Ver­fah­rens­in­for­ma­ti­on

Ein in Sach­sen an­er­kann­ter Na­tur­schutz­ver­ein (Grü­ne Li­ga Sach­sen e.V.) klagt ge­gen den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss des (da­ma­li­gen) Re­gie­rungs­prä­si­di­ums Dres­den vom 25. Fe­bru­ar 2004 für den Bau der Wald­schlöss­chen­brü­cke in Dres­den. Der Klä­ger macht ins­be­son­de­re gel­tend, dass das Vor­ha­ben mit den An­for­de­run­gen des eu­ro­päi­schen Na­tur­schutz­rechts nicht in Ein­klang ste­he. Die Pro­ble­ma­tik des Vo­gel­schut­zes sei ver­kannt wor­den; auch sei das FFH-Ge­biet „Elb­tal zwi­schen Schö­na und Mühl­berg“ ins­be­son­de­re hin­sicht­lich ver­schie­de­ner Fle­der­maus­ar­ten be­trof­fen. Das Ver­wal­tungs­ge­richt Dres­den hat die Kla­ge eben­so ab­ge­wie­sen wie das Säch­si­sche Ober­ver­wal­tungs­ge­richt in Baut­zen. Mit der Re­vi­si­on rügt der Klä­ger zahl­rei­che Ver­stö­ße ge­gen for­mel­les und ma­te­ri­el­les Recht und hält auch nach der Fer­tig­stel­lung und Frei­ga­be der Brü­cke an sei­nem Ziel fest, dass das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt den dem Vor­ha­ben zu Grun­de lie­gen­den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss auf­hebt.


Pres­se­mit­tei­lung Nr. 19/2014 vom 14.03.2014

Wald­schlöss­chen­brü­cke: Ver­kün­dung ver­scho­ben

In dem Rechts­streit um den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss für die Wald­schlöss­chen­brü­cke in Dres­den hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt den auf Don­ners­tag, den 20. März 2014, an­be­raum­ten Ver­kün­dungs­ter­min auf­ge­ho­ben.


Im An­schluss an die münd­li­che Ver­hand­lung vom 6. März 2014 ist das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt zu der Über­zeu­gung ge­langt, dass der Fall Fra­gen zur Aus­le­gung des eu­ro­päi­schen Rechts (FFH-Richt­li­nie) auf­wirft, de­ren Be­ant­wor­tung nur auf der Grund­la­ge ei­ner Vor­ab­ent­schei­dung des Ge­richts­hofs der Eu­ro­päi­schen Uni­on mög­lich ist. In die­ser Si­tua­ti­on ist das - letzt­in­stanz­lich zu­stän­di­ge - Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt zur Vor­la­ge ver­pflich­tet. Die Vor­la­ge­fra­gen be­dür­fen der sorg­fäl­ti­gen For­mu­lie­rung und ei­ner de­tail­lier­ten Be­grün­dung. Der Vor­la­ge­be­schluss soll erst ver­kün­det wer­den, wenn er voll­stän­dig ab­ge­fasst von al­len Rich­tern un­ter­schrie­ben ist.


Ein neu­er Ver­kün­dungs­ter­min wird von Amts we­gen be­stimmt wer­den.


BVer­wG 9 C 6.12

Vor­in­stan­zen:

OVG Baut­zen, 5 A 195/09 - Ur­teil vom 15. De­zem­ber 2011 -

VG Dres­den, 3 K 923/04 - Ur­teil vom 30. Ok­to­ber 2008 -


Be­schluss vom 06.03.2014 -
BVer­wG 9 C 6.12ECLI:DE:BVer­wG:2014:060314B9C6.12.0

Leit­sät­ze:

Es wird ge­mäß Art. 267 AEUV ei­ne Vor­ab­ent­schei­dung des Ge­richts­hofs der Eu­ro­päi­schen Uni­on zu fol­gen­den Fra­gen ein­ge­holt:

1. Ist Art. 6 Abs. 2 der Richt­li­nie 92/43/EWG des Ra­tes vom 21. Mai 1992 zur Er­hal­tung der na­tür­li­chen Le­bens­räu­me so­wie der wild­le­ben­den Tie­re und Pflan­zen (FFH-RL) da­hin aus­zu­le­gen, dass ein vor der Auf­nah­me ei­nes Ge­bie­tes in die Lis­te der Ge­bie­te von ge­mein­schaft­li­cher Be­deu­tung ge­neh­mig­tes, nicht un­mit­tel­bar der Ver­wal­tung des Ge­bie­tes die­nen­des Brü­cken­bau­pro­jekt vor sei­ner Aus­füh­rung ei­ner Über­prü­fung auf sei­ne Ver­träg­lich­keit zu un­ter­zie­hen ist, wenn das Ge­biet nach Er­tei­lung der Ge­neh­mi­gung, aber vor Be­ginn der Aus­füh­rung in die Lis­te auf­ge­nom­men wor­den ist und vor Er­tei­lung der Ge­neh­mi­gung nur ei­ne Ge­fähr­dungs­ab­schät­zung/Vor­prü­fung er­folgt war?

2. Wenn die Fra­ge zu 1 zu be­ja­hen ist:

Muss die na­tio­na­le Be­hör­de bei der nach­träg­li­chen Über­prü­fung die Vor­ga­ben des Art. 6 Abs. 3 und 4 FFH-RL schon dann ein­hal­ten, wenn sie die­se bei der der Er­tei­lung der Ge­neh­mi­gung vor­an­ge­gan­ge­nen Ge­fähr­dungs­ab­schät­zung/Vor­prü­fung vor­sorg­lich zu­grun­de le­gen woll­te?

3. Wenn die Fra­ge zu 1 zu be­ja­hen und die Fra­ge zu 2 zu ver­nei­nen ist:

Wel­che An­for­de­run­gen sind nach Art. 6 Abs. 2 FFH-RL an ei­ne nach­träg­li­che Über­prü­fung ei­ner für ein Pro­jekt er­teil­ten Ge­neh­mi­gung zu stel­len und auf wel­chen Zeit­punkt ist die Prü­fung zu be­zie­hen?

4. Ist im Rah­men ei­nes er­gän­zen­den Ver­fah­rens, das der Hei­lung ei­nes fest­ge­stell­ten Feh­lers ei­ner nach­träg­li­chen Über­prü­fung nach Art. 6 Abs. 2 FFH-RL oder ei­ner Ver­träg­lich­keits­prü­fung nach Art. 6 Abs. 3 FFH-RL dient, durch ent­spre­chen­de Mo­di­fi­ka­tio­nen der Prü­fungs­an­for­de­run­gen zu be­rück­sich­ti­gen, dass das Bau­werk er­rich­tet und in Be­trieb ge­nom­men wer­den durf­te, weil der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss so­fort voll­zieh­bar und ein Ver­fah­ren des vor­läu­fi­gen Rechts­schut­zes un­an­fecht­bar er­folg­los ge­blie­ben war? Gilt dies je­den­falls für ei­ne nach­träg­lich not­wen­di­ge Al­ter­na­ti­ven­prü­fung im Rah­men ei­ner Ent­schei­dung nach Art. 6 Abs. 4 FFH-RL?

  • Rechts­quel­len
  • Zi­tier­vor­schlag

Be­schluss

BVer­wG 9 C 6.12

  • VG Dres­den - 30.10.2008 - AZ: VG 3 K 923/04
  • OVG Baut­zen - 15.12.2011 - AZ: OVG 5 A 195/09

In der Ver­wal­tungs­streit­sa­che hat der 9. Se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts
auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 6. März 2014
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Bier,
die Rich­te­rin am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Buch­ber­ger,
die Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Christ und Prof. Dr. Korb­ma­cher und die Rich­te­rin am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Bick
be­schlos­sen:

  1. Das Ver­fah­ren vor dem Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt wird aus­ge­setzt.
  2. Es wird ge­mäß Art. 267 AEUV ei­ne Vor­ab­ent­schei­dung des Ge­richts­hofs der Eu­ro­päi­schen Uni­on zu fol­gen­den Fra­gen ein­ge­holt:
  3. 1. Ist Art. 6 Abs. 2 der Richt­li­nie 92/43/EWG des Ra­tes vom 21. Mai 1992 zur Er­hal­tung der na­tür­li­chen Le­bens­räu­me so­wie der wild­le­ben­den Tie­re und Pflan­zen (FFH-RL) da­hin aus­zu­le­gen, dass ein vor der Auf­nah­me ei­nes Ge­bie­tes in die Lis­te der Ge­bie­te von ge­mein­schaft­li­cher Be­deu­tung ge­neh­mig­tes, nicht un­mit­tel­bar der Ver­wal­tung des Ge­bie­tes die­nen­des Brü­cken­bau­pro­jekt vor sei­ner Aus­füh­rung ei­ner Über­prü­fung auf sei­ne Ver­träg­lich­keit zu un­ter­zie­hen ist, wenn das Ge­biet nach Er­tei­lung der Ge­neh­mi­gung, aber vor Be­ginn der Aus­füh­rung in die Lis­te auf­ge­nom­men wor­den ist und vor Er­tei­lung der Ge­neh­mi­gung nur ei­ne Ge­fähr­dungs­ab­schät­zung/Vor­prü­fung er­folgt war?
  4. 2. Wenn die Fra­ge zu 1 zu be­ja­hen ist:
  5. Muss die na­tio­na­le Be­hör­de bei der nach­träg­li­chen Über­prü­fung die Vor­ga­ben des Art. 6 Abs. 3 und 4 FFH-RL schon dann ein­hal­ten, wenn sie die­se bei der der Er­tei­lung der Ge­neh­mi­gung vor­an­ge­gan­ge­nen Ge­fähr­dungs­ab­schät­zung/Vor­prü­fung vor­sorg­lich zu­grun­de le­gen woll­te?
  6. 3. Wenn die Fra­ge zu 1 zu be­ja­hen und die Fra­ge zu 2 zu ver­nei­nen ist:
  7. Wel­che An­for­de­run­gen sind nach Art. 6 Abs. 2 FFH-RL an ei­ne nach­träg­li­che Über­prü­fung ei­ner für ein Pro­jekt er­teil­ten Ge­neh­mi­gung zu stel­len und auf wel­chen Zeit­punkt ist die Prü­fung zu be­zie­hen?
  8. 4. Ist im Rah­men ei­nes er­gän­zen­den Ver­fah­rens, das der Hei­lung ei­nes fest­ge­stell­ten Feh­lers ei­ner nach­träg­li­chen Über­prü­fung nach Art. 6 Abs. 2 FFH-RL oder ei­ner Ver­träg­lich­keits­prü­fung nach Art. 6 Abs. 3 FFH-RL dient, durch ent­spre­chen­de Mo­di­fi­ka­tio­nen der Prü­fungs­an­for­de­run­gen zu be­rück­sich­ti­gen, dass das Bau­werk er­rich­tet und in Be­trieb ge­nom­men wer­den durf­te, weil der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss so­fort voll­zieh­bar und ein Ver­fah­ren des vor­läu­fi­gen Rechts­schut­zes un­an­fecht­bar er­folg­los ge­blie­ben war? Gilt dies je­den­falls für ei­ne nach­träg­lich not­wen­di­ge Al­ter­na­ti­ven­prü­fung im Rah­men ei­ner Ent­schei­dung nach Art. 6 Abs. 4 FFH-RL?

Grün­de

I

1 Der Klä­ger ist ei­ne zur Ein­le­gung von Rechts­be­hel­fen an­er­kann­te Na­tur­schutz­ver­ei­ni­gung. Er wen­det sich ge­gen ei­nen Plan­fest­stel­lungs­be­schluss des Re­gie­rungs­prä­si­di­ums Dres­den (jetzt Lan­des­di­rek­ti­on), ei­ner Be­hör­de des Be­klag­ten, vom 25. Fe­bru­ar 2004 für den Neu­bau des die El­bau­en und die El­be im In­nen­stadt­ge­biet der Lan­des­haupt­stadt Dres­den über­que­ren­den Ver­kehrs­zu­ges „Wald­schlö­ßchen­brü­cke“. Die Brü­cke ist in den Jah­ren 2007 bis 2013 er­rich­tet und am 26. Au­gust 2013 für den Ver­kehr frei­ge­ge­ben wor­den.

2 Dem Plan­fest­stel­lungs­be­schluss vom 25. Fe­bru­ar 2004 lag ei­ne im Ja­nu­ar 2003 ab­ge­schlos­se­ne „FFH-Ver­träg­lich­keits­un­ter­su­chung“ zu­grun­de, die zum Ziel hat­te, mög­li­che Aus­wir­kun­gen des Bau­vor­ha­bens auf die Schutz- und Er­hal­tungs­zie­le des zu die­sem Zeit­punkt nur lan­des­in­tern, aber noch nicht an die EU-Kom­mis­si­on ge­mel­de­ten FFH-Ge­bie­tes „Elb­tal zwi­schen Schö­na und Mühl­berg“ im We­ge ei­ner „Ge­fähr­dungs­ab­schät­zung/Vor­prü­fung“ zu un­ter­su­chen. Für den Fall ei­ner Er­heb­lich­keit der Be­ein­träch­ti­gun­gen soll­ten sich „ver­tie­fen­de Un­ter­su­chun­gen im Sin­ne ei­ner Er­heb­lich­keits­prü­fung nach Art. 6 der FFH-Richt­li­nie“ an­schlie­ßen. Das Gut­ach­ten ver­neint er­heb­li­che oder nach­hal­ti­ge Be­ein­träch­ti­gun­gen durch das Bau­vor­ha­ben auf die Er­hal­tungs­zie­le des FFH-Ge­bie­tes.

3 Im De­zem­ber 2004 nahm die Eu­ro­päi­sche Kom­mis­si­on das im März 2003 an sie ge­mel­de­te FFH-Ge­biet DE4545-301 „Elb­tal zwi­schen Schö­na und Mühl­berg“ in die Lis­te von Ge­bie­ten von ge­mein­schaft­li­cher Be­deu­tung auf. Mit Ver­ord­nung vom 19. Ok­to­ber 2006 (Sächs. ABl Son­der­druck Nr. 4/2006 S. 213) be­stimm­te das Re­gie­rungs­prä­si­di­um Dres­den das Elb­tal zwi­schen Schö­na und Mühl­berg un­ter Aus­spa­rung ei­nes Teils der Elb­wie­sen in der In­nen­stadt von Dres­den zum Eu­ro­päi­schen Vo­gel­schutz­ge­biet (EU-Mel­de­num­mer DE4545-452).

4 Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss ist nach § 39 Abs. 1 des Säch­si­schen Stra­ßen­ge­set­zes so­fort voll­zieh­bar. Der Klä­ger stell­te des­halb zur Ver­hin­de­rung des Be­ginns der Bau­ar­bei­ten zu­sam­men mit sei­ner Kla­ge ei­nen An­trag auf Ge­wäh­rung vor­läu­fi­gen Rechts­schut­zes. Das Ver­wal­tungs­ge­richt Dres­den ord­ne­te mit Be­schluss vom 9. Au­gust 2007 die auf­schie­ben­de Wir­kung der Kla­ge ge­gen den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss an. Mit Be­schluss vom 12. No­vem­ber 2007 än­der­te das Säch­si­sche Ober­ver­wal­tungs­ge­richt die Ent­schei­dung des Ver­wal­tungs­ge­richts und lehn­te die An­trä­ge un­ter Auf­la­gen für den Fle­der­m­aus­schutz end­gül­tig ab. Mit den Bau­ar­bei­ten wur­de dar­auf­hin En­de 2007 be­gon­nen.

5 Mit Er­gän­zungs- und Än­de­rungs­be­schluss vom 14. Ok­to­ber 2008, vor des­sen Er­lass der Klä­ger an­ge­hört wur­de, nahm die Lan­des­di­rek­ti­on Dres­den auf­grund der nach Er­lass des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses er­gan­ge­nen Ur­tei­le des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts zu den FFH-recht­li­chen An­for­de­run­gen an Pla­nungs­ent­schei­dun­gen (Ur­tei­le vom 17. Ja­nu­ar 2007 - BVer­wG 9 A 20.05 - BVer­w­GE 128, 1 und vom 12. März 2008 - BVer­wG 9 A 3.06 - BVer­w­GE 130, 299) nach Ein­ho­lung wei­te­rer na­tur­schutz­fach­li­cher Gut­ach­ten ei­ne - the­ma­tisch auf den Er­hal­tungs­zu­stand zwei­er Le­bens­raum­ty­pen und der An­hang II/IV-Fal­ter­art „Dunk­ler Wie­sen­knopf-Amei­sen­bläu­ling“ (Ma­cu­li­nea nau­sit­hous) be­schränk­te - Neu­be­wer­tung der mit dem Bau­vor­ha­ben ver­bun­de­nen Be­ein­träch­ti­gun­gen be­zo­gen auf den Zeit­punkt des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses vor. Für die nun­mehr - teil­wei­se vor­sorg­lich - an­ge­nom­me­nen er­heb­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen des Le­bens­raum­typs - LRT - 6510 (Ma­ge­re Flach­land-Mäh­wie­sen) so­wie der Fal­ter­art Dunk­ler Wie­sen­knopf-Amei­sen­bläu­ling wur­de ei­ne Ab­wei­chungs­prü­fung nach Art. 6 Abs. 4 FFH-RL durch­ge­führt, die un­ter An­ord­nung wei­te­rer Scha­dens­ver­mei­dungs- so­wie von Ko­hä­renz­si­che­rungs­maß­nah­men die Zu­las­sung des Vor­ha­bens im Aus­nah­me­weg zum Er­geb­nis hat­te.

6 Das Ver­wal­tungs­ge­richt Dres­den hat die Kla­gen mit Ur­teil vom 30. Ok­to­ber 2008 ab­ge­wie­sen und die Be­ru­fung zu­ge­las­sen.

7 Im Lau­fe des Be­ru­fungs­ver­fah­rens wur­de der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss er­gänzt und ge­än­dert. Mit Än­de­rungs­plan­fest­stel­lungs­be­sch­l­u­ss vom 17. Sep­tem­ber 2010 er­teil­te die Lan­des­di­rek­ti­on Dres­den der bei­ge­la­de­nen Stadt Dres­den un­ter an­de­rem die er­for­der­li­che was­ser­recht­li­che Ge­neh­mi­gung zur Aus­bag­ge­rung der Fahr­rin­ne der El­be. Der Be­schluss ent­hält un­ter An­ord­nung wei­te­rer Ko­hä­renz­si­che­rungs­maß­nah­men gleich­zei­tig ei­ne ha­bi­tat­schutz­recht­li­che Aus­nah­me für er­heb­li­che Ein­grif­fe in den LRT 6510 (Ma­ge­re Flach­land-Mäh­wie­sen) und vor­sorg­lich an­ge­nom­me­ne er­heb­li­che Ein­grif­fe in den LRT 3270 (Flüs­se mit Schlamm­bän­ken). Hin­sicht­lich der Art Ma­cu­li­nea ver­neint der Be­schluss ei­ne er­höh­te In­an­spruch­nah­me der Ha­bi­tat­flä­chen. Ein Vor­kom­men des LRT 6430 (Feuch­te Hoch­stau­den­flu­ren) ver­neint der Än­de­rungs­be­schluss.

8 Auch ge­gen den Än­de­rungs­be­schluss vom 17. Sep­tem­ber 2010 stell­te der Klä­ger ei­nen An­trag auf vor­läu­fi­gen Rechts­schutz, den das Säch­si­sche Ober­ver­wal­tungs­ge­richt mit Be­schluss vom 27. Ok­to­ber 2010 end­gül­tig ab­lehn­te.

9 Mit Ur­teil vom 15. De­zem­ber 2011 hat das Säch­si­sche Ober­ver­wal­tungs­ge­richt die Be­ru­fung des Klä­gers zu­rück­ge­wie­sen und gleich­zei­tig die Re­vi­si­on we­gen grund­sätz­li­cher Be­deu­tung der Rechts­sa­che zu­ge­las­sen.

10 Der Klä­ger rügt in die­sem Ver­fah­ren ne­ben Ver­let­zun­gen des Ver­fah­rens­rechts durch das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt Ver­stö­ße des an­ge­grif­fe­nen Ur­teils und des zu­grun­de­lie­gen­den Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses ge­gen das Na­tur­schutz­recht, ins­be­son­de­re das FFH- und das Vo­gel­schutz­recht.

11 Auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 6. März 2014 ist das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt zu dem Er­geb­nis ge­kom­men, dass der an­ge­foch­te­ne Plan­fest­stel­lungs­be­schluss und das an­ge­foch­te­ne Ur­teil an ei­ner Rei­he von be­acht­li­chen Feh­lern lei­den, die zur Fest­stel­lung der Rechts­wid­rig­keit und Nicht­voll­zieh­bar­keit des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses füh­ren wer­den. Auf die­se Feh­ler ist in ei­nem ge­son­der­ten Be­schluss vom heu­ti­gen Ta­ge hin­ge­wie­sen wor­den.

II

12 Der Rechts­streit ist aus­zu­set­zen. Es ist ei­ne Vor­ab­ent­schei­dung des Ge­richts­hofs der Eu­ro­päi­schen Uni­on (im Fol­gen­den: Ge­richts­hof) zu den im Be­schluss­te­nor for­mu­lier­ten Fra­gen ein­zu­ho­len (Art. 267 AEUV).

13 Die ma­ß­geb­li­chen Vor­schrif­ten des Uni­ons­rechts fin­den sich in der Richt­li­nie 92/43/EWG des Ra­tes vom 21. Mai 1992 zur Er­hal­tung der na­tür­li­chen Le­bens­räu­me so­wie der wild­le­ben­den Tie­re und Pflan­zen (ABl EG Nr. L 206 S. 7 - FFH-RL -)
Ar­ti­kel 4 Abs. 5 der FFH-RL lau­tet:
(5) So­bald ein Ge­biet in die Lis­te des Ab­sat­zes 2 Un­ter­ab­satz 3 auf­ge­nom­men ist, un­ter­liegt es den Be­stim­mun­gen des Ar­ti­kels 6 Ab­sät­ze 2, 3 und 4.
Ar­ti­kel 6 der FFH-RL lau­tet:
(1) Für die be­son­de­ren Schutz­ge­bie­te le­gen die Mit­glied­staa­ten die nö­ti­gen Er­hal­tungs­maß­nah­men fest, die ge­ge­be­nen­falls ge­eig­ne­te, ei­gens für die Ge­bie­te auf­ge­stell­te oder in an­de­re Ent­wick­lungs­plä­ne in­te­grier­te Be­wirt­schaf­tungs­plä­ne und ge­eig­ne­te Maß­nah­men recht­li­cher, ad­mi­nis­tra­ti­ver oder ver­trag­li­cher Art um­fas­sen, die den öko­lo­gi­schen Er­for­der­nis­sen der na­tür­li­chen Le­bens­raum­ty­pen nach An­hang I und der Ar­ten nach An­hang II ent­spre­chen, die in die­sen Ge­bie­ten vor­kom­men.
(2) Die Mit­glied­staa­ten tref­fen die ge­eig­ne­ten Maß­nah­men, um in den be­son­de­ren Schutz­ge­bie­ten die Ver­schlech­te­rung der na­tür­li­chen Le­bens­räu­me und der Ha­bi­ta­te der Ar­ten so­wie Stö­run­gen von Ar­ten, für die die Ge­bie­te aus­ge­wie­sen wor­den sind, zu ver­mei­den, so­fern sol­che Stö­run­gen sich im Hin­blick auf die Zie­le die­ser Richt­li­nie er­heb­lich aus­wir­ken könn­ten.
(3) Plä­ne oder Pro­jek­te, die nicht un­mit­tel­bar mit der Ver­wal­tung des Ge­bie­tes in Ver­bin­dung ste­hen oder hier­für nicht not­wen­dig sind, die ein sol­ches Ge­biet je­doch ein­zeln oder in Zu­sam­men­wir­kung mit an­de­ren Plä­nen und Pro­jek­ten er­heb­lich be­ein­träch­ti­gen könn­ten, er­for­dern ei­ne Prü­fung auf Ver­träg­lich­keit mit den für die­ses Ge­biet fest­ge­leg­ten Er­hal­tungs­zie­len. Un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Er­geb­nis­se der Ver­träg­lich­keits­prü­fung und vor­be­halt­lich des Ab­sat­zes 4 stim­men die zu­stän­di­gen ein­zel­staat­li­chen Be­hör­den dem Plan bzw. Pro­jekt nur zu, wenn sie fest­ge­stellt ha­ben, dass das Ge­biet als sol­ches nicht be­ein­träch­tigt wird, und nach­dem sie ge­ge­be­nen­falls die Öf­fent­lich­keit an­ge­hört ha­ben.
(4) Ist trotz ne­ga­ti­ver Er­geb­nis­se der Ver­träg­lich­keits­prü­fung aus zwin­gen­den Grün­den des über­wie­gen­den öf­fent­li­chen In­ter­es­ses ein­schlie­ß­lich sol­cher so­zia­ler oder wirt­schaft­li­cher Art ein Plan oder Pro­jekt durch­zu­füh­ren und ist ei­ne Al­ter­na­tiv­lö­sung nicht vor­han­den, so er­greift der Mit­glied­staat al­le not­wen­di­gen Aus­gleichs­maß­nah­men, um si­cher­zu­stel­len, dass die glo­ba­le Ko­hä­renz von Na­tu­ra 2000 ge­schützt ist. Der Mit­glied­staat un­ter­rich­tet die Kom­mis­si­on über die von ihm er­grif­fe­nen Aus­gleichs­maß­nah­men.
Ist das be­tref­fen­de Ge­biet ein Ge­biet, das ei­nen prio­ri­tä­ren na­tür­li­chen Le­bens­raum­typ und/oder ei­ne prio­ri­tä­re Art ein­schlie­ßt, so kön­nen nur Er­wä­gun­gen im Zu­sam­men­hang mit der Ge­sund­heit des Men­schen und der öf­fent­li­chen Si­cher­heit oder im Zu­sam­men­hang mit ma­ß­geb­li­chen güns­ti­gen Aus­wir­kun­gen für die Um­welt oder, nach Stel­lung­nah­me der Kom­mis­si­on, an­de­re zwin­gen­de Grün­de des über­wie­gen­den öf­fent­li­chen In­ter­es­ses gel­tend ge­macht wer­den.

