­hin die vom Ver­wal­tungs­ge­richts­hof des­halb vor­ge­nom­me­ne Qua­li­fi­zie­rung des ein­ge­setz­ten Fahr­zeugs als "Ab­was­ser­an­la­ge" im Sin­ne von § 2 Abs. 2 Nr. 9 KrWG in der hie­si­gen Fall­kon­stel­la­ti­on nicht vor. Da­her kann of­fen blei­ben, ob § 54 Abs. 2 Satz 1 Halbs. 2 WHG, wo­nach die Ab­was­ser­be­sei­ti­gung auch das Ent­wäs­sern von Klär­schlamm in Zu­sam­men­hang mit der Ab­was­ser­be­sei­ti­gung um­fasst, ei­ner Be­wer­tung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Trans­ports als "Sam­meln" von Ab­was­ser ent­ge­gen­steht. Ei­ne Ab­was­ser­be­sei­ti­gung im Sin­ne von § 54 Abs. 2 Satz 1 Halbs. 2 WHG ist je­den­falls schon des­halb nicht ge­ge­ben, weil es an ei­nem Ent­wäs­sern des aus der ZA­BA ent­nom­me­nen Stof­fes wäh­rend des stra­ßen­ge­bun­de­nen Trans­ports fehlt, der Ent­wäs­se­rungs- und Ab­was­ser­be­sei­ti­gungs­pro­zess viel­mehr un­ter­bro­chen ist.

18 c) Die Aus­le­gung des § 2 Abs. 2 Nr. 9 KrWG durch das Be­ru­fungs­ge­richt ist mit Uni­ons­recht eben­falls nicht ver­ein­bar. § 2 Abs. 2 Nr. 9 KrWG setzt Art. 2 Abs. 2 Buchst. a der Richt­li­nie 2008/98/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 19. No­vem­ber 2008 über Ab­fäl­le und zur Auf­he­bung be­stimm­ter Richt­li­ni­en (ABl. L 312 S. 3) – Ab­fall­rah­men­richt­li­nie – (Ab­fRRL) um. Da­nach sind Ab­wäs­ser aus dem An­wen­dungs­be­reich die­ser Richt­li­nie nur aus­ge­schlos­sen, so­weit sie be­reits von an­de­ren ge­mein­schaft­li­chen Rechts­vor­schrif­ten ab­ge­deckt sind. Sol­che uni­ons­recht­li­chen Rechts­vor­schrif­ten be­stehen für den streit­ge­gen­ständ­li­chen Trans­port der Klär­schläm­me nicht.

19 Der Eu­ro­päi­sche Ge­richts­hof hat hier­zu klar­ge­stellt, dass der Uni­ons­ge­setz­ge­ber Ab­wäs­ser aus­drück­lich als "Ab­fäl­le" im Sin­ne der Ab­fall­rah­men­richt­li­nie ein­stu­fen woll­te, aber vor­ge­se­hen hat, dass die­se Ab­fäl­le un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen aus dem An­wen­dungs­be­reich der Richt­li­nie her­aus­fal­len und un­ter ei­ne an­de­re Re­ge­lung fal­len kön­nen (Eu­GH, Ur­teil vom 14. Ok­to­ber 2020 - C-629/19 [ECLI:​EU:​C:​2020:​824], Sap­pi Aus­tria - Rn. 34). Je­doch dür­fen die frag­li­chen Re­ge­lun­gen, um im Sin­ne von Art. 2 Abs. 2 Buchst. a Ab­fRRL als an­de­re ge­mein­schaft­li­che Rechts­vor­schrif­ten an­ge­se­hen wer­den zu kön­nen, nicht nur be­stimm­te Stof­fe be­tref­fen, son­dern müs­sen ge­naue Be­stim­mun­gen über de­ren Be­wirt­schaf­tung als "Ab­fall" im Sin­ne von Art. 3 Nr. 1 Ab­fRRL ent­hal­ten. An­dern­falls wä­re die Be­wirt­schaf­tung die­ser Ab­fäl­le we­der im Rah­men die­ser oder ei­ner an­de­ren Richt­li­nie noch im Rah­men na­tio­na­ler Rechts­vor­schrif­ten ge­re­gelt, was so­wohl ge­gen den Wort­laut von Art. 2 Abs. 2 Ab­fRRL ver­stie­ße als auch dem Ziel selbst des Ab­fall­rechts der Uni­on wi­der­sprä­che (Eu­GH, Ur­teil vom 14. Ok­to­ber 2020 a. a. O. Rn. 35). Dar­aus fol­ge zu­dem, dass die an­de­ren Uni­ons­re­ge­lun­gen ein Schutz­ni­veau ge­währ­leis­ten müs­sen, das dem­je­ni­gen zu­min­dest gleich­wer­tig ist, das sich aus der Ab­fall­rah­men­richt­li­nie er­gibt (Eu­GH, Ur­teil vom 14. Ok­to­ber 2020 a. a. O. Rn. 36).

