Ver­fah­rens­in­for­ma­ti­on

Der Klä­ger wen­det sich ge­gen sei­ne Her­an­zie­hung zu Rund­funk­ge­büh­ren für ei­nen Rech­ner (Per­so­nal­com­pu­ter - PC -) mit In­ter­net­zu­gang. Er ist selb­stän­di­ger Rechts­an­walt. Für sei­nen Kanz­lei­be­trieb setzt er ei­nen PC ein, der ei­nen In­ter­net­zu­gang über ei­nen DSL-An­schluss be­sitzt. Über das In­ter­net hat er die tech­ni­sche Mög­lich­keit mit dem PC das ak­tu­el­le Hör­funk­pro­gramm des be­klag­ten Süd­west­rund­funks (SWR) und an­de­rer öf­fent­lich-recht­li­cher Rund­funk­an­stal­ten so­wie ver­schie­de­ner Pri­vat­sen­der zu emp­fan­gen. Die von den öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk­an­stal­ten aus­ge­strahl­ten Fern­seh­pro­gram­me wur­den hin­ge­gen im Zeit­punkt des Be­ru­fungs­ur­teils nur zu ei­nem klei­nen Teil zeit­gleich über das In­ter­net über­tra­gen. Nach sei­nen An­ga­ben nutzt der Klä­ger den PC mit In­ter­net­zu­gang nicht zum Emp­fang von Rund­funk­sen­dun­gen, son­dern al­lein zu Schreib­ar­bei­ten und be­ruf­lich be­ding­ten Re­cher­chen. Das OVG Ko­blenz hat - un­ter Auf­he­bung des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils - die Kla­ge ab­ge­wie­sen.


Pres­se­mit­tei­lung Nr. 93/2010 vom 27.10.2010

Rund­funk­ge­büh­ren­pflicht für in­ter­net­fä­hi­ge PC

Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt in Leip­zig hat heu­te in drei Fäl­len ent­schie­den, dass für in­ter­net­fä­hi­ge PC Rund­funk­ge­büh­ren zu zah­len sind.


Die Rund­funk­an­stal­ten hal­ten die Be­sit­zer von in­ter­net­fä­hi­gen PC für ge­büh­ren­pflich­tig, weil sich mit die­sen Ge­rä­ten Sen­dun­gen emp­fan­gen las­sen, die mit sog. Live­stream in das In­ter­net ein­ge­speist wer­den. Im Rah­men der Zweit­ge­rä­te-Be­frei­ung wird die Rund­funk­ge­bühr al­ler­dings nicht ver­langt, wenn der Be­sit­zer be­reits über ein an­ge­mel­de­tes her­kömm­li­ches Rund­funk­ge­rät in der­sel­ben Woh­nung oder dem­sel­ben Be­trieb ver­fügt. Die Klä­ger wa­ren zwei Rechts­an­wäl­te und ein Stu­dent, die in ih­ren Bü­ros bzw. in der Woh­nung kein an­ge­mel­de­tes Rund­funk­ge­rät be­reit hiel­ten, aber dort je­weils in­ter­net­fä­hi­ge PC be­sa­ßen.


Der 6. Se­nat hat die Re­vi­sio­nen der drei Klä­ger ge­gen ab­schlä­gi­ge Ur­tei­le der Vor­in­stan­zen zu­rück­ge­wie­sen: Bei in­ter­net­fä­hi­gen PC han­delt es sich um Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te i.S.d. Rund­funk­ge­büh­ren­staats­ver­trags. Für die Ge­büh­ren­pflicht kommt es nach des­sen Re­ge­lun­gen le­dig­lich dar­auf an, ob die Ge­rä­te zum Emp­fang be­reit ge­hal­ten wer­den, nicht aber dar­auf, ob der In­ha­ber tat­säch­lich Ra­dio- bzw. Fern­seh­sen­dun­gen mit dem Rech­ner emp­fängt. Eben­so we­nig ist es er­heb­lich, ob der PC mit dem In­ter­net ver­bun­den ist, wenn er tech­nisch nur über­haupt da­zu in der La­ge ist.


Die­se sich aus dem Rund­funk­ge­büh­ren­staats­ver­trag er­ge­ben­de Rechts­la­ge ver­stö­ßt auch nicht ge­gen hö­her­ran­gi­ges Recht. Ins­be­son­de­re ver­letzt sie nicht in rechts­wid­ri­ger Wei­se die Rech­te der Klä­ger auf Frei­heit der In­for­ma­ti­on (Art. 5 Abs. 1 GG) und der Be­rufs­aus­übung (Art. 12 Abs. 1 GG) oder den Gleich­be­hand­lungs­grund­satz (Art. 3 Abs. 1 GG).


Zwar greift die Er­he­bung von Rund­funk­ge­büh­ren für in­ter­net­fä­hi­ge PC in die Grund­rech­te der Klä­ger aus Art. 5 Abs. 1 und 12 Abs. 1 GG ein, in­dem sie die Rund­funk­ge­büh­ren­pflicht an die - je­den­falls auch - be­ruf­li­chen und in­for­ma­to­ri­schen Zwe­cken die­nen­de Nut­zung oder auch nur den Be­sitz der Rech­ner knüpft. Die­ser Ein­griff ist je­doch ge­recht­fer­tigt durch die - eben­falls ver­fas­sungs­recht­lich be­grün­de­te - Fi­nan­zie­rungs­funk­ti­on der Rund­funk­ge­büh­ren für die öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk­an­stal­ten. Der Ein­griff ist auch nicht un­ver­hält­nis­mä­ßig, son­dern von der Ty­pi­sie­rungs­be­fug­nis des Ge­büh­ren­ge­setz­ge­bers ge­deckt.


Der Gleich­be­hand­lungs­grund­satz wird vom Rund­funk­ge­büh­ren­staats­ver­trag eben­falls nicht ver­letzt. Zwar wer­den in­so­fern un­glei­che Sach­ver­hal­te gleich be­han­delt, als die her­kömm­li­chen mo­no­funk­tio­na­len Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te mit den mul­ti­funk­tio­na­len in­ter­net­fä­hi­gen PC ge­büh­ren­recht­lich gleich be­han­delt wer­den. Ent­schei­dend für die Ge­büh­ren­er­he­bung ist je­doch nicht die tech­ni­sche Un­ter­schied­lich­keit der Emp­fangs­ge­rä­te, son­dern die glei­che Mög­lich­keit zum Emp­fang von Rund­funk­sen­dun­gen durch die­se ver­schie­den­ar­ti­gen Ge­rä­te.


Der Gleich­heits­satz des Art. 3 Abs. 1 GG ver­langt für das Ab­ga­ben­recht, dass die Ge­büh­ren­pflich­ti­gen durch ein Ge­büh­ren­ge­setz recht­lich und tat­säch­lich gleich be­las­tet wer­den. Wird die Gleich­heit im Be­las­tungs­er­folg durch die recht­li­che Ge­stal­tung des Er­he­bungs­ver­fah­rens prin­zi­pi­ell ver­fehlt, kann dies die Ver­fas­sungs­wid­rig­keit der ge­setz­li­chen Ge­büh­ren­grund­la­ge nach sich zie­hen. Die Rund­funk­an­stal­ten kön­nen an der Ge­büh­ren­pflich­tig­keit von in­ter­net­fä­hi­gen PC da­her auf Dau­er nur fest­hal­ten, wenn die­se sich auch tat­säch­lich durch­set­zen lässt. In­so­weit wird der Ge­setz­ge­ber die Ent­wick­lung zu be­ob­ach­ten ha­ben.


BVer­wG 6 C 12.09 - Ur­teil vom 27.10.2010

Vor­in­stan­zen:

OVG Ko­blenz, OVG 7 A 10959/08 - Ur­teil vom 12.03.2009 -

VG Ko­blenz, VG 1 K 496/08.​KO - Ur­teil vom 15.07.2008 -

BVer­wG 6 C 17.09 - Ur­teil vom 27.10.2010

Vor­in­stan­zen:

OVG Müns­ter, OVG 8 A 732/09 - Ur­teil vom 26.05.2009 -

VG Müns­ter, VG 7 K 744/08 - Ur­teil vom 27.02.2009 -

BVer­wG 6 C 21.09 - Ur­teil vom 27.10.2010

Vor­in­stan­zen:

VGH Mün­chen, VGH 7 B 08.2922 - Ur­teil vom 19.05.2009 -

VG Ans­bach, VG AN 5 K 08.00348 - Ur­teil vom 10.07.2008 -


Ur­teil vom 27.10.2010 -
BVer­wG 6 C 12.09ECLI:DE:BVer­wG:2010:271010U6C12.09.0

Leit­sät­ze:

1. In­ter­net­fä­hi­ge PC sind Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te i.S.d. § 1 Abs. 1 Satz 1 RGebStV.

2. Der Tat­be­stand des Be­reit­hal­tens ei­nes Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­tes zum Emp­fang in § 2 Abs. 2 Satz 1 RGebStV knüpft nicht an die tat­säch­li­che Ver­wen­dung des Ge­rä­tes durch den Nut­zer an, son­dern stellt le­dig­lich auf die Eig­nung des Ge­rä­tes zum Emp­fang von Rund­funk­dar­bie­tun­gen ab. In die­sem Sin­ne ge­eig­net ist ein Ge­rät schon dann, wenn mit ihm oh­ne be­son­de­ren tech­ni­schen Auf­wand Rund­funk­dar­bie­tun­gen emp­fan­gen wer­den kön­nen.

3. Die Er­he­bung ei­ner Rund­funk­ge­bühr an­knüp­fend an den Be­sitz ei­nes in­ter­net­fä­hi­gen PC stellt kei­nen ver­fas­sungs­wid­ri­gen Ein­griff in das Recht auf In­for­ma­ti­ons­frei­heit aus Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG dar.

4. Der all­ge­mei­ne Gleich­be­hand­lungs­grund­satz aus Art. 3 Abs. 1 GG wird durch die Er­he­bung von Rund­funk­ge­büh­ren für in­ter­net­fä­hi­ge PC nach der der­zei­ti­gen Er­he­bungs­pra­xis nicht ver­letzt.

  • Rechts­quel­len
  • Zi­tier­vor­schlag

Ur­teil

BVer­wG 6 C 12.09

  • OVG Ko­blenz - 12.03.2009 - AZ: OVG 7 A 10959/08 -
  • OVG Rhein­land-Pfalz - 12.03.2009 - AZ: OVG 7 A 10959/08.​OVG

In der Ver­wal­tungs­streit­sa­che hat der 6. Se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 20. Ok­to­ber 2010
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Neu­mann
und die Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Bü­ge, Dr. Grau­lich, Dr. Bier
und Dr. Möl­ler
am 27. Ok­to­ber 2010 für Recht er­kannt:

  1. Die Re­vi­si­on des Klä­gers ge­gen das Ur­teil des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts Rhein­land-Pfalz vom 12. März 2009 wird zu­rück­ge­wie­sen.
  2. Der Klä­ger trägt die Kos­ten des Re­vi­si­ons­ver­fah­rens.

Grün­de

I

1 Der Klä­ger wen­det sich ge­gen sei­ne Her­an­zie­hung zu Rund­funk­ge­büh­ren für ei­nen Per­so­nal­com­pu­ter (PC) mit In­ter­net­zu­gang. Ei­nen sol­chen nutzt er als selb­stän­di­ger Rechts­an­walt für sei­nen Kanz­lei­be­trieb. Nach ei­ge­nen An­ga­ben ver­wen­det er den PC aus­schlie­ß­lich für Schreib­ar­bei­ten und be­ruf­lich be­ding­te Re­cher­chen, ins­be­son­de­re in Recht­spre­chungs­da­ten­ban­ken, so­wie zur elek­tro­ni­schen Ab­ga­be der Um­satz­steu­er­vor­anmel­dung, nicht aber zum Emp­fang von Rund­funk­sen­dun­gen.

2 Im Ja­nu­ar 2007 mel­de­te der Klä­ger den PC bei der Ge­büh­ren­ein­zugs­zen­tra­le der öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk­an­stal­ten an und er­klär­te, in sei­ner Kanz­lei über an­de­re Ge­rä­te, mit de­nen Rund­funk­sen­dun­gen emp­fan­gen wer­den könn­ten, nicht zu ver­fü­gen. Mit Be­schei­den vom 3. Au­gust und 2. Sep­tem­ber 2007 zog ihn der Be­klag­te un­ter an­de­rem für die Mo­na­te März bis Ju­ni 2007 zu rück­stän­di­gen Rund­funk­ge­büh­ren in Hö­he von 5,52 € pro Mo­nat her­an. Nach Zu­rück­wei­sung sei­ner da­ge­gen ein­ge­leg­ten Wi­der­sprü­che (Wi­der­spruchs­be­scheid vom 15. März 2008) hat der Klä­ger Kla­ge vor dem Ver­wal­tungs­ge­richt Ko­blenz er­ho­ben. Mit Ur­teil vom 15. Ju­li 2008 hat das Ver­wal­tungs­ge­richt die an­ge­foch­te­nen Be­schei­de auf­ge­ho­ben.

3 Auf die Be­ru­fung des Be­klag­ten hat das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt Rhein­land-Pfalz mit Ur­teil vom 12. März 2009 die Kla­ge un­ter Ab­än­de­rung des ver­wal­tungs­ge­richt­li­chen Ur­teils ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es u.a. aus­ge­führt, Rechts­grund­la­ge der Rund­funk­ge­büh­ren­pflicht für den Zeit­raum März bis Ju­ni 2007 sei § 2 Abs. 2 Satz 1 des Rund­funk­ge­büh­ren­staats­ver­trags (RGebStV) in der Fas­sung des Neun­ten Rund­funk­än­de­rungs­staats­ver­trags. Der in der Kanz­lei des Klä­gers ein­ge­setz­te PC mit In­ter­net­zu­gang sei zur nicht zeit­ver­setz­ten Hör- oder Sicht­bar­ma­chung von Rund­funk­dar­bie­tun­gen ge­eig­net und dem­nach ein Rund­funk­emp­fangs­ge­rät i.S.v. § 1 Abs. 1 Satz 1 RGebStV. Der Klä­ger hal­te den Rech­ner auch zum Emp­fang be­reit, weil er da­mit oh­ne be­son­de­ren zu­sätz­li­chen tech­ni­schen Auf­wand Rund­funk­dar­bie­tun­gen, näm­lich je­den­falls das ak­tu­el­le Hör­funk­pro­gramm der öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk­an­stal­ten und zahl­rei­cher Pri­vat­sen­der, emp­fan­gen kön­ne. Für die An­nah­me, dass Rech­ner, mit de­nen über das In­ter­net an­ge­bo­te­ne Rund­funk­pro­gram­me emp­fan­gen wer­den könn­ten, zum Emp­fang be­reit­ge­hal­ten wür­den und von der Rund­funk­ge­büh­ren­pflicht um­fasst sei­en, sprä­chen ne­ben dem Wort­laut der Le­gal­de­fi­ni­ti­on in § 1 Abs. 2 Satz 2 RGebStV vor al­lem die Ent­ste­hungs­ge­schich­te der Ge­büh­ren­re­ge­lung so­wie der Zu­sam­men­hang mit an­de­ren Vor­schrif­ten des Rund­funk­ge­büh­ren­staats­ver­trags, na­ment­lich mit § 5 Abs. 3 RGebStV und § 12 Abs. 2 RGebStV. Bei ei­nem in­ter­net­fä­hi­gen PC han­de­le es sich zwar um ein mul­ti­funk­tio­na­les Ge­rät. Gleich­wohl be­stehe aber ob­jek­tiv ei­ne Ver­mu­tung für den Rund­funk­emp­fang. Dies lie­ge im pri­va­ten Be­reich auf der Hand, gel­te für den nicht pri­va­ten (ge­schäft­li­chen) Be­reich je­doch glei­cher­ma­ßen.