14 Fol­gen­de na­tio­na­le Vor­schrif­ten bil­den den recht­li­chen Rah­men die­ses Rechts­streits:
Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­setz (VwVfG)
§ 75
Rechts­wir­kun­gen der Plan­fest­stel­lung
(1) Durch die Plan­fest­stel­lung wird die Zu­läs­sig­keit des Vor­ha­bens ein­schlie­ß­lich der not­wen­di­gen Fol­ge­maß­nah­men an an­de­ren An­la­gen im Hin­blick auf al­le von ihm be­rühr­ten öf­fent­li­chen Be­lan­ge fest­ge­stellt; ne­ben der Plan­fest­stel­lung sind an­de­re be­hörd­li­che Ent­schei­dun­gen, ins­be­son­de­re öf­fent­lich-recht­li­che Ge­neh­mi­gun­gen, Ver­lei­hun­gen, Er­laub­nis­se, Be­wil­li­gun­gen, Zu­stim­mun­gen und Plan­fest­stel­lun­gen nicht er­for­der­lich. Durch die Plan­fest­stel­lung wer­den al­le öf­fent­lich-recht­li­chen Be­zie­hun­gen zwi­schen dem Trä­ger des Vor­ha­bens und den durch den Plan Be­trof­fe­nen rechts­ge­stal­tend ge­re­gelt.
(1a) Män­gel bei der Ab­wä­gung der von dem Vor­ha­ben be­rühr­ten öf­fent­li­chen und pri­va­ten Be­lan­ge sind nur er­heb­lich, wenn sie of­fen­sicht­lich und auf das Ab­wä­gungs­er­geb­nis von Ein­fluss ge­we­sen sind. Er­heb­li­che Män­gel bei der Ab­wä­gung oder ei­ne Ver­let­zung von Ver­fah­rens- oder Form­vor­schrif­ten füh­ren nur dann zur Auf­he­bung des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses oder der Plan­ge­neh­mi­gung, wenn sie nicht durch Planer­gän­zung oder durch ein er­gän­zen­des Ver­fah­ren be­ho­ben wer­den kön­nen; die §§ 45 und 46 blei­ben un­be­rührt.
(...)
Ver­wal­tungs­ge­richts­ord­nung (Vw­GO)
§ 80
(1) Wi­der­spruch und An­fech­tungs­kla­ge ha­ben auf­schie­ben­de Wir­kung. Das gilt auch bei rechts­ge­stal­ten­den und fest­stel­len­den Ver­wal­tungs­ak­ten so­wie bei Ver­wal­tungs­ak­ten mit Dop­pel­wir­kung (§ 80a).
(2) Die auf­schie­ben­de Wir­kung ent­fällt nur
1. (...)
2. (...)
3. in an­de­ren durch Bun­des­ge­setz oder für Lan­des­recht durch Lan­des­ge­setz vor­ge­schrie­be­nen Fäl­len, ins­be­son­de­re für Wi­der­sprü­che und Kla­gen Drit­ter ge­gen Ver­wal­tungs­ak­te, die In­ves­ti­tio­nen oder die Schaf­fung von Ar­beits­plät­zen be­tref­fen,
4. (...)
(...)
(5) Auf An­trag kann das Ge­richt der Haupt­sa­che die auf­schie­ben­de Wir­kung in den Fäl­len des Ab­sat­zes 2 Nr. 1 bis 3 ganz oder teil­wei­se an­ord­nen, im Fal­le des Ab­sat­zes 2 Nr. 4 ganz oder teil­wei­se wie­der­her­stel­len. Der An­trag ist schon vor Er­he­bung der An­fech­tungs­kla­ge zu­läs­sig. Ist der Ver­wal­tungs­akt im Zeit­punkt der Ent­schei­dung schon voll­zo­gen, so kann das Ge­richt die Auf­he­bung der Voll­zie­hung an­ord­nen. Die Wie­der­her­stel­lung der auf­schie­ben­den Wir­kung kann von der Leis­tung ei­ner Si­cher­heit oder von an­de­ren Auf­la­gen ab­hän­gig ge­macht wer­den. Sie kann auch be­fris­tet wer­den.
(...)
§ 152
(1) Ent­schei­dun­gen des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts kön­nen (...) nicht mit der Be­schwer­de an das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt an­ge­foch­ten wer­den.
(...)
Stra­ßen­ge­setz für den Frei­staat Sach­sen
(Säch­si­sches Stra­ßen­ge­setz - Sächs­StrG)
§ 39
Plan­fest­stel­lung
(1) Staats­stra­ßen und Kreis­stra­ßen dür­fen nur ge­baut oder ge­än­dert wer­den, wenn der Plan vor­her fest­ge­stellt ist. Das­sel­be gilt für Ge­mein­de­stra­ßen und sons­ti­ge öf­fent­li­che Stra­ßen, wenn ei­ne Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung nach Ab­satz 2 er­for­der­lich ist.
(...)
(10) Die An­fech­tungs­kla­ge ge­gen ei­nen Plan­fest­stel­lungs­be­schluss oder ei­ne Plan­ge­neh­mi­gung hat kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung.
Säch­si­sches Ge­setz über Na­tur­schutz und Land­schafts­pfle­ge i.d.F. vom 11. Ok­to­ber 1994
(Säch­si­sches Na­tur­schutz­ge­setz - Sächs­NatSchG)
§ 22a
(...)
(4) Ist ein Ge­biet im Bun­des­an­zei­ger be­kannt ge­macht, sind
1. in ei­nem Ge­biet von ge­mein­schaft­li­cher Be­deu­tung bis zur Un­ter­schutz­stel­lung
2. ...
al­le Vor­ha­ben, Maß­nah­men, Ver­än­de­run­gen oder Stö­run­gen, die zu er­heb­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen des Ge­bie­tes in sei­nem für die Er­hal­tungs­zie­le ma­ß­geb­li­chen Be­stand­tei­len füh­ren kön­nen, un­zu­läs­sig. (...).

III

15 Die Vor­la­ge­fra­gen sind ent­schei­dungs­er­heb­lich und be­dür­fen ei­ner Klä­rung durch den Ge­richts­hof.

16 Zwar hat der Se­nat un­ab­hän­gig von der Be­ant­wor­tung der mit dem Vor­la­ge­be­schluss auf­ge­wor­fe­nen Fra­gen ge­gen die Recht­mä­ßig­keit des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses in ver­schie­de­ner Hin­sicht Be­den­ken, die sich auf der Grund­la­ge der tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts nicht aus­räu­men las­sen. We­gen der Ein­zel­hei­ten nimmt der Se­nat auf sei­nen Hin­weis­be­schluss vom heu­ti­gen Ta­ge Be­zug. Un­be­scha­det des­sen sind aber auch die in den Vor­la­ge­fra­gen an­ge­spro­che­nen Punk­te für die ab­schlie­ßen­de Ent­schei­dung des Rechts­streits we­sent­lich, wie sich aus den nach­fol­gen­den Er­wä­gun­gen er­gibt:

17 So­weit für den Be­klag­ten güns­ti­ge Fest­stel­lun­gen im wei­te­ren Ver­lauf des ge­richt­li­chen Ver­fah­rens nicht ge­trof­fen wer­den kön­nen, wird je­der der Feh­ler zur Fest­stel­lung der Rechts­wid­rig­keit und Nicht­voll­zieh­bar­keit des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses füh­ren. All die­se be­acht­li­chen Män­gel des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses hät­ten aber nicht, auch nicht in ih­rer Sum­me, die Auf­he­bung des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses zur Fol­ge; denn die Män­gel könn­ten in ei­nem er­gän­zen­den Ver­fah­ren be­ho­ben wer­den (§ 75 Abs. 1a VwVfG i.V.m. § 1 Sächs­V­wVfZG). Mit die­ser Re­ge­lung will der deut­sche Ge­setz­ge­ber er­rei­chen, dass in sol­chen Fäl­len nicht das ge­sam­te, sehr zeit­auf­wän­di­ge Ver­wal­tungs­ver­fah­ren wie­der­holt wer­den muss; er will viel­mehr der Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de Ge­le­gen­heit ge­ben, die Feh­ler in ei­nem auf de­ren Kor­rek­tur be­schränk­ten er­gän­zen­den Ver­fah­ren zu be­he­ben (vgl. Be­schluss vom 11. Ju­li 2013 - BVer­wG 7 A 20.11 - NuR 2013, 662 Rn. 18).

18 Die­se ver­fah­rens­recht­li­che Be­son­der­heit des na­tio­na­len Plan­fest­stel­lungs­rechts hat zur Fol­ge, dass das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt die mit die­sem Be­schluss dem Ge­richts­hof vor­ge­leg­ten Fra­gen nicht of­fen­las­sen darf, son­dern die Recht­mä­ßig­keit des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses um­fas­send prü­fen und in sei­nem Ur­teil den Um­fang der Rechts­wid­rig­keit ge­nau fest­stel­len muss. Denn we­gen der Rechts­kraft­wir­kung des vom Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt zu er­las­sen­den Ur­teils wird der Klä­ger ge­gen die be­hörd­li­che Ent­schei­dung im er­gän­zen­den Ver­fah­ren nicht mehr ge­richt­lich gel­tend ma­chen kön­nen, dass der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss über die Be­an­stan­dung des Ge­richts hin­aus an wei­te­ren Feh­lern lei­det (Ur­teil vom 8. Ja­nu­ar 2014 - BVer­wG 9 A 4.13 - ju­ris Rn. 28). Dar­über hin­aus hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt im In­ter­es­se ei­ner um­fas­sen­den Klä­rung der Streit­punk­te auch dar­zu­le­gen, von wel­chen recht­li­chen An­for­de­run­gen die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de bei der Be­he­bung der fest­ge­stell­ten Feh­ler in ei­nem er­gän­zen­den Ver­fah­ren aus­zu­ge­hen hat (Be­schluss vom 11. Ju­li 2013 a.a.O. Rn. 19).

19 Zu den ein­zel­nen Vor­la­ge­fra­gen sind fol­gen­de Er­wä­gun­gen von Be­deu­tung:

20 Zur Fra­ge 1:
Von der Be­ant­wor­tung der Fra­ge 1 hängt ab, ob die im Rah­men des Plan­än­de­rungs­ver­fah­rens im Jahr 2008 durch­ge­führ­te nach­träg­li­che Ver­träg­lich­keits­prü­fung, die die dem Plan­fest­stel­lungs­be­schluss vom 25. Fe­bru­ar 2004 zu­grun­de lie­gen­de Ver­träg­lich­keits­ab­schät­zung aus dem Jah­re 2003 er­gänzt hat, nach der Lis­tung des Ge­bie­tes durch die Kom­mis­si­on eu­ro­pa­recht­lich ge­bo­ten war. Be­stand hier­zu eu­ro­pa­recht­lich kei­ne Pflicht, wür­de sich die Ver­träg­lich­keits­ab­schät­zung, die dem Plan­fest­stel­lungs­be­schluss 2004 zu­grun­de lag, als „ge­eig­ne­te Schutz­maß­nah­me“ im Sin­ne der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs er­wei­sen (vgl. Eu­GH, Ur­tei­le vom 13. Ja­nu­ar 2005 - Rs. C-117/03, Dra­gag­gi u.a. - Slg. 2005, I-167 Rn. 25 und 29, vom 14. Sep­tem­ber 2006 - Rs. C-244/05, Bund Na­tur­schutz in Bay­ern u.a. - Slg. 2006, I-8445 Rn. 38, 46 f., 51 und vom 24. No­vem­ber 2011 - Rs. C-404/09, Al­to Sil - Slg. 2011, I-11853 Rn. 163). Es kä­me dann nicht mehr dar­auf an, ob die im Plan­än­de­rungs­ver­fah­ren nach­ge­hol­te Ver­träg­lich­keits­prü­fung Män­gel auf­wies.

21 Nach Auf­fas­sung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts dürf­te ei­ne nach­träg­li­che Prü­fung der Ver­träg­lich­keit eu­ro­pa­recht­lich er­for­der­lich ge­we­sen sein. Hier­für spricht die bis­he­ri­ge Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs.

22 a) Hier­nach un­ter­lie­gen Pro­jek­te, die ge­neh­migt wur­den, be­vor das Ge­biet, in dem sie ver­wirk­licht wer­den sol­len, in die Lis­te der Ge­bie­te von ge­mein­schaft­li­cher Be­deu­tung auf­ge­nom­men wur­de, nicht den Vor­ga­ben der Ha­bi­ta­tricht­li­nie über ei­ne Ex-an­te-Prü­fung auf ih­re Aus­wir­kun­gen auf das be­tref­fen­de Ge­biet. Die Mit­glied­staa­ten dür­fen al­ler­dings in ei­nem ge­mel­de­ten FFH-Ge­biet, über des­sen Auf­nah­me in die Ge­mein­schafts­lis­te die Kom­mis­si­on noch nicht ent­schie­den hat, kei­ne Ein­grif­fe zu­las­sen, die die öko­lo­gi­schen Merk­ma­le des Ge­bie­tes ernst­haft be­ein­träch­ti­gen kön­nen, ins­be­son­de­re wenn ein Ein­griff die Flä­che des Ge­bie­tes we­sent­lich ver­rin­gern oder zum Ver­schwin­den von in die­sem Ge­biet vor­kom­men­den prio­ri­tä­ren Ar­ten füh­ren oder die Zer­stö­rung des Ge­bie­tes oder die Be­sei­ti­gung sei­ner re­prä­sen­ta­ti­ven Merk­ma­le zur Fol­ge ha­ben könn­te (Eu­GH, Ur­tei­le vom 13. Ja­nu­ar 2005 a.a.O., vom 14. Sep­tem­ber 2006 a.a.O. Rn. 44, 47 und 51 und vom 14. Ja­nu­ar 2010 - Rs. C-226/08, Stadt Pa­pen­burg - Slg. 2010, I-131 Rn. 49; vgl. auch BVer­wG, Ur­teil vom 12. März 2008 - BVer­wG 9 A 3.06 - BVer­w­GE 130, 299 Rn. 33).

23 Die­ser For­de­rung nach ei­nem „an­ge­mes­se­nen Schutz“ ist die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de durch die im Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren er­stell­te Ver­träg­lich­keits­un­ter­su­chung ge­recht ge­wor­den. Die­se ge­nüg­te zwar trotz ih­rer Be­zeich­nung als „FFH-Ver­träg­lich­keits­un­ter­su­chung“ nicht den An­for­de­run­gen, die nach Art. 6 Abs. 3 und 4 FFH-RL an ei­ne Ver­träg­lich­keits­prü­fung zu stel­len sind, viel­mehr han­del­te es sich nach ei­ge­ner Ein­schät­zung des die Un­ter­su­chung durch­füh­ren­den Um­welt­bü­ros um ei­ne Vor­prü­fung bzw. Ge­fähr­dungs­ab­schät­zung. Auch die die­ser Ab­schät­zung zu­grun­de lie­gen­de 5-stu­fi­ge Be­wer­tungs­ska­la, wo­nach ein Ein­griff erst dann als er­heb­lich an­ge­se­hen wird, wenn er zum Ver­lust ei­nes merk­li­chen Teils der Flä­che ei­nes Le­bens­rau­mes oder zu ne­ga­ti­ven qua­li­ta­ti­ven und struk­tu­rel­len Ver­än­de­run­gen führt, ent­spricht nicht dem vom Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt aus Art. 6 Abs. 3 FFH-RL und der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs (zu­letzt Ur­teil vom 11. April 2013 - Rs. C-258/11 - NVwZ-RR 2013, 505 Rn. 40 m.w.N.) ab­ge­lei­te­ten Prü­fungs­maß­stab der „er­heb­li­chen Be­ein­träch­ti­gung“, wo­nach grund­sätz­lich je­de (dau­er­haf­te) Be­ein­träch­ti­gung von Er­hal­tungs­zie­len, ins­be­son­de­re je­der über ei­ne Ba­ga­tell­gren­ze hin­aus­ge­hen­de Flä­chen­ver­lust er­heb­lich ist und als Be­ein­träch­ti­gung des Ge­bie­tes als sol­ches ge­wer­tet wird (Ur­tei­le vom 17. Ja­nu­ar 2007 - BVer­wG 9 A 20.05 - BVer­w­GE 128, 1 Rn. 41, 50 und vom 12. März 2008 a.a.O. Rn. 124 f.). Die vor­ge­nom­me­ne Un­ter­su­chung hat je­doch nach den tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts im Zeit­punkt des Er­las­ses des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses den Schluss zu­ge­las­sen, dass es durch das Brü­cken­bau­pro­jekt nicht zu Ein­grif­fen kom­men wird, die zu ei­ner ernst­haf­ten Be­ein­träch­ti­gung der öko­lo­gi­schen Merk­ma­le des Ge­bie­tes als sol­ches füh­ren wer­den. Die Flä­chen­ver­lus­te durch un­mit­tel­ba­re und mit­tel­ba­re In­an­spruch­nah­men sind da­nach an­ge­sichts der Aus­deh­nung des FFH-Ge­bie­tes als sehr ge­ring ein­zu­schät­zen, und das Pro­jekt wird auch nicht zum Ver­schwin­den dort vor­kom­men­der prio­ri­tä­rer Ar­ten füh­ren und die re­prä­sen­ta­ti­ven Merk­ma­le des Ge­bie­tes nicht be­sei­ti­gen.

24 Ei­ne Ver­pflich­tung zu ei­ner tie­fer ge­hen­den Un­ter­su­chung be­stand im Zeit­punkt des Er­las­ses des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses vom 25. Fe­bru­ar 2004 auch nach deut­schem Recht nicht. Ei­ne sol­che er­gab sich ins­be­son­de­re nicht aus dem im Zeit­punkt des Er­las­ses des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses ein­schlä­gi­gen Säch­si­schen Na­tur­schutz­ge­setz, da es - wie die Be­tei­lig­ten in der münd­li­chen Ver­hand­lung über­ein­stim­mend be­stä­tigt ha­ben - an der da­für er­for­der­li­chen Be­kannt­ma­chung des Ge­bie­tes im Bun­des­an­zei­ger fehl­te (§ 22a Abs. 4 Sächs­NatSchG 1994).

25 b) Un­ter­lag das Pro­jekt vor der Ge­neh­mi­gung nur den An­for­de­run­gen ei­nes ab­ge­schwäch­ten Über­prü­fungs­maß­stabs, dürf­te sich dies je­doch nach der Auf­nah­me des FFH-Ge­bie­tes in die Ge­mein­schafts­lis­te der Kom­mis­si­on ge­än­dert ha­ben.

26 Nach der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs fällt die Aus­füh­rung ei­nes Pro­jekts un­ter Art. 6 Abs. 2 FFH-RL, so­fern die nach die­ser Richt­li­nie vor­ge­se­he­ne Schutz­re­ge­lung zwi­schen­zeit­lich auf­grund der Aus­wei­sung als Ge­biet von ge­mein­schaft­li­cher Be­deu­tung an­wend­bar ge­wor­den ist. Da­nach muss ge­währ­leis­tet sein, dass die Aus­füh­rung des Pro­jekts kei­ne Stö­rung ver­ur­sacht, die die Zie­le der FFH-RL er­heb­lich be­ein­träch­ti­gen kann. Der Mit­glied­staat ist ver­pflich­tet, an­ge­mes­se­ne Maß­nah­men zu er­grei­fen, um zu ver­hin­dern, dass es durch ei­nen Plan oder ein Pro­jekt zu Ver­schlech­te­run­gen der na­tür­li­chen Le­bens­räu­me so­wie der Ha­bi­ta­te der Ar­ten, für die die Ge­bie­te aus­ge­wie­sen wor­den sind, kommt (Eu­GH, Ur­tei­le vom 14. Ja­nu­ar 2010 a.a.O. Rn. 49 und vom 24. No­vem­ber 2011 a.a.O. Rn. 126, 128). Als ei­ne sol­che Maß­nah­me kommt nach der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs auch die nach­träg­li­che Über­prü­fung ei­ner er­teil­ten Bau­ge­neh­mi­gung in Be­tracht (Eu­GH, Ur­teil vom 20. Ok­to­ber 2005 - Rs. C-6/04 - Slg. 2005, I-9017 Rn. 57 f.).

27 Der Ge­richts­hof be­tont in stän­di­ger Recht­spre­chung fer­ner, dass Art. 6 Abs. 2 und 3 der FFH-RL das­sel­be Schutz­ni­veau ha­ben (Eu­GH, Ur­teil vom 13. De­zem­ber 2007 - Rs. C-418/04, Ir­land - Slg. 2007, I-10947 Rn. 250). Der Ge­richts­hof hält es da­her in sei­nem Ur­teil vom 24. No­vem­ber 2011 (a.a.O. Rn. 156 f.) auch für mög­lich, dass ein Mit­glied­staat in ei­nem nach­träg­li­chen Über­prü­fungs­ver­fah­ren nach Art. 6 Abs. 2 FFH-RL ent­spre­chend der in Art. 6 Abs. 4 FFH-RL vor­ge­se­he­nen Aus­nah­me­re­ge­lung ei­nen Grund des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses gel­tend macht.

28 Nach Auf­fas­sung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts spricht vor dem Hin­ter­grund die­ser Recht­spre­chung vie­les da­für, dass die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de ver­pflich­tet war, den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss vom 25. Fe­bru­ar 2004 nach der Lis­tung des Ge­bie­tes im De­zem­ber 2004 (er­neut) auf sei­ne Ver­träg­lich­keit mit den Er­hal­tungs­zie­len des Ge­bie­tes zu über­prü­fen oder an­de­re an­ge­mes­se­ne Maß­nah­men zu er­grei­fen, um si­cher­zu­stel­len, dass es durch den Bau und die Ver­kehrs­frei­ga­be des Brü­cken­bau­werks nicht zu Ver­schlech­te­run­gen der na­tür­li­chen Le­bens­räu­me und der Ha­bi­ta­te der Ar­ten so­wie er­heb­li­chen Stö­run­gen der Ar­ten, für die das Ge­biet aus­ge­wie­sen wor­den ist, kommt. Gleich­wohl lässt sich die­se Fra­ge nicht oh­ne Vor­la­ge an den Ge­richts­hof der Eu­ro­päi­schen Uni­on mit der ge­bo­te­nen Ein­deu­tig­keit be­ant­wor­ten. So be­darf es der Klä­rung, ob un­ter den Be­griff der „Aus­füh­rung“ bzw. „Durch­füh­rung“ ei­nes Pro­jekts auch die Neu­errich­tung ei­nes Bau­werks fällt, das im Zeit­punkt sei­ner Zu­las­sung ei­ner den eu­ro­pa­recht­li­chen An­for­de­run­gen ge­nü­gen­den Ver­träg­lich­keits­ab­schät­zung un­ter­zo­gen wor­den war. Den Ent­schei­dun­gen vom 14. Ja­nu­ar 2010 und 24. No­vem­ber 2011 (Pa­pen­burg und Al­to Sil) lässt sich nicht ent­neh­men, ob in die­sen Fäl­len von den na­tio­na­len Be­hör­den vor der Zu­las­sung der Pro­jek­te Ver­träg­lich­keits­ab­schät­zun­gen, die den An­for­de­run­gen der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs ge­nüg­ten, durch­ge­führt wor­den sind; zu­dem un­ter­schei­den sich die Fäl­le da­durch, dass in den bei­den ent­schie­de­nen Fäl­len mit der Aus­füh­rung be­reits im Zeit­punkt der Un­ter­schutz­stel­lung des Ge­bie­tes be­gon­nen wor­den war, wäh­rend hier die Un­ter­schutz­stel­lung vor Be­ginn der Bau­ar­bei­ten En­de 2007 er­folgt ist.

29 Zur Fra­ge 2:
Falls die Fra­ge zu 1 da­hin zu be­ant­wor­ten ist, dass vor­lie­gend ei­ne nach­träg­li­che Über­prü­fung vor­zu­neh­men war, stellt sich die wei­te­re Fra­ge, ob die vor Er­lass des Er­gän­zungs- und Än­de­rungs­be­schlus­ses vom 14. Ok­to­ber 2008 durch­ge­führ­te nach­träg­li­che Über­prü­fung des Aus­gangs­plan­fest­stel­lungs­be­schl­u­s­s­es den an sie zu stel­len­den uni­ons­recht­li­chen An­for­de­run­gen ge­nüg­te. In die­sem Zu­sam­men­hang ist zu­nächst klä­rungs­be­dürf­tig, ob die Über­prü­fung der hier er­teil­ten Ge­neh­mi­gung des­we­gen aus­schlie­ß­lich an­hand der Vor­ga­ben des Art. 6 Abs. 3 und 4 FFH-RL er­fol­gen muss­te, weil der Vor­ha­ben­trä­ger und die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de die­sen stren­ge­ren Maß­stab be­reits vor der Auf­nah­me des Ge­bie­tes in die Ge­mein­schafts­lis­te der Kom­mis­si­on ha­ben an­le­gen wol­len, wenn­gleich sie ihn teil­wei­se ver­fehlt ha­ben.

30 Die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de ist im Be­schluss vom 25. Fe­bru­ar 2004 da­von aus­ge­gan­gen, dass für die in der 2. Mel­de­tran­che des Frei­staa­tes Sach­sen an das für den Na­tur­schutz zu­stän­di­ge Bun­des­mi­nis­te­ri­um zur Wei­ter­lei­tung an die EU-Kom­mis­si­on ent­hal­te­nen und von dem Brü­cken­bau­pro­jekt be­trof­fe­nen Ge­bie­te die glei­chen Schutz­vor­schrif­ten wie für die von der Kom­mis­si­on fest­ge­stell­ten Ge­bie­te gel­ten, ob­wohl ei­ne Fest­le­gung der Kom­mis­si­on, ob die­se Ge­bie­te in die Ge­mein­schafts­lis­te auf­zu­neh­men sind, zum Zeit­punkt der Ver­träg­lich­keits­un­ter­su­chung und Plan­fest­stel­lung noch nicht ge­trof­fen wor­den war. Der Be­schluss kommt zu dem Er­geb­nis, dass auf­grund der vom Vor­ha­ben­trä­ger durch­ge­führ­ten Ver­träg­lich­keits­un­ter­su­chung 2003, die am Maß­stab des Art. 6 Abs. 3 und 4 FFH-RL aus­ge­rich­tet sein soll­te, kei­ne er­heb­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen durch das Pro­jekt, auch nicht im Zu­sam­men­wir­ken mit an­de­ren Pro­jek­ten, zu er­war­ten sei­en. Im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren hat das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de hier­an fest­ge­hal­ten. Nach Auf­fas­sung des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts ist es, nach­dem ein­mal der für Ge­bie­te von ge­mein­schaft­li­cher Be­deu­tung gel­ten­de Maß­stab her­an­ge­zo­gen wor­den ist, nicht mehr mög­lich, zu dem ab­ge­schwäch­ten Maß­stab zu­rück­zu­keh­ren. Ent­we­der wen­de der Pla­nungs­trä­ger zwi­schen der Mel­dung und der Lis­tung des Ge­bie­tes Art. 6 Abs. 3 und 4 FFH-RL an oder er le­ge von vorn­her­ein den ab­ge­schwäch­ten Maß­stab zu­grun­de, wie ihn der Ge­richts­hof in den Ent­schei­dun­gen Dra­gag­gi (Ur­teil vom 13. Ja­nu­ar 2005 a.a.O.) und Bund Na­tur­schutz in Bay­ern (Ur­teil vom 14. Sep­tem­ber 2006 a.a.O.) ent­wi­ckelt ha­be. Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt prüft da­her so­wohl den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss vom 25. Fe­bru­ar 2004 als auch den Er­gän­zungs- und Än­de­rungs­be­schluss vom 14. Ok­to­ber 2008 am Maß­stab des Art. 6 Abs. 3 und 4 FFH-RL.

31 Nach Auf­fas­sung des er­ken­nen­den Se­nats ist dem nicht zu fol­gen. We­der dem na­tio­na­len Recht noch dem Uni­ons­recht las­sen sich Grün­de ent­neh­men, die die Be­hör­de und das die Ent­schei­dun­gen über­prü­fen­de Ge­richt be­rech­tig­ten könn­ten, vom Trä­ger des Vor­ha­bens die Ein­hal­tung ei­nes ge­setz­lich nicht ge­for­der­ten Schutz­maß­stabs zu for­dern. Dass nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts bei ei­nem In­fra­struk­tur­vor­ha­ben in ei­nem ge­mel­de­ten, aber noch nicht von der Kom­mis­si­on ge­lis­te­ten Ge­biet die An­le­gung der ma­te­ri­ell­recht­li­chen Maß­stä­be des Art. 6 Abs. 3 und 4 FFH-RL zu­läs­sig ist und in al­ler Re­gel ei­nen „an­ge­mes­se­nen“ Schutz im Sin­ne der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs in den Ver­fah­ren Dra­gag­gi und Bund Na­tur­schutz in Bay­ern dar­stellt, (Be­schluss vom 21. Ja­nu­ar 2006 - BVer­wG 4 B 49.05 - Buch­holz 451.91 Eu­rop.Um­weltR Nr. 21 Rn. 3, 5), er­laubt ei­ne sol­che Schluss­fol­ge­rung nicht. Zwar mag es aus prak­ti­schen Grün­den sinn­voll sein, wenn der Vor­ha­ben­trä­ger - wie auch hier - be­reits vor der Lis­tung des Ge­bie­tes ei­ne um­fas­sen­de, den An­for­de­run­gen des Art. 6 Abs. 3 und 4 FFH-RL ge­recht wer­den­de Ver­träg­lich­keits­prü­fung durch­führt. Dar­an, dass ei­ne sol­che Un­ter­su­chung vom Uni­ons­recht nicht ge­for­dert wird, än­dert dies aber nichts. Ei­ne Be­fug­nis zur au­to­no­men Be­stim­mung des Schutz­maß­stabs über das uni­ons­recht­lich Ge­bo­te­ne hin­aus kann auch nicht aus dem Feh­len na­tio­na­ler Re­ge­lun­gen ab­ge­lei­tet wer­den. Fehlt es an ei­ner Um­set­zung uni­ons­recht­li­cher Vor­ga­ben in das na­tio­na­le Recht, kann dar­aus die Pflicht fol­gen, das Uni­ons­recht un­mit­tel­bar an­zu­wen­den, es er­gibt sich dar­aus je­doch kei­ne Er­mäch­ti­gung, oh­ne ei­ne ge­setz­li­che Grund­la­ge die uni­ons­recht­li­chen Vor­ga­ben zu Las­ten des Trä­gers des Vor­ha­bens zu ver­schär­fen.

