Ver­fah­rens­in­for­ma­ti­on

In dem Ver­fah­ren geht es um die Be­set­zung der Stel­le des Prä­si­den­ten ei­nes Ober­lan­des­ge­richts. Der Klä­ger ver­such­te er­folg­los, die Er­nen­nung des vom Be­klag­ten für die Stel­le aus­ge­wähl­ten Mit­be­wer­bers im einst­wei­li­gen An­ord­nungs­ver­fah­ren zu ver­hin­dern. Nach Zu­rück­wei­sung der Be­schwer­de des Klä­gers durch das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hän­dig­te der Be­klag­te dem Mit­be­wer­ber die Er­nen­nungs­ur­kun­de aus, oh­ne ei­ne Ent­schei­dung des vom Klä­ger an­ge­ru­fe­nen Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts ab­zu­war­ten.


Die Kla­ge, mit der der Klä­ger sei­ne Er­nen­nung an­stel­le oder ne­ben dem Mit­be­wer­ber er­rei­chen, hilfs­wei­se die Rechts­wid­rig­keit der Ab­leh­nung sei­ner Be­wer­bung fest­ge­stellt wis­sen will, ist in den Vor­in­stan­zen er­folg­los ge­blie­ben. Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat dar­auf ab­ge­stellt, die Er­nen­nung des Mit­be­wer­bers kön­ne nach dem Grund­satz der Äm­ter­sta­bi­li­tät nicht rück­gän­gig ge­macht wer­den. Die dop­pel­te Be­set­zung der Stel­le sei aus ver­fas­sungs­recht­li­chen Grün­den aus­ge­schlos­sen. Das Fest­stel­lungs­be­geh­ren sei un­zu­läs­sig. Ein Re­ha­bi­li­ta­ti­ons­in­ter­es­se be­stehe nicht. Im Üb­ri­gen kön­ne der Klä­ger un­mit­tel­bar Scha­dens­er­satz­kla­ge er­he­ben.


Pres­se­mit­tei­lung Nr. 98/2010 vom 04.11.2010

Auf­he­bung der Er­nen­nung ei­nes Ge­richts­prä­si­den­ten im Kon­kur­ren­ten­streit

Die Be­för­de­rung ei­nes Rich­ters oder Be­am­ten in ein hö­he­res Amt kann von ei­nem un­ter­le­ge­nen Mit­be­wer­ber vor den Ver­wal­tungs­ge­rich­ten mit Er­folg an­ge­foch­ten wer­den, wenn der Dienst­herr den aus­ge­wähl­ten Be­wer­ber un­ter Ver­let­zung des Grund­rechts des Mit­be­wer­bers auf wir­kungs­vol­len Rechts­schutz er­nannt hat. Der Grund­satz der Äm­ter­sta­bi­li­tät steht dem nicht ent­ge­gen. Die Kla­ge hat Er­folg, wenn die Be­wer­ber­aus­wahl Rech­te des Mit­be­wer­bers ver­letzt. Dies hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt in Leip­zig heu­te ent­schie­den.


In dem zu ent­schei­den­den Ver­fah­ren hat­ten sich der Klä­ger als Prä­si­dent ei­nes Land­ge­richts und der Bei­ge­la­de­ne als da­ma­li­ger Prä­si­dent des Lan­des­so­zi­al­ge­richts um das hö­her ein­ge­stuf­te Amt des Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts be­wor­ben. Der Jus­tiz­mi­nis­ter ent­schied sich für den Bei­ge­la­de­nen.


Der An­trag des Klä­gers, dem Be­klag­ten die Er­nen­nung des Bei­ge­la­de­nen zum Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts durch einst­wei­li­ge An­ord­nung zu un­ter­sa­gen, blieb in bei­den ver­wal­tungs­ge­richt­li­chen In­stan­zen er­folg­los. Der Klä­ger hat­te dem Be­klag­ten mit­ge­teilt, er wer­de bei nach­tei­li­gem Aus­gang des Ver­fah­rens das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt an­ru­fen. Un­mit­tel­bar nach Ein­gang der Ent­schei­dung des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts im Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um hän­dig­te der Jus­tiz­mi­nis­ter dem Bei­ge­la­de­nen die Er­nen­nungs­ur­kun­de aus.


Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt hat der in den Vor­in­stan­zen er­folg­lo­sen Kla­ge statt­ge­ge­ben. Es hat die Er­nen­nung des Bei­ge­la­de­nen mit Wir­kung ab Zu­stel­lung des Ur­teils auf­ge­ho­ben und den Be­klag­ten ver­pflich­tet, das Amt des Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts auf­grund ei­nes neu­en Aus­wahl­ver­fah­rens zu ver­ge­ben. Dem lie­gen fol­gen­de Er­wä­gun­gen zu­grun­de:


Er­nennt der Dienst­herr den aus­ge­wähl­ten Be­wer­ber, be­vor un­ter­le­ge­ne Be­wer­ber die Mög­lich­kei­ten der ge­richt­li­chen Nach­prü­fung aus­ge­schöpft ha­ben, so ver­letzt er de­ren Grund­recht auf wir­kungs­vol­len Rechts­schutz. Bei der­ar­ti­ger Rechts­schutz­ver­ei­te­lung kön­nen die Rech­te der un­ter­le­ge­nen Be­wer­ber auf ge­richt­li­che Nach­prü­fung der Be­wer­ber­aus­wahl nur durch ei­ne Kla­ge ge­gen die Er­nen­nung ge­wahrt wer­den. Da­her muss in Fäl­len die­ser Art der Grund­satz der Äm­ter­sta­bi­li­tät, nach dem die Ver­ga­be ei­nes Am­tes rechts­be­stän­dig ist, zu­rück­ste­hen.


Die hier ge­trof­fe­ne Aus­wahl­ent­schei­dung des Be­klag­ten hat das grund­recht­lich ge­währ­leis­te­te Recht des Klä­gers auf ei­ne sach­ge­rech­te, al­lein an Leis­tungs­ge­sichts­punk­ten ori­en­tier­te Ent­schei­dung über sei­ne Be­wer­bung ver­letzt. Ins­be­son­de­re hat der Be­klag­te die Aus­wahl des Bei­ge­la­de­nen auf nicht trag­fä­hi­ge Er­kennt­nis­se ge­stützt. Er durf­te dem Bei­ge­la­de­nen nicht be­reits auf­grund sta­tis­ti­scher An­ga­ben über die Ar­beits­er­geb­nis­se der So­zi­al­ge­richts­bar­keit des Lan­des in des­sen Amts­zeit und auf­grund der Ein­drü­cke des Jus­tiz­mi­nis­ters bei den Ta­gun­gen der Ober­prä­si­den­ten den Vor­zug ge­ben.


Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt hat die neue Recht­spre­chung, wo­nach Er­nen­nun­gen nicht mehr oh­ne je­de Aus­nah­me rechts­be­stän­dig sind, be­reits im vor­lie­gen­den Fall an­ge­wandt. Das Ver­trau­en des Bei­ge­la­de­nen in die Rechts­be­stän­dig­keit sei­ner Er­nen­nung ist nach Ab­wä­gung der ge­gen­läu­fi­gen In­ter­es­sen nicht schutz­wür­dig. Zwar hat der Bei­ge­la­de­ne auf­grund des rechts­wid­ri­gen Ver­hal­tens des Be­klag­ten er­heb­li­che Nach­tei­le zu tra­gen. Sei­nen An­spruch auf amts­an­ge­mes­se­ne Be­schäf­ti­gung kann der Be­klag­te nicht mehr er­fül­len, weil die ein­zi­ge Stel­le des Prä­si­den­ten des Lan­des­so­zi­al­ge­richts be­reits an­der­wei­tig be­setzt ist. Je­doch ist der Be­klag­te auf­grund sei­ner Für­sor­ge­pflicht ge­hal­ten, die Fol­gen für den Bei­ge­la­de­nen so weit als mög­lich aus­zu­glei­chen. Er kann den Bei­ge­la­de­nen mit des­sen Zu­stim­mung in ein an­de­res gleich­wer­ti­ges Amt ver­set­zen. Der Bei­ge­la­de­ne kann sich er­neut um das Amt des Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts be­wer­ben.


BVer­wG 2 C 16.09 - Ur­teil vom 04.11.2010

Vor­in­stan­zen:

OVG Ko­blenz, OVG 10 A 10805/08 - Ur­teil vom 30.01.2009 -

VG Ko­blenz, VG 6 K 1816/07.​KO - Ur­teil vom 01.07.2008 -


Ur­teil vom 04.11.2010 -
BVer­wG 2 C 16.09ECLI:DE:BVer­wG:2010:041110U2C16.09.0

Durch­bre­chung des Grund­sat­zes der Äm­ter­sta­bi­li­tät we­gen Ver­ei­te­lung ef­fek­ti­ven Rechts­schut­zes; Kon­kur­ren­ten­streit um das Amt des Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts Ko­blenz

Leit­sät­ze:

Die Er­nen­nung des in ei­nem Stel­len­be­set­zungs­ver­fah­rens er­folg­rei­chen Be­wer­bers ist ein Ver­wal­tungs­akt mit Dritt­wir­kung, der in die Rech­te der un­ter­le­ge­nen Be­wer­ber aus Art. 33 Abs. 2 GG ein­greift.

Der Grund­satz der Äm­ter­sta­bi­li­tät steht der Auf­he­bung der Er­nen­nung auf Kla­ge ei­nes un­ter­le­ge­nen Be­wer­bers nicht ent­ge­gen, wenn die­ser dar­an ge­hin­dert wor­den ist, die Rechts­schutz­mög­lich­kei­ten zur Durch­set­zung sei­nes Be­wer­bungs­ver­fah­rens­an­spruchs vor der Er­nen­nung aus­zu­schöp­fen.

Der Dienst­herr muss nach Ob­sie­gen im einst­wei­li­gen An­ord­nungs­ver­fah­ren vor dem Ober­ver­wal­tungs­ge­richt mit der Er­nen­nung an­ge­mes­se­ne Zeit zu­war­ten, um dem un­ter­le­ge­nen Be­wer­ber die An­ru­fung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts zu er­mög­li­chen.

Ei­ner dienst­li­chen Be­ur­tei­lung fehlt die Aus­sa­ge­kraft für den Leis­tungs­ver­gleich der Be­wer­ber, wenn der für die Er­stel­lung Zu­stän­di­ge kei­ne Bei­trä­ge Drit­ter ein­ge­holt hat, ob­wohl er die dienst­li­che Tä­tig­keit des be­ur­teil­ten Be­wer­bers nicht aus ei­ge­ner An­schau­ung kennt.

  • Rechts­quel­len
  • Zi­tier­vor­schlag

Ur­teil

BVer­wG 2 C 16.09

  • VG Ko­blenz - 01.07.2008 - AZ: VG 6 K 1816.​07.​KO
  • OVG Ko­blenz - 30.01.2009 - AZ: OVG 10 A 10805/08

In der Ver­wal­tungs­streit­sa­che hat der 2. Se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 4. No­vem­ber 2010
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Her­bert,
den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Heitz,
die Rich­te­rin am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Thom­sen,
den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Mai­dow­ski und
die Rich­te­rin am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Ep­pelt
für Recht er­kannt:

  1. Die Er­nen­nung des Bei­ge­la­de­nen zum Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts vom 22. Ju­ni 2007 und sei­ne Ein­wei­sung in die Plan­stel­le des Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts Ko­blenz wer­den mit Wir­kung ab Zu­stel­lung die­ses Ur­teils an den Be­klag­ten auf­ge­ho­ben. Der Be­klag­te wird ver­pflich­tet, über die Be­set­zung der Stel­le des Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts Ko­blenz un­ter Be­ach­tung der Rechts­auf­fas­sung des Se­nats er­neut zu ent­schei­den.
  2. Die Ur­tei­le des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts Rhein­land-Pfalz vom 30. Ja­nu­ar 2009 und des Ver­wal­tungs­ge­richts Ko­blenz vom 1. Ju­li 2008 wer­den auf­ge­ho­ben, so­weit sie dem ent­ge­gen­ste­hen.
  3. Im Üb­ri­gen wird die Re­vi­si­on des Klä­gers zu­rück­ge­wie­sen.
  4. Der Be­klag­te trägt die Kos­ten des Ver­fah­rens in al­len Rechts­zü­gen mit Aus­nah­me der au­ßer­ge­richt­li­chen Kos­ten des Bei­ge­la­de­nen, die die­ser selbst trägt.

