Be­schluss vom 28.01.2025 -
BVer­wG 2 WDB 14.24ECLI:DE:BVer­wG:2025:280125B2WD­B14.24.0

Un­zu­läs­si­ge Be­schwer­de ge­gen Durch­su­chungs- und Be­schlag­nah­me­an­ord­nung we­gen Ein­wil­li­gung

Leit­satz:

Für ei­ne Be­schwer­de ge­gen ei­ne Durch­su­chungs- und Be­schlag­nah­me­an­ord­nung nach § 20 Abs. 1 WDO fehlt das Rechts­schutz­be­dürf­nis, wenn der Sol­dat wirk­sam sein Ein­ver­ständ­nis mit den Maß­nah­men er­klärt hat.

  • Rechts­quel­len
  • Zi­tier­vor­schlag

Be­schluss

BVer­wG 2 WDB 14.24

  • TDG Süd 7. Kam­mer - 24.01.2022 - AZ: S 7 DsL 2/22

In dem ge­richt­li­chen Dis­zi­pli­nar­ver­fah­ren hat der 2. Wehr­dienst­se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts durch
den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Häu­ß­ler,
den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Prof. Dr. Bur­meis­ter und
die Rich­te­rin am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Hen­ke
am 28. Ja­nu­ar 2025 be­schlos­sen:

  1. Die Be­schwer­de des Sol­da­ten ge­gen den Be­schluss des Vor­sit­zen­den der 7. Kam­mer des Trup­pen­dienst­ge­richts ... vom 24. Ja­nu­ar 2022 wird ver­wor­fen.
  2. Der Sol­dat trägt die Kos­ten des Be­schwer­de­ver­fah­rens.

Grün­de

I

1 Das Ver­fah­ren be­trifft An­ord­nun­gen ei­ner Durch­su­chung und ei­ner Be­schlag­nah­me von dienst­li­chen Da­ten­trä­gern.

2 1. Der Sol­dat ist Stabs­feld­we­bel. Sein Dis­zi­pli­nar­vor­ge­setz­ter stell­te am 19. Ja­nu­ar 2022 beim Trup­pen­dienst­ge­richt ... ei­nen "An­trag auf rich­ter­li­che An­ord­nung ei­ner Durch­su­chung und/​oder Be­schlag­nah­me nach § 20 Abs. 1 Satz 1 WDO". Es sei be­ab­sich­tigt, beim Sol­da­ten ei­ne Durch­su­chung und Be­schlag­nah­me von Be­weis­mit­teln vor­zu­neh­men, und es wer­de be­an­tragt, die­se an­zu­ord­nen. Die Durch­su­chung und/​oder Be­schlag­nah­me sol­le sich auf elek­tro­ni­sche Da­ten­trä­ger oder EDV-An­la­gen er­stre­cken. Dem Sol­da­ten wer­de vor­ge­wor­fen, für meh­re­re Ta­ge der Jah­re 2020 und 2021 die Tau­cher­zu­la­ge be­an­tragt zu ha­ben, ob­wohl er die ab­zu­rech­nen­den Tauch­gän­ge nicht nach­wei­sen kön­ne und da­her nicht er­bracht ha­be. Des Wei­te­ren be­stehe der Ver­dacht, dass er Tau­cher­ein­satz­nach­wei­se nach­träg­lich selbst an sei­nem Ar­beits­platz­com­pu­ter er­stellt und Un­ter­schrif­ten dar­auf ge­fälscht ha­be. Bei der Über­prü­fung sei­ner An­we­sen­heits­zei­ten sei auf­ge­fal­len, dass er sich na­he­zu je­den Tag ex­akt um 06:33 Uhr im elek­tro­ni­schen Zeit­er­fas­sungs­sys­tem ein­ge­loggt ha­be. Dies sei auf­fäl­lig, weil er Ta­ges­pend­ler mit ei­ner ein­fa­chen Weg­stre­cke von ca. 50 km sei. An­zu­stre­ben sei­en die Be­schlag­nah­me und Durch­su­chung des dienst­li­chen Ar­beits­platz­com­pu­ters, hier ex­pli­zit der Fest­plat­te, so­wie das Ein­frie­ren und Si­cher­stel­len des Home-Lauf­werks des Sol­da­ten. Durch die Be­schlag­nah­me und Durch­su­chung des dienst­li­chen Ar­beits­platz­com­pu­ters kön­ne be­stä­tigt oder aus­ge­schlos­sen wer­den, dass dar­auf ei­ne Soft­ware in­stal­liert wor­den sei, die das au­to­ma­ti­sche Ein­log­gen je­den Tag zur glei­chen Zeit über­neh­me, und dass der Sol­dat Tau­cher­ein­satz­nach­wei­se nach­träg­lich selbst er­stellt ha­be.

