Ver­fah­rens­in­for­ma­ti­on

Waf­fen­recht­li­che Un­zu­ver­läs­sig­keit bei Waf­fen­ge­brauch un­ter Al­ko­hol­ein­fluss


Der Klä­ger ist Jä­ger und In­ha­ber waf­fen­recht­li­cher Er­laub­nis­se. Er fuhr mit sei­nem Kraft­fahr­zeug von sei­nem Haus zu ei­nem na­he­ge­le­ge­nen Wald zur Jagd, nach­dem er zu­vor zwei Glä­ser Rot­wein und ein Glas Wod­ka ge­trun­ken hat­te. Von ei­nem Hoch­sitz aus er­leg­te er ei­nen Reh­bock mit ei­nem Schuss. Auf der Rück­fahrt wur­de er von Po­li­zei­be­am­ten an­ge­hal­ten. Ein frei­wil­li­ger Al­ko­hol­test vor Ort er­gab ei­nen Wert von 0,47 mg/l Atem­luft­al­ko­hol­kon­zen­tra­ti­on, ein spä­te­rer Al­ko­hol­test auf der Wa­che ei­nen Wert von 0,39 mg/l. Das be­klag­te Po­li­zei­prä­si­di­um wi­der­rief die waf­fen­recht­li­chen Er­laub­nis­se: Der Klä­ger sei im waf­fen­recht­li­chen Sin­ne un­zu­ver­läs­sig, weil er ei­ne Waf­fe im al­ko­ho­li­sier­ten Zu­stand zu Jagd­zwe­cken be­nutzt ha­be. Das Ver­wal­tungs­ge­richt Köln hat die Kla­ge des Klä­gers ab­ge­wie­sen, das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt Müns­ter die Be­ru­fung des Klä­gers zu­rück­ge­wie­sen. Im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren ist die Fra­ge zu klä­ren, wie sich die Auf­nah­me von Al­ko­hol auf die Zu­ver­läs­sig­keit und per­sön­li­che Eig­nung im Waf­fen­recht aus­wirkt.


Pres­se­mit­tei­lung Nr. 62/2014 vom 22.10.2014

Un­zu­ver­läs­sig­keit ei­nes Waf­fen­be­sit­zers bei Schuss­waf­fen­ge­brauch un­ter Al­ko­hol­ein­fluss

Macht ein Waf­fen­be­sit­zer in al­ko­ho­li­sier­tem Zu­stand von sei­ner Schuss­waf­fe Ge­brauch, recht­fer­tigt dies die An­nah­me, dass er im waf­fen­recht­li­chen Sin­ne un­zu­ver­läs­sig ist, auch wenn zum Al­ko­hol­kon­sum kein wei­te­res Fehl­ver­hal­ten hin­zu­tritt. Dies hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt in Leip­zig heu­te ent­schie­den.


Der Klä­ger ist Jä­ger und In­ha­ber waf­fen­recht­li­cher Er­laub­nis­se. Er fuhr mit sei­nem Kraft­fahr­zeug von sei­nem Haus zu ei­nem na­he­ge­le­ge­nen Wald zur Jagd, nach­dem er zu­vor zwei Glä­ser Rot­wein (0,5 l) und ein Glas Wod­ka (30 ml) ge­trun­ken hat­te. Von ei­nem Hoch­sitz aus er­leg­te er ei­nen Reh­bock mit ei­nem Schuss. Auf der Rück­fahrt wur­de er von Po­li­zei­be­am­ten an­ge­hal­ten. Ein frei­wil­li­ger Al­ko­hol­test vor Ort er­gab ei­nen Wert von 0,47 mg/l Atem­luft­al­ko­hol­kon­zen­tra­ti­on, ein spä­te­rer Al­ko­hol­test auf der Wa­che ei­nen Wert von 0,39 mg/l. Das zu­stän­di­ge Po­li­zei­prä­si­di­um wi­der­rief die waf­fen­recht­li­chen Er­laub­nis­se: Der Klä­ger sei im waf­fen­recht­li­chen Sin­ne un­zu­ver­läs­sig, weil er ei­ne Waf­fe im al­ko­ho­li­sier­ten Zu­stand zu Jagd­zwe­cken be­nutzt ha­be. Das Ver­wal­tungs­ge­richt Köln hat die Kla­ge des Klä­gers ab­ge­wie­sen, das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt Müns­ter die Be­ru­fung des Klä­gers zu­rück­ge­wie­sen.


Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt hat die Re­vi­si­on des Klä­gers zu­rück­ge­wie­sen. Nach der ein­schlä­gi­gen Vor­schrift des Waf­fen­ge­set­zes be­sit­zen Per­so­nen die er­for­der­li­che Zu­ver­läs­sig­keit nicht, bei de­nen Tat­sa­chen die An­nah­me recht­fer­ti­gen, dass sie mit Waf­fen und Mu­ni­ti­on nicht vor­sich­tig oder sach­ge­mäß um­ge­hen. Vor­sich­tig und sach­ge­mäß geht mit Schuss­waf­fen nur um, wer sie aus­schlie­ß­lich in nüch­ter­nem Zu­stand ge­braucht und si­cher sein kann, kei­ne al­ko­hol­be­ding­ten Aus­fall­erschei­nun­gen zu er­lei­den, die zu Ge­fähr­dun­gen Drit­ter füh­ren kön­nen. Bei der vom Klä­ger kon­su­mier­ten Al­ko­hol­men­ge wa­ren sol­che Aus­fall­erschei­nun­gen je­den­falls nicht hin­rei­chend si­cher aus­ge­schlos­sen. Die­se war viel­mehr ge­eig­net, die Re­ak­ti­ons­ge­schwin­dig­keit so­wie die Wahr­neh­mungs­fä­hig­keit zu min­dern und ent­hem­mend zu wir­ken. Ob und ge­ge­be­nen­falls in wel­chem Um­fang bei dem Klä­ger im kon­kre­ten Fall al­ko­hol­be­ding­te Aus­fall­erschei­nun­gen auf­ge­tre­ten sind, ist un­er­heb­lich. Un­vor­sich­tig und un­sach­ge­mäß ist der Ge­brauch von Schuss­waf­fen be­reits dann, wenn ein Waf­fen­be­sit­zer hier­bei das Ri­si­ko sol­cher Aus­fall­erschei­nun­gen ein­ge­gan­gen ist. Die waf­fen­recht­li­che Zu­ver­läs­sig­keit setzt die Fä­hig­keit und die Be­reit­schaft vor­aus, Ri­si­ken mit dem Po­ten­ti­al der Schä­di­gung Drit­ter strikt zu ver­mei­den, zu­mal wenn dies pro­blem­los mög­lich ist. Dass der Klä­ger sich trotz die­ser of­fen­kun­di­gen Ri­si­ken vom Schuss­waf­fen­ge­brauch nicht hat ab­hal­ten las­sen, recht­fer­tigt die Pro­gno­se, dass er auch künf­tig mit Waf­fen nicht vor­sich­tig und sach­ge­mäß um­ge­hen wird. Wer das Ri­si­ko al­ko­hol­be­dingt ge­min­der­ter Re­ak­ti­ons­ge­schwin­dig­keit und Wahr­neh­mungs­fä­hig­keit oder al­ko­hol­be­ding­ter Ent­hem­mung auch nur in ei­nem Fall des Schuss­waf­fen­ge­brauchs in Kauf ge­nom­men hat, ver­dient das Ver­trau­en nicht län­ger, dass er mit Waf­fen und Mu­ni­ti­on je­der­zeit und in je­der Hin­sicht ord­nungs­ge­mäß um­ge­hen wird.


BVer­wG 6 C 30.13 - Ur­teil vom 22. Ok­to­ber 2014

Vor­in­stan­zen:

OVG Müns­ter, 20 A 2430/11 - Ur­teil vom 28. Fe­bru­ar 2013 -

VG Köln, 20 K 2979/10 - Ur­teil vom 22. Sep­tem­ber 2011 -


Be­schluss vom 14.10.2013 -
BVer­wG 6 B 24.13ECLI:DE:BVer­wG:2013:141013B6B24.13.0

  • Zi­tier­vor­schlag

Be­schluss

BVer­wG 6 B 24.13

  • VG Köln - 22.09.2011 - AZ: VG 20 K 2979/10
  • OVG für das Land Nord­rhein-West­fa­len - 28.02.2013 - AZ: OVG 20 A 2430/11

In der Ver­wal­tungs­streit­sa­che hat der 6. Se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts
am 14. Ok­to­ber 2013
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Neu­mann und
die Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Grau­lich und Prof. Dr. He­cker
be­schlos­sen:

  1. Die Ent­schei­dung des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts für das Land Nord­rhein-West­fa­len über die Nicht­zu­las­sung der Re­vi­si­on ge­gen sein Ur­teil vom 28. Fe­bru­ar 2013 wird auf­ge­ho­ben.
  2. Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.
  3. Die Ent­schei­dung über die Kos­ten des Be­schwer­de­ver­fah­rens folgt der Ent­schei­dung in der Haupt­sa­che.
  4. Der Wert des Streit­ge­gen­stan­des wird für das Be­schwer­de­ver­fah­ren so­wie für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren - in­so­weit vor­läu­fig - auf 11 750 € fest­ge­setzt.

Grün­de

1 Die Re­vi­si­on ist ge­mäß § 132 Abs. 2 Nr. 1 Vw­GO we­gen grund­sätz­li­cher Be­deu­tung der Rechts­sa­che zu­zu­las­sen. Das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren kann dem Se­nat Ge­le­gen­heit ge­ben, die Aus­wir­kun­gen der Al­ko­hol­auf­nah­me auf die Zu­ver­läs­sig­keit und per­sön­li­che Eig­nung im Waf­fen­recht zu klä­ren.

