Ver­fah­rens­in­for­ma­ti­on

Die Klä­ge­rin­nen be­trei­ben voll­sta­tio­nä­re Pfle­ge­ein­rich­tun­gen. Sie wen­den sich ge­gen ei­ne An­ord­nung des Be­klag­ten, die sie ver­pflich­tet, ih­re Heim­ver­trä­ge mit Leis­tungs­emp­fän­gern der so­zia­len Pfle­ge­ver­si­che­rung um ei­ne Klau­sel zur Ver­trags­be­en­di­gung zu er­gän­zen. Da­nach soll die Zah­lungs­pflicht der Heim­be­woh­ner oder ih­rer Kos­ten­trä­ger, wie im Pfle­ge­ver­si­che­rungs­recht vor­ge­se­hen, mit dem Ster­be­tag des Be­woh­ners en­den und ei­ne Vor­schrift des Heim­ge­set­zes, die Ver­ein­ba­run­gen zur Fort­gel­tung des Heim­ver­tra­ges in be­grenz­tem Um­fang zu­lässt, kei­ne An­wen­dung fin­den. Die da­ge­gen er­ho­be­ne Kla­ge ist in ers­ter und zwei­ter In­stanz er­folg­los ge­blie­ben.


Die Klä­ge­rin­nen mei­nen, die heim­recht­li­che Zu­las­sung von Fort­gel­tungs­ver­ein­ba­run­gen stel­le ei­ne Spe­zi­al­re­ge­lung dar, die auch für Ver­trä­ge mit Leis­tungs­emp­fän­gern der so­zia­len Pfle­ge­ver­si­che­rung gel­te und die ab­wei­chen­de pfle­ge­ver­si­che­rungs­recht­li­che Re­ge­lung ver­drän­ge. Zur Klä­rung die­ser Fra­ge hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt die Re­vi­si­on zu­ge­las­sen.


Pres­se­mit­tei­lung Nr. 44/2010 vom 02.06.2010

Heim­ver­trag en­det stets mit Tod des Pfle­ge­leis­tungs­emp­fän­gers

Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt in Leip­zig hat heu­te ent­schie­den, dass Heim­ver­trä­ge mit Be­woh­nern, die sta­tio­nä­re Leis­tun­gen der so­zia­len Pfle­ge­ver­si­che­rung er­hal­ten, stets mit dem Ster­be­tag des Be­woh­ners en­den. Ver­ein­ba­run­gen, die ei­ne Fort­gel­tung des Ver­tra­ges dar­über hin­aus vor­se­hen und zur Fort­zah­lung des Hei­ment­gelts be­züg­lich der Un­ter­kunft und der ge­son­dert be­re­chen­ba­ren In­ves­ti­ti­ons­kos­ten ver­pflich­ten, dür­fen mit Leis­tungs­emp­fän­gern der Pfle­ge­ver­si­che­rung nicht ge­schlos­sen wer­den und sind un­wirk­sam. Die Kla­ge meh­re­rer Heim­trä­ger ge­gen ent­spre­chen­de heim­auf­sichts­recht­li­che An­ord­nun­gen ist da­mit auch in letz­ter In­stanz er­folg­los ge­blie­ben.


Die Klä­ge­rin­nen be­trei­ben voll­sta­tio­nä­re Pfle­ge­ein­rich­tun­gen in Sach­sen-An­halt. Nach ih­rem Mus­ter­ver­trag en­de­te der Heim­ver­trag erst zwei Wo­chen nach dem auf den Ster­be­tag des Be­woh­ners fol­gen­den Tag, falls der Heim­platz nicht zu­vor neu be­legt wur­de. Für den Zeit­raum der Fort­gel­tung des Ver­tra­ges muss­ten die Un­ter­kunfts- und die an­tei­li­gen In­ves­ti­ti­ons­kos­ten wei­ter­ge­zahlt wer­den. Nur er­spar­te Auf­wen­dun­gen wur­den an­ge­rech­net. Der Be­klag­te be­an­stan­de­te die­se Ver­trags­klau­sel. Sie sei rechts­wid­rig, so­weit sie Leis­tungs­emp­fän­ger der Pfle­ge­ver­si­che­rung be­tref­fe. De­ren Zah­lungs­pflicht en­de nach dem Pfle­ge­ver­si­che­rungs­recht mit dem Ster­be­tag. Ge­gen die An­ord­nun­gen des Be­klag­ten, ih­re Heim­ver­trä­ge dar­an an­zu­pas­sen, be­rie­fen die Klä­ge­rin­nen sich auf ei­ne in­zwi­schen au­ßer Kraft ge­tre­te­ne und durch ei­ne ver­gleich­ba­re Re­ge­lung im Wohn- und Be­treu­ungs­ver­trags­ge­setz er­setz­te Vor­schrift des Heim­ge­set­zes, die Ver­ein­ba­run­gen über ei­ne Fort­gel­tung des Heim­ver­tra­ges in be­grenz­tem Um­fang zu­ließ. Die Kla­gen der Klä­ge­rin­nen blie­ben vor dem Ver­wal­tungs­ge­richt Mag­de­burg und dem Ober­ver­wal­tungs­ge­richt des Lan­des Sach­sen-An­halt er­folg­los.


Die Re­vi­sio­nen der Klä­ge­rin­nen hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt zu­rück­ge­wie­sen und aus­ge­führt, dass das Pfle­ge­ver­si­che­rungs­recht für Heim­ver­trä­ge mit Be­woh­nern, die sta­tio­nä­re Leis­tun­gen der so­zia­len Pfle­ge­ver­si­che­rung emp­fan­gen, ei­ne spe­zi­el­le, ab­schlie­ßen­de Re­ge­lung trifft. Da­nach en­det der Heim­ver­trag eben­so wie die Ver­pflich­tung zur Zah­lung des Hei­ment­gelts stets mit dem Ster­be­tag des Leis­tungs­emp­fän­gers. Dies schlie­ßt ei­ne An­wen­dung der all­ge­mei­nen, Fort­gel­tungs­ver­ein­ba­run­gen zu­las­sen­den heim­recht­li­chen Re­ge­lung aus. Sie ist nur an­zu­wen­den auf Ver­trä­ge mit Be­woh­nern, die kei­ne sta­tio­nä­ren Leis­tun­gen der Pfle­ge­ver­si­che­rung er­hal­ten. Mit der Spe­zi­al­re­ge­lung für Ver­trä­ge mit Leis­tungs­emp­fän­gern der Pfle­ge­ver­si­che­rung will der Ge­setz­ge­ber ei­ne Dop­pel­fi­nan­zie­rung von Leer­stän­den ver­hin­dern, da die­se in der Pra­xis be­reits bei den Ver­hand­lun­gen der Pfle­ge­satz­par­tei­en im Rah­men der Aus­las­tungs­kal­ku­la­ti­on be­rück­sich­tigt wür­den.


BVer­wG 8 C 24.09 - Ur­teil vom 02.06.2010


Be­schluss vom 18.05.2009 -
BVer­wG 8 B 5.09ECLI:DE:BVer­wG:2009:180509B8B5.09.0

Be­schluss

BVer­wG 8 B 5.09

  • OVG des Lan­des Sach­sen-An­halt - 02.07.2008 - AZ: OVG 3 L 55/06

In der Ver­wal­tungs­streit­sa­che hat der 8. Se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts
am 18. Mai 2009
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Gö­del,
den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Pa­gen­kopf und
die Rich­te­rin am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Hau­ser
be­schlos­sen:

  1. Die Ent­schei­dung des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts des Lan­des Sach­sen-An­halt über die Nicht­zu­las­sung der Re­vi­si­on ge­gen sein Ur­teil vom 2. Ju­li 2008 wird auf­ge­ho­ben.
  2. Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.
  3. Die Ent­schei­dung über die Kos­ten des Be­schwer­de­ver­fah­rens folgt der Kos­ten­ent­schei­dung in der Haupt­sa­che.
  4. Der Wert des Streit­ge­gen­stan­des wird für das Be­schwer­de­ver­fah­ren und für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren - in­so­weit vor­läu­fig - auf 5 000 € fest­ge­setzt.

Grün­de

1 Die auf § 132 Abs. 2 Nr. 1 Vw­GO ge­stütz­te Be­schwer­de der Klä­ge­rin ist be­grün­det. Die Re­vi­si­on ist zu­zu­las­sen. In ei­nem Re­vi­si­ons­ver­fah­ren kann vor­aus­sicht­lich die auf­ge­wor­fe­ne Fra­ge ge­klärt wer­den, ob § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI ei­ner ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­rung ge­mäß § 8 Abs. 8 Satz 2 Heim­ge­setz ent­ge­gen­steht, die ein Heim­trä­ger ei­ner voll­sta­tio­nä­ren Ein­rich­tung in Heim­ver­trä­gen mit Be­woh­nern, die Leis­tun­gen aus der so­zia­len Pfle­ge­ver­si­che­rung ge­mäß §§ 41 bis 43 SGB XI be­zie­hen, ab­schlie­ßt.

2 Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­klag­ten han­delt es sich bei der auf­ge­wor­fe­nen Rechts­fra­ge nicht um aus­lau­fen­des Recht. Beim der­zei­ti­gen Er­kennt­nis­stand ist nicht ab­seh­bar, ob und wann mit dem In­kraft­tre­ten ei­nes die Rechts­fra­ge klä­ren­den Ge­set­zes zu rech­nen ist.

3 Die Fest­set­zung des Streit­werts be­ruht auf §§ 47, 52 GKG.

Rechts­be­helfs­be­leh­rung


Das Be­schwer­de­ver­fah­ren wird als Re­vi­si­ons­ver­fah­ren un­ter dem Ak­ten­zei­chen BVer­wG 8 C 24.09 fort­ge­setzt; der Ein­le­gung ei­ner Re­vi­si­on durch den Be­schwer­de­füh­rer be­darf es nicht.
Die Re­vi­si­on ist in­ner­halb ei­nes Mo­nats nach Zu­stel­lung die­ses Be­schlus­ses zu be­grün­den. Die Be­grün­dung ist bei dem Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt, Sim­son­platz 1, 04107 Leip­zig, schrift­lich oder in elek­tro­ni­scher Form (Ver­ord­nung vom 26. No­vem­ber 2004, BGBl I S. 3091) ein­zu­rei­chen.
Für die Be­tei­lig­ten be­steht Ver­tre­tungs­zwang; dies gilt auch für die Be­grün­dung der Re­vi­si­on. Die Be­tei­lig­ten müs­sen sich durch ei­nen Rechts­an­walt oder ei­nen Rechts­leh­rer an ei­ner deut­schen Hoch­schu­le im Sin­ne des Hoch­schul­rah­men­ge­set­zes mit Be­fä­hi­gung zum Rich­ter­amt als Be­voll­mäch­tig­ten ver­tre­ten las­sen. Be­hör­den und ju­ris­ti­sche Per­so­nen des öf­fent­li­chen Rechts ein­schlie­ß­lich der von ih­nen zur Er­fül­lung ih­rer öf­fent­li­chen Auf­ga­ben ge­bil­de­ten Zu­sam­men­schlüs­se kön­nen sich durch ei­ge­ne Be­schäf­tig­te mit Be­fä­hi­gung zum Rich­ter­amt ein­schlie­ß­lich Di­plom­ju­ris­ten im hö­he­ren Ver­wal­tungs­dienst oder durch Be­schäf­tig­te mit Be­fä­hi­gung zum Rich­ter­amt ein­schlie­ß­lich Di­plom­ju­ris­ten im hö­he­ren Ver­wal­tungs­dienst an­de­rer Be­hör­den oder ju­ris­ti­scher Per­so­nen des öf­fent­li­chen Rechts ein­schlie­ß­lich der von ih­nen zur Er­fül­lung ih­rer öf­fent­li­chen Auf­ga­ben ge­bil­de­ten Zu­sam­men­schlüs­se ver­tre­ten las­sen.