4 Die ein­schlä­gi­gen Re­ge­lun­gen des Rund­funk­ge­büh­ren­staats­ver­trags sei­en mit dem rechts­staat­li­chen Be­stimmt­heits­ge­bot (Art. 20 Abs. 3 GG) ver­ein­bar. Auch die durch Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG ge­währ­leis­te­te In­for­ma­ti­ons­frei­heit sei nicht ver­letzt. So­fern die Ge­büh­ren­pflicht über­haupt den Schutz­be­reich die­ses Grund­rechts und nicht nur die all­ge­mei­ne Hand­lungs­frei­heit (Art. 2 Abs. 1 GG) be­rüh­re, sei der Ein­griff in je­dem Fall ver­fas­sungs­recht­lich ge­recht­fer­tigt. Die Er­stre­ckung der Ge­büh­ren­pflicht auf neu­ar­ti­ge Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te wie Rech­ner mit In­ter­net­zu­gang zie­le dar­auf, ei­ne an­dern­falls dro­hen­de „Flucht aus der Rund­funk­ge­bühr“ zu ver­hin­dern. Be­stün­de die Mög­lich­keit ei­nes ge­büh­ren­frei­en Rund­funk­emp­fangs, ge­rie­ten die ge­sam­te Fi­nanz­aus­stat­tung des öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funks und die ihm ob­lie­gen­de Er­fül­lung sei­nes Grund­ver­sor­gungs­auf­trags in Ge­fahr. Schlie­ß­lich sei auch ein Ver­stoß ge­gen den all­ge­mei­nen Gleich­heits­satz des Art. 3 Abs. 1 GG nicht zu er­ken­nen. Un­ter Gleich­heits­ge­sichts­punk­ten sei es nicht zu be­an­stan­den, dass zur Rund­funk­ge­bühr je­der her­an­ge­zo­gen wer­de, der sich durch Be­reit­hal­tung ei­nes Emp­fangs­ge­räts die Nut­zungs­mög­lich­keit ver­schafft ha­be. Für ein dem Ge­setz­ge­ber zu­re­chen­ba­res struk­tu­rel­les Voll­zugs­de­fi­zit, das mit Art. 3 Abs. 1 GG nicht zu ver­ein­ba­ren wä­re, ge­be es kei­ne hin­rei­chen­den An­halts­punk­te.

5 So­weit sich die Kla­ge ge­gen die Er­he­bung von Rund­funk­ge­büh­ren für den Zeit­raum März bis Ju­ni 2007 rich­tet, hat das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt die Re­vi­si­on zu­ge­las­sen. Zur Be­grün­dung sei­ner in­so­weit ein­ge­leg­ten Re­vi­si­on macht der Klä­ger gel­tend:

6 Das Ur­teil lei­de an ei­nem Ver­fah­rens­feh­ler. Es sei un­ter Ver­let­zung von § 108 Vw­GO er­gan­gen, in­dem das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt da­von aus­ge­gan­gen sei, dass we­gen der mit ei­nem fi­nan­zi­el­len Vor­teil er­fah­rungs­ge­mäß ver­bun­de­nen An­reiz- und Len­kungs­wir­kung ein er­heb­li­cher Teil der Rund­funk­teil­neh­mer vor­han­de­ne her­kömm­li­che mo­no­funk­tio­na­le Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te ab­schaf­fen oder zu­min­dest künf­tig nicht mehr an­schaf­fen und statt­des­sen zum Rund­funk­emp­fang auf mul­ti­funk­tio­na­le Ge­rä­te wie Rech­ner mit In­ter­net­zu­gang um­stei­gen wer­de, wenn nur für ers­te­re, nicht aber für letz­te­re Rund­funk­ge­büh­ren er­ho­ben wür­den. Die­se pro­gnos­ti­zier­te Än­de­rung des Nut­zungs­ver­hal­tens der Rund­funk­teil­neh­mer kön­ne sich man­gels his­to­ri­schen Vor­bilds nicht auf ei­nen all­ge­mei­nen Er­fah­rungs­satz stüt­zen. Ha­be das Be­ru­fungs­ge­richt kei­nen all­ge­mei­nen, son­dern ei­nen spe­zi­el­len Er­fah­rungs­satz auf­stel­len wol­len, so ha­be es ver­säumt, in sei­nem Ur­teil die Quel­len die­ser Er­fah­rung of­fen­zu­le­gen und zum Ge­gen­stand der münd­li­chen Ver­hand­lung zu ma­chen. Auch dass der An­reiz ei­nes fi­nan­zi­el­len Vor­teils zu ei­ner ent­spre­chen­den Ver­hal­tens­len­kung füh­re, sei in die­ser All­ge­mein­heit nicht zu­tref­fend. Ne­ben fi­nan­zi­el­len As­pek­ten sei­en in vie­len Le­bens­be­rei­chen bei­spiels­wei­se Kom­fort und Qua­li­tät ma­ß­geb­li­che Hand­lungs­kri­te­ri­en. Zwar sei die An­nah­me des Ge­richts, dass über­haupt Rund­funk­teil­neh­mer auf ge­büh­ren­frei­en In­ter­net­emp­fang um­stei­gen wür­den, un­mit­tel­bar ein­leuch­tend, nicht je­doch die wei­te­re The­se, dass dies in ei­nem das ge­sam­te Fi­nan­zie­rungs­sys­tem des öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funks ge­fähr­den­den Aus­maß ge­sche­hen wer­de. So sei bis zum Ab­lauf des Ge­büh­ren­mo­ra­to­ri­ums für in­ter­net­fä­hi­ge Rech­ner am 31. De­zem­ber 2006 ei­ne „Flucht aus der Rund­funk­ge­bühr“ in ei­nem der­ar­ti­gen Um­fang nicht fest­zu­stel­len ge­we­sen. Fer­ner be­wer­te die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung nicht die ge­gen­läu­fig wir­ken­den Nach­tei­le, die ein voll­stän­di­ger Ver­zicht auf her­kömm­li­che Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te mit sich brin­ge. Die Ge­fahr der „Flucht aus der Rund­funk­ge­bühr“ wer­de zu­dem da­durch ge­min­dert, dass ei­ne sol­che Ten­denz die Be­reit­schaft der Rund­funk­teil­neh­mer vor­aus­set­ze, auch Fern­seh­ge­rä­te zu­guns­ten in­ter­net­fä­hi­ger Rech­ner auf­zu­ge­ben, ob­wohl das An­ge­bot von Fern­seh­pro­gram­men im In­ter­net - wie das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt selbst fest­ge­stellt ha­be - stark ein­ge­schränkt sei. Die klei­ne Grup­pe de­rer, die nur über Hör­funk­ge­rä­te ver­füg­ten, könn­ten durch ih­re „Flucht aus der Rund­funk­ge­bühr“ das ge­sam­te Fi­nan­zie­rungs­sys­tem des öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funks nicht ge­fähr­den.

7 Da­von ab­ge­se­hen lie­ge der Rechts­auf­fas­sung des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts ein feh­ler­haf­tes Ver­ständ­nis des § 1 Abs. 2 RGebStV zu­grun­de. In dem Merk­mal des Be­reit­hal­tens „zum“ Emp­fang kom­me nach all­ge­mei­nem Sprach­ge­brauch das Er­for­der­nis der Fi­na­li­tät des Han­delns zum Aus­druck. Der blo­ße Be­sitz ei­nes Rund­funk­emp­fangs­ge­räts und die da­durch ver­mit­tel­te abs­trak­te Nut­zungs­mög­lich­keit ge­nüg­ten dem­ge­gen­über - wie durch ei­ne sys­te­ma­tisch-te­leo­lo­gi­sche Aus­le­gung des Rund­funk­ge­büh­ren­staats­ver­trags be­stä­tigt wer­de - nicht. Sach­li­cher An­knüp­fungs­punkt der Rund­funk­ge­büh­ren­pflicht sei der durch die ver­mu­te­te Nut­zung ei­nes Ge­räts zum Rund­funk­emp­fang be­grün­de­te Vor­teil. Dass die­se Ver­mu­tung im Wort­laut des § 1 Abs. 2 RGebStV kei­nen Nie­der­schlag ge­fun­den ha­be, er­klä­re sich dar­aus, dass sie bei den her­kömm­li­chen mo­no­funk­tio­na­len Emp­fangs­ge­rä­ten, die dem his­to­ri­schen Ge­setz­ge­ber als Leit­bild ge­dient hät­ten, oh­ne Wei­te­res aus dem Be­sitz ha­be ab­ge­lei­tet wer­den kön­nen. Bei neu­ar­ti­gen mul­ti­funk­tio­na­len Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­ten stel­le sich die La­ge an­ders dar. Um zu ver­mei­den, dass sich die Rund­funk­ge­bühr zu ei­ner rei­nen Ge­rä­te­be­sitz­ab­ga­be ent­wick­le, und um si­cher­zu­stel­len, dass wei­ter­hin ei­ne ho­mo­ge­ne Grup­pe mit der Ab­ga­be be­las­tet wer­de, müss­ten zu dem Be­sitz ei­nes neu­ar­ti­gen Rund­funk­emp­fangs­ge­räts ob­jek­ti­ve Um­stän­de hin­zu­tre­ten, aus de­nen auf die Be­stim­mung des Ge­räts zum Rund­funk­emp­fang ge­fol­gert wer­den kön­ne. Dass in ei­ner Be­triebs­stät­te, in der ein PC mit In­ter­net­zu­gang ge­nutzt wer­de, kein her­kömm­li­ches Emp­fangs­ge­rät be­reit­ge­hal­ten wer­de, sei da­für nicht aus­rei­chend. Es ent­spre­che kei­nes­wegs der all­ge­mei­nen Le­bens­er­fah­rung, dass in Ge­schäfts­be­trie­ben wäh­rend der Dienst­zei­ten stets oder auch nur re­gel­mä­ßig Hör­funk emp­fan­gen wer­de. Die ge­gen­tei­li­ge An­nah­me des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts ver­sto­ße wie­der­um ge­gen § 108 Vw­GO. Viel­mehr sei die Nut­zung in­ter­net­fä­hi­ger Rech­ner am Ar­beits­platz zum Rund­funk­emp­fang aus zi­vil- und ar­beits­recht­li­cher Sicht grund­sätz­lich un­zu­läs­sig.

8 Das an­ge­foch­te­ne Ur­teil ver­let­ze da­ne­ben die Grund­rech­te des Klä­gers. Die Er­stre­ckung der Rund­funk­ge­büh­ren­pflicht auf den von ihm ge­nutz­ten PC mit In­ter­net­zu­gang grei­fe oh­ne ver­fas­sungs­recht­li­che Recht­fer­ti­gung in den Schutz­be­reich des Grund­rechts auf In­for­ma­ti­ons­frei­heit aus Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG ein. Ei­ne „Flucht aus der Rund­funk­ge­bühr“ sei nicht zu be­fürch­ten. Im Üb­ri­gen kön­ne ei­ner da­hin­ge­hen­den (hy­po­the­ti­schen) Be­fürch­tung da­durch be­geg­net wer­den, dass aus­schlie­ß­lich die im pri­va­ten Le­bens­be­reich ge­nutz­ten in­ter­net­fä­hi­gen Rech­ner der Ge­büh­ren­pflicht un­ter­wor­fen wür­den. Der Er­fas­sung der Rech­ner, die im ge­schäft­li­chen Be­reich als Ar­beits­mit­tel un­ver­zicht­bar sei­en, be­dür­fe es hin­ge­gen nicht. Die Ge­büh­ren­pflicht ver­sto­ße dar­über hin­aus ge­gen Art. 3 Abs. 1, Art. 12 Abs. 1 und Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 20 und Art. 105 GG.

9 Der Klä­ger be­an­tragt,
das Ur­teil des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts Rhein­land-Pfalz vom 12. März 2009 auf­zu­he­ben und die Be­ru­fung des Be­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Ver­wal­tungs­ge­richts Ko­blenz vom 15. Ju­li 2008 zu­rück­zu­wei­sen.

10 Der Be­klag­te be­an­tragt,
die Re­vi­si­on zu­rück­zu­wei­sen.

11 Er ver­tei­digt das an­ge­foch­te­ne Ur­teil.

12 Der Ver­tre­ter des Bun­des­in­ter­es­ses beim Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt tritt den Aus­füh­run­gen des Be­ru­fungs­ge­richts bei. Er sieht de­ren Rich­tig­keit vor al­lem vor dem Hin­ter­grund der Ent­ste­hungs­ge­schich­te der im Rund­funk­ge­büh­ren­staats­ver­trag für in­ter­net­fä­hi­ge Rech­ner ge­trof­fe­nen Re­ge­lun­gen be­stä­tigt.

II

13 Die zu­läs­si­ge Re­vi­si­on ist un­be­grün­det. Das Be­ru­fungs­ge­richt ist zu Recht da­von aus­ge­gan­gen, dass der an­ge­grif­fe­ne Rund­funk­ge­büh­ren­be­scheid recht­mä­ßig ist und den Klä­ger nicht in sei­nen Rech­ten ver­letzt (§ 113 Abs. 1 Vw­GO). Nach der ma­ß­geb­li­chen Rechts­grund­la­ge (1.) han­delt es sich bei dem in­ter­net­fä­hi­gen PC des Klä­gers um ein zum Emp­fang be­reit­ge­hal­te­nes Rund­funk­emp­fangs­ge­rät (2.), das nicht un­ter die Zweit­ge­rä­te­frei­heit fällt (3.), für das oh­ne Ver­stoß ge­gen Ver­fas­sungs­recht Rund­funk­ge­büh­ren er­ho­ben wer­den dür­fen (4.).