2 Die Streit­wert­fest­set­zung für das Be­schwer­de­ver­fah­ren folgt aus § 47 Abs. 1 Satz 1 und Abs. 3, § 52 Abs. 1 GKG; die vor­läu­fi­ge Streit­wert­fest­set­zung für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren be­ruht auf § 47 Abs. 1, § 52 Abs. 1 i.V.m. § 63 Abs. 1 Satz 1 GKG.

Rechts­be­helfs­be­leh­rung


Das Be­schwer­de­ver­fah­ren wird als Re­vi­si­ons­ver­fah­ren un­ter dem Ak­ten­zei­chen BVer­wG 6 C 30.13 fort­ge­setzt. Der Ein­le­gung ei­ner Re­vi­si­on durch den Be­schwer­de­füh­rer be­darf es nicht.
Die Re­vi­si­on ist in­ner­halb ei­nes Mo­nats nach Zu­stel­lung die­ses Be­schlus­ses zu be­grün­den. Die Be­grün­dung ist bei dem Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt, Sim­son­platz 1, 04107 Leip­zig, schrift­lich oder in elek­tro­ni­scher Form (Ver­ord­nung vom 26. No­vem­ber 2004, BGBl I S. 3091) ein­zu­rei­chen.
Für die Be­tei­lig­ten be­steht Ver­tre­tungs­zwang; dies gilt auch für die Be­grün­dung der Re­vi­si­on. Die Be­tei­lig­ten müs­sen sich durch Be­voll­mäch­tig­te im Sin­ne von § 67 Abs. 4 Satz 3 bis 6 Vw­GO ver­tre­ten las­sen.

Ur­teil vom 22.10.2014 -
BVer­wG 6 C 30.13ECLI:DE:BVer­wG:2014:221014U6C30.13.0

Leit­satz:

Vor­sich­tig und sach­ge­mäß im Sin­ne des § 5 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. b WaffG geht mit Waf­fen nur um, wer sie in nüch­ter­nem Zu­stand ge­braucht und so si­cher sein kann, kei­ne al­ko­hol­be­ding­ten Aus­fall­erschei­nun­gen zu er­lei­den, die zur Ge­fähr­dung Drit­ter füh­ren kön­nen.

  • Rechts­quel­len
  • Zi­tier­vor­schlag

Ur­teil

BVer­wG 6 C 30.13

  • VG Köln - 22.09.2011 - AZ: VG 20 K 2979/10
  • OVG Müns­ter - 28.02.2013 - AZ: OVG 20 A 2430/11

In der Ver­wal­tungs­streit­sa­che hat der 6. Se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 22. Ok­to­ber 2014
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Neu­mann und die Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Grau­lich, Dr. Möl­ler, Hahn und Prof. Dr. He­cker
für Recht er­kannt:

  1. Die Re­vi­si­on des Klä­gers ge­gen das Ur­teil des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts für das Land Nord­rhein-West­fa­len vom 28. Fe­bru­ar 2013 wird zu­rück­ge­wie­sen.
  2. Der Klä­ger trägt die Kos­ten des Re­vi­si­ons­ver­fah­rens.

Grün­de

I

1 Der Klä­ger ist Jä­ger. Auf­grund die­ser Ei­gen­schaft wur­den ihm in den Jah­ren 1974 und 1990 waf­fen­recht­li­che Er­laub­nis­se für meh­re­re Schuss­waf­fen er­teilt. Ak­tu­ell wei­sen drei Waf­fen­be­sitz­kar­ten zehn auf den Klä­ger ein­ge­tra­ge­ne Waf­fen aus.

2 Am 13. Ju­ni 2008 fuhr der Klä­ger mit sei­nem Pkw von sei­nem Haus aus zu ei­nem na­he­ge­le­ge­nen Wald zur Jagd, nach­dem er zwei Glä­ser Rot­wein - zu­sam­men 0,5 l mit ca. 13 % Al­ko­hol - und ein Schnaps-Glas Wod­ka - 30 ml mit ca. 40 % Al­ko­hol - ge­trun­ken hat­te. Von ei­nem Hoch­sitz aus er­leg­te er ei­nen Reh­bock mit ei­nem Schuss. Auf der Rück­fahrt mit dem Pkw vom Wald zu sei­nem Haus wur­de der Klä­ger von Po­li­zei­be­am­ten an­ge­hal­ten. Ein frei­wil­li­ger Al­ko­hol­test vor Ort er­gab ei­nen Wert von 0,47 mg/l Atem­luft­al­ko­hol­kon­zen­tra­ti­on, ein spä­ter auf der Po­li­zei­wa­che durch­ge­führ­ter „ge­richts­ver­wert­ba­rer“ Al­ko­hol­test ei­nen Wert von 0,39 mg/l. Die Po­li­zei­be­am­ten, die den Klä­ger kon­trol­liert hat­ten, be­schrie­ben die­sen und sein Ver­hal­ten in ei­nem in­ter­nen For­mu­lar­bo­gen vom 14. Ju­ni 2008 un­ter an­de­rem wie folgt: Fahr­wei­se si­cher, kör­per­li­che Auf­fäl­lig­kei­ten kei­ne, Stim­mung/Ver­hal­ten di­stanz­los, Be­wusst­sein be­nom­men.