Grün­de

I

1 Der Klä­ger als Prä­si­dent des ... (Be­sol­dungs­grup­pe R 6) und der Bei­ge­la­de­ne als da­ma­li­ger Prä­si­dent des ...​gerichts (Be­sol­dungs­grup­pe R 6) be­war­ben sich auf die nach R 8 be­sol­de­te Stel­le des Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts in Ko­blenz. Die Stel­le war frei ge­wor­den, weil der Amts­in­ha­ber Jus­tiz­mi­nis­ter des be­klag­ten Lan­des ge­wor­den war.

2 Der Jus­tiz­mi­nis­ter gab dem Bei­ge­la­de­nen auf­grund ei­ner von ihm selbst er­stell­ten An­lass­be­ur­tei­lung den Vor­zug. Der Prä­si­di­al­rat der or­dent­li­chen Ge­richts­bar­keit sprach sich we­gen der feh­len­den Er­fah­rung des Bei­ge­la­de­nen im Be­reich die­ser Ge­richts­bar­keit ge­gen ihn aus. Nach dem Lan­des­rich­ter­ge­setz be­durf­te der Be­set­zungs­vor­schlag der Zu­stim­mung des Rich­ter­wahl­aus­schus­ses, wo­für die Mehr­heit der ab­ge­ge­be­nen Stim­men er­for­der­lich ist. In der Sit­zung des Aus­schus­ses vom 8. Fe­bru­ar 2007 stimm­ten in der ge­setz­lich vor­ge­se­he­nen of­fe­nen Ab­stim­mung fünf Mit­glie­der für und vier Mit­glie­der ge­gen den Be­set­zungs­vor­schlag. Die bei­den rich­ter­li­chen Mit­glie­der ent­hiel­ten sich ih­rer Stim­me. Sie wa­ren un­mit­tel­bar vor der Sit­zung des Aus­schus­ses von der Staats­se­kre­tä­rin des Jus­tiz­mi­nis­te­ri­ums zu ei­nem Ge­spräch in ih­rem Dienst­zim­mer ge­be­ten wor­den.

3 Der An­trag des Klä­gers, dem Be­klag­ten im We­ge einst­wei­li­ger An­ord­nung die Er­nen­nung des Bei­ge­la­de­nen zum Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts zu un­ter­sa­gen, blieb in bei­den In­stan­zen er­folg­los. Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt wies die Be­schwer­de des Klä­gers ge­gen die Ent­schei­dung des Ver­wal­tungs­ge­richts durch Be­schluss vom 13. Ju­ni 2007 zu­rück. Dar­in hei­ßt es, der Rich­ter­wahl­aus­schuss ha­be dem Be­set­zungs­vor­schlag zu­ge­stimmt, weil die Zahl der Ja-Stim­men die Zahl der Nein-Stim­men über­wo­gen ha­be. Es ge­be kei­ne greif­ba­ren An­halts­punk­te für ei­ne sach­wid­ri­ge Be­ein­flus­sung der rich­ter­li­chen Aus­schuss­mit­glie­der durch die Staats­se­kre­tä­rin. Die Aus­wahl­ent­schei­dung des Jus­tiz­mi­nis­ters sei frei von Rechts­feh­lern. Des­sen An­lass­be­ur­tei­lung für den Bei­ge­la­de­nen sei auf zu­rei­chen­de tat­säch­li­che Er­kennt­nis­se ge­stützt. Der Jus­tiz­mi­nis­ter ha­be sta­tis­ti­sche Un­ter­la­gen über die Ar­beits­er­geb­nis­se der So­zi­al­ge­richts­bar­keit wäh­rend der Amts­zeit des Bei­ge­la­de­nen als Prä­si­dent des ...​gerichts ver­wer­tet. Dar­über hin­aus ha­be er sei­nen per­sön­li­chen Ein­druck von dem Bei­ge­la­de­nen zu­grun­de ge­legt, den er auf­grund der re­gel­mä­ßi­gen Kon­tak­te der Prä­si­den­ten der Ober­ge­rich­te ge­won­nen ha­be. Da so­wohl der Klä­ger als auch der Bei­ge­la­de­ne mit der best­mög­li­chen Ge­samt­no­te be­ur­teilt wor­den sei­en, ha­be der Jus­tiz­mi­nis­ter die Aus­wahl des Bei­ge­la­de­nen zu Recht auf be­stimm­te aus­sa­ge­kräf­ti­ge Ge­sichts­punk­te ge­stützt. Er ha­be rechts­feh­ler­frei dar­auf ab­ge­stellt, dass der Bei­ge­la­de­ne be­reits jah­re­lang Prä­si­dent ei­nes Ober­ge­richts ge­we­sen sei, wäh­rend sei­ner Amts­zeit die So­zi­al­ge­richts­bar­keit des Lan­des nach den Sta­tis­ti­ken über die Be­ar­bei­tung so­zi­al­ge­richt­li­cher Ver­fah­ren in die Spit­zen­grup­pe der So­zi­al­ge­richts­bar­kei­ten ge­führt ha­be und nur ihm die stän­di­ge Be­reit­schaft zur Mo­der­ni­sie­rung der Jus­tiz und zur In­no­va­ti­on be­schei­nigt wor­den sei.

4 Wäh­rend des Be­schwer­de­ver­fah­rens hat­te der Klä­ger an­ge­kün­digt, er wer­de im Fal­le der Zu­rück­wei­sung sei­ner Be­schwer­de ver­fas­sungs­ge­richt­li­chen Eil­rechts­schutz in An­spruch neh­men.

5 Der Be­schluss des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts vom 13. Ju­ni 2007 wur­de dem Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten des Klä­gers und dem Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um des Be­klag­ten je­weils am 22. Ju­ni 2007 zur Mit­tags­zeit per Te­le­fax über­mit­telt. Un­ge­fähr ei­ne hal­be Stun­de spä­ter hän­dig­te der Jus­tiz­mi­nis­ter in sei­nem Dienst­zim­mer dem Bei­ge­la­de­nen die Er­nen­nungs­ur­kun­de aus. Die da­nach ein­ge­leg­te Ver­fas­sungs­be­schwer­de des Klä­gers nahm die zu­stän­di­ge Kam­mer des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts durch Be­schluss vom 24. Sep­tem­ber 2007 nicht zur Ent­schei­dung an. In den Grün­den hei­ßt es, die Er­nen­nung des Bei­ge­la­de­nen un­mit­tel­bar nach der Be­kannt­ga­be der Be­schwer­de­ent­schei­dung trotz der dem Be­klag­ten mit­ge­teil­ten Ab­sicht des Klä­gers, das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt an­zu­ru­fen, ver­let­ze den Klä­ger in sei­nen Rech­ten aus Art. 33 Abs. 2 GG in Ver­bin­dung mit Art. 19 Abs. 4 GG. Je­doch sei dem Klä­ger zu­zu­mu­ten, den Rechts­weg aus­zu­schöp­fen, weil ei­ne Haupt­sa­che­kla­ge an­ge­sichts der jün­ge­ren Recht­spre­chung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts nicht als of­fen­sicht­lich aus­sichts­los be­wer­tet wer­den kön­ne.

6 Mit sei­ner Kla­ge will der Klä­ger haupt­säch­lich die Auf­he­bung der Er­nen­nung des Bei­ge­la­de­nen zum Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts er­rei­chen. Hilfs­wei­se strebt er sei­ne Er­nen­nung zu­sätz­lich zu der­je­ni­gen des Bei­ge­la­de­nen an. Wei­ter hilfs­wei­se will er fest­ge­stellt wis­sen, dass ihn so­wohl die Er­nen­nung des Bei­ge­la­de­nen und die zu­grun­de lie­gen­de Aus­wahl­ent­schei­dung als auch die Vor­nah­me der Er­nen­nung vor ei­ner Ent­schei­dung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts in sei­nen Rech­ten ver­letz­ten.

7 Die Kla­ge ist in den Vor­in­stan­zen er­folg­los ge­blie­ben. Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat sie in Be­zug auf sämt­li­che Kla­ge­be­geh­ren als un­zu­läs­sig an­ge­se­hen. Sein Be­ru­fungs­ur­teil ist im We­sent­li­chen auf fol­gen­de Er­wä­gun­gen ge­stützt:

8 Die Er­nen­nung des Bei­ge­la­de­nen kön­ne nach dem Grund­satz der Äm­ter­sta­bi­li­tät nicht rück­gän­gig ge­macht wer­den. Es sei auch recht­lich un­mög­lich, den Klä­ger zum wei­te­ren Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts zu er­nen­nen. Die Plan­stel­len für die Prä­si­den­ten der bei­den Ober­lan­des­ge­rich­te des Be­klag­ten sei­en rechts­be­stän­dig be­setzt. Die Be­reit­stel­lung ei­ner drit­ten Plan­stel­le kom­me nicht in Be­tracht. Auch ha­be der Jus­tiz­mi­nis­ter die Ge­wäh­rung wir­kungs­vol­len Rechts­schut­zes nicht ver­hin­dert. Er ha­be nach dem da­ma­li­gen Stand der Recht­spre­chung kei­nen Grund zu der An­nah­me ge­habt, er müs­se mit der Er­nen­nung des Bei­ge­la­de­nen nach Ab­schluss des einst­wei­li­gen An­ord­nungs­ver­fah­rens wei­ter zu­war­ten, um dem Klä­ger die An­ru­fung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts zu er­mög­li­chen. Der Klä­ger ha­be kein be­rech­tig­tes In­ter­es­se an der Fest­stel­lung, dass er durch Aus­wahl und Er­nen­nung des Bei­ge­la­de­nen in sei­nen Rech­ten ver­letzt wor­den sei. Die Fest­stel­lung ei­ner Rechts­ver­let­zung durch die vor­zei­ti­ge Er­nen­nung des Bei­ge­la­de­nen am 22. Ju­ni 2007 sei nicht mög­lich, weil das vor Kla­ge­er­he­bung er­for­der­li­che Wi­der­spruchs­ver­fah­ren nicht statt­ge­fun­den ha­be.

9 Mit der vom Ober­ver­wal­tungs­ge­richt we­gen grund­sätz­li­cher Be­deu­tung zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on macht der Klä­ger gel­tend, das Be­ru­fungs­ur­teil ver­let­ze sei­ne Rech­te aus Art. 33 Abs. 2 GG in Ver­bin­dung mit Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG. Zu­dem er­hebt er Be­set­zungs-, Auf­klä­rungs- und Ge­hörs­rü­gen.

10 Der Klä­ger be­an­tragt mit dem Haupt­an­trag,
die Ur­tei­le des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts Rhein­land-Pfalz vom 30. Ja­nu­ar 2009 und des Ver­wal­tungs­ge­richts Ko­blenz vom 1. Ju­li 2008 auf­zu­he­ben so­wie die Er­nen­nung des Bei­ge­la­de­nen zum Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts und des­sen Ein­wei­sung in die Plan­stel­le des Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts Ko­blenz auf­zu­he­ben und
den Be­klag­ten zu ver­pflich­ten, den Klä­ger zum Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts zu er­nen­nen und in die da­zu­ge­hö­ren­de Plan­stel­le ein­zu­wei­sen, hilfs­wei­se über die Be­set­zung der Stel­le des Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts Ko­blenz un­ter Be­ach­tung der Rechts­auf­fas­sung des Se­nats er­neut zu ent­schei­den.