3 2. Der Vor­sit­zen­de der 7. Kam­mer des Trup­pen­dienst­ge­richts ... ord­ne­te mit Be­schluss vom 24. Ja­nu­ar 2022 die Durch­su­chung des dienst­li­chen Rech­ners des Sol­da­ten ein­schlie­ß­lich der lo­ka­len Fest­plat­te so­wie der Ser­ver/​Ser­ver­lauf­wer­ke, die dem Sol­da­ten zur per­sön­li­chen dienst­li­chen Nut­zung zu­ge­wie­sen sind, nach Da­ten an,
"[...] die Auf­schluss dar­über ge­ben,
1. ob die vom Sol­da­ten bei sei­nen Ab­rech­nun­gen an­ge­ge­be­nen Tauch­gän­ge durch­ge­führt wur­den oder durch­ge­führt sein kön­nen bzw. ob der Sol­dat selbst ent­spre­chen­de Do­ku­men­te er­stellt oder ver­än­dert hat und
2. ob die Ein­tra­gun­gen zu sei­nen Dienst­zei­ten kor­rekt er­stellt wur­den."

4 Au­ßer­dem ord­ne­te er die
"Be­schlag­nah­me von Da­ten, die zu den oben ge­nann­ten The­men Auf­schluss ge­ben kön­nen, [...] eben­so des dienst­li­chen Rech­ners mit der Fest­plat­te."
an. Der Sol­dat sei auf­grund der vor­ge­leg­ten Un­ter­la­gen hin­rei­chend ver­däch­tig, fal­sche Ein­tra­gun­gen in For­de­rungs­nach­wei­sen für die Tau­cher­zu­la­ge ge­macht, Be­le­ge für die Tau­cher­tä­tig­keit un­zu­läs­sig selbst er­stellt oder ver­än­dert und Ein­tra­gun­gen zur Dienst­zeit ma­ni­pu­liert zu ha­ben. Die Durch­su­chung die­ne dem Auf­fin­den von Be­weis­mit­teln, die Be­schlag­nah­me der Be­weis­si­che­rung. Der Be­schluss ent­hält den Hin­weis:
"Die An­ord­nun­gen gel­ten beim an­we­sen­den Sol­da­ten nur, wenn der Sol­dat die frei­wil­li­ge Kon­trol­le der zu durch­su­chen­den Ge­gen­stän­de oder die frei­wil­li­ge Her­aus­ga­be der zur be­schlag­nah­men­den Sa­chen ver­wei­gert."

