Pres­se­mit­tei­lung Nr. 69/2015 vom 02.09.2015

Ge­mein­den dür­fen Pfer­de­steu­er er­he­ben

Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt in Leip­zig hat ent­schie­den, dass die Ge­mein­den grund­sätz­lich be­rech­tigt sind, auf das Hal­ten und das ent­gelt­li­che Be­nut­zen von Pfer­den für den per­sön­li­chen Le­bens­be­darf ei­ne ört­li­che Auf­wand­steu­er (Pfer­de­steu­er) zu er­he­ben.


Der Hes­si­sche Ver­wal­tungs­ge­richts­hof (Kas­sel) hat­te die Pfer­de­steu­er­sat­zung der be­klag­ten Stadt Bad So­o­den-Al­len­dorf im Rah­men ei­nes Nor­men­kon­troll­ver­fah­rens über­prüft und für recht­mä­ßig ge­hal­ten. Die Re­vi­si­on zum Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt hat­te es nicht zu­ge­las­sen. Die hier­ge­gen ge­rich­te­te Be­schwer­de der Klä­ger - ei­nes Rei­ter­ver­eins und meh­re­rer Ein­zel­klä­ger - hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt nun zu­rück­ge­wie­sen.


Um die Fra­ge nach der grund­sätz­li­chen Zu­läs­sig­keit ei­ner Pfer­de­steu­er zu be­ant­wor­ten, be­durf­te es nicht der Durch­füh­rung ei­nes Re­vi­si­ons­ver­fah­rens. Schon nach den bis­her ent­wi­ckel­ten Maß­stä­ben steht fest, dass ei­ne ört­li­che Auf­wand­steu­er auf das Hal­ten und ent­gelt­li­che Be­nut­zen von Pfer­den er­ho­ben wer­den darf, so­weit es sich um ei­ne Ein­kom­mens­ver­wen­dung für den per­sön­li­chen Le­bens­be­darf han­delt. Die Be­fug­nis zur Er­he­bung ört­li­cher Auf­wand­steu­ern steht nach Art. 105 Abs. 2a Grund­ge­setz den Län­dern zu und ist auf die Ge­mein­den über­tra­gen. Ei­ne Auf­wand­steu­er soll die in der Ein­kom­mens­ver­wen­dung für den per­sön­li­chen Le­bens­be­darf zum Aus­druck kom­men­de wirt­schaft­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit des Steu­er­schuld­ners tref­fen. Ört­lich ist ei­ne Auf­wand­steu­er dann, wenn sie an ei­nen Vor­gang im Ge­mein­de­ge­biet an­knüpft.


Das Hal­ten bzw. die ent­gelt­li­che Be­nut­zung ei­nes Pfer­des geht - ver­gleich­bar der Hun­de­hal­tung oder dem In­ne­ha­ben ei­ner Zweit­woh­nung - über die Be­frie­di­gung des all­ge­mei­nen Le­bens­be­darfs hin­aus und er­for­dert ei­nen zu­sätz­li­chen Ver­mö­gens­auf­wand. Im Hin­blick dar­auf, dass nur die Ein­kom­mens­ver­wen­dung für den per­sön­li­chen Le­bens­be­darf be­steu­ert wer­den darf, be­schränkt die dem Rechts­streit zu­grun­de lie­gen­de Sat­zung den Steu­er­grund auf das Hal­ten und Be­nut­zen von Pfer­den „zur Frei­zeit­ge­stal­tung“ und nimmt Pfer­de, die nach­weis­lich zum Haupt­er­werb im Rah­men der Be­rufs­aus­übung ein­ge­setzt wer­den, von der Steu­er­pflicht aus. Für den er­for­der­li­chen ört­li­chen Be­zug kommt es nicht auf den Wohn­ort des Pfer­de­hal­ters, son­dern auf die Un­ter­brin­gung des Pfer­des in der steu­er­erhe­ben­den Ge­mein­de an. Ob die Ge­mein­de über den Zweck der Ein­nah­me­er­zie­lung hin­aus noch wei­te­re Zwe­cke ver­folgt, ins­be­son­de­re den, das be­steu­er­te Ver­hal­ten - hier die Pfer­de­hal­tung - mit­tel­bar zu be­ein­flus­sen, ist für die Recht­mä­ßig­keit der Steu­er­erhe­bung un­er­heb­lich.


BVer­wG 9 BN 2.15 - Be­schluss vom 18. Au­gust 2015

Vor­in­stanz:

VGH Kas­sel, 5 C 2008/13.N - Be­schluss vom 08. De­zem­ber 2014 -


Be­schluss vom 18.08.2015 -
BVer­wG 9 BN 2.15ECLI:DE:BVer­wG:2015:180815B9B­N2.15.0

Leit­sät­ze:

1. Auf das Hal­ten und ent­gelt­li­che Be­nut­zen von Pfer­den für den per­sön­li­chen Le­bens­be­darf kann ei­ne ört­li­che Auf­wand­steu­er (Art. 105 Abs. 2a Satz 1 GG) er­ho­ben wer­den. Für den er­for­der­li­chen ört­li­chen Be­zug kommt es nicht auf den Wohn­ort des Pfer­de­hal­ters, son­dern auf die Un­ter­brin­gung des Pfer­des in der steu­er­erhe­ben­den Ge­mein­de an.

2. Der Um­stand al­lein, dass ein sub­ven­tio­nier­tes Ver­hal­ten be­steu­ert wird, be­deu­tet noch kei­nen Ver­stoß ge­gen den Grund­satz der Wi­der­spruchs­frei­heit der Rechts­ord­nung (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 11. Ju­li 2012 - 9 CN 1.11 - BVer­w­GE 143, 301 Rn. 29).