14 1. Die Recht­mä­ßig­keit der im Streit ste­hen­den Ge­büh­ren­er­he­bung be­misst sich nach der Rechts­la­ge im Ver­an­la­gungs­zeit­raum (vgl. Ur­teil vom 29. April 2009 - BVer­wG 6 C 28.08 - ju­ris Rn. 14). Ma­ß­geb­lich sind da­her die Vor­schrif­ten des Rund­funk­ge­büh­ren­staats­ver­trags - RGebStV - vom 31. Au­gust 1991 (GVBl RP S. 369, 371) in der zum 1. März 2007 in Kraft ge­tre­te­nen Fas­sung des Neun­ten Rund­funk­än­de­rungs­staats­ver­trags vom 31. Ju­li bis 10. Ok­to­ber 2006 (GVBl RP S. 412, 414). Ob­wohl die­se Re­ge­lun­gen dem Lan­des­recht an­ge­hö­ren, er­ge­ben sich un­ter dem Ge­sichts­punkt der Re­vi­si­bi­li­tät (§ 137 Abs. 1 Vw­GO) kei­ne Ein­schrän­kun­gen der re­vi­si­ons­ge­richt­li­chen Prü­fungs­be­fug­nis. Denn durch § 10 RGebStV sind die Be­stim­mun­gen des Rund­funk­ge­büh­ren­staats­ver­trags in ih­rer seit dem 1. März 2007 gel­ten­den Fas­sung auf der Grund­la­ge von Art. 99 GG für re­vi­si­bel er­klärt wor­den (vgl. Be­schlüs­se vom 5. April 2007 - BVer­wG 6 B 15.07 - Buch­holz 422.2 Rund­funk­recht Nr. 42 Rn. 4 und vom 18. Ju­ni 2008 - BVer­wG 6 B 1.08 - Buch­holz 422.2 Rund­funk­recht Nr. 44 Rn. 4; Ur­teil vom 29. April 2009 a.a.O.).

15 2. Nach der des­halb ma­ß­geb­li­chen Vor­schrift des § 2 Abs. 2 Satz 1 RGebStV hat je­der Rund­funk­teil­neh­mer vor­be­halt­lich der Re­ge­lun­gen der §§ 5 und 6 für je­des von ihm zum Emp­fang be­reit­ge­hal­te­ne Rund­funk­emp­fangs­ge­rät ei­ne Rund­funk­ge­bühr zu­min­dest in Form ei­ner Grund­ge­bühr zu ent­rich­ten. Der Klä­ger ist ge­mäß § 1 Abs. 2 Satz 1 RGebStV Rund­funk­teil­neh­mer, weil es sich bei dem in sei­ner Kanz­lei ein­ge­setz­ten in­ter­net­fä­hi­gen PC nach den gel­ten­den Be­stim­mun­gen in § 1 Abs. 1 Satz 1 RGebStV um ein Rund­funk­emp­fangs­ge­rät han­delt (a)) und das Ge­rät im Rechts­sin­ne zum Emp­fang be­reit­ge­hal­ten wird (b)).

16 a) Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te i.S.v. § 1 Abs. 1 Satz 1 RGebStV sind tech­ni­sche Ein­rich­tun­gen, die zur draht­lo­sen oder draht­ge­bun­de­nen Hör- oder Sicht­bar­ma­chung oder Auf­zeich­nung (aa)) von Rund­funk (Hör­funk und Fern­se­hen) (bb)) auf nicht zeit­ver­setz­te Wei­se (cc)) ge­eig­net sind. Die­se Vor­aus­set­zun­gen er­füllt ein PC, der, wie im vor­lie­gen­den Fall un­strei­tig ist, ei­nen funk­ti­ons­fä­hi­gen In­ter­net­an­schluss be­sitzt, der es er­mög­licht, die im In­ter­net ab­ruf­ba­ren Ton- bzw. Bild­da­tei­en von Rund­funk­sen­dun­gen mit­tels Au­dio- oder Vi­deo-Strea­ming auf den PC zu la­den. Der Ge­set­zes­be­griff „Rund­funk­emp­fangs­ge­rät“ ist auch nicht in­fol­ge der Ge­setz­ge­bungs­ge­schich­te des Rund­funk­ge­büh­ren­staats­ver­trags un­be­stimmt ge­wor­den (dd)).

17 aa) Bei dem in­ter­net­fä­hi­gen PC han­delt es sich um ei­ne tech­ni­sche Ein­rich­tung, die zur draht­lo­sen oder draht­ge­bun­de­nen Hör- oder Sicht­bar­ma­chung oder Auf­zeich­nung von Rund­funk i.S.v. § 1 Abs. 1 Satz 1 RGebStV ge­eig­net ist. Ob ein Ge­rät zum Rund­funk­emp­fang be­stimmt ist, ist nicht er­heb­lich. Die Vor­schrift stellt nicht auf die sub­jek­ti­ve Zweck­be­stim­mung ei­nes Ge­rä­tes, son­dern al­lein auf des­sen ob­jek­ti­ve Eig­nung ab (BVerfG, Ur­teil vom 22. Fe­bru­ar 1994 - 1 BvL 30/88 - BVerf­GE 90, 60, 90 f.). Auf die Nut­zungs­ge­wohn­hei­ten kommt es in die­sem Zu­sam­men­hang nicht an. Des­halb ist es der Ei­gen­schaft als Emp­fangs­ge­rät auch nicht ab­träg­lich, wenn es über die Mög­lich­keit des Rund­funk­emp­fangs hin­aus wei­te­re Ver­wen­dun­gen zu­lässt (Hahn/Ves­ting, Rund­funk­recht, 2. Aufl. 2008, § 1 RGebStV Rn. 16).

18 bb) Bei dem Emp­fang von Hör­funk und Fern­seh­sen­dun­gen mit Hil­fe ei­nes in­ter­net­fä­hi­gen PC han­delt es sich um Rund­funk. Nach der ge­setz­li­chen De­fi­ni­ti­on in § 2 Abs. 1 Satz 1 des Rund­funk­staats­ver­trags - RStV - in der hier noch an­wend­ba­ren Fas­sung des Neun­ten Rund­funk­än­de­rungs­staats­ver­trags war Rund­funk die für die All­ge­mein­heit be­stimm­te Ver­an­stal­tung und Ver­brei­tung von Dar­bie­tun­gen al­ler Art in Wort, in Ton und in Bild un­ter Be­nut­zung elek­tro­ma­gne­ti­scher Schwin­gun­gen oh­ne Ver­bin­dungs­lei­tung oder längs oder mit­tels ei­nes Lei­ters. Mit „Ver­an­stal­tung“ ist die plan­mä­ßi­ge und pe­ri­odi­sche Pro­gramm­ge­stal­tung durch ei­nen Rund­funk­ver­an­stal­ter ge­meint. Un­ter die­ses Be­griffs­ver­ständ­nis fal­len je­den­falls die­je­ni­gen An­ge­bo­te, die von öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk­an­stal­ten oder pri­va­ten Rund­funk­an­bie­tern ver­mit­tels des In­ter­nets ne­ben an­de­ren Über­tra­gungs­we­gen - wie z.B. ter­res­trisch, über Ka­bel oder Sa­tel­lit - me­di­en­über­grei­fend und flä­chen­de­ckend ver­brei­tet wer­den. Der Über­tra­gungs­weg än­dert an der Ver­an­stal­t­er­ei­gen­schaft oder dem Be­griff der Ver­an­stal­tung nichts. Die Ei­gen­schaft als Rund­funk geht auch nicht da­durch ver­lo­ren, dass wäh­rend ei­ner Sen­dung tech­nisch be­trach­tet die Au­dio- bzw. Vi­deo­da­tei­en fort­lau­fend her­un­ter­ge­la­den wer­den. Am le­dig­lich pas­si­ven Emp­fang des an­sons­ten fremd ge­stal­te­ten Pro­gramm­ab­laufs durch den In­ha­ber des in­ter­net­fä­hi­gen PC än­dert sich da­durch nichts.

19 cc) Mit dem Merk­mal „nicht zeit­ver­setzt“ sol­len Emp­fangs­ge­rä­te aus der Ge­büh­ren­pflicht her­aus­ge­nom­men wer­den, die Rund­funk nicht un­mit­tel­bar emp­fan­gen kön­nen. Hier­zu zäh­len z.B. Vi­deo­ab­spiel­ge­rä­te oder Kas­set­ten­re­kor­der. Sol­che Ge­rä­te kön­nen nur Auf­zeich­nun­gen wie­der­ge­ben. Ei­ne so­for­ti­ge zeit­glei­che Wie­der­ga­be er­folgt beim Live­stream über ei­nen In­ter­net-PC nicht, denn die Da­ten müs­sen aus Ka­pa­zi­täts­grün­den zwi­schen­ge­spei­chert wer­den. Im Ge­gen­satz zum Rund­funk, bei dem al­le Rund­funk­teil­neh­mer al­le Pro­gram­me gleich­zei­tig emp­fan­gen kön­nen, wird beim In­ter­net je­des Da­ten­pa­ket nach­ein­an­der in­di­vi­du­ell an den be­tref­fen­den Emp­fän­ger ge­sen­det. Zu­dem wer­den die In­hal­te aus den Pa­ke­ten min­des­tens so lan­ge in ei­nem Puf­fer ge­hal­ten, bis sich ei­ne An­samm­lung von Da­ten de­ko­die­ren lässt. Zur Ver­mei­dung von sto­cken­der Wie­der­ga­be bei schwan­ken­der Da­ten­ra­te oder Lei­tungs­aus­las­tung wird au­ßer­dem so gut wie im­mer noch deut­lich mehr ge­puf­fert (meh­re­re Se­kun­den). Die­se tech­nisch be­ding­te Ver­zö­ge­rung zwi­schen Sen­dung und Emp­fang führt al­ler­dings nicht zu ei­ner zeit­ver­setz­ten Über­tra­gung i.S.v. § 1 Abs. 1 RGebStV. Auch die klas­si­schen Über­tra­gungs­we­ge va­ri­ie­ren in der für die Über­tra­gung nö­ti­gen Zeit. Des­we­gen führt die im Ver­gleich zum Ka­bel lang­sa­me­re Sa­tel­li­ten­über­tra­gung nicht da­zu, dass der Emp­fang zeit­ver­setzt er­folgt. Es kommt nicht dar­auf an, wie lan­ge die Da­ten vom Sen­der zum Emp­fän­ger be­nö­ti­gen. Als „Zeit­ver­satz“ gel­ten da­mit nicht die un­ter­schied­li­chen Sys­tem­lauf­zei­ten der je­wei­li­gen Über­tra­gungs­sys­te­me. Ent­schei­dend ist, ob die für den Rund­funk ty­pi­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on (Sen­der, Me­di­um, Emp­fän­ger) vor­liegt. Dies ist beim In­ter­net-PC der Fall (Nachw. bei Lips, Das In­ter­net als „Rund­funk­über­tra­gungs­weg“. Neue Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te und Nut­zung durch den öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk?, S. 71; im Er­geb­nis eben­so Fie­big, Ge­rä­te­be­zo­ge­ne Rund­funk­ge­büh­ren­pflicht und Me­di­en­kon­ver­genz, Diss. jur. Ros­tock 2008, S. 319 bis 321).

20 dd) Der Ge­set­zes­be­griff „Rund­funk­emp­fangs­ge­rät“ ist auch nicht in­fol­ge der Ge­setz­ge­bungs­ge­schich­te des Rund­funk­ge­büh­ren­staats­ver­trags un­be­stimmt ge­wor­den, und zwar we­der durch Ver­än­de­rung sei­nes Be­deu­tungs­zu­sam­men­hangs, noch durch Ein­füh­rung des Be­griffs „neu­ar­ti­ge Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te“. Viel­mehr hat der Ge­setz­ge­ber den Be­griff „Rund­funk­emp­fangs­ge­rät“ we­gen sei­ner für neue Ent­wick­lun­gen of­fe­nen De­fi­ni­ti­on auch dann noch in der über­kom­me­nen Wei­se ver­stan­den und ver­wandt, als er den Emp­fang von Rund­funk mit­tels PC als re­ge­lungs­be­dürf­ti­ges Pro­blem er­kannt hat­te, wie für den Norm­adres­sa­ten aus den in­so­weit ge­trof­fe­nen Re­ge­lun­gen oh­ne Wei­te­res ab­les­bar ist.

21 Erst­mals wur­de mit dem Vier­ten Rund­funk­än­de­rungs­staats­ver­trag vom 16. Ju­li bis 31. Au­gust 1999 ei­ne Re­ge­lung in den Rund­funk­ge­büh­ren­staats­ver­trag über „Rund­funk­wie­der­ga­be aus dem In­ter­net“ auf­ge­nom­men, näm­lich § 5a RGebStV (GVBl RP 2000 S. 105, 131). Sie be­stimm­te, dass bis zum 31. De­zem­ber 2003 für Rech­ner, die Rund­funk­pro­gram­me aus­schlie­ß­lich über An­ge­bo­te aus dem In­ter­net wie­der­ge­ben kön­nen, Ge­büh­ren nicht zu ent­rich­ten sind. Zwei­fel am Ver­ständ­nis des Be­griffs „Rund­funk­emp­fangs­ge­rät“ sind da­durch ent­stan­den, dass von dem Land Ba­den-Würt­tem­berg, dem Frei­staat Bay­ern, dem Land Hes­sen und den Frei­staa­ten Sach­sen und Thü­rin­gen dem Staats­ver­trag ei­ne Pro­to­koll­er­klä­rung an­ge­fügt wur­de, wo­nach de­ren Mi­nis­ter­prä­si­den­ten die Auf­fas­sung ver­tra­ten, dass Rech­ner, die Rund­funk­pro­gram­me aus­schlie­ß­lich über An­ge­bo­te aus dem In­ter­net wie­der­ge­ben bzw. ab­ru­fen könn­ten, kei­ne Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te sei­en. Gleich­zei­tig äu­ßer­ten sie die Er­war­tung, dass frü­hest­mög­lich, je­doch spä­tes­tens zum 31. De­zem­ber 2003, der Rund­funk­ge­büh­ren­staats­ver­trag ent­spre­chend an­ge­passt wer­de (GVBl RP S. 105, 134). In der ge­mein­sa­men amt­li­chen Be­grün­dung der sei­ner­zei­ti­gen Än­de­rung des Rund­funk­ge­büh­ren­staats­ver­trags wur­de die neu ge­schaf­fe­ne Be­stim­mung als „Mo­ra­to­ri­um“ be­zeich­net, das we­gen der Zweit­ge­rä­te­frei­heit im pri­va­ten Be­reich na­he­zu aus­schlie­ß­lich im nicht­pri­va­ten, d.h. öf­fent­li­chen oder ge­werb­li­chen Be­reich „prak­tisch be­deut­sam“ sei und des­sen zeit­li­che Be­fris­tung sich dar­aus er­ge­be, dass bis zu dem ge­wähl­ten Zeit­punkt Kon­zep­te für die Neu­struk­tu­rie­rung der Er­he­bung der für den Rund­funk er­for­der­li­chen Mit­tel er­ar­bei­tet wer­den soll­ten (LT­Drucks RP 13/5219 S. 67).