32 Auch aus der Ent­schei­dung des Ge­richts­hofs vom 28. Fe­bru­ar 1991 - Rs. C-57/89, Ley­bucht - (Slg. 1991, I-883 Rn. 20) dürf­te sich ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers nichts an­de­res er­ge­ben. Die die­ser Ent­schei­dung zu­grun­de lie­gen­de Über­le­gung des Ge­richts­hofs, dass ei­nem Mit­glied­staat der bei der Aus­wahl ei­nes Schutz­ge­bie­tes zu­kom­men­de Be­ur­tei­lungs­spiel­raum nicht zu­ste­he, wenn er der­ar­ti­ge Ge­bie­te flä­chen­mä­ßig än­dern oder ver­klei­nern wol­le, lässt sich auf die vor­lie­gen­de Fall­ge­stal­tung nicht über­tra­gen. Dies folgt schon dar­aus, dass die Mit­glied­staa­ten von dem ih­nen bei der Aus­wahl der ge­eig­nets­ten Ge­bie­te zu­ge­stan­de­nen Be­ur­tei­lungs­spiel­raum le­dig­lich im Rah­men ei­nes um­fäng­li­chen, aus­schlie­ß­lich an na­tur­schutz­fach­li­chen Ge­sichts­punk­ten ori­en­tier­ten Aus­wahl­pro­zes­ses un­ter Be­tei­li­gung der Fach­be­hör­den und der an­er­kann­ten Na­tur­schutz­ver­bän­de so­wie der Kom­mis­si­on Ge­brauch ma­chen kön­nen, wes­halb nach der Ent­schei­dung der EU-Kom­mis­si­on über die Ge­biets­lis­tung ei­ne tat­säch­li­che Ver­mu­tung für die Rich­tig­keit der Ge­biets­ab­gren­zung spricht (vgl. Be­schluss vom 13. März 2008 - BVer­wG 9 VR 9.07 - Buch­holz 451.91 Eu­rop.Um­weltR Nr. 33 Rn. 15 ff. und zur Ab­gren­zung von FFH-Ge­bie­ten Ur­teil vom 6. No­vem­ber 2012 - BVer­wG 9 A 17.11 - BVer­w­GE 145, 40 = Buch­holz 451.91 Eu­rop.Um­weltR Nr. 52, je­weils Rn. 22). Ei­ne ver­gleich­ba­re ver­fah­rens­recht­li­che und in­halt­li­che Ab­si­che­rung ist bei der Ent­schei­dung dar­über, was ei­nen „an­ge­mes­se­nen Schutz“ im Sin­ne der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs dar­stellt, nicht ge­ge­ben. Hin­zu kommt, dass es in der Ley­bucht-Ent­schei­dung - an­ders als hier - nicht um die An­wen­dung ei­nes recht­lich nicht ge­bo­te­nen, über­ob­li­ga­to­ri­sche An­for­de­run­gen stel­len­den Maß­stabs für die Ge­biets­aus­wahl ging, son­dern um die flä­chen­mä­ßi­ge Re­du­zie­rung ei­nes Ge­bie­tes, das zu­vor auch in sei­ner räum­li­chen Aus­deh­nung als ei­nes der ge­eig­nets­ten Ge­bie­te iden­ti­fi­ziert wor­den war.

33 Zur Fra­ge 3:
Wenn die Fra­ge zu 1 zu be­ja­hen und die Fra­ge zu 2 zu ver­nei­nen ist, stellt sich die Fra­ge, wel­che An­for­de­run­gen das Uni­ons­recht in ei­ner Kon­stel­la­ti­on wie der hier vor­lie­gen­den an die Über­prü­fung ei­ner für ein Pro­jekt er­teil­ten Ge­neh­mi­gung im Ein­zel­nen stellt. Auch die­se Fra­ge ist in der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs noch nicht aus­rei­chend ge­klärt.

34 a) Der Ge­richts­hof hat in sei­nem Ur­teil vom 24. No­vem­ber 2011 (- Rs. C-404/09, Al­to Sil - Slg. 2011, I-11853 Rn. 126) und im Ur­teil vom 14. Ja­nu­ar 2010 (- Rs. C-226/08, Stadt Pa­pen­burg - Slg. 2010, I-131 Rn. 49) zwar klar­ge­stellt, dass ein Pro­jekt nur dann im Ein­klang mit Art. 6 Abs. 2 FFH-RL steht, wenn ge­währ­leis­tet ist, dass es kei­ne Ver­schlech­te­run­gen oder Stö­run­gen ver­ur­sacht, die die Zie­le die­ser Richt­li­nie, ins­be­son­de­re de­ren Er­hal­tungs­zie­le, er­heb­lich be­ein­träch­ti­gen kön­nen. Da­mit greift er auf For­mu­lie­run­gen des Art. 6 Abs. 3 Satz 1 FFH-RL zu­rück. Gleich­zei­tig hat er je­doch in die­sen Ent­schei­dun­gen die Un­ter­schei­dung zwi­schen den Vor­ga­ben ei­ner Ex-an­te-Prü­fung nach Art. 6 Abs. 3 FFH-RL und den Maß­nah­men, die auf der Grund­la­ge des Art. 6 Abs. 2 FFH-RL nach der Lis­tung ei­nes Ge­bie­tes zu er­grei­fen sind, be­kräf­tigt.

35 In der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs ist da­mit bis­her nicht aus­rei­chend ge­klärt, wel­che ma­te­ri­ell­recht­li­chen und ver­fah­rens­recht­li­chen An­for­de­run­gen bei ei­nem Vor­ge­hen nach Art. 6 Abs. 2 FFH-RL gel­ten. Nach Auf­fas­sung des er­ken­nen­den Se­nats le­gen die zi­tier­ten Pas­sa­gen der Ur­tei­le des Ge­richts­hofs so­wie die vom Ge­richts­hof im­mer wie­der be­ton­te Ver­gleich­bar­keit des Schutz­ni­veaus von Art. 6 Abs. 2 und Abs. 3 FFH-RL zwar na­he, dass es kei­nen Un­ter­schied in den ma­te­ri­el­len An­for­de­run­gen des Schutz­ni­veaus ge­ben kann. Al­ler­dings wi­der­sprä­che es der Aus­sa­ge des Ge­richts­hofs, dass die Vor­ga­ben der FFH-RL für ei­ne Ex-an­te-Prü­fung hin­sicht­lich ei­nes vor der Un­ter­schutz­stel­lung ge­neh­mig­ten Pro­jekts nicht gel­ten, wenn gleich­zei­tig im Rah­men des Art. 6 Abs. 2 FFH-RL die Be­wäl­ti­gung der vol­len ma­te­ri­el­len und ver­fah­rens­mä­ßi­gen An­for­de­run­gen des Art. 6 Abs. 3 FFH-RL ver­langt wür­de, sich die Be­hör­de al­so auf­grund ei­ner lü­cken­lo­sen, voll­stän­di­gen, prä­zi­sen und je­den wis­sen­schaft­li­chen Zwei­fel aus­räu­men­den Prü­fung Ge­wiss­heit ver­schaf­fen müss­te, dass von dem be­reits ge­neh­mig­ten Pro­jekt kei­ne nach­tei­li­gen Wir­kun­gen aus­ge­hen wer­den. Denn bei ei­nem sol­chen Ver­ständ­nis der nach Art. 6 Abs. 2 FFH-RL zu er­grei­fen­den „an­ge­mes­se­nen Maß­nah­men“, be­stün­de in Wirk­lich­keit kein Un­ter­schied, ob die Ge­neh­mi­gung er­teilt wur­de, be­vor die An­for­de­run­gen der Ha­bi­ta­tricht­li­nie Gel­tung er­langt ha­ben oder da­nach. Es be­darf da­her der nä­he­ren Klä­rung durch den Ge­richts­hof, wel­che An­for­de­run­gen an das nach­träg­li­che Prüf­pro­gramm im Rah­men des Art. 6 Abs. 2 FFH-RL zu stel­len sind.

36 b) Klä­rungs­be­dürf­tig ist in die­sem Zu­sam­men­hang auch, auf wel­chen Zeit­punkt bei der nach­träg­li­chen Prü­fung ab­zu­stel­len ist:

37 Der Be­klag­te hat der in sei­nem Er­gän­zungs- und Än­de­rungs­be­schluss vom 14. Ok­to­ber 2008 vor­ge­nom­me­nen Ver­träg­lich­keits­un­ter­su­chung aus­drück­lich die „tat­säch­li­chen und recht­li­chen Be­din­gun­gen zum Zeit­punkt des Er­las­ses des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses (2/2004) zu­grun­de ge­legt“ (Be­schluss vom 14. Ok­to­ber 2008 S. 4). Die ak­tu­el­len Be­ein­träch­ti­gun­gen der Er­hal­tungs­zie­le hat der Be­schluss le­dig­lich in Rah­men von Kon­troll­über­le­gun­gen in die Prü­fung ein­be­zo­gen. Dies be­geg­net nach Auf­fas­sung des Se­nats Be­den­ken.

38 Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt hat sich mit der Fra­ge, wel­cher Zeit­punkt für ei­ne nach­träg­li­che Ver­träg­lich­keits­prü­fung (nach Art. 6 Abs. 3 FFH-RL) zu­grun­de zu le­gen ist, für den Fall ei­ner Feh­ler­hei­lung in ei­nem er­gän­zen­den Ver­fah­ren be­schäf­tigt. Da­nach hängt der Zeit­punkt ma­ß­geb­lich von der Ziel­rich­tung des er­gän­zen­den Ver­fah­rens ab. Be­schränkt es sich dar­auf, ei­nen punk­tu­el­len Feh­ler der frü­he­ren Ent­schei­dung zu hei­len, so bleibt der Zeit­punkt des (ers­ten) Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses ma­ß­geb­lich. Ab­wei­chen­des gilt da­ge­gen, wenn die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de ih­re Ent­schei­dung im er­gän­zen­den Ver­fah­ren auf ver­än­der­te tat­säch­li­che oder recht­li­che Ver­hält­nis­se stützt und auf der Grund­la­ge ei­ner Ak­tua­li­sie­rung der Be­ur­tei­lungs­grund­la­gen ei­ne Neu­be­wer­tung der Ver­träg­lich­keits­un­ter­su­chung vor­nimmt. Dann ist der Zeit­punkt der Ak­tua­li­sie­rung ma­ß­geb­lich (Ur­tei­le vom 12. März 2008 - BVer­wG 9 A 3.06 - BVer­w­GE 130, 299 Rn. 31, 131 = Buch­holz 451.91 Eu­rop.Um­weltR Nr. 30 <Rn. 131 in BVer­w­GE nicht voll­stän­dig ab­ge­druckt> und vom 14. April 2010 - BVer­wG 9 A 5.08 - BVer­w­GE 136, 291 Rn. 29). Nach die­sen Grund­sät­zen hät­te im vor­lie­gen­den Fall nicht - wie im Er­gän­zungs- und Än­de­rungs­be­schluss ge­sche­hen - auf den Zeit­punkt der ur­sprüng­li­chen Ge­neh­mi­gung, al­so 2004, son­dern grund­sätz­lich auf den der nach­ge­hol­ten Ver­träg­lich­keits­prü­fung ab­ge­stellt wer­den müs­sen. Mit der dem Er­gän­zungs- und Än­de­rungs­be­schluss vom 14. Ok­to­ber 2008 zu­grun­de lie­gen­den Ver­träg­lich­keits­un­ter­su­chung ist näm­lich nicht nur ei­ne punk­tu­el­le Feh­ler­kor­rek­tur ei­ner im Üb­ri­gen nicht zu be­an­stan­den­den Un­ter­su­chung er­folgt, son­dern ge­stützt auf zu­sätz­lich ein­ge­hol­te Un­ter­su­chun­gen ei­ne ver­tief­te, wenn auch the­ma­tisch ein­ge­schränk­te Neu­be­wer­tung der durch das Pro­jekt her­vor­ge­ru­fe­nen Be­ein­träch­ti­gun­gen des FFH-Ge­bie­tes vor­ge­nom­men wor­den.

39 Nach Auf­fas­sung des Se­nats dürf­te aus uni­ons­recht­li­cher Sicht nichts an­de­res gel­ten. Das nach Art. 6 Abs. 2 FFH-RL durch­zu­füh­ren­de Über­prü­fungs­ver­fah­ren dient ge­ra­de da­zu, si­cher­zu­stel­len, dass durch die Aus­füh­rung des in der Ver­gan­gen­heit ge­neh­mig­ten und kei­ner (vol­len) Ver­träg­lich­keits­prü­fung un­ter­zo­ge­nen Pro­jekts kei­ne er­heb­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen in dem Ge­biet von ge­mein­schaft­li­cher Be­deu­tung her­vor­ge­ru­fen wer­den. Die­ses Ziel wür­de nur un­voll­kom­men er­reicht, wenn nicht der ak­tu­el­le, un­ter Um­stän­den durch die teil­wei­se oder voll­stän­di­ge Ver­wirk­li­chung des Pro­jekts ver­än­der­te Er­hal­tungs­zu­stand der ge­schütz­ten Le­bens­räu­me und Ar­ten der Über­prü­fung zu­grun­de ge­legt wür­de, son­dern der Zu­stand im un­ter Um­stän­den meh­re­re Jah­re zu­rück­lie­gen­den Ge­neh­mi­gungs­zeit­punkt. Auch der uni­ons­recht­li­che Ef­fek­ti­vi­täts­grund­satz spricht da­her für ei­ne Über­prü­fung auf­grund der ak­tu­ells­ten Er­kennt­nis­se. Dass der Um­stand, dass ein Pro­jekt vor der Ge­biets­aus­wei­sung end­gül­tig ge­neh­migt wur­de, nicht dar­an hin­dert, es ei­ner Über­prü­fung be­zo­gen auf den ak­tu­el­len Zeit­punkt zu un­ter­zie­hen, folgt aus dem Pa­pen­burg-Ur­teil des Ge­richts­hofs vom 14. Ja­nu­ar 2010 (a.a.O. Rn. 41 ff.).

40 Zur Fra­ge 4:
Die Fra­ge 4 stellt sich, falls die nach­träg­li­che Über­prü­fung des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses durch den Er­gän­zungs- und Än­de­rungs­be­schluss vom 14. Ok­to­ber 2008 nicht den an sie zu stel­len­den uni­ons­recht­li­chen Vor­ga­ben (Fra­gen 2 und 3) ent­spricht. Der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss wür­de dann auch in­so­weit an ei­nem recht­lich be­acht­li­chen Man­gel lei­den. Die­ser Feh­ler könn­te aber - wie die an­de­ren vom Se­nat fest­ge­stell­ten Feh­ler - in ei­nem auf die Feh­ler­kor­rek­tur be­schränk­ten er­gän­zen­den Ver­fah­ren be­ho­ben wer­den (vgl. Be­schluss vom 11. Ju­li 2013 - BVer­wG 7 A 20.11 - NuR 2013, 662 Rn. 18). Das­sel­be gilt mit Blick auf Feh­ler des nach Art. 6 Abs. 3, 4 FFH-RL zu be­ur­tei­len­den Än­de­rungs­plan­fest­stel­lungs­be­sch­l­u­s­s­es vom 17. Sep­tem­ber 2010.

41 Im In­ter­es­se ei­ner um­fas­sen­den Klä­rung der Streit­punk­te ist es für das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt da­her ge­bo­ten, in sei­ner Ent­schei­dung auch dar­zu­le­gen, von wel­chen recht­li­chen An­for­de­run­gen die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de bei der Be­he­bung die­ses Feh­lers in ei­nem er­gän­zen­den Ver­fah­ren aus­zu­ge­hen hat.

42 a) Wie be­reits oben aus­ge­führt, ist nach Auf­fas­sung des Se­nats bei der in Re­de ste­hen­den um­fas­sen­den nach­träg­li­chen ha­bi­tat­recht­li­chen Über­prü­fung der Ver­träg­lich­keit ei­nes Pro­jekts der Zeit­punkt der Ak­tua­li­sie­rung ma­ß­geb­lich; ab­zu­stel­len wä­re dann auf die bei Durch­füh­rung des er­gän­zen­den Ver­fah­rens be­stehen­de Sach- und Rechts­la­ge. Es fragt sich al­ler­dings, ob die­se Grund­sät­ze auch dann für das er­gän­zen­de Ver­fah­ren An­wen­dung fin­den, wenn das Bau­werk in die­sem Zeit­punkt auf­grund der ge­setz­lich an­ge­ord­ne­ten so­for­ti­gen Voll­zieh­bar­keit des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses und nach Durch­füh­rung ei­nes vor­läu­fi­gen Rechts­schutz­ver­fah­rens be­gon­nen wur­de bzw. - wie hier - be­reits voll­stän­dig er­rich­tet und in Be­trieb ge­nom­men wor­den ist.

43 Wi­der­spruch und An­fech­tungs­kla­ge ge­gen ei­nen Ver­wal­tungs­akt, al­so auch ge­gen ei­nen Plan­fest­stel­lungs­be­schluss, ha­ben nach § 80 Abs. 1 Vw­GO re­gel­mä­ßig auf­schie­ben­de Wir­kung. Der Sus­pen­siv­ef­fekt gilt als fun­da­men­ta­ler Grund­satz des öf­fent­lich-recht­li­chen Pro­zes­ses, der den Be­trof­fe­nen da­vor be­wah­ren soll, dass die Ver­wal­tung vor Un­an­fecht­bar­keit ei­nes be­las­ten­den Ver­wal­tungs­akts voll­ende­te Tat­sa­chen schafft. Die ge­setz­lich an­ge­ord­ne­te auf­schie­ben­de Wir­kung ist da­mit ad­äqua­te Aus­prä­gung der Rechts­schutz­ga­ran­tie des Art. 19 Abs. 4 GG (BVerfG, Be­schluss vom 14. Mai 1985 - 1 BvR 233, 341/81 - BVerf­GE 69, 315 <372> m.w.N.). Die auf­schie­ben­de Wir­kung ei­nes Wi­der­spruchs und ei­ner An­fech­tungs­kla­ge ist aber ver­fas­sungs­recht­lich nicht schlecht­hin ge­for­dert. Über­wie­gen­de öf­fent­li­che Be­lan­ge kön­nen es recht­fer­ti­gen, den Rechts­schutz des Ein­zel­nen einst­wei­len zu­rück­zu­stel­len. Die so­for­ti­ge Voll­zieh­bar­keit kann im Ein­zel­fall oder durch den Ge­setz­ge­ber für ei­nen be­stimm­ten Be­reich we­gen des­sen Sach­be­son­der­hei­ten ge­ne­rell an­ge­ord­net wer­den (BVerfG, Be­schlüs­se vom 2. Mai 1984 - 2 BvR 1413/83 - BVerf­GE 67, 43 <58 f.> und vom 15. Ju­ni 1989 - 2 BvL 4/87 - BVerf­GE 80, 244 <252>; So­dan/Zie­kow, Vw­GO, 4. Aufl. 2014, § 80 Rn. 9). Es muss in die­sem Fall aber si­cher­ge­stellt sein, dass dem Be­trof­fe­nen um­ge­hend ei­ne wirk­sa­me Kon­trol­le in tat­säch­li­cher und recht­li­cher Hin­sicht durch ein mit ent­spre­chen­der Ent­schei­dungs­macht aus­ge­stat­te­tes Ge­richt of­fen steht. Die­sem Rechts­schutz kommt ins­be­son­de­re die Auf­ga­be zu, nicht wie­der gut­zu­ma­chen­de Fol­gen, wie sie durch die so­for­ti­ge Voll­zie­hung ei­ner ho­heit­li­chen Maß­nah­me ein­tre­ten kön­nen, so weit wie mög­lich aus­zu­schlie­ßen (BVerfG, Be­schlüs­se vom 2. Mai 1984 a.a.O. und vom 8. Ju­li 1982 - 2 BvR 1187/80 - BVerf­GE 61, 82 <111>). Die­se von der Ver­fas­sung ge­for­der­te Si­cher­stel­lung wird ins­be­son­de­re durch § 80 Abs. 5 Vw­GO be­wirkt. Da­nach kann auf An­trag das Ge­richt der Haupt­sa­che die auf­schie­ben­de Wir­kung ei­ner Kla­ge ganz oder teil­wei­se an­ord­nen bzw. wie­der­her­stel­len.

44 Der säch­si­sche Ge­setz­ge­ber hat in § 39 Abs. 10 des Säch­si­schen Stra­ßen­ge­set­zes - ei­ne ver­gleich­ba­re Be­stim­mung fin­det sich für den Bau von Bun­des­fern­stra­ßen im vor­dring­li­chen Be­darf in § 17e Abs. 2 FStrG - die so­for­ti­ge Voll­zieh­bar­keit für plan­fest­ge­stell­te Stra­ßen­bau­vor­ha­ben an­ge­ord­net. Da­nach war es dem Vor­ha­ben­trä­ger mög­lich, trotz der vom Klä­ger er­ho­be­nen Kla­ge mit der Aus­füh­rung des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses zu be­gin­nen. Vor Bau­be­ginn im Jahr 2007 hat auf An­trag des Klä­gers ei­ne ge­richt­li­che Kon­trol­le des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses im Rah­men ei­nes vor­läu­fi­gen Rechts­schutz­ver­fah­rens nach § 80 Abs. 5 Vw­GO statt­ge­fun­den. Ei­ne wei­te­re ge­richt­li­che Prü­fung - eben­falls nach § 80 Abs. 5 Vw­GO - ist auf An­trag des Klä­gers vom Ober­ver­wal­tungs­ge­richt vor­ge­nom­men wor­den, nach­dem sich die Not­wen­dig­keit ei­ner Plan­än­de­rung her­aus­ge­stellt und der Vor­ha­ben­trä­ger hier­auf mit dem Än­de­rungs­plan­fest­stel­lungs­be­sch­l­u­ss vom 17. Sep­tem­ber 2010 re­agiert hat­te. Ge­gen die den vor­läu­fi­gen Rechts­schutz ab­leh­nen­den Be­schlüs­se des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts war je­weils kein wei­te­res Rechts­mit­tel mehr ge­ge­ben (§ 152 Abs. 1 Vw­GO).

45 Dass das Bau­vor­ha­ben vor sei­ner Er­rich­tung ei­ner zwei­ma­li­gen ge­richt­li­chen Prü­fung in ei­nem vor­läu­fi­gen Rechts­schutz­ver­fah­ren auf sei­ne Recht­mä­ßig­keit un­ter­zo­gen wor­den ist, kann nach Auf­fas­sung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Tat­sa­che, dass es sich je­weils um Prü­fun­gen in vor­läu­fi­gen Ver­fah­ren han­del­te, bei der Fra­ge, auf wel­chen Zeit­punkt für ei­ne nach­träg­li­che Über­prü­fung nach Art. 6 Abs. 2 FFH-RL oder ei­ne Ver­träg­lich­keits­prü­fung nach Art. 6 Abs. 3 FFH-RL ab­zu­stel­len ist, nicht oh­ne Aus­wir­kun­gen blei­ben. Zwar wird man auch im Fal­le der ge­setz­lich an­ge­ord­ne­ten so­for­ti­gen Voll­zieh­bar­keit im Grund­satz die Zu­stän­de vor der Bau­aus­füh­rung als ma­ß­geb­lich an­se­hen müs­sen. An­de­ren­falls wür­de die Prü­fung zu ei­nem Teil leer lau­fen, da mit der Bau­aus­füh­rung re­gel­mä­ßig nicht mehr rück­gän­gig zu ma­chen­de Ein­grif­fe in die ge­schütz­ten Le­bens­räu­me ver­bun­den sein wer­den. So liegt es auch hier. Durch die Er­rich­tung der Brü­cke ist es zu vor­über­ge­hen­den und dau­er­haf­ten Ver­lus­ten von Flä­chen des LRT 6510 und des LRT 3270 ge­kom­men. An­de­rer­seits kann es auch dann, wenn die kla­gen­de Na­tur­schutz­ver­ei­ni­gung - wie hier - al­les ihr Mög­li­che ge­tan hat, um vor­läu­fi­gen Rechts­schutz zu er­lan­gen, im Er­geb­nis wohl nicht zu Las­ten des sich recht­mä­ßig ver­hal­ten­den Vor­ha­ben­trä­gers ge­hen, wenn im ge­richt­li­chen Haupt­sa­che­ver­fah­ren und im sich an­schlie­ßen­den er­gän­zen­den be­hörd­li­chen Ver­fah­ren auch bei Aus­schöp­fung al­ler Er­kennt­nis­quel­len kei­ne hin­rei­chen­de Ge­wiss­heit über den Ex-an­te-Zu­stand der be­trof­fe­nen Ha­bi­ta­te, Le­bens­räu­me und Ar­ten er­zielt wer­den kann. Die Lö­sung könn­te dar­in be­stehen, die nach­träg­li­che Prü­fung auf die aus der Zeit vor Bau­be­ginn vor­han­de­nen Un­ter­la­gen und Un­ter­su­chun­gen zu be­schrän­ken und die­se ei­ner Neu­be­wer­tung zu un­ter­zie­hen und ge­ge­be­nen­falls - so­weit dies noch sinn­voll er­scheint - durch Un­ter­su­chun­gen des ge­gen­wär­ti­gen Zu­stan­des zu er­gän­zen. Soll­ten da­nach im­mer noch Er­kennt­nis­lü­cken be­stehen, dürf­ten die­se nicht zu Las­ten des Vor­ha­bens ge­wer­tet wer­den kön­nen.

46 Eu­ro­pa­recht dürf­te der hier ver­tre­te­nen Sicht­wei­se nicht ent­ge­gen­ste­hen. Der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs zu Art. 6 Abs. 2 FFH-RL lässt sich al­ler­dings nicht ent­neh­men, auf wel­chen Zeit­punkt in den Fäl­len ei­ner Prü­fung nach Er­rich­tung ei­nes Bau­werks in ei­nem Schutz­ge­biet ab­zu­stel­len ist. In die hier ver­tre­te­ne Rich­tung weist al­ler­dings das Ei­gen­ver­wal­tungs­recht der Uni­on: Die­ses kennt kei­nen dem deut­schen Recht ver­gleich­ba­ren Schutz der Be­trof­fe­nen vor ei­ner Voll­zie­hung ei­nes be­las­ten­den Ver­wal­tungs­akts vor Un­an­fecht­bar­keit. Die im EU-Rechts­schutz­sys­tem vor­ge­se­he­nen Kla­gen und Rechts­mit­tel ge­gen Rechts­ak­te der Uni­on ent­fal­ten ge­ne­rell kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung (Art. 278 Satz 1 AEUV, Art. 60 Abs. 1 Sat­zung des Ge­richts­hofs). Der Be­trof­fe­ne bleibt da­her auch nach Kla­ge­er­he­bung ver­pflich­tet, die sich aus dem an­ge­foch­te­nen Uni­ons­akt er­ge­ben­den Ge­bo­te und Ver­bo­te zu be­fol­gen. Zur Ver­mei­dung nicht wie­der aus­gleich­ba­rer Schä­den stellt das Uni­ons­recht al­ler­dings in Par­al­le­le zu den deut­schen Re­ge­lun­gen Rechts­be­hel­fe des einst­wei­li­gen Rechts­schut­zes zur Ver­fü­gung (Art. 278 Satz 2, Art. 279 AEUV; vgl. Pech­stein, EU-Pro­zess­recht, 4. Aufl. 2011 Rn. 908, 910 ff.). Auch nach den uni­ons­recht­li­chen Be­stim­mun­gen kann sich al­so die Si­tua­ti­on er­ge­ben, dass nach ei­ner ei­ne einst­wei­li­ge An­ord­nung ab­leh­nen­den Ent­schei­dung im Eil­ver­fah­ren voll­ende­te Tat­sa­chen ge­schaf­fen wer­den, die bei ei­nem Er­folg in der Haupt­sa­che nicht mehr voll­stän­dig rück­gän­gig ge­macht wer­den kön­nen.

47 Dass die auf­grund ei­ner voll­zieh­ba­ren Ge­neh­mi­gung durch­ge­führ­ten Bau­ar­bei­ten (auch im Rah­men ei­ner nach­träg­lich durch­zu­füh­ren­den FFH-Ver­träg­lich­keits­prü­fung) zu be­rück­sich­ti­gen sind, wird nach Auf­fas­sung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts be­son­ders deut­lich im Fall ei­ner im Rah­men ei­ner nach­träg­li­chen Ab­wei­chungs­prü­fung nach Art. 6 Abs. 4 FFH-RL an­zu­stel­len­den Al­ter­na­ti­ven­prü­fung. Hier­auf zielt die letz­te Fra­ge. Wür­de bei ei­ner nach­träg­li­chen Al­ter­na­ti­ven­prü­fung nicht be­rück­sich­tigt wer­den kön­nen, dass das Brü­cken­bau­werk im FFH-Ge­biet in­zwi­schen zu­läs­si­ger­wei­se er­rich­tet wur­de, wür­de nicht nur die so­for­ti­ge Voll­zieh­bar­keit des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses zu ei­nem vom Ge­setz­ge­ber er­sicht­lich nicht be­ab­sich­tig­ten un­kal­ku­lier­ba­ren Ri­si­ko für das Pro­jekt und den Vor­ha­ben­trä­ger, son­dern auch die wirt­schaft­li­chen und öko­lo­gi­schen Fol­gen, die mit der nach­träg­li­chen Ver­wirk­li­chung ei­ner Al­ter­na­ti­ve ver­bun­den wä­ren, fän­den kei­ne voll­stän­di­ge Be­rück­sich­ti­gung. Nach Auf­fas­sung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts ist es da­her not­wen­dig, in die Al­ter­na­ti­ven­prü­fung auch die Kos­ten und die öko­lo­gi­schen Aus­wir­kun­gen - ins­be­son­de­re auf die nach der FFH-RL ge­schütz­ten Le­bens­räu­me und Ar­ten - so­wie die wirt­schaft­li­chen Fol­gen ein­zu­be­zie­hen, die mit ei­nem Rück­bau des zu­läs­si­ger­wei­se er­rich­te­ten Bau­werks ver­bun­den sind.