5 3. Am 8. Fe­bru­ar 2022 wur­de der Sol­dat aus­weis­lich ei­ner Nie­der­schrift vom sel­ben Tag durch den vom Dis­zi­pli­nar­vor­ge­setz­ten be­auf­trag­ten Feld­jä­ger­of­fi­zier ent­spre­chend dem Be­schluss vom 24. Ja­nu­ar 2022 über den Tat­ver­dacht in Kennt­nis ge­setzt und un­ter­schrieb fol­gen­de Er­klä­rung:
"Ober­leut­nant A hat mich im Auf­trag mei­nes Dis­zi­pli­nar­vor­ge­setz­ten [...] in Kennt­nis ge­setzt, dass ich ver­däch­tigt bin, mei­ne Ein­tra­gun­gen zur Dienst­zeit­er­fas­sung über meh­re­re Wo­chen ma­ni­pu­liert zu ha­ben. Wei­ter­hin bin ich ver­däch­tigt, fal­sche Ein­tra­gun­gen in For­de­rungs­nach­wei­sen für die Zu­la­ge für die Tau­cher­tä­tig­keit ge­macht und mög­li­cher­wei­se Be­le­ge für die Tau­cher­tä­tig­keit un­zu­läs­si­ger Wei­se für mich selbst er­stellt oder ver­än­dert und da­mit meh­re­re Dienst­ver­ge­hen be­gan­gen zu ha­ben. In Kennt­nis die­ses Tat­ver­dach­tes wil­li­ge ich in die Durch­su­chung fol­gen­der Sa­chen so­wie ei­ner Si­cher­stel­lung der hier­bei auf­ge­fun­de­nen Be­weis­mit­tel ein:
- dienst­li­cher Rech­ner in­klu­si­ve der lo­ka­len Fest­plat­te so­wie Ser­ver/​Ser­ver­lauf­wer­ke die mir zur per­sön­li­chen dienst­li­chen Nut­zung zu­ge­wie­sen sind."

6 So­dann über­gab er frei­wil­lig den von ihm ge­nutz­ten dienst­li­chen Rech­ner nebst Zu­gangs­pass­wort so­wie ei­nen von ihm zu­dem ge­nutz­ten dienst­li­chen Lap­top.

7 4. Am 9. Fe­bru­ar 2022 wur­de der Sol­dat mit ei­nem Er­satz­rech­ner aus­ge­stat­tet.

8 5. Der Sol­dat hat durch sei­nen Ver­tei­di­ger am 8. März 2022 beim Trup­pen­dienst­ge­richt Be­schwer­de "ge­gen den Be­schluss nach § 20 Abs. 1 WDO vom 24.01.2022 und die da­mit ver­bun­de­ne Durch­su­chung und Be­schlag­nah­me vom 08.02.2022" er­ho­ben. Der Be­schluss sei auf­zu­he­ben und ihm sei­en die be­schlag­nahm­ten Sa­chen, ins­be­son­de­re der dienst­li­che Rech­ner mit der lo­ka­len Fest­plat­te, her­aus­zu­ge­ben. Hilfs­wei­se sei die Rechts­wid­rig­keit der Maß­nah­men fest­zu­stel­len. Der wei­te­re Ein­be­halt der Ar­beits­mit­tel sei un­ver­hält­nis­mä­ßig. Die Da­ten­trä­ger hät­ten ko­piert wer­den kön­nen. Der Ver­dacht, er ha­be Ein­tra­gun­gen zur Dienst­zeit ma­ni­pu­liert, ge­he über blo­ße Ver­mu­tun­gen nicht hin­aus.

9 6. Der Dis­zi­pli­nar­vor­ge­setz­te teil­te dem Vor­sit­zen­den der Trup­pen­dienst­kam­mer un­ter dem 25. Ok­to­ber 2022 mit, dass der dienst­li­che Rech­ner und der dienst­li­che Lap­top dem Sol­da­ten nach der IT-fo­ren­si­schen Un­ter­su­chung am 4. Au­gust 2022 wie­der aus­ge­hän­digt wor­den sei­en.

10 7. Der Vor­sit­zen­de der Trup­pen­dienst­kam­mer hat der Be­schwer­de, so­weit sie sich ge­gen den "Durch­su­chungs­be­schluss" vom 24. Ja­nu­ar 2022 rich­tet, mit Be­schluss vom 30. Ok­to­ber 2024 nicht ab­ge­hol­fen und sie in­so­weit dem Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt zur Ent­schei­dung vor­ge­legt.

11 8. Die Bun­des­wehr­dis­zi­pli­nar­an­walt­scha­ft ist der An­sicht, bei Er­lass des an­ge­foch­te­nen Be­schlus­ses hät­ten der An­fangs­ver­dacht ei­nes Dienst­ver­ge­hens und ei­ne Auf­fin­de­ver­mu­tung be­stan­den. Der Sol­dat ha­be kei­nen An­spruch, dass sein Dienst­herr ihm ei­nen kon­kre­ten Rech­ner zur Ver­fü­gung stel­le.