11 Der Be­klag­te be­an­tragt,
die Re­vi­si­on zu­rück­zu­wei­sen.

12 Der Be­klag­te ver­tei­digt das an­ge­foch­te­ne Be­ru­fungs­ur­teil.

13 Der Bei­ge­la­de­ne be­tei­ligt sich nicht am Re­vi­si­ons­ver­fah­ren.

II

14 Die Re­vi­si­on des Klä­gers ist zu­läs­sig. Der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te des Klä­gers hat die Re­vi­si­ons­be­grün­dung form- und frist­ge­recht als elek­tro­ni­sches Do­ku­ment ein­ge­reicht (§ 55a Abs. 1 Vw­GO in Ver­bin­dung mit der Ver­ord­nung über den elek­tro­ni­schen Rechts­ver­kehr beim Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt und beim Bun­des­fi­nanz­hof - ERV­VO - vom 26. No­vem­ber 2004, BGBl I S. 3091).

15 Bei elek­tro­nisch über­mit­tel­ten Do­ku­men­ten, die ei­nem schrift­lich zu un­ter­zeich­nen­den Schrift­stück gleich­ste­hen, tritt die qua­li­fi­zier­te elek­tro­ni­sche Si­gna­tur an die Stel­le der Un­ter­schrift (§ 55a Abs. 1 Satz 3 Vw­GO; § 2 Abs. 6 ERR­VO). Die Si­gna­tur soll die Au­then­ti­zi­tät und die In­te­gri­tät des über­mit­tel­ten elek­tro­ni­schen Do­ku­ments si­cher­stel­len (§ 55a Abs. 1 Satz 3 Vw­GO). Sie soll Ge­währ da­für bie­ten, dass das an­stel­le ei­nes Schrift­stücks ein­ge­reich­te Do­ku­ment von ei­nem be­stimm­ten Ver­fas­ser stammt und mit sei­nem Wil­len über­mit­telt wor­den ist. Da­her reicht es bei Über­mitt­lung des Do­ku­ments als An­la­ge ei­ner Da­tei aus, dass die­se in ei­ner Wei­se si­gniert ist, die kei­nen Zwei­fel an dem Ver­fas­ser des Do­ku­ments zu­lässt. Es ist dann nicht er­for­der­lich, dass er das Do­ku­ment ge­son­dert si­gniert. Dem­entspre­chend hat der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­te des Klä­gers in Ein­klang mit den Vor­ga­ben des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts nur die Da­tei si­gniert, mit der er die Re­vi­si­ons­be­grün­dung frist­ge­mäß elek­tro­nisch über­mit­telt hat.

16 Die Re­vi­si­on des Klä­gers ist mit dem Haupt­an­trag im We­sent­li­chen be­grün­det. Die an­ge­foch­te­ne Er­nen­nung des Bei­ge­la­de­nen zum Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts und sei­ne Ein­wei­sung in die da­zu­ge­hö­ren­de Plan­stel­le beim Ober­lan­des­ge­richt Ko­blenz sind mit Wir­kung für die Zu­kunft auf­zu­he­ben, weil die Er­nen­nung die Rech­te der Klä­gers aus Art. 33 Abs. 2 GG in Ver­bin­dung mit Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG ver­letzt und der Grund­satz der Äm­ter­sta­bi­li­tät der Auf­he­bung nicht ent­ge­gen­steht (§ 137 Abs. 1 Nr. 1 Vw­GO). Der Be­klag­te muss über die Ver­ga­be des Am­tes des Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts auf­grund ei­nes er­neu­ten Aus­wahl­ver­fah­rens un­ter Be­ach­tung der Rechts­auf­fas­sung des Se­nats noch­mals ent­schei­den.

17 1. Der Klä­ger kann die Er­nen­nung des Bei­ge­la­de­nen an­fech­ten, weil sie in sei­ne Rech­te ein­greift. Die Er­nen­nung ei­nes nach Ma­ß­ga­be des Art. 33 Abs. 2 GG aus­ge­wähl­ten Be­wer­bers für ein Amt stellt ei­nen Ver­wal­tungs­akt dar, der dar­auf ge­rich­tet ist, un­mit­tel­ba­re Rechts­wir­kun­gen für die durch Art. 33 Abs. 2 GG ge­währ­leis­te­ten Be­wer­bungs­ver­fah­rens­an­sprü­che der un­ter­le­ge­nen Be­wer­ber zu ent­fal­ten.

18 Ei­ner Er­nen­nung be­darf es, um ei­nem Rich­ter oder Be­am­ten auf Le­bens­zeit ein hö­her­wer­ti­ges, näm­lich ei­ner hö­he­ren Be­sol­dungs­grup­pe zu­ge­ord­ne­tes Amt im sta­tus­recht­li­chen Sin­ne zu ver­lei­hen (Be­för­de­rung; vgl. § 5 Abs. 1 des Lan­des­rich­ter­ge­set­zes Rhein­land Pfalz - LRiG RP - i.V.m. § 8 Abs. 1 Nr. 4 des Lan­des­be­am­ten­ge­set­zes Rhein­land-Pfalz - LBG RP -; nun­mehr § 8 Abs. 1 Nr. 3 des Be­am­ten­sta­tus­ge­set­zes - Be­amtStG -). Die Er­nen­nung er­folgt durch Aus­hän­di­gung der Er­nen­nungs­ur­kun­de (§ 8 Abs. 2 Satz 1 LBG RP; § 8 Abs. 2 Satz 1 Be­amtStG). Da­durch wird der Rich­ter oder Be­am­te In­ha­ber des hö­her­wer­ti­gen Am­tes mit den dar­an ge­knüpf­ten Rech­ten und Pflich­ten aus dem Rich­ter- oder Be­am­ten­ver­hält­nis. Die Er­nen­nung be­grün­det An­sprü­che auf die Ein­wei­sung in die zu dem Amt ge­hö­ren­de Plan­stel­le und auf ei­ne dem neu­en Amt an­ge­mes­se­ne Be­schäf­ti­gung bei dem Ge­richt oder der Be­hör­de, der die Plan­stel­le zu­ge­ord­net ist (Ur­tei­le vom 23. Sep­tem­ber 2004 - BVer­wG 2 C 27.03 - BVer­w­GE 122, 53 <55 f.> und vom 22. Ju­ni 2006 - BVer­wG 2 C 26.05 - BVer­w­GE 126, 182 Rn. 12).

19 Dar­über hin­aus ist die Er­nen­nung nach ih­rem Re­ge­lungs­ge­halt auf un­mit­tel­ba­re Rechts­wir­kun­gen für die­je­ni­gen Be­wer­ber ge­rich­tet, die sich er­folg­los um die Ver­lei­hung des Am­tes be­wor­ben ha­ben. Die Er­nen­nung greift in de­ren Rech­te aus Art. 33 Abs. 2 GG ein, weil sie in ei­nem un­trenn­ba­ren recht­li­chen Zu­sam­men­hang mit der Ent­schei­dung des Dienst­herrn über die Be­wer­ber­aus­wahl steht und de­ren recht­li­ches Schick­sal teilt. Die Er­nen­nung des aus­ge­wähl­ten Be­wer­bers ist Ziel und Ab­schluss des Aus­wahl­ver­fah­rens.

20 Der Dienst­herr ist an den Leis­tungs­grund­satz nach Art. 33 Abs. 2 GG ge­bun­den, wenn er ein Amt im sta­tus­recht­li­chen Sin­ne nicht durch Um­set­zung oder ei­ne den Sta­tus nicht be­rüh­ren­de Ver­set­zung, son­dern durch Be­för­de­rung des In­ha­bers ei­nes nied­ri­ge­ren Am­tes ver­ge­ben will. Nach Art. 33 Abs. 2 GG dür­fen Äm­ter nur nach Kri­te­ri­en ver­ge­ben wer­den, die un­mit­tel­bar Eig­nung, Be­fä­hi­gung und fach­li­che Leis­tung be­tref­fen. Hier­bei han­delt es sich um Ge­sichts­punk­te, die dar­über Auf­schluss ge­ben, in wel­chem Ma­ße der Rich­ter oder Be­am­te den An­for­de­run­gen sei­nes Am­tes ge­nügt und sich in ei­nem hö­he­ren Amt vor­aus­sicht­lich be­wäh­ren wird. Art. 33 Abs. 2 GG gilt für Be­för­de­run­gen un­be­schränkt und vor­be­halt­los; er ent­hält kei­ne Ein­schrän­kun­gen, die die Be­deu­tung des Leis­tungs­grund­sat­zes re­la­ti­vie­ren. Die­se in­halt­li­chen An­for­de­run­gen des Art. 33 Abs. 2 GG für die Ver­ga­be hö­her­wer­ti­ger Äm­ter ma­chen ei­ne Be­wer­ber­aus­wahl not­wen­dig. Der Dienst­herr muss Be­wer­bun­gen von Rich­tern oder Be­am­ten um das hö­her­wer­ti­ge Amt zu­las­sen und darf das Amt nur dem­je­ni­gen Be­wer­ber ver­lei­hen, den er auf­grund ei­nes den Vor­ga­ben des Art. 33 Abs. 2 GG ent­spre­chen­den Leis­tungs­ver­gleichs als den am bes­ten ge­eig­ne­ten aus­ge­wählt hat (BVerfG, Kam­mer­be­schluss vom 24. Sep­tem­ber 2002 - 2 BvR 857/02 - NVwZ 2003, 200 <201>; BVer­wG, Ur­tei­le vom 28. Ok­to­ber 2004 - BVer­wG 2 C 23.03 - BVer­w­GE 122, 147 <149 f.> = Buch­holz 11 Art. 33 Abs. 2 GG Nr. 30 S. 16 f., vom 25. No­vem­ber 2004 - BVer­wG 2 C 17.03 - BVer­w­GE 122, 237 <239 f.> = Buch­holz 11 Art. 33 Abs. 2 GG Nr. 31 S. 22 f., vom 17. Au­gust 2005 - BVer­wG 2 C 37.04 - BVer­w­GE 124, 99 <102 f.> = Buch­holz 11 Art. 33 Abs. 2 GG Nr. 32 S. 28 f. und vom 11. Fe­bru­ar 2009 - BVer­wG 2 A 7.06 - Buch­holz 232 § 23 BBG Nr. 44 Rn. 17 f.).

21 Art. 33 Abs. 2 GG dient dem öf­fent­li­chen In­ter­es­se an der best­mög­li­chen Be­set­zung der Stel­len des öf­fent­li­chen Diens­tes. Fach­li­ches Ni­veau und recht­li­che In­te­gri­tät des öf­fent­li­chen Diens­tes sol­len ge­ra­de durch die un­ge­schmä­ler­te An­wen­dung des Leis­tungs­grund­sat­zes ge­währ­leis­tet wer­den. Zu­dem ver­mit­telt Art. 33 Abs. 2 GG Be­wer­bern ein grund­rechts­glei­ches Recht auf leis­tungs­ge­rech­te Ein­be­zie­hung in die Be­wer­ber­aus­wahl. Je­der Be­wer­ber um das Amt hat ei­nen An­spruch dar­auf, dass der Dienst­herr sei­ne Be­wer­bung nur aus Grün­den zu­rück­weist, die durch den Leis­tungs­grund­satz ge­deckt sind (Be­wer­bungs­ver­fah­rens­an­spruch; vgl. Ur­tei­le vom 28. Ok­to­ber 2004 a.a.O. und vom 17. Au­gust 2005 a.a.O).

22 Als An­spruch auf leis­tungs­ge­rech­te Ein­be­zie­hung in die Be­wer­ber­aus­wahl wird der Be­wer­bungs­ver­fah­rens­an­spruch auch er­füllt, wenn der Dienst­herr die Be­wer­bung ab­lehnt, weil er in Ein­klang mit Art. 33 Abs. 2 GG ei­nen an­de­ren Be­wer­ber für am bes­ten ge­eig­net hält. Nur in den sel­te­nen Aus­nah­me­fäl­len, in de­nen der dem Dienst­herrn durch Art. 33 Abs. 2 GG er­öff­ne­te Be­ur­tei­lungs­spiel­raum für die Ge­wich­tung der Leis­tungs­kri­te­ri­en auf Null re­du­ziert ist, d.h. ein Be­wer­ber ein­deu­tig am Bes­ten ge­eig­net ist, gibt Art. 33 Abs. 2 GG die­sem Be­wer­ber ei­nen An­spruch auf Er­folg im Aus­wahl­ver­fah­ren. Des­sen Be­wer­bungs­ver­fah­rens­an­spruch er­starkt zum An­spruch auf Ver­ga­be des hö­he­ren Am­tes.