Be­schluss vom 06.03.2014 -
BVer­wG 9 C 6.12ECLI:DE:BVer­wG:2014:060314B9C6.12.1

  • Zi­tier­vor­schlag

Be­schluss

BVer­wG 9 C 6.12

  • VG Dres­den - 30.10.2008 - AZ: VG 3 K 923/04
  • OVG Baut­zen - 15.12.2011 - AZ: OVG 5 A 195/09

In der Ver­wal­tungs­streit­sa­che hat der 9. Se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts
auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 6. März 2014
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Bier,
die Rich­te­rin am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Buch­ber­ger,
die Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Christ und Prof. Dr. Korb­ma­cher und die Rich­te­rin am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Bick
be­schlos­sen:

Es wird dar­auf hin­ge­wie­sen, dass auf der Grund­la­ge der tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts ge­gen die Recht­mä­ßig­keit des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses für den Neu­bau des Ver­kehrs­zu­ges Wald­schlö­ßchen­brü­cke vom 25. Fe­bru­ar 2004 in der Ge­stalt des Planer­gän­zungs­be­schei­des vom 9. Ju­ni 2008, des Er­gän­zungs- und Än­de­rungs­be­schlus­ses vom 14. Ok­to­ber 2008 und des Än­de­rungs­plan­fest­stel­lungs­be­sch­l­u­s­s­es vom 17. Sep­tem­ber 2010 Be­den­ken be­stehen.

Grün­de

1 Da das Ver­fah­ren mit ge­son­der­tem Be­schluss aus­ge­setzt wird und dem Ge­richts­hof der Eu­ro­päi­schen Uni­on (in Zu­kunft: Ge­richts­hof) Fra­gen zur Aus­le­gung der FFH-Richt­li­nie vor­ge­legt wer­den, kann auch zu den üb­ri­gen im vor­lie­gen­den Rechts­streit auf­ge­wor­fe­nen Fra­gen kein Ur­teil des Se­nats er­ge­hen.

2 In der münd­li­chen Ver­hand­lung sind die sich bei der Über­prü­fung des Be­ru­fungs­ur­teils stel­len­den bun­des­recht­li­chen Fra­gen mit den Be­tei­lig­ten er­ör­tert wor­den. Im An­schluss dar­an hat der Se­nat über den ge­sam­ten Streit­stoff be­ra­ten. Er hält es für zweck­mä­ßig, den Be­tei­lig­ten sei­ne vor­läu­fi­ge Ein­schät­zung auf­grund der we­sent­li­chen Er­geb­nis­se sei­ner Be­ra­tung mit­zu­tei­len:

3 I. Ver­fah­rens­feh­ler

4 1. Sach­auf­klä­rung
Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat sämt­li­che vom Klä­ger in der Vor­in­stanz ge­stell­ten An­trä­ge auf Ein­ho­lung wei­te­rer Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten mit der Be­grün­dung ab­ge­lehnt, dass ihm aus­rei­chen­de Gut­ach­ten und fach­kun­di­ge Äu­ße­run­gen für die Be­ur­tei­lung des Sach­ver­hal­tes vor­lie­gen. Der Klä­ger rügt, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be hier­durch sei­ne Pflicht zur Sach­auf­klä­rung ver­letzt (§ 86 Abs. 1 Vw­GO). Au­ßer­dem rügt er - über­wie­gend im sel­ben Kon­text - ei­ne Ver­let­zung des Über­zeu­gungs­grund­sat­zes (§ 108 Abs. 1 Vw­GO). Sämt­li­che Rü­gen des Klä­gers blei­ben oh­ne Er­folg.

5 Ob es zu­sätz­li­che Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten ein­holt, darf das Tat­sa­chen­ge­richt ge­mäß § 98 Vw­GO in ent­spre­chen­der An­wen­dung des § 412 ZPO grund­sätz­lich nach sei­nem ta­trich­ter­li­chen Er­mes­sen ent­schei­den. Ein Ver­fah­rens­man­gel liegt nur dann vor, wenn sich die Ein­ho­lung ei­nes wei­te­ren Gut­ach­tens we­gen feh­len­der Eig­nung der vor­lie­gen­den Gut­ach­ten hät­te auf­drän­gen müs­sen. Gut­ach­ten und fach­tech­ni­sche Stel­lung­nah­men sind dann un­ge­eig­net, wenn sie gro­be, of­fen er­kenn­ba­re Män­gel oder un­lös­ba­re Wi­der­sprü­che auf­wei­sen, wenn sie von un­zu­tref­fen­den sach­li­chen Vor­aus­set­zun­gen aus­ge­hen, An­lass zu Zwei­feln an der Sach­kun­de oder der Un­par­tei­lich­keit des Gut­ach­ters be­steht, ein an­de­rer Sach­ver­stän­di­ger über neue oder über­le­ge­ne­re For­schungs­mit­tel oder grö­ße­re Er­fah­rung ver­fügt oder wenn das Be­weis­er­geb­nis durch sub­stan­ti­ier­ten Vor­trag ei­nes der Be­tei­lig­ten oder durch ei­ge­ne Über­le­gun­gen des Ge­richts ernst­haft er­schüt­tert wird (stRspr; vgl. Be­schlüs­se vom 26. Ju­ni 1992 - BVer­wG 4 B 1 - 11.92 - Buch­holz 407.4 § 17 FStrG Nr. 89 S. 97, vom 2. März 1995 - BVer­wG 5 B 26.95 - Buch­holz 310 § 86 Abs. 1 Vw­GO Nr. 267 S. 12 und vom 4. Ja­nu­ar 2007 - BVer­wG 10 B 20.06 - Buch­holz 310 § 86 Abs. 1 Vw­GO Nr. 353 S. 5 m.w.N.). Dass die Ab­leh­nung der Be­weis­an­trä­ge aus die­sem Grund zu be­an­stan­den sein könn­te, er­gibt sich aus dem Vor­brin­gen des Klä­gers nicht. Ins­be­son­de­re sind die gut­ach­ter­li­chen Stel­lung­nah­men der Gut­ach­ter Dr. M. und Prof. Dr. S. nicht mit den vom Klä­ger ge­rüg­ten Män­geln be­haf­tet. We­der be­stehen die vom Klä­ger gel­tend ge­mach­ten Be­den­ken hin­sicht­lich der fach­li­chen Eig­nung der Gut­ach­ter noch wei­sen die gut­ach­ter­li­chen Stel­lung­nah­men und die ih­nen zu­grun­de lie­gen­den Tat­sa­chen­fest­stel­lun­gen Män­gel auf. Dem Klä­ger ist es auch nicht ge­lun­gen, die Be­weis­er­geb­nis­se durch sub­stan­ti­ier­ten Vor­trag zu er­schüt­tern.

6 So­weit der Klä­ger meint, er ha­be die fach­gut­ach­ter­li­che Ein­schät­zung von Dr. M., es han­de­le sich bei den Jo­hann­städ­ter Elb­wie­sen we­gen der struk­tur­be­ding­ten Vor­be­las­tung nicht um ge­eig­ne­te Ha­bi­tat­flä­chen für den Wach­tel­kö­nig in sub­stan­ti­ier­ter Wei­se er­schüt­tert, kann ihm nicht ge­folgt wer­den. Dass dem Klä­ger bei ei­ner ei­ge­nen Un­ter­su­chung im Jahr 2011 meh­re­re Ruf­nach­wei­se des Wach­tel­kö­nigs im Be­reich der Jo­hann­städ­ter Elb­wie­sen ge­lun­gen sind, be­grün­det schon des­we­gen kei­ne Zwei­fel an der Eig­nung von Gut­ach­ter und Gut­ach­ten, weil Dr. M. Ruf­nach­wei­se nicht in Fra­ge ge­stellt hat, son­dern da­von aus­ge­gan­gen ist, dass sich Ru­fer und Ru­fer­ge­mein­schaf­ten we­gen der feh­len­den Ha­bi­tat­eig­nung der Wie­sen nur kurz­fris­tig dort auf­hal­ten wer­den. Der An­nah­me des Klä­gers, er ha­be durch ei­ne ei­ge­ne Un­ter­su­chung stö­rungs­be­ding­ter Be­las­tun­gen die Be­fund­tat­sa­chen der gut­ach­ter­li­chen Stel­lung­nah­me er­schüt­tert, steht schon ent­ge­gen, dass sei­ne Un­ter­su­chung me­tho­di­scher Kri­tik aus­ge­setzt ist, die der Klä­ger nicht wi­der­legt hat. Der Se­nat ver­mag auch kei­ne in­ner­li­che Wi­der­sprüch­lich­keit des Gut­ach­tens zu er­ken­nen. Die Aus­sa­ge von Dr. M. in sei­ner Stel­lung­nah­me vom 28. No­vem­ber 2003, dass sich ein­zel­ne Ru­fer oder auch Ru­fer­ge­mein­schaf­ten we­gen der in­ten­si­ven Nut­zung des be­trof­fe­nen Be­reichs durch Er­ho­lungs­su­chen­de so­wie Kat­zen und Hun­de nur kurz­zei­tig in dem stark ge­stör­ten Be­reich auf­hiel­ten, deckt sich mit sei­ner Aus­sa­ge in der münd­li­chen Ver­hand­lung, dass die Flä­chen für die Re­pro­duk­ti­on des Wach­tel­kö­nigs des­we­gen nicht ge­eig­net sei­en, weil po­ten­ti­el­le Jung­tie­re un­ter an­de­rem den Kat­zen zum Op­fer fie­len. Dass Na­tur­schutz­ver­ei­ni­gun­gen und an­de­re Stel­len die Eig­nung an­ders ein­ge­schätzt ha­ben, lässt nicht den Schluss auf ei­ne feh­len­de fach­li­che Eig­nung des Gut­ach­ters zu. Der Vor­wurf, der Gut­ach­ter des Be­klag­ten ha­be sich nicht durch ei­ge­ne Be­ob­ach­tun­gen ein Bild von der Si­tua­ti­on vor Ort ge­macht, geht über Mut­ma­ßun­gen nicht hin­aus.

7 Auch die An­grif­fe ge­gen die fach­li­che Qua­li­fi­ka­ti­on des Stick­stoff-Gut­ach­ters Prof. Dr. S. grei­fen nicht durch. Der Vor­wurf, der Gut­ach­ter sei nicht ein­mal in der La­ge den Ma­nage­ment­plan zu le­sen, trifft nicht zu. Der Gut­ach­ter hat in sei­ner Stel­lung­nah­me vom 28. Ja­nu­ar 2011 die Aus­sa­ge, der Ma­nage­ment­plan 2009 emp­feh­le zur Auf­recht­erhal­tung ei­nes güns­ti­gen Er­hal­tungs­zu­stan­des bei Nut­zung der Flach­land- Mäh­wie­sen auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung von Über­flu­tun­gen ei­ne re­gel­mä­ßi­ge Dün­gung, le­dig­lich auf die Stand­or­te fet­ter und ma­ge­rer Aus­prä­gung des Le­bens­raum­typs (LRT) 6510 be­zo­gen. Ei­ne Aus­sa­ge, dass auch bei ma­ge­rer Aus­prä­gung des LRT 6510 bzw. Wie­sen im Über­schwem­mungs­be­reich ei­ne Stick­stoff­dün­gung emp­foh­len wer­de, ist der Stel­lung­nah­me nicht zu ent­neh­men. Auch stellt die Tat­sa­che, dass durch die Ent­nah­me von Bo­den­pro­ben die ver­füg­ba­ren Bo­den­nähr­stof­fe be­stimm­bar sind, nicht die Ein­schät­zung des Gut­ach­ters in Fra­ge, ei­ne Bi­lan­zie­rung von Ein­trag und Aus­trag von Stick­stof­fen durch Über­schwem­mun­gen sei nur mit un­ver­hält­nis­mä­ßi­gem Auf­wand zu mo­del­lie­ren. Dass der Gut­ach­ter aus dem her­vor­ra­gen­den bzw. gu­ten Zu­stand des Le­bens­raums den Schluss zieht, dass die Hoch­was­ser­ein­trä­ge kei­ner nä­he­ren Un­ter­su­chung be­dür­fen, da durch die vor­ge­se­he­ne Mahd die vor­ha­ben­be­ding­ten Ein­trä­ge wie­der aus­ge­tra­gen wer­den, ist eben­falls nicht zu be­an­stan­den. Selbst wenn es be­reits An­zei­chen ei­ner be­gin­nen­den Eu­tro­phie­rung gibt, wird der Er­hal­tungs­zu­stand des na­tür­li­chen Le­bens­raums je­den­falls vor­ha­ben­be­dingt nicht ver­schlech­tert. Es be­steht auch nicht der von dem Klä­ger be­haup­te­te Wi­der­spruch zwi­schen der An­nah­me ei­ner Ge­samt­be­las­tung im Ab­stand von 100 m von der Brü­cke von ma­xi­mal 26,65 kg/N/haa und durch die Mahd zu ent­zie­hen­de 40 kg N/haa. Bei der An­ga­be ei­ner Ent­zugs­men­ge von 40 kg han­delt es sich er­sicht­lich um ei­ne Höchst­men­ge, die im Ma­xi­mal­fall er­reicht wer­den kann und die ge­ra­de des­halb auch et­wai­ge be­reits be­stehen­de Eu­tro­phie­run­gen aus­zu­glei­chen ver­mag. So hat auch das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt die An­ga­be ver­stan­den, wie aus der For­mu­lie­rung in Rn. 232 des an­ge­grif­fe­nen Ur­teils her­vor­geht, wo­nach es sich bei den 40 kg um den durch ei­ne zwei­schü­ri­ge Mahd „mög­li­che(n) Stick­stoff­ent­zug“ han­delt. Dass die an­ge­ord­ne­te Mahd nicht mit der be­reits im Rah­men des Ge­biets­ma­nage­ments durch­ge­führ­ten ver­gleich­bar ist, hat das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt dar­ge­legt (UA Rn. 232).

8 Auch im Zu­sam­men­hang mit der Fra­ge nach dem Vor­kom­men des LRT 6430 muss­te das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt kein wei­te­res Gut­ach­ten ein­ho­len. An­halts­punk­te da­für, dass sich der Gut­ach­ter S. als Dipl.-Geo­graph, Ho­no­rar­pro­fes­sor für Um­welt­pla­nung, Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung und an­ge­wand­te Land­schafts­öko­lo­gie so­wie lang­jäh­ri­ger Ge­schäfts­füh­rer ei­nes Um­welt­pla­nungs­bü­ros nicht die Kennt­nis­se an­ge­eig­net hat, um ve­ge­ta­ti­ons­kund­li­che Fra­gen zu be­ant­wor­ten, sind nicht er­kenn­bar. Die wei­te­re Rü­ge, der Gut­ach­ter ha­be kei­ne ei­ge­ne Ein­schät­zung des Vor­kom­mens des LRT ab­ge­ge­ben, ver­fängt eben­falls nicht. Er hat sich die in sei­ner Stel­lung­nah­me vom 28. Ja­nu­ar 2011 zi­tier­ten an­der­wei­ti­gen Be­wer­tun­gen der Be­stands­auf­nah­me vor Ort auf­grund sei­ner ei­ge­nen Kennt­nis­se des be­trof­fe­nen Na­tur­raums er­sicht­lich zu ei­gen ge­macht und sie in den Kon­text der Ge­samt­un­ter­su­chung ge­stellt. Auch so­weit der Klä­ger die Ve­ge­ta­ti­ons­auf­nah­me des Ve­ge­ta­ti­ons­kund­lers Jeh­le im Ju­ni 2010 in Zwei­fel zieht, ver­mag sein Vor­brin­gen nicht zu über­zeu­gen, da der Klä­ger selbst von ei­nem op­ti­ma­len Kar­tier­zeit­raum von Ju­ni bis Ok­to­ber aus­geht. Hin­sicht­lich der er­gän­zen­den Aus­füh­run­gen in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 29. No­vem­ber 2011 sind of­fen­kun­di­ge Män­gel durch den Klä­ger eben­falls nicht dar­ge­tan.

9 2. Über­zeu­gungs­grund­satz
Die Rü­ge, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be sei­ne Über­zeu­gung ent­ge­gen § 108 Abs. 1 Vw­GO nicht auf der Grund­la­ge des Ge­samt­er­geb­nis­ses des ge­richt­li­chen Ver­fah­rens ge­bil­det, son­dern sei von ei­nem un­voll­stän­di­gen Sach­ver­halt aus­ge­gan­gen und ha­be be­son­de­re Um­stän­de über­gan­gen, de­ren Ent­schei­dungs­er­heb­lich­keit sich ihm hät­ten auf­drän­gen müs­sen, greift im Er­geb­nis eben­falls nicht durch. Das gilt ins­be­son­de­re für die in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat er­ör­ter­te Rü­ge der Ak­ten­wid­rig­keit hin­sicht­lich der Fest­stel­lung des Feh­lens ku­mu­la­tiv wir­ken­der Plä­ne und Pro­jek­te in­ner­halb des FFH-Ge­bie­tes „Elb­tal zwi­schen Schö­na und Mühl­berg“ und die Rü­ge, das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ha­be bei der Be­wer­tung der vom Klä­ger prä­fe­rier­ten Tun­nel­va­ri­an­te Teil­aus­sa­gen aus dem Vor­brin­gen des für den Klä­ger auf­ge­tre­te­nen Gut­ach­ters Prof. Sch. her­aus­ge­löst und das gut­ach­ter­li­che Vor­brin­gen nur par­ti­ell ver­wer­tet. Ein zwei­fels­frei­er Wi­der­spruch ist in bei­den Fäl­len nicht er­sicht­lich.

10 Durch die sei­ten­ge­nau­en Be­zug­nah­men des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts in Rn. 420 auf den Er­gän­zungs- und Än­de­rungs­be­schluss vom 14. Ok­to­ber 2008 und den Än­de­rungs­plan­fest­stel­lungs­be­sch­l­u­ss vom 17. Sep­tem­ber 2010 hat sich das Be­ru­fungs­ge­richt - wenn auch miss­ver­ständ­lich for­mu­lie­rend - die dor­ti­gen Prü­fun­gen ku­mu­la­ti­ver Wir­kun­gen, die so­wohl Pro­jek­te in­ner­halb wie au­ßer­halb des FFH-Ge­bie­tes be­tra­fen, zu ei­gen ge­macht. Ob die Prü­fun­gen ih­rer­seits voll­stän­dig wa­ren, ist kei­ne Fra­ge des Ver­fah­rens- son­dern des ma­te­ri­el­len Rechts. Der Se­nat ver­mag in­so­weit auch kei­nen Ver­stoß ge­gen den Über­zeu­gungs­grund­satz zu er­ken­nen. Ins­be­son­de­re hat das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt die vom Klä­ger in das Ver­fah­ren ein­ge­führ­te Lis­te der Pro­jek­te und Plä­ne, die nach An­sicht des Klä­gers in die Prü­fung ku­mu­la­ti­ver Wir­kun­gen ein­zu­be­zie­hen wa­ren, zur Kennt­nis ge­nom­men, wie ih­re mehr­fa­che Er­wäh­nung in den Ent­schei­dungs­grün­den zeigt (vgl. Rn. 218 und 265).

11 Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat auch die Aus­sa­ge des Sach­bei­stands Prof. Sch. zu al­ter­na­ti­ven Tun­nel­bau­me­tho­den we­der ver­kürzt wie­der­ge­ge­ben noch Teil­aus­sa­gen un­ge­wür­digt ge­las­sen. Der Klä­ger über­sieht bei sei­ner Rü­ge, dass sich die Aus­füh­run­gen des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts nicht auf die Be­wer­tung der gut­ach­ter­li­chen Aus­sa­ge in Rn. 459 des Ur­teils be­schrän­ken, son­dern dass das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt in Rn. 462 die vom Klä­ger als un­zu­rei­chend ge­wür­digt be­zeich­ne­ten Pas­sa­gen der Aus­sa­ge des Sach­bei­stands Prof. Sch. in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 1. De­zem­ber 2011 wört­lich wie­der­ge­ben hat, und zwar un­ter an­de­rem auch die Aus­sa­ge, dass die Tun­nel­bau­ten grund­sätz­lich ver­gleich­bar sei­en. Be­reits dies ent­kräf­tet den Vor­wurf, das Ge­richt ha­be das Vor­brin­gen nur par­ti­ell ver­wen­det. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers las­sen die wört­lich wie­der­ge­ge­be­nen Aus­sa­gen von Prof. Sch. den vom Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ge­zo­ge­nen Schluss, es sei bis­her kein gleich­ar­ti­ger Tun­nel­bau ver­wirk­licht wor­den, durch­aus zu. Der Sach­ver­stän­di­ge hat auf Nach­fra­ge des Ge­richts, ob es sich bei den von ihm vor­ge­stell­ten Bau­wer­ken aus den Nie­der­lan­den um im We­sent­li­chen ähn­li­che Pro­jek­te in of­fe­ner Bau­wei­se han­de­le, le­dig­lich die grund­sätz­li­che Ver­gleich­bar­keit der Pro­jek­te be­jaht und gleich­zei­tig die Not­wen­dig­keit be­tont, die Bau­wei­se an den kon­kre­ten Be­darf an­zu­pas­sen. Die­se Ein­schrän­kung und die von Prof. Sch. be­ton­te Not­wen­dig­keit, für die je­wei­li­ge Si­tua­ti­on je­weils ein op­ti­ma­les Ver­fah­ren zu ent­wi­ckeln, lässt sich oh­ne Wei­te­res in der For­mu­lie­rung zu­sam­men­fas­sen, ein gleich­ar­ti­ger Tun­nel­bau, wie er vor­lie­gend ge­plant sei, sei noch nicht ver­wirk­licht wor­den.

12 II. Ma­te­ri­el­le Feh­ler

13 1. Prä­klu­si­on
Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat den Klä­ger hin­sicht­lich ei­ner Rei­he von Ein­wen­dun­gen be­züg­lich des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses vom 25. Fe­bru­ar 2004 in der Fas­sung des Er­gän­zungs- und Än­de­rungs­be­schlus­ses vom 14. Ok­to­ber 2008 als prä­klu­diert an­ge­se­hen. Die An­wen­dung der Prä­klu­si­ons­vor­schrif­ten be­geg­net je­den­falls in der hier vor­lie­gen­den Kon­stel­la­ti­on kei­nen eu­ro­pa­recht­li­chen Be­den­ken (a). Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat je­doch die An­for­de­run­gen, die an das Vor­brin­gen von Na­tur­schutz­ver­bän­den zur Ver­mei­dung ei­nes Ein­wen­dungs­aus­schlus­ses im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren zu stel­len sind, über­dehnt, so­weit es den Klä­ger mit sei­nem Vor­brin­gen zu den cha­rak­te­ris­ti­schen Ar­ten des LRT 6510 Dunk­ler Wie­sen­knopf-Amei­sen­bläu­ling, Wach­tel­kö­nig und Feld­ler­che für aus­ge­schlos­sen er­ach­tet hat (b). Eben­so zu Un­recht hat es den Klä­ger mit sei­nen Ein­wen­dun­gen zur Spa­ni­schen Flag­ge (auch) be­züg­lich des Än­de­rungs­plan­fest­stel­lungs­be­sch­l­u­s­s­es vom 17. Sep­tem­ber 2010 als aus­ge­schlos­sen be­han­delt (c). Schlie­ß­lich spricht vie­les da­für, dass der Klä­ger nicht mit sei­nem Vor­brin­gen zum Er­gän­zungs- und Än­de­rungs­be­schluss vom 14. Ok­to­ber 2008 als prä­klu­diert an­ge­se­hen wer­den durf­te (d).

14 a) Der Se­nat kann da­hin­ste­hen las­sen, ob das Auf­for­de­rungs­schrei­ben der EU-Kom­mis­si­on vom 27. Sep­tem­ber 2012 (vgl. hier­zu BT­Drucks 17/12304 S. 139) und die be­grün­de­te Stel­lung­nah­me vom 25. April 2013 im Ver­trags­ver­let­zungs­ver­fah­ren 2007/4267 Zwei­fel dar­an be­grün­den, ob das Rechts­in­sti­tut der (fern­stra­ßen­recht­li­chen) Prä­klu­si­on der Ein­wen­dun­gen von an­er­kann­ten Um­welt- bzw. Na­tur­schutz­ver­ei­ni­gun­gen in sei­ner Aus­le­gung und An­wen­dung durch das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt in je­der Hin­sicht mit dem in Art. 10a Abs. 1 der Richt­li­nie 85/337/EWG des Ra­tes vom 27. Ju­ni 1985 über die Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung bei be­stimm­ten öf­fent­li­chen und pri­va­ten Pro­jek­ten, ABl EG Nr. L 175 S. 40 (jetzt Art. 11 der UVP-Richt­li­nie 2011/92/EU vom 13. De­zem­ber 2011, ABl EU Nr. L 26 S. 1) ver­bürg­ten Recht auf Zu­gang zu ei­nem ge­richt­li­chen Über­prü­fungs­ver­fah­ren ver­ein­bar ist. Be­züg­lich des im vor­lie­gen­den Zu­sam­men­hang al­lein in­ter­es­sie­ren­den Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses vom 25. Fe­bru­ar 2004 ist der von der Kom­mis­si­on in ers­ter Li­nie kri­ti­sier­te Ein­wen­dungs­aus­schluss in § 2 Abs. 3 Um­wRG 2006 schon des­we­gen oh­ne Be­lang, weil das Um­welt-Rechts­be­helfs­ge­setz vom 7. De­zem­ber 2006 (BGBl I S. 2816) erst nach Er­lass des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses in Kraft ge­tre­ten ist. Auch die von der Kom­mis­si­on zi­tier­ten fern­stra­ßen­recht­li­chen Prä­klu­si­ons­be­stim­mun­gen fin­den vor­lie­gend kei­ne An­wen­dung, da es sich bei dem Ver­kehrs­zug „Wald­schlö­ßchen­brü­cke“ nicht um ei­ne Bun­des­fern­stra­ße im Sin­ne des § 1 FStrG, son­dern um ein Teil­stück der nach Lan­des­recht klas­si­fi­zier­ten Staats­stra­ße S 167 han­delt. Hin­zu kommt, dass der Ein­wen­dungs­aus­schluss des § 73 Abs. 4 Satz 1 VwVfG a.F. die an­er­kann­ten Um­welt- und Na­tur­schutz­ver­ei­ni­gun­gen nicht er­fasst (vgl. Ur­teil vom 27. Fe­bru­ar 2003 - BVer­wG 4 A 59.01 - BVer­w­GE 118, 15 <17> = Buch­holz 406.400 § 61 BNatSchG 2002 Nr. 1). Ein­schlä­gig sind vor­lie­gend viel­mehr § 61 Abs. 3 BNatSchG 2002 i.V.m. § 57 Abs. 2 Sächs­NatSchG in der Fas­sung vom 11. Ok­to­ber 1994 (Sächs­GVBl S. 1601). Die­se Vor­schrif­ten und ih­re Hand­ha­bung durch die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de und das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ge­ben kei­nen An­lass zu ver­nünf­ti­gen Zwei­feln an ih­rer Ver­ein­bar­keit mit dem Eu­ro­pa­recht; der von dem Klä­ger in der münd­li­chen Ver­hand­lung an­ge­reg­ten Vor­la­ge an den Ge­richts­hof der Eu­ro­päi­schen Uni­on nach Art. 267 AEUV be­darf es da­her nicht.

15 Nach § 61 Abs. 3 BNatSchG 2002 ist ein an­er­kann­ter Ver­ein, der im Ver­wal­tungs­ver­fah­ren Ge­le­gen­heit zur Äu­ße­rung hat­te, im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren zwar auch mit al­len Ein­wen­dun­gen aus­ge­schlos­sen, die er im Ver­wal­tungs­ver­fah­ren auf­grund der ihm über­las­se­nen oder von ihm ein­ge­se­he­nen Un­ter­la­gen zum Ge­gen­stand sei­ner Äu­ße­rung hät­te ma­chen kön­nen. § 61 Abs. 3 BNatS­SchG 2002 ent­hält je­doch nicht die von der Kom­mis­si­on als zu kurz und die ge­richt­li­che Über­prüf­bar­keit der ma­te­ri­el­len und ver­fah­rens­recht­li­chen Recht­mä­ßig­keit über­mä­ßig ein­schrän­kend kri­ti­sier­te zwei­wö­chi­ge Ein­wen­dungs­frist. Aus dem Feh­len ei­ner Frist­be­stim­mung in § 61 Abs. 3 BNatSchG 2002 folgt zwar nicht, dass im Ver­wal­tungs­ver­fah­ren un­be­grenzt Ge­le­gen­heit zur Stel­lung­nah­me be­steht. § 61 Abs. 3 BNatSchG 2002 schlie­ßt Ein­schrän­kun­gen auf die­ser Ver­fah­rens­ebe­ne nicht aus, trifft aber selbst kei­ne Re­ge­lung, wel­che Fris­ten für ei­ne Stel­lung­nah­me gel­ten sol­len. Die­se sind vor­lie­gend dem Lan­des­na­tur­schutz­recht zu ent­neh­men. Ein­schlä­gig ist in­so­weit § 57 Abs. 2 Sächs­NatSchG 1994, der Aus­druck des all­ge­mei­nen Ge­dan­kens ist, dass den Ver­bän­den ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist ein­zu­räu­men ist. Wel­cher Zeit­raum im Sin­ne die­ser Vor­schrift an­ge­mes­sen ist, hängt von den je­wei­li­gen Um­stän­den ab und wird ma­ß­geb­lich durch den Um­fang des In­for­ma­ti­ons­ma­te­ri­als und den Schwie­rig­keits­grad der durch das Vor­ha­ben auf­ge­wor­fe­nen na­tur­schutz­recht­li­chen Fra­gen be­stimmt (Ur­teil vom 27. Fe­bru­ar 2003 a.a.O.). Mit die­sem fle­xi­blen An­satz wird der Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de ein ge­eig­ne­tes In­stru­men­ta­ri­um zur Hand ge­ge­ben, um ein­zel­fall­be­zo­gen über die Dau­er der Frist zu ent­schei­den oder auch von ei­ner Frist­set­zung ganz ab­zu­se­hen. Gleich­zei­tig un­ter­liegt die An­ge­mes­sen­heit der Frist­set­zung in je­dem Ein­zel­fall ei­ner ge­richt­li­chen Kon­trol­le. Auf die­se Wei­se wird ein ef­fek­ti­ver Zu­gang zu ei­nem ge­richt­li­chen Über­prü­fungs­ver­fah­ren ge­si­chert. Ei­ne der­ar­ti­ge Prä­klu­si­ons­vor­schrift steht nach Über­zeu­gung des Se­nats mit Eu­ro­pa­recht in Ein­klang. Dies gilt auch für die Hand­ha­bung der Vor­schrift im kon­kre­ten Fall. Zwar hat die An­hö­rungs­be­hör­de mit der Über­sen­dung der Plan­un­ter­la­gen um ei­ne Stel­lung­nah­me in­ner­halb von zwei Mo­na­ten ge­be­ten, die­se Frist aber nicht als Aus­schluss­frist ver­stan­den, wie die Be­rück­sich­ti­gung des ge­sam­ten Vor­brin­gens des Klä­gers bis zum Ab­schluss des Ver­wal­tungs­ver­fah­rens zeigt.