20 Der Trans­port von Ab­fall ist nach der De­fi­ni­ti­on des Art. 3 Nr. 9 Ab­fRRL ei­ne Maß­nah­me der Ab­fall­be­wirt­schaf­tung. Im Hin­blick auf die Be­för­de­rung von Ab­fäl­len ent­hält die Ab­fall­rah­men­richt­li­nie de­tail­lier­te Vor­ga­ben. So ist et­wa ei­ne Re­gis­trie­rungs­pflicht für Un­ter­neh­men, die ge­werbs­mä­ßig Ab­fäl­le be­för­dern, vor­ge­se­hen (Art. 26 Buchst. a Ab­fRRL). Sol­che Un­ter­neh­men wer­den in re­gel­mä­ßi­gen Ab­stän­den an­ge­mes­se­nen In­spek­tio­nen durch die zu­stän­di­gen Be­hör­den un­ter­zo­gen (Art. 34 Abs. 1 Ab­fRRL). Nach Art. 35 Abs. 1 Ab­fRRL müs­sen Un­ter­neh­men, die ge­fähr­li­che Ab­fäl­le trans­por­tie­ren, chro­no­lo­gi­sche Auf­zeich­nun­gen über Men­ge, Art und Ur­sprung der Ab­fäl­le und, so­fern re­le­vant, über die Be­stim­mung, die Häu­fig­keit der Samm­lung, die Trans­port­art und die vor­ge­se­he­ne Ab­fall­be­hand­lungs­me­tho­de füh­ren und die­se In­for­ma­tio­nen auf An­fra­ge den zu­stän­di­gen Be­hör­den zur Ver­fü­gung stel­len. Sol­che Auf­zeich­nun­gen müs­sen min­des­tens 12 Mo­na­te lang auf­be­wahrt wer­den (Art. 35 Abs. 2 Ab­fRRL). Schlie­ß­lich nor­miert Art. 36 Ab­fRRL ei­ne Durch­set­zungs- und Sank­ti­ons­pflicht der Mit­glied­staa­ten, um ei­ne un­kon­trol­lier­te Be­wirt­schaf­tung von Ab­fäl­len zu un­ter­sa­gen und Ver­stö­ße ge­gen die Vor­schrif­ten der Richt­li­nie zu ahn­den. An­de­re ge­mein­schaft­li­che Rechts­vor­schrif­ten, die den stra­ßen­ge­bun­de­nen Trans­port von Ab­was­ser, Roh- oder Klär­schlamm re­geln, exis­tie­ren nicht.

21 Die Richt­li­nie 91/271/EWG des Ra­tes vom 21. Mai 1991 über die Be­hand­lung von kom­mu­na­lem Ab­was­ser (ABl. L 135 S. 40) – Ab­was­ser­richt­li­nie – (Ab­wRL) ist hier nicht an­wend­bar, da sich ihr An­wen­dungs­be­reich nach Art. 1 Abs. 1 auf das Sam­meln, Be­han­deln und Ein­lei­ten von kom­mu­na­lem Ab­was­ser und das Be­han­deln und Ein­lei­ten von Ab­was­ser be­stimm­ter In­dus­trie­bran­chen be­schränkt, zu de­nen die Klä­ge­rin nicht ge­hört (vgl. An­hang III der Ab­wRL). Ab­ge­se­hen da­von ent­hält sie kei­ne ge­nau­en Be­stim­mun­gen über die Be­wirt­schaf­tung von Klär­schlamm (Eu­GH, Ur­teil vom 14. Ok­to­ber 2020 - C-629/19 - Rn. 37), um den es sich bei den der ZA­BA der Klä­ge­rin ent­nom­me­nen Stof­fen, ent­ge­gen der An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, han­delt. Klär­schlamm ist der bei der Ab­was­ser­be­sei­ti­gung in Ab­was­ser­be­hand­lungs­an­la­gen an­fal­len­de Schlamm (BVerfG, Be­schluss vom 18. Mai 2004 - 2 BvR 2374/99 - BVerf­GE 110, 370 <371>; Eu­GH, Ur­teil vom 14. Ok­to­ber 2020 - C-629/19 - Rn. 39), wo­bei Kon­sis­tenz und Flüs­sig­keits­ge­halt des Klär­schlamms für die­se Ein­ord­nung un­er­heb­lich sind (vgl. Abra­ham/Denk­haus, ZfW 2020, 153 <154>; Ker­sandt, in: Schink/Fel­len­berg, GK-WHG, 2021, § 54 Rn. 53).