22 Durch den Fünf­ten Rund­funk­än­de­rungs­staats­ver­trag vom 6. Ju­li bis 7. Au­gust 2000 (GVBl RP S. 516, 521) wur­de das Mo­ra­to­ri­um zu­nächst bis zum 31. De­zem­ber 2004 ver­län­gert, um da­durch ei­ne „ein­heit­li­che Lö­sung im Zu­sam­men­hang mit der Ent­schei­dung über die nächs­te Rund­funk­ge­büh­ren­fest­set­zung“ zu er­mög­li­chen (LT­Drucks RP 13/6305 S. 23). Ei­ne Ver­län­ge­rung der Be­fris­tung um zwei wei­te­re Jah­re, al­so bis zum 31. De­zem­ber 2006, wur­de durch den Sieb­ten Rund­funk­än­de­rungs­staats­ver­trag vom 23. bis 26. Sep­tem­ber 2003 (GVBl RP 2004 S. 191, 195) „mit Blick auf Über­le­gun­gen zu ei­ner neu­en Struk­tur der Rund­funk­ge­bühr“ un­ter Be­rück­sich­ti­gung „ins­be­son­de­re der tech­ni­schen Kon­ver­genz auf dem Sek­tor der Über­tra­gungs­we­ge und Emp­fangs­ge­rä­te“ an­ge­ord­net (LT­Drucks RP 14/2688 S. 22).

23 Mit dem Ach­ten Rund­funk­än­de­rungs­staats­ver­trag vom 8. bis 15. Ok­to­ber 2004 (GVBl RP 2005 S. 63, 69) wur­de § 5a RGebStV ge­stri­chen und durch ei­ne in­halts­glei­che Re­ge­lung in § 11 Abs. 2 RGebStV er­setzt. In der Be­grün­dung zu § 11 Abs. 2 RGebStV hei­ßt es, die­se Vor­schrift „ist die Über­gangs­be­stim­mung für das bis­her in § 5a ge­re­gel­te Ge­büh­ren­mo­ra­to­ri­um für neu­ar­ti­ge Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te. Da­bei sind grund­sätz­lich nur die Erst­ge­rä­te ge­büh­ren­pflich­tig, wäh­rend die Zweit­ge­rä­te re­gel­mä­ßig ge­büh­ren­frei sind. Durch Ab­satz 2 wird fest­ge­legt, dass für die bis­her von § 5a er­fass­ten Ge­rä­te bis zum 31. De­zem­ber 2006 kei­ne Ge­büh­ren zu ent­rich­ten sind. Es än­dert sich nichts an der Qua­li­fi­zie­rung als Rund­funk­emp­fangs­ge­rät. An­zei­ge­pflich­ten (§ 3) und die Aus­kunfts­pflicht (§ 4 Abs. 5) be­stehen für neu­ar­ti­ge ge­büh­ren­pflich­ti­ge Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te be­reits ab dem 1. April 2005 <In­kraft­tre­tens­zeit­punkt des Ach­ten Rund­funk­än­de­rungs­staats­ver­trags, vgl. Art. 9 Abs. 2 Satz 1>“ (LT­Drucks RP 14/3721 S. 29 f.). Der Neun­te Rund­funk­än­de­rungs­staats­ver­trag än­der­te die Pa­ra­gra­phen­fol­ge so, dass aus § 11 Abs. 2 RGebStV die an­sons­ten iden­ti­sche Re­ge­lung des § 12 Abs. 2 RGebStV wur­de.

24 Der ge­setz­li­che Wir­kungs­me­cha­nis­mus des „Mo­ra­to­ri­ums“ in §§ 5a, 11 Abs. 2 und schlie­ß­lich § 12 Abs. 2 RGebStV funk­tio­nier­te, wie be­reits er­wähnt, in der Wei­se, dass dort zwar dem Wort­laut nach kei­ne Un­ter­schei­dung zwi­schen pri­vat, ge­werb­lich oder öf­fent­lich ge­nutz­ten Ge­rä­ten vor­ge­nom­men, aber da­von aus­ge­gan­gen wur­de, dass fak­tisch die Pri­va­ten un­ter die weit­ge­hen­de Zweit­ge­rä­te­be­frei­ung fal­len wür­den und es sei­ne Be­deu­tung des­halb vor­nehm­lich für ge­werb­li­che Nut­zer ha­ben wür­de. Mit dem Ach­ten Rund­funk­än­de­rungs­staats­ver­trag wur­de in­des nicht nur § 5a RGebStV ge­stri­chen und durch ei­ne in­halts­glei­che Re­ge­lung in § 11 Abs. 2 RGebStV - den spä­te­ren § 12 Abs. 2 RGebStV - er­setzt, son­dern auch die Re­ge­lung des § 5 Abs. 3 RGebStV ein­ge­fügt. Nach ihr ist zum ei­nen für neu­ar­ti­ge Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te - ins­be­son­de­re Rech­ner, die Rund­funk­pro­gram­me aus­schlie­ß­lich über An­ge­bo­te aus dem In­ter­net wie­der­ge­ben kön­nen - im nicht aus­schlie­ß­lich pri­va­ten Be­reich kei­ne Rund­funk­ge­bühr zu ent­rich­ten, wenn (1.) die Ge­rä­te ein und dem­sel­ben Grund­stück oder zu­sam­men­hän­gen­den Grund­stü­cken zu­zu­ord­nen sind und (2.) an­de­re Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te dort zum Emp­fang be­reit­ge­hal­ten wer­den (Satz 1). Zum an­de­ren ist, wenn aus­schlie­ß­lich neu­ar­ti­ge Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te, die ein und dem­sel­ben Grund­stück oder zu­sam­men­hän­gen­den Grund­stü­cken zu­zu­ord­nen sind, zum Emp­fang be­reit­ge­hal­ten wer­den, für die Ge­samt­heit die­ser Ge­rä­te (nur) ei­ne Rund­funk­ge­bühr zu ent­rich­ten (Satz 2). Die Mo­ra­to­ri­ums­re­ge­lun­gen in §§ 5a, 11 Abs. 2 und § 12 Abs. 2 RGebStV hat­ten je­weils nur mit der Be­griffs­grup­pe „Rech­ner, die Rund­funk­pro­gram­me“ ope­riert und sich ei­ner Be­griffs­kor­re­la­ti­on mit „Rund­funk­emp­fangs­ge­rät“ in § 1 Abs. 1 Satz 1 RGebStV ent­hal­ten. Dies war le­dig­lich in der Pro­to­koll­er­klä­rung der fünf Mi­nis­ter­prä­si­den­ten an­ders - „Rech­ner, die Rund­funk­pro­gram­me aus­schlie­ß­lich über An­ge­bo­te aus dem In­ter­net wie­der­ge­ben bzw. ab­ru­fen kön­nen, kei­ne Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te sind“ -, die aber nicht am Re­ge­lungs­pro­gramm des RGebStV teil­ge­nom­men hat. In der Be­grün­dung zu § 5 Abs. 3 RGebStV im Ach­ten Rund­funk­än­de­rungs­staats­ver­trag wur­de nun aus­ge­führt, dass im Hin­blick auf neu­ar­ti­ge Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te das „PC-Mo­ra­to­ri­um in § 5a (...) bis­her nur Teil­as­pek­te er­fasst“ ha­be und da­mit „wei­ter­hin der um­fas­sen­de Ge­rä­te­be­griff nach § 1 Abs. 1 An­knüp­fungs­punkt für die Rund­funk­ge­büh­ren­pflicht“ blei­be (LT­Drucks RP 14/3721 S. 29 f.). Des­halb ha­be sich für die Ge­büh­ren­pflicht der Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te i.S.d. § 1 Abs. 1 Satz 1 RGebStV im nicht pri­va­ten Be­reich grund­sätz­lich nichts ge­än­dert, wäh­rend § 5 Abs. 3 RGebStV nun­mehr aber als Aus­nah­me die Rund­funk­ge­büh­ren­pflicht für „neu­ar­ti­ge“ Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te für den nicht aus­schlie­ß­lich pri­va­ten Be­reich re­ge­le. Die­se Re­ge­lung ver­fol­ge das Ziel ei­ner um­fas­sen­den Zweit­ge­rä­te­be­frei­ung für be­stimm­te neu­ar­ti­ge Ge­rä­te, zu de­nen ne­ben den als ty­pi­sches Bei­spiel ge­nann­ten Ge­rä­ten - Rech­ner, die Rund­funk­pro­gram­me aus­schlie­ß­lich über An­ge­bo­te aus dem In­ter­net wie­der­ge­ben könn­ten - auch trag­ba­re Te­le­fo­ne, die Hör­funk- oder Fern­seh­pro­gram­me emp­fan­gen könn­ten, ge­hör­ten. Nur wenn auf dem be­tref­fen­den Grund­stück oder den be­tref­fen­den zu­sam­men­hän­gen­den Grund­stü­cken kei­ne her­kömm­li­chen Rund­funk­ge­rä­te zum Emp­fang be­reit­ge­hal­ten wür­den, sei für die Be­reit­hal­tung von neu­ar­ti­gen Ge­rä­ten ei­ne Grund­ge­bühr und ge­ge­be­nen­falls zu­sätz­lich ei­ne Fern­seh­ge­bühr zu ent­rich­ten (LT­Drucks RP a.a.O.).

25 Die Ge­schich­te von Text und Kon­text von § 1 Abs. 1 Satz 1 RGebStV macht so­mit deut­lich, dass der Be­griff „Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te“ wäh­rend der ge­sam­ten „Mo­ra­to­ri­ums­zeit“ nicht ver­än­dert wur­de, weil er nie ge­son­der­ter Re­ge­lungs­ge­gen­stand war. Sei­ne Er­wäh­nung in der Pro­to­koll­er­klä­rung - „Rech­ner, die Rund­funk­pro­gram­me aus­schlie­ß­lich über An­ge­bo­te aus dem In­ter­net wie­der­ge­ben bzw. ab­ru­fen kön­nen, kei­ne Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te“ - hat­te Be­deu­tung für die Ein­zugs­pra­xis bei der Ge­büh­ren­er­he­bung, war aber nicht Re­ge­lungs­in­halt des Rund­funk­ge­büh­ren­staats­ver­trags. So­mit fin­det sich heu­te - in der ty­pisch in­di­rek­ten Wei­se - in der Zweit­ge­rä­te-Be­frei­ungs­vor­schrift des § 5 RGebStV ei­ne Re­ge­lung über „neu­ar­ti­ge Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te“ (Abs. 3), die ver­mit­tels der Be­frei­ung die „neu­ar­ti­gen Emp­fangs­ge­rä­te“ als An­wen­dungs­fäl­le von § 1 Abs. 1 Satz 1 RGebStV be­han­delt und die­se un­ter spe­zi­el­len Vor­aus­set­zun­gen von Rund­funk­ge­büh­ren be­freit. Die­ser ge­set­zes­tech­nisch gang­ba­re Weg ent­sprach von An­fang an der An­sicht der­je­ni­gen 11 Bun­des­län­der, de­ren Mi­nis­ter­prä­si­den­ten kei­ne Pro­to­koll­er­klä­rung ab­ge­ge­ben und die so­mit auch im­mer die Mehr­heit in der Mi­nis­ter­prä­si­den­ten­kon­fe­renz hat­ten. Der Be­griff des „Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­tes“ un­ter­lag aus den ge­nann­ten Grün­den so­mit auch im Zeit­raum vom In­kraft­tre­ten des Vier­ten Rund­funk­än­de­rungs­staats­ver­trags vom 16. Ju­li bis 31. Au­gust 1999 bis zum In­kraft­tre­ten des Ach­ten Rund­funk­än­de­rungs­staats­ver­trags vom 8. bis 15. Ok­to­ber 2004 auf der Ebe­ne der nor­ma­ti­ven Gel­tung kei­nen Zwei­feln.

26 Dar­an hat sich auch durch die Ein­füh­rung des Be­griffs „neu­ar­ti­ge Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te“ nichts ge­än­dert. Die­ser Be­griff wird nicht le­gal­de­fi­niert. Er wird in § 5 Abs. 3 RGebStV ein­ge­führt und fun­giert als Un­ter­fall der Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te i.S.v. § 1 Abs. 1 Satz 1 RGebStV (Göh­mann/Nau­jock/Siek­mann, in: Hahn/Ves­ting, RGebStV, § 5 Rn. 52 u. 53). Als Re­gel­bei­spiel wird dort le­dig­lich der Rech­ner ge­nannt, der Rund­funk­pro­gram­me aus­schlie­ß­lich über An­ge­bo­te aus dem In­ter­net wie­der­ge­ben kann. In Be­zug auf die­ses Merk­mal las­sen sich auch die we­sent­li­chen Un­ter­schei­dungs­kri­te­ri­en zwi­schen dem in § 5 Abs. 3 RGebStV er­wähn­ten Rech­ner und ei­nem her­kömm­li­chen Rund­funk­emp­fangs­ge­rät ent­wi­ckeln. Blo­ße Rech­ner oh­ne Zu­be­hör wie TV-card oder Ra­dio-card wa­ren ur­sprüng­lich nicht da­zu ge­eig­net, Rund­funk zu emp­fan­gen. Erst seit­dem die Rech­ner über das In­ter­net ver­netzt wer­den kön­nen und über das In­ter­net Rund­funk ver­brei­tet wird, eig­nen sich blo­ße Rech­ner da­zu, Rund­funk zu emp­fan­gen. Dem­ge­gen­über ist ein mit ei­ner TV- oder Ra­dio-card auf­ge­rüs­te­ter Rech­ner schon im­mer ein Rund­funk­emp­fangs­ge­rät ge­we­sen. Denn mit der TV- oder Ra­dio-card ver­fügt er über ein Rund­funk­emp­fangs­teil wie je­des an­de­re her­kömm­li­che Rund­funk­emp­fangs­ge­rät. Als neu­ar­ti­ge Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te wer­den mit­hin sol­che Ge­rä­te an­ge­se­hen, die Hör­funk- oder Fern­seh­pro­gram­me über kon­ver­gen­te Platt­for­men oh­ne Rund­funk­emp­fangs­teil emp­fan­gen und wie­der­ge­ben kön­nen (Göh­mann/Nau­jock/Siek­mann, a.a.O. Rn. 53).