II

12 Die Be­schwer­de ist un­zu­läs­sig.

13 1. Ge­gen­stand des vor­lie­gen­den Be­schwer­de­ver­fah­rens nach § 114 WDO sind aus­schlie­ß­lich die je­weils im Be­schluss vom 24. Ja­nu­ar 2022 er­folg­te An­ord­nung der Durch­su­chung der im Be­schluss be­zeich­ne­ten Durch­su­chungs­ob­jek­te so­wie die An­ord­nung der Be­schlag­nah­me des dienst­li­chen Rech­ners mit der Fest­plat­te. Nicht be­schwer­de­ge­gen­ständ­lich sind die im Be­schluss nur miss­ver­ständ­lich so be­zeich­ne­te An­ord­nung auch der "Be­schlag­nah­me von Da­ten, die zu den oben ge­nann­ten The­men Auf­schluss ge­ben kön­nen" so­wie die auf­grund des Be­schlus­ses am 8. Fe­bru­ar 2022 durch­ge­führ­ten Maß­nah­men.

14 Denn bei der Aus­le­gung des Be­schwer­de­ge­gen­stan­des ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass Durch­su­chungs- und Be­schlag­nah­me­an­ord­nun­gen nach § 20 Abs. 1 WDO recht­lich selb­stän­di­ge, re­gel­mä­ßig in ei­nem Stu­fen­ver­hält­nis ste­hen­de Ent­schei­dun­gen sind. Ei­ne Durch­su­chungs­an­ord­nung setzt ei­ne be­rech­tig­te Auf­fin­de­ver­mu­tung im Hin­blick auf po­ten­zi­el­le Be­weis­mit­tel vor­aus. Da bei Er­lass ei­ner Durch­su­chungs­an­ord­nung im Re­gel­fall nicht fest­steht, ob und wel­che po­ten­zi­el­len Be­weis­ge­gen­stän­de im Ein­zel­nen bei der Durch­su­chung vor­ge­fun­den wer­den, müs­sen die­se in der Durch­su­chungs­an­ord­nung noch nicht kon­kret be­zeich­net wer­den. Dem­ge­gen­über muss sich ei­ne Be­schlag­nah­me­an­ord­nung als ge­wich­ti­ger Ein­griff in das Ei­gen­tums­grund­recht (Art. 14 Abs. 1 GG) auf Ein­zel­ge­gen­stän­de be­schrän­ken, de­ren Be­weis­eig­nung und Be­schlag­nah­me­fä­hig­keit be­reits kon­kret ge­gen­stands­be­zo­gen ge­prüft wor­den ist (vgl. BVerfG, Kam­mer­be­schlüs­se vom 28. April 2003 - 2 BvR 358/03 - BVerf­GK 1, 126 <133> und vom 18. März 2009 - 2 BvR 1036/08 - BVerf­GK 15, 225 <236>).

15 Dem­entspre­chend ist ei­ne be­reits vor­ab mit ei­nem Durch­su­chungs­be­schluss ver­bun­de­ne all­ge­mei­ne Be­schlag­nah­me­ge­stat­tung, die kei­ne Kon­kre­ti­sie­rung der er­fass­ten Ge­gen­stän­de, son­dern nur gat­tungs­mä­ßi­ge Um­schrei­bun­gen ent­hält, un­ge­ach­tet ih­rer Be­zeich­nung noch kei­ne an­fecht­ba­re Be­schlag­nah­me­an­ord­nung im Rechts­sin­ne. Ihr kommt le­dig­lich die Be­deu­tung ei­ner Richt­li­nie für die Durch­su­chung mit dem Ziel der Be­gren­zung des Durch­su­chungs­be­schlus­ses zu (vgl. BVerfG, Be­schluss vom 16. Ju­ni 2009 - 2 BvR 902/06 - BVerf­GE 124, 43 <76> zu §§ 94 ff. StPO so­wie Kam­mer­be­schlüs­se vom 29. Ju­ni 2009 - 2 BvR 174/05 - ju­ris Rn. 25 und vom 20. Sep­tem­ber 2018 - 2 BvR 708/18 - NJW 2018, 3571 Rn. 22; BVer­wG, Be­schluss vom 9. Fe­bru­ar 2022 - 2 WDB 12.21 - ‌B­Ver­w­GE 175, 1 Rn. 11 f.). Dies be­trifft die im Be­schluss vom 24. Ja­nu­ar 2022 miss­ver­ständ­lich so be­zeich­ne­te "Be­schlag­nah­me von Da­ten, die zu den oben ge­nann­ten The­men Auf­schluss ge­ben kön­nen".