22 Die Richt­li­nie 86/278/EWG des Ra­tes vom 12. Ju­ni 1986 über den Schutz der Um­welt und ins­be­son­de­re der Bö­den bei der Ver­wen­dung von Klär­schlamm in der Land­wirt­schaft (ABl. L 181 S. 6) re­gelt - wie sich be­reits aus ih­rem Ti­tel und auch aus ih­rem Art. 1 er­gibt - nur die Ver­wen­dung von Klär­schlamm in der Land­wirt­schaft. Die­se Richt­li­nie ist da­her für den stra­ßen­ge­bun­de­nen Trans­port von Klär­schlamm nicht re­le­vant.

23 Die Richt­li­nie 2000/60/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 23. Ok­to­ber 2000 zur Schaf­fung ei­nes Ord­nungs­rah­mens für Maß­nah­men der Ge­mein­schaft im Be­reich der Was­ser­po­li­tik (ABl. L 327 S. 1) – Was­ser­rah­men­richt­li­nie - ent­hält kei­ne Vor­ga­ben zur Be­för­de­rung von Ab­was­ser bzw. Klär­schlamm.

24 Da­nach sind die Stof­fe, die der ZA­BA der Klä­ge­rin ent­nom­men wer­den, wäh­rend des Trans­ports mit dem Fahr­zeug zur kom­mu­na­len Klär­an­la­ge nicht aus dem An­wen­dungs­be­reich der Ab­fall­rah­men­richt­li­nie aus­ge­schlos­sen. Uni­ons­recht er­for­dert mit­hin ei­ne Aus­le­gung von § 2 Abs. 2 Nr. 9 KrWG, wo­nach die stra­ßen­ge­bun­de­ne Be­för­de­rung von Ab­was­ser den Vor­schrif­ten der §§ 53 bis 55 KrWG un­ter­fällt. Die­se Re­ge­lun­gen be­stim­men für den Be­för­de­rer sol­cher Ab­fäl­le ins­be­son­de­re ei­ne An­zei­ge- und Er­laub­nis­pflicht und un­ter Um­stän­den die Pflicht zum Nach­weis der Zu­ver­läs­sig­keit und der Fach- und Sach­kun­de des Be­triebs­in­ha­bers und sei­nes Per­so­nals. Ent­spre­chen­de Vor­schrif­ten feh­len im Was­ser­haus­halts­ge­setz.

25 2. Das an­ge­foch­te­ne Ur­teil stellt sich auch nicht aus an­de­ren Grün­den als rich­tig dar. Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt kann in der Sa­che selbst ent­schei­den (§ 144 Abs. 3 Satz 1 Nr. 1 Vw­GO). Die aus der ZA­BA der Klä­ge­rin ent­nom­me­nen und zur kom­mu­na­len Klär­an­la­ge mit dem Fahr­zeug trans­por­tier­ten Stof­fe sind im ma­ß­geb­li­chen Zeit­punkt der Ent­nah­me und der Be­för­de­rung auch als Ab­fall im Sin­ne von § 3 Abs. 1 Satz 1 KrWG ein­zu­stu­fen. Die Vor­schrif­ten des Kreis­lauf­wirt­schafts­ge­set­zes sind vor­lie­gend an­wend­bar.