3. Ei­ne Auf­wand­steu­er muss ne­ben der Ein­nah­men­er­zie­lung nicht stets ei­nen Len­kungs­zweck als Ne­ben­zweck ver­fol­gen.

  • Rechts­quel­len
  • Zi­tier­vor­schlag

Be­schluss

BVer­wG 9 BN 2.15

  • VGH Kas­sel - 08.12.2014 - AZ: VGH 5 C 2008/13.N

In der Nor­men­kon­troll­sa­che hat der 9. Se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts
am 18. Au­gust 2015
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Bier und
die Rich­te­rin­nen am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Buch­ber­ger und Dr. Bick
be­schlos­sen:

  1. Die Be­schwer­de der An­trag­stel­ler ge­gen die Nicht­zu­las­sung der Re­vi­si­on in dem Be­schluss des Hes­si­schen Ver­wal­tungs­ge­richts­hofs vom 8. De­zem­ber 2014 wird zu­rück­ge­wie­sen.
  2. Die An­trag­stel­ler tra­gen die Kos­ten des Be­schwer­de­ver­fah­rens zu je 1/10.
  3. Der Wert des Streit­ge­gen­stands wird für das Be­schwer­de­ver­fah­ren auf 50 000 € fest­ge­setzt.

Grün­de

1 Die auf den Re­vi­si­ons­zu­las­sungs­grund der grund­sätz­li­chen Be­deu­tung (§ 132 Abs. 2 Nr. 1 Vw­GO) und der Di­ver­genz (§ 132 Abs. 2 Nr. 2 Vw­GO) ge­stütz­te Be­schwer­de hat kei­nen Er­folg.

2 1. Die Sa­che hat nicht die von der Be­schwer­de gel­tend ge­mach­te grund­sätz­li­che Be­deu­tung im Sin­ne des § 132 Abs. 2 Nr. 1 Vw­GO.

3 Grund­sätz­lich be­deut­sam im Sin­ne die­ser Vor­schrift ist ei­ne Rechts­sa­che nur, wenn für die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung der Vor­in­stanz ei­ne kon­kre­te, fall­über­grei­fen­de und bis­lang un­ge­klär­te Rechts­fra­ge des re­vi­si­blen Rechts von Be­deu­tung war, de­ren Klä­rung im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren zu er­war­ten ist und zur Er­hal­tung der Ein­heit­lich­keit der Recht­spre­chung oder zur Wei­ter­ent­wick­lung des Rechts ge­bo­ten er­scheint. Den Dar­le­gun­gen der Be­schwer­de lässt sich nicht ent­neh­men, dass die­se Vor­aus­set­zun­gen im vor­lie­gen­den Fall er­füllt sind.

4 a) Die Fra­gen,
ob die Er­he­bung ei­ner Steu­er auf das Hal­ten und ent­gelt­li­che Be­nut­zen von Pfer­den als ört­li­che Auf­wand­steu­er am Maß­stab des Art. 105 Abs. 2a Satz 1 GG ver­fas­sungs­recht­lich zu­läs­sig ist,
und
ob das von Art. 105 Abs. 2a Satz 1 GG auf­ge­stell­te Er­for­der­nis der "Ört­lich­keit der Steu­er" noch ge­wahrt ist, wenn der Steu­er­tat­be­stand ei­ner Auf­wand­steu­er an ei­nen Vor­gang an­knüpft, der in we­sent­li­chen Kon­stel­la­tio­nen ei­nen ge­mein­de­grenz­über­schrei­ten­den Cha­rak­ter hat,
be­dür­fen kei­ner re­vi­si­ons­ge­richt­li­chen Klä­rung. Denn die auf­ge­wor­fe­nen Fra­gen kön­nen auf der Grund­la­ge des Ge­set­zes­wort­lauts mit Hil­fe der Re­geln sach­ge­rech­ter In­ter­pre­ta­ti­on so­wie auf der Grund­la­ge der bis­her vor­lie­gen­den höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung oh­ne Durch­füh­rung ei­nes Re­vi­si­ons­ver­fah­rens im Sin­ne der Ent­schei­dung des Ver­wal­tungs­ge­richts­hofs be­ant­wor­tet wer­den.

5 Ei­ne ört­li­che Auf­wand­steu­er im Sin­ne des Art. 105 Abs. 2a GG soll die in der Ein­kom­mens­ver­wen­dung für den per­sön­li­chen Le­bens­be­darf zum Aus­druck kom­men­de wirt­schaft­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit des Steu­er­schuld­ners tref­fen. Der Kon­sum als Auf­wand ist ty­pi­scher­wei­se Aus­druck und In­di­ka­tor der wirt­schaft­li­chen Leis­tungs­fä­hig­keit. Ob der Auf­wand im Ein­zel­fall die Leis­tungs­fä­hig­keit über­schrei­tet, ist für die Steu­er­pflicht un­er­heb­lich (stRspr, vgl. BVerfG, Be­schlüs­se vom 6. De­zem­ber 1983 - 2 BvR 1275/79 - BVerf­GE 65, 325 <347 f.>, vom 11. Ok­to­ber 2005 - 1 BvR 1232/00, 1 BvR 2627/03 [ECLI:​DE:​BVerfG:​2005:​rs20051011.1b­vr123200] - BVerf­GE 114, 316 <334> und vom 15. Ja­nu­ar 2014 - 1 BvR 1656/09 [ECLI:​DE:​BVerfG:​2014:​rs20140115.1b­vr165609] - BVerf­GE 135, 126 Rn. 45, je­weils zur Zweit­woh­nungsteu­er; BVer­wG, Ur­tei­le vom 11. Ju­li 2012 - 9 CN 1.11 - BVer­w­GE 143, 301 Rn. 13 zur Über­nach­tungsteu­er und vom 15. Ok­to­ber 2014 - 9 C 8.13 - BVer­w­GE 150, 225 Rn. 18 zur Hun­de­steu­er). Ört­lich ist ei­ne Auf­wand­steu­er dann, wenn sie an ört­li­che Ge­ge­ben­hei­ten, vor al­lem die Be­le­gen­heit ei­ner Sa­che oder ei­nen Vor­gang im Ge­mein­de­ge­biet, an­knüpft und es we­gen der Be­grenzt­heit der un­mit­tel­ba­ren Wir­kun­gen der Steu­er auf das Ge­mein­de­ge­biet nicht zu ei­nem die Wirt­schafts­ein­heit be­rüh­ren­den Steu­er­ge­fäl­le kom­men kann (BVerfG, Be­schlüs­se vom 23. Ju­li 1963 - 2 BvL 11/61 - BVerf­GE 16, 306 <327> und vom 6. De­zem­ber 1983 - 2 BvR 1275/79 - BVerf­GE 65, 325 <349>; BVer­wG, Be­schluss vom 25. April 2013 - 9 B 41.12 - Buch­holz 401.65 Hun­de­steu­er Nr. 13 Rn. 5). Schlie­ß­lich darf die Steu­er nicht ei­ner bun­des­ge­setz­lich ge­re­gel­ten Steu­er gleich­ar­tig sein (vgl. nä­her zum Gleich­ar­tig­keits­ver­bot des Art. 105 Abs. 2a GG BVer­wG, Ur­teil vom 11. Ju­li 2012 - 9 CN 1.11 - BVer­w­GE 143, 301 Rn. 22 ff.).