27 Sys­te­ma­tisch be­trach­tet schränkt § 5 Abs. 3 RGebStV al­so § 1 Abs. 1 RGebStV nicht ein. Der um­fas­sen­de Ge­rä­te­be­griff dort bleibt wei­ter­hin An­knüp­fungs­punkt für die Rund­funk­ge­büh­ren­pflicht. § 5 Abs. 3 RGebStV re­gelt viel­mehr ei­ne Aus­nah­me zu dem Grund­satz in § 2 Abs. 2 RGebStV, wo­nach grund­sätz­lich je­der Rund­funk­teil­neh­mer für je­des von ihm zum Emp­fang be­reit­ge­hal­te­ne Rund­funk­emp­fangs­ge­rät ei­ne Grund­ge­bühr und für das Be­reit­hal­ten je­des Fern­seh­ge­rä­tes je­weils zu­sätz­lich ei­ne Fern­seh­ge­bühr zu ent­rich­ten hat.

28 b) Wei­te­re Vor­aus­set­zung für die Rund­funk­ge­büh­ren­pflich­tig­keit ist gem. § 2 Abs. 2 Satz 1 RGebStV, dass das streit­be­fan­ge­ne Ge­rät zum Emp­fang be­reit­ge­hal­ten wird. Nach § 1 Abs. 2 Satz 2 RGebStV wird ein Rund­funk­emp­fangs­ge­rät zum Emp­fang be­reit­ge­hal­ten, wenn da­mit oh­ne be­son­de­ren zu­sätz­li­chen tech­ni­schen Auf­wand (aa)) Rund­funk­dar­bie­tun­gen, un­ab­hän­gig von Art, Um­fang und An­zahl der emp­fang­ba­ren Pro­gram­me, un­ver­schlüs­selt oder ver­schlüs­selt, emp­fan­gen wer­den kön­nen (bb)). Die­se Vor­aus­set­zun­gen er­füllt, wer ei­nen in­ter­net­fä­hi­gen PC be­sitzt. Es lie­gen im Üb­ri­gen nicht die Vor­aus­set­zun­gen da­für vor, die An­wen­dung von § 2 Abs. 2 Satz 1 RGebStV durch ei­ne te­leo­lo­gi­sche Re­duk­ti­on für in­ter­net­fä­hi­ge PC zu be­schrän­ken (cc)).

29 aa) Der Tat­be­stand des Be­reit­hal­tens zum Emp­fang ei­nes Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­tes knüpft nicht an die tat­säch­li­che Ver­wen­dung des Ge­rä­tes durch den Nut­zer an, son­dern stellt le­dig­lich auf die Eig­nung des Ge­rä­tes zum Emp­fang von Rund­funk­dar­bie­tun­gen ab. Ein­zi­ges Kri­te­ri­um zur Ein­gren­zung der Ge­eig­net­heit stellt hier­nach dar, dass mit dem Ge­rät oh­ne be­son­de­ren tech­ni­schen Auf­wand Rund­funk­dar­bie­tun­gen emp­fan­gen wer­den kön­nen (Nau­jock, in: Hahn/Ves­ting, RGebStV, § 1 Rn. 38). Das Tat­be­stands­merk­mal ist weit zu ver­ste­hen. Der Hin­ter­grund der wei­ten Aus­le­gung die­ses Tat­be­stands­merk­mals liegt in der Ge­stal­tung des Ge­büh­ren­ein­zugs als Mas­sen­ver­fah­ren. Durch die „Pau­scha­lie­run­gen“ sol­len Be­weis­schwie­rig­kei­ten ver­mie­den wer­den, das Ge­büh­ren­ein­zugs­ver­fah­ren mit­hin so ein­fach wie mög­lich ge­stal­tet wer­den (Be­schluss vom 6. Fe­bru­ar 1996 - BVer­wG 6 B 72. 95 - NJW 1996, 1163, 1164). Da­mit spielt beim In­ter­net-PC ein et­wai­ger wirt­schaft­li­cher Auf­wand kei­ne Rol­le, der et­wa dar­in be­grün­det ist, dass die Qua­li­tät des Emp­fangs durch Breit­band­zu­gän­ge her­ge­stellt wer­den muss. Glei­ches gilt für die nö­ti­ge Hard- und Soft­ware zum Be­trieb des Rech­ners selbst. Schlie­ß­lich sind auch die Kos­ten für den Zu­gang zum Netz in der Wei­se als wirt­schaft­lich ver­tret­bar an­zu­se­hen, dass sie kein ei­gen­stän­di­ges Zu­gangs­hin­der­nis bei der Emp­fangs­be­reit­schaft des in­ter­net­fä­hi­gen PC sind (Lips, Das In­ter­net als „Rund­funk­über­tra­gungs­weg“. Neue Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te und Nut­zung durch den öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk?, S. 85 ff.).

30 bb) Für das Be­reit­hal­ten der Ge­rä­te kommt es schon nach dem Wort­laut der Vor­schrift auf Art, Um­fang oder An­zahl der emp­fang­ba­ren Pro­gram­me nicht an. Ist da­her z.B. auf­grund schwa­cher Ver­sor­gung ei­nes Ge­bie­tes nur ein­ge­schränk­ter Fern­seh­emp­fang mög­lich, so än­dert das an der Tat­sa­che des Be­reit­hal­tens nichts (Nau­jock, in: Hahn/Ves­ting, RGebStV, § 1 Rn. 40). Ein we­sent­li­cher Nach­teil bei der Nut­zung des In­ter­nets als „Rund­funk­über­tra­gungs­weg“ liegt dar­in, dass pro In­ter­net­an­schluss im je­wei­li­gen Zeit­punkt nur ein „Pro­gramm“ emp­fan­gen wer­den kann. Das ist beim her­kömm­li­chen Emp­fangs­ge­rät und beim her­kömm­li­chen Über­tra­gungs­weg (Ka­bel, Ter­re­strik, Sa­tel­lit) an­ders. Dort kön­nen meh­re­re Emp­fangs­ge­rä­te gleich­zei­tig zum Ein­satz kom­men. Die­se Ein­schrän­kung des in­ter­net­fä­hi­gen PC ist nach gel­ten­dem Recht al­ler­dings un­er­heb­lich. Be­reits nach dem Wort­laut von § 1 Abs. 2 Satz 2 RGebStV kommt es für das Be­reit­hal­ten des Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­tes nicht auf Art, Um­fang oder An­zahl der emp­fang­ba­ren Pro­gram­me an. Der in­ter­net­fä­hi­ge PC, wel­cher - wenn auch im zeit­li­chen Nach­ein­an­der - den Emp­fang ei­ner Viel­zahl von Rund­funk­pro­gram­men er­laubt, er­weist sich so­gar als leis­tungs­fä­hi­ger als sol­che her­kömm­li­chen Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te, die in Ge­bie­ten auf­ge­stellt sind, in de­nen nur ein Pro­gramm emp­fan­gen wer­den kann.

31 cc) Das Zu­sam­men­spiel von § 2 Abs. 2 Satz 1, § 1 Abs. 1 Satz 1 und § 5 Abs. 3 RGebStV führt da­zu, dass sog. neu­ar­ti­ge Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te ge­büh­ren­pflich­tig sind. Da­her sind Per­so­nen, die ih­ren PC - mit mo­der­nem tech­ni­schen Stan­dard - zu üb­li­chen Ar­beits­zwe­cken an­ge­schafft ha­ben und nut­zen, durch die - nach­träg­li­che - Ver­brei­tung von Rund­funk­pro­gram­men über Live­stream mit der Si­tua­ti­on kon­fron­tiert, plötz­lich im Rechts­sinn ein „Rund­funk­emp­fangs­ge­rät“ zu be­sit­zen und im Sin­ne des Rund­funk­ge­büh­ren­staats­ver­trags auch be­reit­zu­hal­ten, und zwar selbst dann, wenn sie es nicht „on­line“ nut­zen. Den­noch be­darf der Be­griff des „Be­reit­hal­tens zum Emp­fang“ in § 2 Abs. 2 Satz 1 RGebStV nicht der ein­engen­den Rechts­an­wen­dung über die Aus­le­gung hin­aus, um über­dehn­te Fol­gen in der Rechts­an­wen­dung zu ver­mei­den. Das me­tho­di­sche Mit­tel da­zu wä­re die te­leo­lo­gi­sche Re­duk­ti­on des Ge­set­zes. De­ren Vor­aus­set­zun­gen lie­gen aber nicht vor.

32 Die te­leo­lo­gi­sche Re­duk­ti­on ist das Ge­gen­stück zur Ana­lo­gie. Wäh­rend bei der Ana­lo­gie der zu ent­schei­den­de Fall zwar nicht vom Wort­laut der Norm, wohl aber von de­ren Norm­zweck er­fasst wird, ist es bei der te­leo­lo­gi­schen Re­duk­ti­on um­ge­kehrt. Die Be­fug­nis zur Kor­rek­tur des Wort­lauts ei­ner Vor­schrift steht den Ge­rich­ten in­des nur be­grenzt zu (Ur­teil vom 27. Ju­ni 1995 - BVer­wG 9 C 8.95 - DVBl 1995, 1308 f.). Vor­aus­set­zung ist, dass ei­ne Aus­le­gung aus­schei­det, weil der zu ent­schei­den­de Fall ein­deu­tig vom Wort­sinn der Rechts­norm er­fasst wird, und dass der Norm­zweck dem Aus­le­gungs­er­geb­nis ent­ge­gen­steht.

33 Ein Ge­gen­satz zwi­schen Wort­laut der Norm und Norm­zweck wird bei An­wen­dung von § 2 Abs. 2 Satz 1 RGebStV auf in­ter­net­fä­hi­ge PCs dar­aus ab­ge­lei­tet, dass der Vor­schrift die nur un­ter den Be­din­gun­gen des her­ge­brach­ten Rund­funk­emp­fangs durch mo­no­funk­tio­na­le Ge­rä­te ge­recht­fer­tig­te Vor­stel­lung zu­grun­de lie­ge, die Emp­fangs­mög­lich­keit zie­he - von sel­te­nen und da­her zu ver­nach­läs­si­gen­den Aus­nah­me­fäl­len ab­ge­se­hen - die tat­säch­li­che In­an­spruch­nah­me von Rund­fun­k­leis­tun­gen nach sich. Ziel sei mit­hin die Er­fas­sung der (wahr­schein­li­chen) tat­säch­li­chen Nut­zung des Emp­fangs­ge­räts zum Rund­funk­emp­fang, die bei in­ter­net­fä­hi­gen Rech­nern nicht an die blo­ße Emp­fangs­mög­lich­keit an­knüp­fen kön­ne, son­dern den kon­kre­ten Nach­weis ei­ner ent­spre­chen­den Ver­wen­dung oder ei­ne da­hin­ge­hen­de Selbst­er­klä­rung vor­aus­set­ze (vgl. Fie­big, a.a.O. S. 325 ff., 332). Die­se Auf­fas­sung be­ruft sich zum ei­nen auf die ur­sprüng­li­che Aus­ge­stal­tung der aus der Post­ge­bühr für die Er­laub­nis zum Be­trieb ei­nes Rund­funk­ge­räts ent­stan­de­nen Rund­funk­ge­bühr als An­stalts­nut­zungs­ge­bühr. Sie ver­weist zum an­de­ren auf die fi­na­le Ge­set­zes­for­mu­lie­rung, der­zu­fol­ge der als Be­reit­hal­ten be­schrie­be­ne Ge­rä­te­be­sitz auf die Ent­ge­gen­nah­me der an die All­ge­mein­heit adres­sier­ten Rund­fun­k­leis­tung ge­rich­tet sein müs­se. Sie sieht schlie­ß­lich den Sinn und Zweck des rund­funk­staats­ver­trag­li­chen Ge­büh­ren­sys­tems dar­in, die Rund­funk­nut­zer durch die Be­las­tung al­lein der be­stim­mungs­ge­mäß zum Rund­funk­emp­fang die­nen­den Ge­rä­te zu in­di­vi­dua­li­sie­ren (Fie­big, a.a.O.). Dem­nach soll die An­wen­dung des § 1 Abs. 2 Satz 2 RGebStV un­ter dem Vor­be­halt ei­ner abs­trak­ten, ob­jek­ti­ven Zweck­be­stim­mung zum Rund­funk­emp­fang ste­hen. Dar­an feh­le es bei in­ter­net­fä­hi­gen PC aber eben­so wie bei ori­gi­nal­ver­pack­ten Ra­dio- und Fern­seh­ge­rä­ten zum Ver­kauf in Han­dels­un­ter­neh­men, die nach der ober­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung nicht der Rund­funk­ge­büh­ren­pflicht un­ter­lä­gen (vgl. z.B. OVG Ham­burg, Ur­teil vom 18. De­zem­ber 2008 - 4 Bf 337/07 - NVwZ 2009, 668).

34 Die­ser Ab­lei­tung des Norm­zwe­ckes kann nicht ge­folgt wer­den und so­mit auch nicht der The­se ei­nes be­haup­te­ten Wi­der­spruchs zum Wort­laut der Norm. Der Norm­zweck er­gibt sich zum ei­nen aus den Er­kennt­nis­quel­len der his­to­ri­schen Aus­le­gung, bleibt aber nicht auf die Ver­gan­gen­heit be­zo­gen. Des­halb wird auf den sog. „ob­jek­ti­vier­ten Wil­len des Ge­setz­ge­bers“ ab­ge­stellt (BVerfG, Be­schluss vom 9. No­vem­ber 1988 - 1 BvR 243/86 - BVerf­GE 79, 106, 121). Der ak­tu­el­le Norm­zweck kann da­nach längs­tens vom Be­ginn des Mo­ra­to­ri­ums für In­ter­net-PC mit dem Vier­ten Rund­funk­än­de­rungs­staats­ver­trag vom Ju­li/Au­gust 1999 an be­stimmt wer­den, weil mit ihm die sog. neu­ar­ti­gen Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te in den Blick des Norm­ge­bers rück­ten. Mit der zeit­lich be­fris­te­ten Frei­stel­lung von In­ter­net-PC zu­nächst durch § 5a RGebStV und spä­ter durch § 11 Abs. 2 bzw. § 12 Abs. 2 RGebStV wur­de in­di­rekt klar­ge­stellt, dass In­ter­net-PC Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te i.S.v. § 1 Abs. 1 Satz 1 RGebStV sind und le­dig­lich zeit­lich be­fris­tet auf die Ge­büh­ren­er­he­bung ver­zich­tet wird (Nau­jock/ Siek­mann, in: Hahn/Ves­ting, RGebStV, § 12 Rn. 2). Stellt man mit­hin auf das ak­tu­el­le Ver­ständ­nis des Norm­zwecks in § 1 Abs. 1 Satz 1 i.V.m. § 2 Abs. 2 Satz 1 RGebStV ab, ist klar er­kenn­bar, dass auch die­ser auf die Ein­be­zie­hung von In­ter­net-PC in die Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te ge­rich­tet ist.