3 Mit Be­scheid vom 15. April 2010, zu­ge­stellt am 20. April 2010, wi­der­rief der Be­klag­te un­ter an­de­rem die waf­fen­recht­li­chen Er­laub­nis­se des Klä­gers (Nr. 1), for­der­te ihn auf, die waf­fen­recht­li­chen Er­laub­nis­se un­ver­züg­lich ab­zu­ge­ben (Nr. 2), gab ihm Ge­le­gen­heit, in­ner­halb von zwei Mo­na­ten nach Be­stands­kraft des Be­scheids für die ver­wahr­ten Waf­fen und Mu­ni­ti­on ei­nen emp­fangs­be­rei­ten Be­rech­tig­ten zwecks Über­las­sung oder Un­brauch­bar­ma­chung zu be­nen­nen (Nr. 3), und setz­te ei­ne Ver­wal­tungs­ge­bühr in Hö­he von 350 € fest (Nr. 5).

4 Das Ver­wal­tungs­ge­richt hat die da­ge­gen ge­rich­te­te Kla­ge mit Ur­teil vom 22. Sep­tem­ber 2011 ab­ge­wie­sen und das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat die Be­ru­fung mit Ur­teil vom 28. Fe­bru­ar 2013 zu­rück­ge­wie­sen. Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung im We­sent­li­chen aus­ge­führt, der un­ter Nr. 1 des Be­scheids ver­füg­te Wi­der­ruf der waf­fen­recht­li­chen Er­laub­nis­se des Klä­gers fin­de sei­ne Rechts­grund­la­ge in § 45 Abs. 2 Satz 1 WaffG. Es lä­gen nach­träg­lich ein­ge­tre­te­ne Tat­sa­chen vor, wel­che die An­nah­me recht­fer­tig­ten, dass der Klä­ger mit Waf­fen nicht vor­sich­tig und sach­ge­mäß um­ge­hen wer­de (§ 5 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. b WaffG). Der Klä­ger ha­be Al­ko­hol in ei­ner Men­ge zu sich ge­nom­men, die ty­pi­scher­wei­se ver­hal­tens­be­ein­flus­send wir­ken kön­ne, und sei in die­sem Zu­stand mit ei­ner Waf­fe um­ge­gan­gen, in­dem er mit die­ser in nicht ein­ge­grenz­tem und auch nicht an­der­wei­tig ge­si­cher­tem Ge­län­de ge­schos­sen ha­be.

5 Der Klä­ger ha­be vor dem Waf­fen­ge­brauch am 13. Ju­ni 2008 Al­ko­hol in ei­ner Men­ge zu sich ge­nom­men, die ty­pi­scher­wei­se ver­hal­tens­be­ein­flus­send wir­ke. Dies er­ge­be sich aus der fest­ge­stell­ten Atem­luft­al­ko­hol­kon­zen­tra­ti­on von 0,39 mg/l, de­ren Rich­tig­keit der Klä­ger nicht in Fra­ge stel­le, und dar­über hin­aus aus den Trink­men­gen­an­ga­ben des Klä­gers - 0,5 l Rot­wein mit ca. 13 % Al­ko­hol und 30 ml Wod­ka mit ca. 40 % Al­ko­hol -, auf­grund de­rer er selbst ei­ne Blut­al­ko­hol­kon­zen­tra­ti­on von über 0,5 ‰ am En­de der Re­sorp­ti­ons­pha­se er­rech­ne. Bei ei­nem sol­chen Grad der Al­ko­ho­li­sie­rung sei - wis­sen­schaft­lich ab­ge­si­chert - ty­pi­scher­wei­se mit ei­ner Ver­hal­tens­be­ein­flus­sung im Sin­ne von Ent­hem­mung, er­höh­ter Ri­si­ko­be­reit­schaft und nach­las­sen­der Re­ak­ti­ons­fä­hig­keit zu rech­nen. Die ent­spre­chen­den wis­sen­schaft­li­chen Er­kennt­nis­se hät­ten ih­ren Nie­der­schlag in § 24a Abs. 1 StVG ge­fun­den, oh­ne dass dem, was die dort fest­ge­leg­ten Grenz­wer­te an­be­lan­ge, spe­zi­fi­sche An­for­de­run­gen oder Fak­to­ren in der Per­son des be­tref­fen­den po­ten­zi­el­len Ver­ur­sa­chers ei­ner kon­kre­ten Ge­fahr oder ei­nes Scha­dens zu­grun­de lä­gen, die beim Um­gang mit Waf­fen - vor al­lem in Ge­stalt des Schie­ßens zu Jagd­zwe­cken - oh­ne Be­deu­tung sei­en. Der Schuss­waf­fen­ge­brauch des Klä­gers im al­ko­ho­li­sier­ten Zu­stand un­ter den am 13. Ju­ni 2008 ge­ge­be­nen Um­stän­den tra­ge als Tat­sa­che die nach § 5 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. b WaffG er­for­der­li­che und ge­trof­fe­ne Pro­gno­se­ent­schei­dung.