Ur­teil vom 02.06.2010 -
BVer­wG 8 C 24.09ECLI:DE:BVer­wG:2010:020610U8C24.09.0

Leit­satz:

In Heim­ver­trä­gen mit Leis­tungs­emp­fän­gern der so­zia­len Pfle­ge­ver­si­che­rung ist ei­ne Klau­sel, die ei­ne Fort­gel­tung des Heim­ver­tra­ges und ei­ne Pflicht zur Fort­zah­lung von Be­stand­tei­len des Hei­ment­gel­tes über den Ster­be­tag des Be­woh­ners hin­aus vor­sieht, un­zu­läs­sig und un­wirk­sam.

  • Rechts­quel­len
  • Zi­tier­vor­schlag

Ur­teil

BVer­wG 8 C 24.09

  • OVG Mag­de­burg - 02.07.2008 - AZ: 3 L 55/06 u.a. -
  • OVG des Lan­des Sach­sen-An­halt - 02.07.2008 - AZ: OVG 3 L 55/06

In der Ver­wal­tungs­streit­sa­che hat der 8. Se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 2. Ju­ni 2010
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Gö­del,
den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Krauß und
die Rich­te­rin­nen am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. von Heim­burg, Dr. Hau­ser und Dr. Held-Daab
für Recht er­kannt:

  1. Hin­sicht­lich der Klä­ge­rin zu 4 wird das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren ein­ge­stellt. Die Re­vi­sio­nen der Klä­ge­rin­nen zu 1 bis 3 und 5 bis 7 wer­den zu­rück­ge­wie­sen.
  2. Die Kos­ten des Re­vi­si­ons­ver­fah­rens tra­gen die Klä­ge­rin zu 1 zu 1/4 und die Klä­ge­rin­nen zu 2 bis 7 zu je 1/8.

Grün­de

I

1 Die Klä­ge­rin­nen be­trei­ben nach § 72 SGB XI zu­ge­las­se­ne voll­sta­tio­nä­re Pfle­ge­ein­rich­tun­gen im Land Sach­sen-An­halt. Sie wen­den sich ge­gen heim­recht­li­che An­ord­nun­gen des Be­klag­ten, in Heim­ver­trä­ge mit Leis­tungs­be­zie­hern der so­zia­len Pfle­ge­ver­si­che­rung ei­ne Klau­sel auf­zu­neh­men, nach der die Zah­lungs­pflicht des Be­woh­ners mit des­sen Ster­be­tag en­det und ei­ne Fort­gel­tung des Ver­tra­ges über die­sen Tag hin­aus nicht ver­ein­bart wer­den kann.

2 Im De­zem­ber 2003 wur­de dem Be­klag­ten für al­le Ein­rich­tun­gen von Trä­gern, die wie die Klä­ge­rin­nen zur Mar­seil­le-Kli­ni­ken AG in Sach­sen-An­halt ge­hör­ten, ein über­ar­bei­te­ter Mus­ter­heim­ver­trag vor­ge­legt. Sein § 13 Nr. 4 lau­te­te:
Bei Ab­le­ben des Be­woh­ners en­det der Ver­trag oh­ne Kün­di­gung nach Ab­lauf von zwei Wo­chen nach dem Ster­be­tag. In­ner­halb die­ser Frist hat der Heim­trä­ger ei­nen An­spruch auf Fort­zah­lung der Ent­gelt­be­stand­tei­le für Wohn­raum und In­ves­ti­ti­ons­kos­ten ... . Das Hei­ment­gelt er­mä­ßigt sich da­bei um den Wert der vom Trä­ger er­spar­ten Auf­wen­dun­gen.
So­fern der durch das Ab­le­ben des Be­woh­ners frei­ge­wor­de­ne Heim­platz schon vor Ab­lauf die­ser Frist be­legt wird, en­det die Fort­zah­lungs­ver­pflich­tung mit dem Ta­ge die­ser Neu­be­le­gung.

3 Der Be­klag­te wies mit Schrei­ben vom 6. Fe­bru­ar 2004 dar­auf hin, die Fort­gel­tungs­klau­sel sei rechts­wid­rig und stel­le ei­nen Man­gel dar, des­sen Be­sei­ti­gung nach § 17 Abs. 1 Heim­ge­setz (HeimG) ge­for­dert wer­den kön­ne. Die Klä­ge­rin­nen wand­ten je­weils mit Schrei­ben vom 1. März 2004 ein, § 8 Abs. 8 Satz 2 HeimG in der da­mals noch gel­ten­den Fas­sung vom 5. No­vem­ber 2001 (HeimG a.F.) las­se ei­ne Fort­gel­tungs­ver­ein­ba­rung für längs­tens zwei Wo­chen nach dem Ster­be­tag zu und ge­he als Spe­zi­al­vor­schrift der ab­wei­chen­den Re­ge­lung in § 87a Abs. 1 SGB XI vor.

4 Mit im We­sent­li­chen gleich­lau­ten­den Be­schei­den vom 22. Ok­to­ber 2004 ver­pflich­te­te der Be­klag­te die Klä­ge­rin­nen je­weils un­ter An­ord­nung der so­for­ti­gen Voll­zie­hung, in die Heim­ver­trä­ge mit Be­woh­nern der von ih­nen be­trie­be­nen Hei­me, die Ver­si­cher­te der so­zia­len Pfle­ge­ver­si­che­rung sei­en und Leis­tun­gen nach §§ 41 bis 43 SGB XI be­zö­gen, fol­gen­de Klau­sel auf­zu­neh­men:
Die Zah­lungs­pflicht der Heim­be­woh­ner oder ih­rer Kos­ten­trä­ger en­det mit dem Tag, an dem der Be­woh­ner ver­stirbt. Nicht an­zu­wen­den auf den o. g. Per­so­nen­kreis sind die Re­ge­lun­gen des § 8 Abs. 8 HeimG.

5 Zum Nach­weis der Än­de­rung setz­te der Be­klag­te je­weils ei­ne Frist bis zum 25. No­vem­ber 2004 und droh­te für den Fall nicht frist­ge­rech­ter Be­fol­gung ein Zwangs­geld in Hö­he von je 5 000 € an. Zur Be­grün­dung führ­te er aus, der ge­rüg­te Man­gel sei trotz Hin­wei­ses nicht ab­ge­stellt wor­den. Bei Heim­ver­trä­gen mit Leis­tungs­emp­fän­gern der Pfle­ge­ver­si­che­rung grei­fe § 8 Abs. 8 HeimG a.F. nicht ein. Die Vor­schrift wer­de viel­mehr in­so­weit durch die Ver­wei­sung des § 5 Abs. 5 HeimG a.F. auf § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI ver­drängt. Die An­ord­nung der Ver­trags­än­de­rung sei nach Ab­wä­gung der wech­sel­sei­ti­gen In­ter­es­sen ge­recht­fer­tigt und ver­hält­nis­mä­ßig.

6 Den Klä­ge­rin­nen zu 2 und 4 wur­de die Ver­fü­gung je mit Post­zu­stel­lungs­ur­kun­de am 23. Ok­to­ber 2004 zu­ge­stellt, den üb­ri­gen Klä­ge­rin­nen am 25. Ok­to­ber 2004, der Klä­ge­rin zu 1 al­ler­dings nur für die Ein­rich­tung in der ... Für ih­re Be­triebs­stät­te St. Eli­sa­beth er­ließ der Be­klag­te, nach­dem der ers­te Zu­stell­ver­such ge­schei­tert war, am 1. No­vem­ber 2004 ei­nen neu­en Be­scheid, der am 2. No­vem­ber 2004 zu­ge­stellt wur­de. An­trä­ge der Klä­ge­rin­nen auf vor­läu­fi­gen Rechts­schutz blie­ben oh­ne Er­folg.

7 Die Klä­ge­rin zu 1 hat ge­gen die sie be­tref­fen­den An­ord­nun­gen am 18. und 25. No­vem­ber 2004 Kla­ge er­ho­ben; die Klä­ge­rin­nen zu 2, 3 und 5 bis 7 ha­ben ih­re Kla­gen am 18. No­vem­ber 2004 ein­ge­reicht. Die Kla­ge der Klä­ge­rin zu 4 ist am 24. No­vem­ber 2004 bei dem Ver­wal­tungs­ge­richt ein­ge­gan­gen.

8 Im erst­in­stanz­li­chen Ver­fah­ren ha­ben die Klä­ge­rin­nen vor­ge­tra­gen, die An­ord­nun­gen sei­en nicht hin­rei­chend be­stimmt. Au­ßer­dem ha­be der Be­klag­te trotz der Kos­ten­re­le­vanz kein Ein­ver­neh­men mit den Kos­ten­trä­gern nach § 17 Abs. 2 und 3 HeimG her­ge­stellt. Die Ver­wei­sung in § 5 Abs. 5 HeimG a.F. be­zie­he sich al­lein auf die in § 5 Abs. 3 HeimG a.F. ge­nann­ten Leis­tun­gen. Ge­gen ei­ne zi­vil­recht­li­che Re­ge­lung der Heim­ver­trä­ge durch § 87a SGB XI be­stün­den auch kom­pe­tenz­recht­li­che Be­den­ken. Je­den­falls ge­he § 8 Abs. 8 Satz 2 HeimG a.F. die­ser Vor­schrift als heim­recht­li­che Spe­zi­al­re­ge­lung vor.

9 Mit par­al­le­len Ur­tei­len vom 22. Fe­bru­ar 2006 hat das Ver­wal­tungs­ge­richt Mag­de­burg die Kla­gen ab­ge­wie­sen. Mit der vom Ober­ver­wal­tungs­ge­richt zu­ge­las­se­nen Be­ru­fung ha­ben die Klä­ge­rin­nen je­weils gel­tend ge­macht, § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI müs­se ein­schrän­kend in­ter­pre­tiert wer­den, um Wer­tungs­wi­der­sprü­che zum Heim­ge­setz zu ver­mei­den. Durch Ein­fü­gen des § 8 Abs. 8 Satz 2 HeimG a.F. ha­be der Ge­setz­ge­ber sich von der zu­vor im Ge­setz­ent­wurf vor­ge­se­he­nen, § 87a Abs. 1 SGB XI ent­spre­chen­den Re­ge­lung ab­ge­kehrt.