23 Auf­grund sei­ner Ziel­rich­tung ist der Be­wer­bungs­ver­fah­rens­an­spruch an ein lau­fen­des Aus­wahl­ver­fah­ren zur Ver­ga­be ei­nes be­stimm­ten Am­tes ge­knüpft. Die Be­wer­ber um die­ses Amt ste­hen in ei­nem Wett­be­werb, des­sen Re­geln der Leis­tungs­grund­satz vor­gibt. Ih­re An­sprü­che ste­hen nicht iso­liert ne­ben­ein­an­der, son­dern sind auf­ein­an­der be­zo­gen. Sie wer­den in An­se­hung des kon­kre­ten Be­wer­ber­fel­des, d.h. des Leis­tungs­ver­mö­gens der Mit­be­wer­ber, in­halt­lich kon­kre­ti­siert. Je­de Be­nach­tei­li­gung oder Be­vor­zu­gung ei­nes Be­wer­bers wirkt sich auch auf die Er­folgs­aus­sich­ten der Mit­be­wer­ber aus. Dies gilt um­so mehr, je we­ni­ger Be­wer­ber um das Amt kon­kur­rie­ren.

24 Ein Ver­stoß ge­gen Art. 33 Abs. 2 GG kann sich dar­aus er­ge­ben, dass ein Leis­tungs­ver­gleich gar nicht mög­lich ist, weil es be­reits an trag­fä­hi­gen Er­kennt­nis­sen über das Leis­tungs­ver­mö­gen, d.h. an aus­sa­ge­kräf­ti­gen dienst­li­chen Be­ur­tei­lun­gen, fehlt. Der ei­gent­li­che Leis­tungs­ver­gleich ver­letzt Art. 33 Abs. 2 GG, wenn nicht un­mit­tel­bar leis­tungs­be­zo­ge­ne Ge­sichts­punk­te in die Aus­wahl­ent­schei­dung ein­flie­ßen oder die Leis­tungs­merk­ma­le feh­ler­haft ge­wich­tet wer­den. Aus der ge­gen­sei­ti­gen Ab­hän­gig­keit der Be­wer­bun­gen folgt, dass je­der Be­wer­ber im Stan­de sein muss, so­wohl ei­ge­ne Be­nach­tei­li­gun­gen als auch Be­vor­zu­gun­gen ei­nes an­de­ren zu ver­hin­dern, die nicht durch Art. 33 Abs. 2 GG ge­deckt sind. Da­her kann sich ei­ne Ver­let­zung sei­nes Be­wer­bungs­ver­fah­rens­an­spruchs auch aus der Be­ur­tei­lung ei­nes Mit­be­wer­bers oder aus dem Leis­tungs­ver­gleich zwi­schen ih­nen er­ge­ben. Vor­aus­set­zung ist nur, dass sich ein der­ar­ti­ger Ver­stoß auf die Er­folgs­aus­sich­ten der ei­ge­nen Be­wer­bung aus­wir­ken kann. De­ren Er­folg muss bei rechts­feh­ler­frei­em Ver­lauf zu­min­dest ernst­haft mög­lich sein (BVerfG, Kam­mer­be­schlüs­se vom 2. Ok­to­ber 2007 - 2 BvR 2457/04 - NVwZ 2008, 194 und vom 8. Ok­to­ber 2007 - 2 BvR 1846/07 u.a. - NVwZ 2008, 69; BVer­wG, Ur­teil vom 18. April 2002 - BVer­wG 2 C 19.01 - Buch­holz 237.95 § 20 SHLBG Nr. 2).

25 Der wech­sel­sei­ti­ge in­halt­li­che Be­zug der Rech­te der Be­wer­ber aus Art. 33 Abs. 2 GG schlägt sich in der Ent­schei­dung des Dienst­herrn nie­der, wel­chen Be­wer­ber er für am bes­ten ge­eig­net für das zu ver­ge­ben­de Amt hält. Die­se Aus­wahl­ent­schei­dung be­trifft nach ih­rem In­halt al­le Be­wer­ber glei­cher­ma­ßen: Mit der Aus­wahl ei­nes Be­wer­bers geht zwangs­läu­fig die Ab­leh­nung der Mit­be­wer­ber ein­her. Hat der Dienst­herr die Aus­wahl in Ein­klang mit Art. 33 Abs. 2 GG vor­ge­nom­men, so sind die Be­wer­bungs­ver­fah­rens­an­sprü­che der un­ter­le­ge­nen Be­wer­ber er­füllt. Die ge­son­der­ten Mit­tei­lun­gen der Aus­wahl­ent­schei­dung an je­den Be­wer­ber, ein­mal po­si­ti­ven, an­sons­ten ne­ga­ti­ven In­halts, stel­len kei­ne in­halt­lich ei­gen­stän­di­gen Ent­schei­dun­gen dar, son­dern ge­ben die ein­heit­li­che, recht­lich un­trenn­ba­re Aus­wahl­ent­schei­dung be­kannt. Ih­re Be­grün­dung muss die ma­ß­ge­ben­den Er­wä­gun­gen des Dienst­herrn er­ken­nen las­sen.

26 Der Re­ge­lungs­ge­halt der Er­nen­nung stimmt in­halt­lich mit der Aus­wahl­ent­schei­dung über­ein. Die Er­nen­nung folgt der Aus­wahl­ent­schei­dung, setzt die­se rechts­ver­bind­lich um und be­en­det das Aus­wahl­ver­fah­ren. Sie ist an kei­ne wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen als an die Aus­wahl­ent­schei­dung ge­bun­den, son­dern be­stä­tigt die­se nach Ma­ß­ga­be des Art. 33 Abs. 2 GG ge­trof­fe­ne Ent­schei­dung des Dienst­herrn auch im Hin­blick auf die Be­wer­bungs­ver­fah­rens­an­sprü­che.

27 Ein un­ter Be­ach­tung des Art. 33 Abs. 2 GG aus­ge­wähl­ter Be­wer­ber hat ei­nen An­spruch auf Ver­lei­hung des Am­tes durch Er­nen­nung (vgl. Be­schluss vom 27. Sep­tem­ber 2007 - BVer­wG 2 C 21.06 , 26.06 und 29.07 - BVer­w­GE 129, 272 Rn. 45). Die Be­wer­bungs­ver­fah­rens­an­sprü­che der un­ter­le­ge­nen Be­wer­ber ge­hen durch die Er­nen­nung un­ter, wenn die­se das Aus­wahl­ver­fah­ren end­gül­tig ab­schlie­ßt. Dies ist re­gel­mä­ßig der Fall, weil die Er­nen­nung nach dem Grund­satz der Äm­ter­sta­bi­li­tät nicht mehr rück­gän­gig ge­macht wer­den kann, so­dass das Amt un­wi­der­ruf­lich ver­ge­ben ist. Ein un­ter­le­ge­ner Be­wer­ber kann sei­nen Be­wer­bungs­ver­fah­rens­an­spruch nur dann durch ei­ne An­fech­tungs­kla­ge ge­gen die Er­nen­nung wei­ter­ver­fol­gen, wenn er un­ter Ver­stoß ge­gen Art. 19 Abs. 4 GG dar­an ge­hin­dert wor­den ist, sei­ne Rechts­schutz­mög­lich­kei­ten vor der Er­nen­nung aus­zu­schöp­fen (vgl. un­ter 2.).

28 Die recht­li­che Be­deu­tung der Er­nen­nung wird nun­mehr durch den Wort­laut des hier noch nicht an­wend­ba­ren § 9 Be­amtStG ver­deut­licht. Da­nach sind Er­nen­nun­gen nach Eig­nung, Be­fä­hi­gung und fach­li­cher Leis­tung vor­zu­neh­men. Dar­in kommt zum Aus­druck, dass nicht nur die Aus­wahl­ent­schei­dung, son­dern auch die dar­an an­knüp­fen­de Er­nen­nung in die Rech­te al­ler Be­wer­ber aus Art. 33 Abs. 2 GG ein­greift (vgl. zum Gan­zen Schen­ke, in: Fest­schrift für Schnapp (2008), S. 655 <667 f.>; Lau­bin­ger, ZBR 2010, 289 <292 f.>). An der ge­gen­tei­li­gen Recht­spre­chung hält der Se­nat nicht mehr fest (vgl. Ur­tei­le vom 9. März 1989 - BVer­wG 2 C 4.87 - Buch­holz 232 § 23 BBG Nr. 36 S. 7 f. und vom 21. Au­gust 2003 - BVer­wG 2 C 14.02 - BVer­w­GE 118, 370 <372 f.> = Buch­holz 11 Art. 33 Abs. 2 GG Nr. 27 S. 7 f.).

29 2. Die An­fech­tungs­kla­ge des Klä­gers ge­gen die Er­nen­nung schei­tert nicht be­reits am Grund­satz der Äm­ter­sta­bi­li­tät, weil dem Klä­ger der durch Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG, Art. 33 Abs. 2 GG ge­bo­te­ne Rechts­schutz nicht er­schöp­fend vor der Er­nen­nung ge­währt wor­den ist. Aus die­sem Grund ist ei­ne in­halt­li­che Nach­prü­fung der Er­nen­nung ver­fas­sungs­recht­lich ge­bo­ten.

30 Der Grund­satz der Äm­ter­sta­bi­li­tät steht der Auf­he­bung ei­ner Er­nen­nung nicht ent­ge­gen, wenn ein her­kömm­li­cher ge­setz­li­cher Rück­nah­me­tat­be­stand er­füllt ist. Die­se Tat­be­stän­de er­fas­sen vor al­lem Fall­ge­stal­tun­gen, in de­nen der Ge­setz­ge­ber die Auf­recht­erhal­tung der Er­nen­nung als un­er­träg­lich an­sieht (vgl. § 15 Abs. 1 und Abs. 2 LBG RP; § 12 Abs. 1 und Abs. 2 Be­amtStG). An­sons­ten soll das Amt mit der Er­nen­nung des aus­ge­wähl­ten Be­wer­bers un­wi­der­ruf­lich ver­ge­ben sein, oh­ne dass es dar­auf an­kommt, ob die Er­nen­nung mit Art. 33 Abs. 2 GG in Ein­klang steht (Ur­tei­le vom 25. Au­gust 1988 - BVer­wG 2 C 62.85 - BVer­w­GE 80, 127 <130 f.> = Buch­holz 237.6 § 8 NdsLBG Nr. 4 S. 5 f. und vom 9. März 1989 a.a.O. S. 7 f.; Be­schluss vom 30. Ju­ni 1993 - BVer­wG 2 B 64.93 - Buch­holz 232 § 8 BBG Nr. 49; vgl. auch BGH, Be­schluss vom 28. No­vem­ber 2005 - NotZ 18/05 - BGHZ 165, 139 <142 f.>).