35 3. Der in­ter­net­fä­hi­ge PC des Klä­gers er­füllt nicht die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner Ge­büh­ren­be­frei­ung für Zweit­ge­rä­te nach § 5 Abs. 3 Satz 1 RGebStV. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat fest­ge­stellt, dass der Klä­ger nach sei­nen An­ga­ben in sei­ner Kanz­lei kein her­kömm­li­ches Rund­funk­emp­fangs­ge­rät zum Emp­fang be­reit­hal­te (Be­ru­fungs­ur­teil S. 13). Da­mit fehlt es an den Vor­aus­set­zun­gen für die Zweit­ge­rä­te­be­frei­ung nach § 5 Abs. 3 RGebStV. Da es für die in § 5 Abs. 3 RGebStV nor­mier­te Ge­büh­ren­be­frei­ung nach der Ge­set­zes­sys­te­ma­tik er­kenn­bar nur auf das Vor­han­den­sein ei­ge­ner (Erst-)Ge­rä­te an­kommt, braucht hier nicht mehr der Fra­ge nach­ge­gan­gen zu wer­den, ob et­wa auf dem Grund­stück, auf dem sich die Kanz­lei des Klä­gers be­fin­det, noch von an­de­ren Per­so­nen Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te be­reit­ge­hal­ten wer­den.

36 4. Der an­ge­grif­fe­ne Rund­funk­ge­büh­ren­be­scheid ver­stö­ßt fer­ner nicht ge­gen hö­her­ran­gi­ges Recht, ins­be­son­de­re nicht ge­gen das Recht des Klä­gers auf In­for­ma­ti­ons­frei­heit (a)), auf Gleich­be­hand­lung (b)), Be­rufs­frei­heit (c)), Ei­gen­tum (d)) und all­ge­mei­ne Hand­lungs­frei­heit (e)).

37 a) Der Klä­ger wird durch die Er­he­bung ei­ner Rund­funk­ge­bühr für den Be­sitz sei­nes in­ter­net­fä­hi­gen PC zwar in sei­nem Recht auf In­for­ma­ti­ons­frei­heit aus Art. 5 Abs. 1 Satz 1 Halbs. 2 GG be­rührt (aa)). Der Ein­griff ist aber durch ver­fas­sungs­recht­li­che Grün­de auf Sei­ten der be­klag­ten Rund­funk­an­stalt ge­recht­fer­tigt (bb)).

38 aa) Die In­for­ma­ti­ons­frei­heit ist in Art. 5 Abs. 1 Satz 1 Halbs. 2 GG um­fas­send ge­währ­leis­tet. Ei­ne Ein­schrän­kung auf be­stimm­te Ar­ten von In­for­ma­tio­nen lässt sich der Vor­schrift nicht ent­neh­men. Ge­schützt sind al­ler­dings nur In­for­ma­tio­nen, die aus all­ge­mein zu­gäng­li­chen Quel­len stam­men. All­ge­mein zu­gäng­lich ist ei­ne In­for­ma­ti­ons­quel­le, wenn sie ge­eig­net und be­stimmt ist, der All­ge­mein­heit, al­so ei­nem in­di­vi­du­ell nicht be­stimm­ba­ren Per­so­nen­kreis, In­for­ma­tio­nen zu ver­schaf­fen (vgl. BVerfG, Be­schluss vom 3. Ok­to­ber 1969 - 1 BvR 46/65 - BVerf­GE 27, 71 <83 f.>; Be­schluss vom 25. April 1972 - 1 BvL 13/67 - BVerf­GE 33, 52 <65>). Die­se Eig­nung rich­tet sich al­lein nach den tat­säch­li­chen Ge­ge­ben­hei­ten. Rechts­nor­men, die den In­for­ma­ti­ons­zu­gang re­gu­lie­ren, um­gren­zen nicht den Schutz­be­reich der In­for­ma­ti­ons­frei­heit, son­dern sind als grund­rechts­be­schrän­ken­de Nor­men an der Ver­fas­sung zu mes­sen (BVerfG, Be­schluss vom 9. Fe­bru­ar 1994 - 1 BvR 1687/92 - BVerf­GE 90, 27 <32>). Mas­sen­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel ge­hö­ren da­nach von vorn­her­ein zu den In­for­ma­ti­ons­quel­len, die den Schutz des Grund­rechts ge­nie­ßen (vgl. BVerf­GE 27, 71 <83>). Das gilt ins­be­son­de­re auch für Hör­funk- und Fern­seh­sen­dun­gen (vgl. BVerfG, Be­schluss vom 27. März 1973 - 2 BvR 684/72 - BVerf­GE 35, 307 <309>; BVerf­GE 90, 27 <32>). Auch das In­ter­net ist ei­ne all­ge­mein zu­gäng­li­che Quel­le (Schmidt-Bleib­treu/Klein, GG, 10. Auf­la­ge, Mün­chen 2004, Art. 5 Rn. 9). So­weit der Emp­fang von tech­ni­schen An­la­gen ab­hängt, die ei­ne an die All­ge­mein­heit ge­rich­te­te In­for­ma­ti­on erst in­di­vi­du­ell er­schlie­ßen, er­streckt sich der Grund­rechts­schutz auch auf die Be­schaf­fung und Nut­zung sol­cher An­la­gen. An­dern­falls wä­re das Grund­recht in Be­rei­chen, in de­nen der In­for­ma­ti­ons­zu­gang tech­ni­sche Hilfs­mit­tel vor­aus­setzt, prak­tisch wert­los (BVerf­GE 90, 27 <32>).

39 Zwar ver­stö­ßt die Er­he­bung von Rund­funk­ge­büh­ren nicht schon als sol­che ge­gen die In­for­ma­ti­ons­frei­heit aus Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG. Ei­ne Ga­ran­tie kos­ten­lo­ser In­for­ma­ti­on ent­hält Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG nicht. Staat­lich fest­ge­setz­te Ent­gel­te für die Rund­funk­nut­zung könn­ten das Grund­recht un­ter die­sen Um­stän­den nur dann ver­let­zen, wenn sie dar­auf ziel­ten oder we­gen ih­rer Hö­he ob­jek­tiv da­zu ge­eig­net wä­ren, nut­zungs­wil­li­ge In­ter­es­sen­ten von In­for­ma­tio­nen aus be­stimm­ten Quel­len fern­zu­hal­ten (BVerfG, Be­schluss vom 6. Sep­tem­ber 1999 - 1 BvR 1013/99 - NJW 2000, 649).

40 Dies gilt aber für die Rund­funk­ge­bühr nur, so­weit sie für das Be­reit­hal­ten her­kömm­li­cher (mo­no­funk­tio­na­ler) Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te er­ho­ben wird. Hin­ge­gen liegt ein Ein­griff in die In­for­ma­ti­ons­frei­heit vor, so­weit die Rund­funk­ge­bühr auch für das Be­reit­hal­ten (mul­ti­funk­tio­na­ler) in­ter­net­fä­hi­ger PC er­ho­ben wird, die nicht nur, nicht ein­mal in ers­ter Li­nie, den Zu­gang zu der In­for­ma­ti­ons­quel­le „Rund­funk“, son­dern dar­über hin­aus zu zahl­rei­chen an­de­ren In­for­ma­ti­ons­quel­len öff­nen. Der In­ha­ber ei­nes PC hat nur dann le­gal den Zu­griff auf sämt­li­che In­for­ma­ti­ons­quel­len, die das In­ter­net bie­tet, wenn er die Rund­funk­ge­bühr ent­rich­tet. Das gilt auch dann, wenn er sei­nen PC nicht als Zu­gang zum Rund­funk nutzt. Die Ge­büh­ren­pflicht kann er nur ver­mei­den, wenn er auf die An­schaf­fung ei­nes PC ver­zich­tet oder ei­nen vor­han­de­nen PC ab­schafft. Er ver­liert da­mit aber zwangs­läu­fig auch den al­lein er­wünsch­ten Zu­gang zu al­len an­de­ren In­for­ma­ti­ons­quel­len, die ihm der PC öff­net. Die Rund­funk­ge­bühr wirkt so­mit als Zu­gangs­schran­ke zu In­for­ma­ti­ons­quel­len au­ßer­halb des Rund­funks.

41 bb) Der in der Rund­funk­ge­büh­ren­pflicht von in­ter­net­fä­hi­gen PCs lie­gen­de Ein­griff in das Recht auf In­for­ma­ti­ons­frei­heit der Be­sit­zer aus Art. 5 Abs. 1 Satz 1 Halbs. 2 GG ist aber ge­recht­fer­tigt.

42 Nach Art. 5 Abs. 2 GG fin­det die In­for­ma­ti­ons­frei­heit ih­re Schran­ken in den Vor­schrif­ten der all­ge­mei­nen Ge­set­ze. Dar­un­ter sind al­le Ge­set­ze zu ver­ste­hen, die sich nicht ge­gen die von Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG ge­währ­leis­te­ten Frei­heits­rech­te an sich rich­ten, son­dern dem Schutz ei­nes schlecht­hin, oh­ne Rück­sicht auf ei­ne be­stimm­te Mei­nung, zu schüt­zen­den Rechts­guts die­nen. Die­ses Rechts­gut muss in der Rechts­ord­nung all­ge­mein und da­mit un­ab­hän­gig da­von ge­schützt sein, ob es durch Mei­nungs­äu­ße­run­gen oder auf an­de­re Wei­se ver­letzt wer­den kann (vgl. BVerfG, Be­schluss vom 26. Fe­bru­ar 2008 - 1 BvR 1602, 1606, 1626/07 - BVerf­GE 120, 180 <200>).

43 So­weit die Vor­schrif­ten des Rund­funk­ge­büh­ren­staats­ver­trags das Be­reit­hal­ten in­ter­net­fä­hi­ger PC er­fas­sen und ei­ner Rund­funk­ge­büh­ren­pflicht un­ter­wer­fen, stel­len die­se Vor­schrif­ten all­ge­mei­ne Ge­set­ze dar. Sie rich­ten sich nicht ge­gen den Zu­gang zu ei­ner be­stimm­ten In­for­ma­ti­ons­quel­le. Sie die­nen ei­nem all­ge­mein in der Rechts­ord­nung ge­schütz­ten Rechts­gut, näm­lich der Funk­ti­ons­fä­hig­keit des öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funks, der vor­ran­gig über öf­fent­lich-recht­li­che Ge­büh­ren zu fi­nan­zie­ren ist. Die Fi­nan­zie­rung des öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funks auf der Grund­la­ge des Ge­büh­ren­auf­kom­mens soll ei­ne weit­ge­hen­de Ab­kop­pe­lung vom öko­no­mi­schen Markt be­wir­ken und da­durch si­chern, dass sich das Pro­gramm an pu­bli­zis­ti­schen Zie­len, ins­be­son­de­re an dem der Viel­falt, ori­en­tiert, und zwar un­ab­hän­gig von Ein­schalt­quo­ten und Wer­be­auf­trä­gen (BVerfG, Ur­teil vom 11. Sep­tem­ber 2007 - 1 BvR 2270/05, 809/06, 830/06 - BVerf­GE 119, 181 <219>).

44 Bei An­wen­dung ei­nes all­ge­mei­nen Ge­set­zes i.S.v. Art. 5 Abs. 2 GG ist aber zu klä­ren, ob die Gü­ter­ab­wä­gung zu ei­nem Vor­rang des Schut­zes des Rechts­guts führt, dem das all­ge­mei­ne Ge­setz dient. So­weit die zur Be­schrän­kung er­mäch­ti­gen­den Rechts­nor­men aus­le­gungs­be­dürf­tig sind, darf die Aus­le­gung nicht zur Au­ßer­acht­las­sung des Schutz­ge­halts von Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG füh­ren (BVerfG, Ur­teil vom 27. Fe­bru­ar 2007 - 1 BvR 538, 2045/06 - BVerf­GE 117, 244 <260>).

45 Bei der da­nach ge­bo­te­nen Gü­ter­ab­wä­gung über­wiegt der Schutz der Funk­ti­ons­fä­hig­keit des öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funks. Die ihm die­nen­de Rund­funk­ge­büh­ren­pflicht auch in­ter­net­fä­hi­ger PC greift nicht un­ver­hält­nis­mä­ßig in die In­for­ma­ti­ons­frei­heit des In­ha­bers sol­cher Ge­rä­te ein. Sie ist viel­mehr ein ge­eig­ne­tes Mit­tel zur Fi­nan­zie­rung des öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funks (aaa)), dem kein mil­de­res ge­gen­über steht (bbb)), und das auch nicht un­ver­hält­nis­mä­ßig im en­ge­ren Sin­ne ist (ccc)).

46 aaa) Zur ver­fas­sungs­recht­li­chen Ge­währ­leis­tung der Rund­funk­frei­heit ge­mäß Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG ge­hört die Si­che­rung der Funk­ti­ons­fä­hig­keit des öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funks ein­schlie­ß­lich sei­ner be­darfs­ge­rech­ten Fi­nan­zie­rung (BVerfG, Ur­teil vom 11. Sep­tem­ber 2007 - 1 BvR 2270/05, 809/06, 830/06 - BVerf­GE 119, 181<214> m.w.N.). Das Grund­ge­setz schreibt zwar kei­ne be­stimm­te Fi­nan­zie­rungs­re­ge­lung vor, er­laubt aber je­den­falls ein Ge­büh­ren­sys­tem, das es dem öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk un­ab­hän­gig von Ein­schalt­quo­ten und Wer­be­auf­trä­gen er­mög­licht, ein den ver­fas­sungs­recht­li­chen Viel­falts­an­for­de­run­gen ent­spre­chen­des Pro­gramm an­zu­bie­ten und so die er­for­der­li­che Grund­ver­sor­gung si­cher­zu­stel­len (BVerfG, Ur­teil vom 22. Fe­bru­ar 1994 - 1 BvL 30/88 - BVerf­GE 90, 60 <90 f.>). Die Ge­büh­ren­pflicht darf da­bei oh­ne Rück­sicht auf die Nut­zungs­ge­wohn­hei­ten der Emp­fän­ger al­lein an den durch das Be­reit­hal­ten ei­nes Emp­fangs­ge­räts be­grün­de­ten Teil­neh­mer­sta­tus an­knüp­fen (BVerf­GE 90, 60 <90 f.>). Die­sen Sta­tus auch an das Be­reit­hal­ten in­ter­net­fä­hi­ger PC an­zu­knüp­fen, ver­brei­tert die Fi­nan­zie­rungs­grund­la­ge des öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funks und ver­hin­dert zu­gleich ei­ne dro­hen­de „Flucht aus der Rund­funk­ge­bühr“, die dem bis­he­ri­gen Fi­nan­zie­rungs­sys­tem weit­ge­hend die Grund­la­ge ent­zie­hen kann. Wä­ren in­ter­net­fä­hi­ge Ge­rä­te von der Ge­büh­ren­pflicht frei­ge­stellt, so steht nach der An­nah­me des Ge­setz­ge­bers zu er­war­ten, dass ei­ne zu­neh­men­de Zahl von Rund­funk­teil­neh­mern auf her­kömm­li­che Ra­di­os oder Fern­se­her ver­zich­ten und statt­des­sen Ge­rä­te mit In­ter­net­zu­gang für ei­nen ge­büh­ren­frei­en Rund­funk­emp­fang nut­zen wür­den. Dass sich die Nut­zer­ge­wohn­hei­ten in wei­ten Be­völ­ke­rungs­krei­sen än­dern und der Um­stieg auf den In­ter­net­emp­fang trotz der­zeit noch be­grenz­ter Über­tra­gungs­ka­pa­zi­tä­ten „flä­chen­de­ckend“ er­fol­gen könn­te, lässt sich zwar nicht mit Si­cher­heit vor­aus­sa­gen. In An­be­tracht des ra­schen Fort­schritts der In­for­ma­ti­ons­tech­nik und der zu­ge­hö­ri­gen Netz­in­fra­struk­tur durf­te der Ge­setz­ge­ber aber ei­ne der­ar­ti­ge Ent­wick­lung durch­aus für mög­lich hal­ten. Ihm kann es da­her nicht ver­wehrt wer­den, im Rah­men sei­nes Ein­schät­zungs- und Pro­gno­se­spiel­raums von ei­nem sol­chen Sze­na­rio aus­zu­ge­hen und den da­mit ver­bun­de­nen Ge­fah­ren früh­zei­tig ent­ge­gen­zu­wir­ken (vgl. VGH Mün­chen, Ur­teil vom 19. Mai 2009 - VGH 7 B 08.29 22 - K&R 2009, 516 <519>).