10 Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat mit Ur­tei­len vom 2. Ju­li 2008 - 3 L 53 bis 60/06 - die Be­ru­fun­gen der Klä­ge­rin­nen zu­rück­ge­wie­sen. Die An­ord­nun­gen sei­en hin­rei­chend be­stimmt, da ih­re Aus­le­gung auch für den Adres­sa­ten zwei­fels­frei er­ge­be, dass neue wie be­reits be­stehen­de Ver­trä­ge von der Re­ge­lung er­fasst wür­den. Be­züg­lich der Un­an­wend­bar­keit des § 8 Abs. 8 HeimG a.F. ha­be der Be­klag­te im Ter­min zur münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Be­ru­fungs­ge­richt in zu­läs­si­ger Wei­se klar­ge­stellt, dass dies sich nur auf die Sät­ze 2 und 3 der Vor­schrift und auf Emp­fän­ger sta­tio­nä­rer Pfle­ge­leis­tun­gen nach §§ 41 bis 43 SGB XI be­zie­he. Nach § 17 Abs. 2 und 3 HeimG hän­ge die Recht­mä­ßig­keit der Be­schei­de nicht da­von ab, dass ein Ein­ver­neh­men mit den Kos­ten­trä­gern er­zielt wer­de.

11 Die An­ord­nun­gen sei­en auch er­for­der­lich, um die Ein­hal­tung der dem Trä­ger ge­gen­über den Be­woh­ne­rin­nen oder Be­woh­nern ob­lie­gen­den Pflich­ten zu si­chern. § 13 Nr. 4 des Mus­ter­heim­ver­tra­ges der Klä­ge­rin­nen sei nach § 17 Abs. 1 HeimG man­gel­haft, da die Fort­gel­tungs­klau­sel § 5 Abs. 3 und 5 HeimG a.F. i.V.m. § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI wi­der­spre­che. § 5 Abs. 5 HeimG a.F. ver­wei­se für Ver­trä­ge mit Per­so­nen, die Leis­tun­gen nach den §§ 41 bis 43 SGB XI in An­spruch näh­men, hin­sicht­lich der Art, des In­halts und des Um­fangs der in § 5 Abs. 3 HeimG a.F. ge­nann­ten Leis­tun­gen und Ent­gel­te u. a. auf § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI. Nach die­ser Vor­schrift en­de die Zah­lungs­pflicht der Heim­be­woh­ner oder ih­rer Kos­ten­trä­ger mit dem Tag der Ent­las­sung oder des Verster­bens des Be­woh­ners. Dies stim­me mit § 8 Abs. 8 Satz 1 HeimG a.F. über­ein. Da­nach en­de das Ver­trags­ver­hält­nis mit dem Verster­ben des Be­woh­ners. Die da­von ab­wei­chen­de Ver­trags­klau­sel kön­ne sich nicht auf § 8 Abs. 8 Satz 2 HeimG a.F. stüt­zen. Die­se Vor­schrift wer­de ge­mäß § 5 Abs. 5 HeimG a.F. für den Kreis der Leis­tungs­emp­fän­ger der Pfle­ge­ver­si­che­rung durch die Son­der­re­ge­lung des § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI ver­drängt. Da­mit ha­be der Ge­setz­ge­ber ei­ne Har­mo­ni­sie­rung des Heim­ge­set­zes mit dem Elf­ten Buch So­zi­al­ge­setz­buch her­bei­füh­ren wol­len. Die ge­trof­fe­ne Re­ge­lung sei nicht kom­pe­ten­z­wid­rig. Ein Vor­rang des § 8 Abs. 8 Satz 2 HeimG a.F. las­se sich auch aus sei­ner Ent­ste­hungs­ge­schich­te nicht ab­lei­ten. Der Ge­setz­ge­ber ha­be mit § 8 Abs. 8 Satz 1 HeimG a.F. den Grund­satz der Ver­trags­be­en­di­gung mit dem Ster­be­tag ein­ge­führt, weil er da­von aus­ge­gan­gen sei, dass et­wai­ge Leer­stän­de über die Aus­las­tungs­kal­ku­la­ti­on auf­ge­fan­gen wer­den könn­ten. Durch Ein­fü­gen des Sat­zes 2 der Vor­schrift ha­be er zwar schlie­ß­lich noch ei­ne Fort­gel­tungs­ver­ein­ba­rung für längs­tens zwei Wo­chen er­mög­licht, § 5 Abs. 5 HeimG a.F. und des­sen Ver­weis auch auf § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI aber un­ver­än­dert ge­las­sen. Der Wi­der­spruch zwi­schen bei­den Re­ge­lun­gen sei durch sys­te­ma­ti­sche Aus­le­gung da­hin auf­zu­lö­sen, dass für die Ver­trä­ge mit Leis­tungs­emp­fän­gern der Pfle­ge­ver­si­che­rung § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI und nicht § 8 Abs. 8 Satz 2 HeimG a.F. gel­te. Dies füh­re auch nicht zu Wer­tungs­wi­der­sprü­chen zum Miet­recht. Der Bun­des­ge­setz­ge­ber ha­be den Heim­ver­trag als ge­misch­ten Ver­trag aus­ge­stal­tet und dem Heim­be­woh­ner und des­sen Er­ben ein hö­he­res Schutz­ni­veau zu­bil­li­gen wol­len. Die da­bei in Kauf ge­nom­me­ne Ver­schie­bung der fi­nan­zi­el­len Ri­si­ken zu Las­ten der Heim­trä­ger sei ver­fas­sungs­recht­lich zu­läs­sig.

12 Der Se­nat hat mit Be­schlüs­sen vom 18. Mai 2009 - BVer­wG 8 B 5.09 - und vom 28. Mai 2009 - BVer­wG 8 B 6 bis 12.09 - die Re­vi­si­on ge­gen die­se Ur­tei­le zu­ge­las­sen.

13 Mit ih­rer je­weils frist­ge­recht vor­ge­leg­ten Re­vi­si­ons­be­grün­dung ma­chen die Klä­ge­rin­nen ins­be­son­de­re gel­tend, die an­ge­foch­te­nen An­ord­nun­gen grif­fen rechts­wid­rig in be­stehen­de Ver­trä­ge ein und ver­letz­ten in­so­weit den Jus­tiz­ge­wäh­rungs­an­spruch. § 17 Abs. 1 Satz 1 HeimG be­zie­he sich vor al­lem auf die Durch­set­zung von Haupt­leis­tungs­pflich­ten der Trä­ger. Un­be­rech­tig­te Ge­gen­leis­tungs­an­sprü­che sei­en im zi­vil­ge­richt­li­chen Ver­fah­ren ab­zu­weh­ren. Dar­über hin­aus sei­en die An­ord­nun­gen - auch be­züg­lich künf­tig ab­zu­schlie­ßen­der Heim­ver­trä­ge - rechts­wid­rig, da § 8 Abs. 8 Satz 2 HeimG a.F. ei­ne Fort­gel­tungs­klau­sel auch in Ver­trä­gen mit Leis­tungs­emp­fän­gern der Pfle­ge­ver­si­che­rung ge­stat­te. Die Ver­wei­sung des § 5 Abs. 5 HeimG a.F. auf § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI müs­se ein­schrän­kend aus­ge­legt wer­den. Sie be­zie­he sich al­lein auf die in § 5 Abs. 3 HeimG a.F. auf­ge­zähl­ten Leis­tun­gen und Ent­gel­te, ver­gleich­bar dem zu­vor gel­ten­den § 4e HeimG a.F. Der je­wei­li­ge An­wen­dungs­be­reich der heim- und pfle­ge­ver­si­che­rungs­recht­li­chen Vor­schrif­ten müs­se nach dem Re­ge­lungs­zweck ab­ge­grenzt wer­den. Da­nach re­ge­le § 8 Abs. 8 HeimG a.F. als heim­ver­trag­li­che Spe­zi­al­vor­schrift das zi­vil­recht­li­che Ver­hält­nis zwi­schen Heim­trä­ger und Be­woh­ner, wäh­rend das SGB XI das so­zi­al­ver­si­che­rungs­recht­li­che Ver­hält­nis zwi­schen Leis­tungs­trä­gern, Leis­tungs­emp­fän­gern und Leis­tungs­er­brin­gern nor­mie­re. § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI tref­fe da­her nur ei­ne Re­ge­lung für die Pfle­ge­kas­sen und be­stim­me, dass für die Dau­er der ver­trag­li­chen Bin­dung ein Ent­gelt zu zah­len sei. Die­se Aus­le­gung ste­he mit der Ab­we­sen­heits­re­ge­lung in § 75 Abs. 2 Nr. 5 SGB XI und der Recht­spre­chung zur Ent­gelt­zah­lungs­pflicht bei vor­zei­ti­gem Aus­zug des Be­woh­ners in Ein­klang. Ge­he man da­ge­gen von ei­ner al­lei­ni­gen Gel­tung des SGB XI aus, hät­ten Vor­schrif­ten wie § 7 Abs. 3 und 4 HeimG a.F. kei­nen ei­gen­stän­di­gen Re­ge­lungs­ge­halt. Au­ßer­dem wer­de da­durch die üb­li­che Um­rech­nung des Ta­ges­ent­gelts in Mo­nats­ent­gel­te in Fra­ge ge­stellt.

14 Die heim­recht­li­chen An­ord­nun­gen ver­stie­ßen schlie­ß­lich ge­gen § 17 Abs. 2 und 3 HeimG, da kein Ein­ver­neh­men mit den Kos­ten­trä­gern her­ge­stellt wor­den sei. Die Ver­pflich­tung, ein sol­ches Ein­ver­neh­men an­zu­stre­ben, müs­se als Soll­vor­schrift aus­ge­legt wer­den. Es sei un­ver­hält­nis­mä­ßig, wenn die Heim­auf­sicht zu ent­geltre­le­van­ten An­ord­nun­gen er­mäch­tigt wer­de, oh­ne sie zu ver­pflich­ten, ent­spre­chen­de Klar­heit mit den Kos­ten­trä­gern zu schaf­fen.

15 Mit Be­schlüs­sen vom 23. Sep­tem­ber 2009 hat der Se­nat die Re­vi­si­ons­ver­fah­ren - BVer­wG 8 C 24.10 bis 31.09 - zur ge­mein­sa­men Ver­hand­lung und Ent­schei­dung un­ter dem Ak­ten­zei­chen BVer­wG 8 C 24.09 ver­bun­den.

16 Die Klä­ge­rin zu 1 be­an­tragt,
die sie be­tref­fen­den Ur­tei­le des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts des Lan­des Sach­sen-An­halt vom 2. Ju­li 2008 und des Ver­wal­tungs­ge­richts Mag­de­burg vom 22. Fe­bru­ar 2006 so­wie die Be­schei­de des Be­klag­ten vom 22. Ok­to­ber 2004 und vom 1. No­vem­ber 2004 auf­zu­he­ben.