6 Ge­mes­sen hier­an han­delt es sich bei der Steu­er auf das Hal­ten und ent­gelt­li­che Be­nut­zen von Pfer­den (im Fol­gen­den Pfer­de­steu­er) oh­ne Wei­te­res um ei­ne ört­li­che Auf­wand­steu­er im Sin­ne des Art. 105 Abs. 2a Satz 1 GG (vgl. nur VGH Mün­chen, Ur­teil vom 17. Fe­bru­ar 1982 - 100 IV/77 - NVwZ 1983, 758 <759>; Merl, Der Ge­mein­de­haus­halt 1996, 164; Kö­nig/Zim­mer­mann, ZKF 2015, 103 f.; Fin­ke/Kreu­ter, LKV 2015, 49 <51 ff.>; Rau­scher/Rau­ber, KStZ 2011, 161 f.; Mei­er, KStZ 2010, 221; Birk, in: Drie­haus, Kom­mu­nal­ab­ga­ben­recht, Stand März 2015, § 3 Rn. 242).

7 Das Hal­ten ei­nes Pfer­des geht - ver­gleich­bar der Hun­de­hal­tung oder dem In­ne­ha­ben ei­ner Zweit­woh­nung - über die Be­frie­di­gung des all­ge­mei­nen Le­bens­be­darfs hin­aus und er­for­dert ei­nen zu­sätz­li­chen Ver­mö­gens­auf­wand. Da­bei er­gibt sich aus dem Um­stand, dass mit dem Hal­ten ei­nes Pfer­des erst­mals ei­ne olym­pi­sche Sport­art be­steu­ert wird, ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­schwer­de noch kein be­son­de­rer Klä­rungs­be­darf. Ei­nen zu­sätz­li­chen Ver­mö­gens­auf­wand er­for­dert auch das ent­gelt­li­che Be­nut­zen von Pfer­den, et­wa zum Er­ler­nen des Rei­tens, zum Aus­ritt oder zur sport­li­chen Be­tä­ti­gung im Rah­men von Tur­nie­ren. In der Pfer­de­steu­er­sat­zung der An­trags­geg­ne­rin wird die hier­für vor­ge­se­he­ne Steu­er in­di­rekt beim Pfer­de­hal­ter als Ver­an­stal­ter er­ho­ben; die­ser kann die Steu­er über die je­wei­li­ge Preis­ge­stal­tung auf sei­nen Kun­den ab­wäl­zen. Auch die hier­mit ver­bun­de­nen Fra­gen sind in der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts und des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts ge­klärt. Da­nach ge­nügt die Mög­lich­keit ei­ner kal­ku­la­to­ri­schen Über­wäl­zung in dem Sin­ne, dass der Steu­er­schuld­ner den von ihm ge­zahl­ten Be­trag in die Kal­ku­la­ti­on sei­ner Selbst­kos­ten ein­set­zen und hier­nach die zur Auf­recht­erhal­tung der Wirt­schaft­lich­keit sei­nes Un­ter­neh­mens ge­eig­ne­ten Maß­nah­men - et­wa Um­satz­stei­ge­rung oder Sen­kung der sons­ti­gen Kos­ten - tref­fen kann. Es reicht aus, wenn die Steu­er auf ei­ne Über­wäl­zung der Steu­er­last vom Steu­er­schuld­ner auf den Steu­er­trä­ger an­ge­legt ist, auch wenn die Über­wäl­zung nicht in je­dem Ein­zel­fall ge­lingt (stRspr, vgl. BVerfG, Be­schluss vom 4. Fe­bru­ar 2009 - 1 BvL 8/05 [ECLI:​DE:​BVerfG:​2009:​ls20090204.1b­v­l000805] - BVerf­GE 123, 1 <22 f.>; BVer­wG, Ur­teil vom 10. De­zem­ber 2009 - 9 C 12.08 - BVer­w­GE 135, 367 Rn. 28; Be­schlüs­se vom 24. Fe­bru­ar 2012 - 9 B 80.11 - Buch­holz 401.68 Ver­gnü­gungsteu­er Nr. 54 Rn. 7 und vom 21. No­vem­ber 2014 - 9 B 20.14 - NVwZ 2015, 378 Rn. 14).