6 Der Se­nat hat auf die Be­schwer­de des Klä­gers die Re­vi­si­on mit Be­schluss vom 14. Ok­to­ber 2013 zu­ge­las­sen. Zur Be­grün­dung sei­ner Re­vi­si­on führt der Klä­ger aus, das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ha­be sei­nem Ur­teil in­so­weit ei­nen un­rich­ti­gen Sach­ver­halt zu Grun­de ge­legt, als es - im An­schluss an den An­zei­ge­er­stat­ter R - an­ge­nom­men ha­be, dass an die­sem „ein Ge­schoss von rechts of­fen­sicht­lich dicht an ihm vor­bei­ge­flo­gen sei“. Die­se Sach­ver­halts­dar­stel­lung sei un­zu­tref­fend, weil der Klä­ger ge­nau in die ent­ge­gen­ge­setz­te Rich­tung ge­schos­sen ha­be als die­je­ni­ge, in wel­cher der Zeu­ge ei­nen Weg ent­lang ge­gan­gen sei. Wei­te­re Fak­to­ren als die Tat­sa­che, dass der Klä­ger Al­ko­hol ge­trun­ken ha­be, be­vor er zur Jagd auf­ge­bro­chen sei, lä­gen für die Be­ur­tei­lung sei­ner Zu­ver­läs­sig­keit (§ 5 WaffG) bzw. Eig­nung (§ 6 WaffG) nicht vor.

7 Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ha­be au­ßer­dem zu Un­recht § 5 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. b WaffG an­ge­wandt. Der Ge­setz­ge­ber ha­be mit der Neu­re­ge­lung des Waf­fen­rechts im Jahr 2003 al­le Fra­gen im Zu­sam­men­hang mit Waf­fen und Al­ko­hol­kon­sum de­tail­liert und ab­schlie­ßend ge­re­gelt. Die Aus­wir­kun­gen ei­nes Al­ko­hol­kon­sums auf die waf­fen­recht­li­che Er­laub­nis rich­te­ten sich al­lein nach § 6 Abs. 1 Nr. 2 und 3 WaffG. So ha­be die Recht­spre­chung die Pro­gno­se, dass ein Waf­fen­be­sit­zer nicht vor­sich­tig oder sach­ge­mäß mit sei­nen Waf­fen um­ge­he, nur dann ge­stellt, wenn ein Fehl­ver­hal­ten des Waf­fen­be­sit­zers zum Kon­sum von Al­ko­hol hin­zu­ge­tre­ten sei.

8 Dar­über hin­aus bringt der Klä­ger vor, auch ei­ne An­wen­dung von § 5 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. b WaffG füh­re vor­lie­gend zur Auf­he­bung der an­ge­grif­fe­nen Ver­fü­gung. Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ge­he bei sei­ner Aus­sa­ge, der Klä­ger ha­be vor dem Waf­fen­ge­brauch „Al­ko­hol in ei­ner Men­ge zu sich ge­nom­men, die ty­pi­scher­wei­se ver­hal­tens­be­ein­flus­send wir­ke“ pau­schal vor. Bei die­ser ty­pi­sie­ren­den, nicht auf den Ein­zel­fall ab­stel­len­den Be­trach­tungs­wei­se stüt­ze es sich auf § 24a Abs. 1 StVG. Da­bei las­se es au­ßer Acht, dass vor­lie­gend schon die von dem Be­klag­ten zu­grun­de ge­leg­te Blut­al­ko­hol­kon­zen­tra­ti­on mit 0,39 mg/l un­ter der Re­le­vanz­gren­ze nach § 24a Abs. 1 StVG lie­ge.

9 Zu­dem ha­be das Be­ru­fungs­ge­richt die Rich­tig­keit der er­ho­be­nen Blut­al­ko­hol­kon­zen­tra­ti­on und Atem­luft­al­ko­hol­kon­zen­tra­ti­on nicht über­prüft. Der Bun­des­ge­richts­hof ha­be in sei­nem Be­schluss vom 3. April 2001 - 4 StR 507/00 - (BGHSt 46, 358) die Ver­wert­bar­keit ei­ner Mes­sung der Atem­al­ko­hol­kon­zen­tra­ti­on bei ei­ner Ver­ur­tei­lung nach § 24a Abs. 1 StVG ge­klärt. Nur wenn die Be­stim­mung der Atem­al­ko­hol­kon­zen­tra­ti­on un­ter Ver­wen­dung ei­nes Atem­al­ko­hol­mess­ge­rä­tes oh­ne Si­cher­heits­ab­schlä­ge ver­wert­bar sei, wenn das ver­wen­de­te Ge­rät die Bau­art­zu­las­sung für die amt­li­che Über­wa­chung des Stra­ßen­ver­kehrs er­hal­ten ha­be, wenn es un­ter Ein­hal­tung der Eich­frist ge­eicht sei und die Be­din­gun­gen für ein gül­ti­ges Mess­ver­fah­ren ge­wahrt sei­en, könn­ten die mit ihm er­ho­be­nen Da­ten ver­wer­tet wer­den. Dies sei vor­lie­gend nicht der Fall.