31 Auch wenn die Er­nen­nung in die Rech­te der un­ter­le­ge­nen Be­wer­ber aus Art. 33 Abs. 2 GG ein­greift, ist de­ren Rechts­be­stän­dig­keit aus Grün­den der Äm­ter­sta­bi­li­tät mit dem Grund­recht auf wir­kungs­vol­len ge­richt­li­chen Recht­schutz nach Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG ver­ein­bar, wenn un­ter­le­ge­ne Be­wer­ber ih­ren Be­wer­bungs­ver­fah­rens­an­spruch vor der Er­nen­nung in der grund­recht­lich ge­bo­te­nen Wei­se ge­richt­lich gel­tend ma­chen kön­nen. Es muss si­cher­ge­stellt sein, dass ein un­ter­le­ge­ner Be­wer­ber die Aus­wahl­ent­schei­dung des Dienst­herrn vor der Er­nen­nung in ei­nem ge­richt­li­chen Ver­fah­ren über­prü­fen las­sen kann, das den in­halt­li­chen An­for­de­run­gen des Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG ge­nügt. Hier­für hat sich ei­ne Pra­xis der Ver­wal­tungs­ge­rich­te her­aus­ge­bil­det, die den ge­richt­li­chen Rechts­schutz in den Zeit­raum zwi­schen der Aus­wahl­ent­schei­dung und der Er­nen­nung ver­la­gert. Ein un­ter­le­ge­ner Be­wer­ber ist zur Durch­set­zung sei­nes Be­wer­bungs­ver­fah­rens­an­spruchs dar­auf ver­wie­sen, ei­ne einst­wei­li­ge An­ord­nung nach § 123 Vw­GO zu be­an­tra­gen, durch die dem Dienst­herrn die Er­nen­nung des aus­ge­wähl­ten Be­wer­bers un­ter­sagt wird. Er­wächst ei­ne einst­wei­li­ge An­ord­nung die­ses In­halts in Rechts­kraft, so muss der Dienst­herr das Aus­wahl­ver­fah­ren, wenn er es nicht zu­läs­si­ger­wei­se ab­bricht, je nach In­halt und Reich­wei­te des Ver­sto­ßes ge­gen Art. 33 Abs. 2 GG voll­stän­dig oder teil­wei­se wie­der­ho­len und auf der Grund­la­ge des wie­der­hol­ten Ver­fah­rens ei­ne neue Aus­wahl­ent­schei­dung tref­fen (vgl. zum Ab­bruch: Ur­teil vom 25. April 1996 - BVer­wG 2 C 21.95 - BVer­w­GE 101, 112 <115>). Der Dienst­herr darf den aus­ge­wähl­ten Be­wer­ber erst er­nen­nen, wenn fest­steht, dass der An­trag auf Er­lass ei­ner einst­wei­li­gen An­ord­nung kei­nen Er­folg hat. Ein Haupt­sa­che­ver­fah­ren fin­det dann we­gen der Rechts­be­stän­dig­keit der Er­nen­nung nicht mehr statt.

32 Die­ses von den Ver­wal­tungs­ge­rich­ten all­ge­mein prak­ti­zier­te Mo­dell des vor die Er­nen­nung ge­zo­ge­nen Rechts­schut­zes im einst­wei­li­gen An­ord­nungs­ver­fah­ren nach § 123 Vw­GO wird den sich aus Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG er­ge­ben­den An­for­de­run­gen nur dann ge­recht, wenn das Ver­fah­ren des vor­läu­fi­gen Rechts­schut­zes die Funk­ti­on des Haupt­sa­che­ver­fah­rens über­nimmt. Das Ver­fah­ren darf nach Prü­fungs­maß­stab, -um­fang und -tie­fe nicht hin­ter ei­nem Haupt­sa­che­ver­fah­ren zu­rück­blei­ben. Dies be­deu­tet, dass sich die Ver­wal­tungs­ge­rich­te nicht auf ei­ne wie auch im­mer ge­ar­te­te sum­ma­ri­sche Prü­fung be­schrän­ken dür­fen. Viel­mehr ist ei­ne um­fas­sen­de tat­säch­li­che und recht­li­che Über­prü­fung der Be­wer­ber­aus­wahl ver­fas­sungs­recht­lich ge­bo­ten. Auch dür­fen die Ver­wal­tungs­ge­rich­te die An­for­de­run­gen an ei­nen Er­folg des un­ter­le­ge­nen Be­wer­bers nicht über­span­nen. Stel­len sie ei­ne Ver­let­zung des Be­wer­bungs­ver­fah­rens­an­spruchs fest, muss die Er­nen­nung des aus­ge­wähl­ten Be­wer­bers be­reits dann durch einst­wei­li­ge An­ord­nung un­ter­sagt wer­den, wenn die Aus­wahl des An­trag­stel­lers bei rechts­feh­ler­frei­er Aus­wahl je­den­falls mög­lich er­scheint (stRspr; vgl. BVerfG, Kam­mer­be­schlüs­se vom 19. Sep­tem­ber 1989 - 2 BvR 1576/88 - NJW 1990, 501; vom 24. Sep­tem­ber 2002 - 2 BvR 857/02 - NVwZ 2003, 200; vom 9. Ju­li 2007 - 2 BvR 206/07 - NVwZ 2007, 1178 und vom 2. Ok­to­ber 2007 - 2 BvR 2457/04 - NVwZ 2008, 194; BVer­wG, Ur­teil vom 17. Au­gust 2005 -BVer­wG 2 C 37.04 - BVer­w­GE 124, 99 <106 f.> = Buch­holz 11 Art. 33 Abs. 2 GG Nr. 32 S. 31 f.).

33 Hat­te ein un­ter­le­ge­ner Be­wer­ber Ge­le­gen­heit, die Rechts­schutz­mög­lich­kei­ten zur ge­richt­li­chen Nach­prü­fung der Aus­wahl­ent­schei­dung vor der Er­nen­nung aus­zu­schöp­fen, so sind sei­ne An­sprü­che aus Art. 33 Abs. 2, Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG er­füllt. Dies gilt un­ab­hän­gig da­von, ob den ge­richt­li­chen Ent­schei­dun­gen ma­te­ri­ell­recht­li­che oder pro­zes­sua­le Män­gel an­haf­ten. Das Grund­recht auf ge­richt­li­chen Rechts­schutz gibt we­der ei­nen An­spruch auf ei­ne „rich­ti­ge“ Ent­schei­dung noch dar­auf, dass der Be­wer­bungs­ver­fah­rens­an­spruch zwei­mal, näm­lich vor und nach der Er­nen­nung ge­richt­lich ver­folgt wer­den kann. Ei­ne An­fech­tung der Er­nen­nung ist in die­sen Fäl­len ver­fas­sungs­recht­lich nicht ge­bo­ten. Die Wirk­sam­keit des Rechts­schut­zes vor der Er­nen­nung hängt aber da­von ab, dass der Dienst­herr die ge­richt­li­che Nach­prü­fung sei­ner Aus­wahl­ent­schei­dung er­mög­licht. Er muss mit der Er­nen­nung des aus­ge­wähl­ten Be­wer­bers zu­war­ten, bis die un­ter­le­ge­nen Be­wer­ber ih­re Rechts­schutz­mög­lich­kei­ten aus­ge­schöpft ha­ben. Da­her er­ge­ben sich aus Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG, Art. 33 Abs. 2 GG Mit­tei­lungs- und War­te­pflich­ten des Dienst­herrn, mit de­nen An­sprü­che der un­ter­le­ge­nen Be­wer­ber kor­re­spon­die­ren:

34 Zu­nächst muss der Dienst­herr die Aus­wahl­ent­schei­dung vor der Er­nen­nung den un­ter­le­ge­nen Be­wer­bern mit­tei­len (Ur­tei­le vom 1. April 2004 - BVer­wG 2 C 26.03 - Buch­holz 237.8 § 10 Rh­PLBG Nr. 1 S. 2 f. und vom 11. Fe­bru­ar 2009 - BVer­wG 2 A 7.06 - Buch­holz 232 § 23 BBG Nr. 44 Rn. 20). Da­nach muss er ei­ne an­ge­mes­se­ne Zeit zu­war­ten, da­mit die Un­ter­le­ge­nen das Ver­wal­tungs­ge­richt an­ru­fen kön­nen. In der Pra­xis der Ver­wal­tungs­ge­rich­te hat sich ei­ne War­te­zeit von zwei Wo­chen ab Zu­gang der Mit­tei­lung über die Ab­leh­nung der Be­wer­bung als an­ge­mes­sen her­aus­ge­bil­det. Be­an­tragt ein Be­wer­ber recht­zei­tig den Er­lass ei­ner einst­wei­li­gen An­ord­nung, darf der Dienst­herr die Er­nen­nung erst nach Ab­schluss des ge­richt­li­chen Ver­fah­rens vor­neh­men (Ur­teil vom 21. Au­gust 2003 - BVer­wG 2 C 14.02 - BVer­w­GE 118, 370 <374 f.> = Buch­holz 11 Art. 33 Abs. 2 GG Nr. 27 S. 10 f.).

35 Hat der Dienst­herr in der ab­schlie­ßen­den Be­schwer­de­instanz des einst­wei­li­gen An­ord­nungs­ver­fah­rens vor dem Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ob­siegt, muss er noch­mals an­ge­mes­se­ne Zeit mit der Er­nen­nung zu­war­ten, um dem un­ter­le­ge­nen Be­wer­ber Ge­le­gen­heit zu ge­ben, zur Durch­set­zung sei­nes Be­wer­bungs­ver­fah­rens­an­spruchs nach Art. 33 Abs. 2 GG das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt an­zu­ru­fen. Nach der Kam­mer­recht­spre­chung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts ge­währ­leis­ten Art. 19 Abs. 4 Satz 1, Art. 33 Abs. 2 GG auch die Mög­lich­keit, ei­ne einst­wei­li­ge An­ord­nung nach § 32 BVerf­GG zu er­wir­ken oder Ver­fas­sungs­be­schwer­de zu er­he­ben. Nimmt der Dienst­herr dem un­ter­le­ge­nen Be­wer­ber die­se Mög­lich­keit, in­dem er den aus­ge­wähl­ten Be­wer­ber nach der Ent­schei­dung des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts vor Ab­lauf ei­ner an­ge­mes­se­nen War­te­frist er­nennt, so ver­hin­dert er die Ge­wäh­rung wir­kungs­vol­len Rechts­schut­zes (BVerfG, Kam­mer­be­schlüs­se vom 28. April 2005 - 1 BvR 2231/02 - NJW-RR 2005, 998 <999>; vom 9. Ju­li 2007 - 2 BvR 206/07 - NVwZ 2007, 1178; vom 24. Sep­tem­ber 2007 - 2 BvR 1586/07 - NVwZ 2008, 70 und vom 9. Ju­li 2009 - 2 BvR 706/09 - NVwZ 2009, 1430).

36 Nach al­le­dem ver­hin­dert der Dienst­herr den nach Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG, Art. 33 Abs. 2 GG ge­bo­te­nen Rechts­schutz, wenn er den aus­ge­wähl­ten Be­wer­ber er­nennt, ob­wohl ihm dies durch ei­ne Ent­schei­dung ei­nes Ver­wal­tungs­ge­richts oder des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts un­ter­sagt ist. Glei­ches gilt, wenn er die Er­nen­nung wäh­rend ei­nes lau­fen­den ge­richt­li­chen Ver­fah­rens vor­nimmt. Dar­über hin­aus lie­gen Fäl­le der Rechts­schutz­ver­hin­de­rung vor, wenn der Dienst­herr die Er­nen­nung oh­ne vor­he­ri­ge Mit­tei­lun­gen an die un­ter­le­ge­nen Be­wer­ber oder vor Ab­lauf der War­te­frist für den An­trag auf Er­lass ei­ner einst­wei­li­gen An­ord­nung, der ge­setz­li­chen Frist für die Be­schwer­de an das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt oder der War­te­frist für die An­ru­fung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts vor­nimmt.