26 Nach § 3 Abs. 1 Satz 1 KrWG sind Ab­fäl­le im Sin­ne des Kreis­lauf­wirt­schafts­ge­set­zes al­le Stof­fe oder Ge­gen­stän­de, de­rer sich ihr Be­sit­zer ent­le­digt, ent­le­di­gen will oder ent­le­di­gen muss. Dies ent­spricht wört­lich der Re­ge­lung in Art. 3 Nr. 1 Ab­fRRL. Nach stän­di­ger Recht­spre­chung des Eu­ro­päi­schen Ge­richts­hofs er­gibt sich die Ein­stu­fung als "Ab­fall" im Sin­ne die­ser Uni­ons­norm vor al­lem aus dem Ver­hal­ten des Be­sit­zers und der Be­deu­tung des Aus­drucks "sich ent­le­di­gen" (Eu­GH, Ur­teil vom 14. Ok­to­ber 2020 - C -629/19 - Rn. 42). Der Wil­le zur Ent­le­di­gung ist nach § 3 Abs. 3 Satz 1 Nr. 1 KrWG - so­weit hier von In­ter­es­se - hin­sicht­lich sol­cher Stof­fe an­zu­neh­men, die bei der Be­hand­lung von Stof­fen an­fal­len, oh­ne dass der Zweck der je­wei­li­gen Hand­lung hier­auf ge­rich­tet ist. Bei dem in Re­de ste­hen­den Klär­schlamm han­delt es sich - wie be­reits an­ge­spro­chen - um ei­nen Rück­stand aus der Ab­was­ser­be­hand­lung. Der Schlamm fällt bei der Rei­ni­gung des in den Pro­duk­ti­ons­ab­läu­fen ver­wen­de­ten Was­sers durch die am Pro­duk­ti­ons­stand­ort be­trie­be­ne ZA­BA an. Der Klär­schlamm ist dem­nach ge­ra­de nicht das Ziel­pro­dukt des Auf­be­rei­tungs­pro­zes­ses, son­dern stellt viel­mehr den Rück­stand nach der Ge­wäs­ser­rei­ni­gung dar. Die Klä­ge­rin selbst ist am Stand­ort B. nicht in der La­ge, den Klär­schlamm wei­ter zu ent­wäs­sern oder als End­pro­dukt wei­ter zu be­ar­bei­ten, so dass es sich aus ih­rer - in­so­weit ma­ß­geb­li­chen - Sicht hier­bei um Ab­fall han­delt. Die­ses Ab­falls ent­le­digt sie sich durch die Über­ga­be an die kom­mu­na­le Klär­an­la­ge. Zwar wird der Klär­schlamm aus der be­trieb­li­chen Ab­was­ser­be­hand­lungs­an­la­ge der Klä­ge­rin so­dann zu­sam­men mit an­de­rem Schlamm in der kom­mu­na­len Klär­an­la­ge in ei­nen Faul­turm ge­pumpt, wo Bio­gas ent­steht, das in ei­nem Block­heiz­kraft­werk en­er­ge­tisch ge­nutzt wird. Der zu­rück­blei­ben­de Rest­stoff wird in ei­ner - zu ei­ner an­de­ren Ver­bands­klär­an­la­ge ge­hö­ren­den - Mo­no­ver­bren­nungs­an­la­ge ver­brannt. Dass dies ein bun­des­weit prak­ti­zier­tes Ver­fah­ren der Ab­was­ser­be­hand­lung dar­stellt, das durch die Nut­zung des im Klär­schlamm ent­hal­te­nen en­er­ge­ti­schen Po­ten­ti­als als öko­lo­gisch sinn­voll an­ge­se­hen wird (vgl. Pe­ter­sen, NVwZ 2021, 1395), än­dert nichts an der Ab­fall­ei­gen­schaft des Klär­schlamms nach der Ent­nah­me aus der ZA­BA und dem Trans­port zur kom­mu­na­len Klär­an­la­ge. Denn un­ter den Ab­fall­be­griff fal­len auch Stof­fe, die zur Wie­der­ver­wen­dung ge­eig­net sind und zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt, nach ei­nem Ver­wer­tungs- oder Re­cy­cling­ver­fah­ren, nicht mehr als Ab­fäl­le an­zu­se­hen sind (§ 3 Abs. 1 Satz 2 und § 5 Abs. 1 KrWG, Art. 3 Nr. 15 und Art. 6 Abs. 1 Ab­fRRL; Eu­GH, Ur­teil vom 14. Ok­to­ber 2020 - C-629/19 - Rn. 48, 64 ff.).

27 Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 154 Abs. 1 Vw­GO.