16 Dem­ge­gen­über wur­de in dem Be­schluss hin­sicht­lich des dienst­li­chen Rech­ners mit der Fest­plat­te kon­kret ge­gen­stands­be­zo­gen be­reits ei­ne Be­schlag­nah­me an­ge­ord­net, so dass es sich in­so­weit nicht nur um ei­ne all­ge­mei­ne Be­schlag­nah­me­ge­stat­tung mit ei­ner gat­tungs­mä­ßi­gen Um­schrei­bung, son­dern um ei­ne - wie die Durch­su­chungs­an­ord­nung - nach § 114 Abs. 1 WDO an­fecht­ba­re Be­schlag­nah­me­an­ord­nung han­delt.

17 Die auf­grund des Be­schlus­ses durch­ge­führ­ten Maß­nah­men vom 8. Fe­bru­ar 2022 sind nicht Ge­gen­stand der vor­lie­gen­den Be­schwer­de. So­weit sich die Ein­ga­be vom 8. März 2022 auch ge­gen die­se Maß­nah­men rich­tet, han­delt es sich um ei­ne Be­schwer­de nach § 42 Nr. 5 Satz 1 WDO an das Trup­pen­dienst­ge­richt, für die das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt nicht zu­stän­dig ist (vgl. BVer­wG, Be­schluss vom 2. Sep­tem­ber 2022 - 2 WDB 6.22 - NVwZ 2022, 1733 Rn. 18). Dem­entspre­chend hat der Vor­sit­zen­de der Trup­pen­dienst­kam­mer die Be­schwer­de in­so­weit auch nicht dem Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt zur Ent­schei­dung vor­ge­legt.

18 2. Die Be­schwer­de ge­gen die Durch­su­chungs­an­ord­nung und ge­gen die An­ord­nung der Be­schlag­nah­me des dienst­li­chen Rech­ners mit der Fest­plat­te ist un­zu­läs­sig, weil der Sol­dat nicht rechts­schutz­be­dürf­tig ist.

19 Bei­de An­ord­nun­gen ha­ben sich er­le­digt. Denn der Be­schluss vom 24. Ja­nu­ar 2022 ent­hielt den Hin­weis, dass sie beim an­we­sen­den Sol­da­ten nur gel­ten, wenn die­ser die frei­wil­li­ge Kon­trol­le der zu durch­su­chen­den Ge­gen­stän­de oder die frei­wil­li­ge Her­aus­ga­be der zu be­schlag­nah­men­den Sa­chen ver­wei­gert. Dies hat der Sol­dat nicht ge­tan, son­dern mit sei­ner Er­klä­rung vom 8. Fe­bru­ar 2022 in ei­ne Durch­su­chung der von der Durch­su­chungs­an­ord­nung um­fass­ten Durch­su­chungs­ob­jek­te so­wie in ei­ne Si­cher­stel­lung der hier­bei auf­ge­fun­de­nen Be­weis­mit­tel ein­ge­wil­ligt und den dienst­li­chen Rech­ner mit der Fest­plat­te frei­wil­lig her­aus­ge­ge­ben. Die an­schlie­ßen­de Durch­su­chung des dienst­li­chen Rech­ners mit der Fest­plat­te und der Ser­ver/​Ser­ver­lauf­wer­ke, die dem Sol­da­ten zur per­sön­li­chen dienst­li­chen Nut­zung zu­ge­wie­sen sind, ist in­zwi­schen be­en­det und dem Sol­da­ten wur­de der Rech­ner mit der Fest­plat­te wie­der aus­ge­hän­digt.