10 Wenn schon ei­ne Par­al­le­le zum Stra­ßen­ver­kehrs­recht ge­zo­gen wer­de, bie­te sich § 316 StGB an. Nach dem Be­schluss des Bun­des­ge­richts­hofs vom 28. Ju­ni 1990 - 4 StR 297/90 - (BGHSt 37, 89) lie­ge ei­ne „ab­so­lu­te Fahr­un­tüch­tig­keit“ erst bei ei­nem Blut­al­ko­hol­ge­halt von 1,1 ‰ vor, wo­bei ein Si­cher­heits­ab­schlag von 0,1 ‰ ein­be­zo­gen sei. Ei­ne re­la­ti­ve Fahr­un­tüch­tig­keit wer­de nach der Recht­spre­chung erst dann an­ge­nom­men, wenn die Blut­al­ko­hol­kon­zen­tra­ti­on grö­ßer als 0,5 ‰ sei. Ei­ne sol­che von 0,3 ‰ rei­che nur dann aus, wenn wei­te­re Fak­to­ren hin­zu­trä­ten. Bei An­wen­dung die­ser Recht­spre­chung kön­ne vor­lie­gend von ei­ner Über­schrei­tung der Grenz­wer­te nicht aus­ge­gan­gen wer­den.

11 Der Klä­ger be­an­tragt,
das Ur­teil des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts für das Land Nord­rhein-West­fa­len vom 28. Fe­bru­ar 2013 und das Ur­teil des Ver­wal­tungs­ge­richts Köln vom 22. Sep­tem­ber 2011 zu än­dern und den Be­scheid des Po­li­zei­prä­si­di­ums Köln vom 15. April 2010 mit Aus­nah­me der Re­ge­lung un­ter Ziff. 4 auf­zu­he­ben.

12 Der Be­klag­te be­an­tragt,
die Re­vi­si­on zu­rück­zu­wei­sen.

13 Der Be­klag­te ver­tei­digt eben­so wie der Ver­tre­ter des Bun­des­in­ter­es­ses das Be­ru­fungs­ur­teil.

II

14 Die Re­vi­si­on ist un­be­grün­det. Das Be­ru­fungs­ur­teil steht im Ein­klang mit re­vi­si­blem Recht (§ 137 Abs. 1 Vw­GO). Der Wi­der­ruf der waf­fen­recht­li­chen Er­laub­nis­se des Klä­gers ist recht­mä­ßig. Auch die wei­te­ren Re­ge­lun­gen des an­ge­foch­te­nen Be­scheids des Be­klag­ten vom 15. April 2010, so­weit sie noch im Streit ste­hen, be­geg­nen kei­nen recht­li­chen Be­den­ken. Zu Recht hat da­her das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt die Be­ru­fung des Klä­gers ge­gen das kla­ge­ab­wei­sen­de Ur­teil des Ver­wal­tungs­ge­richts zu­rück­ge­wie­sen.

15 1. Der Wi­der­ruf fin­det sei­ne Rechts­grund­la­ge in § 45 Abs. 2 Satz 1 WaffG. Da­nach ist ei­ne Er­laub­nis nach dem Waf­fen­ge­setz zu wi­der­ru­fen, wenn nach­träg­lich Tat­sa­chen ein­tre­ten, die zur Ver­sa­gung hät­ten füh­ren müs­sen. Nach § 4 Abs. 1 Nr. 2 WaffG ist ei­ne Er­laub­nis zu ver­sa­gen, wenn der An­trag­stel­ler nicht die er­for­der­li­che Zu­ver­läs­sig­keit be­sitzt. Nach § 5 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. b WaffG be­sit­zen Per­so­nen die er­for­der­li­che Zu­ver­läs­sig­keit nicht, bei de­nen Tat­sa­chen die An­nah­me recht­fer­ti­gen, dass sie mit Waf­fen oder Mu­ni­ti­on nicht vor­sich­tig oder nicht sach­ge­mäß um­ge­hen.

16 Die hier­nach ge­ge­be­nen Wi­der­rufs­vor­aus­set­zun­gen lie­gen hin­sicht­lich des Klä­gers vor.

17 a. Dem Klä­ger man­gelt es an der er­for­der­li­chen Zu­ver­läs­sig­keit.