16 So­weit die Kom­mis­si­on im Rah­men des Ver­trags­ver­let­zungs­ver­fah­rens Nr. 2007/4267 die Mei­nung ver­tritt, die Be­schrän­kung der Kla­ge­be­fug­nis auf Ein­wen­dun­gen, die be­reits im Ver­wal­tungs­ver­fah­ren vor­ge­bracht wur­den, ste­he nicht im Ein­klang mit dem in Art. 10a bzw. 11 der UVP-RL ver­bürg­ten Zu­gang zu ei­nem ge­richt­li­chen Über­prü­fungs­ver­fah­ren und ver­sto­ße da­her ge­gen das uni­ons­recht­li­che Ef­fek­ti­vi­täts­ge­bot, über­zeugt die von ihr ge­ge­be­ne Be­grün­dung nicht. Das von der Kom­mis­si­on zum Be­leg ih­rer Auf­fas­sung an­ge­führ­te Ur­teil des Ge­richts ers­ter In­stanz (EuG) vom 11. Mai 2005 - Rs. T-111/01 - (Slg. 2005, II-1579) gibt für ei­ne uni­ons­recht­li­che Un­zu­läs­sig­keit ei­nes Ein­wen­dungs­aus­schlus­ses nichts her. So­weit sich die Kom­mis­si­on dar­auf stützt, dass es in Rn. 68 die­ser Ent­schei­dung hei­ßt, der Klä­ger sei durch nichts ge­hin­dert, „ei­nen recht­li­chen Grund vor­zu­brin­gen, der im Ver­wal­tungs­ver­fah­ren nicht gel­tend ge­macht wor­den ist“, ver­fehlt sie die Rechts­na­tur von Ein­wen­dun­gen nach deut­schem Recht schon im An­satz. Ein­wen­dun­gen in die­sem Sin­ne sind sach­li­ches, auf die Ver­hin­de­rung oder Mo­di­fi­zie­rung ei­nes Plan­vor­ha­bens ab­zie­len­des Ge­gen­vor­brin­gen (Ur­teil vom 17. Ju­li 1980 - BVer­wG 7 C 101.78 - BVer­w­GE 60, 297 <300> = Buch­holz 451.171 AtG Nr. 6). Die Be­tei­li­gungs- und Prä­klu­si­ons­re­ge­lun­gen zie­len nicht auf recht­li­ches Vor­brin­gen, son­dern dar­auf ab, die be­son­de­re Sach­kun­de der Na­tur­schutz­ver­ei­ni­gun­gen in das Ver­wal­tungs­ver­fah­ren ein­zu­brin­gen, in­dem die­se zu ei­ner kri­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung mit dem vor­han­de­nen na­tur­schutz­fach­li­chen Ma­te­ri­al an­ge­hal­ten wer­den (Ur­tei­le vom 27. Fe­bru­ar 2003 a.a.O. und vom 22. Ja­nu­ar 2004 - BVer­wG 4 A 4.03 - Buch­holz 406.400 § 61 BNatSchG 2002 Nr. 4 S. 27; Be­schluss vom 23. No­vem­ber 2007 - BVer­wG 9 B 38.07 - Buch­holz 406.400 § 61 BNatSchG 2002 Nr. 7 Rn. 31).

17 Die Kom­mis­si­on lässt zu­dem un­be­rück­sich­tigt, dass auch das Ei­gen­ver­wal­tungs­recht der Eu­ro­päi­schen Uni­on ei­ne dem Ein­wen­dungs­aus­schluss nach deut­schem Recht ver­gleich­ba­re Be­schrän­kung des Tat­sa­chen­vor­trags und da­mit der Recht­mä­ßig­keits­kon­trol­le ei­nes Ge­mein­schafts­ak­tes im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren kennt. So hei­ßt es in dem von der Kom­mis­si­on in ih­rem Schrei­ben vom 27. Sep­tem­ber 2012 aus­schnitts­wei­se wie­der­ge­ge­be­nen Ur­teil vom 11. Mai 2005 (a.a.O.) un­mit­tel­bar vor der zi­tier­ten Pas­sa­ge, dass sich ein Klä­ger „nicht auf ein Vor­brin­gen zum Sach­ver­halt be­ru­fen (kön­ne), das der Kom­mis­si­on nicht be­kannt war und das er die­ser nicht im Ver­lauf des Prü­fungs­ver­fah­rens mit­ge­teilt hat­te“ (Rn. 68). Aus den im Ur­teil zum Be­leg die­ser An­sicht zi­tier­ten Ent­schei­dun­gen wird deut­lich, dass es sich hier­bei um ei­ne ge­fes­tig­te Recht­spre­chung der Uni­ons­ge­rich­te zum Aus­schluss ver­spä­te­ten Tat­sa­chen­vor­brin­gens im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren han­delt (vgl. Eu­GH, Ur­teil vom 14. Sep­tem­ber 1994 - Rs. C-278/92, C-280/92 - Slg. 1994, I-4103 Rn. 31 und EuG, Ur­teil vom 25. März 1999 - Rs. T-37/97 - Slg. 1999, II-859 Rn. 93). Vor die­sem Hin­ter­grund kann ei­ne Ein­wen­dungs­prä­klu­si­on nach na­tio­na­lem Recht auch bei An­wen­dung von Uni­ons­recht nicht ge­ne­rell un­zu­läs­sig sein.

18 Die wei­te­re Kri­tik der Kom­mis­si­on, so­gar für Um­welt­ver­ei­ni­gun­gen sei es sehr schwie­rig, in­ner­halb der ge­setz­li­chen Fris­ten Ein­wen­dun­gen mit dem von der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts ge­for­der­ten De­tail­lie­rungs­grad zu al­len As­pek­ten ei­nes Fal­les, die in ei­nem künf­ti­gen Kla­ge­ver­fah­ren re­le­vant sein könn­ten, vor­zu­tra­gen, greift für die vor­lie­gen­de Kon­stel­la­ti­on schon des­we­gen nicht, weil es an ei­ner ge­setz­li­chen Frist­set­zung fehlt und weil es sich bei der von der Be­hör­de mit Über­sen­dung der Plan­un­ter­la­gen in­ner­halb von zwei Mo­na­ten er­be­te­nen Stel­lung­nah­me nicht um ei­ne Aus­schluss­frist han­del­te. Im Üb­ri­gen kann das mit den für Um­welt­ver­ei­ni­gun­gen ver­folg­te dop­pel­te Ziel, den na­tur­schutz­fach­li­chen Sach­ver­stand der Ver­ei­ni­gun­gen zu mo­bi­li­sie­ren und gleich­zei­tig den von der Ver­wal­tungs­ent­schei­dung Be­güns­tig­ten vor ei­nem über­ra­schen­den Pro­zess­vor­trag zu schüt­zen, nur er­reicht wer­den, wenn an den Tat­sa­chen­vor­trag im Ver­wal­tungs­ver­fah­ren ge­wis­se in­halt­li­che An­for­de­run­gen ge­stellt wer­den. Nur auf die­se Wei­se kann auch mit Blick auf den für das ver­wal­tungs­ge­richt­li­che Ver­fah­ren gel­ten­den Un­ter­su­chungs­grund­satz ver­hin­dert wer­den, dass das be­hörd­li­che Zu­las­sungs­ver­fah­ren ent­wer­tet und die Auf­ga­be der Klä­rung des re­gel­mä­ßig sehr kom­ple­xen Sach­ver­hal­tes funk­ti­ons­wid­rig in das ge­richt­li­che Ver­fah­ren ver­scho­ben wird (vgl. Mit­tei­lung der Re­gie­rung der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land an die Eu­ro­päi­sche Kom­mis­si­on vom 28. Fe­bru­ar 2012 zur Um­set­zung der Art. 11 UVP-RL und Art. 25 der In­dus­trie­emis­si­ons-RL, S. 8 f.). So­weit die Kom­mis­si­on dar­über hin­aus be­fürch­tet, dass auf­grund der Prä­klu­si­on Ein­wen­dun­gen von Um­welt­ver­ei­ni­gun­gen zu Ge­sichts­punk­ten aus­ge­schlos­sen sein könn­ten, die die Ver­ei­ni­gung wäh­rend des Ver­wal­tungs­ver­fah­rens noch nicht vor­brin­gen konn­te, ist die­se Sor­ge un­be­grün­det. Denn die Prä­klu­si­on setzt - wie § 2 Abs. 3 Um­wRG nun­mehr aus­drück­lich re­gelt - vor­aus, dass die Ver­ei­ni­gung die be­tref­fen­de Ein­wen­dung nicht oder nicht recht­zei­tig gel­tend ge­macht hat, aber hät­te gel­tend ma­chen kön­nen.

19 b) Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat, in­dem es den Klä­ger mit sei­nem Vor­brin­gen zur Be­ein­träch­ti­gung der cha­rak­te­ris­ti­schen Ar­ten des LRT 6510 Wach­tel­kö­nig, Amei­sen­bläu­ling und Feld­ler­che durch Bau und Be­trieb der Brü­cke für aus­ge­schlos­sen an­ge­se­hen hat, die an ei­ne Um­welt­ver­ei­ni­gung zu stel­len­den Prä­klu­si­ons­an­for­de­run­gen über­spannt. Die Auf­fas­sung des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts, es ge­nü­ge nicht, al­lein den Le­bens­raum­typ zu be­nen­nen und Tier­ar­ten oh­ne Be­zug zu dem Le­bens­raum­typ an­zu­füh­ren, über­sieht, dass es nicht Auf­ga­be der Um­welt- und Na­tur­schutz­ver­ei­ni­gung ist, die Ein­ord­nung ei­ner Art als cha­rak­te­ris­ti­sche Art ei­nes be­stimm­ten Le­bens­raum­typs vor­zu­neh­men. Die Ver­ei­ni­gung kommt ih­rer Mit­wir­kungs­last viel­mehr im­mer schon dann nach, wenn sie die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de im Ver­wal­tungs­ver­fah­ren in all­ge­mei­ner Form auf die Be­ein­träch­ti­gung von Ar­ten und Le­bens­raum­ty­pen hin­weist, die nach ih­rer na­tur­schutz­fach­li­chen Ein­schät­zung und ih­rer Kennt­nis des Na­tur­raums im Plan­ge­biet vor­kom­men. Die zu­tref­fen­de Zu­ord­nung ei­ner Art als cha­rak­te­ris­ti­sche Art ei­nes be­stimm­ten Le­bens­raum­typs ist da­ge­gen Auf­ga­be der Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de und der von ihr ge­ge­be­nen­falls ein­zu­schal­ten­den Na­tur­schutz­fach­be­hör­de. Dies folgt aus der Pflicht der Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de, das Ge­gen­vor­brin­gen zu prü­fen und in fach­li­cher und recht­li­cher Hin­sicht um­fas­send zu wür­di­gen. Dass die Fra­ge, wel­che Tier­ar­ten für ei­nen Le­bens­raum als cha­rak­te­ris­tisch an­zu­se­hen sind, ei­ne na­tur­schutz­fach­li­che Fra­ge ist, ent­bin­det die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de nicht von die­ser Pflicht. Dies gilt um­so mehr, als die na­tur­schutz­recht­li­che Be­ur­tei­lung we­sent­lich von der in­halt­li­chen Kon­kre­ti­sie­rung des Be­griffs der „cha­rak­te­ris­ti­schen Ar­ten“ ab­hängt. Die Re­vi­si­on weist zu Recht dar­auf hin, dass es sich bei dem Be­griff der cha­rak­te­ris­ti­schen Ar­ten in Art. 1 Buchst. e der Richt­li­nie 92/43/EWG des Ra­tes vom 21. Mai 1992 zur Er­hal­tung der na­tür­li­chen Le­bens­räu­me so­wie der wild­le­ben­den Tie­re und Pflan­zen - FFH-RL - um ei­nen Rechts­be­griff han­delt, der zu­dem erst nach dem Er­lass des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses in der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung Kon­tu­ren ge­won­nen hat. So hat der er­ken­nen­de Se­nat in sei­nem Ur­teil vom 17. Ja­nu­ar 2007 - BVer­wG 9 A 20.05 - (BVer­w­GE 128, 1 Rn. 83 = Buch­holz 451.91 Eu­rop.Um­weltR Nr. 26) mit Blick auf die Ent­schei­dung des 4. Se­nats vom 16. März 2006 - BVer­wG 4 A 1075.04 - (BVer­w­GE 125, 116 Rn. 550 = Buch­holz 442.40 § 8 LuftVG Nr. 23) dem Be­griff kla­re­re Kon­tu­ren ge­ge­ben. Auch in der Fol­ge­zeit hat der Se­nat den Be­griff mehr­fach prä­zi­siert (zu­letzt im Ur­teil vom 6. No­vem­ber 2012 - BVer­wG 9 A 17.11 - BVer­w­GE 145, 40 Rn. 52).

20 Der Feh­ler ist auch er­heb­lich. Das Ur­teil dürf­te sich zwar mit Blick auf den Wach­tel­kö­nig und den Amei­sen­bläu­ling, die als An­hang II-Ar­ten aus­führ­lich ge­prüft und für die Be­ein­träch­ti­gun­gen ver­neint wur­den, im Er­geb­nis als rich­tig er­wei­sen (§ 144 Abs. 4 Vw­GO). Dies gilt je­doch nicht in glei­cher Wei­se für die Feld­ler­che, auf die das an­ge­grif­fe­ne Ur­teil le­dig­lich un­ter dem Ge­sichts­punkt des Ar­ten­schutz­rechts - knapp - und oh­ne aus­rei­chen­de tat­säch­li­che Fest­stel­lun­gen zu tref­fen, ein­geht. We­gen der Ein­zel­hei­ten wird auf die Aus­füh­run­gen zum Ar­ten­schutz (s.u. 5 c) ver­wie­sen.

21 c) Das an­ge­grif­fe­ne Ur­teil er­weist sich auch in­so­weit als feh­ler­haft, als es den Klä­ger mit sei­nen Ein­wen­dun­gen zur Spa­ni­schen Flag­ge in Be­zug auf den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss vom 25. Fe­bru­ar 2004 als prä­klu­diert an­ge­se­hen hat. An­ders als das Be­ru­fungs­ge­richt meint, hat für den Klä­ger kein An­lass be­stan­den, im Ver­wal­tungs­ver­fah­ren auf das Vor­kom­men die­ser Art hin­zu­wei­sen. Die Ein­schät­zung des Vor­kom­mens der Art in der FFH-Ver­träg­lich­keits­ein­schät­zung 2003 als „mög­lich“ (S. 35) und der Hin­weis auf das Feh­len ak­tu­el­ler di­rek­ter oder in­di­rek­ter Nach­wei­se, hat die Eig­nung der Ufer­be­rei­che als Le­bens­raum der Art ge­ra­de nicht aus­ge­schlos­sen und muss­te den Klä­ger da­her nicht ver­an­las­sen, zum Vor­kom­men die­ser Art im Ufer­be­reich er­gän­zend vor­zu­tra­gen. Als feh­ler­haft er­weist sich auch die An­nah­me der Prä­klu­si­on hin­sicht­lich des Än­de­rungs­plan­fest­stel­lungs­be­sch­l­u­s­s­es vom 17. Sep­tem­ber 2010. Zwar fin­det sich in Rn. 288 des Ur­teils die Aus­sa­ge, dass der Klä­ger be­züg­lich des Än­de­rungs­plan­fest­stel­lungs­be­sch­l­u­s­s­es vom 17. Sep­tem­ber 2010 „hin­sicht­lich kei­ner der (...) be­nann­ten An­hang II-Ar­ten prä­klu­diert“ sei. So­weit das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt im Fol­gen­den auf die Spa­ni­sche Flag­ge ein­geht (Rn. 297, 344, 404), zieht es sich je­doch auf die Aus­sa­ge zu­rück, das Vor­brin­gen der Klä­ger­sei­te sei prä­klu­diert, oh­ne zwi­schen dem Aus­gangs­be­scheid vom 25. Fe­bru­ar 2004, dem Er­gän­zungs- und Än­de­rungs­be­schluss vom 14. Ok­to­ber 2008 und dem Än­de­rungs­plan­fest­stel­lungs­be­sch­l­u­ss von 17. Sep­tem­ber 2010 zu dif­fe­ren­zie­ren. Die­ser Feh­ler ist auch er­heb­lich, denn so­wohl die die Spa­ni­sche Flag­ge be­tref­fen­den Ein­wen­dun­gen des Klä­gers im Ver­wal­tungs­ver­fah­ren als auch in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Ober­ver­wal­tungs­ge­richt (GA Bd. VIII Bl. 7046) be­zo­gen sich un­ter an­de­rem auf Be­rei­che, für die der Än­de­rungs­plan­fest­stel­lungs­be­sch­l­u­ss vom 17. Sep­tem­ber 2010 wei­ter­ge­hen­de In­an­spruch­nah­men von Ufer­flä­chen vor­sieht. Auch aus dem Um­stand, dass das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt be­züg­lich die­ser Ufer­be­rei­che ein Vor­kom­men des LRT 6430 ver­neint hat, lässt sich nicht ent­neh­men, es ha­be da­mit gleich­zei­tig dort das Vor­kom­men des Schmet­ter­lings aus­schlie­ßen wol­len. Hier­ge­gen spricht schon, dass das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt an an­de­rer Stel­le aus­drück­lich hat da­hin­ste­hen las­sen, ob die Fut­ter­pflan­ze in die­sem Be­reich vor­kommt. Hin­zu kommt, dass das Vor­kom­men der Spa­ni­schen Flag­ge im Ufer­be­reich nicht zwin­gend an das Vor­kom­men der Fut­ter­pflan­ze ge­bun­den ist.

22 d) Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hät­te den Klä­ger auch nicht be­züg­lich sei­nes Vor­brin­gens zum Er­gän­zungs- und Än­de­rungs­be­schluss vom 14. Ok­to­ber 2008 als aus­ge­schlos­sen an­se­hen dür­fen. In der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts ist al­ler­dings ge­klärt, dass die Durch­füh­rung ei­nes er­gän­zen­den Ver­fah­rens nicht die un­be­schränk­te Mög­lich­keit er­öff­net, al­te wie neue Ein­wen­dun­gen ge­gen das Vor­ha­ben vor­zu­brin­gen. Viel­mehr wird das Ver­wal­tungs­ver­fah­ren nur in­so­weit auf­ge­grif­fen, als es zur Be­sei­ti­gung der ge­richt­lich fest­ge­stell­ten oder von der Be­hör­de selbst er­kann­ten Män­gel im er­gän­zen­den Ver­fah­ren er­for­der­lich ist. Den an­er­kann­ten Na­tur­schutz­ver­ei­nen er­öff­nen sich nur dann neue Ein­wen­dungs- oder Kla­ge­mög­lich­kei­ten, wenn ei­ne Plan­än­de­rung vor­ge­nom­men wor­den ist, die zu neu­en oder an­de­ren Be­las­tun­gen für Na­tur und Land­schaft führt (Be­schlüs­se vom 3. Ju­ni 2010 - BVer­wG 4 B 54.09 - Buch­holz 442.40 § 6 LuftVG Nr. 35 Rn. 29, vom 17. Ju­li 2008 - BVer­wG 9 B 15.08 - Buch­holz 451.91 Eu­rop.Um­weltR Nr. 35 Rn. 28, vom 22. Sep­tem­ber 2005 - BVer­wG 9 B 13.05 - Buch­holz 407.4 § 17 FStrG Nr. 189 S. 193 f. und vom 23. No­vem­ber 2007 - BVer­wG 9 B 38.07 - Buch­holz 406.400 § 61 BNatSchG 2002 Nr. 7 Rn. 30). Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers führt auch der Um­stand, dass ein an­er­kann­ter Na­tur­schutz­ver­band in ei­nem er­gän­zen­den Ver­fah­ren ge­ge­be­nen­falls auch dann er­neut zu be­tei­li­gen ist, wenn die vor­ge­se­he­ne Ent­schei­dung nicht zu zu­sätz­li­chen Ein­grif­fen in Na­tur und Land­schaft führt, aber z.B. auf neue Un­ter­su­chun­gen ge­stützt wer­den soll, oder Fra­gen auf­wirft, zu de­ren Be­ant­wor­tung der sach­ver­stän­di­ge Rat der Na­tur­schutz­ver­bän­de ge­bo­ten er­scheint, nicht da­zu, dass er um­fas­send neu vor­tra­gen könn­te. Viel­mehr ist er auch in die­sen Fäl­len auf Ein­wen­dun­gen be­schränkt, die er zum Plan­fest­stel­lungs­be­schluss nicht vor­brin­gen konn­te (vgl. Ur­teil vom 14. April 2010 - BVer­wG 9 A 5.08 - BVer­w­GE 136, 291 Rn. 85 = Buch­holz 451.91 Eu­rop.Um­weltR Nr. 45).

23 Et­was an­de­res muss je­doch gel­ten in Fäl­len wie dem vor­lie­gen­den, die da­durch ge­kenn­zeich­net sind, dass im er­gän­zen­den Ver­fah­ren auf­grund neu­er Un­ter­la­gen und Un­ter­su­chun­gen ei­ne in der Prü­fungs­tie­fe um­fas­sen­de - frei­lich the­ma­tisch ein­ge­schränk­te - Neu­be­wer­tung („Er­fas­sung und Be­wer­tung“) der von ei­nem Vor­ha­ben aus­ge­hen­den Be­ein­träch­ti­gun­gen vor­ge­nom­men wird, und zwar be­zo­gen so­wohl auf den ur­sprüng­li­chen Zeit­punkt des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses als auch den ak­tu­el­len Zeit­punkt. Ein sol­cher Fall des weit­ge­hen­den Aus­tau­sches der na­tur­schutz­fach­li­chen Grund­la­gen und Be­wer­tun­gen ei­nes Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses in ei­nem er­gän­zen­den Ver­fah­ren recht­fer­tigt es auch un­ter dem Ge­sichts­punkt des mit dem In­sti­tut der Ein­wen­dungs­prä­klu­si­on ver­folg­ten Ziels der Rechts­si­cher­heit für den Vor­ha­ben­trä­ger und an­de­re Ver­fah­rens­be­tei­lig­te nicht, die an­er­kann­ten Na­tur­schutz­ver­ei­ni­gun­gen auf Ein­wen­dun­gen ge­gen den Än­de­rungs­plan­fest­stel­lungs­be­sch­l­u­ss zu be­schrän­ken.

24 2. Vo­gel­schutz­ge­biet
Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ist bei der Prü­fung, ob es sich bei den Jo­hann­städ­ter Elb­wie­sen um ein fak­ti­sches Vo­gel­schutz­ge­biet han­delt und das vor­han­de­ne Vo­gel­schutz­ge­biet rich­tig ab­ge­grenzt wor­den ist, von zu­tref­fen­den recht­li­chen Maß­stä­ben aus­ge­gan­gen. Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat zu Recht dar­auf ab­ge­stellt, dass Art. 4 Abs. 1 Satz 4 der Richt­li­nie 79/409/EWG des Ra­tes vom 2. April 1979 über die Er­hal­tung der wild­le­ben­den Vo­gel­ar­ten (ABl EG Nr. L 103 S. 1) bzw. der gleich­na­mi­gen Richt­li­nie 2009/147/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 30. No­vem­ber 2009 (ABl EU Nr. L 20 S. 7) - VRL - nach der Recht­spre­chung des Eu­ro­päi­schen Ge­richts­hofs den Mit­glied­staa­ten ei­nen fach­li­chen Be­ur­tei­lungs­spiel­raum hin­sicht­lich der Fra­ge er­öff­net, wel­che Ge­bie­te nach or­ni­tho­lo­gi­schen Kri­te­ri­en für die Er­hal­tung der in An­hang 1 der Richt­li­nie auf­ge­führ­ten Vo­gel­ar­ten „zah­len- und flä­chen­mä­ßig“ am ge­eig­nets­ten sind (Eu­GH, Ur­tei­le vom 28. Fe­bru­ar 1991 - Rs. C-57/89, Ley­bucht - Slg. 1991, I-883 Rn. 20, vom 2. Au­gust 1993 - Rs. C-355/90, San­to­na - Slg. 1993, I-4221 Rn. 26 und vom 23. März 2006 - Rs. C-209/04, Lau­ter­acher Ried - Slg. 2006, I-2755 Rn. 33; BVer­wG, Ur­tei­le vom 21. Ju­ni 2006 - BVer­wG 9 A 28.05 - BVer­w­GE 126, 166 <168 f.> und vom 14. No­vem­ber 2002 - BVer­wG 4 A 15.02 - BVer­w­GE 117, 149 <155>).

25 Eben­so zu­tref­fend hat es dar­auf ab­ge­stellt, dass das Mel­de- und Ge­biets­aus­wei­sungs­ver­fah­ren ei­nen fort­ge­schrit­te­nen Stand er­reicht hat, so dass zwi­schen­zeit­lich in Deutsch­land das von der Vo­gel­schutz­richt­li­nie an­ge­streb­te zu­sam­men­hän­gen­de Netz der Vo­gel­schutz­ge­bie­te ent­stan­den ist (vgl. Art. 4 Abs. 3 VRL). Dem­entspre­chend ver­rin­gert sich die ge­richt­li­che Kon­troll­dich­te und un­ter­liegt Par­tei­vor­brin­gen, es ge­be ein fak­ti­sches Vo­gel­schutz­ge­biet, das ei­ne „Lü­cke im Netz“ schlie­ße, be­son­de­ren Dar­le­gungs­an­for­de­run­gen (vgl. Ur­tei­le vom 21. Ju­ni 2006 a.a.O. S. 170 und vom 14. No­vem­ber 2002 a.a.O. S. 155 f.). Dies gilt vor­lie­gend erst Recht, da nach dem über­ein­stim­men­den Vor­brin­gen der Be­tei­lig­ten in der münd­li­chen Ver­hand­lung ein Kom­mis­si­ons­be­schwer­de­ver­fah­ren we­gen der Her­aus­nah­me von Ge­biets­tei­len aus dem Vo­gel­schutz­ge­biet „Elb­tal zwi­schen Schö­na und Mühl­berg“ ein­ge­stellt wor­den ist. Vor die­sem Hin­ter­grund er­klärt sich die For­mu­lie­rung des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts (UA Rn. 124), die Aus­spa­rung der Jo­hann­städ­ter Elb­wie­sen bei der Aus­wei­sung des Vo­gel­schutz­ge­bie­tes sei „or­ni­tho­lo­gisch ver­tret­bar“ und be­we­ge sich in­ner­halb des fach­li­chen Be­ur­tei­lungs­spiel­raums der Be­hör­de. Sie steht auch nicht im Wi­der­spruch zu der Aus­sa­ge des Ge­richts­hofs im Ur­teil vom 13. De­zem­ber 2007 - Rs. C-418/04, Ir­land - Slg. 2007, I-10947, Rn. 142 - 145, dass bei der Ab­gren­zung von Vo­gel­schutz­ge­bie­ten sol­che Flä­chen, die die glei­chen Ei­gen­schaf­ten wie das aus­ge­wie­se­ne Ge­biet auf­wei­sen und von ei­ner wert­ge­ben­den Art min­des­tens im durch­schnitt­li­chen Um­fang ge­nutzt wer­den, in­te­gra­ler Be­stand­teil des Ge­bie­tes sind. Dass die Jo­hann­städ­ter Elb­wie­sen in die­sem Sin­ne „min­des­tens durch­schnitt­lich“ vom Wach­tel­kö­nig ge­nutzt wer­den, hat das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt der Sa­che nach auf­grund der um­fang­rei­chen Stel­lung­nah­men der Fach­gut­ach­ter und aus­führ­li­chen Er­ör­te­run­gen der Pro­ble­ma­tik in der münd­li­chen Ver­hand­lung ein­deu­tig und oh­ne Rück­griff auf ei­nen Be­ur­tei­lungs­spiel­raum ver­neint. Die hier­ge­gen ge­rich­te­ten Ver­fah­rens­rü­gen blei­ben - wie oben dar­ge­legt - oh­ne Er­folg.