17 Die Klä­ge­rin­nen zu 2 bis 3 und 5 bis 7 be­an­tra­gen je­weils,
die Ur­tei­le des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts des Lan­des Sach­sen-An­halt vom 2. Ju­li 2008 und des Ver­wal­tungs­ge­richts Mag­de­burg vom 22. Fe­bru­ar 2006 so­wie den Be­scheid des Be­klag­ten vom 22. Ok­to­ber 2004 auf­zu­he­ben.

18 Die Klä­ge­rin zu 4 hat ih­re Re­vi­si­on mit Zu­stim­mung des Be­klag­ten zu­rück­ge­nom­men.

19 Be­züg­lich der ver­blie­be­nen Klä­ge­rin­nen be­an­tragt der Be­klag­te,
die Re­vi­sio­nen zu­rück­zu­wei­sen.

20 Er ver­tei­digt das an­ge­grif­fe­ne Ur­teil und meint, die Be­fug­nis der Heim­auf­sicht, die Ein­hal­tung ge­setz­li­cher Min­dest­stan­dards zu prü­fen, er­stre­cke sich auch auf be­stehen­de Ver­trä­ge. Der Jus­tiz­ge­wäh­rungs­an­spruch der Klä­ge­rin­nen sei nicht ver­letzt, da ih­nen der Ver­wal­tungs­rechts­weg of­fen ste­he. Die Kos­ten­trä­ger hät­ten den An­ord­nun­gen in­zwi­schen zu­ge­stimmt. Ih­rem ur­sprüng­li­chen Ein­wand ge­gen die For­mu­lie­rung zur Un­an­wend­bar­keit des „§ 8 Abs. 8 HeimG“ sei be­reits mit der Klar­stel­lung im Be­ru­fungs­ver­fah­ren Rech­nung ge­tra­gen wor­den. Im Üb­ri­gen ste­he den Kos­ten­trä­gern ein ei­ge­ner Rechts­be­helf ge­gen Kos­ten er­hö­hen­de An­ord­nun­gen zu.

21 Ei­ne ein­schrän­ken­de Aus­le­gung der Ver­wei­sung in § 5 Abs. 5 HeimG a.F. oder des § 87a Abs. 1 SGB XI kom­me nicht in Be­tracht. Der Kos­ten­be­griff die­ser Vor­schrif­ten sei je­weils mit dem des § 8 Abs. 8 Satz 2 HeimG a.F. iden­tisch. § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI tref­fe für Heim­be­woh­ner, die Leis­tungs­emp­fän­ger der Pfle­ge­ver­si­che­rung sei­en, ei­ne vor­ran­gi­ge Re­ge­lung. Er ha­be un­mit­tel­bar die heim­ver­trag­li­che Zah­lungs­pflicht des Be­woh­ners zum Ge­gen­stand, oh­ne ei­ner Um­set­zung zu be­dür­fen. Auch die Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en be­leg­ten, dass der Ge­setz­ge­ber den An­wen­dungs­be­reich des § 8 Abs. 8 Satz 2 HeimG durch § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI ha­be be­gren­zen wol­len. Ei­nem Än­de­rungs­an­trag des Bun­des­ra­tes sei die Bun­des­re­gie­rung mit dem Ein­wand ent­ge­gen ge­tre­ten, ei­ne Be­schrän­kung des § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI auf den Kreis der Kos­ten­trä­ger er­mög­li­che ei­ne Dop­pel­fi­nan­zie­rung zu Las­ten der Ver­brau­cher, da die Leer­stän­de seit dem 1. Ja­nu­ar 2002 bei den Ver­gü­tungs­ver­hand­lun­gen be­reits kal­ku­la­to­risch zu be­rück­sich­ti­gen sei­en. Aus die­sem Grund ha­be der Ge­setz­ge­ber auch in § 15 WBVG die zu­vor in § 5 Abs. 5 HeimG a.F. ge­re­gel­te Ver­wei­sung auf die pfle­ge­ver­si­che­rungs­recht­li­chen Vor­schrif­ten über­nom­men. Die heim­recht­li­che Fort­zah­lungs­re­ge­lung wer­de da­durch nicht ge­gen­stands­los. Sie blei­be zu­min­dest auf Ver­trä­ge mit Selbst­zah­lern an­wend­bar.

II

22 Nach­dem die Klä­ge­rin zu 4 ih­re Re­vi­si­on im Ter­min zur münd­li­chen Ver­hand­lung vom 2. Ju­ni 2010 mit Zu­stim­mung des Be­klag­ten ge­mäß § 140 Abs. 1 Vw­GO zu­rück­ge­nom­men hat, ist das Ver­fah­ren in­so­weit ein­zu­stel­len (§ 141 Satz 1, § 125 Abs. 1, § 92 Abs. 3 Vw­GO).

23 Die zu­läs­si­gen Re­vi­sio­nen der Klä­ge­rin­nen zu 1 bis 3 und 5 bis 7 sind nicht be­grün­det. Die Zu­rück­wei­sung der Be­ru­fung die­ser Klä­ge­rin­nen durch die an­ge­grif­fe­nen Ur­tei­le des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts ver­letzt kein re­vi­si­bles Recht im Sin­ne des § 137 Abs. 1 Vw­GO. Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat ih­re Kla­gen zu Recht als zu­läs­sig, aber un­be­grün­det be­ur­teilt.

24 Die Statt­haf­tig­keit der An­fech­tungs­kla­gen nach § 42 Abs. 1 Vw­GO ist nicht da­durch ent­fal­len, dass die ma­te­ri­el­le Recht­mä­ßig­keit der an­ge­grif­fe­nen An­ord­nun­gen sich be­züg­lich der Heim­ver­trä­ge, die vor dem 1. Ok­to­ber 2009 ge­schlos­sen wor­den sind, nach der Über­gangs­vor­schrift des § 17 des Ge­set­zes zur Re­ge­lung von Ver­trä­gen über Wohn­raum mit Pfle­ge- oder Be­treu­ungs­leis­tun­gen (Wohn- und Be­treu­ungs­ver­trags­ge­setz - WBVG) vom 29. Ju­li 2009 (BGBl I S. 2319) seit dem 1. Mai 2010 nicht mehr nach §§ 5 und 8 HeimG a.F. rich­tet, son­dern nach § 4 Abs. 3, § 15 Abs. 1 WBVG. Die Än­de­rung der heim­ver­trags­recht­li­chen Vor­schrif­ten hat nicht zur Er­le­di­gung der An­ord­nun­gen ge­führt. Sie stel­len Ver­wal­tungs­ak­te mit Dau­er­wir­kung dar, die nicht nur ei­ne Pflicht zur An­pas­sung des bei ih­rem Er­lass ver­wen­de­ten Mus­ter­ver­tra­ges und der da­ma­li­gen Ver­trags­ver­hält­nis­se re­geln, son­dern auch ei­ne in die Zu­kunft wir­ken­de Ver­pflich­tung, künf­tig ab­zu­schlie­ßen­de Heim­ver­trä­ge ent­spre­chend den Vor­ga­ben des Be­klag­ten zu ge­stal­ten. Die Wirk­sam­keit und Voll­zieh­bar­keit die­ser Re­ge­lung ist we­der mit der Auf­he­bung der §§ 5 bis 9 HeimG a.F. noch mit dem Ab­lauf der Über­gangs­frist des § 17 Abs. 1 Satz 1 WBVG zum 30. April 2010 ent­fal­len. Auch das Rechts­schutz­be­dürf­nis für ih­re An­fech­tung be­steht fort.

25 Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat aber oh­ne re­vi­si­blen Rechts­ver­stoß an­ge­nom­men, dass die Kla­gen un­be­grün­det sind. Die an­ge­foch­te­nen Be­schei­de fin­den ih­re Rechts­grund­la­ge in § 17 Abs. 1 HeimG, der im Zu­stän­dig­keits­be­reich der Be­klag­ten ge­mäß Art. 125a Abs. 1 GG bis zum Er­lass ei­ner lan­des­recht­li­chen Re­ge­lung des Heim­rechts in Sach­sen-An­halt fort­gilt, und ver­let­zen die Klä­ge­rin­nen zu 1 bis 3 und 5 bis 7 nicht in ei­ge­nen Rech­ten.

26 Zu­tref­fend hat das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt die hin­rei­chen­de Be­stimmt­heit der An­ord­nun­gen be­jaht. Die Adres­sa­ten konn­ten je­weils durch Aus­le­gung des Te­nors un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Be­grün­dung des Be­schei­des ein­deu­tig er­mit­teln, dass die Ver­pflich­tung zur Auf­nah­me der Ver­trags­be­en­di­gungs­klau­sel sich we­gen der Be­zug­nah­me auf die Rech­te der der­zei­ti­gen Be­woh­ner nicht nur auf künf­ti­ge Heim­ver­trä­ge, son­dern auch auf die be­reits be­stehen­den er­streck­te. Zu Recht hat das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt auch die Prä­zi­sie­rung, dass nur die Fort­gel­tungs­re­ge­lung des § 8 Abs. 8 Satz 2 und 3 HeimG a.F. für un­an­wend­bar er­klärt wer­den und die Be­fug­nis zu Ver­ein­ba­run­gen über die Nach­lass­ver­wah­rung un­be­rührt blei­ben soll­te, noch im Be­ru­fungs­ver­fah­ren zu­ge­las­sen (vgl. Ur­teil vom 20. April 2005 - BVer­wG 4 C 18.03 -, BVer­w­GE 123, 261 <283> = Buch­holz 442.40 § 6 LuftVG Nr. 33).

27 Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt muss­te die An­fech­tungs­kla­gen auch nicht für be­grün­det hal­ten, weil Be­tei­li­gungs­rech­te der Kos­ten­trä­ger nach § 17 Abs. 2 und 3 HeimG ver­letzt wor­den wä­ren. Die­se Vor­schrif­ten ver­lan­gen nur das Be­mü­hen um ein Ein­ver­neh­men bei heim­recht­li­chen An­ord­nun­gen, die zu Kos­ten­stei­ge­run­gen füh­ren kön­nen. Die Recht­mä­ßig­keit sol­cher An­ord­nun­gen hängt aber nicht da­von ab, dass das Ein­ver­neh­men er­zielt wird (Brün­ner, in: Heim­ge­setz, Lehr- und Pra­xis­kom­men­tar - LPK HeimG - 2. Aufl. 2006, § 17 Rn. 14 und 16; vgl. Dah­lem/Gie­se/Igl/Klie, Heim­ge­setz, Stand: De­zem­ber 2004, § 17, Rn. 16, 19 ff.). Die ge­gen­tei­li­ge Auf­fas­sung der Re­vi­si­on wird we­der dem Wort­laut der Be­stim­mun­gen noch ih­rem Sinn und Zweck ge­recht, ei­nen Aus­gleich zwi­schen Qua­li­täts­si­che­rung und Kos­ten­dämp­fung zu er­rei­chen, oh­ne die Si­che­rung der ge­setz­li­chen Stan­dards zu ge­fähr­den (Brün­ner, a.a.O. Rn. 17; Dah­lem/Gie­se/Igl/Klie, a.a.O. Rn. 16).