18 Nach den Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts, die den Se­nat bin­den (§ 137 Abs. 2 Vw­GO), hat der Klä­ger ei­ne Schuss­waf­fe ge­braucht, nach­dem er kurz zu­vor ei­nen hal­ben Li­ter Rot­wein so­wie 30 ml Wod­ka zu sich ge­nom­men hat­te. Vor­sich­tig und sach­ge­mäß geht mit Schuss­waf­fen nur um, wer sie in nüch­ter­nem Zu­stand ge­braucht und so si­cher sein kann, kei­ne al­ko­hol­be­ding­ten Aus­fall­erschei­nun­gen zu er­lei­den, die zu Ge­fähr­dun­gen Drit­ter füh­ren kön­nen. Bei der vom Klä­ger kon­su­mier­ten Al­ko­hol­men­ge wa­ren sol­che Aus­fall­erschei­nun­gen nicht hin­rei­chend si­cher aus­ge­schlos­sen. Die­se war viel­mehr ge­eig­net, sei­ne Re­ak­ti­ons­ge­schwin­dig­keit so­wie sei­ne Wahr­neh­mungs­fä­hig­keit zu min­dern und ent­hem­mend zu wir­ken. Der Klä­ger ist hier­mit das Ri­si­ko ein­ge­gan­gen, Drit­te zu schä­di­gen.

19 Der Um­stand, dass der Klä­ger trotz die­ses Ri­si­kos die Schuss­waf­fe ge­braucht hat, recht­fer­tigt die Pro­gno­se, dass er auch künf­tig mit Waf­fen oder Mu­ni­ti­on nicht vor­sich­tig und sach­ge­mäß um­ge­hen wird. Die bei Prü­fung der waf­fen­recht­li­chen Zu­ver­läs­sig­keit vor­zu­neh­men­de Pro­gno­se hat sich an dem Zweck zu ori­en­tie­ren, die Ri­si­ken, die mit je­dem Waf­fen­be­sitz oh­ne­hin ver­bun­den sind, nur bei sol­chen Per­so­nen hin­zu­neh­men, die nach ih­rem Ver­hal­ten Ver­trau­en dar­in ver­die­nen, dass sie mit Waf­fen und Mu­ni­ti­on je­der­zeit und in je­der Hin­sicht ord­nungs­ge­mäß um­ge­hen (stRspr; vgl. et­wa Be­schluss vom 12. Ok­to­ber 1998 - BVer­wG 1 B 245.97 - Buch­holz 402.5 WaffG Nr. 83 S. 51 f. m.w.N.). Die­ses Ver­trau­en ver­dient nicht, wer in ei­nem Zu­stand, in dem al­ko­hol­be­ding­te Aus­fall­erschei­nun­gen auf­tre­ten kön­nen, ei­ne Schuss­waf­fe ge­braucht hat. In die­sem Ver­hal­ten liegt ein schwer wie­gen­der Ver­stoß ge­gen das Ge­bot vor­sich­ti­gen und sach­ge­mä­ßen Um­gangs mit Waf­fen, der auf ei­ne grund­le­gen­de per­sön­li­che Fehl­ein­stel­lung schlie­ßen lässt. Es han­delt sich nicht um ei­ne si­tua­ti­ve Nach­läs­sig­keit min­de­ren Ge­wichts, die bei nur ein­ma­li­gem Auf­tre­ten noch to­le­riert wer­den könn­te.

20 b. Die Tat­sa­chen, aus de­nen sich nach dem Vor­ge­sag­ten der Ver­sa­gungs­grund der Un­zu­ver­läs­sig­keit er­gibt, sind im Sin­ne von § 45 Abs. 2 Satz 1 WaffG nach­träg­lich ein­ge­tre­ten.

21 c. Den Ein­wän­den des Klä­gers kann nicht ge­folgt wer­den.

22 aa. Ob und ge­ge­be­nen­falls in wel­chem Um­fang beim Klä­ger al­ko­hol­be­ding­te Aus­fall­erschei­nun­gen tat­säch­lich ein­ge­tre­ten sind, ist un­er­heb­lich. Un­vor­sich­tig und un­sach­ge­mäß ist der Ge­brauch von Schuss­waf­fen be­reits dann, wenn der Be­trof­fe­ne hier­bei das Ri­si­ko sol­cher Aus­fall­erschei­nun­gen ein­geht. Die waf­fen­recht­li­che Zu­ver­läs­sig­keit setzt die Fä­hig­keit und die Be­reit­schaft vor­aus, Ri­si­ken mit dem Po­ten­ti­al der Schä­di­gung Drit­ter strikt zu ver­mei­den. § 5 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. b WaffG for­dert in­so­weit ei­ne ty­pi­sie­ren­de Be­trach­tung. Es kommt nicht auf den in­di­vi­du­el­len Ri­si­ko­grad an, wie er sich un­ter Be­rück­sich­ti­gung der per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se des Be­trof­fe­nen in sei­ner Per­son tat­säch­lich ver­wirk­licht hat. Ent­schei­dend ist viel­mehr al­lein, ob der in Re­de ste­hen­de Um­gang mit Waf­fen oder Mu­ni­ti­on ty­pi­scher­wei­se bei Men­schen als ris­kant ein­zu­stu­fen ist. Dies ist hier zu be­ja­hen. Der Kon­sum von Al­ko­hol führt ty­pi­scher­wei­se zur Min­de­rung von Re­ak­ti­ons­ge­schwin­dig­keit und Wahr­neh­mungs­fä­hig­keit so­wie zu Ent­hem­mun­gen, d.h. zu Aus­fall­erschei­nun­gen, die beim Schuss­waf­fen­ge­brauch die Ge­fahr der Schä­di­gung Drit­ter her­vor­ru­fen.