26 3. FFH-Prü­fung
Hin­sicht­lich der durch­zu­füh­ren­den Ver­träg­lich­keits­prü­fung hat der Se­nat in sei­nem Vor­la­ge­be­schluss vom heu­ti­gen Ta­ge dem Ge­richts­hof ei­ne Rei­he von Fra­gen vor­ge­legt. Der Se­nat geht da­bei da­von aus, dass vor Er­lass des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses vom 25. Fe­bru­ar 2004 kei­ne Ver­pflich­tung be­stand, ei­ne den ma­te­ri­ell­recht­li­chen Maß­stä­ben des Art. 6 Abs. 3 und 4 FFH-RL ge­nü­gen­de Ver­träg­lich­keits­un­ter­su­chung durch­zu­füh­ren; ge­bo­ten war le­dig­lich ein „ge­eig­ne­ter Schutz“ im Sin­ne der Ur­tei­le des Eu­GH vom 13. Ja­nu­ar 2005 - Rs. C-117/03, Dra­gag­gi - Slg. 2005, I-167 Rn. 25 und 29, vom 14. Sep­tem­ber 2006 - Rs. C-244/05, Bund Na­tur­schutz in Bay­ern u.a. - Slg. 2006, I-8445 Rn. 44, 47 und 51 und vom 14. Ja­nu­ar 2010 - Rs. C-226/08, Pa­pen­burg - Slg. 2010, I-131 Rn. 49. Die­ser Ver­pflich­tung ist der Vor­ha­ben­trä­ger durch die von ihm im Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren ein­ge­hol­te Ver­träg­lich­keits­un­ter­su­chung aus dem Jahr 2003 ge­recht ge­wor­den.

27 Der Se­nat geht wei­ter da­von aus, dass der Be­klag­te ver­pflich­tet war, den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss vom 25. Fe­bru­ar 2004 nach der Lis­tung des Ge­bie­tes im De­zem­ber 2004 durch die Kom­mis­si­on (er­neut) auf sei­ne Ver­träg­lich­keit mit den Er­hal­tungs­zie­len des Ge­bie­tes zu über­prü­fen oder an­de­re an­ge­mes­se­ne Maß­nah­men zu er­grei­fen, um si­cher­zu­stel­len, dass es durch den Bau und die Ver­kehrs­frei­ga­be des Brü­cken­bau­pro­jekts nicht zur Ver­schlech­te­rung der na­tür­li­chen Le­bens­räu­me und der Ha­bi­ta­te der Ar­ten so­wie zu er­heb­li­chen Stö­run­gen der Ar­ten, für die das Ge­biet aus­ge­wie­sen wor­den ist, kommt. Da sich die­se Fra­ge al­ler­dings nicht mit der ge­bo­te­nen Ein­deu­tig­keit aus der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs be­ant­wor­ten lässt, hat der Se­nat sie die­sem zur Ent­schei­dung vor­ge­legt. In die­sem Zu­sam­men­hang hat der Se­nat auch um Klä­rung ge­be­ten, wel­che ma­te­ri­ell­recht­li­chen und ver­fah­rens­recht­li­chen An­for­de­run­gen im Ein­zel­nen bei ei­ner nach­träg­li­chen Über­prü­fung ei­ner ein­mal er­teil­ten Ge­neh­mi­gung zu stel­len sind und wel­cher Zeit­punkt hier­für ma­ß­geb­lich ist. Schlie­ß­lich hat der Se­nat im Hin­blick auf das ge­richt­li­che Ver­fah­ren die Fra­ge vor­ge­legt, ob die Recht­mä­ßig­keit des Plan­fest­stel­lungs­be­schlus­ses im ge­richt­li­chen Über­prü­fungs­ver­fah­ren gleich­wohl des­we­gen aus­schlie­ß­lich an­hand der Vor­ga­ben des Art. 6 Abs. 3 und 4 FFH-RL zu prü­fen ist, weil der Vor­ha­ben­trä­ger und die Plan­fest­stel­lungs­be­hör­de die­sen stren­ge­ren Maß­stab be­reits vor der Auf­nah­me des Ge­bie­tes in die Ge­mein­schafts­lis­te der Kom­mis­si­on an­ge­legt ha­ben.

28 Da­nach ist im ge­gen­wär­ti­gen Zeit­punkt of­fen, wie die Ver­träg­lich­keit des Vor­ha­bens zu prü­fen war, dies gilt ins­be­son­de­re hin­sicht­lich der Fra­ge, an wel­chem recht­li­chen Maß­stab die im Plan­än­de­rungs­ver­fah­ren 2008 vor­ge­nom­me­ne Neu­be­wer­tung der Ver­träg­lich­keit des Vor­ha­bens zu mes­sen und auf wel­chen Zeit­punkt hier­bei ab­zu­stel­len war. Der Se­nat hält es gleich­wohl für sinn­voll, auf die we­sent­li­chen mit den Be­tei­lig­ten in der münd­li­chen Ver­hand­lung er­ör­ter­ten Streit­punk­te ein­zu­ge­hen. So­weit es die Ver­träg­lich­keits­prü­fung ein­schlie­ß­lich der Ab­wei­chungs­prü­fung nach Art. 6 Abs. 4 FFH-RL be­trifft, ge­schieht dies un­ter dem Vor­be­halt ei­ner Klä­rung der Fra­gen des an­wend­ba­ren recht­li­chen Rah­mens durch den Ge­richts­hof:

29 a) Die Kri­tik des Klä­gers, der Be­klag­te ha­be schon des­we­gen ge­gen Art. 6 Abs. 3 Satz 1 FFH-RL ver­sto­ßen, weil er für das ein­heit­li­che Pro­jekt Wald­schlö­ßchen­brü­cke mit der 2008 durch­ge­führ­ten und auf das Jahr 2004 be­zo­ge­nen Ver­träg­lich­keits­prü­fung für die Brü­cke ei­ner­seits und der Ver­träg­lich­keits­prü­fung für den Mon­ta­ge- und Ein­schwimm­vor­gang im Jahr 2010 an­de­rer­seits ei­ne be­zo­gen auf ein­zel­ne Wirk­fak­to­ren je­weils ge­trenn­te FFH-Ver­träg­lich­keits­prü­fung als zu­läs­sig er­ach­tet hat, greift nicht durch. Der Än­de­rungs­plan­fest­stel­lungs­be­sch­l­u­ss vom 17. Sep­tem­ber 2010 und die ihm zu­grun­de lie­gen­de Ver­träg­lich­keits­un­ter­su­chung ha­ben die durch den ur­sprüng­li­chen Plan­fest­stel­lungs­be­schluss und sei­ne bis­he­ri­gen Än­de­run­gen pro­gnos­ti­zier­ten Aus­wir­kun­gen auf die be­trof­fe­nen Schutz­gü­ter nicht aus­ge­blen­det, son­dern ins Ver­hält­nis zu den neu­en Be­ein­träch­ti­gun­gen ge­setzt (vgl. PFB 2010 Ziff. 4.2.2. S. 12 ff. und Ziff. 4.3.4 S. 18 ff.). Auch lag mit den Plan­fest­stel­lungs­be­schlüs­sen 2004/2008 nicht nur ein ru­di­men­tä­rer Pla­nungs­tor­so vor, viel­mehr war die Brü­cke durch die­se Be­schlüs­se ein­schlie­ß­lich ih­res die El­be que­ren­den Mit­tel­teils be­reits ins­ge­samt plan­fest­ge­stellt. Es ist auch nicht er­kenn­bar und er­gibt sich auch nicht aus dem Vor­trag des Klä­gers, dass durch die spä­te­re Plan­fest­stel­lung des Ein­schwimm­vor­gangs Aus­wir­kun­gen des Ge­samt­vor­ha­bens nicht be­wer­tet wor­den sind. Schlie­ß­lich ge­bie­tet auch der Grund­satz der An­le­gung bes­ter wis­sen­schaft­li­cher Er­kennt­nis­se nicht die noch­ma­li­ge voll­stän­di­ge Wie­der­ho­lung der Un­ter­su­chung des Ge­samt­vor­ha­bens, wenn ei­ne in ih­ren Aus­wir­kun­gen of­fen­sicht­lich ört­lich be­grenz­te Um­pla­nung ei­nes Teils des Mon­ta­ge­kon­zepts er­folgt.

30 b) Auch die Rü­ge, das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ha­be den ma­ß­geb­li­chen recht­li­chen Kon­troll­maß­stab ver­fehlt, in­dem es die An­nah­me des Be­klag­ten, die dau­er­haf­te In­an­spruch­nah­me des LRT 3270 be­lau­fe sich auf 400 m² als „nach­voll­zieh­bar be­grün­det“ ak­zep­tiert hat, bleibt oh­ne Er­folg. Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat da­mit der Sa­che nach le­dig­lich sei­ne be­reits in Rn. 180 des Ur­teils ent­hal­te­ne zu­tref­fen­de Aus­sa­ge auf­ge­grif­fen, dass Un­si­cher­hei­ten über Wir­kungs­zu­sam­men­hän­ge, die sich auch bei Aus­schöp­fung der ein­schlä­gi­gen Er­kennt­nis­mit­tel der­zeit nicht aus­räu­men las­sen, kein un­über­wind­ba­res Zu­las­sungs­hin­der­nis dar­stel­len, son­dern es in­so­weit zu­läs­sig ist, mit Pro­gno­se­wahr­schein­lich­kei­ten und Schät­zun­gen zu ar­bei­ten (Ur­teil vom 17. Ja­nu­ar 2007 - BVer­wG 9 A 20.05 - BVer­w­GE 128, 1 Rn. 64).

31 Oh­ne Er­folg bleibt auch die Kri­tik des Klä­gers an der For­mu­lie­rung des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts, die Prü­fung der Be­ein­träch­ti­gun­gen müs­se „mit Au­gen­maß“ er­fol­gen und es dür­fe „kein un­an­ge­mes­sen gro­ßer Auf­wand ver­langt wer­den“ (UA Rn. 309). Iso­liert be­trach­tet könn­ten die­se For­mu­lie­run­gen da­hin ver­stan­den wer­den, dass das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ei­nen ge­gen­über den bes­ten ein­schlä­gi­gen wis­sen­schaft­li­chen Er­kennt­nis­sen ab­ge­schwäch­ten Maß­stab zu­grun­de ge­legt hat. Die­se Pas­sa­ge des Ur­teils ist je­doch im Zu­sam­men­hang zu se­hen mit den Aus­füh­run­gen in Rn. 177 ff. des Ur­teils, in de­nen der stren­ge Prü­fungs­maß­stab des Art. 6 Abs. 3 und 4 FFH-RL zu­tref­fend be­schrie­ben wird. Hier­auf nimmt das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt im wei­te­ren Ver­lauf sei­ner Prü­fung of­fen­sicht­lich Be­zug und legt bei­spiels­wei­se hin­sicht­lich der vom Klä­ger ge­nann­ten Tier­ar­ten je­weils den Maß­stab des „ak­tu­el­len wis­sen­schaft­li­chen Stan­dards“ an.

32 Auch die wei­te­ren Aus­sa­gen im Be­ru­fungs­ur­teil, dass Be­stand­s­er­fas­sun­gen auf blo­ßen Ver­dacht nicht ver­langt wer­den kön­nen und die Bio­lo­gie und das ty­pi­sche Ver­hal­ten ei­ner Art her­an­zu­zie­hen sei­en, füh­ren nicht auf ei­nen er­heb­li­chen Feh­ler. Sie sind viel­mehr mit den Grund­sät­zen der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs und des Se­nats zu den an ei­ne Ver­träg­lich­keits­prü­fung zu stel­len­den An­for­de­run­gen ver­ein­bar. Da­nach ist die Er­fas­sungs- und Be­wer­tungs­me­tho­de der Ver­träg­lich­keits­prü­fung nicht nor­ma­tiv fest­ge­legt (vgl. all­ge­mein zur Me­tho­dik der Ver­träg­lich­keits­prü­fung Eu­GH, Ur­teil vom 7. Sep­tem­ber 2004 - Rs. C-127/02 - Slg. 2004, I-7405 Rn. 52; Se­nats­ur­teil vom 17. Ja­nu­ar 2007 a.a.O. Rn. 68). Die Zu­las­sungs­be­hör­de ist al­so nicht auf ein be­stimm­tes Ver­fah­ren fest­ge­legt. In wel­chem Um­fang und mit wel­chen Me­tho­den die re­le­van­ten Da­ten er­ho­ben wer­den, ist bei Ein­hal­tung der bes­ten ein­schlä­gi­gen wis­sen­schaft­li­chen Er­kennt­nis­se ei­ne na­tur­schutz­fach­li­che Fra­ge. Bei der Fra­ge, wel­che Un­ter­su­chun­gen an­zu­stel­len sind, sind auch die mit den Un­ter­su­chungs­me­tho­den even­tu­ell ver­bun­de­nen Be­las­tun­gen ins­be­son­de­re von Tie­ren zu be­rück­sich­ti­gen (Ur­teil vom 6. No­vem­ber 2012 - BVer­wG 9 A 17.11 - ju­ris Rn. 32 <in­so­weit nicht ver­öf­fent­licht in BVer­w­GE 145, 40>). Un­ter an­de­rem des­halb kann auch nicht aus­nahms­los, son­dern nur in der Re­gel ei­ne kon­kre­te Be­stand­s­er­fas­sung vor Ort ver­langt wer­den (vgl. Ur­teil vom 9. Ju­li 2008 - BVer­wG 9 A 14.07 - BVer­w­GE 131, 274 Rn. 59 = Buch­holz 406.400 § 42 BNatSchG 2002 Nr. 6). So­weit der Klä­ger die Wür­di­gung des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts an­greift, dass die Un­ter­su­chun­gen hin­sicht­lich der Grü­nen Keil­jung­fer, des Dunk­len Wie­sen­knopf-Amei­sen­bläu­lings und der Fisch­fau­na den bes­ten wis­sen­schaft­li­chen Er­kennt­nis­sen ent­spre­chen, wen­det er sich ge­gen die Tat­sa­chen­wür­di­gung des Be­ru­fungs­ge­richts. Da in­so­weit be­grün­de­te Ver­fah­rens­rü­gen nicht er­ho­ben sind, kann er da­mit im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren nicht ge­hört wer­den.

33 c) Die Kri­tik des Klä­gers dar­an, dass das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt nicht je­den Ver­lust und nicht je­de Ver­schlech­te­rung von Ha­bi­tat­flä­chen ei­ner in dem FFH-Ge­biet ge­schütz­ten An­hang II-Art als er­heb­li­che Be­ein­träch­ti­gung ge­wer­tet, son­dern auf den güns­ti­gen Er­hal­tungs­zu­stand der Art ab­ge­stellt hat, ist nicht be­rech­tigt.

34 Nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts kann an­ders als für den Ver­lust von LRT-Flä­chen für den Ver­lust von Ha­bi­tat­flä­chen ge­schütz­ter Ar­ten nicht die Grund­an­nah­me zum Tra­gen kom­men, im Re­gel­fall sei je­der Flä­chen­ver­lust er­heb­lich. Wäh­rend die De­fi­ni­ti­on ei­nes güns­ti­gen Er­hal­tungs­zu­stan­des in Art. 1 FFH-RL für den na­tür­li­chen Le­bens­raum u.a. dar­auf ab­stellt, ob die Flä­chen, die er im na­tür­li­chen Ver­brei­tungs­ge­biet ein­nimmt, min­des­tens be­stän­dig sind (Buchst. e), kommt es für den güns­ti­gen Er­hal­tungs­zu­stand ei­ner Art nicht auf die Be­stän­dig­keit der Ha­bi­tat­flä­che, son­dern auf die Be­stän­dig­keit der Art an (Buchst. i). Ver­lus­te von Ha­bi­tat­flä­chen füh­ren des­halb nicht oh­ne Wei­te­res zu ei­ner Ver­schlech­te­rung des Er­hal­tungs­zu­stan­des der ge­schütz­ten Art. Ent­schei­den­des Be­ur­tei­lungs­kri­te­ri­um ist viel­mehr das der Sta­bi­li­tät, das die Fä­hig­keit um­schreibt, nach ei­ner Stö­rung wie­der zum ur­sprüng­li­chen Gleich­ge­wicht zu­rück­zu­keh­ren. Ist ei­ne Po­pu­la­ti­on da­zu in der La­ge, sei es, dass sie für ih­ren dau­er­haf­ten Be­stand in der bis­he­ri­gen Qua­li­tät und Quan­ti­tät auf die ver­lo­ren­ge­hen­de Flä­che nicht an­ge­wie­sen ist, sei es, dass sie auf an­de­re Flä­chen oh­ne Qua­li­täts- und Quan­ti­täts­ein­bu­ßen aus­wei­chen kann, so bleibt ein güns­ti­ger Er­hal­tungs­zu­stand er­hal­ten und ist dem­ge­mäß ei­ne er­heb­li­che Be­ein­träch­ti­gung zu ver­nei­nen (vgl. Ur­tei­le vom 12. März 2008 - BVer­wG 9 A 3.06 - BVer­w­GE 130, 299 Rn. 132 und vom 17. Ja­nu­ar 2007 a.a.O. Rn. 43 ff.). Die Kri­tik des Klä­gers hier­an über­zeugt nicht und gibt dem Se­nat kei­nen An­lass, die­se Fra­ge dem Ge­richts­hof vor­zu­le­gen.

35 Es ist nach der nor­ma­ti­ven Struk­tur des Ha­bi­tat­schutz­rechts of­fen­kun­dig, dass Ar­ten und Le­bens­raum­ty­pen nicht ei­nem ein­heit­li­chen Prü­fungs­an­satz un­ter­lie­gen. Art. 6 Abs. 3 FFH-RL spricht zwar von ei­ner Be­ein­träch­ti­gung des Ge­bie­tes als sol­chem, doch schon Art. 6 Abs. 2 FFH-RL dif­fe­ren­ziert zwi­schen der Ver­schlech­te­rung der na­tür­li­chen Le­bens­räu­me und der Ver­schlech­te­rung der Ha­bi­ta­te der Ar­ten so­wie Stö­run­gen von Ar­ten, für die die Ge­bie­te aus­ge­wie­sen wor­den sind. So­weit der Klä­ger aus der in Art. 3 Abs. 1 FFH-RL ver­an­ker­ten Ver­pflich­tung zur Ge­währ­leis­tung ei­nes güns­ti­gen Er­hal­tungs­zu­stan­des der Ha­bi­ta­te der Ar­ten her­lei­tet, dass hier­durch Ver­schlech­te­run­gen der Ha­bi­ta­te der Ar­ten „ab­so­lut“ un­ter­sagt sei­en, ver­fehlt er die Sys­te­ma­tik der Richt­li­nie, die so­wohl bei der Fest­le­gung der Zie­le (Art. 2 und 3 Abs. 1 Un­terabs. 1 FFH-RL) als auch bei den Prü­fungs-, Ver­fah­rens- und Ver­bots­tat­be­stän­den (Art. 6 FFH-RL) die Un­ter­schei­dung zwi­schen dem Schutz der na­tür­li­chen Le­bens­raum­ty­pen und der Ha­bi­ta­te der ge­schütz­ten Ar­ten vor­nimmt. Zen­tral­be­griff ist der­je­ni­ge des „güns­ti­gen Er­hal­tungs­zu­stan­des“, der in Art. 1 Buchst. e) für die na­tür­li­chen Le­bens­räu­me und in Buchst. i) für die ge­schütz­ten Ar­ten un­ter­schied­lich de­fi­niert wird und da­her nicht den Schluss zu­lässt, für bei­de wir­ke sich ei­ne Ver­schlech­te­rung oder ein Ver­lust von Ha­bi­tat­flä­chen in glei­cher Wei­se aus. Auch die vom Klä­ger zum Be­leg für sei­ne The­se zi­tier­te Ent­schei­dung des Ge­richts­hofs vom 20. Sep­tem­ber 2007 - Rs. C-388/05, Ita­li­en - Slg. 2007 I-7555, Rn. 6, 12, 22, legt nicht na­he, dass der Ge­richts­hof je­den Ha­bi­tat­ver­lust als Be­ein­träch­ti­gung ei­ner ge­schütz­ten Art an­sieht. We­gen der zwi­schen den Be­tei­lig­ten die­ses Ver­fah­rens un­strit­ti­gen Be­ein­träch­ti­gung von ge­schütz­ten Vo­gel­ar­ten und ih­rer Le­bens­räu­me be­durf­te es ei­ner Äu­ße­rung zu der an­ge­spro­che­nen Fra­ge in die­ser Ent­schei­dung nicht.

36 Auch die Rü­ge des Klä­gers, das Be­ru­fungs­ur­teil lei­de des­halb an ei­nem Rechts­feh­ler, weil es für die Be­ur­tei­lung der Sta­bi­li­tät des güns­ti­gen Er­hal­tungs­zu­stan­des der Art, den Zu­stand der Grü­nen Keil­jung­fer über die Gren­zen des FFH-Ge­bie­tes hin­aus im ge­sam­ten Sys­tem der säch­si­schen Flie­ß­ge­wäs­ser be­trach­tet ha­be, ist un­be­grün­det. An­ge­sichts der Aus­deh­nung des FFH-Ge­biets „Elb­tal zwi­schen Schö­na und Mühl­berg“ über (na­he­zu) das ge­sam­te Elb­tal, lässt die Aus­sa­ge des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts, dass die Ha­bi­tat­ver­lus­te „el­be­weit kom­pen­siert“ wer­den könn­ten, den von dem Klä­ger ge­zo­ge­nen Schluss nicht zu; das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt setzt den ein­tre­ten­den Ha­bi­tat­ver­lust au­ßer­dem aus­drück­lich ins Ver­hält­nis zur „ge­sam­ten Ha­bi­tat­flä­che im FFH-Ge­biet“ (Rn. 371).

37 d) Die Kri­tik des Klä­gers an der Prü­fung ku­mu­la­ti­ver Wir­kun­gen durch das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ist zum Teil be­rech­tigt.

38 (1) Nicht zu be­an­stan­den ist al­ler­dings die Aus­sa­ge des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts (UA Rn. 218), dass bei der Prü­fung, ob ein Pro­jekt ge­eig­net sei, ein Ge­biet er­heb­lich zu be­ein­träch­ti­gen, ku­mu­la­ti­ve Wir­kun­gen nicht be­rück­sich­tigt wer­den müs­sen, wenn be­reits das Pro­jekt für sich ge­nom­men die Er­heb­lich­keits­schwel­le über­schrei­te. Die­se Auf­fas­sung steht mit dem Wort­laut des Art. 6 Abs. 3 Satz 1 FFH-RL, wo­nach Pro­jek­te, die ge­eig­net sind, ein Schutz­ge­biet „ein­zeln oder in Zu­sam­men­wir­kung mit an­de­ren Plä­nen und Pro­jek­ten“ er­heb­lich zu be­ein­träch­ti­gen, ei­ner Ver­träg­lich­keits­prü­fung zu un­ter­zie­hen sind, und dem Zweck der Re­ge­lung of­fen­sicht­lich in Ein­klang. Der vom Klä­ger an­ge­reg­ten Vor­la­ge an den Ge­richts­hof be­darf es nicht.

39 Die vom Klä­ger für sei­ne ge­gen­tei­li­ge An­sicht her­an­ge­zo­ge­nen Nach­wei­se tra­gen sei­ne In­ter­pre­ta­ti­on nicht. Zwar ist es un­strei­tig, dass die Ver­träg­lich­keits­prü­fung bei der Er­mitt­lung, ob von ei­nem Pro­jekt oder Plan er­heb­li­che Be­ein­träch­ti­gun­gen aus­ge­hen, ku­mu­la­ti­ve Wir­kun­gen zu be­rück­sich­ti­gen hat, die sich aus dem Zu­sam­men­wir­ken mit an­de­ren Pro­jek­ten er­ge­ben (vgl. Schluss­an­trä­ge der Ge­ne­ral­an­wäl­tin Ko­kott vom 29. Ja­nu­ar 2004 - Rs. C-127/02 - Slg. 2004, I-7405 Rn. 96, 111; BVer­wG, Ur­teil vom 14. April 2010 - BVer­wG 9 A 5.08 - BVer­w­GE 136, 291 Rn. 88). Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers folgt hier­aus al­ler­dings nicht, dass ku­mu­la­ti­ve Ef­fek­te in die Prü­fung auch dann ein­be­zo­gen wer­den müs­sen, wenn die Fra­ge, ob ei­ne Be­ein­träch­ti­gung vor­liegt, be­reits auf­grund der von dem Pro­jekt selbst aus­ge­hen­den Wir­kun­gen zu be­ja­hen ist. Auch der Eu­ro­päi­sche Ge­richts­hof macht die Prü­fung ku­mu­la­ti­ver Wir­kun­gen da­von ab­hän­gig, dass sie „im vor­lie­gen­den Fall ge­bo­ten“ ist (Ur­teil vom 24. No­vem­ber 2011 - Rs. C-404/09, Al­to Sil - Slg. 2011 I-11853 Rn. 103).Te­leo­lo­gi­sche Über­le­gun­gen be­stä­ti­gen die vom Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ver­tre­te­ne Auf­fas­sung. Zweck der ku­mu­la­ti­ven Be­trach­tung im Rah­men der Er­heb­lich­keits­prü­fung ist es, zu ver­hin­dern, dass aus für sich ge­nom­men ge­rin­gen Aus­wir­kun­gen durch Zu­sam­men­wir­kung mit an­de­ren ei­ne er­heb­li­che Aus­wir­kung er­wächst (vgl. Ziff. 4.4.3 des Leit­fa­dens Na­tu­ra 2000-Ge­biets­ma­nage­ment, Die Vor­ga­ben des Ar­ti­kels 6 der ‚Ha­bi­tat-Richt­li­nie‘ 92/43/EWG, 2000). Hier­durch soll ei­ne schlei­chen­de Be­ein­träch­ti­gung durch nach­ein­an­der ge­neh­mig­te, je­weils für sich ge­nom­men das Ge­biet nicht er­heb­lich be­ein­träch­ti­gen­de Pro­jek­te ver­hin­dert wer­den (Be­schluss vom 5. Sep­tem­ber 2012 - BVer­wG 7 B 24.12 - Buch­holz 406.403 § 34 BNatSchG 2010 Nr. 1 Rn. 12). Für die Ak­ti­vie­rung der Ver­bots­fol­ge des Art. 6 Abs. 3 Satz 2 FFH-RL ge­nügt es aber be­reits, wenn das Pro­jekt für sich al­lein ge­nom­men die Er­heb­lich­keits­schwel­le über­schrei­tet. Der Vor­ha­ben­trä­ger kann das Pro­jekt dann nicht oh­ne Durch­füh­rung ei­ner Aus­nah­me­prü­fung nach Art. 6 Abs. 4 FFH-RL durch­füh­ren. Im Rah­men die­ser Prü­fung sind bei der Er­mitt­lung des be­trof­fe­nen In­te­gri­täts­in­ter­es­ses und der zu er­grei­fen­den Aus­gleichs­maß­nah­men et­wai­ge ku­mu­la­ti­ve Ef­fek­te zu be­trach­ten.

40 Als nur miss­ver­ständ­lich er­weist sich die im Zu­sam­men­hang mit der Grü­nen Keil­jung­fer ge­mach­te Aus­sa­ge des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts, dass bei ab­so­lut ge­ring­fü­gi­gen Be­ein­träch­ti­gun­gen, die weit un­ter­halb der Schwel­le für die An­nah­me ei­ner er­heb­li­chen Be­ein­träch­ti­gung blei­ben, kein Zu­sam­men­wir­ken mit an­de­ren Plä­nen und Pro­jek­ten zu prü­fen sei (UA Rn. 376). Für sich be­trach­tet weckt die­se Aus­sa­ge Zwei­fel, ob da­mit nicht ge­nau die Kon­stel­la­ti­on ge­ne­rell zu­ge­las­sen wird, die nach dem oben dar­ge­stell­ten Re­ge­lungs­zweck des Art. 6 Abs. 3 Satz 1 FFH-RL aus­ge­schlos­sen wer­den soll. Dass das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt dies nicht ge­meint, son­dern im kon­kre­ten Fall ei­ne schlei­chen­de Ver­schlech­te­rung des Er­hal­tungs­zu­stan­des durch zahl­rei­che für sich ge­nom­men je­weils (weit) un­ter­halb der Er­heb­lich­keits­schwel­le lie­gen­de Be­ein­träch­ti­gun­gen ver­neint hat, er­gibt sich aus der vor­an­ge­hen­den Rand­num­mer des Ur­teils (Rn. 375), in der das Ge­richt dar­legt, dass es aus­drück­lich dem An­satz des Be­klag­ten folgt, dass „nicht die Ge­fahr (be­stün­de), mit an­de­ren Pro­jek­ten ku­mu­la­tiv in die Nä­he der Er­heb­lich­keit zu ge­ra­ten“. Hier­aus lässt sich ein ma­te­ri­el­ler Aus­sa­ge­ge­halt ab­lei­ten, dass die vom Klä­ger be­nann­ten Vor­ha­ben be­reits nach über­schlä­gi­ger Prü­fung nicht ge­eig­net sei­en, in Zu­sam­men­schau mit den Aus­wir­kun­gen des Plan­vor­ha­bens selbst zu er­heb­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen zu füh­ren. Ku­mu­la­ti­ve Ef­fek­te sind da­mit nicht igno­riert, son­dern, wenn auch mög­li­cher­wei­se un­zu­rei­chend, ge­prüft wor­den.