28 Ob der Um­stand, dass der Be­klag­te sich erst nach Er­lass der Be­schei­de um das Ein­ver­neh­men be­müh­te, zur for­mel­len Rechts­wid­rig­keit der Be­schei­de führt, muss nicht ge­klärt wer­den. Of­fen blei­ben kann auch, ob ein mög­li­cher Ver­fah­rens­man­gel durch das Nach­ho­len der Be­tei­li­gung bis zum Ab­schluss der Be­ru­fungs­in­stanz ent­spre­chend § 45 Abs. 1 Nr. 3, Abs. 2 VwVfG LSA a.F. (jetzt: § 1 Abs. 1 VwVfG LSA i.V.m. § 45 Abs. 1 Nr. 3, Abs. 2 VwVfG) ge­heilt wur­de. Selbst bei for­mel­ler Rechts­wid­rig­keit und feh­len­der Hei­lung des Ver­fah­rens­man­gels wä­ren die Klä­ge­rin­nen zu 1 bis 3 und 5 bis 7 da­durch je­den­falls nicht, wie von § 113 Abs. 1 Satz 1 Vw­GO ge­for­dert, in ei­ge­nen Rech­ten ver­letzt. Die Be­tei­li­gungs­rech­te der Kos­ten­trä­ger nach § 17 Abs. 2 und 3 HeimG die­nen nicht dem Schutz der Heim­trä­ger, son­dern dem Schutz der Kos­ten­trä­ger vor zu­sätz­li­chen fi­nan­zi­el­len Be­las­tun­gen. Das ver­deut­licht § 17 Abs. 3 Satz 2 HeimG, der den Kos­ten­trä­gern je­weils ein ei­ge­nes Kla­ge­recht ge­gen mög­li­cher­wei­se Kos­ten er­hö­hen­de An­ord­nun­gen im Sin­ne des § 17 Abs. 2 Satz 2, Abs. 3 Satz 1 HeimG ein­räumt.

29 Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on liegt dar­in kein un­ver­hält­nis­mä­ßi­ger Ein­griff in Rech­te der Heim­trä­ger. Der Ge­setz­ge­ber war ins­be­son­de­re nicht ver­pflich­tet, die Durch­set­zung ge­setz­li­cher Stan­dards da­von ab­hän­gig zu ma­chen, dass ein Ein­ver­neh­men mit den Kos­ten­trä­gern er­zielt wird und da­mit ei­ne un­strei­ti­ge Be­rück­sich­ti­gung des mög­li­chen Mehr­auf­wan­des bei künf­ti­gen Ent­gelt­ver­ein­ba­run­gen zwi­schen Kos­ten- und Heim­trä­gern ge­währ­leis­tet ist. Die Ver­pflich­tung, Pfle­ge­sät­ze leis­tungs­ge­recht und so zu be­mes­sen, dass der Ver­sor­gungs­auf­trag er­füllt wer­den kann, er­gibt sich be­reits aus § 84 Abs. 2 Satz 1 und 4 SGB XI. Die­se Re­ge­lung trägt dem In­ter­es­se der Heim­trä­ger, not­wen­di­ge Auf­wen­dun­gen be­rück­sich­tigt zu wis­sen, aus­rei­chend Rech­nung.

30 Zu Recht hat das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt auch die ma­te­ri­el­le Recht­mä­ßig­keit der an­ge­grif­fe­nen An­ord­nun­gen be­jaht.

31 Nach § 17 Abs. 1 Satz 1 Alt. 2 HeimG kann die Heim­auf­sichts­be­hör­de, wenn fest­ge­stell­te Män­gel nicht ab­ge­stellt wer­den, ge­gen­über dem Heim­trä­ger An­ord­nun­gen er­las­sen, die er­for­der­lich sind, die Ein­hal­tung der den Trä­gern ge­gen­über den Be­woh­ne­rin­nen und Be­woh­nern ob­lie­gen­den Pflich­ten zu si­chern. Da­zu ge­hört die Ver­pflich­tung zur ge­set­zes­kon­for­men Ge­stal­tung der Heim­ver­trä­ge. Aus § 26 Abs. 2 HeimG er­gibt sich die Pflicht, die zum 1. Ja­nu­ar 2002 be­stehen­den und seit­her ab­ge­schlos­se­nen Ver­trä­ge an die zum sel­ben Tag in Kraft ge­tre­te­nen Neu­re­ge­lun­gen, dar­un­ter auch § 5 Abs. 3 und 5, § 8 Abs. 8 HeimG a.F. i.V.m. § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI an­zu­pas­sen. Für den Zeit­raum ab dem 1. Ok­to­ber 2009 oder - für Alt­ver­trä­ge - ab dem 1. Mai 2010 sind die heim­ver­trags­recht­li­chen Re­ge­lun­gen des § 4 Abs. 3, § 15 Abs. 1 WBVG ma­ß­geb­lich (vgl. § 17 Abs. 1 WBVG).

32 Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on be­schränkt sich die Er­mäch­ti­gung zur Durch­set­zung der Pflich­ten der Heim­trä­ger nach § 17 Abs. 1 Satz 1 Alt. 2 HeimG nicht auf die Durch­set­zung von Haupt­leis­tungs­pflich­ten ge­gen­über den Be­woh­nern. Ei­ne solch ein­schrän­ken­de Aus­le­gung der Norm lässt sich nicht da­mit recht­fer­ti­gen, dass die Be­woh­ner sich ge­ge­be­nen­falls zi­vil­recht­lich ge­gen ei­ne In­an­spruch­nah­me aus rechts­wid­ri­gen Ver­trags­klau­seln ver­tei­di­gen könn­ten. Wie sich aus den Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en er­gibt, un­ter­wirft § 17 Abs. 1 Satz 1 Alt. 2 HeimG sämt­li­che ge­setz­li­chen und ver­trag­li­chen Pflich­ten des Heim­trä­gers nach dem HeimG der auf­sichts­recht­li­chen Über­wa­chung. Sinn und Zweck die­ser Re­ge­lung ist es, die Po­si­ti­on der Heim­be­woh­ner an­ge­sichts ih­rer wirt­schaft­li­chen Un­ter­le­gen­heit und ih­rer struk­tu­rel­len Ab­hän­gig­keit vom Heim­trä­ger zu stär­ken (vgl. die Be­schluss­emp­feh­lung des Aus­schus­ses für Fa­mi­lie, Se­nio­ren, Frau­en und Ju­gend vom 21. Ju­ni 2001, BT­Drucks 14/6366 S. 33 zu § 17 Abs. 1 HeimG). Die Durch­set­zung der heim­recht­li­chen Pflich­ten soll da­her nicht der Rechts­ver­fol­gung oder -ver­tei­di­gung durch die Be­woh­ner über­las­sen wer­den, die häu­fig un­ter al­ters­be­ding­ten Ein­schrän­kun­gen lei­den oder von Be­hin­de­run­gen be­trof­fen sind.

33 Zu Recht be­zeich­nen die an­ge­grif­fe­nen Ur­tei­le die Ver­wen­dung der Fort­gel­tungs­klau­sel nach § 13 Nr. 4 des Mus­ter­ver­trags der Klä­ge­rin­nen in Heim­ver­trä­gen mit Leis­tungs­emp­fän­gern der Pfle­ge­ver­si­che­rung als Man­gel im Sin­ne des § 17 Abs. 1 Satz 1 HeimG. Für die ma­te­ri­ell-recht­li­che Be­ur­tei­lung ist in­ner­halb des von der Dau­er­wir­kung der An­ord­nung er­fass­ten Zeit­raums zu dif­fe­ren­zie­ren. Ma­ß­geb­lich ist die je­weils ak­tu­el­le Rechts­la­ge, da die in der An­ord­nung ent­hal­te­ne Ver­pflich­tung zur Ge­stal­tung künf­ti­ger Heim­ver­trä­ge sich mit je­dem Ver­trags­schluss neu ak­tua­li­siert. In Ver­trä­gen mit Leis­tungs­emp­fän­gern der Pfle­ge­ver­si­che­rung, die vor dem 1. Ok­to­ber 2009 ge­schlos­sen wur­den, wa­ren die Fort­gel­tungs­ver­ein­ba­run­gen bei Er­lass der an­ge­foch­te­nen Be­schei­de und dar­über hin­aus bis zum 30. April 2010 nach § 5 Abs. 5 HeimG a.F. i.V.m. § 87a Abs. 1 Satz 2 Alt. 2 SGB XI un­zu­läs­sig. Seit­her sind sie es nach § 15 Abs. 1 WBVG i.V.m. § 87a Abs. 1 Satz 2 Alt. 2 SGB XI, die auch ei­ne Ver­wen­dung der Fort­gel­tungs­klau­sel in den seit dem 1. Ok­to­ber 2009 ge­schlos­se­nen Ver­trä­gen mit Leis­tungs­emp­fän­gern der Pfle­ge­ver­si­che­rung ver­bie­ten.

34 Nach § 5 Abs. 5 Satz 1 HeimG a.F., der mit Ab­lauf des 30. Sep­tem­ber 2009 au­ßer Kraft trat, auf die bis da­hin ab­ge­schlos­se­nen Heim­ver­trä­ge aber nach der Über­gangs­re­ge­lung des § 17 Abs. 1 WBVG noch bis zum 30. April 2010 an­zu­wen­den war, muss­ten in Ver­trä­gen mit Per­so­nen, die teil- oder voll­sta­tio­nä­re Pfle­ge­leis­tun­gen nach §§ 41 bis 43 SGB XI in An­spruch nah­men (Leis­tungs­emp­fän­gern der Pfle­ge­ver­si­che­rung) Art, In­halt und Um­fang der in § 5 Abs. 3 HeimG a.F. ge­nann­ten Leis­tun­gen und die je­wei­li­gen Ent­gel­te den im 7. und 8. Ka­pi­tel des SGB XI so­wie den auf die­ser Grund­la­ge ge­trof­fe­nen Re­ge­lun­gen (Re­ge­lun­gen der Pfle­ge­ver­si­che­rung) ent­spre­chen. Au­ßer­dem muss­ten in sol­chen Ver­trä­gen die ge­son­dert be­re­chen­ba­ren In­ves­ti­ti­ons­kos­ten nach § 82 Abs. 3 und 4 SGB XI ge­son­dert aus­ge­wie­sen wer­den.

35 Die Ver­wei­sung des § 5 Abs. 5 Satz 1 HeimG a.F. auf die Vor­schrif­ten des 8. Ka­pi­tels des SGB XI über die Ver­gü­tung der Pfle­ge­leis­tun­gen schlie­ßt die zu die­sen Vor­schrif­ten zäh­len­de Re­ge­lung des § 87a Abs. 1 Satz 2 Alt. 2 SGB XI mit ein. Da­nach en­det die Zah­lungs­pflicht des Heim­be­woh­ners oder des Kos­ten­trä­gers mit dem Ster­be­tag des Be­woh­ners. Da­von ab­wei­chen­de Ver­ein­ba­run­gen zwi­schen dem Pfle­ge­heim und dem Heim­be­woh­ner oder des­sen Kos­ten­trä­ger sind nach Satz 4 der Vor­schrift nich­tig.