23 Un­er­heb­lich ist dem­zu­fol­ge erst Recht, ob ein wei­te­res Fehl­ver­hal­ten zum Kon­sum von Al­ko­hol hin­zu­ge­tre­ten ist. Der Schuss­waf­fen­ge­brauch un­ter Al­ko­hol­ein­fluss stellt ein Fehl­ver­hal­ten dar, wel­ches be­reits für sich ge­nom­men die An­nah­me der Un­zu­ver­läs­sig­keit be­grün­det.

24 bb. § 6 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 WaffG sperrt die An­wen­dung von § 5 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. b WaffG nicht.

25 Ge­mäß der erst­ge­nann­ten Vor­schrift be­sit­zen Per­so­nen die er­for­der­li­che per­sön­li­che Eig­nung nicht, wenn Tat­sa­chen die An­nah­me recht­fer­ti­gen, dass sie ab­hän­gig von Al­ko­hol sind. Sind Tat­sa­chen be­kannt, die da­hin­ge­hen­de Be­den­ken be­grün­den kön­nen, hat die zu­stän­di­ge Be­hör­de dem Be­trof­fe­nen die Vor­la­ge ei­nes amts- oder fach­ärzt­li­chen Zeug­nis­ses auf­zu­ge­ben (§ 6 Abs. 2 WaffG). Hier­aus kann ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers nicht ge­schlos­sen wer­den, dass die An­nah­me ei­ner Un­zu­ver­läs­sig­keit im Sin­ne von § 5 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. b WaffG we­gen des Ge­brauchs ei­ner Schuss­waf­fe un­ter Al­ko­hol­ein­fluss aus­schei­den muss, so­fern kein wei­te­res Fehl­ver­hal­ten hin­zu­ge­tre­ten ist. Der Ge­setz­ge­ber hat durch § 6 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 WaffG die Mög­lich­keit er­öff­net, er­eig­nis­un­ab­hän­gig ei­ne waf­fen­recht­li­che Er­laub­nis zu ver­sa­gen bzw. zu wi­der­ru­fen. Hier­mit soll­te nicht in­di­rekt die Reich­wei­te der er­eig­nis­ab­hän­gi­gen Un­zu­ver­läs­sig­keits­tat­be­stän­de des § 5 WaffG ein­ge­grenzt wer­den.

26 cc. So­weit der Klä­ger im Rah­men sei­ner Re­vi­si­ons­be­grün­dung vor­trägt, bei ihm sei ei­ne un­ter dem Schwel­len­wert des § 24a StVG lie­gen­de Blut­al­ko­hol­kon­zen­tra­ti­on von 0,39 mg/l ge­mes­sen wor­den, ver­kennt er, dass das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt von der Fest­stel­lung aus­ge­gan­gen ist, es sei ei­ne - über dem Schwel­len­wert des § 24a StVG lie­gen­de - Atem­luft­al­ko­hol­kon­zen­tra­ti­on von 0,39 mg/l fest­ge­stellt wor­den (UA S. 13). Al­ler­dings kommt es auf die Fra­ge, ob die Vor­aus­set­zun­gen des § 24a StVG er­füllt sind, nicht an und kann da­her auch die wei­te­re vom Klä­ger auf­ge­wor­fe­ne Fra­ge da­hin­ste­hen, in­wie­weit das in sei­nem Fall zur Mes­sung ein­ge­setz­te Ge­rät die Be­din­gun­gen für ein gül­ti­ges Mess­ver­fah­ren er­füll­te. Der waf­fen­recht­li­che Zu­ver­läs­sig­keits­maß­stab des § 5 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. b WaffG fällt nicht in eins mit dem stra­ßen­ver­kehrs­recht­li­chen Sorg­falts­maß­stab, der in § 24a StVG nor­miert ist.

27 2. Dass die üb­ri­gen noch an­ge­grif­fe­nen Re­ge­lun­gen des Be­scheids vom 15. April 2010 rechts­wid­rig sein könn­ten, ist nicht er­sicht­lich und vom Klä­ger auch nicht vor­ge­tra­gen.

28 3. Auf die er­ho­be­nen Ver­fah­rens­rü­gen kommt es da­nach nicht an. Sie be­tref­fen Sach­ver­hal­te, die für die Ent­schei­dung des Se­nats nicht ent­schei­dungs­er­heb­lich sind und im Üb­ri­gen auch für das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt be­reits nicht ent­schei­dungs­er­heb­lich wa­ren.

29 4. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 154 Abs. 2 Vw­GO.