41 (2) Da­ge­gen trifft die bei der Prü­fung von Be­ein­träch­ti­gun­gen des LRT 3270 ge­trof­fe­ne Aus­sa­ge des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts (Rn. 267), dass die Be­rück­sich­ti­gung ku­mu­la­ti­ver Ef­fek­te bei der Ver­träg­lich­keits­prü­fung nicht vor­ge­se­hen sei, Art. 6 Abs. 3 Satz 1 FFH-RL ih­re Be­rück­sich­ti­gung viel­mehr nur bei der Vor­prü­fung ver­lan­ge, nicht zu. Zwar ist es rich­tig, dass das Ge­mein­schafts­recht in Art. 6 Abs. 3 Satz 1 FFH-RL ei­ne für die Vor­prü­fung ma­ß­geb­li­che Prüf­schwel­le nor­miert (Ur­teil vom 17. Ja­nu­ar 2007 - BVer­wG 9 A 20.05 - BVer­w­GE 128, 1 Rn. 40). Dies be­deu­tet an­ge­sichts der in Art. 6 Abs. 3 FFH-RL vor­ge­nom­me­nen Ver­knüp­fung von Vor­prü­fung und ei­gent­li­cher Ver­träg­lich­keits­prü­fung je­doch nicht, dass bei der ei­gent­li­chen Ver­träg­lich­keits­prü­fung die Er­heb­lich­keit ku­mu­la­tiv wir­ken­der Plä­ne und Pro­jek­te aus­ge­klam­mert wer­den könn­te (vgl. zur Ver­knüp­fung von Vor­prü­fung und Ver­träg­lich­keits­prü­fung, Ur­teil vom 17. Ja­nu­ar 2007 a.a.O. Rn. 41).

42 Die Fra­ge ist auch ent­schei­dungs­er­heb­lich, so­weit es um bau- und be­triebs­be­ding­te Be­ein­träch­ti­gun­gen des LRT 3270 durch den Aus­gangs­plan­fest­stel­lungs­be­schl­u­ss in der Ge­stalt des Er­gän­zungs- und Än­de­rungs­be­schlus­ses vom 14. Ok­to­ber 2008 geht. Die An­nah­me des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts, dass der Klä­ger in­so­weit um­fas­send prä­klu­diert sei, dürf­te nicht zu­tref­fen. Wie oben dar­ge­legt, spricht vie­les da­für, dass durch die um­fas­sen­de Neu­be­wer­tung und Ak­tua­li­sie­rung der Un­ter­su­chun­gen zur Ver­träg­lich­keit des Vor­ha­bens, die Mög­lich­keit, Ein­wen­dun­gen zu er­he­ben, ins­ge­samt wie­der er­öff­net wor­den ist. Hin­sicht­lich der mit dem Ein­schwimm­vor­gang ver­bun­de­nen Be­ein­träch­ti­gun­gen hat das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt den Klä­ger hin­ge­gen für nicht prä­klu­diert an­ge­se­hen, aber in der Sa­che Be­ein­träch­ti­gun­gen durch an­de­re Pro­jek­te und Plä­ne ver­neint (UA Rn. 420). Auch dies ist nicht frei von Feh­lern.

43 Die von dem Ober­ver­wal­tungs­ge­richt in Be­zug ge­nom­me­nen Stel­len in den Än­de­rungs­plan­fest­stel­lungs­be­sch­l­ü­s­s­en vom 14. Ok­to­ber 2008 und vom 17. Sep­tem­ber 2010 ge­hen zwar auf Plä­ne und Pro­jek­te in­ner­halb und au­ßer­halb des FFH-Ge­biets ein. Es ist je­doch nicht er­kenn­bar, ob im Rah­men der Ver­träg­lich­keits­prü­fung ei­ne Un­ter­su­chung al­ler in Be­tracht kom­men­den Plä­ne und Pro­jek­te er­folgt ist. Im Ur­teil selbst fin­den sich - wie oben be­reits bei der Prü­fung der Ver­fah­rens­feh­ler dar­ge­stellt - kei­ne Aus­füh­run­gen zu den un­ter­such­ten Plä­nen und Pro­jek­ten. Auch die vom Ober­ver­wal­tungs­ge­richt in den Be­schlüs­sen zi­tier­ten Pas­sa­gen der Plan­fest­stel­lungs­be­schlüs­se las­sen nicht er­ken­nen, wel­che Plä­ne und Pro­jek­te ge­nau un­ter­sucht wur­den. Ei­ne sol­che ge­naue Aus­ein­an­der­set­zung mit den be­kann­ten, z.B. im Ma­nage­ment­plan für das Na­tu­ra 2000-Ge­biet auf­ge­führ­ten Plä­nen und Pro­jek­ten war aber er­for­der­lich. Al­lein der Um­stand, dass es sich zum Teil um weit vom Ein­griffs­ort ent­fernt lie­gen­de Vor­ha­ben han­delt, ent­bin­det nicht von ei­ner Prü­fung. Zwar dürf­te bei grö­ße­rer räum­li­cher Ent­fer­nung die Ge­fahr ku­mu­la­ti­ver Ein­wir­kun­gen auf die­sel­ben Flä­chen des Ge­bie­tes von vorn­her­ein ge­ring oder auch aus­zu­schlie­ßen sein. Dies recht­fer­tigt es je­doch nicht, die Un­ter­su­chung ku­mu­la­ti­ver Ef­fek­te auf die im nä­he­ren Um­kreis be­find­li­chen Vor­ha­ben zu be­schrän­ken. Das er­gibt sich aus dem oben dar­ge­stell­ten Ziel der Prü­fung, zu ver­hin­dern, dass aus für sich ge­nom­men ge­rin­gen Aus­wir­kun­gen durch Zu­sam­men­wir­kung mit an­de­ren ei­ne er­heb­li­che Aus­wir­kung auf das FFH-Ge­biet er­wächst. Be­zugs­punkt ist da­bei das Schutz­ge­biet in sei­ner ge­sam­ten räum­li­chen Aus­deh­nung. Für die­ses kön­nen ku­mu­la­ti­ve Ef­fek­te aber auch dann auf­tre­ten, wenn in ei­ni­ger Ent­fer­nung von dem vor­ge­se­he­nen Ein­griffs­ort ein wei­te­rer Ein­griff ge­plant ist, der den glei­chen na­tür­li­chen Le­bens­raum­typ oder die glei­che ge­schütz­te Art be­trifft. Je­der Ein­griff mag für sich ge­nom­men die Er­heb­lich­keits­schwel­le nicht über­schrei­ten, kann zu­sam­men be­trach­tet je­doch zu ei­ner Ver­schlech­te­rung des Er­hal­tungs­zu­stan­des füh­ren.

44 4. Ab­wei­chungs­ent­schei­dung nach Art. 6 Abs. 4 FFH-RL
Eben­so wie die Aus­füh­run­gen zur FFH-Prü­fung er­fol­gen auch die Dar­le­gun­gen zur Ab­wei­chungs­ent­schei­dung vor­sorg­lich und vor­be­halt­lich der Klä­rung der dem Ge­richts­hof vor­ge­leg­ten Fra­gen. Das an­ge­grif­fe­ne Ur­teil weist im Zu­sam­men­hang mit der Ab­wei­chungs­ent­schei­dung eben­falls er­heb­li­che Rechts­feh­ler auf.

45 Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ver­neint al­ler­dings zu­tref­fend die Not­wen­dig­keit, ei­ne Stel­lung­nah­me der Kom­mis­si­on ein­zu­ho­len, ob an­de­re als die in Art. 6 Abs. 4 Un­terabs. 2 FFH-RL ge­nann­ten zwin­gen­den Grün­de be­rück­sich­tigt wer­den konn­ten (a). Bei der Prü­fung der zwin­gen­den Grün­de ist das Ge­richt zwar von ei­nem zu­tref­fen­den recht­li­chen Prü­fungs­maß­stab aus­ge­gan­gen, hat die­sen aber bei der Prü­fung nicht ein­ge­hal­ten; die­ser Feh­ler dürf­te al­ler­dings nicht ur­säch­lich für die Ent­schei­dung ge­wor­den sein (b). Die Fra­ge, ob un­ein­ge­schränkt an der Recht­spre­chung fest­zu­hal­ten ist, dass bei ei­nem Al­ter­na­ti­ven­ver­gleich im Rah­men ei­ner Ab­wei­chungs­prü­fung nur da­nach zu un­ter­schei­den ist, ob die be­ein­träch­tig­ten Le­bens­raum­ty­pen prio­ri­tär oder nicht prio­ri­tär sind, be­darf kei­ner Ent­schei­dung, da das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt sich tra­gend auch dar­auf ge­stützt hat, dass der ex­pe­ri­men­tel­le Cha­rak­ter der al­ter­na­ti­ven Bau­wei­se, die grö­ße­re In­an­spruch­nah­me von ge­schütz­ten Flä­chen und er­heb­li­che was­ser­wirt­schaft­li­che Be­lan­ge ge­gen ei­nen Tun­nel­bau spre­chen (c). Zu be­an­stan­den ist al­ler­dings die Be­rück­sich­ti­gung von Ko­hä­renz­maß­nah­men bei der Ab­wä­gung (d).

46 a) Nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts ist ei­ne Stel­lung­nah­me der Kom­mis­si­on ge­mäß Art. 6 Abs. 4 Un­terabs. 2 FFH-RL nicht schon dann ein­zu­ho­len, wenn in ei­nem FFH-Ge­biet ein prio­ri­tä­rer Le­bens­raum­typ le­dig­lich vor­han­den ist; nur wenn sich nach dem Er­geb­nis der FFH-Ver­träg­lich­keits­prü­fung nicht aus­schlie­ßen lässt, dass das Vor­ha­ben ge­ra­de ei­nen prio­ri­tä­ren Le­bens­raum­typ oder ei­ne prio­ri­tä­re Art be­ein­träch­tigt, dür­fen an­de­re als die be­nann­ten Grün­de für ei­ne Ab­wei­chung nur gel­tend ge­macht wer­den, wenn die Kom­mis­si­on zu den Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Ab­wei­chung Stel­lung ge­nom­men hat. Die ver­fah­rens­recht­li­che Ein­be­zie­hung der Kom­mis­si­on dient dem be­son­de­ren Schutz prio­ri­tä­rer Le­bens­räu­me und Ar­ten. Die Kom­mis­si­on soll für den Fall, dass ei­ne FFH-Ver­träg­lich­keits­un­ter­su­chung zu dem Er­geb­nis kommt, das Vor­ha­ben kön­ne ein FFH-Ge­biet er­heb­lich be­ein­träch­ti­gen (Art. 6 Abs. 3 FFH-RL), ih­rer­seits ei­ne Be­wer­tung der mög­li­cher­wei­se be­ein­träch­tig­ten öko­lo­gi­schen Wer­te vor­neh­men kön­nen. Wie be­reits die In­ter­pre­ta­ti­ons­hil­fe der Kom­mis­si­on „Na­tu­ra 2000-Ge­biets­ma­nage­ment, Die Vor­ga­ben des Ar­ti­kels 6 der ‚Ha­bi­tat-Richt­li­nie‘ 92/43/EWG“ aus dem Jahr 2000 her­vor­hebt, und wie im ak­tu­el­len Aus­le­gungs­leit­fa­den zu Art. 6 Abs. 4 der ‚Ha­bi­tat-Richt­li­nie‘ 92/43/EWG aus dem Jahr 2007 be­stä­tigt wird, soll ein Pro­jekt, wel­ches ei­nen prio­ri­tä­ren Le­bens­raum und/oder ei­ne prio­ri­tä­re Art in kei­ner Wei­se be­ein­träch­tigt, nicht un­ter das schär­fe­re Re­gime des Art. 6 Abs. 4 Un­terabs. 2 FFH-RL fal­len. Dem­entspre­chend lehnt auch die Ge­ne­ral­di­rek­ti­on Um­welt es aus­drück­lich ab, ei­ne Stel­lung­nah­me der Kom­mis­si­on zu ver­an­las­sen, wenn sich aus den ein­ge­reich­ten Un­ter­la­gen zur FFH-Ver­träg­lich­keits­un­ter­su­chung er­gibt, dass ein prio­ri­tä­rer Le­bens­raum zwar im FFH-Ge­biet vor­han­den ist, aber nicht be­ein­träch­tigt wird (s. auch Ur­teil vom 9. Ju­li 2009 - BVer­wG 4 C 12.07 - BVer­w­GE 134, 166 = Buch­holz 442.40 § 8 LuftVG Nr. 35, je­weils Rn. 8). Die Aus­füh­run­gen des Klä­gers ge­ben kei­nen An­lass hier­von ab­zu­wei­chen; eben­so we­nig be­darf es der von dem Klä­ger auch in die­sem Zu­sam­men­hang an­ge­reg­ten Vor­la­ge an den Ge­richts­hof. Auch in­so­weit ver­weist der Se­nat auf das Ur­teil vom 9. Ju­li 2009 (a.a.O. Rn. 9).

47 b) Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat sei­ner Prü­fung, ob zwin­gen­de Grün­de des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses ei­ne Ab­wei­chung recht­fer­ti­gen, im recht­li­chen Aus­gangs­punkt die zu­tref­fen­den recht­li­chen Maß­stä­be un­ter Be­zug­nah­me auf die stän­di­ge Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts vor­an­ge­stellt (UA Rn. 407 f.). Da­nach han­delt es sich bei dem Art. 6 Abs. 4 FFH-RL im­ma­nen­ten Ent­schei­dungs­pro­zess um ei­ne bi­po­la­re, den spe­zi­fi­schen Re­ge­lun­gen des FFH-Rechts fol­gen­de Ab­wä­gung, die von der fach­pla­ne­ri­schen Ab­wä­gung zu un­ter­schei­den ist. Sie er­for­dert ei­ne nach­voll­zieh­ba­re Be­wer­tung des Ge­wichts der für das Vor­ha­ben strei­ten­den Ge­mein­wohl­be­lan­ge auf der Grund­la­ge der Ge­ge­ben­hei­ten des Ein­zel­fal­les und so­dann ei­ne Ab­wä­gung mit ge­gen­läu­fi­gen Be­lan­gen des Ha­bi­tat­schut­zes. Sach­zwän­ge, de­nen nie­mand aus­wei­chen kann, müs­sen nicht vor­lie­gen; Art. 6 Abs. 4 FFH-RL setzt le­dig­lich ein durch Ver­nunft und Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein ge­lei­te­tes staat­li­ches Han­deln vor­aus; stren­ge­re An­for­de­run­gen kön­nen al­ler­dings nach Art. 6 Abs. 4 Un­terabs. 2 FFH-RL bei der Be­trof­fen­heit von prio­ri­tä­ren Le­bens­raum­ty­pen oder Ar­ten gel­ten (Ur­tei­le vom 9. Ju­li 2009 a.a.O. Rn. 13 und vom 12. März 2008 - BVer­wG 9 A 3.06 - BVer­w­GE 130, 299 Rn. 153). Vor­aus­set­zung ist zu­nächst, dass die als Ab­wei­chungs­grün­de be­zeich­ne­ten Vor­ha­bens­zie­le ih­rer Art nach be­rück­sich­ti­gungs­fä­hig und trag­fä­hig sind; an­schlie­ßend sind die be­rück­sich­ti­gungs­fä­hi­gen Ab­wei­chungs­grün­de zu ge­wich­ten. Die FFH-Richt­li­nie ent­hält für die Ge­wich­tung der öf­fent­li­chen In­ter­es­sen, an­ders als für die Be­wer­tung des In­te­gri­täts­in­ter­es­ses, kei­ne dif­fe­ren­zier­ten Vor­ga­ben, lässt dem Mit­glied­staat mit­hin ei­nen ge­wis­sen Spiel­raum bei De­fi­ni­ti­on und Ge­wich­tung des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses. Hier­bei ist je­doch der Aus­nah­me­cha­rak­ter der Ab­wei­chungs­ent­schei­dung zu be­rück­sich­ti­gen (Ur­teil vom 9. Ju­li 2009 a.a.O. Rn. 14 f.; vgl. auch Eu­GH, Ur­teil vom 26. Ok­to­ber 2006 - Rs. C-239/04, Cas­tro Ver­de - Slg. 2006, I-10183 Rn. 35).

48 Mit die­sem vom Ober­ver­wal­tungs­ge­richt zu­tref­fend er­kann­ten Prü­fungs­maß­stab steht die aus dem Be­klag­ten­vor­trag über­nom­me­ne For­mu­lie­rung in Rn. 413 des Ur­teils, die Ab­wä­gung müs­se le­dig­lich „nach­voll­zieh­bar“ sein und der Be­hör­de ste­he ein wei­ter Be­ur­tei­lungs­spiel­raum zu, so dass die ge­nann­ten Ab­wei­chungs­grün­de grund­sätz­lich nicht zu über­prü­fen sei­en, nicht oh­ne Wei­te­res im Ein­klang. Dar­auf dürf­te es je­doch im Er­geb­nis nicht an­kom­men. Denn in der Ge­samt­schau spricht vie­les da­für, dass das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt sei­ne in­halt­li­che Prü­fung nicht auf ei­ne Plau­si­bi­li­täts­kon­trol­le an­hand ei­nes wei­ten Be­ur­tei­lungs­spiel­raums re­du­ziert, son­dern an­hand zu­tref­fen­der recht­li­cher Maß­stä­be den Sach­ver­halt ge­prüft und sich ei­ne ei­ge­ne Über­zeu­gung vom Über­wie­gen der zwin­gen­den Grün­de des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses ge­bil­det hat, wie sich ins­be­son­de­re in den ent­spre­chen­den Er­geb­nis­sät­zen wi­der­spie­gelt (Rn. 397, 400, 409, 411). Dass das Ge­richt hier­bei von „nach­voll­zieh­ba­ren“ Dar­le­gun­gen in der Ab­wei­chungs­prü­fung spricht, ist für sich ge­nom­men un­schäd­lich. Wie be­reits in an­de­rem Zu­sam­men­hang aus­ge­führt, kann die­ser Be­griff auch im Sin­ne ei­nes ge­dank­li­chen Nach­voll­zugs ei­ner ge­ge­be­nen Be­grün­dung ver­stan­den wer­den. Die im Ur­teil in Be­zug ge­nom­me­nen Aus­füh­run­gen zu den zwin­gen­den Grün­den im Er­gän­zungs- und Än­de­rungs­be­schluss vom 14. Ok­to­ber 2008 und im Än­de­rungs­plan­fest­stel­lungs­be­sch­l­u­ss vom 17. Sep­tem­ber 2010 ent­hal­ten auch hin­rei­chend kon­kre­te Aus­sa­gen, die ei­ne Ge­wich­tung der zwin­gen­den Grün­de er­lau­ben (zur Zu­läs­sig­keit ei­ner Ent­nah­me von Tat­sa­chen aus Ak­ten im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren, Eich­ber­ger/Buch­he­is­ter, in: Sc­hoch/Schnei­der/Bier, Vw­GO § 137 Rn. 137 f.). Ge­ge­be­nen­falls dürf­te das Re­vi­si­ons­ge­richt die be­tref­fen­den Tat­sa­chen auch selbst wür­di­gen (vgl. Eich­ber­ger/Buch­he­is­ter a.a.O., § 137 Rn. 144 m.w.N.). Dass ver­kehr­li­che Grün­de, wie die Ent­las­tung von In­nen­stadt­be­rei­chen vom Durch­gangs­ver­kehr und die Ent­las­tung vor­han­de­ner Brü­cken Grün­de des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses dar­stel­len und den Bau ei­nes Stra­ßen­zu­ges als ver­nünf­tig er­schei­nen las­sen kön­nen, ist in der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts an­er­kannt (Ur­teil vom 6. No­vem­ber 2013 - BVer­wG 9 A 14.12 - ju­ris Rn. 72). Wei­ter­ge­hen­de An­for­de­run­gen sind da­bei nicht zu stel­len, da es nicht um ei­ne Aus­nah­me vom Schutz­re­gime ei­nes prio­ri­tä­ren Le­bens­raums geht und da­her nicht die hier­für auf­ge­stell­ten stren­gen An­for­de­run­gen für zwin­gen­de Grün­de gel­ten (Ur­teil vom 12. März 2008 a.a.O. Rn. 160). An­ge­sichts der Ent­fer­nung der Wald­schlö­ßchen­brü­cke von den nächs­ten vor­han­de­nen Brü­cken von 1,8 und 2,9 km leuch­tet es oh­ne Wei­te­res ein, dass die neue in­ner­städ­ti­sche Elb­que­rung die bis­he­ri­ge Ver­bin­dungs­qua­li­tät zwi­schen der links- und recht­sel­bi­schen Sei­te der Stadt ver­bes­sert und zu ei­ner Ent­las­tung der an­de­ren Haupt­ver­kehrs­adern und Brü­cken führt. Die ein­zel­nen bes­ser mit­ein­an­der ver­bun­de­nen Wohn- und Ge­wer­be­stand­or­te wer­den im Er­gän­zungs- und Än­de­rungs­be­schluss vom 14. Ok­to­ber 2008 auf­ge­zählt. Eben­so über­zeu­gend ist das Ar­gu­ment, dass der Öf­fent­li­che Per­so­nen­nah­ver­kehr durch die zu­sätz­li­che Ver­knüp­fung der bei­den Tei­le des Ver­kehrs­net­zes Er­leich­te­run­gen er­fah­ren wird. Vor die­sem Hin­ter­grund ist es un­er­heb­lich, ob auch Ver­bes­se­run­gen bei den ver­kehrs­be­ding­ten Aus­wir­kun­gen auf die Men­schen, bei der Ge­fah­ren­ab­wehr und dem Ka­ta­stro­phen­schutz stich­hal­tig be­grün­de­te zwin­gen­de Grün­de dar­stel­len. Dem Klä­ger ist in­so­weit zu­zu­ge­ben, dass die Aus­füh­run­gen in den Plan­fest­stel­lungs­be­schlüs­sen hier­zu knapp (Ver­bes­se­rung der Lärm- und Ab­gas­si­tua­ti­on) oder we­nig sub­stan­ti­iert (Ge­fah­ren­ab­wehr/Ka­ta­stro­phen­schutz) sind.

49 c) Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ist bei sei­ner Al­ter­na­ti­ven­prü­fung aus­drück­lich von den in der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts auf­ge­stell­ten Grund­sät­zen aus­ge­gan­gen, wo­nach in der Ab­wei­chungs­prü­fung dann, wenn so­wohl die plan­fest­ge­stell­te als auch ei­ne Pla­nungs­al­ter­na­ti­ve FFH-Ge­bie­te be­rüh­ren, im Rah­men ei­ner Grob­ana­ly­se al­lein auf die Schwe­re der Be­ein­träch­ti­gung nach Ma­ß­ga­be der Dif­fe­ren­zie­rungs­merk­ma­le des Art. 6 FFH-RL ab­zu­stel­len ist, al­so nur zu un­ter­su­chen ist, ob die be­trof­fe­nen Le­bens­raum­ty­pen prio­ri­tär oder nicht prio­ri­tär sind. Dem­ge­gen­über ha­ben die bei der Ge­biets­mel­dung zu be­ach­ten­den Fein­dif­fe­ren­zie­rungs­kri­te­ri­en (Art. 4 Abs. 1 Un­terabs. 1 Satz 1 FFH-RL i.V.m. An­hang III Pha­se 1) beim Tras­sen­ver­gleich au­ßer Be­tracht zu blei­ben; in­ner­halb der ge­nann­ten Grup­pen ist al­so nicht noch­mals nach der Wer­tig­keit und der An­zahl der be­trof­fe­nen Le­bens­raum­ty­pen oder Ar­ten so­wie der je­wei­li­gen Be­ein­träch­ti­gungs­in­ten­si­tät zu dif­fe­ren­zie­ren (Ur­tei­le vom 13. De­zem­ber 2007 - BVer­wG 4 C 9.06 - BVer­w­GE 130, 83 Rn. 67, vom 17. Ja­nu­ar 2007 - BVer­wG 9 A 20.05 - BVer­w­GE 128, 1 Rn. 143, vom 12. März 2008 a.a.O. Rn. 170 f. und vom 6. No­vem­ber 2013 a.a.O. Rn. 74 f.). Nach Auf­fas­sung des Klä­gers ist die­se Recht­spre­chung mit Art. 6 Abs. 4 Un­terabs. 1 FFH-RL nicht ver­ein­bar. Auf die Un­ter­schei­dung der Be­trof­fen­heit von prio­ri­tä­ren und nicht­prio­ri­tä­ren Le­bens­raum­ty­pen und Ar­ten kom­me es nicht al­lein an, da sonst - in­ner­halb ei­ner die­ser Ver­gleichs­grup­pen - auch deut­lich we­ni­ger be­ein­träch­ti­gen­de Va­ri­an­ten aus der Al­ter­na­ti­ven­prü­fung aus­zu­schei­den sei­en, auch wenn der Un­ter­schied des Be­ein­träch­ti­gungs­gra­des ex­trem sei. Un­ter­halb der Un­ter­schei­dungs­stu­fe prio­ri­tä­rer und nicht­prio­ri­tä­rer Schutz­gü­ter müs­se da­her wei­ter un­ter Be­rück­sich­ti­gung des je­wei­li­gen Aus­ma­ßes der Be­ein­träch­ti­gun­gen dif­fe­ren­ziert wer­den.

50 Ge­gen ei­ne sol­che wei­te­re Dif­fe­ren­zie­rung spricht, dass nach dem Schutz­kon­zept der FFH-Richt­li­nie in­ner­halb der ge­nann­ten Gren­zen nicht noch­mals nach der Wer­tig­keit und der An­zahl der be­trof­fe­nen Le­bens­raum­ty­pen oder Ar­ten so­wie der je­wei­li­gen Be­ein­träch­ti­gungs­in­ten­si­tät (ober­halb der Er­heb­lich­keits­schwel­le) zu un­ter­schei­den ist und es da­her an nor­ma­ti­ven Kri­te­ri­en für ei­ne Dif­fe­ren­zie­rung ins­be­son­de­re nach der Wer­tig­keit ei­nes Le­bens­raum­typs oder Ha­bi­tats fehlt (vgl. Ur­teil vom 12. März 2008 a.a.O.). Al­len­falls könn­te zu über­le­gen sein, ob ei­ne wei­te­re Un­ter­glie­de­rung dann ge­bo­ten ist, wenn es - wie vor­lie­gend - um Aus­füh­rungs­al­ter­na­ti­ven an ein und dem­sel­ben Stand­ort geht. In die­sen Fäl­len stellt sich nicht die Schwie­rig­keit ei­nes wer­ten­den Ver­gleichs der Be­trof­fen­hei­ten ver­schie­de­ner je­weils für sich ge­nom­men FFH-recht­lich gleich schutz­wür­di­ger Le­bens­raum­ty­pen und Ar­ten, son­dern der Ver­gleich kann sich auf die un­ter­schied­li­chen flä­chen­mä­ßi­gen Be­trof­fen­hei­ten der­sel­ben Le­bens­raum­ty­pen und Ar­ten an ei­nem Stand­ort be­schrän­ken. Er­gibt sich bei ei­nem sol­chen Ver­gleich, dass z.B. ein be­stimm­ter Le­bens­raum­typ bei ei­ner Va­ri­an­te flä­chen­mä­ßig deut­lich we­ni­ger in An­spruch ge­nom­men wird als bei ei­ner an­de­ren, ist nicht oh­ne Wei­te­res ein­seh­bar, war­um dies bei der Be­wer­tung der Va­ri­an­ten voll­kom­men un­be­rück­sich­tigt blei­ben soll.