8 So­weit in der Li­te­ra­tur ver­ein­zelt der Cha­rak­ter ei­ner ört­li­chen Auf­wand­steu­er be­zwei­felt wird (Diet­lein/Pe­ters, LKV 2013, 1 ff.), ist dem nicht zu fol­gen. Zwar darf ei­ne Auf­wand­steu­er nicht für Ge­gen­stän­de oder Dienst­leis­tun­gen er­ho­ben wer­den, die nicht der Ein­kom­mens­ver­wen­dung (pri­va­tem Auf­wand), son­dern der Ein­kom­men­s­er­zie­lung die­nen (BVerfG, Be­schluss vom 6. De­zem­ber 1983 - 2 BvR 1275/79 - BVerf­GE 65, 325 <347>; BVer­wG, Ur­teil vom 11. Ju­li 2012 - 9 CN 1.11 - BVer­w­GE 143, 301 Rn. 14). Das hat der Ver­wal­tungs­ge­richts­hof zu­tref­fend be­rück­sich­tigt und auf § 6 der Sat­zung ver­wie­sen, nach der nach­weis­lich zum Haupt­er­werb im Rah­men der Be­rufs­aus­übung ein­ge­setz­te Pfer­de von der Steu­er­pflicht aus­ge­nom­men sind. Zu­dem sieht die streit­ge­gen­ständ­li­che Sat­zung der An­trags­geg­ne­rin in § 1 aus­drück­lich vor, dass nur die Ein­kom­mens­ver­wen­dung "für den per­sön­li­chen Le­bens­be­darf" be­steu­ert wird; § 2 Abs. 1 be­schränkt den Steu­er­grund auf das Hal­ten und Be­nut­zen von Pfer­den "zur Frei­zeit­ge­stal­tung". Zwar ist nicht zu ver­ken­nen, dass die hier­durch er­for­der­li­che Un­ter­schei­dung von Auf­wen­dun­gen für den per­sön­li­chen Le­bens­be­darf auf der ei­nen und für be­ruf­li­che bzw. ge­werb­li­che Zwe­cke auf der an­de­ren Sei­te zu Ab­gren­zungs­schwie­rig­kei­ten füh­ren kann. Dies stellt aber die grund­sätz­li­che Zu­läs­sig­keit als ört­li­che Auf­wand­steu­er nicht in Fra­ge. Ähn­li­che Pro­ble­me ha­ben sich auch nach Ein­füh­rung der Zweit­woh­nungsteu­er für Fäl­le der Misch­nut­zung von Fe­ri­en­woh­nun­gen er­ge­ben. In­so­weit ist in­zwi­schen in der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts ge­klärt, dass ei­ne Zweit­woh­nungsteu­er er­he­ben­de Ge­mein­de von Ver­fas­sungs we­gen ge­hal­ten ist, sol­che Woh­nun­gen von die­ser ört­li­chen Auf­wand­steu­er aus­zu­neh­men, die als rei­ne Geld- oder Ver­mö­gens­an­la­ge ge­hal­ten wer­den, wäh­rend die Zweit­woh­nungsteu­er­pflicht im Grund­satz fest­steht, wenn die Woh­nung je­den­falls auch zu Zwe­cken der ei­ge­nen Le­bens­füh­rung ge­nutzt wird (BVer­wG, Be­schluss vom 26. Ju­li 2005 - 10 B 48.05 - Buch­holz 401.61 Zweit­woh­nungsteu­er Nr. 22 S. 33 m.w.N.). Ver­gleich­ba­re Dif­fe­ren­zie­run­gen sind bei der Hand­ha­bung der Hun­de­steu­er (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 16. Mai 2007 - 10 C 1.07 - Buch­holz 401.65 Hun­de­steu­er Nr. 12 Rn. 15 zu ei­nem Po­li­zei­dienst­hund) und der Über­nach­tungsteu­er (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 11. Ju­li 2012 - 9 CN 1.11 - BVer­w­GE 143, 301 Rn. 16 ff.) zu be­ach­ten.

9 Der Ver­wal­tungs­ge­richts­hof hat als steu­er­aus­lö­sen­de Tat­be­stän­de auf das Hal­ten und das ent­gelt­li­che Be­nut­zen von Pfer­den durch na­tür­li­che Per­so­nen im Stadt­ge­biet der An­trags­geg­ne­rin ab­ge­stellt und dar­in die An­knüp­fung an ei­ne ört­li­che Ge­ge­ben­heit ge­se­hen. Da­ge­gen ist recht­lich nichts zu er­in­nern. Denn, an­ders als die Be­schwer­de meint, kommt es für den Be­griff der Ört­lich­keit nicht dar­auf an, ob der Wohn­sitz des Pfer­de­hal­ters mit dem Ort der Pfer­de­hal­tung über­ein­stimmt. Ent­schei­dend ist, dass das Hal­ten und Be­nut­zen von Pfer­den ei­nen Vor­gang im Ge­mein­de­ge­biet dar­stellt. Dar­in liegt das die Auf­wand­steu­er als Ge­mein­de­steu­er be­grün­den­de "ört­li­che Ele­ment" (BVerfG, Be­schluss vom 23. Ju­li 1963 - 2 BvL 11/61 - BVerf­GE 16, 306 <324>).