37 Ver­stö­ßt der Dienst­herr vor der Er­nen­nung ge­gen Art. 19 Abs. 4 Satz 1, Art. 33 Abs. 2 GG, so muss der ver­fas­sungs­recht­lich ge­bo­te­ne Rechts­schutz nach der Er­nen­nung nach­ge­holt wer­den. Der Dienst­herr kann sich auf die Äm­ter­sta­bi­li­tät nicht be­ru­fen, um Ver­let­zun­gen des vor­be­halt­los ge­währ­leis­te­ten Grund­rechts aus Art. 19 Abs. 4 Satz 1 GG zu de­cken. An­sons­ten hät­te er es in der Hand, die Grund­rech­te un­ter­le­ge­ner Be­wer­ber durch vor­zei­ti­ge Er­nen­nun­gen aus­zu­schal­ten. Ge­fähr­dun­gen der Funk­ti­ons­fä­hig­keit von Jus­tiz oder Ver­wal­tung kann der Dienst­herr ver­mei­den, in­dem er die An­for­de­run­gen der Rechts­schutz­ga­ran­tie be­ach­tet. Im Üb­ri­gen lie­gen sie we­gen der über­schau­ba­ren Zahl der Fäl­le der Rechts­schutz­ver­hin­de­rung fern.

38 Dies gilt auch, wenn der Äm­ter­sta­bi­li­tät als Aus­druck des Le­bens­zeit­prin­zips nach Art. 33 Abs. 5 GG nicht nur als Schutz ge­gen die Ent­zie­hung des Am­tes durch den Dienst­herrn, son­dern auch in Kon­kur­ren­ten­strei­tig­kei­ten Ver­fas­sungs­rang zu­kä­me (be­ja­hend et­wa Werns­mann, DVBl 2005, 276 <282>; Schmidt-Preuß, Kol­li­die­ren­de Pri­vat­in­ter­es­sen im Ver­wal­tungs­recht, S. 475 ff; ab­leh­nend Schen­ke, Fest­schrift für Schnapp (2008), S. 655 <688 f.>; Lau­bin­ger, ZBR 2010, 289 <295>).

39 Nach der Er­nen­nung des aus­ge­wähl­ten Be­wer­bers kann un­ter­le­ge­nen Be­wer­bern ge­richt­li­cher Rechts­schutz nur im We­ge der An­fech­tungs­kla­ge ge­gen die Er­nen­nung ge­währt wer­den. Ei­ne an­de­re Mög­lich­keit zur Durch­set­zung ih­res Be­wer­bungs­ver­fah­rens­an­spruchs be­steht nicht. Ver­stö­ßt die Er­nen­nung ge­gen die Rech­te des Klä­gers aus Art. 33 Abs. 2 GG, so ist sie mit Wir­kung für die Zu­kunft auf­zu­he­ben. Die Auf­he­bung mit Rück­wir­kung auf den Zeit­punkt der Vor­nah­me schei­det aus, weil die mit der Er­nen­nung ver­bun­de­ne Sta­tus­än­de­rung je­den­falls oh­ne ge­setz­li­che Grund­la­ge nicht nach­träg­lich un­ge­sche­hen ge­macht wer­den kann. Die in­so­weit auch für Rich­ter gel­ten­den Be­am­ten­ge­set­ze se­hen die Auf­he­bung für die Ver­gan­gen­heit nur in den Fäl­len vor, in de­nen ein Rück­nah­me­tat­be­stand er­füllt ist (vgl. § 15 Abs. 1 und Abs. 2 LBG RP; § 12 Abs. 1 und Abs. 2 Be­amtStG). Zu­dem er­klä­ren sie die Er­nen­nung auf ei­nen zu­rück­lie­gen­den Zeit­punkt für un­zu­läs­sig und in­so­weit un­wirk­sam (vgl. § 8 Abs. 4 Satz 2 LBG RP; nun­mehr § 8 Abs. 4 Be­amtStG). Glei­ches muss für die Auf­he­bung der Er­nen­nung gel­ten, zu­mal die­se zeit­li­che Be­schrän­kung Rech­te über­gan­ge­ner Be­wer­ber nicht be­rührt.

40 Aus den dar­ge­leg­ten Grün­den führt der Se­nat die Recht­spre­chung nicht wei­ter, dass in den Fäl­len der Rechts­schutz­ver­hin­de­rung zwar die Er­nen­nung rechts­be­stän­dig sei, je­doch der Be­wer­bungs­ver­fah­rens­an­spruch des un­ter­le­ge­nen Be­wer­bers mit ver­än­der­tem In­halt fort­be­stehe (Ur­teil vom 21. Au­gust 2003 - BVer­wG 2 C 14.02 - a.a.O.). Auf­grund sei­ner Ab­hän­gig­keit von dem kon­kre­ten Aus­wahl­ver­fah­ren ist die­ser An­spruch nicht dar­auf ge­rich­tet, ei­ne wei­te­re Plan­stel­le zu schaf­fen. De­ren Be­reit­stel­lung er­gibt für funk­ti­ons­ge­bun­de­ne Äm­ter kei­nen Sinn, weil es an der Mög­lich­keit ei­ner amts­an­ge­mes­se­nen Be­schäf­ti­gung fehlt (vgl. Schnel­len­bach, ZBR 2004, 104 <105>). Hin­zu kommt, dass auch das neue Amt nach den Vor­ga­ben des Art. 33 Abs. 2 GG ver­ge­ben wer­den muss.

41 Im vor­lie­gen­den Fall kann sich der Be­klag­te nicht auf die Äm­ter­sta­bi­li­tät be­ru­fen, weil er die Ge­wäh­rung wir­kungs­vol­len ge­richt­li­chen Rechts­schut­zes für den Klä­ger ver­hin­dert hat. Durch die Er­nen­nung des Bei­ge­la­de­nen zum Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts un­mit­tel­bar nach der Be­kannt­ga­be der Be­schwer­de­ent­schei­dung des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts hat der Jus­tiz­mi­nis­ter des Be­klag­ten dem Klä­ger die Mög­lich­keit ge­nom­men, die Er­nen­nung durch die An­ru­fung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts zu ver­hin­dern. Er hat die aus Art. 19 Abs. 4 Satz 1, Art. 33 Abs. 2 GG fol­gen­de War­te­pflicht miss­ach­tet. Die­sen Ver­fas­sungs­ver­stoß hat be­reits das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt in den Grün­den des Kam­mer­be­schlus­ses vom 24. Sep­tem­ber 2007 - 2 BvR 1586/07 - (NVwZ 2008, 70) fest­ge­stellt.

42 Dem Jus­tiz­mi­nis­ter muss­te zum Zeit­punkt der Er­nen­nung des Bei­ge­la­de­nen am 22. Ju­ni 2007 auch be­kannt sein, dass er die Er­nen­nung noch nicht vor­neh­men durf­te. Die Aus­füh­run­gen des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts, wo­nach das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt die War­te­pflicht für sei­ne ei­ge­ne An­ru­fung erst­mals in dem Kam­mer­be­schluss vom 9. Ju­li 2007 - 2 BvR 206/07 - (NVwZ 2007, 1178) pos­tu­liert ha­be, sind un­rich­tig. Die­ser Be­schluss nimmt aus­drück­lich auf den Kam­mer­be­schluss des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts vom 28. April 2005 - 1 BvR 2231/02 u.a. - (NJW-RR 2005, 998) Be­zug. Dort hei­ßt es, ei­ne Ver­let­zung der Art. 19 Abs. 4 Satz 1, Art. 33 Abs. 2 GG lie­ge vor, wenn ei­nem un­ter­le­ge­nen Be­wer­ber um ei­ne No­tar­stel­le durch um­ge­hen­de Er­nen­nung des aus­ge­wähl­ten Be­wer­bers die Mög­lich­keit ge­nom­men wer­de, die Be­set­zung der Stel­le durch ei­ne ver­fas­sungs­ge­richt­li­che Eil­ent­schei­dung zu ver­hin­dern. Der Jus­tiz­mi­nis­ter kann sich nicht dar­auf be­ru­fen, die­se Ent­schei­dung nicht ge­kannt zu ha­ben, zu­mal der Klä­ger die Ein­schal­tung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts be­reits an­ge­kün­digt hat­te.

43 3. Die Er­nen­nung des Bei­ge­la­de­nen zum Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts ist mit Wir­kung für die Zu­kunft auf­zu­he­ben, weil sie den Klä­ger in sei­nen Rech­ten aus Art. 33 Abs. 2 GG ver­letzt. Die Er­wä­gun­gen, auf die der Be­klag­te die Aus­wahl­ent­schei­dung zu­guns­ten des Bei­ge­la­de­nen ge­stützt hat, wer­den den sich aus Art. 33 Abs. 2 GG er­ge­ben­den An­for­de­run­gen nicht ge­recht. Dies hat die Rechts­wid­rig­keit der Er­nen­nung zur Fol­ge, oh­ne dass es dar­auf an­kommt, ob der Bei­ge­la­de­ne aus an­de­ren als den vom Be­klag­ten an­ge­führ­ten Grün­den in Ein­klang mit Art. 33 Abs. 2 GG hät­te aus­ge­wählt wer­den kön­nen. Die Er­nen­nung ver­letzt den Be­wer­bungs­ver­fah­rens­an­spruch des Klä­gers, weil es zu­min­dest ernst­haft mög­lich er­scheint, dass die­ser bei rechts­feh­ler­frei­em Ver­lauf an­stel­le des Bei­ge­la­de­nen aus­ge­wählt und er­nannt wor­den wä­re.

44 Zwar ent­hält das Be­ru­fungs­ur­teil kei­ne tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen zur Aus­wahl­ent­schei­dung. Der Se­nat kann die­se Ent­schei­dung je­doch auf­grund der tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils und des Be­schlus­ses des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts vom 13. Ju­ni 2007 im einst­wei­li­gen An­ord­nungs­ver­fah­ren in­halt­lich nach­prü­fen, weil die­se von der Be­zug­nah­me des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts auf die Ak­ten der Ge­richts­ver­fah­ren um­fasst wer­den.

45 Wie dar­ge­legt dür­fen der Ent­schei­dung über die Ver­ga­be ei­nes Am­tes im sta­tus­recht­li­chen Sin­ne nur leis­tungs­be­zo­ge­ne Ge­sichts­punk­te zu­grun­de ge­legt wer­den, die dar­über Auf­schluss ge­ben, in wel­chem Ma­ße die Be­wer­ber den An­for­de­run­gen ih­res Am­tes ge­nü­gen und sich in ei­nem hö­he­ren Amt vor­aus­sicht­lich be­wäh­ren wer­den. Die Ent­schei­dung des Dienst­herrn, wel­che Be­deu­tung er den ein­zel­nen Ge­sichts­punk­ten bei­misst, un­ter­liegt nur ei­ner ein­ge­schränk­ten Nach­prü­fung durch die Ver­wal­tungs­ge­rich­te (Ur­tei­le vom 16. Au­gust 2001 - BVer­wG 2 A 3.00 - BVer­w­GE 115, 58 <60 f.> = Buch­holz 232 § 8 BBG Nr. 54 S. 3, vom 28. Ok­to­ber 2004 - BVer­wG 2 C 23.03 - BVer­w­GE 122, 147 <150 f.> = Buch­holz 11 Art. 33 Abs. 2 GG Nr. 30 S. 17 und vom 17. Au­gust 2005 - BVer­wG 2 C 37.04 - BVer­w­GE 124, 99 <102 f.> = Buch­holz 11 Art. 33 Abs. 2 GG Nr. 32 S. 28 f.).