51 Der Se­nat muss die­se Fra­ge al­ler­dings nicht ver­tie­fen und nicht über die zu die­sem Punkt vom Klä­ger an­ge­reg­te Vor­la­ge an den Ge­richts­hof ent­schei­den, denn das Ober­ver­wal­tungs­ge­richts hat die hier als Aus­füh­rungs­va­ri­an­te in Be­tracht kom­men­de Tun­nel­va­ri­an­te in of­fe­ner Bau­wei­se selb­stän­dig tra­gend auch des­halb als nicht vor­zugs­wür­dig an­ge­se­hen, weil sie eher ex­pe­ri­men­tel­len Cha­rak­ter ha­be und zu­dem er­heb­li­chen was­ser­wirt­schaft­li­chen Be­den­ken be­geg­ne; auch sei sie hin­sicht­lich der Leich­tig­keit und Si­cher­heit des Was­ser­stra­ßen­ver­kehrs nach­tei­lig. So­weit der Klä­ger die Tat­sa­chen­fest­stel­lung und -wür­di­gung des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts mit der Rü­ge an­greift, das Vor­brin­gen des Sach­ver­stän­di­gen Prof. Sch. sei vom Ober­ver­wal­tungs­ge­richt nur par­ti­ell zur Kennt­nis ge­nom­men wor­den, hat er - wie oben dar­ge­legt - kei­nen Er­folg.

52 d) Als feh­ler­haft er­weist sich al­ler­dings die Be­hand­lung von Ko­hä­renz­si­che­rungs­maß­nah­men bei der Be­wer­tung des In­te­gri­täts­in­ter­es­ses. Bei der Ab­wä­gung, ob das In­te­gri­täts­in­ter­es­se ge­gen­über dem öf­fent­li­chen In­ter­es­se an der Ver­wirk­li­chung des Vor­ha­bens zu­rück­zu­tre­ten hat, hat das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt die fest­ge­setz­ten Ko­hä­renz­si­che­rungs­maß­nah­men als das In­te­gri­täts­in­ter­es­se min­dernd be­rück­sich­tigt (Rn. 421), oh­ne in­so­weit dar­zu­tun, dass die in der Recht­spre­chung auf­ge­stell­ten An­for­de­run­gen durch die plan­fest­ge­stell­ten Ko­hä­renz­si­che­rungs­maß­nah­men er­füllt sind.

53 Für sei­ne An­nah­me, dass Ko­hä­renz­si­che­rungs­maß­nah­men bei der Ge­wich­tung des In­te­gri­täts­in­ter­es­ses zu be­rück­sich­ti­gen sind, kann sich das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt al­ler­dings im Grund­satz auf die Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts stüt­zen. So hat der 4. Se­nat in sei­nem Ur­teil vom 9. Ju­li 2009 - BVer­wG 4 C 12.07 - BVer­w­GE 134, 166 Rn. 28 aus­ge­führt, dass Ko­hä­renz­si­che­rungs­maß­nah­men das Ge­wicht des In­te­gri­täts­in­ter­es­ses min­dern kön­nen, so­fern sie ei­nen Bei­trag auch zur Er­hal­tung der In­te­gri­tät des FFH-Ge­biets leis­ten. Ko­hä­renz­si­che­rungs­maß­nah­men kön­nen ei­ne er­heb­li­che Be­ein­träch­ti­gung zwar nicht aus­schlie­ßen. In­so­weit un­ter­schei­den sie sich von Ver­mei­dungs­maß­nah­men, die bei der Prü­fung nach Art. 6 Abs. 3 FFH-RL re­le­vant sind und für die der vol­le Nach­weis ih­rer Wirk­sam­keit er­bracht sein muss. An Ko­hä­renz­si­che­rungs­maß­nah­men sind da­ge­gen we­ni­ger stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len. Für die Eig­nung ei­ner Ko­hä­renz­si­che­rungs­maß­nah­me ge­nügt es, dass nach ak­tu­el­lem wis­sen­schaft­li­chen Er­kennt­nis­stand ei­ne ho­he Wahr­schein­lich­keit ih­rer Wirk­sam­keit be­steht (Ur­teil vom 12. März 2008 a.a.O. Rn. 202). Gleich­wohl muss sich die Wir­kung von Ko­hä­renz­si­che­rungs­maß­nah­men nicht dar­in er­schöp­fen, durch Aus­gleich et­wa an an­de­rer Stel­le ei­nen funk­tio­na­len Bei­trag zur Si­che­rung der Ko­hä­renz von Na­tu­ra 2000 zu leis­ten. Sie kön­nen im Ein­zel­fall auch zur Min­de­rung der Be­ein­träch­ti­gung bei­tra­gen. Das kann ins­be­son­de­re der Fall sein, wenn die Be­ein­träch­ti­gung ein­griffs- und zeit­nah und mit ho­her Er­folgs­aus­sicht aus­ge­gli­chen wer­den kann (Ur­teil vom 9. Ju­li 2009 a.a.O).

54 Der er­ken­nen­de Se­nat hat sich die­ser Auf­fas­sung bis­her nicht aus­drück­lich an­ge­schlos­sen. Auch im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren kann er of­fen­las­sen, ob und ge­ge­be­nen­falls un­ter wel­chen wei­te­ren zu­sätz­li­chen An­for­de­run­gen er der Recht­spre­chung fol­gen könn­te. Zu den­ken wä­re dar­an, die Be­rück­sich­ti­gungs­fä­hig­keit von Ko­hä­renz­si­che­rungs­maß­nah­men noch stär­ker zu kon­kre­ti­sie­ren. So könn­te es ge­bo­ten sein, an die Er­folgs­wahr­schein­lich­keit „qua­li­fi­zier­ter“ Ko­hä­renz­si­che­rungs­maß­nah­men die­sel­ben stren­gen Über­prü­fungs­maß­stä­be an­zu­le­gen, wie sie für Scha­dens­ver­mei­dungs­maß­nah­men gel­ten. Des Wei­te­ren spricht vie­les da­für, dass ei­ne Dop­pel­an­rech­nung ei­ner Maß­nah­me als das In­te­gri­täts­in­ter­es­se ver­min­dern­de und als ei­gent­li­che Ko­hä­renz­si­che­rungs­maß­nah­me ver­mie­den wer­den muss, was durch ent­spre­chen­de Kenn­zeich­nun­gen der un­ter­schied­li­chen Qua­li­tät der Ko­hä­renz­si­che­rungs­maß­nah­men zu be­le­gen wä­re. Die­se Fra­gen be­dür­fen al­ler­dings kei­ner ab­schlie­ßen­den Klä­rung - aus dem glei­chem Grund muss auch nicht über die vom Klä­ger an­ge­reg­te Vor­la­ge die­ser Fra­ge an den Ge­richts­hof ent­schie­den wer­den -, da es ent­ge­gen der An­nah­me im Ur­teil des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts in dem Er­gän­zungs- und Än­de­rungs­be­schluss vom 14. Ok­to­ber 2008 und dem Än­de­rungs­plan­fest­stel­lungs­be­sch­l­u­ss vom 17. Sep­tem­ber 2010 an aus­rei­chen­den, al­le be­trof­fe­nen Le­bens­raum­ty­pen er­fas­sen­den de­tail­lier­ten Dar­le­gun­gen fehlt, dass durch zeit- und ein­griffs­na­he Maß­nah­men das In­te­gri­täts­in­ter­es­se des Ge­bie­tes mit der er­for­der­li­chen ho­hen Er­folgs­wahr­schein­lich­keit ge­schützt wird. So wird zwar hin­sicht­lich des LRT 6510 im Er­gän­zungs- und Än­de­rungs­be­schluss vom 14. Ok­to­ber 2008 den Ko­hä­renz­si­che­rungs­maß­nah­men ei­ne „ho­he Wahr­schein­lich­keit“ der Wirk­sam­keit be­stä­tigt; auch dürf­te ein Teil der vor­ge­se­he­nen Maß­nah­men ein­griffs­nah vor­ge­se­hen sein. Für den LRT 3270 fehlt es aber an hin­rei­chen­den tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen durch das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt. Es ist we­der er­kenn­bar, dass die von ihm er­wähn­ten Maß­nah­men­flä­chen K 5 und K 6 ein­griffs­nah lie­gen, noch, dass die Maß­nah­men - Neu­an­la­ge des Le­bens­raum­typs - zeit­nah um­ge­setzt wer­den kön­nen und ih­rem Um­fang nach aus­rei­chend sind, um das Ge­wicht der Be­ein­träch­ti­gung des In­te­gri­täts­in­ter­es­ses zu ver­min­dern.

55 5. Ar­ten­schutz­recht
Die ar­ten­schutz­recht­li­che Be­hand­lung der be­trof­fe­nen Tier­ar­ten im an­ge­grif­fe­nen Ur­teil ist eben­falls nicht frei von Rechts­feh­lern.

56 Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat für die Lar­ven der Grü­nen Keil­jung­fer und des Dunk­len Wie­sen­knopf-Amei­sen­bläu­lings die Er­fül­lung des Tö­tungs­tat­be­stan­des des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG 2010 (§ 42 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG 2002) un­ter Rück­griff auf § 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG 2010 zu Un­recht für un­er­heb­lich er­klärt. Die­ser Feh­ler hat sich aber nicht aus­ge­wirkt; als ent­schei­dungs­er­heb­li­cher Feh­ler er­weist sich je­doch die Ver­nei­nung des Tö­tungs­tat­be­stan­des hin­sicht­lich der Ei­er der Grü­nen Keil­jung­fer (a). Das Ur­teil er­weist sich auch nicht als frei von Rechts­feh­lern, so­weit das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ei­ne Ver­wirk­li­chung des Stö­rungs­tat­be­stan­des (§ 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG 2010) in Be­zug auf die Feld­ler­che ver­neint hat (b). In Über­ein­stim­mung mit Bun­des­recht ste­hen die Aus­füh­run­gen des Be­ru­fungs­ur­teils, dass der Tat­be­stand des Stö­rungs­ver­bots (§ 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG 2010) nur er­füllt ist, wenn sich durch die Stö­rung der Er­hal­tungs­zu­stand der lo­ka­len Po­pu­la­ti­on ei­ner Art ver­schlech­tert (c). Glei­ches gilt für die Aus­füh­run­gen zur Funk­tio­na­li­täts­wah­rung (§ 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG 2010) im Zu­sam­men­hang mit dem Zer­stö­rungs­ver­bot gem. § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG 2010 (d). Nicht zu be­an­stan­den ist auch, dass das Ur­teil die ord­nungs­ge­mä­ße Er­fül­lung der Pflich­ten des § 15 BNatSchG 2010 auch hin­sicht­lich des Lar­val­ha­bi­tats der Grü­nen Keil­jung­fer fest­ge­stellt hat (e).

57 a) Zur Ver­nei­nung des Tö­tungs­tat­be­stan­des konn­te nicht auf § 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG 2010 zu­rück­ge­grif­fen wer­den, auch wenn die tat­be­stand­li­chen Vor­aus­set­zun­gen die­ser Vor­schrift er­füllt sein mö­gen. Denn die in § 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG 2010 ent­hal­te­ne Be­gren­zung des Tö­tungs­ver­bots fin­det kei­ne Ent­spre­chung in Art. 12 Abs. 1 Buchst. a FFH-RL (Ur­teil vom 14. Ju­li 2011 - BVer­wG 9 A 12.10 - BVer­w­GE 140, 149 = Buch­holz 406.400 § 61 BNatSchG 2002 Nr. 13, je­weils Rn. 119). Ein Ver­stoß ge­gen das ar­ten­schutz­recht­li­che Tö­tungs­ver­bot hat das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt gleich­wohl zu Recht ver­neint, weil die im Plan­fest­stel­lungs­be­schluss fest­ge­setz­ten Scha­dens­ver­mei­dungs­maß­nah­men das Tö­tungs­ri­si­ko durch bau­be­ding­te Maß­nah­men für die be­tref­fen­den Ar­ten auf das Ri­si­ko sen­ken, de­nen sie im all­ge­mei­nen Na­tur­ge­sche­hen stets aus­ge­setzt sind.

58 Der Se­nat geht in stän­di­ger Recht­spre­chung da­von aus, dass das Tö­tungs­ver­bot nicht er­füllt ist, wenn die be­triebs­be­ding­te Ge­fahr von Kol­li­sio­nen im Stra­ßen­ver­kehr un­ter Be­rück­sich­ti­gung der vor­ge­se­he­nen Scha­dens­ver­mei­dungs­maß­nah­men in­ner­halb des Ri­si­ko­be­reichs ver­bleibt, der mit ei­nem Ver­kehrs­weg im Na­tur­raum im­mer ver­bun­den ist, ver­gleich­bar dem Ri­si­ko, dem ein­zel­ne Ex­em­pla­re der je­wei­li­gen Art im Rah­men des all­ge­mei­nen Na­tur­ge­sche­hens stets aus­ge­setzt sind (Ur­tei­le vom 9. Ju­li 2008 - BVer­wG 9 A 14.07 - BVer­w­GE 131, 274 Rn. 91 und vom 27. Ju­ni 2013 - BVer­wG 4 C 1.12 - BVer­w­GE 147, 118 Rn. 11; ähn­lich Eu­GH, Ur­teil vom 20. Mai 2010 - Rs. C-308/08 - Slg. 2010, I-4281 Rn. 57 f.). Ei­ne ver­gleich­ba­re Ba­ga­tell­gren­ze gilt auch bei Maß­nah­men zur Er­rich­tung des Vor­ha­bens. Wird das bau­be­ding­te Tö­tungs­ri­si­ko durch Ver­mei­dungs­maß­nah­men be­reits bis zur Schwel­le des all­ge­mei­nen Le­bens­ri­si­kos, dem die In­di­vi­du­en der je­wei­li­gen Art oh­ne­hin un­ter­lie­gen, ge­senkt, kann nach dem Maß­stab prak­ti­scher Ver­nunft kei­ne wei­ter­ge­hen­de ar­ten­schutz­recht­li­che Ver­ant­wort­lich­keit be­stehen (vgl. Ur­tei­le vom 8. Ja­nu­ar 2014 - BVer­wG 9 A 4.13 - ju­ris Rn. 99 <zur Ver­öf­fent­li­chung in BVer­w­GE vor­ge­se­hen> und vom 9. Ju­li 2008 a.a.O. Rn. 57 f. zur Be­stands­auf­nah­me). Da­nach ist das Tö­tungs­ver­bot hier nicht er­füllt.

59 Hin­sicht­lich des Dunk­len Wie­sen­knopf-Amei­sen­bläu­lings hat das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt fest­ge­stellt, dass sich die Fal­ter im Bau­stel­len­be­reich nicht auf­hal­ten wer­den, weil die Wirts­pflan­ze Gro­ßer Wie­sen­knopf durch die be­auf­lag­te Vor­sor­ge­mahd kei­ne Blü­ten aus­bil­det (Be­ru­fungs­ur­teil Rn. 567). In Be­zug auf die Grü­ne Keil­jung­fer füh­ren die im Än­de­rungs­plan­fest­stel­lungs­be­sch­l­u­ss vom 17. Sep­tem­ber 2010 fest­ge­setz­ten Scha­dens­ver­mei­dungs­maß­nah­men nach den nicht mit Ver­fah­rens­rü­gen an­ge­grif­fe­nen, für das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt ge­mäß § 137 Abs. 2 Vw­GO bin­den­den tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts (a.a.O. Rn. 585 ff.) da­zu, dass durch das Auf­rau­hen des Se­di­ments die im Ein­griffs­be­reich vor­kom­men­den Lar­ven durch Ver­wir­be­lun­gen ab­drif­ten bzw. aus dem Bag­ger­ma­te­ri­al her­aus­ge­spült wer­den. Der Än­de­rungs­plan­fest­stel­lungs­be­sch­l­u­ss er­läu­tert das da­mit ver­bun­de­ne Ri­si­ko für die Lar­ven da­hin, dass be­reits der von Boo­ten (ins­be­son­de­re Frei­zeit­boo­ten) ver­ur­sach­te Wel­len­schlag ein be­deut­sa­me­res Ri­si­ko dar­stel­le. An­ge­sichts des­sen ist mit den Aus­bag­ge­rungs­ar­bei­ten kein hö­he­res Tö­tungs­ri­si­ko ver­bun­den, als es für ein­zel­ne Tie­re die­ser Art auch sonst be­steht (vgl. Ur­tei­le vom 8. Ja­nu­ar 2014 a.a.O. und vom 14. Ju­li 2011 a.a.O. Rn. 123, 127 <in­so­weit nicht ab­ge­druckt in BVer­w­GE 140, 149>).

60 Ent­spre­chen­de Fest­stel­lun­gen für die eben­falls ge­schütz­ten und im Se­di­ment über­win­tern­den Ei­er der Grü­nen Keil­jung­fer las­sen sich da­ge­gen auf der Grund­la­ge der tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts nicht tref­fen. Dar­auf, dass das Aus­bag­gern von Se­di­ment und des­sen Ab­la­ge­rung nicht zum all­ge­mei­nen Le­bens­ri­si­ko der Ei­er zählt und auch nicht mit dem sons­ti­gen Na­tur­ge­sche­hen ver­gleich­bar ist, weist der Klä­ger zu­tref­fend hin. Da die vom Ober­ver­wal­tungs­ge­richt zu den Be­ein­träch­ti­gun­gen der Ei­er der Grü­nen Keil­jung­fer ge­trof­fe­nen tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen nicht rei­chen, um die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner ob­jek­ti­ven Aus­nah­me­la­ge zu prü­fen, kann die Recht­mä­ßig­keit auch nicht auf die­se Wei­se fest­ge­stellt wer­den.

61 b) Hin­sicht­lich der Feld­ler­che fehlt es an aus­rei­chen­den tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen für die An­nah­me des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts, der Stö­rungs­tat­be­stand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG 2010 sei zu ver­nei­nen, weil den von den Lär­maus­wir­kun­gen des ge­plan­ten Vor­ha­bens be­trof­fe­nen Vö­geln die­ser Art ei­ne Ver­schie­bung des Re­vier­mit­tel­punk­tes oh­ne Wei­te­res mög­lich sei. Aus den Ur­teils­grün­den wird schon nicht deut­lich, wie vie­le Re­vie­re in wel­chem Ab­stand und in wel­chem Um­fang durch den Lärm des neu­en Stra­ßen­zu­ges be­ein­träch­tigt wer­den. Eben­so we­nig fin­den sich An­ga­ben dar­über, ob der Na­tur­raum in der un­mit­tel­ba­ren Um­ge­bung ge­nü­gend ge­eig­ne­te Flä­chen für ei­ne Re­vier­ver­schie­bung bie­tet. Auch ist ei­ne Re­vier­ver­schie­bung oh­ne Wei­te­res nur mög­lich, wenn die an­gren­zen­de Um­ge­bung nicht schon von Feld­ler­chen be­setzt ist.

62 c) In Über­ein­stim­mung mit Bun­des­recht geht das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt da­ge­gen da­von aus, dass der Tat­be­stand des Stö­rungs­ver­bots (§ 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG 2010) nur er­füllt ist, wenn sich durch die Stö­rung der Er­hal­tungs­zu­stand der lo­ka­len Po­pu­la­ti­on ei­ner Art ver­schlech­tert (stRspr; vgl. zu­letzt Ur­tei­le vom 28. März 2013 - BVer­wG 9 A 22.11 - BVer­w­GE 146, 145 Rn. 118 und vom 12. März 2008 - BVer­wG 9 A 3.06 - BVer­w­GE 130, 299 Rn. 258). Die in § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG 2010 zum Aus­druck kom­men­de po­pu­la­ti­ons­be­zo­ge­ne Be­stim­mung der Er­heb­lich­keits­schwel­le steht mit Art. 12 Abs. 1 Buchst. b FFH-RL und Art. 5 Buchst. d) VRL im Ein­klang, die bei­de ei­nen art- bzw. po­pu­la­ti­ons­be­zo­ge­nen Schutz­an­satz ver­fol­gen (vgl. Ur­tei­le vom 21. Ju­ni 2006 - BVer­wG 9 A 28.05 - BVer­w­GE 126, 166 Rn. 44, vom 12. März 2008 a.a.O. Rn. 237 und vom 9. Ju­li 2008 a.a.O. Rn. 104). Die Kri­tik des Klä­gers an die­ser im Üb­ri­gen von der Kom­mis­si­on ge­teil­ten Auf­fas­sung (vgl. Leit­fa­den zum stren­gen Schutz­sys­tem für Tier­ar­ten von ge­mein­schaft­li­chen In­ter­es­se im Rah­men der FFH-Richt­li­nie 92/43/EWG von Fe­bru­ar 2007, Kap. II 3.2.a Rn. 39, S. 42) über­zeugt nicht. Der Po­pu­la­ti­ons­be­zug er­gibt sich mit hin­rei­chen­der Deut­lich­keit aus dem Wort­laut der Richt­li­ni­en­vor­schrif­ten selbst. So­weit sich der Klä­ger un­ter Be­zug­nah­me auf Art. 15 FFH-RL ge­gen die­ses Wort­laut­ar­gu­ment wen­det, kann er es nicht ent­kräf­ten. Zwar stellt Art. 15 FFH-RL „in Be­zug auf den Fang oder das Tö­ten der in An­hang V Buchst. a) ge­nann­ten wild­le­ben­den Tier­ar­ten“ ent­ge­gen dem Wort­laut eben­falls auf In­di­vi­du­en ab. Doch ist der In­di­vi­du­en­be­zug hier of­fen­sicht­lich durch die Ver­wei­sung in Art. 12 Abs. 1 Buchst. a FFH-RL auf „Ex­em­pla­re die­ser Ar­ten“ ge­ge­ben. Im Üb­ri­gen gilt für Art. 12 Abs. 1 FFH-RL und Art. 5 VRL hin­ge­gen die im Wort­laut der un­ter­schied­li­chen Tat­be­stän­de zum Aus­druck kom­men­de Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen Ver­bots­tat­be­stän­den, die ei­nen Po­pu­la­ti­ons­be­zug auf­wei­sen, und sol­chen, die strikt in­di­vi­du­en­be­zo­gen sind. Der Vor­la­ge an den Ge­richts­hof be­darf es an­ge­sichts der Ein­deu­tig­keit des Be­fun­des nicht.

63 Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat auch nicht den Be­griff der lo­ka­len Po­pu­la­ti­on un­zu­tref­fend aus­ge­legt. So­weit es ei­ne er­heb­li­che Be­ein­träch­ti­gung der Po­pu­la­ti­on der Grü­nen Keil­jung­fer des­halb ver­neint, weil die Be­ein­träch­ti­gung auf ei­nem ver­hält­nis­mä­ßig kur­zen Stück des Ufers „el­be­weit kom­pen­siert wer­den kann“ hat es nicht das ge­sam­te 120 km lan­ge FFH-Ge­biet als das Ge­biet der lo­ka­len Po­pu­la­ti­on an­ge­se­hen, son­dern er­kenn­bar nur zum Aus­druck brin­gen wol­len, dass die Grü­ne Keil­jung­fer oh­ne Wei­te­res in an­gren­zen­de Ha­bi­ta­te aus­wei­chen kann und dort - wie an der ge­sam­ten El­be - gu­te Be­din­gun­gen vor­fin­det, so dass die lo­ka­le Po­pu­la­ti­on im Sin­ne der im un­mit­tel­ba­ren Um­feld des Brü­cken­bau­werks be­find­li­chen Po­pu­la­ti­on kei­ne Ver­schlech­te­rung ih­res Zu­stan­des er­fährt.

64 d) Das gilt auch für die Fra­ge, ob § 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG 2010 - so­weit er sich auf den Zer­stö­rungs­tat­be­stand (§ 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG 2010) be­zieht - mit Uni­ons­recht ver­ein­bar ist. Der Se­nat hat sich mit der vom Klä­ger im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren vor­ge­brach­ten Kri­tik an sei­ner Recht­spre­chung be­reits in dem Ur­teil vom 14. Ju­li 2011 - BVer­wG 9 A 12.10 - (BVer­w­GE 140, 149 Rn. 140, vgl. auch schon Ur­teil vom 18. März 2009 - BVer­wG 9 A 39.07 - BVer­w­GE 133, 239 Rn. 69 f.) aus­ein­an­der­ge­setzt. Der Se­nat hat dort aus­ge­führt, dass bei ei­ner den Sinn und Zweck der FFH-Richt­li­nie be­ach­ten­den, von der Eu­ro­päi­schen Kom­mis­si­on aus­drück­lich emp­foh­le­nen Aus­le­gung die Ge­samt­heit meh­re­rer im Dienst ei­ner Funk­ti­on ste­hen­den Plät­ze, so­fern die­se im räum­li­chen Zu­sam­men­hang ei­nen Ver­bund bil­den, die durch Art. 12 Abs. 1 Buchst. d FFH-RL ge­schütz­te Le­bens­stät­te dar­stellt. Die­ses Ver­ständ­nis ist dem Um­stand ge­schul­det, dass es sich bei der Ab­gren­zung der Le­bens­stät­te im kon­kre­ten Fall um ei­ne in ers­ter Li­nie na­tur­schutz­fach­li­che Fra­ge han­delt, die je nach den Ver­hal­tens­wei­sen der ver­schie­de­nen Ar­ten un­ter­schied­lich be­ant­wor­tet wer­den kann. Der Vor­trag des Klä­gers gibt kei­nen An­lass, von die­ser Recht­spre­chung ab­zu­wei­chen. Zwar trifft es zu, dass § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG 2010 ei­nen en­ge­ren Le­bens­stät­ten­be­griff zu­grun­de legt, der nicht den Ver­bund, son­dern des­sen ein­zel­ne Be­stand­tei­le als Fort­pflan­zungs- oder Ru­he­stät­te be­greift. Durch die tat­be­stand­li­che Er­gän­zung in § 44 Abs. 5 Satz 2 und 3 BNatSchG 2010, der auf den Er­halt der Funk­ti­on ab­stellt, wird aber für „Ver­bund­fäl­le“ die Kon­gru­enz mit der uni­ons­recht­li­chen Re­ge­lung her­ge­stellt. Das reicht aus. Uni­ons­recht­li­che Richt­li­ni­en las­sen dem na­tio­na­len Ge­setz­ge­ber Spiel­räu­me für die Um­set­zung; die­se sind ge­wahrt, wenn - wie in den „Ver­bund­fäl­len“ - der uni­ons­recht­lich ver­bürg­te Schutz­stan­dard durch die mit­glied­staat­li­che Re­ge­lung ge­si­chert wird.

65 e) Oh­ne Ver­stoß ge­gen Bun­des­recht hat das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt die ord­nungs­ge­mä­ße Er­fül­lung der Pflich­ten des § 15 BNatSchG 2010 auch hin­sicht­lich des Lar­val­ha­bi­tats der Grü­nen Keil­jung­fer fest­ge­stellt. Zwar ist rich­tig, dass der Se­nat in sei­nem Ur­teil vom 14. Ju­li 2011 (a.a.O. Rn. 117) ent­schie­den hat, dass die pri­vi­le­gie­ren­den Re­ge­lun­gen des § 44 Abs. 5 Satz 2 und 3 BNatSchG 2010 nur auf nach § 15 BNatSchG 2010 zu­läs­si­ge Ein­grif­fe in Na­tur- und Land­schaft an­wend­bar sind. Als Ein­griff in die­sem Sin­ne ist nicht die kon­kre­te Be­ein­träch­ti­gung, son­dern nach dem ein­deu­ti­gen, zwi­schen Ein­griff und Be­ein­träch­ti­gung un­ter­schei­den­den Wort­laut der Le­gal­de­fi­ni­ti­on des § 14 Abs. 1 BNatSchG 2010 die Ver­än­de­rung der Ge­stalt oder Nut­zung von Grund­flä­chen als Gan­zes zu ver­ste­hen. Im Fall ei­nes auf Grund­flä­chen zu­grei­fen­den Plan­vor­ha­bens ist da­nach die­ses Vor­ha­ben selbst und nicht je­de sei­ner ein­zel­nen Ein­wir­kun­gen auf den Na­tur­haus­halt als Ein­griff zu qua­li­fi­zie­ren. Das hat zur Kon­se­quenz, dass Ge­gen­stand der Zu­läs­sig­keits­be­ur­tei­lung das Vor­ha­ben und nicht die ein­zel­ne Be­ein­träch­ti­gung ist. Führt das Vor­ha­ben in be­stimm­ter Hin­sicht zu Be­ein­träch­ti­gun­gen, die den Vor­ga­ben der Ein­griffs­re­ge­lung wi­der­spre­chen, so ist der Ein­griff un­zu­läs­sig mit der Fol­ge, dass auch an­de­ren von ihm aus­ge­hen­den Be­ein­träch­ti­gun­gen die Pri­vi­le­gie­rung des § 44 Abs. 5 Satz 2 und 3 BNatSchG 2010 ver­wehrt bleibt. Dies gilt je­doch nicht, wenn we­der im ha­bi­tat­recht­li­chen noch im ar­ten­schutz­recht­li­chen Sinn - und sei es un­ter In­an­spruch­nah­me des § 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG 2010 - für ei­ne Art ei­ne er­heb­li­che Be­ein­träch­ti­gung vor­liegt. Sind die Vor­aus­set­zun­gen des § 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG 2010 er­füllt, fehlt es schon tat­be­stand­lich an ei­nem Ver­bots­tat­be­stand und da­mit auch in­so­weit an ei­nem Ein­griff, der An­knüp­fungs­punkt für et­wai­ge Ver­pflich­tun­gen nach § 15 BNatSchG 2010 ist.