10 Im Fall der Pfer­de­steu­er ent­steht der steu­er­ba­re Auf­wand in der­je­ni­gen Ge­mein­de, in der das Pferd un­ter­ge­bracht bzw. ent­gelt­lich be­nutzt wird, und zwar un­ab­hän­gig da­von, ob der Pfer­de­hal­ter in der­sel­ben Ge­mein­de an­säs­sig ist (eben­so VGH Mün­chen, Ur­teil vom 17. Fe­bru­ar 1982 - 100 IV/77 - NVwZ 1983, 758 <759>; Kö­nig/Zim­mer­mann, ZKF 2015, 103 <104>; a.A. Fin­ke/Kreu­ter, LKV 2015, 49 <56>). Die von der Be­schwer­de auf­ge­zeig­te Ge­fahr der Dop­pel­be­steue­rung des­sel­ben Pfer­des durch meh­re­re Ge­mein­den be­steht des­halb nicht. Das un­mit­tel­ba­re Zu­sam­men­fal­len von Wohn­sitz des Hal­ters und Un­ter­brin­gungs­ort des Pfer­des ist nicht Vor­aus­set­zung des Ört­lich­keits­be­zugs, wie dies of­fen­bar die Be­schwer­de mit Ver­weis auf den Be­schluss des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts vom 25. April 2013 - 9 B 41.12 - (Buch­holz 401.65 Hun­de­steu­er Nr. 13) meint. Wor­in das "ört­li­che Ele­ment" der Auf­wand­steu­er zu se­hen ist, hängt von der je­wei­li­gen Ei­gen­art der ein­zel­nen Steu­er ab, näm­lich in­wie­weit sie auf die Be­le­gen­heit ei­ner Sa­che oder ei­nen Vor­gang im Ge­mein­de­ge­biet ab­stellt. So­weit das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt in dem ge­nann­ten Be­schluss die Auf­nah­me ei­nes Hun­des in ei­nen zum Ge­mein­de­ge­biet ge­hö­ren­den Haus­halt oder Wirt­schafts­be­trieb er­wähnt (a.a.O. Rn. 6 f.), ist dies der kon­kre­ten Sat­zungs­aus­ge­stal­tung ge­schul­det, je­doch nicht zu ei­nem zwin­gen­den Kri­te­ri­um der "Ört­lich­keit" er­ho­ben wor­den.

11 Zu Recht geht der Ver­wal­tungs­ge­richts­hof auch da­von aus, dass es für den Ört­lich­keits­be­zug nicht auf den je­wei­li­gen tat­säch­li­chen Auf­ent­halts­ort des Pfer­des an­kommt, son­dern dar­auf, ob der Steu­er­tat­be­stand im Stadt­ge­biet ver­wirk­licht ist. Des­halb ist es un­er­heb­lich, dass Pfer­de im Ein­zel­fall, et­wa zu Tur­nie­ren, vor­über­ge­hend aus dem Stadt­ge­biet ver­bracht wer­den.

12 Auf das Ar­gu­ment, die Be­steue­rung der Pfer­de­hal­tung durch ju­ris­ti­sche Per­so­nen schei­de aus, da es bei die­sen ei­ne per­sön­li­che "Le­bens­füh­rung" nicht ge­be, kommt es nicht an, weil die Steu­er nach § 1 der Pfer­de­steu­er­sat­zung der An­trags­geg­ne­rin aus­drück­lich nur auf das Hal­ten und ent­gelt­li­che Be­nut­zen "durch na­tür­li­che Per­so­nen im Stadt­ge­biet" er­ho­ben wird. Hier­von zu un­ter­schei­den ist die Fra­ge, wer als Steu­er­pflich­ti­ger die Steu­er zu ent­rich­ten hat (vgl. § 2 der Pfer­de­steu­er­sat­zung).

13 Was schlie­ß­lich die An­for­de­rung des Art. 105 Abs. 2a GG be­trifft, wo­nach die Auf­wand­steu­er nicht mit ei­ner bun­des­ge­setz­lich ge­re­gel­ten Steu­er gleich­ar­tig sein darf, sind Be­den­ken we­der von der Be­schwer­de vor­ge­tra­gen noch er­sicht­lich. Der Auf­wand für das Hal­ten ei­nes Pfer­des und für das ent­gelt­li­che Be­nut­zen wird bun­des­recht­lich nicht be­steu­ert.

14 b) Die Fra­ge,
ob ein Ver­stoß ge­gen den bun­des­ver­fas­sungs­recht­li­chen Grund­satz der Wi­der­spruchs­frei­heit der Rechts­ord­nung dann ge­ge­ben ist, wenn ei­ne Auf­wand­steu­er durch ih­re mit­tel­ba­ren Wir­kun­gen se­lek­tiv auf sol­che Be­rei­che zu­greift, de­nen durch Maß­nah­men des Bun­des und der Län­der ei­ne ex­pli­zi­te (fi­nan­zi­el­le und sach­li­che) För­de­rung zu­teil­wird, bzw. wenn der Wi­der­spruch ei­ner kom­mu­na­len Steu­er­norm zu bun­des- oder lan­des­recht­li­chen Hand­lungs- oder Re­ge­lungs­zie­len nur aus ei­nem Teil des Steu­er­tat­be­stan­des folgt,
be­darf aus An­lass des vor­lie­gen­den Fal­les eben­falls kei­ner grund­sätz­li­chen Klä­rung. Der Grund­satz der Wi­der­spruchs­frei­heit der Rechts­ord­nung er­fasst ins­be­son­de­re Fäl­le, in de­nen die Steu­er­erhe­bung mit Len­kungs­zwe­cken ver­bun­den ist. Greift die steu­er­li­che Len­kung auf ei­ne Sach­ma­te­rie über, dür­fen die steu­er­recht­li­chen Vor­schrif­ten den vom zu­stän­di­gen Sach­ge­setz­ge­ber ge­trof­fe­nen Re­ge­lun­gen - und zwar so­wohl der Ge­samt­kon­zep­ti­on als auch den kon­kre­ten Ein­zel­re­ge­lun­gen - nicht wi­der­spre­chen (BVerfG, Ur­teil vom 7. Mai 1998 - 2 BvR 1991/95, 2 BvR 2004/95 [ECLI:​DE:​BVerfG:​1998:​rs19980507.2b­vr199195] - BVerf­GE 98, 106 <118 f.>; Be­schluss vom 21. Ju­ni 2006 - 2 BvL 2/99 [ECLI:​DE:​BVerfG:​2006:​rs20060621.2b­v­l000299] - BVerf­GE 116, 164 <186>). In ei­nem all­ge­mei­ner ver­stan­de­nen Sin­ne ver­langt der Grund­satz der Wi­der­spruchs­frei­heit der Rechts­ord­nung die Be­ach­tung der bun­des­staat­li­chen Gren­zen und bei der Aus­übung der je­wei­li­gen Ge­setz­ge­bungs­kom­pe­tenz wech­sel­sei­tig bun­des­staat­li­che Rück­sicht­nah­me. Kon­zep­tio­nel­le Ent­schei­dun­gen des zu­stän­di­gen Bun­des­ge­setz­ge­bers dür­fen durch Ent­schei­dun­gen ei­nes Lan­des­ge­setz­ge­bers nicht ver­fälscht wer­den; ins­be­son­de­re dür­fen den Norm­adres­sa­ten nicht ge­gen­läu­fi­ge Re­ge­lun­gen er­rei­chen, die die Rechts­ord­nung wi­der­sprüch­lich ma­chen (BVerfG, Ur­teil vom 7. Mai 1998 - 2 BvR 1991/95, 2 BvR 2004/95 - BVerf­GE 98, 106 <118 f.>; BVer­wG, Ur­teil vom 11. Ju­li 2012 - 9 CN 1.11 - BVer­w­GE 143, 301 Rn. 29).