36 Die An­knüp­fung des § 5 Abs. 5 HeimG a.F. an Ab­satz 3 der Vor­schrift ge­bie­tet ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on kei­ne ein­schrän­ken­de, zur Un­an­wend­bar­keit des § 87a Abs. 1 Satz 2 und 4 SGB XI füh­ren­de Aus­le­gung der Ver­wei­sung. Aus der Be­zug­nah­me auf die in § 5 Abs. 3 Satz 3 HeimG a.F. ge­nann­ten Leis­tun­gen folgt nicht, dass die Ver­pflich­tung zur Be­ach­tung der Re­ge­lun­gen der Pfle­ge­ver­si­che­rung sich auf Art, In­halt und Um­fang der in § 5 Abs. 3 Satz 3 HeimG a.F. nur bei­spiel­haft auf­ge­zähl­ten Un­ter­kunfts-, Ver­pfle­gungs- und Be­treu­ungs­leis­tun­gen und die je­weils dar­auf ent­fal­len­den Ent­gel­te be­schränk­te. Die­se Auf­zäh­lung ist nicht ab­schlie­ßend zu ver­ste­hen, wie sich aus ih­rer Ein­lei­tung mit dem Wort „ins­be­son­de­re“ er­gibt. Sie dient viel­mehr da­zu, den zu­vor und in § 5 Abs. 3 Satz 1 HeimG a.F. ver­wen­de­ten Be­griff der „Leis­tun­gen des Trä­gers“ zu ver­an­schau­li­chen, oh­ne die in § 5 Abs. 3 HeimG a.F. ge­re­gel­te Pflicht zur um­fas­sen­den ver­trag­li­chen Re­ge­lung sämt­li­cher Leis­tun­gen des Trä­gers und des da­für ins­ge­samt zu ent­rich­ten­den Hei­ment­gelts auf be­stimm­te Leis­tungs­ar­ten und die ent­spre­chen­den Ent­gelt­be­stand­tei­le ein­zu­schrän­ken. So wie § 5 Abs. 3 HeimG a.F. zur voll­stän­di­gen und trans­pa­ren­ten Be­schrei­bung sämt­li­cher heim­ver­trag­li­cher Leis­tun­gen und Leis­tungs­ent­gel­te ver­pflich­tet, for­dert § 5 Abs. 5 Satz 1 HeimG a.F. für sämt­li­che Heim­leis­tun­gen und das ge­sam­te Hei­ment­gelt ei­ne Über­ein­stim­mung der heim­ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen mit den pfle­ge­ver­si­che­rungs­recht­li­chen Re­ge­lun­gen. Da­nach er­fasst die Pflicht, Heim­ver­trä­ge mit Pfle­ge­leis­tungs­emp­fän­gern an die Re­ge­lun­gen der Pfle­ge­ver­si­che­rung an­zu­pas­sen, al­le Be­stand­tei­le des heim­ver­trag­li­chen Aus­tausch­ver­hält­nis­ses und lässt des­sen Ver­schie­bung durch Fort­gel­tungs- oder Fort­zah­lungs­ab­re­den ent­ge­gen § 87a Abs. 1 Satz 2 und 4 SGB XI nicht zu. Viel­mehr muss der Um­fang der ins­ge­samt zu er­brin­gen­den Leis­tun­gen und Ge­gen­leis­tun­gen nicht nur in in­halt­li­cher, son­dern auch in zeit­li­cher Hin­sicht an die pfle­ge­ver­si­che­rungs­recht­li­chen Re­ge­lun­gen an­ge­passt wer­den.

37 Wie das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt zu Recht her­vor­hebt, spricht auch der Sinn und Zweck des § 5 Abs. 3 und 5 HeimG a.F. für die­se wei­te, § 87a Abs. 1 Satz 2 Alt. 2 SGB XI ein­be­zie­hen­de Aus­le­gung der Ver­wei­sung. Die­se dient der Har­mo­ni­sie­rung des Heim­rechts und des Pfle­ge­ver­si­che­rungs­rechts und soll si­cher­stel­len, dass die Aus­ge­stal­tung der Heim­ver­trä­ge mit Leis­tungs­emp­fän­gern der Pfle­ge­ver­si­che­rung den pfle­ge­ver­si­che­rungs­recht­li­chen Vor­schrif­ten und Ver­ein­ba­run­gen ent­spricht. Da­mit ver­folg­te der Ge­setz­ge­ber das Ziel, die bis­he­ri­gen Re­ge­lungs­kon­kur­ren­zen zu Guns­ten ei­ner „Ver­zah­nung“ der heim­ver­trag­li­chen und pfle­ge­ver­si­che­rungs­recht­li­chen Vor­ga­ben auf­zu­lö­sen (Be­grün­dung des Re­gie­rungs­ent­wurfs zum Drit­ten Ge­setz zur Än­de­rung des Heim­ge­set­zes, BT­Drucks 14/5399 S. 22 zu § 5 Abs. 5; Kuntz/Butz/Wie­de­mann, Heim­ge­setz, 10. Aufl. 2004, § 5 Rn. 23 ff.; vgl. auch die wei­te­ren Ver­wei­sun­gen auf die Re­ge­lun­gen der Pfle­ge­ver­si­che­rung et­wa in § 5 Abs. 8 Satz 2 und § 7 Abs. 4 Satz 1 HeimG a.F.).

38 Selbst wenn die Ver­wei­sung des § 5 Abs. 5 Satz 1 HeimG a.F., der Re­vi­si­on fol­gend, eng aus­zu­le­gen wä­re und sich dar­auf be­schränk­te, ei­ne Be­rück­sich­ti­gung der Pfle­ge­satz­ver­ein­ba­run­gen zu Un­ter­kunfts-, Ver­pfle­gungs- und Be­treu­ungs­leis­tun­gen und den ent­spre­chen­den Ent­gel­ten zu for­dern, hät­te dies nicht die Un­an­wend­bar­keit des § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI und die Zu­läs­sig­keit der be­an­stan­de­ten Mus­ter­ver­trags­klau­sel zur Fol­ge. Die Fort­gel­tungs­ver­ein­ba­rung ver­stie­ße je­den­falls ge­gen die Ver­pflich­tung, die Heim­ver­trä­ge ge­mäß § 26 Abs. 2 HeimG an den Grund­satz der Ver­trags­be­en­di­gung mit Verster­ben des Be­woh­ners ge­mäß § 8 Abs. 8 Satz 1 HeimG a.F. an­zu­pas­sen. Die­se Vor­schrift wur­de sei­ner­zeit zur Har­mo­ni­sie­rung der heim­ver­trag­li­chen Re­ge­lun­gen mit § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI er­las­sen (vgl. Be­grün­dung des Re­gie­rungs­ent­wurfs zu § 87a SGB XI, BT­Drucks 14/5395 S. 35; Kuntz/Butz/Wie­de­mann, a.a.O. § 8 Rn. 23) und soll­te die zu­vor nach § 4b Abs. 8 HeimG a.F. mög­li­che Dop­pel­fi­nan­zie­rung von Leer­stän­den be­en­den. Aus­weis­lich der Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en wur­den sie in der Pra­xis be­reits - zu­läs­sig - bei der Ent­gelt­be­mes­sung im Rah­men der Aus­las­tungs­kal­ku­la­ti­on be­rück­sich­tigt. Die zu­sätz­li­che Be­las­tung der Heim­be­woh­ner und ih­rer Er­ben durch Fort­gel­tungs­ver­ein­ba­run­gen hielt der Ge­setz­ge­ber da­her für nicht mehr ge­recht­fer­tigt (BT­Drucks 14/5399 S. 24). Die auf­grund von Aus­schuss­be­ra­tun­gen zum Heim­ge­setz ein­ge­füg­te Aus­nah­me­re­ge­lung in § 8 Abs. 8 Satz 2 HeimG a.F. durch­bricht zwar den Grund­satz der Ver­trags­be­en­di­gung mit dem Ster­be­tag. Sie ist aber auf Ver­trä­ge mit Leis­tungs­emp­fän­gern der so­zia­len Pfle­ge­ver­si­che­rung nicht an­zu­wen­den, da der gleich­zei­tig er­las­se­ne § 87a Abs. 1 Satz 2 Alt. 2 SGB XI in­so­weit ei­ne ab­schlie­ßen­de spe­zi­el­le Re­ge­lung trifft und auf­grund sei­nes sys­te­ma­ti­schen Vor­rangs auch oh­ne heim­recht­li­che Ver­wei­sung an­ge­wen­det wer­den muss.

39 § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI knüpft an die Re­ge­lung zur Be­rech­nung des Ge­samt­hei­ment­gelts nach Satz 1 der Vor­schrift an und be­stimmt, dass die Zah­lungs­pflicht der Heim­be­woh­ner oder ih­rer Kos­ten­trä­ger mit dem Tag en­det, an dem der Heim­be­woh­ner ent­las­sen wird oder ver­stirbt. Ab­wei­chen­de Ver­ein­ba­run­gen zwi­schen dem Pfle­ge­heim und dem Heim­be­woh­ner oder dem Kos­ten­trä­ger sind nach Satz 4 der Re­ge­lung nich­tig. Dies lässt ei­ne Ver­wen­dung der in § 13 Nr. 4 des Mus­ter­ver­tra­ges der Klä­ge­rin­nen vor­ge­se­he­nen Fort­gel­tungs­klau­sel in Heim­ver­trä­gen mit Leis­tungs­emp­fän­gern der so­zia­len Pfle­ge­ver­si­che­rung nicht zu.

40 § 87a Abs. 1 Satz 2 und 4 SGB XI gel­ten für al­le Leis­tungs­emp­fän­ger der so­zia­len Pfle­ge­ver­si­che­rung im Sin­ne der §§ 41 bis 43 SGB XI. Das er­gibt sich aus dem Zu­sam­men­hang mit § 87a Abs. 1 Satz 1 SGB XI, der von pfle­ge­be­dürf­ti­gen Pfle­ge­heim­be­woh­nern spricht, und aus der sys­te­ma­ti­schen Stel­lung der Vor­schrift im 8. Ka­pi­tel des SGB XI, das die Ver­gü­tung sta­tio­nä­rer Pfle­ge­leis­tun­gen der so­zia­len Pfle­ge­ver­si­che­rung zum Ge­gen­stand hat. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on be­schränkt § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI sich auch nicht auf ei­ne Re­ge­lung des pfle­ge­ver­si­che­rungs­recht­li­chen Rechts­ver­hält­nis­ses der Kos­ten­trä­ger zu den Heim­trä­gern und Be­woh­nern. Da die Vor­schrift nach ih­rem ein­deu­ti­gen Wort­laut nicht al­lein die Be­en­di­gung der Zah­lungs­pflicht der Kos­ten­trä­ger re­gelt, son­dern eben­so die der Zah­lungs­pflicht der Heim­be­woh­ner selbst, ist sie als heim­ver­trag­li­che Son­der­re­ge­lung zu­guns­ten von Heim­be­woh­nern zu ver­ste­hen, die gleich­zei­tig Leis­tungs­emp­fän­ger der Pfle­ge­ver­si­che­rung sind. Nur die­se Aus­le­gung wird auch dem An­lie­gen des Ge­setz­ge­bers ge­recht, ei­ne Har­mo­ni­sie­rung der heim­ver­trag­li­chen und pfle­ge­ver­si­che­rungs­recht­li­chen Re­ge­lun­gen her­bei­zu­füh­ren und ei­ne Dop­pel­fi­nan­zie­rung von Leer­stän­den aus­zu­schlie­ßen (BT­Drucks 14/5395 S. 35; BT­Drucks 14/5399 S. 24).