46 Der für die Be­wer­ber­aus­wahl ma­ß­ge­ben­de Leis­tungs­ver­gleich ist an­hand ak­tu­el­ler dienst­li­cher Be­ur­tei­lun­gen vor­zu­neh­men. De­ren Eig­nung als Ver­gleichs­grund­la­ge setzt vor­aus, dass sie in­halt­lich aus­sa­ge­kräf­tig sind. Hier­für ist er­for­der­lich, dass sie die dienst­li­che Tä­tig­keit im ma­ß­ge­ben­den Be­ur­tei­lungs­zeit­raum voll­stän­dig er­fas­sen, auf zu­ver­läs­si­ge Er­kennt­nis­quel­len ge­stützt sind, das zu er­war­ten­de Leis­tungs­ver­mö­gen in Be­zug auf das an­ge­streb­te Amt auf der Grund­la­ge der im in­ne­ge­hab­ten Amt er­brach­ten Leis­tun­gen hin­rei­chend dif­fe­ren­ziert dar­stel­len so­wie auf glei­chen Be­wer­tungs­maß­stä­ben be­ru­hen. Ma­ß­ge­bend für den Leis­tungs­ver­gleich ist in ers­ter Li­nie das ab­schlie­ßen­de Ge­samt­ur­teil, das durch ei­ne Wür­di­gung, Ge­wich­tung und Ab­wä­gung der ein­zel­nen leis­tungs­be­zo­ge­nen Ge­sichts­punk­te zu bil­den ist. Sind da­nach meh­re­re Be­wer­ber als im We­sent­li­chen gleich ge­eig­net ein­zu­stu­fen, kann der Dienst­herr auf ein­zel­ne Ge­sichts­punk­te ab­stel­len, wo­bei er de­ren be­son­de­re Be­deu­tung be­grün­den muss. So kann er der dienst­li­chen Er­fah­rung, der Ver­wen­dungs­brei­te oder der Leis­tungs­ent­wick­lung, wie sie sich aus dem Ver­gleich der ak­tu­el­len mit frü­he­ren Be­ur­tei­lun­gen er­gibt, be­son­de­re Be­deu­tung bei­mes­sen (Ur­tei­le vom 19. De­zem­ber 2002 - BVer­wG 2 C 31.01 - Buch­holz 237.9 § 20 SaarLBG Nr. 1 S. 2 f.; vom 27. Fe­bru­ar 2003 - BVer­wG 2 C 16.02 - Buch­holz 237.6 § 8 NdsLBG Nr. 10 S. 2 f. und vom 28. Ok­to­ber 2004 - BVer­wG 2 C 23.03 - a.a.O. S. 151 und S. 18).

47 Der dienst­li­chen Be­ur­tei­lung fehlt die er­for­der­li­che Aus­sa­ge­kraft, wenn sie auf ei­ner nur par­ti­ell oder bruch­stück­haft vor­han­de­nen Kennt­nis der für die Be­wer­tun­gen er­for­der­li­chen Tat­sa­chen be­ruht. Ist der für die Be­ur­tei­lung Zu­stän­di­ge nicht in der La­ge, sich ein ei­ge­nes voll­stän­di­ges Bild von den Leis­tun­gen des Be­wer­bers zu ma­chen, ist er dar­auf an­ge­wie­sen, sich die feh­len­den Kennt­nis­se von an­de­ren Per­so­nen zu be­schaf­fen. Hier­für kom­men vor­ran­gig, aber nicht aus­schlie­ß­lich die frü­her für die Be­ur­tei­lung Zu­stän­di­gen so­wie Per­so­nen in Be­tracht, die die Dienst­aus­übung des Be­wer­bers aus ei­ge­ner An­schau­ung ken­nen. In die­sen Fäl­len müs­sen die Be­ur­tei­lungs­bei­trä­ge der sach­kun­di­gen Per­so­nen bei der Aus­übung des Be­ur­tei­lungs­spiel­rau­mes be­rück­sich­tigt wer­den. Der Be­ur­tei­ler darf nicht da­von ab­se­hen, Be­ur­tei­lungs­bei­trä­ge ein­zu­ho­len, weil er sich trotz feh­len­der ei­ge­ner An­schau­ung zu­traut, den Be­wer­ber zu­tref­fend ein­zu­schät­zen. Zwar ist er an die Fest­stel­lun­gen und Be­wer­tun­gen Drit­ter nicht ge­bun­den, son­dern kann zu ab­wei­chen­den Er­kennt­nis­sen ge­lan­gen. Er übt sei­nen Be­ur­tei­lungs­spiel­raum je­doch nur dann recht­mä­ßig aus, wenn er die Be­ur­tei­lungs­bei­trä­ge in sei­ne Über­le­gun­gen ein­be­zieht. Ab­wei­chun­gen müs­sen nach­voll­zieh­bar be­grün­det wer­den. Die­se An­for­de­run­gen stel­len si­cher, dass Wert­ur­tei­le auf ei­ner trag­fä­hi­gen Tat­sa­chen­grund­la­ge be­ru­hen und sich an den von Art. 33 Abs. 2 GG vor­ge­ge­be­nen Kri­te­ri­en ori­en­tie­ren (Ur­tei­le vom 5. No­vem­ber 1998 - BVer­wG 2 A 3.97 - BVer­w­GE 107, 360 <361 f.> = Buch­holz 236.11 § 1a SLV Nr. 5 S. 12; vom 21. März 2007 - BVer­wG 2 C 2.06 - Buch­holz 232.1 § 40 BLV Nr. 27 Rn. 10 und vom 16. Ok­to­ber 2008 - BVer­wG 2 A 9.07 - Buch­holz 11 Art. 87a GG Nr. 6 Rn. 35 <in­so­weit nicht ver­öf­fent­licht in BVer­w­GE 132, 110>).

48 Da­nach er­weist sich die Aus­wahl­ent­schei­dung zu­guns­ten des Bei­ge­la­de­nen schon des­halb als rechts­feh­ler­haft, weil des­sen An­lass­be­ur­tei­lung nicht auf ei­ner trag­fä­hi­gen Tat­sa­chen­grund­la­ge be­ruht. Der für die Be­ur­tei­lung zu­stän­di­ge Jus­tiz­mi­nis­ter hat sich kein Bild über die dienst­li­che Tä­tig­keit des Bei­ge­la­de­nen als Prä­si­dent des ...​gerichts ver­schafft. Hier­für rei­chen we­der die sta­tis­ti­schen An­ga­ben über die Ent­wick­lung der So­zi­al­ge­richts­bar­keit wäh­rend der Amts­zeit des Bei­ge­la­de­nen noch die Ein­drü­cke aus, die der Jus­tiz­mi­nis­ter in sei­ner Amts­zeit als Prä­si­dent des Ober­lan­des­ge­richts Ko­blenz auf­grund der Zu­sam­men­ar­beit der Prä­si­den­ten der Ober­ge­rich­te des Lan­des von dem Bei­ge­la­de­nen ge­won­nen hat.

49 Sta­tis­ti­sche An­ga­ben über Er­le­di­gungs­zah­len und Ver­fah­rens­lauf­zei­ten im Be­reich ei­ner Ge­richts­bar­keit las­sen für sich ge­nom­men kei­ne zu­ver­läs­si­gen Rück­schlüs­se auf die Leis­tun­gen ei­nes Ge­richts­prä­si­den­ten und sei­ne Eig­nung für das Amt des Prä­si­den­ten ei­nes Ober­ge­richts zu. Da sie dem Prä­si­den­ten nicht un­mit­tel­bar zu­ge­rech­net wer­den kön­nen, sind sie al­len­falls ge­eig­net, das Wert­ur­teil über die Füh­rung der Dienst­ge­schäf­te ab­zu­run­den.

50 Dass per­sön­li­che Ein­drü­cke von ei­ner Per­son auf­grund von Be­geg­nun­gen bei Ta­gun­gen und ver­gleich­ba­ren Ver­an­stal­tun­gen nicht ge­eig­net sind, um auf wei­te­re Er­kennt­nis­se über des­sen dienst­li­che Tä­tig­keit zu ver­zich­ten, liegt auf der Hand. Der­ar­ti­ge Zu­sam­men­künf­te kön­nen kei­ne Tat­sa­chen­grund­la­ge lie­fern, auf die ein Ge­samt­ur­teil über dienst­li­che Leis­tun­gen und über die Eig­nung für ein hö­her­wer­ti­ges Amt ge­stützt wer­den kann.

51 Da dem Jus­tiz­mi­nis­ter ei­ge­ne Tat­sa­chen­kennt­nis­se fehl­ten, um Leis­tung und Eig­nung des Bei­ge­la­de­nen er­schöp­fend be­ur­tei­len zu kön­nen, war er ver­pflich­tet, auf an­de­re Er­kennt­nis­quel­len zu­rück­zu­grei­fen. Es hät­te na­he­ge­le­gen, Be­ur­tei­lungs­bei­trä­ge hin­rei­chend sach­kun­di­ger Mit­ar­bei­ter der Per­so­nal­ab­tei­lung des Jus­tiz­mi­nis­te­ri­ums an­zu­for­dern. Der Be­klag­te hat zu kei­ner Zeit be­haup­tet, dass der­ar­ti­ge Bei­trä­ge ein­ge­holt wur­den. Da­her kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob der Jus­tiz­mi­nis­ter die Be­ur­tei­lung des Bei­ge­la­de­nen vor der Er­öff­nung der Per­so­nal­re­fe­ren­tin des Jus­tiz­mi­nis­te­ri­ums zur Prü­fung zu­ge­lei­tet hat. Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt ist im Be­ru­fungs­ur­teil von ei­ner ent­spre­chen­den Fest­stel­lung in dem Be­schluss vom 13. Ju­ni 2007 ab­ge­rückt (Ur­teils­ab­druck S. 40). Je­den­falls hat die Per­so­nal­re­fe­ren­tin kei­nen Be­ur­tei­lungs­bei­trag er­stellt.

52 Dar­über hin­aus ver­letzt auch der Leis­tungs­ver­gleich, auf den der Be­klag­te die Aus­wahl­ent­schei­dung ge­stützt hat, den Be­wer­bungs­ver­fah­rens­an­spruch des Klä­gers. Zum ei­nen sind die zu­grun­de ge­leg­ten Leis­tungs­kri­te­ri­en nicht aus­sa­ge­kräf­tig, zum an­de­ren fehlt es an glei­chen Be­wer­tungs­maß­stä­ben für Klä­ger und Bei­ge­la­de­nen.

53 Da bei­de das best­mög­li­che Ge­samt­ur­teil er­hiel­ten, war es dem Be­klag­ten mög­lich, die Aus­wahl­ent­schei­dung auf be­stimm­te, als be­son­ders be­deut­sam an­ge­se­he­ne Leis­tungs­ge­sichts­punk­te zu stüt­zen. Nach den Fest­stel­lun­gen des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts in dem Be­schluss vom 13. Ju­ni 2007 hat der Be­klag­te dar­auf ab­ge­stellt, dass der Bei­ge­la­de­ne be­reits seit sie­ben Jah­ren Prä­si­dent ei­nes Ober­ge­richts war, in die­ser Ei­gen­schaft ein hö­her be­wer­te­tes Rich­ter­amt als der Klä­ger wahr­nahm, die So­zi­al­ge­richts­bar­keit im sta­tis­ti­schen Län­der­ver­gleich in die Spit­zen­grup­pe ge­führt ha­be und ihm ei­ne ste­ti­ge In­no­va­tions- und Mo­der­ni­sie­rungs­be­reit­schaft ei­gen sei.

54 Das Amt des Bei­ge­la­de­nen als Prä­si­dent des ...​gerichts kann hier für sich ge­nom­men kei­nen ent­schei­den­den Eig­nungs­vor­sprung ge­gen­über dem Klä­ger be­grün­den. Glei­ches gilt für die un­ter­schied­li­che Ein­stu­fung der Rich­ter­äm­ter. Denn das zu be­set­zen­de Amt ist in der or­dent­li­chen Ge­richts­bar­keit an­ge­sie­delt, in der nur der Klä­ger, nicht aber der Bei­ge­la­de­ne über dienst­li­che Er­fah­run­gen als Rich­ter und Ge­richts­prä­si­dent ver­fügt (vgl. BVerfG, Kam­mer­be­schluss vom 20. März 2007 - 2 BvR 2470/06 - NVwZ 2007, 691; vgl. auch BVer­wG, Ur­teil vom 17. Au­gust 2005 - BVer­wG 2 C 37.04 - BVer­w­GE 124, 99 <103> = Buch­holz 11 Art. 33 Abs. 2 GG Nr. 32 S. 29 zur Be­deu­tung ei­nes hö­her­wer­ti­gen Dienst­pos­tens).