15 Da die An­trags­geg­ne­rin mit ih­rer Pfer­de­steu­er­sat­zung nach Auf­fas­sung der Be­schwer­de kei­ne Len­kungs­zwe­cke ver­folgt, kann sie nicht dar­le­gen, ei­ne et­wai­ge steu­er­li­che Len­kung grei­fe auf ei­ne an­der­wei­tig ge­re­gel­te Sach­ma­te­rie über. Der blo­ße Hin­weis, durch die Steu­er­erhe­bung wer­de die Pfer­de­hal­tung "ins­ge­samt er­heb­lich un­at­trak­ti­ver ge­macht", legt noch kei­nen Wi­der­spruch der Pfer­de­steu­er zu den von der Be­schwer­de be­nann­ten Bun­des­ge­set­zen (Tier­zucht­ge­setz und Renn­wett- und Lot­te­rie­ge­setz) bzw. zu den da­mit ver­folg­ten Zie­len der För­de­rung der Pfer­de­zucht und des Pfer­de­sports dar. Der Um­stand al­lein, dass ein sub­ven­tio­nier­tes Ver­hal­ten be­steu­ert wird, be­deu­tet noch kei­nen Ver­stoß ge­gen den Grund­satz der Wi­der­spruchs­frei­heit der Rechts­ord­nung (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 11. Ju­li 2012 - 9 CN 1.11 - BVer­w­GE 143, 301 Rn. 29 zur Be­steue­rung von Über­nach­tun­gen trotz der hier­auf be­stehen­den Er­mä­ßi­gung der Um­satz­steu­er).

16 2. Die Re­vi­si­on ist auch nicht we­gen Di­ver­genz (§ 132 Abs. 2 Nr. 2 Vw­GO) zu­zu­las­sen.

17 Ei­ne Ab­wei­chung im Sin­ne die­ser Vor­schrift liegt nur dann vor, wenn sich die Vor­in­stanz in An­wen­dung der­sel­ben Rechts­vor­schrift mit ei­nem sei­ne Ent­schei­dung tra­gen­den abs­trak­ten Rechts­satz zu ei­nem in ei­ner Ent­schei­dung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts, des Ge­mein­sa­men Se­nats der obers­ten Ge­richts­hö­fe des Bun­des oder des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts auf­ge­stell­ten eben­sol­chen Rechts­satz in Wi­der­spruch ge­setzt hat; die Be­schwer­de­be­grün­dung muss dar­le­gen, dass und in­wie­fern dies der Fall ist (§ 133 Abs. 3 Satz 3 Vw­GO; stRspr, vgl. z.B. BVer­wG, Be­schlüs­se vom 21. Ju­li 1988 - 1 B 44.88 - Buch­holz 130 § 8 RuS­tAG Nr. 32 und vom 12. De­zem­ber 1991 - 5 B 68.91 - Buch­holz 310 § 132 Vw­GO Nr. 302). Dar­an fehlt es hier.