41 Die da­ge­gen von den Klä­ge­rin­nen er­ho­be­nen kom­pe­tenz­recht­li­chen Be­den­ken sind nicht be­grün­det. Die kon­kur­rie­ren­de Ge­setz­ge­bungs­kom­pe­tenz des Bun­des für das Zi­vil­recht des Art. 74 Abs. 1 Nr. 1 GG deckt die ge­setz­li­che Aus­ge­stal­tung des Heim­ver­trags als ei­nes ge­misch­ten zi­vil­recht­li­chen Ver­trags (vgl. Dah­lem/Gie­se/Igl/Klie, a.a.O. § 5 Rn. 4) un­ab­hän­gig da­von, in wel­chem Bun­des­ge­setz sie vor­ge­nom­men wird.

42 Zu Recht ist das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt auch da­von aus­ge­gan­gen, dass der Grund­satz des § 87a Abs. 1 Satz 2 Alt. 2 SGB XI für Heim­ver­trä­ge mit Leis­tungs­emp­fän­gern der Pfle­ge­ver­si­che­rung nicht durch die Zu­las­sung be­grenz­ter Fort­gel­tungs­ver­ein­ba­run­gen ge­mäß § 8 Abs. 8 Satz 2 HeimG a.F. durch­bro­chen wird. Die ab­wei­chen­de Auf­fas­sung der Re­vi­si­on, die § 8 Abs. 8 Satz 2 HeimG a.F. als spe­zi­el­len, § 87a Abs. 1 Satz 2 Alt. 2 SGB XI ver­drän­gen­den Aus­nah­me­vor­be­halt ver­steht, trifft nicht zu. Sie ver­kehrt das sys­te­ma­ti­sche Ver­hält­nis bei­der Vor­schrif­ten, weil sie über­sieht, dass ei­ne Spe­zia­li­tät der heim­recht­li­chen Re­ge­lung nicht schon mit der Ver­schie­den­heit des Re­ge­lungs­ge­gen­stan­des bei­der Ge­set­zes­wer­ke be­grün­det wer­den kann, und dass ein Vor­rang des § 8 Abs. 8 Satz 2 HeimG a.F. vor der für Leis­tungs­emp­fän­ger der Pfle­ge­ver­si­che­rung ge­trof­fe­nen Son­der­re­ge­lung des § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI sich auch nicht aus der Ent­ste­hungs­ge­schich­te er­gibt.

43 § 87a Abs. 1 Satz 2 Alt. 2 SGB XI ist ge­gen­über § 8 Abs. 8 Satz 2 HeimG a.F. die spe­zi­el­le­re Vor­schrift, weil sein An­wen­dungs­be­reich die­ser Vor­schrift ge­gen­über in zwei­fa­cher Hin­sicht ein­ge­schränkt ist.

44 Sein Tat­be­stand er­fasst nicht die Heim­ver­trä­ge sämt­li­cher Be­woh­ner von sta­tio­nä­ren Pfle­ge­ein­rich­tun­gen, son­dern nur die Heim­ver­trä­ge der­je­ni­gen Teil­grup­pe der Be­woh­ner, die gleich­zei­tig Leis­tungs­emp­fän­ger der so­zia­len Pfle­ge­ver­si­che­rung sind. Da­mit wer­den bei­spiels­wei­se Heim­ver­trä­ge mit sog. Selbst­zah­lern nicht er­fasst. Zum an­de­ren re­gelt § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI im Un­ter­schied zu § 8 Abs. 8 Satz 2 HeimG a.F. nicht die Fort­gel­tung des Heim­ver­trags schlecht­hin, son­dern nur das Fort­be­stehen der heim­ver­trag­li­chen Zah­lungs­pflicht des Be­woh­ners.

45 Stellt das Ge­setz für die Be­ur­tei­lung ei­nes Sach­ver­halts ei­ne spe­zi­el­le Norm zur Ver­fü­gung, tritt die den Sach­ver­halt eben­falls er­fas­sen­de all­ge­mei­ne Norm grund­sätz­lich zu­rück. Ist ei­ne Ver­let­zung der spe­zi­el­len Norm oh­ne gleich­zei­ti­ge Ver­let­zung der all­ge­mei­nen denk­bar, muss dar­auf ab­ge­stellt wer­den, wel­che nach ih­rem spe­zi­fi­schen Sinn­ge­halt die stär­ke­re sach­li­che Be­zie­hung zu dem zu prü­fen­den Sach­ver­halt hat und sich des­halb als ad­äqua­ter Maß­stab er­weist (BVerfG, Ur­teil vom 24. Ja­nu­ar 1962 - 1 BvL 32/57 - BVerf­GE 13, 290 <296>). Auf die­sen stär­ke­ren Sach­be­zug kommt es hier an, weil die all­ge­mei­ne Re­ge­lung des § 8 Abs. 8 Satz 2 HeimG a.F. und die Son­der­re­ge­lung des § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI ge­gen­läu­fi­ge Rechts­fol­gen­an­ord­nun­gen tref­fen, so­dass ein Ver­stoß ge­gen die Spe­zi­al­norm kei­ne Ver­let­zung der all­ge­mei­nen Vor­schrift im­pli­ziert. Die stär­ke­re Be­zie­hung des § 87a Abs. 1 Satz 2 Alt. 2, Satz 4 SGB XI zum zu prü­fen­den Sach­ver­halt er­gibt sich dar­aus, dass sein Re­ge­lungs­be­reich den hier strei­ti­gen Sach­ver­halt der Ver­trags­dau­er bei Heim­ver­trä­gen mit Leis­tungs­emp­fän­gern der Pfle­ge­ver­si­che­rung ge­nau, d.h. eben­so aus­schlie­ß­lich wie voll­stän­dig er­fasst. Gleich­zei­tig trägt die Re­ge­lung der pfle­ge­ver­si­che­rungs­recht­li­chen Prä­gung der Leis­tungs- und Ent­gelt­ver­ein­ba­run­gen in Heim­ver­trä­gen mit die­ser Per­so­nen­grup­pe Rech­nung.

46 Dem Ein­wand der Klä­ge­rin­nen, ein Vor­rang des § 8 Abs. 8 Satz 2 HeimG a.F. er­ge­be sich je­den­falls aus des­sen Ent­ste­hungs­ge­schich­te, ist das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt zu Recht nicht ge­folgt. Für die von der Re­vi­si­on an­ge­nom­me­ne be­wuss­te Durch­bre­chung des § 87a Abs. 1 Satz 2 Alt. 2 SGB XI ge­ben die Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en kei­ne An­halts­punk­te. Sie be­le­gen we­der ei­ne voll­stän­di­ge oder teil­wei­se Ab­kehr vom Be­stre­ben, das Heim­ver­trags- und das Pfle­ge­ver­si­che­rungs­recht zu har­mo­ni­sie­ren, noch ei­nen Wil­len des Ge­setz­ge­bers, den da­zu ein­ge­führ­ten Grund­satz der Ver­trags­be­en­di­gung mit dem Ster­be­tag auch für die Teil­grup­pe der Leis­tungs­emp­fän­ger der so­zia­len Pfle­ge­ver­si­che­rung auf­zu­ge­ben. Zwar wur­de die Ein­fü­gung des § 8 Abs. 8 Satz 2 HeimG a.F. mit der Er­wä­gung be­grün­det, we­gen der Un­mög­lich­keit ei­ner so­for­ti­gen Neu­be­le­gung des Heim­plat­zes nach dem Verster­ben ei­nes Be­woh­ners sol­le ei­ne Fort­gel­tungs­ver­ein­ba­rung für ei­nen (im Ver­gleich zu § 4b Abs. 8 HeimG a.F.) auf zwei Wo­chen ver­kürz­ten Zeit­raum hin­sicht­lich der Ent­gelt­be­stand­tei­le für Un­ter­kunft und In­ves­ti­ti­ons­kos­ten zu­läs­sig blei­ben (Be­grün­dung der Be­schluss­emp­feh­lung des für die No­vel­lie­rung des Heim­ge­set­zes fe­der­füh­ren­den Aus­schus­ses für Fa­mi­lie, Se­nio­ren, Frau­en und Ju­gend vom 21. Ju­ni 2001, BT­Drucks 14/6366 S. 31). Dass da­mit auch das An­lie­gen auf­ge­ge­ben wer­den soll­te, die heim­ver­trag­li­chen und pfle­ge­ver­si­che­rungs­recht­li­chen Re­ge­lun­gen für Ver­trä­ge mit Leis­tungs­emp­fän­gern der Pfle­ge­ver­si­che­rung zu har­mo­ni­sie­ren, ist der Be­grün­dung des Än­de­rungs­vor­schlags je­doch nicht zu ent­neh­men. Auf die im Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­ren par­al­lel be­ra­te­ne Re­ge­lung für Leis­tungs­emp­fän­ger in § 87a Abs. 1 Satz 2 Alt. 2 SGB XI geht sie eben­so we­nig ein wie auf die vom Ge­setz­ge­ber fest­ge­stell­te Pra­xis, die Leer­stän­de be­reits bei Ent­gelt­ver­ein­ba­run­gen im Rah­men der Aus­las­tungs­kal­ku­la­ti­on zu be­rück­sich­ti­gen. Das lässt dar­auf schlie­ßen, dass § 8 Abs. 8 Satz 2 HeimG a.F. nicht als be­wuss­te Durch­bre­chung der Son­der­re­ge­lung für Leis­tungs­emp­fän­ger nach § 87a Abs. 1 Satz 2 Alt. 2 SGB XI er­las­sen wur­de, son­dern nur eng be­grenz­te Fort­gel­tungs­ab­re­den in Heim­ver­trä­gen mit an­de­ren Be­woh­nern als den Leis­tungs­emp­fän­gern zu­las­sen soll­te, al­so bei­spiels­wei­se in Ver­trä­gen mit Selbst­zah­lern oder mit Be­woh­nern von Ein­rich­tun­gen, die nicht als Pfle­ge­ein­rich­tun­gen nach § 72 SGB XI zu­ge­las­sen sind.