20 Zwar kann ein Rechts­schutz­be­dürf­nis auch nach Er­le­di­gung ei­ner be­las­ten­den Maß­nah­me fort­be­stehen, wenn da­mit ein tief­grei­fen­der Grund­rechts­ein­griff ver­bun­den war und sich die Maß­nah­me ty­pi­scher­wei­se auf ei­nen Zeit­raum be­schränk­te, in dem der Be­trof­fe­ne ei­ne ge­richt­li­che Ent­schei­dung kaum er­lan­gen konn­te (vgl. BVerfG, Ur­teil vom 27. Fe­bru­ar 2007 - 1 BvR 538/06 u. a. -‌ BVerf­GE 117, 244 <268 f.>). Ein tief­grei­fen­der Ein­griff in Grund­rech­te des Sol­da­ten war mit den an­ge­foch­te­nen An­ord­nun­gen aber we­gen sei­ner Ein­wil­li­gungs­er­klä­rung nicht ver­bun­den (vgl. BVerfG, Kam­mer­be­schluss vom 14. Ju­ni 1998‌ - 2 BvR 2227/96 - ju­ris Rn. 6).

21 Die Ein­wil­li­gungs­er­klä­rung ist auch wirk­sam. Der dar­in lie­gen­de Ver­zicht auf ei­ne Aus­übung et­wai­ger Grund­rech­te be­trifft, so­weit über­haupt ei­ne Be­ein­träch­ti­gung sei­ner Grund­rech­te hin­sicht­lich der dienst­li­chen Ge­rä­te und der dar­auf ge­spei­cher­ten Da­ten in Be­tracht kommt, je­den­falls kei­ne un­ver­füg­ba­ren Grund­rech­te (zu sol­chen sie­he BVer­wG, Ur­teil vom 17. Ok­to­ber 2000 - 2 WD 12.00 u. a. - ju­ris Rn. 3). Der Grund­rechts­ver­zicht ist ei­ne ge­schäfts­ähn­li­che Hand­lung, auf wel­che die Vor­schrif­ten über Wil­lens­er­klä­run­gen ent­spre­chend an­wend­bar sind (vgl. Bay­Verf­GH, Ent­schei­dung vom 17. Mai 2022 - Vf. 47-VII-21 - ju­ris Rn. 74 m. w. N.). Wil­lens­män­gel, die ei­ne An­fecht­bar­keit der Ein­wil­li­gungs­er­klä­rung be­grün­den könn­ten, sind we­der dar­ge­tan noch er­sicht­lich. Ins­be­son­de­re sind we­der ein Irr­tum oder gar ei­ne zu ei­nem sol­chen Irr­tum füh­ren­de Täu­schung des Sol­da­ten über die Trag­wei­te sei­ner Ein­wil­li­gung er­kenn­bar. Der Sol­dat gab sei­ne Er­klä­rung in Kennt­nis al­ler ma­ß­geb­li­chen Um­stän­de, na­ment­lich des dis­zi­pli­na­ren Vor­wurfs und des Zwecks der Durch­su­chung, ab. Es lie­gen kei­ne Hin­wei­se dar­auf vor, dass er sie un­ter phy­si­schem oder psy­chi­schem Zwang ab­gab (da­zu BVerfG, Kam­mer­be­schlüs­se vom 18. Sep­tem­ber 2008 - 2 BvR 683/08 - ju­ris Rn. 19 und vom 25. Ok­to­ber 2011 - 2 BvR 979/10 -‌ ju­ris Rn. 21). Da ei­ne zwangs­wei­se Durch­set­zung der an­ge­ord­ne­ten Maß­nah­men nicht aus­ge­schlos­sen war, be­durf­te es zur Wirk­sam­keit der Ein­wil­li­gung auch kei­ner Be­leh­rung über die Frei­wil­lig­keit (vgl. BVerfG, Kam­mer­be­schluss vom 21. Ok­to­ber 2003 - 2 BvR 1500/03 - ju­ris Rn. 4).

22 3. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 139 Abs. 2, § 140 Abs. 5 Satz 2 WDO.