18 a) Mit sei­ner Aus­sa­ge, für den Er­lass ei­ner steu­er­be­grün­den­den Norm sei es nicht er­for­der­lich, dass mit ihr ne­ben dem Zweck der Ein­nah­me­er­zie­lung wei­te­re Zwe­cke ver­folgt wer­den, viel­mehr dien­ten vie­le Steu­er­nor­men al­lein dem Zweck, öf­fent­li­che Ein­nah­men zu be­schaf­fen, weicht der Ver­wal­tungs­ge­richts­hof nicht von den in der Be­schwer­de im Ein­zel­nen auf­ge­führ­ten Ent­schei­dun­gen des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts bzw. des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts ab. Denn kei­ne die­ser Ent­schei­dun­gen ent­hält den Rechts­satz, dass ein Steu­er­ge­setz ne­ben der Ein­nah­men­er­zie­lung stets ei­nen Len­kungs­zweck als Ne­ben­zweck ver­fol­gen muss. Dass dies nicht der Fall ist, er­gibt sich be­reits aus § 3 Abs. 1 Halbs. 1 AO. Da­nach sind Steu­ern Geld­leis­tun­gen, die nicht ei­ne Ge­gen­leis­tung für ei­ne be­son­de­re Leis­tung dar­stel­len und von ei­nem öf­fent­lich-recht­li­chen Ge­mein­we­sen zur Er­zie­lung von Ein­nah­men al­len auf­er­legt wer­den, bei de­nen der Tat­be­stand zu­trifft, an den das Ge­setz die Leis­tungs­pflicht knüpft. Da­bei ent­spricht es im Hin­blick auf § 3 Abs. 1 Halbs. 2 AO ge­fes­tig­ter Recht­spre­chung, dass ei­ne Steuer­re­ge­lung auch Len­kungs­wir­kun­gen mit­ver­fol­gen darf (BVerfG, Ur­teil vom 27. Ju­ni 1991 - 2 BvR 1493/89 - BVerf­GE 84, 239 <274>; Be­schluss vom 22. Ju­ni 1995 - 2 BvL 37/91 - BVerf­GE 93, 121 <147>), mag die Len­kung Haupt- oder Ne­ben­zweck sein (vgl. BVerfG, Ur­tei­le vom 10. De­zem­ber 1980 - 2 BvF 3/77 - BVerf­GE 55, 274 <299> und vom 7. Mai 1998 - 2 BvR 1991/95, 2 BvR 2004/95 - BVerf­GE 98, 106 <118>), und dass sie hier­für kei­ner zur Steu­er­ge­setz­ge­bungs­kom­pe­tenz hin­zu­tre­ten­den Sach­kom­pe­tenz be­darf (vgl. nur BVer­wG, Ur­teil vom 15. Ok­to­ber 2014 - 9 C 8.13 - BVer­w­GE 150, 225 Rn. 18 m.w.N.).

19 Die in der Li­te­ra­tur ver­ein­zelt ver­tre­te­ne Auf­fas­sung, auch ört­li­che Ver­brauch- und Auf­wand­steu­ern könn­ten nur als Len­kungs­steu­ern le­gi­ti­miert wer­den (Eng­lisch, in: Tip­ke/Lang, Steu­er­recht, 21. Aufl. 2013, § 18 Rn. 123; noch grund­le­gen­de­re Kri­tik an den ört­li­chen Ver­brauch- und Auf­wand­steu­ern übt Tip­ke, Die Steu­er­rechts­ord­nung, Band II, 2. Aufl. 2003, et­wa S. 1105 und S. 1127 f.), hat sich we­der in der üb­ri­gen Li­te­ra­tur (vgl. et­wa Werns­mann, in: DStJG 35 (2012) S. 95 <107>) noch in der Recht­spre­chung durch­ge­setzt.

20 Von der Fra­ge der Pflicht zur gleich­zei­ti­gen Mit­ver­fol­gung ei­nes Len­kungs­zwecks ist die wei­te­re Fra­ge zu tren­nen, ob der Steu­er­ge­setz­ge­ber den Grund­satz der Steu­er­ge­rech­tig­keit (Art. 3 Abs. 1 GG) ein­ge­hal­ten hat, an den er ge­bun­den ist. Bei der Er­schlie­ßung von Steu­er­quel­len hat der Ge­setz­ge­ber ei­ne weit­ge­hen­de Ge­stal­tungs­frei­heit. Ent­schlie­ßt er sich, ei­ne be­stimm­te Steu­er­quel­le zu er­schlie­ßen, an­de­re Steu­er­quel­len da­ge­gen nicht aus­zu­schöp­fen, so ist der all­ge­mei­ne Gleich­heits­satz nicht ver­letzt, wenn fi­nanz­po­li­ti­sche, volks­wirt­schaft­li­che, so­zi­al­po­li­ti­sche oder steu­er­tech­ni­sche Er­wä­gun­gen die ver­schie­de­ne Be­hand­lung mo­ti­vie­ren. Da­bei ge­nügt es, wenn ei­ner der ge­nann­ten Grün­de die ver­schie­de­ne Be­hand­lung trägt. Die Ge­stal­tungs­frei­heit des Ge­setz­ge­bers en­det erst dort, wo die glei­che oder un­glei­che Be­hand­lung der ge­re­gel­ten Sach­ver­hal­te nicht mehr mit ei­ner am Ge­rech­tig­keits­ge­dan­ken ori­en­tier­ten Be­trach­tungs­wei­se ver­ein­bar ist, wo al­so kein ein­leuch­ten­der Grund mehr für die Gleich­be­hand­lung oder Un­gleich­be­hand­lung be­steht (Will­kür­ver­bot) (stRspr, vgl. BVerfG, Be­schluss vom 6. De­zem­ber 1983 - 2 BvR 1275/79 - BVerf­GE 65, 325 <354> m.w.N.).