47 Der Ein­wand der Klä­ge­rin­nen, die­se Aus­le­gung ru­fe Wer­tungs­wi­der­sprü­che zu miet­recht­li­chen Grund­sät­zen her­vor, be­rück­sich­tigt nicht, dass der Heim­ver­trag ge­setz­lich als ty­pen­ge­misch­ter Ver­trag aus­ge­stal­tet ist. Re­ge­lun­gen des Miet­rechts sind auf ihn al­len­falls sub­si­di­är an­zu­wen­den, so­fern die heim­ver­trags­recht­li­chen Vor­schrif­ten kei­ne ab­schlie­ßen­de Son­der­re­ge­lung tref­fen.

48 Die An­wend­bar­keit des § 87a Abs. 1 Satz 2 Alt. 2 SGB XI auf Heim­ver­trä­ge mit Leis­tungs­emp­fän­gern der Pfle­ge­ver­si­che­rung steht ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on auch nicht im Wi­der­spruch zu den Ent­schei­dun­gen zur Ent­gelt­er­hö­hung (BVer­wG, Ur­teil vom 29. Ju­li 2009 - BVer­wG 8 C 8.09 - NVwZ-RR 2010, 64; BGH, Ur­teil vom 3. Fe­bru­ar 2005 - III ZR 411/04 - NJW-RR 2005, 777) und zur Fra­ge des Wei­ter­be­stehens von Ent­gelt­an­sprü­chen nach vor­zei­ti­gem Aus­zug des Heim­be­woh­ners vor Ab­lauf der Kün­di­gungs­frist (AG Gör­litz, Ur­teil vom 26. Ja­nu­ar 2007 - 5 C 0239/06 - n.v.). Ob und in­wie­weit ei­ne heim­ge­setz­li­che Re­ge­lung durch ei­ne im SGB XI ge­trof­fe­ne Re­ge­lung zu Heim­ver­trä­gen mit Leis­tungs­emp­fän­gern der Pfle­ge­ver­si­che­rung ver­drängt wird, kann nur durch Aus­le­gung der be­tref­fen­den Be­stim­mun­gen und ei­ne prä­zi­se Ab­gren­zung des je­wei­li­gen An­wen­dungs­be­reichs er­mit­telt wer­den. Die von den Klä­ge­rin­nen an­ge­führ­te Ver­pflich­tung zur tag­ge­nau­en Ent­gelt­be­rech­nung nach § 87a Abs. 1 Satz 1 SGB XI ist für das Ver­hält­nis des Sat­zes 2 der Vor­schrift zu § 8 Abs. 8 HeimG a.F. nur in­so­weit von Be­deu­tung, als sie un­ter­streicht, dass der Ge­setz­ge­ber die Ent­gelt­zah­lungs­pflicht an das täg­li­che Er­brin­gen der sta­tio­nä­ren Leis­tun­gen knüpft und ei­ne über den Tod des Heim­be­woh­ners hin­aus­rei­chen­de Ent­gelt­zah­lungs­pflicht aus­schei­det.

49 Hin­sicht­lich der seit dem 1. Ok­to­ber 2009 ge­schlos­se­nen Heim­ver­trä­ge und der Pflicht zur An­pas­sung der Alt­ver­trä­ge nach Ab­lauf der Über­gangs­frist ge­mäß § 17 Abs. 1 WBVG er­gibt sich die Man­gel­haf­tig­keit der be­an­stan­de­ten Fort­gel­tungs­klau­sel, so­weit sie Ver­trä­ge mit Leis­tungs­emp­fän­gern der Pfle­ge­ver­si­che­rung be­trifft, aus § 15 Abs. 1 WBVG. Da­nach müs­sen die Ver­ein­ba­run­gen in Ver­trä­gen mit Ver­brau­chern, die Leis­tun­gen nach dem Elf­ten Buch So­zi­al­ge­setz­buch in An­spruch neh­men, den Re­ge­lun­gen sei­nes 7. und 8. Ka­pi­tels so­wie den auf­grund die­ser Vor­schrif­ten ge­trof­fe­nen Re­ge­lun­gen ent­spre­chen. Ab­wei­chen­de Ver­ein­ba­run­gen sind un­wirk­sam. Schon die Über­schrift des § 15 WBVG, die auf „be­son­de­re Be­stim­mun­gen bei Be­zug von So­zi­al­leis­tun­gen“ hin­weist, lässt deut­lich er­ken­nen, dass es sich um ei­ne ge­gen­über den all­ge­mei­nen heim­ver­trag­li­chen Vor­schrif­ten vor­ran­gi­ge Spe­zi­al­re­ge­lung für Ver­trä­ge mit Leis­tungs­emp­fän­gern der Pfle­ge­ver­si­che­rung han­delt. Zu den ver­dräng­ten all­ge­mei­nen Vor­schrif­ten zählt § 4 Abs. 3 Satz 2 WBVG, der wie § 8 Abs. 8 Satz 1 HeimG a.F. be­grenz­te Fort­gel­tungs­ver­ein­ba­run­gen über den Tod des Ver­brau­chers hin­aus zu­lässt. Für Ver­trä­ge mit Heim­be­woh­nern, die Leis­tungs­emp­fän­ger der Pfle­ge­ver­si­che­rung sind, bleibt es da­her beim Grund­satz des § 4 Abs. 3 Satz 1 WBVG, der im Ein­klang mit § 87a Abs. 1 Satz 2 Alt. 2 SGB XI die Be­en­di­gung des Ver­trags­ver­hält­nis­ses mit dem Tod des - hier als Ver­brau­cher be­zeich­ne­ten - Heim­be­woh­ners vor­sieht. Auch ent­ste­hungs­ge­schicht­lich lässt sich be­le­gen, dass der Ge­setz­ge­ber für Ver­trä­ge mit Leis­tungs­emp­fän­gern der Pfle­ge­ver­si­che­rung die­sen Grund­satz aus­nahms­los fest­schrei­ben woll­te. Ein Vor­schlag des Bun­des­ra­tes, in § 87a Abs. 1 Satz 2 SGB XI nur noch die Be­en­di­gung der Zah­lungs­pflicht der Kos­ten­trä­ger zu re­geln und den Be­griff der Heim­be­woh­ner aus dem Tat­be­stand zu strei­chen, konn­te sich im Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­ren nicht durch­set­zen. Wie die Ge­gen­äu­ße­rung der Bun­des­re­gie­rung aus­führ­te, wür­de da­mit ei­ne Dop­pel­fi­nan­zie­rung der Leer­stän­de ei­ner­seits durch die Ent­gelt­ver­ein­ba­rung zwi­schen Heim- und Kos­ten­trä­gern, und an­de­rer­seits durch heim­ver­trag­li­che Fort­gel­tungs­ver­ein­ba­run­gen mit den Heim­be­woh­nern er­mög­licht (BT­Drucks 16/12882 S. 8 und 12 zu Nr. 8).

50 An der Ver­wen­dung der man­gel­haf­ten Mus­ter­ver­trags­klau­sel ha­ben die Klä­ge­rin­nen nach den nicht mit Ver­fah­rens­rü­gen an­ge­grif­fe­nen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts bis zum Er­lass der an­ge­grif­fe­nen und für so­fort voll­zieh­bar er­klär­ten Be­schei­de fest­ge­hal­ten, ob­wohl ih­nen ge­gen­über ei­ne Män­gel­be­ra­tung im Sin­ne des § 16 HeimG a.F. statt­ge­fun­den hat­te.

51 Der Er­lass der an­ge­grif­fe­nen An­ord­nun­gen, die die Klä­ge­rin­nen ver­pflich­te­ten, in Ver­trä­gen mit Leis­tungs­emp­fän­gern der Pfle­ge­ver­si­che­rung auf die be­an­stan­de­te Klau­sel zu ver­zich­ten und statt­des­sen ge­set­zes­kon­form die Be­en­di­gung des Ver­trags mit dem Ster­be­tag zu ver­ein­ba­ren, ist je­weils ge­eig­net und er­for­der­lich, die Er­fül­lung der Pflicht zur ge­set­zes­kon­for­men Ver­trags­ge­stal­tung ge­gen­über die­ser Grup­pe der Heim­be­woh­ner zu si­chern. Die Re­ge­lung ist für die Klä­ge­rin­nen auch zu­mut­bar, weil die fi­nan­zi­el­len Be­las­tun­gen aus dem ab­seh­ba­ren Leer­stand im Rah­men der Aus­las­tungs­kal­ku­la­ti­on be­rück­sich­tigt wer­den kön­nen. Er­mes­sens­feh­ler der An­ord­nun­gen sind we­der gel­tend ge­macht noch er­kenn­bar. Der Be­klag­te hat sein An­ord­nungs­er­mes­sen ge­mäß § 40 VwVfG LSA a.F. ent­spre­chend dem Zweck der ge­setz­li­chen Er­mäch­ti­gung und in­ner­halb ih­rer ge­setz­li­chen Gren­zen aus­ge­übt.

52 Grund­rech­te der Klä­ge­rin­nen sind nicht ver­letzt. Die An­ord­nun­gen stel­len sich als ge­setz­lich ge­deck­te, ver­hält­nis­mä­ßi­ge Be­schrän­kun­gen der Be­rufs­aus­übungs­frei­heit dar. So­weit sie be­reits ab­ge­schlos­se­ne Ver­trä­ge be­tref­fen, ak­tua­li­sie­ren sie nur die ge­setz­lich vor­ge­schrie­be­ne Un­wirk­sam­keit vom Ge­setz ab­wei­chen­der, für die Be­woh­ner nach­tei­li­ger Ver­ein­ba­run­gen ge­mäß § 5 Abs. 5 Satz 1 HeimG a.F. i.V.m. § 9 HeimG a.F., § 87a Abs. 1 Satz 1 SGB XI und § 15 Abs. 1 Satz 2 WBVG. Da­mit kon­kre­ti­sie­ren sie nur den In­halt der Rech­te aus dem Heim­ver­trag, oh­ne die­se zu ver­kür­zen. Dem grund­recht­li­chen An­spruch der Klä­ge­rin­nen auf Jus­tiz­ge­wäh­rung ge­nügt die Er­öff­nung des Ver­wal­tungs­rechts­wegs ge­gen die heim­recht­li­chen An­ord­nun­gen. Der Jus­tiz­ge­wäh­rungs­an­spruch ver­mit­telt nicht das Recht, be­stimm­te Kon­flik­te frei von staat­li­cher Auf­sicht aus­schlie­ß­lich auf dem Zi­vil­rechts­weg aus­tra­gen zu dür­fen.

53 Auch die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, die Zwangs­geldan­dro­hun­gen und Ge­büh­ren­fest­set­zung in den an­ge­grif­fe­nen Be­schei­den sei­en recht­mä­ßig, ist re­vi­si­ons­recht­lich feh­ler­frei.

54 Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 140 Abs. 2 Satz 2 i.V.m. § 154 Abs. 2, § 155 Abs. 2 Vw­GO.