55 Die sta­tis­tisch er­fass­ten Ver­bes­se­run­gen im Be­reich der So­zi­al­ge­richts­bar­keit wäh­rend der Amts­zeit des Bei­ge­la­de­nen kön­nen ei­nen Eig­nungs­vor­sprung nicht be­grün­den, weil sie nicht le­dig­lich das Wert­ur­teil über die Amts­füh­rung des Bei­ge­la­de­nen ab­run­den. Viel­mehr wird die Be­wer­tung, der Be­klag­te ver­fü­ge über her­aus­ra­gen­de Fä­hig­kei­ten, aus­schlie­ß­lich mit den Sta­tis­ti­ken be­legt. Die­se Be­trach­tungs­wei­se greift zu kurz, weil sie die Be­son­der­hei­ten des Am­tes ei­nes Ge­richts­prä­si­den­ten au­ßer Acht lässt. Auf­grund der durch Art. 97 Abs. 1 GG ge­währ­leis­te­ten Un­ab­hän­gig­keit der Rich­ter, die al­le Be­stand­tei­le der Recht­spre­chungs­tä­tig­keit um­fasst, übt ein Ge­richts­prä­si­dent kei­ne Lei­tungs­funk­ti­on für die­se Tä­tig­keit aus. Da er auf die Ar­beits­wei­se der Rich­ter nicht un­mit­tel­bar ein­wir­ken kann, ist er auch nicht für de­ren Ar­beits­er­geb­nis­se ver­ant­wort­lich, wie dies bei ei­nem Be­hör­den­lei­ter in Be­zug auf die Ar­beit der Mit­ar­bei­ter der Be­hör­de der Fall sein mag. Ein Ge­richts­prä­si­dent kann nur Vor­schlä­ge ma­chen und mo­ti­vie­rend tä­tig wer­den, et­wa mit gu­tem Bei­spiel vor­an­ge­hen, um auf hö­he­re Er­le­di­gungs­zah­len und kür­ze­re Ver­fah­rens­lauf­zei­ten hin­zu­wir­ken. Er muss zu er­ken­nen ge­ben, dass er Ver­bes­se­run­gen in die­sem Be­reich nicht Vor­rang um je­den Preis ein­räumt, son­dern die Be­deu­tung der sta­tis­tisch nicht er­fass­ba­ren in­halt­li­chen Qua­li­tät der Recht­spre­chung, et­wa der Be­mü­hun­gen um ei­ne er­schöp­fen­de Sach­ver­halts­auf­klä­rung, nicht aus dem Blick ver­liert. Die Fest­stel­lung und Be­wer­tung der­ar­ti­ger Be­mü­hun­gen ei­nes Ge­richts­prä­si­den­ten kann nicht durch ei­ne un­dif­fe­ren­zier­te Her­vor­he­bung sta­tis­ti­scher An­ga­ben er­setzt wer­den.

56 In­so­weit hat der Be­klag­te auch das Ge­bot glei­cher Be­wer­tungs­maß­stä­be nicht be­ach­tet. Hier­für wä­re er­for­der­lich ge­we­sen, die sta­tis­ti­sche Ent­wick­lung im Be­reich des ... wäh­rend der Amts­zeit des Be­klag­ten in ver­gleich­ba­rer Wei­se fest­zu­stel­len und un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Be­son­der­hei­ten der un­ter­schied­li­chen Ge­richts­bar­kei­ten und In­stan­zen mit den sta­tis­ti­schen An­ga­ben über die So­zi­al­ge­richts­bar­keit zu ver­glei­chen.

57 Auf die dem Bei­ge­la­de­nen zu­ge­schrie­be­ne Mo­der­ni­sie­rungs- und In­no­va­ti­ons­be­reit­schaft konn­te die Aus­wahl­ent­schei­dung nicht ge­stützt wer­den, weil die­ses Merk­mal in­halt­lich gänz­lich un­be­stimmt ge­blie­ben ist. Der Be­klag­te hat nicht deut­lich ge­macht, auf wel­che Tat­sa­chen die­se Wer­tung ge­stützt ist. Dem­zu­fol­ge hat er auch nicht dar­ge­legt, auf wel­che Wei­se sich der Bei­ge­la­de­ne hier vom Klä­ger ab­ge­ho­ben ha­ben könn­te.

58 Die dar­ge­stell­ten De­fi­zi­te der Aus­wahl­ent­schei­dung ha­ben zur Fol­ge, dass der Be­klag­te ein neu­es Aus­wahl­ver­fah­ren für die Be­set­zung der Stel­le des Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts durch­füh­ren muss. Aus die­sem Grund kann der An­trag des Klä­gers, den Be­klag­ten zu sei­ner Er­nen­nung an­stel­le des Bei­ge­la­de­nen zu ver­pflich­ten, kei­nen Er­folg ha­ben. Für die er­neu­te Be­wer­ber­aus­wahl müs­sen ak­tu­el­le An­lass­be­ur­tei­lun­gen der Be­wer­ber er­stellt wer­den, wo­bei auch der seit 2007 ver­stri­che­ne Zeit­raum ein­zu­be­zie­hen ist. Dies be­deu­tet, dass auch die Amts­füh­rung des Bei­ge­la­de­nen als Prä­si­dent des Ober­lan­des­ge­richts im Fal­le sei­ner er­neu­ten Be­wer­bung zu be­ur­tei­len ist (vgl. Be­schluss vom 11. Mai 2009 - BVer­wG 2 VR 1.09 - Buch­holz 11 Art. 33 Abs. 2 GG Nr. 43 S. 16).

59 4. Der Grund­satz des Ver­trau­ens­schut­zes nach Art. 20 Abs. 3 GG ge­bie­tet nicht, im vor­lie­gen­den Fall von der Auf­he­bung der Er­nen­nung ab­zu­se­hen und es bei der Fest­stel­lung der Rechts­wid­rig­keit der Er­nen­nung zu be­las­sen. Ei­ne Än­de­rung der Recht­spre­chung ist un­ter dem Ge­sichts­punkt des Ver­trau­ens­schut­zes un­be­denk­lich, wenn sie hin­rei­chend be­grün­det ist und sich im Rah­men ei­ner vor­her­seh­ba­ren Ent­wick­lung hält (vgl. BVerfG, Be­schluss vom 15. Ja­nu­ar 2009 - 2 BvR 2044/07 - BVerf­GE 122, 248 <277 f.>). Dies ist hier der Fall. Die Auf­fas­sung, die Auf­he­bung der Er­nen­nung schei­te­re in den Fäl­len der Rechts­schutz­ver­hin­de­rung nicht be­reits am Grund­satz der Äm­ter­sta­bi­li­tät, schlie­ßt ei­ne Ent­wick­lung ab, die der Se­nat durch die Ur­tei­le vom 13. Sep­tem­ber 2001 - BVer­wG 2 C 39.00 - (BVer­w­GE 115, 89 = Buch­holz 237.3 § 41a BrLBG Nr. 1) und vom 21. Au­gust 2003 - BVer­wG 2 C 14.02 - (BVer­w­GE 118, 370 = Buch­holz 11 Art. 33 Abs. 2 GG Nr. 27) ein­ge­lei­tet hat. Die Grün­de des auf die Ver­fas­sungs­be­schwer­de des Klä­gers er­gan­ge­nen Kam­mer­be­schlus­ses vom 24. Sep­tem­ber 2007 - 2 BvR 1586/07 - (NVwZ 2008, 70) las­sen dar­auf schlie­ßen, dass auch die zu­stän­di­ge Kam­mer des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts an­ge­nom­men hat, die Recht­spre­chung des Se­nats sei im Wan­del be­grif­fen. Im Schrift­tum ist die An­fecht­bar­keit der Er­nen­nung seit lan­gem ge­for­dert wor­den, wo­bei die Be­schrän­kung auf Fäl­le der Rechts­schutz­ver­hin­de­rung über­wie­gend ab­ge­lehnt wird (vgl. nur Sc­hoch, Vor­läu­fi­ger Rechts­schutz und Ri­si­ko­ver­tei­lung im Ver­wal­tungs­recht, 1988, S. 692 ff.; Schen­ke, Fest­schrift für Schnapp (2008), S. 655 <667 f.>; Lau­bin­ger, ZBR 2010, 289 <292 f.>; Bat­tis, Kom­men­tar zum BBG, 4. Auf­la­ge 2009, § 9 Rn. 30 f.; Höf­ling, in Bon­ner Kom­men­tar zum Grund­ge­setz Stand: Au­gust 2007, Art. 33 Abs. 1 bis 3 Rn. 367 f.; Wahl/Schütz, in: Sc­hoch/Schmidt-Aß­mann/Pietz­ner, Kom­men­tar zur Vw­GO, § 42 Abs. 2 Rn. 325; Kopp/Schen­ke, Kom­men­tar zur Vw­GO, 16. Auf­la­ge 2009, § 42 Rn. 49).

60 Da­von ab­ge­se­hen ist ein Ver­trau­en des Be­klag­ten in die Rechts­be­stän­dig­keit der Er­nen­nung auch we­gen des Ver­fas­sungs­ver­sto­ßes des Jus­tiz­mi­nis­ters nicht schutz­wür­dig. Zwar hat der Bei­ge­la­de­ne er­heb­li­che Nach­tei­le zu tra­gen. Er kann in dem Amt des Prä­si­den­ten des ...​gerichts nicht mehr
amts­an­ge­mes­sen be­schäf­tigt wer­den. Auch dies ist auf das Vor­ge­hen des Be­klag­ten zu­rück­zu­füh­ren, der die ein­zi­ge Stel­le nach der Er­nen­nung des Bei­ge­la­de­nen zum Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts trotz War­nun­gen zü­gig be­setzt hat. Der Be­klag­te ist aus Grün­den der Für­sor­ge­pflicht ge­hal­ten, die Fol­gen für den Bei­ge­la­de­nen so­weit als mög­lich aus­zu­glei­chen. Er kann den Bei­ge­la­de­nen mit des­sen Zu­stim­mung in ein an­de­res gleich­wer­ti­ges Amt der Be­sol­dungs­grup­pe R 6 ver­set­zen. Aus die­sem Grund hat der Se­nat die Wirk­sam­keit sei­nes Ur­teils hin­sicht­lich der Auf­he­bung der Er­nen­nung auf den Zeit­punkt der Ur­teils­zu­stel­lung hin­aus­ge­scho­ben. Der Bei­ge­la­de­ne kann sich er­neut um das Amt des Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts be­wer­ben. Schlie­ß­lich ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass ei­ner wei­te­ren, al­lein der Äm­ter­sta­bi­li­tät ge­schul­de­ten Amts­füh­rung des Bei­ge­la­de­nen ein Ma­kel an­haf­ten wür­de, wenn es der Se­nat bei der Fest­stel­lung der Rechts­wid­rig­keit der Er­nen­nung be­lie­ße. Sei­nen Be­lan­gen wird da­durch Rech­nung ge­tra­gen, dass die Aus­wahl­ent­schei­dung in ei­nem neu­en Be­wer­bungs­ver­fah­ren un­ter sei­ner Be­tei­li­gung dann un­ter Be­rück­sich­ti­gung ei­ner dienst­li­chen Be­ur­tei­lung zu tref­fen ist, die sei­ne Leis­tun­gen im Amt des Prä­si­den­ten des Ober­lan­des­ge­richts be­wer­tet (Be­schluss vom 11. Mai 2009 - BVer­wG 2 VR 1.09 - Buch­holz 11 Art. 33 Abs. 2 GG Nr. 43 Rn. 4).

61 Auf die Ver­fah­rens­rü­gen des Klä­gers braucht der Se­nat nicht ein­zu­ge­hen, weil sie für den Aus­gang des Re­vi­si­ons­ver­fah­rens un­er­heb­lich sind. Da die Kla­ge mit dem Haupt­an­trag Er­folg hat, ist über die hilfs­wei­se ge­stell­ten Ver­pflich­tungs-, Be­schei­dungs- und Fest­stel­lungs­an­trä­ge nicht zu ent­schei­den.

62 Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 154 Abs. 1 und Abs. 3, § 162 Abs. 3 Vw­GO.