21 So­weit in den von der Be­schwer­de her­an­ge­zo­ge­nen Ur­tei­len des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts da­von die Re­de ist, dass der ei­ner Steu­er be­griffs­not­wen­dig in­ne­woh­nen­de fis­ka­li­sche Zweck der Ein­nah­men­er­zie­lung als al­lei­ni­ger Recht­fer­ti­gungs­grund ge­gen­über an­de­ren Ge­wer­ben trotz des wei­ten Er­mes­sens des Ge­setz­ge­bers bei der Er­schlie­ßung der ei­nen Steu­er­quel­le und der Nicht­er­schlie­ßung an­de­rer Ein­nah­me­mög­lich­kei­ten nicht aus­rei­che (BVer­wG, Ur­tei­le vom 13. Ok­to­ber 1978 - 7 C 28.77 u.a. - Buch­holz 401.67 Schan­k­erlaub­nis­steu­er Nr. 19 S. 9 und vom 8. De­zem­ber 1995 - 8 C 36.93 - Buch­holz 401.67 Schan­k­erlaub­nis­steu­er Nr. 20 S. 9 f.; ähn­lich be­reits Ur­teil vom 11. Fe­bru­ar 1972 - 7 C 71.69 - BVer­w­GE 39, 311 <312 f.>), geht es al­lein um die letzt­ge­nann­te Fra­ge, nicht aber - wie die Be­schwer­de meint - um das vom Ver­wal­tungs­ge­richts­hof ver­nein­te Er­for­der­nis der Mit­ver­fol­gung be­son­de­rer Len­kungs­zie­le. Im Üb­ri­gen be­tref­fen die Ur­tei­le den Son­der­fall der Schan­k­erlaub­nis­steu­er, bei der es sich nicht um ei­ne ört­li­che Ver­brauch- oder Auf­wand­steu­er im Sin­ne des Art. 105 Abs. 2a GG, son­dern um ei­ne Ver­kehr­steu­er han­delt (stRspr, vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 8. De­zem­ber 1995 - 8 C 36.93 - Buch­holz 401.67 Schan­k­erlaub­nis­steu­er Nr. 20 S. 3); die Aus­sa­gen sind da­her auch schon nicht zu der­sel­ben Rechts­vor­schrift er­gan­gen. Zwei wei­te­re in der Be­schwer­de­be­grün­dung ge­nann­te Ent­schei­dun­gen, von de­nen der Ver­wal­tungs­ge­richts­hof ab­ge­wi­chen sein soll (BVerfG, Ur­teil vom 7. Mai 1998 - 2 BvR 1991/95, 2 BvR 2004/95 - BVerf­GE 98, 106 <125 f.> und Kam­mer­be­schluss vom 3. Sep­tem­ber 2009 - 1 BvR 2384/08 [ECLI:​DE:​BVerfG:​2009:​rk20090903.1b­vr238408] - NVwZ 2010, 313 <316>), stel­len le­dig­lich klar, dass der Steu­er­ge­setz­ge­ber au­ßer­fis­ka­li­sche För­de­rungs- und Len­kungs­zie­le ver­fol­gen darf, aber nicht, dass er es muss. Schlie­ß­lich be­trifft die von der Be­schwer­de aus dem Be­schluss des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts vom 15. Ja­nu­ar 2014 - 1 BvR 1656/09 - (BVerf­GE 135, 126 Rn. 77) zi­tier­te Aus­sa­ge, un­glei­che Be­las­tun­gen durch ei­ne kon­kre­ti­sie­ren­de Aus­ge­stal­tung der steu­er­recht­li­chen Grund­ent­schei­dun­gen könn­ten nicht schon al­lein mit dem Fi­nanz­be­darf ge­recht­fer­tigt wer­den, ei­ne durch Stu­fen­bil­dung (De­gres­si­on) her­vor­ge­ru­fe­ne Un­gleich­be­hand­lung bei der Steu­er­be­mes­sung und steht da­her nicht im Zu­sam­men­hang mit dem hier frag­li­chen Rechts­satz.

22 Muss mit der Pfer­de­steu­er ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­schwer­de al­so kein recht­fer­ti­gen­der Len­kungs- oder Ne­ben­zweck ver­folgt wer­den, so kommt es auf die in der Be­schwer­de­be­grün­dung er­ör­ter­te Fra­ge, wor­in ein sol­cher Zweck be­stehen könn­te (vgl. hier­zu Be­schwer­de­be­grün­dung S. 18 f.), nicht an.

23 b) Der Ver­wal­tungs­ge­richts­hof hat den in § 5 der Pfer­de­steu­er­sat­zung der An­trags­geg­ne­rin fest­ge­leg­ten Steu­er­satz (200 € im Jahr pro Pferd) aus Pau­scha­lie­rungs- und Ty­pi­sie­rungs­grün­den für zu­läs­sig ge­hal­ten, weil für die Be­mes­sung des kon­kre­ten Auf­wands ein Wirk­lich­keits­maß­stab nicht zur Ver­fü­gung ste­he. Da­mit weicht er nicht von den Be­schlüs­sen des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts vom 4. Fe­bru­ar 2009 - 1 BvL 8/05 - (BVerf­GE 123, 1) und vom 8. Fe­bru­ar 2011 - 1 BvR 3425/08 [ECLI:​DE:​BVerfG:​2011:​rk20110208.1b­vr342508] - (ju­ris) ab, wo­nach die Ver­wen­dung des Stück­zahl­maß­stabs für die Be­steue­rung von Ge­winn­spiel­au­to­ma­ten un­ter den heu­ti­gen Ge­ge­ben­hei­ten den all­ge­mei­nen Gleich­heits­satz (Art. 3 Abs. 1 GG) ver­letzt, weil die­ser Maß­stab struk­tu­rell nicht (mehr) ge­eig­net ist, den not­wen­di­gen Be­zug zum Ver­gnü­gungs­auf­wand der Spie­ler zu ge­währ­leis­ten. Die­se Ent­schei­dun­gen er­klä­ren nicht all­ge­mein die Ver­wen­dung des Stück­zahl­maß­stabs für un­zu­läs­sig. Sie sind viel­mehr zu ei­ner an­de­ren Steu­er (Ver­gnü­gungsteu­er) er­gan­gen und be­zie­hen sich aus­schlie­ß­lich auf Ge­winn­spiel­au­to­ma­ten. Die­se sind auf­grund tech­ni­scher Än­de­run­gen in­zwi­schen mit ma­ni­pu­la­ti­ons­si­che­ren Zähl­wer­ken aus­ge­stat­tet, so dass ein pau­scha­lie­ren­der Rück­griff auf den Stück­zahl­maß­stab nicht mehr er­for­der­lich ist. Dies lässt sich mit der Be­steue­rung ei­nes Tie­res nicht ver­glei­chen.

24 3. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 154 Abs. 2, § 159 Satz 1 Vw­GO i.V.m. § 100 Abs. 1 ZPO, die Streit­wert­fest­set­zung auf § 47 Abs. 1 und 3, § 52 Abs. 1 GKG.