47 bbb) Für die ge­büh­ren­recht­li­che Her­an­zie­hung von Per­so­nen, die mit­tels in­ter­net­fä­hi­ger Rech­ner Rund­funk­sen­dun­gen emp­fan­gen kön­nen, ist auch kein mil­de­res Mit­tel er­sicht­lich, das in ähn­li­cher Wei­se wie die be­stehen­de Re­ge­lung ge­eig­net wä­re, die Ge­büh­ren­pflicht in der Voll­zugs­pra­xis durch­zu­set­zen. Prin­zi­pi­ell denk­bar wä­re zwar - oh­ne dass da­durch be­reits der Grund­ver­sor­gungs­auf­trag der öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk­an­stal­ten be­ein­träch­tigt wür­de - ei­ne ge­setz­li­che Ver­pflich­tung, wo­nach sich al­le In­ter­net­nut­zer, die öf­fent­li­che oder pri­va­te Rund­funk­an­ge­bo­te nut­zen wol­len, vor dem Auf­ru­fen ent­spre­chen­der Sei­ten zu­nächst na­ment­lich an­mel­den und als Rund­funk­teil­neh­mer re­gis­trie­ren las­sen. In­ha­ber von in­ter­net­fä­hi­gen PC, die wie der Klä­ger gänz­lich auf den Emp­fang von Rund­funk­sen­dun­gen ver­zich­ten wol­len und das ent­spre­chen­de In­ter­net­an­ge­bot der Rund­funk­an­stal­ten als „auf­ge­drängt“ emp­fin­den, könn­ten auf die­se Wei­se auf die an­de­ren In­for­ma­ti­ons­an­ge­bo­te des In­ter­nets zu­grei­fen, oh­ne für das blo­ße Be­reit­hal­ten ih­res Ge­räts Rund­funk­ge­büh­ren ent­rich­ten zu müs­sen. Da­mit ent­fie­le für die Per­so­nen­grup­pe, de­ren pau­scha­le Ein­be­zie­hung in die Ge­büh­ren­pflicht im Mit­tel­punkt der recht­li­chen Kri­tik steht, die bis­he­ri­ge fi­nan­zi­el­le Be­las­tung. Es er­scheint aber zwei­fel­haft, ob sich ein sol­ches Re­gis­trie­rungs­mo­dell in­ner­halb des In­ter­nets so ge­stal­ten lässt, dass es von den mög­li­chen Rund­funk­teil­neh­mern nicht pro­blem­los um­gan­gen wer­den könn­te. Selbst wenn man die - dem Zu­griff des deut­schen Rund­funk­ge­setz­ge­bers oh­ne­hin ent­zo­ge­nen - aus­län­di­schen Rund­funk­sta­tio­nen von vorn­her­ein au­ßer Be­tracht lässt, kann auf ge­setz­li­chem We­ge nicht ef­fek­tiv si­cher­ge­stellt wer­den, dass in­ner­halb Deutsch­lands der In­ter­net-Emp­fang von Ra­dio- oder Fern­seh­sen­dun­gen nur an­ge­mel­de­ten Nut­zern mög­lich ist. Grund­sätz­lich könn­ten zwar die öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk­an­stal­ten eben­so wie die in­län­di­schen pri­va­ten Rund­funk­an­bie­ter ver­pflich­tet wer­den, ih­re Pro­gramm­an­ge­bo­te im In­ter­net un­ter ei­ner ge­mein­sa­men Web-Adres­se (z.B. in Form ei­nes „GEZ-Por­tals“) zu bün­deln, auf die je­der In­ter­net­nut­zer nur nach vor­he­ri­ger (ein­ma­li­ger) Re­gis­trie­rung - et­wa mit­tels ei­ner Zu­gangs­ken­nung und ei­nes Pass­worts - zu­grei­fen dürf­te. Durch die je­der­zeit her­zu­stel­len­de Ver­net­zung von Rech­nern und die kaum zu kon­trol­lie­ren­de Wei­ter­ga­be per­sön­li­cher Zu­gangs­da­ten er­gä­ben sich aber den­noch tech­ni­sche Mög­lich­kei­ten, ei­ner Mehr­zahl von Per­so­nen un­be­rech­tig­ter­wei­se un­ter der­sel­ben Re­gis­trie­rung Zu­gang zu dem Pro­gramm­an­ge­bot zu ver­schaf­fen. Zu­dem müss­te da­mit ge­rech­net wer­den, dass im Aus­land an­säs­si­ge (kom­mer­zi­el­le) Rund­funk­por­ta­le Mit­tel und We­ge fin­den wür­den, die meist zu­sätz­lich über Sa­tel­lit ver­brei­te­ten deut­schen Pro­gram­me un­ge­hin­dert in das In­ter­net ein­zu­spei­sen, so dass auch im In­land ein ge­büh­ren­frei­er Emp­fang mög­lich blie­be. An­ge­sichts sol­cher im Vor­hin­ein kaum ab­schätz­ba­rer Um­ge­hungs­ri­si­ken muss sich der Rund­funk­ge­setz­ge­ber nicht auf ein ir­gend­wie ge­ar­te­tes Re­gis­trie­rungs­mo­dell als mil­de­res Mit­tel ver­wei­sen las­sen (a.A. Jut­zi, NVwZ 2008, 603/605 ff.). Aus den glei­chen Grün­den wä­re ei­ne Be­schrän­kung der Ge­büh­ren­er­he­bung auf die­je­ni­gen, die im We­ge der Selbst­an­zei­ge ge­gen­über der Ge­büh­ren­zen­tra­le er­klä­ren, ih­ren in­ter­net­fä­hi­gen Rech­ner auch für Rund­funk­emp­fang zu nut­zen, zur gleich­mä­ßi­gen Durch­set­zung der Ge­büh­ren­pflicht nicht ge­eig­net. Selbst wenn für die üb­ri­gen PC un­ter­stellt wer­den könn­te, dass sie zu ei­nem an­de­ren Zweck be­schafft und bis­her ver­wen­det wur­den, lä­ge dar­in kein hin­rei­chen­der ob­jek­ti­ver An­halts­punkt für die An­nah­me, dass die Mög­lich­keit des Rund­funk­emp­fangs auch zu­künf­tig in kei­nem Fall zu­sätz­lich ge­nutzt wer­de. Das in­di­vi­du­el­le, ge­ge­be­nen­falls ei­nem ra­schen Wan­del un­ter­wor­fe­ne Nut­zer­ver­hal­ten ist mit ei­nem ver­tret­ba­ren per­so­nel­len und säch­li­chen Auf­wand nicht zu kon­trol­lie­ren. We­gen des bei der Aus­ge­stal­tung der Rund­funk­ord­nung be­stehen­den po­li­ti­schen Ge­stal­tungs­spiel­raums (BVerfG, Ur­teil vom 11. Sep­tem­ber 2007 - 1 BvR 2270/05, 809/06, 830/06 - BVerf­GE 119, 181 <214>) trifft den Ge­setz­ge­ber der­zeit auch kei­ne ver­fas­sungs­recht­li­che Ver­pflich­tung, in Ab­kehr vom be­stehen­den Ge­büh­ren­mo­dell für den öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk ein völ­lig neu­ar­ti­ges Fi­nan­zie­rungs­kon­zept al­lein des­we­gen zu ent­wi­ckeln, um den mit der bis­he­ri­gen Re­ge­lung un­ver­meid­bar ver­bun­de­nen Ein­griff in die In­for­ma­ti­ons­frei­heit der In­ter­net­nut­zer mög­lichst aus­zu­schlie­ßen (so aber Jut­zi, a.a.O.).

48 ccc) Die ge­ne­rel­le Rund­funk­ge­büh­ren­pflicht für in­ter­net­fä­hi­ge Rech­ner ist auch nicht un­ver­hält­nis­mä­ßig im en­ge­ren Sin­ne. Sie soll die Fi­nan­zie­rung des öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funks in ei­ner ef­fek­ti­ven und am Gleich­heits­grund­satz ori­en­tier­ten Wei­se si­cher­stel­len und ver­folgt da­mit ver­fas­sungs­recht­lich le­gi­ti­me Zie­le von ei­ni­gem Ge­wicht. Dem­ge­gen­über wer­den die be­trof­fe­nen In­ter­net­nut­zer, auch wenn sie we­der von der Ge­büh­ren­frei­heit für Zweit­ge­rä­te (Art. 5 Abs. 1 und 2 RGebStV) oder für „neu­ar­ti­ge Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te“ (Art. 5 Abs. 3 RGebStV) pro­fi­tie­ren noch per­sön­li­che Be­frei­ung nach § 6 RGebStV ver­lan­gen kön­nen, in ih­rer In­for­ma­ti­ons­frei­heit nur ge­ring­fü­gig be­ein­träch­tigt. Ihr Recht, sich aus all­ge­mein zu­gäng­li­chen Quel­len un­ge­hin­dert zu un­ter­rich­ten, wird nicht un­mit­tel­bar ein­ge­schränkt, son­dern le­dig­lich mit ei­ner Zah­lungs­ver­pflich­tung ver­knüpft, de­ren Hö­he je­den­falls der­zeit nicht be­fürch­ten lässt, dass nut­zungs­wil­li­gen In­ter­es­sen­ten der Zu­gang zu dem In­for­ma­ti­ons­me­di­um In­ter­net in un­zu­mut­ba­rer Wei­se er­schwert wür­de. We­gen des bis­her noch be­schränk­ten An­ge­bots von Fern­seh­pro­gram­men im In­ter­net wird von den öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk­an­stal­ten ge­gen­wär­tig für das Be­reit­hal­ten von in­ter­net­fä­hi­gen Rech­nern nur ei­ne Grund­ge­bühr er­ho­ben, die sich im hier frag­li­chen Zeit­raum auf 5,52 € pro Mo­nat be­lief (§ 8 Nr. 1 Rund­funk­fi­nan­zie­rungs­staats­ver­t­r­ag i.d.F. des Ach­ten Rund­funk­än­de­rungs­staats­ver­trags, GVBl RP 2005 S. 63 <69>) und mit In­kraft­tre­ten des Elf­ten Rund­funk­än­de­rungs­staats­ver­trags zum 1. Ja­nu­ar 2009 (GVBl RP 2008 S. 291 <292>) auf 5,76 € an­ge­ho­ben wur­de. An­ge­sichts sol­cher Be­trä­ge, die hin­ter den lau­fen­den Kos­ten für ei­nen In­ter­net­an­schluss zu­rück­blei­ben, liegt in der Rund­funk­ge­büh­ren­pflicht kein un­ver­hält­nis­mä­ßi­ges Hin­der­nis für den Zu­gang zum In­ter­net als ei­ner all­ge­mein zu­gäng­li­chen In­for­ma­ti­ons­quel­le. Ob Glei­ches auch zu gel­ten hät­te, wenn in Zu­kunft für in­ter­net­fä­hi­ge Rech­ner zu­sätz­lich zu der Grund­ge­bühr ei­ne - we­sent­lich hö­he­re - Fern­seh­ge­bühr er­ho­ben wür­de, ist aus An­lass des vor­lie­gen­den Fal­les nicht zu ent­schei­den. Dass die öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk­an­stal­ten das In­ter­net auf­grund ei­ge­ner Ent­schei­dung als zu­sätz­li­chen Ver­brei­tungs­weg für ih­re Pro­gram­me in An­spruch neh­men und da­mit die Emp­fangs­mög­lich­keit auch In­ter­net­nut­zern „auf­drän­gen“, die an ei­nem tat­säch­li­chen Emp­fang nicht in­ter­es­siert sind, wirkt sich auf die­se ver­fas­sungs­recht­li­che Be­ur­tei­lung nicht ent­schei­dend aus (a.A. Jut­zi, NVwZ 2008, 603 <608>). Die Er­wei­te­rung des Sen­de­be­triebs auf neue Ton- und Bild­me­di­en ist, so­weit es sich um „Rund­funk“ i.S.d. Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG han­delt (s.o., 2. a bb), von der auch nach neue­rer Recht­spre­chung fort­be­stehen­den ver­fas­sungs­recht­li­chen Be­stands- und Ent­wick­lungs­ga­ran­tie des öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funks im dua­len Sys­tem ge­deckt (vgl. BVerfG, Ur­teil vom 11. Sep­tem­ber 2007 - 1 BvR 2270/05, 809/06, 830/06 - BVerf­GE 119, 181 <218>); sie lässt sich auf­grund der be­stehen­den Kon­kur­renz mit den pri­va­ten Rund­funk­an­bie­tern kaum ver­mei­den. Der An­spruch der Rund­funk­an­stal­ten auf aus­rei­chen­de fi­nan­zi­el­le Aus­stat­tung er­fasst da­her in grund­sätz­lich glei­cher Wei­se auch die Ver­brei­tung von Rund­funk­pro­gram­men im In­ter­net. Da­bei darf al­ler­dings die Be­son­der­heit, dass in­ter­net­fä­hi­ge Rech­ner häu­fig - vor al­lem im nicht-pri­va­ten Be­reich - nicht (pri­mär) zum Rund­funk­emp­fang, son­dern als Ar­beits­mit­tel ge­nutzt wer­den, nicht gänz­lich au­ßer Be­tracht blei­ben. Im gel­ten­den Recht hat der Ge­setz­ge­ber aber die­sen Um­stand mit der ty­pi­sie­ren­den Be­frei­ungs­vor­schrift des § 5 Abs. 3 RGebStV für „neu­ar­ti­ge Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te“ an­ge­mes­sen be­rück­sich­tigt. Da­nach ent­fällt bei ei­ner be­lie­bi­gen An­zahl von Rech­nern die Ge­büh­ren­pflicht schon dann, wenn auf dem­sel­ben Grund­stück oder auf zu­sam­men­hän­gen­den Grund­stü­cken ein ein­zi­ges her­kömm­li­ches Ge­rät zum Emp­fang be­reit­ge­hal­ten wird, und fällt bei Nicht­vor­han­den­sein ei­nes an­de­ren Ge­räts die Ge­bühr un­ab­hän­gig von der Zahl der Rech­ner, die auf dem Grund­stück bzw. den zu­sam­men­hän­gen­den Grund­stü­cken in Be­trieb ge­nom­men sind, nur ein­mal an. Zu ei­ner völ­li­gen Frei­stel­lung die­ses Ge­rä­te­typs, die nach sei­ner Pro­gno­se zu ei­ner all­ge­mei­nen „Flucht aus der Rund­funk­ge­bühr“ und da­mit zu ei­nem Zu­sam­men­bruch des bis­he­ri­gen Fi­nan­zie­rungs­sys­tems füh­ren könn­te, war er auch aus Grün­den der Ver­hält­nis­mä­ßig­keit nicht zwin­gend ver­pflich­tet (vgl. VGH Mün­chen, Ur­teil vom 19. Mai 2009 - VGH 7 B 08.29 22 - K&R 2009, 516).

49 b) Der all­ge­mei­ne Gleich­be­hand­lungs­grund­satz aus Art. 3 Abs. 1 GG wird durch die Er­he­bung von Rund­funk­ge­büh­ren für in­ter­net­fä­hi­ge PC nicht ver­letzt. Zwar wer­den in­so­fern un­glei­che Sach­ver­hal­te gleich be­han­delt, als die her­kömm­li­chen mo­no­funk­tio­na­len Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te mit den mul­ti­funk­tio­na­len in­ter­net­fä­hi­gen PC ge­büh­ren­recht­lich gleich be­han­delt wer­den (aa)). Die­se Gleich­be­hand­lung ist aber in Be­zug auf den hier ma­ß­geb­li­chen Zeit­raum ge­recht­fer­tigt (bb)). Im Hin­blick auf die tat­säch­li­che Durch­setz­bar­keit der Ge­büh­ren­pflich­tig­keit von in­ter­net­fä­hi­gen PC wird der Ge­setz­ge­ber die künf­ti­ge Ent­wick­lung zu be­ob­ach­ten ha­ben (cc)).

50 aa) Ei­ne Ver­schie­den­heit der zu be­trach­ten­den Le­bens­sach­ver­hal­te liegt dar­in, dass das tra­di­tio­nel­le Rund­funk­ge­rät nur Rund­funk emp­fan­gen kann und kei­ne an­de­re Funk­ti­on hat, wäh­rend der in­ter­net­fä­hi­ge PC au­ßer­dem und vor­ran­gig ein Rech­ner und ein In­ter­net-Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ge­rät ist. Der in­ter­net­fä­hi­ge PC be­hält sei­ne ei­gen­stän­di­ge Nütz­lich­keit auch oh­ne Rund­funk­emp­fang. Für den Nut­zer ei­nes In­ter­net-PC gibt es kei­ne Mög­lich­keit, die Be­reit­hal­tung sei­ner „Rech­ner-Tä­tig­keit“ von der Be­reit­hal­tung sei­ner „Rund­funk­emp­fangs­fä­hig­keit“ zu tren­nen, denn sie fal­len zu­sam­men. Die Ge­büh­ren­ver­mei­dung bei her­kömm­li­chen Ge­rä­ten ist ge­kop­pelt an den Ver­zicht auf den Be­sitz ei­nes Rund­funk­emp­fangs­ge­räts. Der Ver­zicht auf das Emp­fangs­ge­rät schränkt aber kei­ne an­de­re Tä­tig­keit ein. Dies ist beim in­ter­net­fä­hi­gen PC an­ders, denn der Ver­zicht auf den PC ver­hin­dert auch sämt­li­che von ihm er­mög­lich­ten Funk­tio­nen.

51 bb) Die­se Gleich­be­hand­lung auf der Ebe­ne des Ge­rä­te­be­griffs führt je­doch nicht zu ei­ner Ver­let­zung des Gleich­be­hand­lungs­grund­sat­zes durch § 2 Abs. 2 Satz 1 RGebStV bei der Be­grün­dung der Ge­büh­ren­pflicht. Ent­schei­dend für die Ge­büh­ren­er­he­bung ist näm­lich nicht die tech­ni­sche Un­ter­schied­lich­keit der Emp­fangs­ge­rä­te, son­dern die glei­che Mög­lich­keit zum Emp­fang von Rund­funk­sen­dun­gen durch die­se ver­schie­den­ar­ti­gen Ge­rä­te. Auch im Fal­le frü­he­rer tech­ni­scher Ent­wick­lun­gen im Emp­fangs­be­reich von Rund­funk ist nie ein Grund ge­se­hen wor­den, die Ge­büh­ren­pflicht des Ge­rä­te­inha­bers zu be­zwei­feln. Das be­traf we­der die Ent­wick­lung und Ver­brei­tung von trag­ba­ren Emp­fangs­ge­rä­ten, noch bei­spiels­wei­se die Um­stel­lung von ana­lo­ger Sen­de­wei­se auf di­gi­ta­le und die da­durch aus­ge­lös­te tech­ni­sche Ver­än­de­rung von Emp­fän­gern noch Än­de­run­gen in der Ver­brei­tungs­tech­nik durch Ka­bel oder auf an­de­re Wei­se. Die Rund­funk­ge­bühr ist von den­je­ni­gen Per­so­nen zu ent­rich­ten, die ein Emp­fangs­ge­rät be­reit­hal­ten, wäh­rend Per­so­nen oh­ne Emp­fangs­ge­rät nicht in An­spruch ge­nom­men wer­den. Die­se Dif­fe­ren­zie­rung be­ruht auf sach­li­chen Grün­den. Denn wie im­mer die Rund­funk­ge­bühr in das Sys­tem der öf­fent­li­chen Las­ten ein­zu­ord­nen sein mag, dient sie je­den­falls der Fi­nan­zie­rung von Rund­funk­ver­an­stal­tun­gen. Un­ter Gleich­heits­ge­sichts­punk­ten ist es des­we­gen nicht zu be­an­stan­den, dass da­zu her­an­ge­zo­gen wird, wer sich durch Be­reit­hal­tung ei­nes Emp­fangs­ge­räts die Nut­zungs­mög­lich­keit ver­schafft hat (BVerf­GE 90, 60 <106>). Da­bei ist zu­sätz­lich zu be­rück­sich­ti­gen, dass der Ge­setz­ge­ber der oben er­wähn­ten Ver­schie­den­hei­ten der zu be­trach­ten­den Le­bens­sach­ver­hal­te durch ei­ne er­wei­ter­te Zweit­ge­rä­te­be­frei­ung für neu­ar­ti­ge Rund­funk­emp­fangs­ge­rä­te (§ 5 Abs. 3 RGebStV) Rech­nung ge­tra­gen hat, für die im Üb­ri­gen, wie eben­falls be­reits er­wähnt, in dem hier ma­ß­geb­li­chen Zeit­raum nur Grund­ge­büh­ren er­ho­ben wur­den.

52 cc) Die Rund­funk­ge­büh­ren­pflicht für die In­ha­ber in­ter­net­fä­hi­ger PC stellt al­ler­dings ei­nen recht­li­chen Zu­sam­men­hang mit den all­ge­mei­nen Grund­sät­zen des Ab­ga­ben­rechts her, den die Sen­de­an­stal­ten ein­lö­sen müs­sen. Der Gleich­heits­satz des Art. 3 Abs. 1 GG ver­langt näm­lich für das Ab­ga­ben­recht, dass die Ge­büh­ren­pflich­ti­gen durch ein Ge­büh­ren­ge­setz recht­lich und tat­säch­lich gleich be­las­tet wer­den. Wird die Gleich­heit im Be­las­tungs­er­folg durch die recht­li­che Ge­stal­tung des Er­he­bungs­ver­fah­rens prin­zi­pi­ell ver­fehlt, kann dies die Ver­fas­sungs­wid­rig­keit der ge­setz­li­chen Ge­büh­ren­grund­la­ge nach sich zie­hen (BVerfG, Ur­teil vom 9. März 2004 - 2 BvL 17/02 - BVerf­GE 110, 94 <112>). Die Rund­funk­an­stal­ten kön­nen an der Ge­büh­ren­pflich­tig­keit von in­ter­net­fä­hi­gen PC da­her auf Dau­er nur fest­hal­ten, wenn die­se sich auch tat­säch­lich durch­set­zen lässt. An­ge­sichts der Trag­bar­keit und oft­mals ge­rin­gen Grö­ße die­ser Ge­rä­te wird die Zu­re­chen­bar­keit zu ei­nem In­ha­ber oh­ne des­sen Mit­wir­kung zu­neh­mend schwie­ri­ger wer­den. In ei­ner Viel­zahl von Fäl­len wird in­fol­ge der Zweit­ge­rä­te­be­frei­ung nach § 5 Abs. 3 RGebStV die Fra­ge nach der Ge­büh­ren­er­he­bung sich auch gar nicht stel­len. Der Ge­setz­ge­ber wird die Ent­wick­lung ge­nau be­ob­ach­ten müs­sen, da­mit nicht am En­de die po­ten­ti­ell gro­ße Zahl in­ter­net­fä­hi­ger PC zum Pro­blem für die Ein­lö­sung der Ab­ga­ben­ge­rech­tig­keit und so­mit zur Recht­mä­ßig­keits­fra­ge für die­se An­knüp­fung der Ge­büh­ren­er­he­bung über­haupt wird.

53 c) Die Frei­heit der Be­rufs­aus­übung aus Art. 12 Abs. 1 GG ist bei ei­nem Rechts­an­walt be­trof­fen, wenn die In­ne­ha­bung ei­nes in­ter­net­fä­hi­gen PC zur Rund­funk­ge­büh­ren­pflicht führt. Mo­der­ne Ar­beits­be­din­gun­gen er­for­dern re­gel­mä­ßig den Be­sitz ei­nes sol­chen Ge­rä­tes, und da­mit wird un­ver­meid­bar ei­ne Grund­ge­bühr nach dem Rund­funk­recht aus­ge­löst. Die­se Kos­ten er­schwe­ren so­mit den Zu­gang zu ei­nem be­rufs­we­sent­li­chen Ar­beits­mit­tel. Aus den be­reits im Zu­sam­men­hang mit dem Ein­griff in die In­for­ma­ti­ons­frei­heit aus­ge­führ­ten Grün­den, ist je­doch auch die mit­tel­ba­re Be­ein­träch­ti­gung der Be­rufs­frei­heit durch die ver­fas­sungs­recht­lich be­grün­de­te Fi­nan­zie­rungs­funk­ti­on der Rund­funk­ge­bühr für die öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk­an­stal­ten als ge­recht­fer­tigt an­zu­se­hen.

54 d) Auch Art. 14 Abs. 1 GG ist durch die Rund­funk­ge­büh­ren­pflicht für in­ter­net­fä­hi­ge PC im Be­sitz ei­nes Rechts­an­walts nicht ver­letzt. Ab­ge­se­hen da­von, dass das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt bis­lang die Fra­ge, ob der ein­ge­rich­te­te und aus­ge­üb­te Ge­wer­be­be­trieb in den Schutz­be­reich der Ei­gen­tums­ga­ran­tie ein­zu­be­zie­hen ist, of­fen­ge­las­sen hat (vgl. BVerfG, Be­schluss vom 22. Mai 1979 - 1 BvL 9/75 - BVerf­GE 51, 193 <221 f.>), schützt die­ses Grund­recht nicht ge­gen die Auf­er­le­gung von Geld­leis­tungs­pflich­ten, weil die­se nicht mit­tels ei­nes be­stimm­ten Ei­gen­tums­ob­jekts zu er­fül­len sind, son­dern aus dem fluk­tu­ie­ren­den Ver­mö­gen, das kein Ei­gen­tum i.S.v. Art. 14 Abs. 1 GG ist, be­strit­ten wer­den (vgl. BVerfG, Ur­teil vom 8. April 1997 - 1 BvR 48/94 - BVerf­GE 95, 267 <300>).

55 e) Die dem Klä­ger auf­er­leg­te Ge­büh­ren­leis­tungs­pflicht be­rührt schlie­ß­lich die all­ge­mei­ne Hand­lungs­frei­heit aus Art. 2 Abs. 1 GG. Die­se ist al­ler­dings nur im Rah­men der all­ge­mei­nen Ge­set­ze ge­währ­leis­tet. Zu die­sen zäh­len sämt­li­che mit dem Grund­ge­setz in Ein­klang ste­hen­de Rechts­nor­men (vgl. BVerfG, Ur­teil vom 16. Ja­nu­ar 1957 - 1 BvR 253/56 - BVerf­GE 6, 32 <37 ff.>; stRspr). Das ist be­züg­lich der mit­tel­bar an­ge­grif­fe­nen Re­ge­lung in § 2 Abs. 2 i.V.m. § 1 Abs. 1 und 2 RGebStV, so­weit sie die Zah­lungs­pflicht an das Be­reit­hal­ten ei­nes Rund­funk­emp­fangs­ge­räts zum Emp­fang an­knüpft, der Fall. Wie das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt in stän­di­ger Recht­spre­chung aus­ge­führt hat, hängt die Zu­läs­sig­keit pri­va­ten Rund­funks in der vom Ge­setz­ge­ber ge­wähl­ten Ge­stalt von der Funk­ti­ons­tüch­tig­keit des öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funks ab (vgl. BVerfG, Ur­teil vom 4. No­vem­ber 1986 - 1 BvF 1/84 - BVerf­GE 73, 118 <158 f.>; stRspr). Aus die­sem Grund ist es ge­recht­fer­tigt, die Ge­büh­ren­pflicht oh­ne Rück­sicht auf die Nut­zungs­ge­wohn­hei­ten der Emp­fän­ger al­lein an den Teil­neh­mer­sta­tus zu knüp­fen, der durch die Be­reit­hal­tung ei­nes Emp­fangs­ge­räts be­grün­det wird (vgl. BVerf­GE 90, 60 <91>).

56 5. Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 154 Abs. 1 Vw­GO.